Oasis Springs Nr. 11 - Familie Töpfer

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23.04.2023 14:34 (zuletzt bearbeitet: 04.07.2023 09:34)
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Hausmeister

Chip kommt von Brindleton Bay Nr 10 - Brindelton High
Bertl kommt von Paralelluniversum - Oasis Springs

Charakter: Chip, Bertl
Geschichtsstrang: Zu viel ist zu viel

Mit einem Ruck fährt Bertl vom Sofa hoch. Er ist Schweiß gebadet. Hektisch bewegt sein Blick sich durch den dunklen, nur von ein paar spärlichen Mondstrahlen erhellten, Raum. Sein Atem geht schnell. Kein Himmel über ihm. Was ist das für ein Haus? Langsam rücken die Gegenstände in seinem Bewusstsein an ihren angestammten Platz. Kamin, Fernseher, Tisch und..die Pralinenschachtel. Erleichtert aufatmend schwingt er die Beine von der Couch und setzt sich aufrecht hin. Er ist zuhause..ZUHAUSE. Eine warme Welle der Dankbarkeit durchströmt ihn und erfüllt ihn mit Energie, wie er sie schon lange nicht mehr gespürt hat. Er wischt sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und erhebt sich leicht schwankend.



Er muss jetzt zu Marga. Alles erklären. Nach ein paar tiefen Atemzügen strafft er den Rücken und erklimmt die Stufen in den ersten Stock, wo das Schlafzimmer liegt. Kurz bleibt er vor Adrians Zimmertür stehen und lauscht. Mucksmäuschenstill. Fast geräuschlos öffnet er die Tür einen Spalt und linst hindurch. Leer. Enttäuscht schließt er sie wieder. Bestimmt wieder irgendwo mit diesem Blaisdell Bengel unterwegs. Ebenso behutsam schiebt er dann die Schlafzimmertüre auf und erschrickt. Das Bett liegt sorgfältig gemacht und unbenützt in einer Pfütze aus bleichem Mondlicht, was es beinahe wie ein Totenlager aussehen lässt. Geschockt steht Bertl davor. Sein rasender Herzschlag passt sich den sich überschlagenden Gedanken an. Wo ist seine Frau? Sein Sohn? Was geht hier vor?
Mit einem Ruck dreht er sich auf der Ferse herum und eilt wieder nach unten. „Marga!“ Ein Schrei auf der Treppe. „Marga?“ Unten angekommen. „MARGA!!“



Küchentüre aufreißen und stocksteif stehen bleiben ist eins. Was zum Teufel ist hier los? Sein unruhiger Blick gleitet über den festlich für zwei gedeckten Küchentisch. Ist das die Tischecke aus ihrem Aussteuerschrank? Ihre Mutter hatte noch auf diesen altmodischen Kram bestanden und Bertl weiß, dass Marga daran hängt und sie nur für ganz besondere Anlässe verwendet. Eiseskälte kriecht in seiner Brust hoch und legt sich wie ein tödlicher Ring um sein Herz. Sie deckt einen Tisch für zwei, mit Kerzen und der Tischdecke, die sie mit in die Ehe gebracht hat, in seiner Abwesenheit?!



Der Eisring beginnt zu schmelzen und hitzige Wut übernimmt das Steuer. Wo steckt sie? Mit einem Verehrer unterwegs und gleich kommen sie nach Hause um hier einen kleinen, romantischen Nachtimbiss zu haben? Bertls Kiefer beginnen zu malmen. Da hat Er aber noch ein Wörtchen mit zu reden! Er ballt die Fäuste, als ihm plötzlich die Erleuchtung kommt. Natürlich! Zwiesel. Herbert Zwiesel..der Hund! Sofort ist das Bild aus der Zukunft präsent. Marga, die lächelnd mit ihm in das Haus geht.Wie hatte er noch gesagt?
Du machst die Kinder so glücklich mit deinen Geschichten, ich wusste immer dass du ein goldenes Herz hast, schon damals als du uns immer deinen leckeren Kirschschnaps verkauft hast.“ In flammenden Lettern stehen diese Worte vor Bertls innerem Auge.



Er steht hier von den Anfängen dieser unglückseligen Entwicklung! Der Keimzelle dieser Entwicklung! Sie ist bei Herbert! Mit einem wütenden Aufschrei packt Bertl die Tischdecke und zieht sie mit einem gewaltsamen Ruck vom Tisch. Sämtliche Deko schleudert durch den Raum, knallt gegen Schranktüren und kullert über den Boden. Mit wildem Blick tritt Bertl gegen den Tisch, der Richtung Fenster kippt und gegen die Fenster prallt. Es knackt und eine der Scheiben springt von oben bis unten, bleibt aber im Rahmen. Noch immer kochend, macht er kehrt und stürmt aus dem Haus, die nächtliche Straße hinunter. Dem Kerl wird er's zeigen!



Unterdessen..

Nicht denken, nicht denken, nicht denken, nicht...während ihn seine Beine wie mechanisch pumpend nach Hause tragen, kreisen die Worte mantraartig in Chips Kopf. Er kann das, er kann die Gedanken unterdrücken, das hat er vor langer Zeit gelernt und perfektioniert. Jetzt spürt er, dass seine Gefühle und die Panik permanent ganz knapp unter der Oberfläche pulsieren. Er muss den Deckel geschlossen halten, bis er in sicherer Umgebung ist. Bis er das erlauben darf. Bis er Denize und dem Abend erlauben kann, wieder in sein Bewusstsein zu dringen. Der Kies spritzt unter seinen Sohlen weg, so schnell hetzt er durch die Nacht. Kurz bevor er sein Zuhause erreicht bremst er so abrupt ab, dass er eine Spur in den Kies zieht. Keuchend starrt er auf das Gebäude. Alle Lichter brennen im Untergeschoss. Die Haustür steht sperrrangelweit auf. What the f...??!
Ist seine Mutter da? Nein, dann wäre die Tür nicht offen.. Einbrecher? Hat er selbst das so hinterlassen?



Zögernd klettert Chip die Stufen zum Eingang hoch und betritt mit wild pochendem Herzen das Haus. Leise lehnt er die Tür hinter sich an und verharrt lauschend imFlur. Alles still, aber die Küchentür steht auf und..Zeug liegt überall verstreut?



Doch ein Einbruch? Mit ein paar Schritten hat er den Raum erreicht und starrt geschockt auf das Chaos, das sich ihm bietet. Es ist alles so ordentlich, wie er es hinterlassen hat, nur der Tisch ist verwüstet worden. Immer noch schwer atmend versucht er eine sinnvolle Erklärung für all das zu finden, als von draussen wütende Stimmen zu hören sind. Sein Blick irrt von rechts nach links, er kann keinen klaren Gedanken fassen und steht wie angewurzelt. WAMM! Mit einem lauten Knall fliegt die Haustüre auf. Chip wirbelt herum und sieht sich einem vor Wut schnaubenden Nachbarn gegenüber und...seinem Vater??
Das ist alles ein Film, ein Horrortrip...das Gras war gestreckt mit irgendnem psychedelischen Zeug und gleich wird er aufwachen...alles ist nur ein Traum. Wach auf, wach auf, wach..
Für ein paar Augenblicke starren die drei sich wortlos an. Chip wird bewusst, was er für einen Anblick bieten muss. Das Halloween Kostüm, die rote Farbe, das verschmierte Make-up. Bertl trägt irgendwelche seltsame Kleidung, die Chip noch nie zuvor gesehen hat. Sein erster Impuls beim seinem Anblick, ist Erleichterung. Nicht Freude, aber Erleichterung, dass er noch lebt. Der zweite ist Wut. Wut darüber, dass sich schon wieder irgendein verrücktes Spektakel abspielt. Beides bleibt aber verschlossen in seinem Inneren. Er kann nur verwirrt und geschockt auf die beiden Männer stieren, unfähig irgendetwas zu sagen oder sich zu rühren. Dann kommt wieder Leben in Herbert Zwiesel, der den jetzt wild fluchenden Bertl am Kragen gepackt hat und vor sich her, Richtung Küche schiebt.
Hier! Nimm diesen durchgedrehten Spinner von Vater zu dir und sorg dafür, dass er NIE wieder einen Fuß in Richtung unseres Hauses setzt! Sonst kannst du ihn im Knast besuchen!“



Zwiesel versetzt Bertl einen heftigen Schubs, der stolpert, fällt und reisst Chip mit zu Boden. Herbert stürmt raus, knallt die Eingangstüre hinter sich zu und man kann ihn draussen noch weiter schimpfen hören.
In Chip, der gerade noch in der Vorstellung gefangen war, gleich in der 'normalen' Realität aufzuwachen, steigt Ekel hoch, als er sich in so engem Körperkontakt zu seinem Erzeuger wieder findet. Bertl und er versuchen gleichzeitig auf die Füße zu kommen, was zu einem hektischen Gerangel am Boden führt, bis Chip sich hoch rappeln und an der Küchentheke hoch ziehen kann. „Was zur Hölle ist hier los? Wo kommst du her und was ist das alles hier für eine Sche iße?!“ brüllt Chip seinen Vater an. Gleichzeitig fragt er sich ob das überhaupt sein Vater ist oder irgendeine Erscheinung. In seinem Kopf dreht sich alles und er kann spüren, wie die brodelnde Suppe in seinem Inneren nach oben kochen will. Mühsam ringt er sie wieder nieder und schreit weiter. „Sag was verdammt nochmal oder ich dreh gleich total durch!“



Warte, du verstehst nicht! Bertl steht schwankend auf und streckt abwehrend einen Arm gegen seinen wütenden Sohn. „Lass mich erklären. Deine Mutter ist weg, versteckt sich vermutlich bei Herbert und ich musste verhindern, dass sie mit Zwiesel ein neues Leben anfängt, er liebt sie und seine Frau ist schwer krank..“
WAS? WAS LABERST DU DA FÜR SCHWACHSINN??“ Fassungslos hört Chip diesem Sim, der aussieht wie sein Vater, aber definitiv zehn mal so durchgeknallt ist wie Bertl, zu. Er presst den Rücken gegen die Kante der Küchentheke, um möglichst viel Abstand zwischen sich und ihn zu bringen. Das MUSS ein Alptraum sein!
Vielleicht kannst du ihn zur Vernunft bringen? Ich hab's vermasselt und..“ Bertls Ton wird flehend.
Das ist zu viel. Es ist einfach alles zu viel!
Weißt du was? Der Einzige der hier krank ist bist DU! Leck mich !“



Chip wirbelt herum und stürmt die Treppe hoch. Kaum im Zimmer, dreht er mit zitternden Fingern den Schlüssel im Schloss herum und lehnt sich schwer atmend an die Tür. Die 'Adrian' Rufe seines Vaters ignoriert er.
Nicht denken, nicht verrückt werden, nicht denken, nicht verrückt werden, nicht..“
Diesmal spricht er die Worte laut aus. Er muss seine eigene Stimme hören, damit er nicht völlig abhebt. Sein Blick fällt auf den Rucksack, der achtlos hingeworfen vor seinem Bett liegt. Ausdruckslos starrt er einen Moment darauf, dann stemmt er sich von der Tür ab und hebt ihn auf. Gerade noch rechtzeitig, denn schon rüttelt Bertl von außen an der Türklinke. „Adrian, bitte...hör mir zu. Du missverstehst das alles. Ich..ich wollte euch nicht im Stich lassen, ich bin ungewollt..ich meine..." Dann leise murmelnd. "Nein, ich darf das nicht sagen, sonst tötet er mich..“ Sein Vater murmelt weiter wirres Zeug vor der Zimmertüre und Chip macht die Schotten dicht innerlich, während er hektisch Klamotten aus seinem Schrank reisst und in den Rucksack stopft. Er muss raus aus diesem Irrenhaus! Rasch schraubt er den losen Fuß seines Bettes ab und fischt die gesamten Ersparnisse der letzten Wochen heraus. Führerscheingeld. Zukunftsgeld. Nicht denken, nicht denken, nicht denken.. Chip stopft es in die Innentasche des Rucksacks und sieht sich nochmal um. Er kann nicht ins Bad um Zahnbürste und solchen Kram zu holen, solange der Alte vor der Tür herumturnt, es muss also erstmal so gehen. Okay, noch die Schachtel Kippen vom Schreibtisch, Feuerzeug, Handy, sein Skateboard? Nein...doch, das muss mit...nein..aber die Cap! Ohne die geht nichts. Chip setzt sie auf, schultert das Gepäck und öffnet leise das Fenster. Geübt schwingt er sich rüber zur Regenrinne und hangelt sich daran hinunter.



Kurz darauf verschluckt in die Dunkelheit. Er will zum Skateplatz, sich waschen, umziehen und dann...weg. Eine halbe Stunde später steht er mit nassen Haaren und frischen Klamotten in Oasis Springs am Straßenrand und hält den Daumen in den Wind. Nicht denken, nicht denken, nicht denken, nicht...



Chip geht nach Mt. Komorebi


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23.04.2023 14:59 (zuletzt bearbeitet: 23.04.2023 15:32)
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Hausmeister

Maryama - letzter Post

Charaktere: Delsyn / Bertl / Maryama
Geschichtsstrang: Bertls Chaos




Gut gelaunt und mit der Welt im reinen, tritt Delsyn aus dem Wohnwagen und atmet die nach Schnee riechende Luft ein. Es sind in der Nacht ein paar Flocken gefallen, die aber im Sand versickert sind. Er greift nach der Schaufel und legt sie sich über die Schulter, bevor er sich zum Nachbarhaus aufmacht. Chip schläft bestimmt noch, aber das macht nichts. Sie haben vor Halloween schon begonnen im Garten Ordnung zu schaffen. Eve hat mitgeholfen damit sie bei ihrem Pfadfinderleiter nächsten Frühling ein Stein im Brett hat. Damit hielt sie auch nicht hinter dem Berg und Delsyn hat sich darüber amüsiert.



Er geht nicht zur Haustür, sondern schaufelt einfach dort weiter wo er zu letzt aufgehört hat. Bald darauf nur noch im T-Shirt. Der Gedanke, dass er Marga, die wirklich eine fiese Zeit durchmacht, etwas gutes tut, treibt ihn an. Wenn sie das bis zum Frühling hinkriegen, kann sie ihr Gemüse wieder aussähen wenn es wärmer wird und mit seiner und Chips Hilfe, und Eve natürlich, ist es kostengünstig. Mit Finanzen hat Marga sich derzeit anderweitig genug herumzuschlagen.



Das Gesicht in den Händen vergraben sitzt Bertl am Küchentisch, den er gerade wieder an seinen Platz gerückt hat. Am liebsten würde er alles verdunkeln, sich verkriechen. Vor ihm steht eine ungeöffnete Flasche Wodka. Die letzte, die er im Schuppen aufbewahrt hat, für den Fall der Fälle, der jetzt eingetroffen ist. Marga ist weg, Adrian hasst ihn mehr denn je und er ist ein Versager auf ganzer Linie. Wenn seine Frau schon jetzt mit Zwiesel ist, dann kann er, Bertl, sich auch unter den Tisch trinken, dann ist es nicht mehr weit, bis Adrian sagt: Für mich ist er gestorben.



Er nimmt die Hände herunter und betrachtet die durchsichtige Flüssigkeit in der Flasche. Er weiß um die erlösende Wirkung, den alles betäubenden Nebel, der ihn schlafen... vergessen lassen wird. Das Tier regt sich, fährt die Klauen aus. Seine Finger trommeln unruhig auf der Tischplatte. Er hat sich gequält für Marga, für die Alienbewegung, für seinen Sohn. Hat das Monster nicht besiegt, aber gelernt es in Schach zu halten. Es gibt keinen Grund das weiter zu tun. Bertl schluckt hart, ehe seine zitternde Hand nach der Flasche greift und die Finger mit immer gieriger werdenden Bewegungen am Verschluss herumdrehen. Ein Geräusch, dass durch das kaputte Fenster zu ihm dringt, lässt ihn inne halten. Eine Schaufel? Der Bautrupp?



Bisher hat er noch nicht die Energie aufgebracht auch nur aus dem Fenster zu schauen, geschweige denn das Haus zu verlassen. Jetzt springt er wie elektrisiert vom Stuhl hoch. Womöglich ist seine Frau im Garten. Er stürmt über die Hintertüre hinaus und sieht Delsyn, der inmitten des Chaos steht, das einmal Margas Garten gewesen ist, schaufeln. Allein der Anblick der Verwüstung, die allein auf sein eigenes Konto geht, lässt ihn wieder zusammen sacken. Trotzdem will er den Schein wahren. Mit forschen Schritten geht er auf Del zu und grüßt ihn, als ob es ein ganz normaler Vorgang wäre. "Delsyn, ich habe dich von der Küche aus gehört. Was treibt dich hierher und vor allem..an die Arbeit in unserem Garten?" Hoffentlich merkt man ihm die Anstrengung nicht an, die ihn schon dieser Satz und das aufgesetzte Lächeln kosten.



Del hört die Schritte hinter sich und richtet sich auf. Er dreht sich zu Bertl um der ihm entgegen kommt und je näher er kommt desto älter wird er. Delsyn lächelt, spiesst die Schaufel vor sich in die weiche Erde und legt die Hände auf das Stielende. „Bertram.“ grüsst er ihn mit überraschtem Unterton zurück. Statt zu antworten mustert er ihn und stellt dem ungewaschenen Mann - es ist schlimmer als vor seinem verschwinden - eine Gegenfrage. „Seit wann bist du zurück?“



Er weiß Bescheid. Bertl fällt ein wenig zusammen. Es ist, als würde langsam die Luft aus einem Ballon entweichen. "Wie lange war ich denn weg?" fragt er zurück und schaut Delsyn verunsichert an. "Äh..seit heute Nacht." kommt es ihm dann noch leicht stammelnd über die Lippen.

Delsyn hebt eine Braue. „Verstehe.“ er wird ihm nicht sagen wie lange er weg war. „Weisst du nicht wie lange du weg warst?“ Hat er so viel getrunken? Lag er im Koma? Wenn er nicht eine verdammt gute Erklärung hat, hat Del ihm nicht viel zu sagen.



Es nützt nichts blenden zu wollen. Er darf nicht sprechen über seine Erlebnisse und um sich ein plausibles Lügengerüst auszudenken fehlt ihm jede Energie. "Ich weiß es wirklich nicht, es ist.. Gedächtnisverlust denke ich." Bertl fährt sich mit der Hand über die Stirn. "Ich kann mich an gestern erinnern, an den Streit mit Adrian, aber an nichts was davor geschehen ist." Die Verzweiflung, mit der er Delsyn ansieht ist nicht gespielt, auch wenn sie anders begründet ist, als die Erklärung vorgaukelt.

„Gedächtnisverlust.“ wiederholt Del. Er ist nicht der Typ der Leute verurteilt. Bertls Worte klingen dennoch nach einer Ausrede und er hat gesehen was sein Verschwinden mit Marga gemacht hat. Es ist schwer nicht Parteiisch zu sein. „Ich.. Wir sind dabei den Garten wieder in Ordnung zu bringen.“ er sagt nicht, damit Marga hier wieder Dinge einpflanzen kann. Er könnte es auch tun damit sie das Haus verkaufen kann. „Du hast doch nichts dagegen, oder?“



"Wer ..wir? " Bertl ist verwirrt. "Natürlich hab ich nichts dagegen, ich werd helfen..ist das einzig sinnvolle was ich tun kann." er denkt an die Flasche auf dem Küchentisch. Er muss davon fern bleiben.

Fast ist Del überrascht. Was ist passiert als er weg war? "Unter anderem Adrian." antwortet er und schaut auf die unmittelbare Umgebung wo bereits Aufräumaktionen stattgefunden haben. Delsyn blickt Bertl wieder an. Er wirkt als hätte er grade erst SARS auskuriert. "Versteh mich nicht falsch Bertram," beginnt Del mit höflichem zögern, "aber fühlst du dich dazu in der Lage...?"



Der letzte Widerstand bricht. Bertl muss sich auf einen herumliegenden Balken setzen, weil seine Knie nachgeben. "Delsyn, ich bin zu gar nichts in der Lage." Sein verzweifelter Blick wird intensiver. "Ich hab alles versaut..Marga ist weg, vielleicht mit einem Anderen und Adrian .. will nichts von mir wissen..ich..ich hab unser aller Leben ruiniert mit meinen Geschäften..was kann ich tun? Was?" Sein Blick schweift über das, in weiten teilen, immer noch chaotische Grundstück. Dann sieht er wieder zu Delsyn auf. "Weißt du..weißt du irgendetwas über Marga? Wo sie stecken könnte?" fragt er schließlich zögerlich.



Das Häufchen Elend tut Delsyn Leid. Er sieht es ein und zeigt Reue. Del weiss nur zu gut, dass es sich manchmal hoffnungslos anfühlt, wenn es einmal zu spät ist. Bertls Verzweiflung ist nachvollziehbar. Er fragt sich, ob er Marga erzählen soll dass er hier ist oder ob sie dann in ihren Entscheidungen gestresst ist. Statt ihm von Marga zu erzählen, sagt Del, „Wie wärs wenn du dich erstmal duschst, das belebt die Geister, und dann könntest du die Angelegenheiten rund um deinen Stand regeln. Ich hab… gesehn dass deine Kunden ein wenig… Ungeduldig waren mit Marga, als sie versucht hat das Geschäft aufrecht zu halten und deinen Namen zu schützen während du weg warst.“



Del weiss, wie heillos überfordert sie gewesen war, mit allem allein und sich dennoch Mühe gegeben hat, trotzt der Abwesenheit ihres Mannes, seinen…. - Verzeihung, - Scheiss zu regeln. Kein Wunder, dass ihr das über den Kopf gewachsen ist und sie hier raus musste. Del kratzt an einer Kerbe im Stil der Schaufel. „Das wäre ein guter Anfang. Und dann bring deine Finanzen, das Haus… dein Leben wieder in den Griff. Schritt für Schritt.“ Del schenkt ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Ich bin hier.“ er blickt auf das Umliegende Chaos und zurück zu dem verwahrlosten Mann, „Kriegst du das hin?“



Wortlos schaut Bertl Delsyn an. In seinem Kopf türmen sich die Worte zu Mauern, die es mühsam zu erklimmen gilt. Dann nickt er langsam. "Vermutlich hast du Recht. Zumindest den ersten Punkt sollte ich heute fertig bekommen." Schwerfällig erhebt er sich und nickt nochmal in Dels Richtung, die Lippen leicht zusammen gepresst, die Stirn gerunzelt, bevor er sich mit schleppenden Schritten ins Haus begibt.



Der Nachbar schaut Bertl nach, bis er im Haus verschwindet. Nachdenklich blickt Del zu der Tür und verharrt mit den Händen auf der Schaufel, bis er in die Seitentasche seiner Hose greift und Maryamas Nummer wählt. Besser er meldet das ihr, die besser abschätzen kann ob Marga das grade verkraftet, statt mit der Tür ins Haus zu fallen und Bertls Frau zu überrumpeln mit dieser Neuigkeit. Es klingelt am anderen Ende.

"Guten Morgen Del, auch schon munter?" fragt Maryama erfreut, nachdem sie am Display gesehen hat wer anruft.



Del lächelt und das hört sie in der Stimme. „Der frühe Vogel und so weiter.“ dann verändert sich die Stimme und wird ernster. „Ich hab Neuigkeiten.“

"Okay." Kurze Pause. "Erzähl." Maryama setzt sich aufs Sofa und beobachtet Marga, die Geschirr spült und dabei von Browneye fixiert wird, dem es wohl mehr darum geht, dass sie direkt neben dem Kühlschrank steht, der diverse unerreichbare Köstlichkeiten birgt.

„Bertram ist zurück.“ fährt Del in gleichem Ton fort. Er schaut zu den Fenstern des Hauses, kann aber niemanden sehen.



"Ach du Sch..." Maryama senkt sofort den Ton, als Marga kurz fragend den Kopf hebt. Sie steht auf, nimmt Browneye am Halsband etwas weg von ihr und bedeutet ihm gestikulierend, mit ihr nach draußen zu kommen. "Sie können also erst in drei Wochen liefern?" fragt sie Del zur Tarnung, während sie sich auf den Weg in den Garten macht. Draußen angekommen erklärt sie kurz: "Sorry, Marga war in der Nähe , ich musste erst raus gehen." Sie setzt sich ans erloschene Lagerfeuer. "Seit wann?"



Del dreht sich um und geht ein paar Schritte in dem er die Schaufel wie ein Wanderstock in die Erde steckt. „Angeblich letzte Nacht.“ er bleibt stehen. „Er sieht… schlecht aus. Ich weiss nicht wo er war oder was er gemacht hat. Er meint er habe Gedächtnisverlust…“

"Puh...das klingt aber eher nach Ausrede, oder was meinst du? " Sie krault zur Beruhigung Browneye hinter den Ohren. "Oder säuft er wieder extrem?"

Del will nicht lästern. „Weiss nicht. Ich dachte nur, ich sags dir, dann kannst du abwägen wann Marga das erfahren sollte. Wie gehts ihr?“ er steckt die Schaufel senkrecht in den Sand und schiebt sie mit dem Fuss tiefer bevor er mit der wieder freien Hand die Wasserflasche nimmt, die im Schatten vor dem Balken steht auf dem Bertl zuvor gesessen hat.



"Mmh, ist gut." Maryama nickt, obwohl Del das nicht sehen kann. "Sie ist ganz zuversichtlich. Nael kümmert sich ja um den Vertrag mit der Bank und meint die Chancen stehen gut, dass man den anfechten kann. Ansonsten ist sie langsam recht stabil finde ich, natürlich Tagesform abhängig."

„Das freut mich.“ sagt er mit dem Handy zwischen Ohr und Schulter um den Deckel der Flasche abzuschrauben. „Ich hab ihm gesagt er soll sich um sein Geschäft kümmern. Ich denke das macht er jetzt. Vielleicht hat er gute Nachrichten für sie wenn er sie wieder trifft….“ sagt er und setzt die Flasche an die Lippen.



"Das klingt definitiv fast zu schön um wahr zu sein, aber ich wünsch es den beiden. Vielleicht sagt er ja ihr wo er war und was passiert ist, wer weiß." Sie lächelt unwillkürlich. "Danke, dass du es mir erzählt hast Del. Bist du grad vor Ort?"

„Ich, ja.“ Del schraubt den Deckel wieder drauf und wechselt das Ohr als er die Flasche zurückstellt. „Bin dabei den Garten in Ordnung zu bringen. Adrian wollte heute wieder helfen, aber ich schätze er schläft noch. Hab nur gehört, dass er Bertram aus dem Weg geht seit er zurück ist.“



"Das ist glaub ich mehr oder weniger immer so, was Marga mir erzählt hat." Sie blickt in den klaren Himmel und atmet einmal tief die kühle Luft ein. "Ich hab heute Zeit zum helfen, soll ich vorbei kommen? Marga kann mit Browneye spazieren gehen, das tut ihr gut." Sie schmunzelt. "Und ihm auch."

Dels Stimme hellt sich auf, „Gern.“ er schaut zum Haus und bemerkt das offene Fenster im oberen Stock. „Ich bin noch eine Weile hier. Später muss ich noch was für das Pfadfinderlager regeln. Die haben irgendwas mit der Wasserversorgung gemacht und ich will mir das ansehen.“ er klingt amüsiert, „Nicht dass den Kids beim Zähneputzen Frösche entgegenspringen.“

"Das wär doch mal lustig, dann können sie gleich was lernen über Amphibien und wir setzen sie nach dem Zähne putzen in den Teich nach draußen." Maryama lacht. "Okay, dann mach ich mich fertig und komm dir gleich helfen. Bis nachher."



(In Zusammenarbeit mit @simscat2)

Maryama - nächster Post


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23.04.2023 15:20 (zuletzt bearbeitet: 04.07.2023 09:52)
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Marga kommt von Brindleton Bay Nr. 7 - Maryamas Haus

Charaktere: Bertl, Marga
Geschichtsstrang: Aus alt mach neu?


Schon von weitem sieht Marga, dass in Adrians Zimmer das Fenster offen steht und das bei der Kälte. Merkt Bertram sowas gar nicht? Der zweite Blick registriert, dass der Verkaufswagen fehlt. Er hat dieses unselige Geschäft also aufgegeben. Ist das ein gutes Zeichen? Das flaue Gefühl im Magen wird stärker. Was erwartet sie gleich?



Allein der Gedanke an den zerstörten Garten treibt ihr den Schweiß auf die Stirn, aber jetzt heißt es die Zähne zusammen beißen.Nach dem Telefonat mit Nael hat sie einen Entschluss gefasst. Hoffentlich verlässt sie nicht gleich wieder der Mut. Bertram hat so eine Art an sich, die ihr in Sekunden den Wind aus den Segeln nehmen kann. Marga strafft die Schultern und legt mit aufrechtem Gang den Rest der Strecke nach Hause zurück. Als sie um die Ecke Richtung Haustüre biegt, bleibt ihr vor Überraschung der Mund offen stehen. Der Garten ist zwar nicht mehr ihr Garten, aber das Grundstück ist wieder eingeebnet. Dieses riesige, gähnende Loch ist verschwunden und sogar ihre geliebten Obstbäume sind wieder in die Erde gepflanzt worden. Von Bertl. Er steht daneben und klopft gerade den Erdboden rundherum fest. Sprachlos steht Marga für ein paar Sekunden da und versucht das Szenario zu verarbeiten. Wann ist das alles geschehen? Dann dämmert es ihr. Wie Maryama öfter als üblich gesagt hatte, sie müsse Delsyn zur Hand gehen...Delsyn, bestimmt hat er dafür gesorgt, dass hier Ordnung geschaffen wurde..und womöglich sogar Bertl motiviert etwas zu tun. Dankbarkeit und Erleichterung lassen wieder die Tränen rollen. Die Koffer entgleiten ihren Fingern und fallen mit einem dumpfen Geräusch zu Boden, was Bertl herum fahren lässt. Stumm verschmelzen für Sekunden ihre Blicke miteinander. Marga spürt wie das Eis in ihrem Herzen zu bröckeln beginnt beim Anblick ihres unverletzten Mannes. So lange hat sie die Sorge um sein Wohlergehen unterdrückt, um nicht verrückt zu werden.

Marga!“ Bertls Ruf unterbricht die Starre. Er lässt die Schaufel fallen und läuft auf sie zu.



Als er versucht sie zu umarmen und stammelnd um Worte ringt, streckt Marga die Arme aus und schiebt ihn, nur mühsam ihre Emotionen beherrschend, ein Stück von sich weg. „Warte!“ Bertl weicht noch einen Schritt zurück und sieht sie verwirrt und gleichzeitig ängstlich an, was wiederum Marga verwirrt. So kennt sie ihn nicht. „Bevor du dir irgendetwas zurecht legst. Ich will nichts hören und auch keine Fragen gestellt bekommen. Ich bin wieder da, du bist wieder da..das muss vorerst reichen. Ansonsten dreh ich hier auf dem Absatz um und werde sicher nicht noch einmal zurück kommen.“ Gott, wieviel Kraft ein paar Sätze kosten können. Ihr ist bewusst, dass es Gespräche geben muss, aber zum einen fühlt sie sich dem im Moment noch nicht gewachsen, zum anderen reicht dieses Konzept, um den wichtigsten Punkt um zu setzen, den sie aber nicht hier draußen im Garten ansprechen wird.
Sie lächelt Bertl an. „Lass uns rein gehen.“ -“Marga, ich..“ - „Drinnen Bertl.“
Wieder in diesem geliebten Haus zu sein, zu wissen, dass es ihr nicht unter der Nase weggepfändet wird, ist das schönste Gefühl seit langem. Als Marga die Küchentüre aufmacht, kommt die kalte Dusche. Eine Wodkaflasche mitten auf der Tischplatte. Demonstrativ. Angst kriecht in ihrem Inneren hoch. Sie dreht sich mit fragendem Blick zu ihrem Mann, der schnurstracks an ihr vorbei geht, die Flasche packt und mit, wie Marga automatisch registriert, zitternden Händen in den Ausguss kippt.



„Die stand da als Mahnmal Marga. Ich will, ich MUSS es schaffen davon weg zu kommen.“ Bertl sieht sie an und Marga kann den Ernst hinter diesen Worten in seinen Augen lesen. Sie atmet einmal tief durch und uamrmt ihn dann lange. Es ist keinesfalls sicher, ob es einen Weg geben kann für ihre 'Familie', aber einen Versuch will sie wagen. Allerdings nicht bedingungslos. Als sie zusammen am Tisch sitzen und Bertl das Gesicht in den Händen vergräbt, nimmt Marga sie bestimmt herunter, drückt sie und sieht ihn an.



Ich habe Zeit mit Sims verbracht, die mir gezeigt haben, wie es sein kann respektvoll zusammen zu leben, miteinander zu lachen, statt sich zu bekämpfen, einander zu unterstützen und einfach der Sim sein zu dürfen, der man ist. Ich werde hier bleiben, Bertl.“ Sie schaut ernst in seine Augen, in denen der gleiche, kleine Hoffnungsfunken glimmt, wie in ihren. „Aber es gibt Bedingungen. Du wirst dich in Behandlung begeben. In eine Klinik, wo man dir hilft die Sucht zu überwinden und zeigt, wie du danach leben kannst. Zusammen mit mir und deinem Sohn.Wir beide allein können das nicht stemmen, Bertl.“

Bertl richtet sich etwas auf und nickt stumm. Sie wird bei ihm bleiben, das ist alles was er will. Mit ihr leben dürfen und wieder ein 'Sim' werden. “Du hast recht, Marga...das ist der einzig sinnvolle Weg.“



Ja, aber nicht die einzige Bedingung.“ Marga hält innerlich den Atem an. Sie ist keine Spielerin und gewiss nicht geübt in Pokerface aufsetzen, aber dieser Schachzug muss sein. Maryama, die heute noch mit ihr geübt hat, wäre stolz sie jetzt zu sehen. „Ich werde dich nach Kräften dabei unterstützen Bertram, aber wenn das überstanden ist, geht es daran die Schulden für das Haus zu tilgen. Du weißt, dass uns das in den Ruin treiben kann. Durch deine Misswirtschaft verliere ich womöglich mein Elternhaus, das darf nicht geschehen.“ Ihr Blick fixiert ihren Mann.
Bertl blickt zerknirscht zurück und setzt zu einer Antwort an.
Sag jetzt nichts. Was geschehen ist, ist geschehen. Du suchst dir nach deiner Rückkehr wieder Arbeit und ich überlege mir ein Konzept, wie ich selbst auch Geld verdienen kann. Nur so, gemeinsam, werden wir das größte Unglück verhindern können, nämlich dass das Haus meiner Eltern und Großeltern an irgendwelche Fremden fällt, die es abreissen und einen protzigen Neubau hinstellen würden.“



Sie will sich ein Konzept überlegen um selbst Geld zu verdienen? Bertls Kopf ruckt hoch. Mehr Schnaps brennen und an die Nachbarn verkaufen? Die..Zwiesel Nachbarn? Er schüttelt den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben, was Marga fehl interpretiert und eine Augenbraue hebt. Schnell beeilt er sich zu erklären. „Das wird nicht geschehen Marga, ich werde alles dafür tun, versprochen.“ Es ist seine letzte Chance. Er kann Margas Entschlossenheit spüren. Das ist neu, aber sehr...attraktiv, stellt er mit Verwunderung fest. Mit dieser Frau an seiner Seite kann er alles schaffen.
Dann sind wir uns in diesem Punkt einig.“ Margas sanfte Stimme dringt zu ihm durch. „Dann kommen wir zum nächsten. Adrian. Was ist zwischen euch vorgefallen? Erzähl.“ Bertl sackt innerlich wieder etwas zusammen. Hat er gerade gedacht, er könne alles schaffen? Vielleicht muss er das nochmal revidieren.


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23.04.2023 17:39 (zuletzt bearbeitet: 04.07.2023 00:46)
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Hausmeister

<<<Blaze ist im - Blaisdell Anwesen<<<
<<<Denize kommt von Brindleton High<<<



Charaktere: Denize, Marga, Blaze
Geschichtsstrang: Die Stunde der Wahrheit

"...aber du bist sein bester Freund?"



"Na und?"
"Du willst es mir nur nicht sagen. Ist es weil er dir gesagt hat er will nicht mit mir sprechen?"
"Alter... Denize... ich hab echt andere Probleme grade."
"Erst duschst du uns mit Farbe und jetzt? Du schuldest mir was!"
"Verdammt! Er ignoriert mich, ok?! Seit der Farbe. Checkst dus nich? Ich weiss nich wo er ist und jetz geh mir nich aufn Zeiger... Psych..."



"Was soll ich den noch machen...?"
"Woher soll ich das wissen? Sieh bei ihm zu Hause nach."
"Warst du da schon?"
"Wie denn...!
".... Danke.. ich leg jetzt auf. Bye."
"Ciao.."


Denize blickt auf ihr Handy. Keiner weiss wo Chip ist. Seit Halloween ist er spurlos verschwunden. In der Schule heisst es, er sei krank. Vielleicht hat Blaze recht....
Sie zieht sich warm an und steigt in den Bus nach Oasis Springs. Sie hat Blaze per Sms nach Chips Adresse gefragt, da sie noch nie dort war, und der hat sie ihr geschickt.



Jetzt steht sie vor der Tür und ihr Herz pocht wild. Denize weiss noch nicht was sie sagen will, aber...
Die Haustür der Töpfers öffnet sich. Unsicher sieht Denize auf.

Marga sitzt am Küchentisch und schreibt emsig in ihrem Notizbuch. Gerade hat sie den ausrangierten Verkaufswagen von Bertl genauer inspiziert. Vielleicht lässt sich der noch sinnvoll nutzen. Sie denkt an das Telefonat mit Nael, ihre Kochkünste.. es klingelt an der Türe. Adrian! Marga springt auf. Nein, der würde mit seinem Schlüssel herein kommen. Delsyn vielleicht? Und Maryama? Sie eilt zur Türe und öffnet erwartungsvoll lächelnd. Ein junges Mädchen blickt sie aus großen , braunen Augen an. „Hallo, wie kann ich helfen?“ fragt Marga freundlich, als ihr plötzlich die Erkenntnis kommt, wer das ist. "Ah, du bist doch wie war noch ihr Name? Desiree. Eine Freundin von Adrian." Sie öffnet die Tür weiter und winkt nach drinnen. "Komm rein." Womöglich will sie einen Krankenbesuch machen,dann wird es schwierig. Egal, es ist schön dass sie da ist. Natürlich hat Adrian nie mehr etwas erwähnt, dass er noch in Kontakt steht mit ihr. Typisch.



Denize folgt Marga mit einem traurigen Lächeln ins Haus. "Ich wollte fragen wie es Adrian geht. Weil er jetzt schon so lange krank ist und sich nicht meldet..." Sie blickt sich ein wenig in dem alten Haus um, betrachtet die Möbel und die Deko, atmet den intensiven neuen Geruch ein. Und dann wird ihr schlecht. Schlecht aus Sorge, aus Stress und wegen der neuen Eindrücke die sie ein wenig überwältigen. Sie hat gewusst das Chip nicht 'reich' ist, aber sie dachte er lebt in der Mittelschicht. Das Haus, und der Garten den sie nur kurz erblickt hat, die alten benutzten Möbel, die altbackenen Vorhänge... es wirkt eher nach oberer Unterschicht. Kein Wunder, dass ihn die Vorstellung eines Babys aus den Socken haut... Der abgeschweifte Gesichtsausdruck, lächelt wieder als Marga ihr einen Platz am Küchentisch anbietet. Denize setzt sich.

"Was kann ich dir denn Gutes tun? Wollen wir zusammen eine Tasse Tee trinken?" Marga wartet die Antwort nicht ab, sondern beginnt Wasser in einen Topf zu füllen. Was soll sie dem Mädchen nur sagen? Adrian hat ihr immer noch nicht geschrieben, wo er ist und geht auch nicht ans Telefon, wenn sie ihn anruft. Lediglich Textnachrichten mit knappem Inhalt schickt er manchmal und sagt, dass es ihm gut geht und er bald wieder käme. Nach dem Gespräch mit Bertram über diesen Streit, beschäftigen Marga so viele Gedanken in Bezug auf die beiden. Sorgenvolle Gedanken. Sie setzt das Wasser auf und schaltet den Herd ein, dann nimmt sie dem Mädchen gegenüber Platz. Sie legt die Arme auf die Tischplatte und verschränkt die Finger ineinander. Dann sieht sie auf. "Es ist schwierig. Wenn ich dir jetzt etwas erzähle, muss das unter uns bleiben." Sie sieht ihr Gegenüber ernst an. Ob es nicht doch besser wäre zu lügen?

Das überrascht Denize. Sie dachte sie wäre diejenige mit der Überraschung, also nickt sie stumm und presst die Lippen zusammen.



"Er ist nicht hier und ich weiß auch nicht wo er steckt. Er ist weggelaufen und schreibt mir nur manchmal ein paar Worte. Ich habe ihn in der Schule entschuldigt, weil er mich dringend darum gebeten hat." Dieses Mädchen hat so etwas Reines an sich, dass Marga das Gefühl hat, es ist richtig ihr die Wahrheit zu sagen. "Ich mache mir große Sorgen." Das Wasser kocht. Sie steht auf. "Welche Sorte magst du denn?"

Er hat also alles stehen und liegen lassen. Blaze hat auch die Wahrheit gesagt... Welche Sorte? Denize überkommt eine Welle von Traurigkeit wegen der Beratung, die sie wegen dem Kind gemacht hatte und ständig muss sie daran denken was sie essen darf und sollte und was nicht. Statt zu antworten bricht sie in Tränen aus.



"Um Gottes Willen, Kindchen." Marga fällt fast der Topf aus der Hand. Schnell stellt sie ihn ab und eilt zurück an den Tisch. "Komm her."
Sie geht in die Hocke und zieht das weinende Bündel an sich. "Schschsch, schsch.." Eine Hand streicht über das weiche Haar, während der andere Arm die zuckenden Schultern umfasst. Was hat sie nur angerichtet? "Er ist wohlauf und sagt, dass er bald zurück kommen will." Sie hält das weinende Mädchen einfach weiter im Arm. "Ich mache mir wegen unserer Familie Sorgen, nicht weil es ihm schlecht geht." Sie hat sich wirklich ungeschickt ausgedrückt und Desiree scheint Adrian wirklich gern zu haben. Marga hat ein schlechtes Gewissen. Hoffentlich beruhigt sie sich wieder.

Margas Fürsorge bringt Denize noch mehr zum weinen. Es ist das erste Mal dass sie alles rauslässt und nichts unterdrückt. Sie hat bei Nadine geweint, aber Nadine kann ihr auch nicht helfen. Nur beistehen. Sie muss es einem Erwachsenen sagen, der ihr sagt wie es jetzt weiter geht. Margas Wärme tut gut und nach einer Weile entschuldigt sie sich, den Rotz hochziehend und die Tränen abwischend. "Tut mir Leid." sagt sie mit verstopfter Nase und schnieft. "Mir... mir gehts nicht so gut..."



Rasch zieht Marga eine Packung Taschentücher aus der Rocktasche und reicht sie dem Mädchen. "Hier mein Liebe, du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Ich brüh uns jetzt Kamillentee, der hilft in allen Lebenslagen." Marga erhebt sich und widmet sich wieder der Teezubereitung, während sie aus den Augenwinkeln beobachtet, wie die Kleine sich die Nase putzt und wie ein Häufchen Elend am Tisch sitzt. Mit zwei dampfenden Tassen tritt sei wieder näher, stellt eine vor ihr ab und setzt sich selbst wieder gegenüber. "Es ist nichts körperliches warum es dir schlecht geht, nicht wahr?" Sie kann das unglücklich sein sehen. Vielleicht ist sie verliebt in Adrian und er hat sie schlecht behandelt. Empörung steigt in ihrem Inneren hoch. Das sähe ihm ähnlich, diesem Luftikus. "Hat es etwas mit Adrian zu tun, Desiree?"

Sie zieht die Tasse näher und muss kurz traurig lachen, "Denize." korrigiert sie freundlich. Dann verschwindet das Lächeln. Körperlich? Und wie... "Mh... ja hat es.." sagt sie und kratzt an einer kleinen Kerbe am Tassenrand. Ohne aufzusehen denkt sie darüber nach. "Er... also wir..."
Weiß sie überhaupt Bescheid? Das sie zusammen sind? Ihr Mund verzieht sich wieder zu einer traurigen Grimasse, ehe sie sich wieder entspannt. Sie schnieft. Sie sieht die Frau mit großen, tränengefüllten, sorgenvollen Augen an und Entsetzen blitzt in ihnen auf als sie sagt: "Ich bin schwanger.."



Marga will gerade zu einem 'Entschuldige' wegen der Namensverwechslung ansetzen, als Denize' nächster Satz ihr den Atem nimmt. Würde sie nicht sitzen, wären ihr jetzt sicher die Knie weg geknickt. Adrian hat kein Wort darüber verloren, dass er eine Freundin hat, geschweige denn, dass es schon so ernst ist. Jetzt sitzt ihr dieses bezaubernde Kind gegenüber und ihr Sohn hat nichts Besseres zu tun, als sich aus der Affäre zu ziehen? Streit mit Bertl hin oder her? Kurz sieht sie Denize an, steht auf, holt eine Flasche Selbstgebrannten an den Tisch und stürzt ein Gläschen auf Ex. Dann lächelt sie Denize an und nimmt ihre Hand zwischen die ihren. "So, jetzt erzählst du mir bitte mal alles was du auf dem Herzen hast. Adrian hat noch nie etwas von euch erwähnt und kann im Moment von Glück sagen, dass er nicht anwesend ist. Ich bin aber da und du kannst auf mich zählen." Sie drückt die Hand des Mädchens. "Erzählst du mir was zwischen euch vorgefallen ist?"



Denize beobachtet wie die Frau den Trunk kippt und hätte aus Reflex fast gesagt sie will auch einen. Das machen doch alle immer so, also scheints zu helfen, aber sie darf ja nicht. Seine Mutter weiß von nichts. Sie atmet gequält einmal tief ein und aus. Zitternd erzählt sie, dass alles ernst wurde als er ihr an ihrem Geburtstag diese Überraschung schenkte. Und sie erzählt von dem Ausflug Ende Sommer, lässt das gestohlene Auto jedoch aus. Aber dass sie jene Nacht verdächtigt, weil das zeitlich passt. "Ich hatte Angst es jemandem zu sagen." sagt sie mit den Tränen ringend. "Ich habe es meiner besten Freundin gesagt und wir sind zum Arzt. Mein Vater weiss es nicht und ich hatte Angst Adrian lässt mich hängen wenn er es erfährt." sie lächelt traurig und humorlos um anzudeuten, dass es genau so gekommen ist. "Ich fühle mich nicht gut dabei, es... wegzumachen. Ich habs ihm an Halloween gesagt und dann war er weg. Wir haben uns gestritten... heftig..." Denize schluchzt. "Ich weiß nicht was ich jetzt machen soll."



Es ist einfach unglaublich. Mit jedem Wort von Denize werden Margas Augen größer. Seit dem Sommer? Sie erinnert sich, dass Adrian von ihr gezeigt bekommen wollte, wie Spinatpfannkuchen zubereitet werden...für die Schulfeier, wie er sagte. Marga schnaubt unbewusst. Jetzt ist es Winter und er hat keine Silbe darüber verlauten lassen, das gibt's doch nicht.
ich werde Oma erst jetzt sickert das in ihr Bewusstsein. Ein heißer Strom Freude durchfährt sie, sofort gefolgt von weiteren Gedanken. Wo steckt ihr Sohn? Was heißt er kommt bald zurück? Er kommt augenblicklich zurück! "Meine Liebe." Marga kann nicht anders. Sie steht auf, zieht Denize in ihre Arme und hält sie einfach, bis das Schluchzen abebbt.



Als sie wieder zusammen am Tisch sitzen, schiebt sie ihr den Tee näher. "Jetzt trink mal was Warmes, das tut gut. Es ist völlig in Ordnung, dass du das Baby behalten willst. Mein Mann und ich werden euch dabei auf jeden Fall unterstützen." Sie klingt sicherer als sie sich fühlt. "Er ist derzeit im Krankenhaus und es gibt noch etwas, was du wissen musst." Seufzend richtet sie sich auf und trinkt selbst einen Schluck Tee. "Adrian hatte in derselben Nacht nochmal einen Streit, einen Schlimmen..mit seinem Vater, allerdings ging es da um andere Sachen. Es ist sehr schwierig mit den beiden. Ich vermute, dass das der endgültige Auslöser dafür war, dass er weggelaufen ist." Sie lächelt Denize aufmunternd an. "Wie ich meinen Sohn kenne, igelt er sich jetzt irgendwo ein und grübelt über all das nach. Weißt du was? Wir werden ihm hier und jetzt schreiben, das ist doch ein Anfang." Sie zuckt mit den Schultern. "Leider nimmt er meine Anrufe nicht an, daher.."

Denize beginnt zu verstehen, was es mit Adrians Vater auf sich hat. Als er immer auswich wenn sie seine Eltern kennen lernen wollte. Jetzt ist sie hier und nicht unter den Umständen die sie gerne gehabt hätte. Sie nickt stumm, als Marga das Telefon nimmt und ihm schreibt. Ein wenig erleichtert ist sie, dass Marga sie unterstützen will und ihr Verständnis entgegen bringt. "Ich habe Angst..." sagt sie. "Es macht alle Zukunftspläne zu nichte, was werden die Leute sagen? In der Schule? Man Papa wird bestimmt enttäuscht sein. Und wir haben kein Geld. Wir haben noch nicht mal einen Abschluss..." Sie blickt auf die Tasse zwischen ihren Händen, "Es ist so viel."
Sie zieht die Nase hoch. "Was wenn Adrian das nicht will...?"



Marga schickt die Nachricht an ihren Sohn ab und legt das Telefon zur Seite. Wehe, wenn da keine Reaktion kommt.
Verständnisvoll nickt Marga und überlegt ob sie diesem Kind etwas erzählen soll, was nur Bertl und sie wissen. "Ja, es ist viel und kann einem als Riesenberg erscheinen. Ich versteh dich sehr gut, Denize." Sie trinkt nochmal und studiert einen Moment lang die Holzmaserung des Tisches, ehe sie wieder auf sieht. "Als ich damals mit Adrian schwanger wurde, waren sein Vater und ich erst sehr kurze Zeit zusammen. Er steckte noch in der Ausbildung und ich war noch ein ganz unbeschriebenes Blatt, obwohl ich schon 27 war. Meine Eltern waren sehr streng und altmodisch, ich hatte keine Ahnung von der Welt und musste mich voll auf Bertram verlassen. Es gab ein Riesentheater, als wir das mit dem Baby sagten und wir mussten natürlich sofort heiraten." Sie seufzt. "Ich hab mich sehr verloren gefühlt, mein Mann hat viel gearbeitet um im Beruf aufzusteigen und ich hatte mächtig Angst davor, ein Kind groß zu ziehen, mit so wenig Geld und mit meiner ganzen Unerfahrenheit. Mein Fels in der Brandung war mein Großvater, der sich vor uns gestellt und mich immer unterstützt hat. Leider ist er in Adrians erstem Lebensjahr verstorben." Sie greift wieder nach Denize' Hand. "Und weil ich diese Ängste nur zu gut kenne, versichere ich dir, weder wir noch Adrian werden dich im Stich lassen. Wir gehen das Schritt für Schritt an und du kannst jederzeit mit allen Sorgen zu mir kommen. Was hältst du davon, wenn wir zuallererst gemeinsam mit deinem Vater sprechen?" Es tun sich tatsächlich unendlich viele Probleme auf, aber eins nach dem anderen.

Denize hat befürchtet, dass das kommt aber sie weiß es muss sein. Irgendwann wird sie es sowieso nicht mehr verstecken können. Sie denkt an Isla die sie bestimmt auch unterstützt. Margas Geschichte erinnert sie an sie. Also nickt sie. "Ja... ich denke das ist das Beste..." sagt sie leise nachdenklich.

Marga lächelt teilnahmsvoll. "Willst du dich noch vorbereiten auf das Gespräch und sagst mir Bescheid wenn du dich dem gewachsen fühlst? Oder wäre es dir lieber wir packen es an und machen das heute?"

Denize‘ atmet etwas schneller. Die Vorstellung überrollt sie. „Ich.. weiß nicht.“ sofort angehen ist eigentlich ihre Art aber nicht in diesem speziellen Fall. Sie hat sich schon jede Menge Reaktionen überlegt die ihr Vater ihr entgegenbringen könnte. Aber wenn Chips Mutter dabei ist? Sie will nicht mehr darüber nachgrübeln und sich noch mehr in die Angst zu steigern. Besser es einfach zu tun. „So schnell es geht.“ sagt sie dann und blickt auf ihr Telefon. „Er arbeitet noch bis fünf…“



"Dann ist das beschlossenen Sache." Marga nickt und steht auf. Prüfend begutachtet sie Denize' leere Tasse, ehe sie beide zur Spüle trägt und sich dann wieder zu ihr wendet. "Dann machen wir jetzt das, was du von jetzt ab jeden Tag tun solltest. Wir gehen zusammen spazieren an der frischen Luft. Vielleicht magst du mir ja dabei ein bisschen erzählen von dir? Ich würde gerne die Mama meines ersten Enkelkindes ein bisschen besser kennen lernen?" Sie lächelt Denize aufmunternd an. Marga ist bewusst, dass die kommende Zeit für alle Beteiligten hart werden wird, trotzdem zaubert ihr das Aussprechen dieser Worte ein warmes Glücksgefühl ins Herz. "Und dann gehen wir erfrischt ins Gespräch mit deinem Vater. Es wird sich alles fügen."



>>>Denize geht nach - Denize Haus>>>
Marga geht nach Willow Creek - Denize' Haus
>>>Blaze ist im - Blaisdell Anwesen>>>


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26.06.2023 23:23 (zuletzt bearbeitet: 16.10.2023 17:25)
#45
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Schicksalslenker

Marga kommt von Brindleton Bay Nr. 7 - Maryamas Haus
Chip kommt von Oasis Springs Nr. 5 - Bandraum (Stephens ex-zu Hause)


Charaktere: Marga, Chip, Bertl
Geschichtsstrang: Überraschende Neuigkeiten


Mit Schwung setzt Chip die Wasserflasche aus dem Kühlschrank an die Lippen, als er beim Blick aus dem Küchenfenster in der Bewegung inne hält und sie in Zeitlupe wieder sinken lässt, ohne getrunken zu haben. Alter...
Draußen steigt seine Mutter aus einem verdammt schicken Sportwagen mit einer ebenfalls recht schicken jungen Frau am Steuer. Wtf..?



Genau berechnet passt er, betont gechillt in Richtung Wohnzimmer schlendernd, Marga im Hausflur ab. „Hi, wo kommst du denn her?“ fragt er in neutralem Ton und trinkt jetzt doch einen Schluck.

Nervös blickt Marga ihren Sohn an. „Was? Ach so...ich war bei Maryama und muss gleich wieder los zu der Party bei den Garcias.“
Ausdruckslos mustert Chip sie für einen Moment. DIE Garcias? „Du gehst mit meinen Lehrern Party machen?“ fragt er dann mit ungläubigem Grinsen.



Marga stutzt. „Ja, und ich muss mich beeilen mit umziehen.“ Sie blickt Adrian an und schüttelt dann leicht den Kopf. „Du bringst mich ganz aus dem Konzept, ich bin nur für das Buffet zuständig und Sarah holt mich gleich wieder ab.“ Schon ein paar Schritte Richtung Treppe ins Obergeschoß gehend, hält sie inne weil sie Chips ordentliche Kleidung registriert. Nicht sein üblicher Freizeitherumgammellook. „Gehst du auch nochmal weg?“ - „Ja, ich hab gleich Fahrschule. Überlandfahrt heute.“ In seinem Ton schwingt Vorfreude mit. Er trinkt nochmal einen Schluck Wasser während er die Partyinfos verarbeitet.

Lächelnd nickt Marga. „Ich find' s toll, dass du dabei bleibst und das durchziehst. Das wird euch in der Zukunft viel helfen.“ Spontan umarmt sie Chip, der sich das, die Wasserflasche leicht gegen sein Bein klopfend, mit herabhängenden Armen und hochgezogenen Brauen gefallen lässt. Wenigstens ein anerkennendes Wort was dieses Thema angeht. Denize war es bisher keine Silbe wert und Blaze hat es auch nicht weiter interessiert. Ach doch. Die Einzige, die sich mit ihm gefreut hat, war Nouki in einem ihrer selten gewordenen Mensagespräche. Seit sie mit Artjom zusammen ist, gibt’s das nicht mehr oft. An diesem Tag war es so angenehm mit ihr zu reden, dass er beinahe von seinen Sorgen erzählt hätte. Artjoms Erscheinen hat das gerade noch verhindert und jetzt ist er froh darüber. Nouki ist wirklich meistens positiv und motivierend drauf. Selten sowas, hoffentlich weiß Artjom was er für nen guten Fang gemacht hat. Er wirkt jedenfalls ziemlich zufrieden mit sich und der Welt derzeit. Die Stimme seiner Mutter holt ihn aus den Gedanken.
Jetzt muss ich aber loslegen, sonst hat Familie Garcia hungrige Gäste.“ Marga erklimmt die untersten Stufen, als Chip ihr nachruft:“ Ach ja, der Alt....ER hat angerufen. Du sollst ihn zurückrufen, ist wohl wichtig.“ Er verdreht die Augen, lässt sich vor dem Fernseher ins Sofa fallen und dreht die Lautstärke hoch. Nicht dass sie noch auf die Idee kommt, sich mit ihm über Bertl unterhalten zu wollen. In ein paar Minuten kommt sowieso der Fahrlehrer.

Ah, danke dass du mir das noch sagst.“ Marga verharrt unten auf der Treppe. „Hast du nicht gefragt worum es geht?“ - „Sicher nicht.“



Seufzend geht Marga in den oberen Stock und setzt sich auf ihr Bett. Unschlüssig blickt sie zu ihrem Handy auf dem Nachtkästchen, dass sie heute vergessen hat zu Maryama mit zu nehmen.
Vor zwei Tagen, als sie ihren Mann besucht hatte, meinte er, dass ein wichtiges Gespräch mit seinem behandelnden Arzt anstünde. Hoffentlich ist das gut verlaufen. Sie gibt sich einen Ruck und wählt Bertls Nummer.

Marga? Gut dass du zurück rufst. Ich hab gute Neuigkeiten.“
Bertrams Stimme klingt erfreut. Er redet schnell, so als könne er kaum erwarten ihr alles zu berichten.



Wie schön, erzähl. Ich bin neugierig.“ Marga muss schmunzeln. So hat sie ihn schon lang nicht mehr erlebt.
Mein Arzt hält mich für stabil genug, um verlegt zu werden.“
Marga fasst sich unwillkürlich ans Herz. Das kommt überraschend.
So schnell, das ist ja wunderbar. Ich hab immer gewusst dass du das schaffst, Bertl. Du hast schon so viel geschafft in deinem Leben.“ Auch wenn das schon lang zurück liegt, spricht Marga aus tiefster Seele.Ihr Mann hat sich immer tatkräftig für die Familie und seine Mitarbeiter eingesetzt, bis diese vermaledeite Kündigung und dann der Alkohol kam. All die Jahre hat sie durchgehalten in der Hoffnung, dass er irgendwann wieder Zugang finden würde zu dieser inneren Kraft, jetzt scheint es so, als wäre er auf einem guten Weg dahin. Für sich selbst zu sorgen ist so unendlich viel schwerer als das für Andere zu tun.



Na ja...ich weiß nicht...also..auf jeden Fall werde ich Anfang nächster Woche nach Windenburg verlegt, in die „Neue Wege“-Klinik. Dort kannst du mich dann jederzeit besuchen und wir können bestimmt auch wieder mal nen Kaffee trinken gehen zusammen.“
Marga schluckt. Kaffee trinken gehen zusammen? Der Gedanke fühlt sich ähnlich exotisch an ,als hätte er vorgeschlagen auf Adrians Rollbrett auf den Mond zu fliegen.
D..d..das wäre schön, Bertl. Ich freu mich dass es schon soweit ist.“ Ihr Blick fällt auf den Wecker und sie erschrickt. „Sei nicht böse, aber ich hab grade gar nicht viel Zeit. Ich hab versprochen auf einer Party am Buffet auszuhelfen und muss mich jetzt umziehen.“
Am anderen Ende der Leitung herrscht kurz Stille.
Auf einer Party? Wo findet die denn statt?“ Jetzt kann man eine Spur Misstrauen aus Bertls Stimme heraus hören. „Mit wem gehst du da hin?“



Das sind Freunde von Delsyn weißt du, mit ihm geh ich da hin.“ Was nicht gelogen ist. Marga will nicht herumdiskutieren, sondern sich jetzt endlich fertig machen.
Ah Delsyn, guter Mann. Grüß ihn von mir. Wir telefonieren morgen nochmal, in Ordnung?“ -“Ja, das ist eine gute Idee. Mach' s gut bis dahin Bertl.“
Kurz darauf eilt Marga die Treppe nach unten, als draußen schon die Hupe von Sarahs Wagen ertönt. Im Wohnzimmer ist es ruhig, Adrian ist wohl schon unterwegs mit der Fahrschule. Wann sie ihm von den Fortschritten seines Vaters berichten wird, weiß sie nicht. Er blockt immer noch alle Gespräche ab, aber das schiebt sie jetzt beiseite. Energisch strafft sie die Schultern. Jetzt heißt es ran ans Buffet.



Marga fährt nach Brindleton Bay Nr 3. - Haus der Garcias
Sarah fährt nach Brindleton Bay Nr 3. - Haus der Garcias

Bertl geht nach Windenburg - Neue Wege Klinik


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26.08.2023 15:08 (zuletzt bearbeitet: 16.10.2023 17:45)
#46
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Drama-Aspirant

Kjell <<< Start
Marga kommt von >>> Windenburg - Neue Wege Klinik


Charaktere: Kjell, Marga, Chip
Geschichtsstrang: Beste Entscheidungen



Mit gemischten Gefühlen schaut Kjell sich noch einmal das Haus an. Es ist alt und schmucklos, wie es dort aus dem sandigen und vertrockneten Boden herauszuwachsen scheint. Dennoch ist der junge Mann sicher, dass er mit ein paar Möbeln und Pflanzen auf der Terrasse ein gemütliches Flair erzeugen kann. Etwas Farbe, ein wenig Deko ... Aber dieser Garten ... Ein klangloses Seufzen zieht ihn noch tiefer in die Gedankenwelt hinein. War es die richtige Entscheidung? Ist dieser Ort wirklich der beste, den er finden konnte?
"Was isn nu?" Das genervte Brummen von vorn holt Kjell ins Hier und Jetzt zurück.
"Oh, ja ... entschuldigen Sie." Er löst den Gurt und greift in seine Jackentasche, zieht einen Schein heraus und reicht ihn nach vorn zum Fahrer.
Eine Augenbraue in die Stirn ziehend, knurrt dieser unzufrieden: "Hamses nich' kleiner?"
"Stimmt so.", winkt der Jüngere freundlich lächelnd ab und steigt aus. "Danke sehr. Schönen Tag wünsche ich Ihnen.", verabschiedet er sich, wirft die Tür zu und sieht dem Taxi einen Moment hinterher. Als es eilig in der Ferne verschwunden ist, lenkt er die Aufmerksamkeit auf die Wohnhäuser. Bei den Nachbarn brennt Licht in einem der Zimmer. Wohnzimmer. Nein, Küche. Oder Bad. Quatsch! Das Fenster zur Straße ist die Küche. Aber nicht alle Häuser sind so konzipiert. Nur Irre haben die Küche nicht zur Straße. Ist doch völlig egal. Aber hübsch ist es irgendwie. Rustikal. Nur diese Lichterkette ... Die ist bestimmt Weihnachtsdeko. Scheiß Weihnachten. Kjell rafft die Schultern und geht zur Haustür, um aufzuschließen. Das Scharnier quietscht jämmerlich. Wieder greift er in die Jacke, zieht einen kleinen Block heraus und notiert 'Eingangstür ölen', bevor er das Papier zurück in die Tasche schiebt.
Ein Blick auf die Uhr verrät, dass der Umzugswagen in etwa zwanzig Minuten ankommen wird. Genügend Zeit, sich den Plan für die Einrichtung noch einmal anzuschauen, um alles gut anleiten zu können. Rechtzeitig geht er vor die Tür und wartet noch einige Minuten, bis der Lastwagen die Straße entlang fährt und schließlich vor dem Haus hält. Zwei kräftige Männer steigen aus, von denen einer zielstrebig auf den neuen Mieter zugeht. In der Hand hält er ein Klemmbrett mit einigen Papieren. Der zweite öffnet ohne Umschweife die Türen zum Laderaum und beginnt, auf der Fläche herumzuwerkeln.



Die Jacke enger um den Körper wickelnd, tritt Marga aus der Haustüre. Die Tage sind sehr lang derzeit. Adrian ist kaum zu Hause und verbringt viel Zeit mit Denize, was auch völlig in Ordnung ist, aber ohne die Gespräche mit ihm kreisen Margas Gedanken dauernd um die Ereignisse in der Klinik. Um den Kreislauf zu durchbrechen, muss sie aktiv werden. Als sie sich in den Garten aufmachen will, um Bertls ehemaligen Verkaufsstand genauer unter die Lupe zu nehmen, sieht sie beim Nachbargrundstück einen Möbelwagen stehen. Überrascht beobachtet sie einen jungen Mann, der die Möbelpacker begrüßt. Wie konnten ihr diese Vorgänge entgehen? War sie so vertieft in ihre Grübeleien, als sie in der Küche eine Tasse Tee getrunken hat? Offenbar. Als der Mann kurz in ihre Richtung blickt, hebt sie den Arm zum Gruß und lächelt. Was für eine willkommene Abwechslung.



Freundlich lächelnd winkt er zögerlich zurück, während der Große noch mit ihm spricht. Der Blick des neuen Nachbarn springt zurück zu seinem Gegenüber, er nickt und sagt einige Worte, woraufhin der Muskuköse zu seinem Kollegen geht. Kjell wägt eine Sekunde ab, entscheidet sich dann dafür, die Frau zu begrüßen und geht direkt auf sie zu. "Ich hatte nicht erwartet, so schnell meine Nachbarin kennen zu lernen.", lächelt er freundlich. "Ich bin Kjell." Seine Hand liegt flach auf seiner Brust, die andere unter den Arm geklemmt.

Einen Augenblick lang bleibt Margas Blick an der großen Narbe unter dem linken Auge des jungen Mannes hängen und wird dann von den intensiv grünen Augen und dem offenen Blick beinahe hypnotisiert, ähnlich wie es ihr manchmal im Gespräch mit Maryama geht. Als er sich vorstellt kommt sie zu sich und bemerkt, dass sie die ganze Zeit über ihr Lächeln beibehalten hat. Seine gepflegten Umgangsformen tun ihr gut. "Marga...Marga Töpfer." antwortet sie. "Ich wollte gerade im Garten etwas erledigen und habe den Möbelwagen gesehen." Sie sieht zu den Arbeitern, die emsig dabei sind Kartons auszuladen und zurück zu Kjell. "Ich war neugierig, das geb ich zu." sagt sie schmunzelnd. "In der Gegend leben nicht so viel Sims, da ist ein neuer Nachbar schon ein Ereignis. Woher kommen Sie?" Ein sehr ungewöhnlicher Name.. Kjell. Marga hat keinen Schimmer wo sie das einordnen soll.

"Aus dem kalten Norden. Ein kleines, verschlafenes Städtchen." Die Betonung der Worte macht deutlich, dass die Nachbarin seine Heimat mit Sicherheit nicht kennen wird. Oder dass er ungern weiter ins Detail gehen möchte. Der Blick des Neuen tastet die Umgebung um sie herum ab. "Möglicherweise ähnlich verschlafen, wie dieser Ort. Und Sie? Leben Sie schon immer hier?"

Ihr Kopfnicken wird von einem leicht resignierten Schulterzucken begleitet. "Ja, ich bin hier geboren und aufgewachsen und auch noch kaum in der Welt herum gekommen." Was für eine Untertreibung. Ihr Aufenthalt in Brindleton Bay und ein einmaliger Ausflug mit Bertl nach San Myshuno in jungen Jahren sind alles, was sie auf diesem Konto verbuchen kann. Der Besuch in der Windenburger Klinik zählt nicht. Das war eine Pflichtreise. "Werden Sie gebraucht bei den Möbelpackern? Sonst würde ich Sie gerne auf eine Tasse Kaffee oder Tee und selbstgebackene Kekse einladen? Es ist immer schön sich auszutauschen."
"Oh, das ist ... so nett. Vielen Dank, Frau Töpfer." Kjell könnte ein breites Lächeln nicht verbergen, selbst wenn er es wollte. Überlegend dreht er sich zu dem Lastwagen herum. Die Männer sind routiniert und kommen gut voran. "Ich denke, ...", murmelt der Braunhaarige und widmet seine Aufmerksamkeit wieder der zierlichen Frau. "Ich denke, ich sollte da helfen. Schließlich ist es mein Umzug und nicht ihrer." Seine Augen leuchten sie entschuldigend an. "Aber vielleicht in einer Stunde? Bei dem Tempo, das die beiden vorlegen, müsste ich das schaffen."



Fünfzig Minuten später steht Kjell an der Tür des Nachbarhauses. Den Finger bereits auf der Klingel liegend, zögert er einige Sekunden. Er schließt die Augen und atmet tief durch. Es ist etwas Positives, neue Leute kennen zu lernen. Sie war nett und alles wird gut gehen. Der Finger drückt den Knopf an der Wand. Von innen ertönt das abgedämpfte Geräusch der Klingel.

Ein letzter prüfender Blick auf den sorgfältig gedeckten Tisch. Zucker, Milch, Kekse alles da. Marga nickt zufrieden. Adrian hat sie am Vorabend mit der Bitte um ihr Schokocookies Rezept überrascht und eine Stunde später zog ein würzig leckerer Duft durch das ganze Haus. "Für Denize, sie hat dauernd Appetit auf Süßes." war die Antwort auf ihre Frage nach dem Grund der ungewohnten Aktivität. Gerührt denkt sie an diesen Moment zurück. Es ist beruhigend zu sehen, dass ihr Sohn langsam in die Situation hinein findet und die Mutter seines Kindes sogar mit Selbstgebackenem verwöhnt. Adrian ist dann zu einer Probe der Band gegangen und Marga hat die Kekse, entgegen seiner Anweisungen, in eine hübsche Dose verpackt. Er hat eine ganze Menge gemacht und so zieren ein paar davon jetzt die Kaffeetafel, neben den Apfel-Bananen-Muffins und Butterplätzchen, die eigentlich schon für Weihnachten gedacht sind, aber was soll's. Es ist schön mal wieder Besuch zu bekommen. Als die Klingel ertönt, öffent sie freudig und begleitet Kjell in die Küche. "Setz dich bitte." Sie zieht einen Stuhl nach hinten und deutet lächelnd darauf. "Was möchtest du trinken? Tee? Kaffee?"

Der junge Gast registriert beiläufig, dass die Nachbarin ihn unbedarft duzt - ganz im Gegensatz zu vorhin. Was eine Stunde doch ausmachen kann. "Vielen Dank, sehr aufmerksam." Sein Blick wandert interessiert über die angerichteten Leckereien, als er Platz nimmt. "Unbedingt Kaffee, bitte.", antwortet er mit charmanter Dringlichkeit. "Das sieht wirklich alles ganz wunderbar aus, Frau Töpfer. Ich hoffe, ich mache Ihnen keine Umstände." Während die Gastgeberin um ihn herum werkelt, lässt er den Raum auf sich wirken. Einfach und bescheiden sind die ersten Worte, die ihm einfallen. Vermutlich wurde seit vielen Jahren kaum etwas an der Einrichtung verändert - weil es immer andere Prioritäten gab und schließlich auch alles funktionierte. Die Küche erzählt von einer Familie, die es nicht immer leicht hatte - vielleicht sogar mehr schwierige als gute Zeiten erlebte. Ein Gefühl, das der junge Mann selbst gut kennt. Stumm seufzend schüttelt er die aufkommende Melancholie ab. Dies ist weder der richtige Ort noch Zeitpunkt, sich diesen Gedanken hinzugeben. Stattdessen setzt er ein freundliches Lächeln auf, ganz so, wie er es gelernt hat - wie es seine Aufgabe ist.



In der vertrauten Umgebung ist Marga in ihrem Element und bemerkt erst als es zu spät ist, dass sie ihren Gast geduzt hat. Sie verharrt einen Augenblick mit der Kaffeekanne in der Hand. "Bitte, sag doch Marga zu mir..oder Margarethe, was dir lieber ist. Ich freu mich so über deinen Besuch, dass ich einfach die Anstandsregeln über Bord geworfen habe." Sie lächelt entschuldigend, aber herzlich. "Ich mahle die Bohnen vor der Zubereitung frisch, da entfaltet sich das Aroma am Besten." plaudert sie munter weiter, gießt sich und Kjell von dem dunklen Gebräu in die Tassen, ehe sie die Porzellankanne auf ein Stövchen stellt und Platz nimmt. "Greif zu." Marga rückt die Platte mit dem Gebäck einen Zentimeter weiter in seine Richtung. "Bist du aus beruflichen Gründen hierher gezogen?" fragt sie leutselig, als das Geräusch der Küchentür sie aufschreckt.

Vor dem Haus stoppt Chip mit dem Skateboard, springt ab und lehnt es gegen die Hauswand. Schon von Weitem hat er den Möbelwagen gesehen. Nachbarn...direkt nebenan. Nicht gut für seine Pflanzpläne im nächsten Jahr. Jetzt, da er in Gegenwart von Denize nicht mehr rauchen, geschweige denn kiffen will, ist die beste Alternative Kekse zu backen. Dafür brauchts ne Menge Gras, das erstmal wachsen will. Schlecht, wenn Nachbarn neugierige Blicke über den Zaun werfen.
Allerdings ist es fraglich, ob der Anbau im eigenen Garten überhaupt noch möglich ist, wenn Bertl nicht mehr säuft und folglich auch draußen aktiv sein wird. Chip will gar nicht an seine Rückkehr denken. Als er den Hausflur betritt, hört er Stimmen aus der Küche. Was ist da schon wieder los? Seine Mutter wird ihm langsam zu aktiv. Party bei den Garcias, Freundinnen die Sportwagen fahren und jetzt schon wieder Besuch. Die ruhigen Zeiten sind auch hier zuhause vorbei. Eine männliche Stimme...vielleicht der Nachbar. Nach ein paar Sekunden Bedenkzeit siegt die Neugier und Chip betritt die Küche. Gerade noch rechtzeitig, wie er feststellt. Fuck! Seine Kekse auf dem Kaffeetisch. Seine Mutter macht ihn fertig. Als ob er nicht gesagt hat, er kümmert sich selber um das Gebäck. "Hi." grüßt er salopp. "Ich bin Chip." Er reicht dem Gast die Hand und setzt sich auf den freien Stuhl zwischen den beiden. Sein Hirn arbeitet fieberhaft, während er den Typ freundlich anlächelt.

"Vielen Dank.", lächelt der Gast und nimmt zögerlich einen der hellen Kekse zwischen zwei Finger. Etwas in ihm sträubt sich, die Leckerei anzunehmen, doch äußerlich entspannt beißt er ein Stück zum Probieren ab. "Das ist gut.", stellt er fest und klingt überraschter, als er es meint. "Auch.", antwortet er schließlich. "Manchmal braucht man einfach einen Tapetenwechsel." Als der Teenager herein tritt, bricht für einen kurzen Moment Unruhe im Raum aus. Wer ist das? Muss der Sohn sein. Chip. Was ist das für ein Name - Chip?! Wer nennt sein Kind so? Vielleicht ist das nur eine Abkürzung. Für Chipetto. Chippendales. Oh Gott! Reich ihm die Hand. Du schaffst das. Na los, mach schon. Es wird merkwürdig. Eine Hand, zur halben Faust geformt und vor den Mund haltend, hebt er die andere entschuldigend dicht vor den Körper. Er kann es einfach nicht. Jemandem die Hand zu reichen ist ein Ziel, das in weiter Zukunft liegt. Doch heute muss er sich diese Schwäche eingestehen. Ihm fällt keine passende Begründung dafür ein und so übergeht er einfach die peinliche Situation und hofft inständig, niemand reitet darauf herum. "Mein Name ist Kjell. Ich bin gerade eingezogen. Vor ziemlich genau einer Stunde."



"Adrian." korrigiert Marga leicht pikiert und sieht Kjell an. "Das ist mein Sohn Adrian." Sie lächelt entschuldigend und freut sich gleichzeitig, dass er bei den Keksen zugreift. Ein tadelnder Blick streift Chip, der mit den Schultern zuckt.

Okay, der Tpy is n creep. Chip überspielt das komische Gehabe des neuen Nachbarn und nutzt stattdessen die entstandene peinliche Pause, um nach dem Gebäckteller zu greifen. "Mum, ich hab dir doch gesagt, ich pack die Kekse weg." Mit einem aufgesetzt entschuldigendem Lächeln steht er auf und nimmt den Teller in die Hand. "Gute Wahl." Er zeigt auf das helle Kleingebäck in Kjells Hand. "Die mit Schoko sind missraten, viel zu viel Zucker drin." Er sieht Marga an. "Ich bring den gleich wieder." Damit geht er zum Küchenschrank, wo er die Blechdose inspiziert. Wie erwartet, seine Kekse. Zufrieden füllt er die anderen von der Platte dazu und schließt den Deckel. Mission completed. Noch schnell für kleine Jungs und dann nichts wie nach oben. "Ein ... interessanter Junge.", schmunzelt der Besucher. Er kann es dem Dunkelhaarigen nicht verübeln. "Lebt sein Vater auch in diesem Haus?" Leicht irritiert blickt Marga ihrem Sohn nach. Was war das denn? "Er ist in einer schwierigen Phase.. wie es eben ist in diesem Alter." Sie hebt um Verständnis heischend die Brauen und lässt die Schultern hängen. Bei Kjells Frage nickt sie ernst. "Ja, er lebt auch hier, ist aber im Moment im Krankenhaus." Ein kleines zuversichtliches Lächeln stiehlt sich auf ihre Lippen. "Ich hoffe, er kommt Weihnachten nach Hause."



"Oh, ich hoffe, es ist nichts Ernstes." Mit aufrichtigem Mitgefühl beobachtet der Besuche aufmerksam das Gesicht seiner Gastgeberin. "Wovon hängt seine Heimkehr denn ab?"
Jetzt wird's heikel. Marga nimmt einen Schluck Kaffee und beißt in einen Keks, um Zeit zu schinden. "Nein, das Schlimmste ist schon überstanden." sagt sie dann und räuspert sich. "Es hängt davon ab, ob sein Zustand stabil bleibt. Ich bin zuversichtlich."
"Dann werde ich ihn hoffentlich bald kennen lernen." Kjell nimmt einen großen Schluck des Kaffees, schließt die Augen und genießt den vollmundigen Geschmack. "Sie sind wirklich eine Künstlerin.", lächelt er.
"Eine Kaffeebohnenkünstlerin?" Marga muss lachen. "Das ist ja goldig von dir." Ehe sie Kjell fragen kann, ob er noch eine Tasse nimmt, erscheint Chip wieder am Tisch. Schwungvoll platziert er die Leckereien wieder auf der Kaffeetafel, schnappt sich einen Muffin und verabschiedet sich. "Ich muss noch nen neuen Basslauf üben. Bin dann oben." Den neuen Nachbarn streift er nur noch flüchtig mit einem Blick. Guckt, als wäre ihm der Leibhaftige persönlich begegnet. Kurz ist Chip versucht ihm die Hand nochmal hin zu strecken, nur um ihn zu provozieren, lässt es aber bleiben. Er nimmt die Keksdose von der Anrichte und dreht sich in der Tür nochmal kurz um. "Guten Start in Oasis." sagt er grinsend zu Kjell, ehe die Tür klickend ins Schloss fällt.




(in Zusammenarbeit mit @simscat2 )


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26.08.2023 18:45 (zuletzt bearbeitet: 02.09.2023 13:10)
#47
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Schicksalslenker

Maryama kommt von Brindleton Bay Nr 3. - Haus der Garcias

Charaktere: Chip, Marga, Maryama
Geschichtsstrang: time to move...wieder mal


Verdammt!.. verdammt, verdammt...wie kann der Typ 'all in' gehen?!!!“ Chips Zornesschrei dringt sicher noch durch die abgeschlossene Zimmertüre. Beinahe wäre das Handy geflogen, aber er stoppt den Impuls rechtzeitig. Nichtsdestotrotz saust ein Kissen quer durch den Raum und fegt die Bong vom Schreibtisch, die klirrend in tausend Scherben zerspringt, ehe das Geschoß auf der PC Tastatur liegen bleibt. „FUCK!!“



Resigniert aufseufzend schwingt Chip die Beine über den Bettrand und starrt missmutig auf das Display seines Handys. Die Pokerrunde lief so gut! Er war sich sicher, dass nichts schief gehen kann diesmal, aber sein Gegner mit dem provokanten Pseudonym 'Goldfinger' hat zu gut geblufft...
Bis zu seinem achtzehnten Geburtstag kann er ´nicht um Bares spielen, aber für die Pokerrunde mit Jinoh üben, das ist das Mindeste. Er liegt seit zwei Stunden auf seinem Bett, das Physik Lernmaterial von Denize ignorierend, und versucht seine Spieltaktiken zu verbessern. Das Fernziel ist es genug Erfahrung zu sammeln, damit er gleich nach seinem Geburtstag ernsthaft zocken kann und hoffentlich gut Kohle nebenher verdient damit. Die Preise in den Auslagen der Geschäfte für Babysachen unterscheiden sich nicht wesentlich von denen online. Alle horrend hoch.
Wenn er ehrlich ist, macht ihm das am meisten Angst. Das Baby selbst ist noch ein zu abstraktes Gedankengebilde, als dass er etwas Greifbares daraus machen könnte. Denize' Bauch ist zwar runder geworden, aber das reicht nicht, um ihm eine befriedigende Vorstellung davon zu vermitteln.



Erneut aufseufzend greift er nach seiner Cap und ertastet kurz den Skateboardsplitter unter dem Stoffrand im Inneren. Er nimmt ihn heraus, betrachtet ihn nachdenklich und erinnert sich daran, wie glücklich er war, als er diesen Talisman ergattert hatte. Einen Teil des Boards vom erfolgreichsten Skater aller Zeiten zu besitzen, erschien ihm zu diesem kritischen Zeitpunkt in seinem Leben, wie ein Wink des Schicksals. Als wolle ihm das sagen: es wird alles gut. Als wäre es ein Versprechen, dass sein Leben trotz des..'Vorfalls' erfolgreich verlaufen kann, wenn er sich nur genug ins Zeug legt, zielstrebig ist und alles was ihn ausbremsen könnte unter Verschluss hält.
Ein heißer Schmerz in der Daumenkuppe lässt ihn zusammen zucken. Unbewusst hat er den Splitter in die Haut gepresst, während seine Gedanken zu einem realen Versprechen gewandert sind. Eines dass Blaze und er sich gegeben haben...das Schweigegelöbnis, dass ihm immer öfter in den Sinn kommt und ihn innerlich umtreibt. Er schüttelt die Gedanken ab, schiebt den Splitter wieder unter die Krempe und setzt die Cap auf. Das dumpfe Gefühl, der Talisman habe an Macht verloren schiebt er gleich mit beiseite.

Kurze darauf im Erdgeschoß

Mit einem Satz über die zwei letzten Treppenstufen landet Chip auf dem Dielenboden und will zur Küche, um die Scherben der Bong zu entsorgen. Er wird sie zwar vermissen, aber seit Denize schwanger ist, konsumiert er fast ausschließlich Hanfkekse, also ist der Verlust verschmerzbar. Aus dem Wohnzimmer dringt leise Musik an sein Ohr. Ist das Klassik? Er setzt die Kehrschaufel am Boden ab, biegt um die Ecke und sieht sich gleich darauf seiner Mutter gegenüber, die leise vor sich hin summend auf dem Sofa sitzt und...strickt. Verblüfft steht er einen Augenblick nur da und beobachtet ihr Tun. Seit wann...?
Was wird das?“ fragt er wenig originell, mit Blick auf das bunte Etwas, das gerade am Ende mit einer Ausbuchtung versehen wird.
Das?“ Marga hebt stolz ihr Kunstwerk hoch. „Das wird ein Strampelanzug für euer Kind.“
.... Chip schluckt trocken, setzt sich neben sie auf die Couch und blickt mit gemischten Gefühlen auf das wollige Gebilde.



„Aha.“ bleibt er auf Kurs mit den geistreichen Äußerungen.
Ich hab bei Maryama die Grundlagen gelernt und mir in der Bibliothek ein Buch ausgeliehen. Danach arbeite ich jetzt.“ Seine Mutter lächelt warm und hebt die Nadeln mit den Maschen hoch. „Ich hab schon Einiges auftrennen müssen, aber jetzt scheint es zu klappen mit den Füßchen.“
Den Füßchen... Unwillkürlich muss Chip lächeln bei diesen Worten. Er schiebt einen Finger in die kleine Beule am Ende des Gestricks und wackelt darin herum. „Meinst du nicht, das ist ein bisschen knapp bemessen?“ fragt er .
Marga lacht amüsiert. „Du hast ja Ideen. Was glaubst du denn wie groß die Füße eines Neugeborenen sind, hm?“
Woher soll ich das wissen?“ Chip ist fasziniert von der Vorstellung das gestrickte Teil irgendwann seinem Kind über zu streifen. Gleichzeitig erschreckt es ihn auch. Manchmal hat er schon zu tun, sich selbst den Pullover richtig über den Kopf zu ziehen...na gut...mit dem Baby wird er nicht stoned sein, also sollte das klappen. Denize wird ihm schon zeigen wie man 's richtig macht.



Marga entfernt Chips Finger aus dem Gestrick und fährt fort. „Da passt das Baby noch eine Weile länger hinein. Es soll ein Weihnachtsgeschenk für Denize werden.“
Da sagt sie was. Chip hat noch keinen Schimmer was er ihr schenken soll. Schmuck? Derzeit könnte er sich's leisten, aber das Geld ist für Sachen, die angeschafft werden müssen. Er sieht zu seiner Mutter, die wieder begonnen hat zu summen und mit den Nadeln zu klappern. Unbegreiflich, wie aus einem simplen Wollknäuel ein Kleidungsstück entstehen kann. Das ist definitiv höhere Mathematik.
Adrian.“ Der ernste Ton von Marga reißt ihn aus den Gedanken. Er sieht sie fragend an.
Ich hab mit deinem Vater telefoniert, er kommt über die Feiertage nach Hause..also Weihnachten bis Neujahr.“
Chips Gesicht wird ausdruckslos, während er ein Stück von ihr ab rückt. Ehe er etwas sagen kann, redet sie weiter.



Nun lass doch nicht sofort die Jalousien runter. Es sind nur ein paar Tage und es wäre schön, wenn du dich durchringen könntest ihm wenigstens eine kleine Chance zu geben.“ Sie selbst hat nach Stephens Eröffnung tagelang gehadert mit sich und der Welt, ohne Adrian gegenüber ein Wort zu verlieren. Es ist schon schwierig genug mit ihm und Bertl, er soll nicht noch neagtiv beeinflusst werden, weil er merkt, dass seine Mutter sich mit Problemen, die durch seinen Vater verursacht sind, herumschlägt. Die Wahrheit kann sie ihm nicht sagen, also hat Marga sich dazu entschlossen, die Fassade aufrecht zu erhalten.



Du weißt ganz genau dass das nicht gut geht, wem wollen wir was vor machen?“ Chip steht auf und sieht sie weiter mit ausdrucksloser Miene an. „Glaubst du ernsthaft daran, dass er sich komplett geändert hat? Er schnaubt verächtlich. „Du willst es glauben und dir was vormachen, ich nicht.“
Marga sieht ihn ernst an.“Ich habe deinen Freund Stephen in der Klinik getroffen, er sieht gut aus..willst du an ihn auch nicht glauben?“
Ungläubig reißt Chip die Augen auf. Steph und sein Vater in derselben Klinik? Uff...
Ich komm nicht auf die Idee Stephen auf die gleiche Stufe mit ..IHM zu stellen. Und du lass das auch, das ist eine Beleidigung für Steph.“ Er steht auf. „Mein Entgegenkommen sieht so aus, dass ich mir ne Bleibe such, mindestens bis er wieder weg ist. Dann hast du was du willst, keinen Zoff und ne winzige Chance.“ Schnell wendet Chip sich ab, als er sieht wie die Augen seiner Mutter wässrig werden. „Ich muss nochmal weg und geh dann mit Denize nen Spaziergang machen."



Marga nickt schniefend und nimmt das Strickzeug wieder in die Hand. Wann wird sich in ihrer Familie ein gemeinsamer Weg auftun? Es ist zum verzweifeln, aber wenn sie Adrian bedrängt, verschließt er sich noch mehr, das weiß sie auch.

Etwas später

Gedankenversunken geht Chip wieder Richtung Zuhause. Er kommt von Basti, der ihm zugesagt hat, dass er solang es nötig ist im Bandraum bleiben kann. Derzeit hat sich sonst niemand angekündigt.
Das ist erleichternd, nur die Heizung ist grad defekt. Basti meinte, er müsste irgendwo einen Heizstrahler haben, den er ihm noch rein stellt. Klo, Waschbecken Bett und Instrumente...man könnt's auch schlechter treffen. Eine Nachricht an Denize zu schreiben, dass es später wird war leider nicht möglich. Durch das Gespräch mit seiner Mutter war er abgelenkt genug, um sein Handy zuhause zu vergessen. Schnell holen und dann ab nach Willow Creek.

Chip!Warte mal!“

Überrascht dreht er sich um und sieht Maryama auf sich zu kommen. Wie immer gibt ihm ihr Anblick einen kleinen Kick und er grinst zur Begrüßung, während er das aufsteigende Bild vom Schulball mit der Bluse und dem tiefen Ausschnitt zur Seite drängt. Wie alt ist sie eigentlich? needy Chip?..Ja...“Hey Maryama, was geht?“

Hi Chip.“ Lächelnd begrüßt sie ihn und schlendert neben ihm weiter. „Ich bin auf dem Weg zu deiner Mutter, wir wollen ein Strickmuster ausprobieren zusammen.“ Sie hebt ein kleines Körbchen hoch in sein Blickfeld. „Und hier ist eine Kleinigkeit für die werdende Mama.“ Maryamas Lächeln vertieft sich, als sie Chip den Korb überreicht.

Für Denize? Das ist ja nett von dir.“ Er übernimmt das Mitbringsel und inspiziert es neugierig.'Greenfinger's Babyglück'? Chip zieht eine Packung Tee heraus und hebt fragend die Brauen.

Vergnügt lacht Maryama leise.“Ja, hab ich heute speziell für sie zusammengestellt. Beruhigend und entspannend, das kann man in solchen Zeiten immer brauchen. Ansonsten noch Süßes, frische Wintersalate, ein paar Karotten und was das Gewächshaus gerade so hergibt.“
Sie wirft Chip einen prüfenden Blick zu. „Ich weiß nicht ob Marga schon was gesagt hat. Die Nummer von meiner Freundin Sarah ist auch mit drin. Sie hat zwei Kinder, ist Erzieherin von Beruf und eine recht patente Person. Wenn deine Freundin jemanden zum reden braucht was die Schwangerschaft und überhaupt das Baby angeht, Fragen, Sorgen und so weiter, kann sie jederzeit bei ihr anrufen. Sie freut sich und hilft gerne.“



Jetzt ist es also soweit dass er mit attraktiven, weiblichen Wesen über Schwangerschaftsprobleme und Tee redet. Chip fühlt sich dezent im falschen Film, freut sich aber gleichzeitig, dass er sich bei Denize nützlich machen und etwas Sinnvolles zur Lage beitragen kann. Sie erreichen das Haus. „Das ist echt cool, danke.“ Er grinst schief. Sarah...wahrscheinlich die mit dem flotten Flitzer, die seine Mum zu den Garcias abgeholt hat. Interessant. „Ich bin eh gleich unterwegs zu Denize, bestimmt freut sie das. Bis dann...ach ja, sag meiner Mum, ich hab was gefunden zum übernachten, sie weiß dann schon.“ Er hebt nochmal die Hand zum Gruß und geht zur Treppe ins Obergeschoß.

Maryama nickt und sieht ihm noch kurz nachdenklich hinterher, ehe sie in Richtung Wohnzimmer ruft:“ Marga! Überraschung. Ich hab das Muster ausgetüftelt.“
Vielleicht erzählt seine Mutter, was damit gemeint ist. Vermutlich hat es etwas mit seinem Vater zu tun.



Maryama geht nach Copperdale - Villa Bärenklau
Chip geht nach Oasis Springs Nr. 5 - Bandraum (Stephens ex-zu Hause)


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24.10.2023 01:03 (zuletzt bearbeitet: 24.10.2023 08:11)
#48
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Schicksalslenker

Bertl kommt vonWindenburg - Neue Wege Klinik

Charaktere: Margarethe, Bertram
Geschichtsstrang: Aller Anfang ist Silvester?

Silvester

Vorsichtig schiebt Marga die Wohnzimmergardine etwas beiseite um freie Sicht in den Garten zu haben oder besser auf das Gelände, das einmal Einer gewesen ist.
Bertram steht noch an derselben Stelle wie vor ein paar Minuten, hat seine Haltung nicht verändert.
Ganz geheuer ist ihr das nicht. Es hat sich in den letzten Tagen gezeigt, dass er mit der Suchthematik ganz gut zurecht kommt, trotzdem ist sein psychischer Zustand nach wie vor instabil. Er hat immer wieder Einbrüche, versinkt in Gedanken und wirkt unerreichbar oder zieht sich für ein paar Stunden ohne Erklärung ins Schlafzimmer zurück. Anfangs haben sich bei ihr Gedanken eingeschlichen, ob er vielleicht wieder bei irgendjemandem Halt oder Bestätigung sucht, aber ernsthaft glaubt sie das nicht. Er bereut, das kann sie spüren. Marga würde gerne irgendetwas tun, um dieses unselige Kapitel in Stephens Leben wieder gut zu machen, aber das geht eben nicht. Alle Beteiligten müssen damit leben und klar kommen. Marga hat vor Weihnachten schon ihren Kurs gefunden was Bertl angeht und ihm das auch deutlich vermittelt.



Heilig Abend

Frohe Weihnachten, Marga...Margarethe.“ Bertl steht vor ihr und wirkt beinahe wie ein Schuljunge, der eine Arbeit abgibt und sich nicht sicher ist, wie die Reaktion des Lehrers ausfallen wird. „Es ist nur eine Kleinigkeit, aber ich hoffe du nimmst sie an.“
Die Kerzen am Weihnachtsbaum strahlen schon Wärme aus, aber die Geste ihres Ehemannes lässt Margas Brust regelrecht glühen. Schon seit Jahren hat sie nichts mehr von ihm bekommen, weder zum Geburtstag noch zu Weihnachten. Wie auch? . Er lag immer ab mittags betrunken auf der Couch und Adrian war ihr einzige Gesellschaft an solchen Tagen. Ihr Sohn war vor Bertrams Ankunft kurz da und hat ihr einen Umschlag überreicht, Essen abgestaubt und ist wieder in sein neues Domizil gefahren. Im Kuvert befand sich ein Gutschein für ein neues Gemälde nach Wunsch, was sie sehr glücklich gemacht hat. Es kränkt sie immer noch, dass sein Vater das Erstlingswerk einfach zerstört hat.
Jetzt hält sie nochmal einen Umschlag in Händen und öffnet ihn neugierig. Noch ein Gutschein. Gespannt liest sie und hebt dann strahlend den Kopf. „Dass du das noch weißt.“
Ja, ein paar Gehirnzellen haben wohl überlebt.“, bemerkt ihr Mann trocken, kann aber ein Lächeln nicht zurück halten.
Er will ihr einen Hühnerstall bauen, ein lang gehegter Traum, von dem sie nicht mehr gedacht hat, er könnte einmal Realität werden.
Marga nimmt seine Hand und zieht ihn mit auf das Sofa herunter. „Sag das nicht so.“ Sie runzelt mit gesenktem Kopf die Stirn und schweigt einen Augenblick.
Bertram, ich hab dieses Jahr kein Geschenk für dich. Ich hab uns etwas Feines gekocht, gebacken und..“ Marga blickt auf. „..ich schenke dir ein letzte Chance in unserem Leben, trotz dieser schlimmen Sache mit Stephen. Eine Allerletzte.“ Sie zieht ein Taschentuch aus dem Rock und tupft kurz die Augen und Nase. „Es ist nicht alles gut und auch nicht vergessen, aber wir lassen alles was zu der Saufereizeit gehört hinter uns und machen reinen Tisch. Es lässt sich nichts ungeschehen machen, aber wir können die Zukunft verändern.“ Wieder führt sie das Tuch zur Nase und knüllt es anschließend in der Faust zusammen. „Ich habe auch meinen Teil dazu beigetragen dass alles so verfahren wurde. Ich hätte viel konsequenter sein müssen, nicht so lang alles stumm in mich hineinfressen, das weiß ich heute... dann wäre es vielleicht gar nicht so weit gekommen.“ Sie schnieft. “Du musst wieder der verantwortungsbewusste Mann werden, der du vor der Kündigung warst. Der Mann den ich geheiratet habe.“
Bertl ergreift stumm ihre Hände und umschließt sie fest mit seinen.



Der hätte niemanden ausgenutzt, nur um sich besser zu fühlen, sondern andere vor eben solchen Sims beschützt.“ spricht Marga mit leichter Strenge in der Stimme weiter. „Wir wagen einen neuen Anfang, wie es ausgeht wird man sehen, so wie wir es uns versprochen haben. In guten, wie in schlechten Zeiten.“
Bertram sieht ihr fest in die Augen, sein Adamsapfel hüpft unkontrolliert auf und ab. „Das ist ein großes Geschenk und mehr als ich erwarten durfte. Ich will wieder für die Familie da sein...für die Ganze. Danke.“
Marga nickt und lächelt zaghaft. „Ja, die Familie wird größer und braucht dich als Stütze.“ Sie steht auf und zieht ihren Mann mit hoch. „Komm, jetzt wird gegessen.“

Warte. Es gibt noch eine Überraschung. Dafür müssen wir aber nach draußen.“ Kurz darauf sperrt Bertl den Schuppen auf, steckt eine kleine Kabelleuchte ein, die diffuses Licht verbreitet und schiebt etwas ins Freie. Mit Schwung zieht er eine Decke von einem großen, verhüllten Gegenstand.
Das ist für Adrian und seine Freundin.“ Er seufzt tief auf. „Ein Anfang, auch wenn ich weiß, dass er mich immer noch nicht sehen oder sprechen will.“
Mit großen Augen tritt Marga näher und fährt beinahe andächtig über das glatt polierte Holz des Babybettchens. Vor Rührung rinnt schon wieder ein kleine Träne ihre Wange hinunter.
Na, jetzt hör aber mal auf.“ Diesmal zieht Bertl ein Taschentuch aus der Hosentasche, was Marga kurz zurück zucken lässt.
Sie sind jetzt immer sauber.“ brummelt Bertram, während er die salzige Spur etwas energischer abwischt als es notwendig wäre.
Das Bett ist wunderschön.“ Marga lächelt ihn an. „Hast du das ganz allein gebaut?“ - „Ein junger Mann aus der Klinik hat mir geholfen. Guter Kerl.“ gibt Bertl zu.
Ein junger Mann? Schon wieder? Marga ruft sich innerlich zur Ordnung.
hör auf mit solchen verrückten Gedanken
Adrian freut sich und Denize auch, das weiß ich.“ Sie nimmt Bertls Hände. „Das braucht alles Zeit, gib die Hoffnung nicht auf, ich tu's auch nicht. Irgendwann werdet ihr wieder miteinander reden können. Die Zeit arbeitet für uns.“ Bertl atmet schwer durch und nickt.
Und jetzt essen wir was Feines.“ Marga drückt ihn kurz und lotst ihn Richtung Bratenduft, der durch das gekippte Küchenfenster bis zu ihnen nach draußen dringt.




Silvester

Mit verschränkten Armen und leicht gespreizten Beinen steht Bertl im Garten und starrt auf die trockene, nackte Erde, wo sich vor nicht allzu langer Zeit noch ein prächtiger Gemüsegarten und dann eine tiefe Grube befunden haben. Das hat er hinterlassen. Eine Wüste.
Wenn er jetzt zurück denkt, erscheint ihm die ganze Zeit wie ein Fiebertraum. Der Plan für den Bunkerbau, die Schergen von AAAUA....die Erdvermessungen wegen der unterirdischen Präsenz der Aliens, der Gang zur Bank um die Hypothek auf das Haus auf zu nehmen für die ganzen Baumaßnahmen..wie verrennen kann man sich?
Er verlagert das Gewicht auf das andere Bein und lässt, ohne eine Miene zu verziehen, den Blick über das brach liegende Land schweifen. Marga hat alles wieder ins Lot gebracht. Seine kleine, verhuschte immer so stille Marga. Zusammen mit Sims, die ihr geholfen haben so zu reden und zu denken wie sie es an Weihnachten getan hat.
Sie hat es mehr als verdient, dass er diese Katastrophe von Grundstück und Haus wieder in Ordnung bringt. Und NIEMAND wird mehr einen Keil zwischen sie treiben oder den Neuanfang torpedieren, dafür wird er sorgen.
Eine Hand legt sich auf seine Schulter und lässt ihn zusammen fahren.

Bertl? Was machst du hier in der Kälte? Du holst dir noch den Tod so dünn wie angezogen bist.“ Margas Stimme klingt besorgt, als sie neben ihn tritt. Ihr Mann legt eine Hand auf die Ihre, die nach wie vor auf seiner Schulter ruht.

Siehst du wozu ich fähig bin? Ich habe alles sterben lassen..getötet...zerstört.“ Und das nicht nur hier im Garten Er verstummt ein paar schwere Atemzüge lang. „Es wird nicht leicht werden, allem wieder Leben einzuhauchen.“

Marga nickt und folgt mit dem Blick ein paar trockenen Blättern, die eine kühle Brise über das karge Land tanzen lässt. „Nein, aber es wird wieder Leben geben hier, in vielerlei Hinsicht.“ Sie nimmt die Hand von seiner Schulter und wickelt ihre Strickjacke enger um den Oberkörper.
Darauf freu ich mich.“

Was hältst du davon, wenn wir den Stall in diese Ecke bauen?“ Bertl weist in eine Richtung. „Dann kann hier wieder dein Gemüse wachsen, die Blumen und so weiter und dort..“ Sein Arm schwenkt einen Halbkreis weiter. „..dort bau ich einen Sandkasten und vielleicht noch eine Wippe für...für unser Enkelkind.“ Wie fremd sich dieses Wort anhört und fühlt. „Aber dafür ist ja noch etwas Zeit.“

Seien Worte lassen Marga das Herz auf gehen. Es gibt Hoffnung, wenn er sich solche Gedanken macht. Irgendwann werden sie wieder eine Familie sein. Daran muss sie glauben.
Ja, bevor es wippt und gräbt, muss es erstmal zur Welt kommen und wachsen.“ schmunzelt sie. Eigentlich wollten sie noch so viel besprechen, was die Klinik angeht, die Arbeitssuche und die Finanzen, aber heute ist Silvester. Das erste seit einer Ewigkeit, an dem er am Spätnachmittag noch nüchtern ist und bleibt. Ob sie es wagen können?
Bertl, ich hab erfahren, dass es im Oasis Bowling ein Silvesterturnier und ab Mitternacht Tanz und Feuerwerk gibt. Traust du dir so eine Veranstaltung zu?“ Sie sieht ihn unsicher an.“Oder ist das noch zu früh?“

Oasis Bowling! Der Ort, an dem er Stephen die Wahrheit gesagt hat. Der Ort, der all das wieder aufrühren wird...aber auch eine Gelegenheit sich den Geistern zu stellen und sie durch neue Erfahrungen zu ersetzen.
Mit dir trau ich mir alles zu, Marga. Und du musst keine Angst haben, ich komme nicht in Versuchung zu trinken. und wenn, besteh ich die Probe. Wir tanzen einfach, dann hab ich keine Zeit an sowas zu denken.“ Er legt einen Arm um ihre Taille, ergreift ihre Hand und macht ein paar zögerliche Tanzschritte. „So wie früher, das können wir doch noch?“ - „Wir lernen's wieder Bertl.“ antwortet Marga lächelnd und wiegt sich mit. „Wir lernen's.“




Marga geht nach
Bertl geht nach


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05.03.2024 22:09 (zuletzt bearbeitet: 05.03.2024 22:13)
#49
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Schicksalslenker

Chip kommt von Willow Creek - Denize' Haus
Marga kommt von Oasis Springs Nr. 10 - Haus Bucur
Bertl kommt von Oasis Springs Nr. 10 - Haus Bucur
<<< Delsyn Fisher kommt von Oasis Springs - Delsyns Camper <<<


Charaktere: Chip, Marga, Bertl, Delsyn, Maryama
Geschichtsstrang: Und immer wieder Überraschungen


Heute ist sein achtzehnter Geburtstag. Erwachsen.Voll geschäftsfähig. Wahlberechtigt. Strafmündig...zumindest fast. Offenbar wird man noch zwei weitere Jahre 'nach Einzelfall' entweder nach Jugendstrafrecht oder allgemeinem Strafrecht be-und verurteilt. Chip liegt auf dem Bett im Bandraum und arbeitet sich am Handy durch sämtliche Themen, die seine Volljährigkeit betreffen.
Seine Sachen stehen gepackt am Kopfende. Bast braucht das Bett für einen Kumpel und seine Mutter liegt ihm wegen dem Geburtstag in den Ohren. Ihn selbst beschäftigen im Moment wieder die Geldsorgen. Der Führerschein muss her. Ohne den wird das nichts mit einem richtigen Job nach der Schule. Chip scrollt durch die Liste der Online Casinos. Simsino, Quickmillion, Richsino, Casholin, Bet 'n win. Die Liste ist endlos. Ob er ein Bankkonto eröffnen soll?



Im Supermarkt nehmen sie ihn wieder für die Abendstunden und sein Job im Burgerrestaurant ist bis zur Geburt des Babys auf jeden Fall sicher. Trotzdem muss mehr Geld her. Ein Blick auf die Uhrzeit lässt ihn zusammen zucken. Seine Mum bereitet ein Essen vor und er hat in der Stadt noch etwas zu erledigen, bevor er dann abends etwas mit Denize unternimmt. Chip schwingt sich an den Bettrand und zieht die Jacke an. Das Gepäck kann er später holen, wenn er nach Hause geht. Als die Bandraumtür hinter ihm ins Schloß fällt, hält er kurz inne und nimmt die Cap ab. Nachdenklich lässt er sie über die Finger schwingen, bevor er den Deckel von der Mülltonne an der Hausecke abnimmt und sie darin versenkt. Mit einem lauten Scheppern schließt er das Behältnis wieder, wendet sich ab und kramt in der Jacke nach den Zigaretten. Jetzt ab in die Stadt und dann...heim zu Muttern.



Einige Zeit später

Unschlüssig, den Rucksack auf den Schultern und eine Reisetasche in der Hand, bleibt Chip mit einigem Abstand zu seinem Elternhaus stehen. Es wirkt beinahe unbewohnt und das kahle Gelände, was einmal ein blühender Garten war, verstärkt den Eindruck noch. Das einzige Lebenszeichen ist eine dünne Rauchfahne, die aus dem Kamin in den trüben Januarhimmel steigt. Und helles Gelächter, dass der Wind plötzlich zu ihm herüber weht. Eine Männerstimme erklingt und das Lachen wird zweistimmig.
Ein ungutes Gefühl macht sich in Chips Brust breit und seine Hand verkrampft sich um den Taschengriff. Ist sein Vater doch schon zuhause? Der Impuls, auf der Stelle kehrt zu machen, wird beinahe übermächtig, aber was ist mit aufhören wegzulaufen und sich vor Entscheidungen und Konsequenzen zu drücken? Zögerlich setzt er sich wieder in Bewegung.
Als er um die Ecke zur Eingangstreppe biegt, fällt ihm vor Erleichterung beinahe das Gepäck aus der Hand. Maryama und Delsyn arbeiten im Garten und unterhalten sich lebhaft. Chip verharrt kurz und überlegt, ob er was sagen soll, oder gleich ins Haus gehen.
"Sarah hat nochmal gefragt, ob wir mit ein paar Pfadfinderkindern einen Besuch im Kindergarten machen würden. Wir könnten uns ein Schönwetterprogramm und eins für nen Regentag ausdenken, was meinst du?" Maryama recht weiter Kieselsteine zusammen und kraust die Stirn, als ein Regenwurm am Rechen hängen bleibt. Sie zupft ihn ab und platziert ihn etwas abseits in einem umgegrabenen Bereich.

"Hört sich gut an." sagt Del der auf der anderen Seite des Zauns auf dem Boden kniet und den reparierten Holzzaun mit Schleifpapier bearbeitet, damit er eine neue Farbe bekommen kann. Von Bertrams früherem Chaos ist so gut wie nichts mehr zu sehen. "Ich bin sicher da fällt uns was ein." er lächelt sie durch den Zaun hindurch an, bis sein Blick hinter ihr, auf einen 'Besucher' fällt. Daraufhin richtet er sich auf, um über den Zaun zu schauen. "Sieh mal wer da ist." sagt er und nickt erfreut in Chips Richtung.



Maryama blickt auf und strahlt. "Ach was, das Geburtstagskind." sagt sie lachend und lehnt den Rechen an den Zaun. Fröhlich geht sie auf Chip zu, der ihr mit einem schiefen Grinsen entgegen blickt.

Unverhofft findet sich Chip in einer herzlichen Umarmung mit Glückwünschen wieder und bereut fast nicht mehr, dass er den Entschluss gefasst hat, dem Drängen seiner Mutter nachzugeben.



Verlegen spürt er, wie seine Ohren heiß werden. Viel zu schnell endet der angenehme Körperkontakt und er blickt in zwei leuchtende, grüne Augen."Das ist doch einer der besten Tage im Leben, oder nicht? Tausend neue Möglichkeiten und keiner der sagt: Nein, das geht jetzt noch nicht, dafür bist du noch nicht alt genug." Chip nickt grinsend, streicht die Haare über die leuchtenden Ohrenspitzen und sagt:"Damit muss man erst mal klar kommen. Zu viel Zeit damit verbracht sowas kreativ zu umgehen."

Del steigt über den Zaun und kommt auf Chip zu. Er reicht ihm die Hand zum einschlagen und klopft ihm anschließend auf den Rücken. "Alles Gute, Chip." sagt er mit einem Zwinkern.



"Danke Mann." Aufrichtig erfreut sieht Chip Delsyn an und schafft das erste richtige Lächeln des Tages. So viel positive Energie ist er nicht mehr gewöhnt, aber der Knoten in der Brust löst sich langsam. "Seid ihr noch länger da?" fragt er mit Blick auf den Zaun und unsicher, ob seine Mutter die beiden eingeladen hat wegen seinem Geburtstag oder ob das Zufall ist. Er hat ihr das Versprechen abgenommen, keinen Zirkus zu veranstalten, nur weil er achtzehn wird.

"Eine Weile." sagt Delsyn lächelnd, nach dem er dem Blick auf den Zaun mit den eigenen Augen gefolgt ist.
Maryama nickt bestätigend und grinst. "Wir sehen uns schon noch später."

Ihre Worte verstärken Chips Gefühl, dass doch irgendwas im Busch ist. " ..'kay, dann schau ich mal rein jetzt. Bis dann." Er hebt kurz die Hand, packt die Reisetasche und stapft die Stufen zur Haustüre hoch, die im selben Moment geöffnet wird. Unvermittelt umfangen ihn die Arme seiner Mutter. „Du bist da, wie schön! Alles Liebe und Gute zu deinem achtzehnten Geburtstag, Adrian. Ich bin so stolz.“ Marga drückt ihn nochmal fest und schiebt ihn dann etwas von sich, um ihren Sohn genauer zu msutern. „Blass um die Nase bist du und noch dünner als vor einer Woche.“ Sie schlägt die Hände vor dem Mund zusammen. „Grundgütiger! Und du warst beim Friseur..keine Mütze auf..hab ich denn Geburtstag heute?“ Sie lacht und wuschelt ihm durch die Haare.
Chip verzieht den Mund und löst sich endgültig von ihr. „Ach hör auf.“ grinst er verlegen und versucht den dichten Schopf wieder zu glätten. „Erzähl lieber noch mehr von stolz und so.“
Du wieder.“ lacht Marga aufgedreht. Sie sieht kurz über die Schulter ins Haus. „Das Essen ist noch nicht ganz fertig, aber ich möchte dich sowieso erst noch wohin mit nehmen. Sie stützt sich auf das Geländer und winkt aufgekratzt Delsyn und Maryama zu.
"Huhu! Kommt ihr mit?" Sie gestikuliert Richtung Schuppen hinter dem Haus. "Es gibt noch eine kleine Überraschung."



Chip zuckt die Schultern in die Richtung der beiden und zieht eine Grimasse wie: ich hab keine Ahnung worum 's geht.

"Klar." Maryama nimmt Delsyn das Schleifpapier ab und hakt ihn schmunzelnd unter. "Überraschungen sind immer gut."

„Meistens.“ sagt Delsyn genau so fröhlich, mit einem kurzen Gedanken an den Tag als man seinen Krebs entdeckt hat.

Marga hakt ihrerseits Chip unter und geht munter plaudernd mit ihm Richtung Werkzeugschuppen um das Haus herum. "Seht mal, hier in dieser Ecke soll bald ein Hühnerstall stehen. Bertl hat schon das Holz besorgt und zugesägt. Bald werden wir jeden Tag frische Eier haben." Sie zeigt auf einen großen Stapel mit Brettern vor dem Zaun und wendet sich munter zu Maryama und Delsyn um. "Ich stell mir vor, dass ich auch selber züchte und kleine, flauschige Küken hier groß werden dürfen."

"Aaaww, was für eine schöne Idee." Maryama freut sich aufrichtig und spinnt auch gleich den Faden weiter. "Dann kannst du im 'Green Fingers' Eier von glücklichen Hühnern verkaufen."

Chip lässt sich geduldig mit ziehen, auch wenn er sich den Verlauf des Tages anders vorgestellt hat. Kurz seine Mutter begrüßen, Tasse Kaffee und Stück Lieblingskuchen und dann gepflegt in sein Zimmer zurück ziehen. Der einzige Wunsch, der ihm sonst noch einfällt ist, dass sein Vater in nichts mehr involviert ist, was seine und Denize' Zukunftsplanung angeht. Soll ihn einfach in Ruhe lassen, bis sie was Eigenes gefunden haben zum wohnen. Chips Blick streift desinteressiert das Holz, während er innerlich mit den Augen rollt. Das kann seine Mutter dann im Kamin verheizen, als ob da je was draus werden wird. "Oder es gibt öfter Grillhähnchen in Zukunft." kommentiert er, was ihm einen irritierten Blick von Marga einbringt.
Er hebt beschwichtigend die Hände und beobachtet, wie sie an dem neuen Vorhängeschloss herumnestelt. Das ruft Erinnerungen wach. Wie oft hat er sich in den Schuppen geschlichen um für Blaze und sich Bier zu klauen. Es kommt ihm vor, als wäre das in einem anderen Universum geschehen.

"Tadaaah." Marga öffnet weit die Türe und zieht das Babybett ins Freie, das Bertl gebaut hat."Es sollte eigentlich ein Weihnachtsgeschenk werden, aber du warst ja nicht da und...und da dachten wir, dann bekommst du es eben zum Geburtstag." Lächelnd sieht sie Chip an. "Das hat dein Vater ganz allein gebaut und..." Sie verstummt, als sie bemerkt, wie sich Chips Miene verfinstert. Hilfe und Bestätigung suchend wandert ihr Blick zu Delsyn. "..und es...hat so niedliche Details." schließt sie verzagt, als keine weitere Reaktion von Adrian erfolgt.



Amüsiert hört Del der Unterhaltung über die Hühner zu und bemerkt den Umschwung in der Dynamik. Vor allem als Marga stockt. Er geht zum Bett und fährt mit der Hand über das feine Holz. „Das ist gute Arbeit.“ bemerkt er, „Bertl hat sich Mühe gegeben.“ Sein Blick schweift zu Chip dessen Laune sich nicht verändert hat. „Sieht mir aus wie ein Friedensangebot, nicht?“ abwartend sieht er von Maryama zu Marga und schliesslich zu Chip.

Innerlich leicht verunsichert durch die Wendung, fängt Maryama Dels Blick auf und geht in die Hocke um die Verzierungen am Bettchen näher in Augenschein zu nehmen."Mir gefallen die Farben, so frisch und..sind das kleine Planeten?" Sie blickt zu Chip und schmunzelt. "Hast du nicht mal was erzählt davon, dass du dich für Raumfahrttechnik interessierst? Euer Baby bekommt schon die Grundlagen mit hier."

Noch vor ein paar Monaten hätte Chip die Seitenstäbe kaputt getreten, geschrien: drauf geschissen und wäre wütend davon gerannt. Jetzt liegen verschiedene Gefühle in seinem Inneren im Clinch. Er kann sich Zoé in dem Bett vorstellen und Denize würde sich vermutlich freuen, über so ein schönes, wichtiges Möbelstück, dass sie nicht kaufen müssen. Er sieht Delsyn über das Holz streichen und steckt die Hände in die Hosentaschen. Andererseits. Was glaubt der Alte wie das hier läuft? Friedensangebot und fertig? Seine Miene bleibt verschlossen, erst als Maryama die Planeten erwähnt, entspannt sich sein Kiefer etwas. Er beugt sich leicht vor und sieht sich die Einlegearbeit genauer an. Gerade will sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen stehlen, als vom Haus her eine Stimme ertönt.
"Hier seid ihr also!"



Bertl. Wie ertappt fährt Chip herum und sieht seinen Vater auf sich zu kommen. Augenblicklich frieren seine Gesichtszüge wieder zu einer undurchdringlichen Maske ein.
Marga stößt einen halb überraschten, halb freudigen Laut aus und eilt ihrem Mann entgegen."Was machst du denn hier? Du hast mir gar nichts gesagt, dass du kommen willst. So eine Überraschung." Geschäftig geht sie neben Bertl her, der zur Gruppe aufschließt und Maryama und Delsyn mit Handschlag begrüßt.



"Hallo Nachbar." sagt Del dem Neuankömmling die Hand schüttelnd, "Freut mich, dich munter zu sehen."

Maryama lächelt unverbindlich freundlich. Sie kennt Chips Vater nur aus Margas Erzählungen und ist neugierig, wie ihr Eindruck von ihm ausfallen wird. Verwahrlost sieht er jedenfalls nicht aus. Sie streift Chip mit einem Seitenblick und sieht zu Delsyn. Braut sich da etwas zusammen?

"Ja, mir geht es recht gut, Delsyn. Danke." Bertl wendet sich Chip zu. "Mein Sohn wird volljährig heute. Da wollte ich zum gratulieren zuhause sein." Er hält Chip die Hand hin.



Ungläubig zucken Chips Brauen. Seine Augen verengen sich minimal. Die Geste ignorierend, hebt er das Kinn an und sagt spöttisch:" Du erinnerst dich daran, dass du einen Sohn hast? Erstaunlich...wo du doch immer nur über den Nichtsnutz und Taugenichts geschimpft hast." Die Erinnerung an diverse Streits und Demütigungen löst eine Hitzewelle in der Magengegend aus.
Bertl senkt langsam die Hand, wendet den Blick aber nicht ab. "Ich hatte viel Zeit zum nachdenken." Er legt eine Hand auf das Bett. "Unter anderem beim bauen, hier. Ich dachte etwas Praktisches könnte dich freuen."
Chip schluckt und sein Atem beschleunigt sich. Könnte dich freuen? Das ist nicht was er hören will. In seiner Brust bewegt sich etwas. Etwas Angstauslösendes und sein Kopf gibt das Signal zu mauern.

"Du dachtest du kannst mich kaufen? Ich hab eine schlechte Nachricht. So einfach läuft das nicht!" Seine Stimme schraubt sich langsam aber sicher in die Höhe und ein zorniges Funkeln schlägt seinem Vater entgegen. "Du löscht nicht die ganzen Jahre mit ein paar Scheinen und .." Jetzt verpasst er dem Möbelstück doch einen gemäßigten Tritt. ".. dem hier einfach aus!"
"Adrian!" Alarmiert geht Marga dazwischen. Zu oft hat sie mit erlebt, wie ähnliche Situationen eskaliert sind. "Beruhige dich, wir gehen ins Haus und ihr kommt dann nach. Es gibt leckeren Braten gleich." Sie zieht Bertram entschlossen am Ellbogen mit sich, obwohl der nur widerstrebend nach gibt.
Als die beiden um die Hausecke verschwunden sind, stützt sich Chip mit beiden Armen am Babybett ab, atmet tief ein und geräuschvoll, mit aufgeplusterten Wangen aus. "Phhhhhfffffhhh." Mit gesenktem Kopf versucht er seine Gefühleunter Kontrolle zu bekommen.

Del betrachtet Chip, wartet einen Moment und bedeutet Maryama mit einem Blick auch kurz abzuwarten. Die Beziehung zwischen Chip und Bertl hat Ähnlichkeiten mit der von Irivng und Blaze. Da ist nur dieser eine, entscheidende Unterschied.
Del beugt sich neben Chip über das Bettchen und legt liebevoll das kleine, durch die Erschütterung verrückte Kissen, wieder zurecht. "Man hat es nicht immer leicht mit seinen Eltern." meint er in einem wissenden Tonfall. Del richtet sich auf und sieht Chip neben sich an, um zu prüfen, in wie weit er bereit ist etwas darüber zu sagen.



Um ruhigeren Atem bemüht verfolgt Chip Delsyns Bewegungen. Seine Worte lassen ihn aufblicken. Er hat heute nicht einmal daran gedacht, dass Delsyn ein halber Blaisdell ist...also...Irvings Sohn. Er weiß wovon er spricht. Wahrscheinlich. Er lässt das Bett los und verschränkt die Arme vor der Brust. "Nein." Schweigen. Chip räuspert sich. "Er hat keine Ahnung wie sich das anfühlt." Sein Blick geht zu Maryama, die ihn ernst ansieht und wieder zu Del. "Von jemandem, der sich jahrelang zu säuft und sich dein Vater schimpft, immer nur zu hören dass du nichts wert bist." Chip senkt den Kopf. "Es hat ihn null interessiert und jetzt kommt er plötzlich an und denkt mit nem Handschlag und paar Geschenken ist das getan? Sicher nicht."

Mit klopfendem Herzen hört Maryama zu. Sie sieht ihre Mutter, die Streits mit ihr, wie sie sich in sich zurückgezogen hatte und ihre Tochter damit im Stich ließ. Es ist einfach so wahr, was Delsyn gesagt hat und sie kann nachvollziehen, was Chip bewegt.



Del hört nachdenklich zu und nickt leicht, während er das Bett betrachtet. Er weiss nicht wie viel er dazu sagen soll, denn er kann für niemanden, ausser sich selbst sprechen. "Ich verstehe dich. Aber läge dir nichts mehr an ihm, würdest du gar nichts fühlen." sagt er und sieht Chip an. "Wut kann dir eine ganze Weile beim 'Überleben' helfen... aber dann frisst sie dich auf." ohne belehrend oder parteiisch zu klingen, fügt er an, "Dein Vater hat das erkannt."

Chip starrt ihn regungslos an. Die Anspielung auf Irving war deutlich. Blaze Gesicht schiebt sich in sein Bewusstsein und versetzt ihm einen scharfen Stich in der Brust. "Woher willst du wissen, dass er auch nur irgendwas erkannt hat und nicht nur dachte er geht den einfachsten Weg? Den der Bestechung?"

„Weil er es für dich tut, und nicht für sich.“ sagt Delsyn ohne zu zögern. „Er hätte dir Geld geben können für ein Bett wie dieses. Hat er aber nicht.“ in seinen Worten liegt das Unausgesprochene. Die Zeit und Mühe die in dem Bett steckt, ist nicht nur ein Beweis dafür, dass er seinen Sohn liebt und sich anstrengen will sich zu bessern, sondern unterstreicht auch seine Unterstützung und Akzeptanz dem Nachwuchs gegenüber.



Mit unveränderter Körperhaltung kaut Chip auf seiner Unterlippe herum. Das Gesagte arbeitet in ihm und dieses unangenehme Gefühl von vorhin kehrt verstärkt zurück. "Was kommt, wenn die Wut weg ist?" platzt es aus ihm heraus, obwohl er Angst vor der Antwort hat.

Del lächelt leicht. „Die Fähigkeit die Dinge in einem anderen Licht zu betrachten.“ sagt er schlicht, tritt auf ihn zu und legt beruhigend eine Hand auf seine Schulter. „Niemand erwartet, dass du ihm von jetzt auf gleich alles verzeihst. Das musst du nicht. Versuch nur offen zu sein und gib der Sache Zeit. Und irgendwann… vielleicht…“ Del hebt eine Faust auf die Höhe seiner Schläfe und mimt leise eine Explosion. Er grinst, „Wirst sehn.“ und knufft Chip aufmunternd in die Schulter.



Je länger Delsyn spricht, desto mehr entspannt sich Chips Mimik. Der Schulterknuff lässt ihn schließlich zurück lächeln.
Wärme durchflutet Maryamas Brust. Delsyns Art einfach für andere da zu sein, berührt sie immer wieder.



Sie blickt zu Chip. So gut kann sie verstehen wie es ihm geht. Hätte sie selbst mit achtzehn diesen Schritt gemacht? Wohl eher nicht. Als sie im vergangenen Jahr soweit war den Kontakt zu ihrer Mutter wieder zu suchen, war es zu spät. Lächelnd sieht sie Chip an. "So ein verlockender Marga - Geburtstagsbraten macht den ersten Schritt vielleicht etwas einfacher. Ich riech den bis hier."
Maryamas Mimik bringt Chip zum schmunzeln. Kurz zögert er noch, bevor er Del ansieht und meint: "Hunger hab ich jedenfalls."
Dann zückt er sein Handy, macht ein Bild vom Kinderbett und schickt es mit kurzem Text an Denize.



Sein Magen knurrt vernehmlich, als ihm der Duft aus dem gekippten Küchenfenster in die Nase steigt. „Na dann.“ nickt er aufblickend den beiden zu, auch wenn seine Gefühle mehr als gemischt sind.



(in Zusammenarbeit mit @Ripzha)


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10.03.2024 19:02 (zuletzt bearbeitet: 01.05.2024 19:02)
#50
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Schicksalslenker

Charaktere: Chip, Delsyn, Maryama, Marga, Bertl
Geschichtsstrang: Auf den Weg gebracht

Darauf bedacht keine Aufmerksamkeit zu erregen, ist Chip abseits der Gehwege in Oasis Springs unterwegs. Er meidet die grellen Lichter der Laternen und bewegt sich immer wieder umsichtig auf Schleichpfaden, die er seit Kindertagen kennt. Der Brief befindet sich in eine Plastikumhüllung verpackt in der Innentasche seiner Jacke. Eigentlich wollte er ihn schon am Geburtstag eingeworfen haben, aber die überraschende Anwesenheit von Maryama und Delsyn und Bertls unverhofftes Auftauchen, hatten sämtliche Pläne über den Haufen geworfen.



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Als Chip mit Maryama und Delsyn die Küche betritt, fällt sein Blick zuerst auf seinen Vater, der am Tisch sitzt und in einer Kaffeetasse rührt. Der Anblick triggert ihn. So hatte jeder von Bertls Tagen begonnen. Mit den Stunden war die Menge an Schnaps die er in die braune Flüssigkeit kippte, gestiegen bis er dann mit einer Flasche Wodka ins Wohnzimmer auf das Sofa verschwand und der Fernseher zu dröhnen begann. Unangenehm berührt, bleibt Chip stehen und lehnt sich neben der kochenden Marga an die Küchentheke.
"Setzt euch ihr Lieben, es dauert nicht mehr lang." Marga stellt Getränke auf den Tisch und lächelt Chip dankbar an. "Ich erzähle grade Bertl von meinen Zukunftsplänen. Ich überlege, ob und wie es möglich werden könnte, mich selbstständig zu machen."

Delsyn nimmt die Gläser aus der Mitte und schenkt allen etwas ein. "Weih uns mit ein." antwortet er ihr, stellt die Flasche ab und grinst gen Maryama.



Einen Fuß über den anderen legend, verschränkt Chip die Arme. Prüfend mustert er seinen Vater, der gerade ungerührt die Tasse zum Mund führt und dem Gespräch lauscht. Die Gelassenheit, die Bertl ausstrahlt bewirkt in Chips Inneren das Gegenteil. Er kann die Situation nicht einschätzen. Ist das die Ruhe vor dem Sturm oder hat das Reizthema, dass Marga gerne arbeiten gehen würde, an Bedeutung verloren? Unruhig tippt sein Zeigefinger auf dem Bizeps auf und ab, während er wachsam weiter beobachtet.

Maryama schmunzelt, als sie Delsyns Blick auffängt. "Marga war ziemlich viel allein die letzten Wochen und ich hab sie öfter zum Stricken besucht hier. Dabei kam die Rede auch auf deinen ausrangierten Verkaufswagen, Bertram." Sie nippt an ihrem Wasser und überlässt es Marga die Details zu erläutern.

"Ja, er ist viel zu schade, um da im Garten zu verrotten oder als Brennholz zu enden." Sie nickt Bertl zu, der ernst und aufmerksam zu hört. Beim Wort 'verrotten' zuckt er merklich zusammen und beginnt wieder in der Tasse zu rühren. "Mir kam die Idee, das gesamte Inventar, das im Moment im Dachboden lagert zu verkaufen und das Häuschen mit dem Erlös in einen fahrbaren Essensstand um zu bauen. Wie findet ihr das?"

In Chips Augen tritt ein amüsiertes Funkeln. Er lockert die Arme und schiebt die Hände in die Hosentaschen. "Einen Mini-Foodtruck?" fragt er grinsend.

Maryama nickt freudig. "So ungefähr, ja. Und wir könnten noch helfende Hände beim Umbau gebrauchen." Ein unschuldiger Blick streift Delsyn.

Er lächelt sie an, "Ich helfe gern." bleibt etwas zu lange bei ihren strahlend grünen Augen und sieht zu Marga um ihr das Angebot mit zu unterbreiten.

"Und für all deine Hilfe bekommst du lebenslang freie Kost im Foodtruck und im 'Green Fingers'., sagt Maryama und zwinkert Delsyn vergnügt zu.

Del lächelt breit. "Dazu sag ich auf keinen Fall nein."

"Ihr seid wahre Engel." juchzt Marga. "Eventuell beteiligt sich noch jemand daran, aber das ist noch nicht ganz spruchreif." Sie dreht sich zum Herd und öffnet den Backofen, um den Braten mit flüssiger Butter zu bepinseln.



Bertl räuspert sich vernehmlich. "Das wird Einiges an Bürokratiekram nach sich ziehen, aber du hast ja Freunde, die sich mit solchen Sachen aus kennen." Er bemerkt den Seitenblick, den Marga ihm vom Backofen aus zu wirft und fährt schnell fort: "Ich bin ab Mitte des Monats wieder zuhause und werde Delsyn tatkräftig zur Seite stehen. Hab ja jetzt Übung in Holzarbeiten." Er hebt den Blick von Marga kurz zu Chip, der ihn mit unbewegter Miene ansieht und trinkt einen beherzten Schluck aus seiner Tasse.

Mit immer mehr Verwunderung verfolgt Chip das Gespräch. So friedfertig hat er seinen Vater seit Jahren nicht mehr erlebt. Trotz einer verbleibenden Portion Misstrauen, stemmt er sich von der Theke weg und setzt sich mit an den Tisch. "Die Planeten sind dir gut gelungen." sagt er und sieht Bertl an.
"Dir deine Frisur auch." gibt der zurück und in beider Mimik zeigt sich die Andeutung eines Lächelns. Chip sieht zu Del und die Andeutung bekommt etwas Tiefe.



"Na, dann gibt's jetzt noch eine Geburtstagsüberraschung.“ Maryama verlässt kurz den Raum und kommt mit einem Päckchen zurück. "Das ist das zweite Ergebnis der vielen freien Zeit, ich hoffe es gefällt dir." sagt sie lächelnd und drückt dem verblüfften Chip, das Geschenk in die Hand.

Was? Ein bisschen verlegen nestelt Chip an den Zierbändchen herum, entschließt sich aber dann ungeduldig für die Zack-aufgerissen-Methode und steht kurz darauf in einem handgestrickten Pullover im Raum. Er verzieht keine Miene, nur das minimale Zucken seiner Nasenflügel verrät, dass ihn mehr bewegt, als er nach außen zeigt. Gelassen beginnt er die Ärmel um zu krempeln und wirft mit zuckenden Mundwinkeln einen verstohlenen Blick zu Del.

Mit der Faust vor dem Grinsen betrachtet Del den Gesichtsausdruck von Chip im zu grossen Pullover mit den vielen Maschenfehlern. Als er angesehen und mit Blicken nach seiner Meinung gefragt wird, nickt und schüttelt er in fließendem Übergang den Kopf, "Hmm... hätt ich garantiert nicht besser machen können." sagt er offensichtlich amüsiert.



Ach du Sch...“ Maryama springt auf und nimmt Chip näher in Augenschein. „Da passt du ja zweimal rein und...“ Sie dreht sich um zu Delsyn und schmunzelt. „Ich war wohl ein wenig übermütig, weil deine Mütze so gut gepasst hat..mal ganz abgesehen von den freestyle Ausrutschern im Muster.“ Sie sieht wieder zu Chip, der mittlerweile fertig ist mit umstülpen und sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen kann.



Ach weißt du, wie ich meine Mutter kenne, hat sie ab und zu geguckt und gesagt: „Mach ruhig paar Maschen mehr, der wächst da noch rein.“ Chip lacht und Maryama fällt mit ein.



„Danke..ich mag den Pulli.“ Sie setzen sich wieder und vom Herd her ertönt Margas Stimme.

Ganz genau!“ Sie stellt den Bräter auf die Küchentheke und verkündet:„Und damit das auch wahr wird, gibt’s jetzt leckeres Essen. Ist ja nicht mehr mit anzusehen wie mager du bist. “




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Chips Aufmerksamkeit gilt jetzt ganz dem Briefkasten, der vor ihm an einer Hauswand hängt. Er zieht ein Paar Handschuhe aus der Jacke und schlüpft hinein, ehe er die Plastikfolie aus der Innentasche holt. Vorsichtig entnimmt er den Briefumschlag, während sein Herz zunehmend lauter zu pochen anfängt. Das ist die Stunde der Wahrheit. Er hätte noch Einiges mehr auf dem Herzen, aber auf Grund der prekären Lage, ist das alles was möglich ist. Die zunehmende Nervosität schnürt ihm die Kehle zu. Rein damit. Der Knall der Briefschlitzklappe verschmilzt erneut mit dem Knall der Kühlhaustür. In Chips Kopf hallen beide Geräusche wieder und wieder und wieder. Ein endloses Echo des Schreckens.






Liebe Eltern von Sid,

Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden, aber ich möchte Ihnen die Wahrheit über das, was ihrem Sohn vor fünf Jahren passiert ist, mitteilen.
Als Teil einer Mutprobe sollte Sid in ein Kühlhaus gehen und ich habe die Tür abgeschlossen. Ich erinnere mich noch genau, wie der Schlüssel abbrach und die Tür sich nicht mehr öffnen ließ. Alle Bemühungen waren umsonst. In Panik bin ich davon gerannt, ohne zu realisieren, welche Konsequenzen das für Sid haben könnte.
Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr es mich quält, dass ich nicht mutiger war und nicht alles versucht habe, um ihn zu retten.
Ich möchte nicht, dass Sie mich als Opfer sehen. Ich war noch sehr jung, aber das entbindet mich nicht von meiner moralischen Verantwortung.
Ich hoffe, dass Sie diese Informationen auf eine Weise verarbeiten können, die Ihnen hilft, Frieden zu finden.

Jemand, der aufrichtig bereut


(in Zusammenarbeit mit @Ripzha)

>>> Del geht nach Oasis Springs - Delsyns Camper (2) >>>
Chip geht nach: Windenburg - Eventhalle
Bertl geht nach Windenburg - Eventhalle
Marga geht nach Henford-on-Bagley


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