Windenburg - Neue Wege Klinik

  • Seite 1 von 2
15.05.2023 16:48 (zuletzt bearbeitet: 23.05.2023 12:02)
avatar  Ripzha
#1
avatar
Drama-Aspirant



Rehabilitierungs Klinik für Abhängige























Betreuer
- Tanyl Anderson
-

Belegte Betten
1 -
2 -
3 -
4 -
5 - Lyndsey Cornett
6 -
7 - Stephen Schmitt
8 -
9 -
10 -
11 - Jan Eschweiler



Link zur RPG Version
Original Gebäude von TheMPressOC


 Antworten

 Beitrag melden
15.05.2023 23:26 (zuletzt bearbeitet: 16.05.2023 00:05)
avatar  Ripzha
#2
avatar
Drama-Aspirant

Stephen - letzter Post
Jan - Start

Charaktere: Stephen, Jan, Lyndsey, Tanyl
Geschichtsstrang: Neue Wege




"Guten Morgen zusammen, es ist schön euch zu sehen." begrüßt einer der Betreuer des Rehabilitierungscentrums die Runde. Stephen blickt zu den zwei anderen die im Stuhlkreis sitzen und sinkt im Stuhl zusammen. Er hat sich noch nicht wirklich damit angefreundet diesen Entzug durchzustehen und zweifelt täglich ob er nicht besser doch abbrechen sollte. Einzig die Drohung von Jinoh und seinen Kumpels und die Angst vor dem Draußen, hindern ihn.
"Mein Name ist Tanyl. Ich bin eure Ansprechperson wenn ich Dienst habe. Das ist unser aller erster Tag hier und ich hoffe ihr konntet euch gestern gut einrichten. Es werden noch mehr Personen hier her finden, aber vorerst seit ihr zu Dritt. Konntet ihr euch schon kennenlernen?" Tanyl legt die Hände zusammen, beugt sich etwas auf seinem Stuhl vor und blickt die Anwesenden interessiert an. Stephen sieht zu den zwei anderen mit denen er noch kein Wort gewechselt hat, seit er hier her verlegt wurde und den Blicken der Beiden nach, haben die sich ebenfalls in ihre Zimmer geschlossen und ihre Ruhe gewollt. Keiner von ihnen sagt etwas, Tanyl fährt fort.
"Scheinbar nicht. Okay! Dann lasst uns mit einer kurzen Vorstellungsrunde beginnen." er weisst auf Stephen und bittet ihn anzufangen. Dieser setzt sich unruhig etwas auf.



"Äh... ich bin Steph und..." na toll, was soll er denen erzählen? Der Betreuer eilt ihm zur Hilfe:
"Erzähl uns doch was du vorher gemacht hast, wie alt du bist und was deine Ziele sind."
Stephen sieht den Mann an und lehnt sich wieder zurück, "Ich bin 19 und hab vorher bei nem Bauern den Stalljungen gespielt. Und davor war ich im Knast." er grinst schelmisch um zu verschleiern weswegen er gesessen hat. Seinem Gesichtsausdruck zu folge, könnte es eine gestohlene Packung Kaugummi gewesen sein, oder Mord. Das er davor auf der Strasse gelebt hat, behält er für sich. "Und ich bin hier um clean zu werden." ... und zu überleben weil er da draußen zusammengeschlagen wird wegen seiner Schulden. "Jo.." endet er.
"Danke.. Steph, es ist sehr verantwortungsbewusst, dass du so früh wie möglich die Reissleine ziehst." Er spielt auf sein alter an. Neunzehn ist jung, obwohl Stephen sich alles andere als Jung fühlt. "Fahr du bitte fort." Tanyl weisst zum anderen Mann der sein Gesicht unter einer Basecap versteckt und jetzt aufsieht. Stephen erkennt die Narben im Gesicht und fragt sich ob er ihnen jetzt sagt woher er die hat.



"Ich bin Jan.. 26. Ich hab Tischler gelernt. Ich war oft mit Freunden unterwegs, wir fuhren mit unseren Autos an alle möglichen Orte um zu chillen. Nachdem ich das eine Mal den Rückweg nicht geschafft hab...." Jan stockt und senkt den Kopf wieder.
"Es ist okay, Jan." die beruhigende Stimme des Betreuers, "Das hier ist ein sicherer Ort. Erzähle so viel du willst."
"Ich will von der Sucht wegkommen und mein Leben wieder in den Griff kriegen... Nach dem Unfall war ich depressiv, was nich' dazu beigetragen hat... Ich bin wegen meiner Eltern hier weil sie hoffen das hilft.."
Tanyl nickt, "Ich hoffe du bist auch für dich hier, Jan. Es ist wichtig zu verstehen, dass ihr alle das nicht für andere durchzustehen versucht, sondern für euch selbst."
"Ja... klar.." gibt Jan zurück ohne aufzusehen.



"Es ist schön dich hier zu haben Jan. Gemeinsam schaffen wir den Absprung, da bin ich mir sicher." Tanyl blickt zu dem einzigen Mädchen in der Runde, die noch viel angepisster wirkt als Stephen. Er beobachtet sie genau. Irgendwie hat er das Gefühl sie zu kennen, aber viele Erinnerungen sind so vernebelt, dass er sich auch irren könnte. Unauffällig mustert er sie als sie die Arme verschränkt und kein Wort sagt.
"Stell dich doch bitte auch kurz vor." bittet Tanyl sie, doch sie antwortet nur:
"Hab nix zu sagen." ihr Tonfall ist abweisend und desinteressiert.
"Wie ist dein Name?" versucht der Betreuer es erneut.
Es dauert einen Moment bis sie sich dazu entscheidet ihren Namen auszusprechen: "Lyn."
"Lyn," Tanyl lächelt. "Wie alt bist du?"



"Geht dich n scheiss an." gibt sie zurück. Stephen kneift skeptisch ein Auge zusammen. Als würde der Typ nicht längst alles über sie wissen. Bestimmt gibt es eine Akte oder sowas. Steph beobachtet, dass der Betreuer es nicht für angebracht hält sie zu drängen. Es ist der erste richtige Tag hier an dem neuen Ort und er will ihr scheinbar Zeit geben sich einzuleben. Der Neunzehnjährige zollt dem Mann Respekt, dafür, dass er es schafft ihre Unfreundlichkeit nicht persönlich zu nehmen und freundlich zu bleiben. In seinem Umfeld war das so gut wie nie anzutreffen.
"Okay." Tanyl wendet sich wieder den anderen zu, "Also ich bin 31 und habe vor kurzem erst in diese Abteilung gewechselt. Ich war Krankenpfleger und habe viel freiwilligen Arbeit geleistet. Unter anderem mit Jugendlichen. In meiner Vergangenheit habe ich mich nicht immer korrekt verhalten und ich war kurz davor selbst in einer Einrichtung wie dieser aufzuwachen. Durch Freunde und Familie, kam ich rechtzeitig zur Besinnung. Ich kann durchaus nachvollziehen wie euch zu mute ist und werde euch so gut es geht wieder hier raus helfen." er lächelt und Stephen beobachtet wie Lyn ihn sarkastisch nachmacht.



"Wir werden uns alle paar Tage hier im Kreis treffen. Die Zeiten findet ihr auf den laminierten Karten in euren Zimmern. Ansonsten könnt ihr euch hier frei bewegen. Neben euren Haushaltspflichten wie Kochen, Wäschewaschen und Ordnung halten, gibt es verschiedene Aktivitäten die ihr machen könnt. Wenn es euch schlecht geht, kommt zu mir und wir finden einen Weg. Ihr dürft das Gelände verlassen. Ihr seid alle - mehr oder weniger -" er blickt kurz zu Lyn, "freiwillig hier. Wenn ihr raus geht, müsst ihr das anmelden. Ansonsten muss ich eure Abwesenheit melden. Um 21 Uhr gilt sich wieder auf dem Gelände aufzuhalten."
Tanyl erklärt die allgemeinen Regeln, und macht anschließend eine Führung durch das gesamte Gebäude. Es gibt auf jeden Fall genug Kram der dabei hilft sich abzulenken. Wenn es nur so einfach wäre.

Nach dem er die Teilnehmer des Programms freigestellt hat, zieht Steph sich um und schlendert durch die Räume. Es ist ruhig hier. Ruhig und Langweilig. Aktivitäten hin oder her. Er hat kein Interesse daran zu malen oder Musik zu machen. Letzteres sowieso nicht und er spürt wie die Stimme in ihm aufkeimt, die verlangt der Langeweile ein Ende zu bereiten. Stephen hat das schlimmste bereits hinter sich. Schweißgebadete Tage und Nächte und die Schmerzen, das Unwohlsein im ganzen Körper. Er ist jetzt nur noch hier um sich davon zu erholen bis er bereit und tauglich ist, wieder ganz in die Gesellschaft einzutreten. Das hat er jedenfalls mit seinem Bewährungshelfer ausgehandelt. Er hat ihm gestanden, was während seiner Bewährung los war und ihn um Hilfe gebeten. Da er wegen Drogen nie verurteilt wurde, kam er gut weg, muss jetzt hingegen seine Strafe hier absitzen. Wenn er hier raus kommt, endet seine Bewährungsstrafe und er wird wieder ein freier Mann sein.



Jan beobachtet wie Lyn sich direkt nach der Stuhlkreissitzung wieder in ihr Zimmer verkriecht. Mit ihr scheint nicht gut Kirchen essen zu sein. Am Empfang findet er Tanyl und Stephen und hört die Frage, ob Kippen hier erlaubt wären. Der Betreuer bestätigt und kurz darauf wirft er sich eine Jacke über und folgt Steph unauffällig nach draußen in den Hinterhof. Dort sieht er wie der Junge sich eine Zigarette dreht. Legale Drogen. Ob sie auch Alkohol ausschenken? Wahrscheinlich nicht. Ob es Treffen der Anonymen Nikotinsüchtigen gibt? Der Gedanke belustigt Jan ein wenig und er nähert sich Steph langsam.
"Ist da noch frei?" fragt er und weisst auf die Bank auf der Steph sitzt.
"Sicher." ist die Antwort und Jan setzt sich. Er versucht immernoch die Narben in seinem Gesicht zu verbergen, obwohl er weiss, dass es nichts bringt. Sein Gesicht ist verunstaltet, für immer und es ist seine eigene Schuld.



"Woher kommst du?" fragt er den Jüngeren, der seine Kippe zu ende rollt, ableckt und aufschaut.
"Oasis. Du? Willst auch eine?" bietet er an.
Jan schüttelt den Kopf, "Hab aufgehört." Genau so wie er aufgehört hat die Leute zu kontaktieren, die dazu beigetragen haben, dass er jetzt hier ist wo er ist. Er versucht ihnen nicht die Schuld zu geben. Es war seine Entscheidung. "Ich bin aus Copperdale." Gerne würde er ihn fragen warum Steph im Gefängnis war, aber mit der Tür ins Haus zu fallen scheint ihm keine gute Idee. Wer weiss ob er versteckte Aggressivität hat, so wie ihre Mitbewohnerin. Stephen raucht indes die Kippe an und lehnt sich zurück. Er scheint sie zu genießen.
"Endlich... darauf warte ich schon seit dem Umzug. In der Klinik... also... der echten Klinik." Stephen ist sich nicht sicher warum sie das hier Klinik nennen, "...wars verboten. Ins Zimmer gesperrt und Schlüssel weg."
Jan will ihn ansehen, und senkt den Blick sofort wieder unter die Kappe. "Das haben sie nicht wirklich getan, oder?"
Stephen lacht. "Nee, aber hat sich so angefühlt." Er zieht ein Bein an und wirkt entspannt. "Hast du keinen KE gemacht?"



Jan muss kurz darüber nachdenken was die Abkürzung bedeuten könnte und schüttelt anschließend den Kopf. "Nein.. das heisst... schon, aber das war nicht...." wie soll er das erklären? "Nach dem Unfall hab ich sowieso nichts mehr gespürt. Nachdem sie mich zusammengeflickt haben und ich nach Hause durfte, war ich so gut wie befreit. Also... naja du weisst schon." Stephen nickt. Befreit ist man nie.
"Und dann hab ich zum Gras gegriffen, weil ich mit den Leuten von früher nichts mehr zu tun haben wollte. Mein Bruder hats gemerkt und danach kam ich hier her. Das heisst... in diese andere Klinik zu erst und danach hier her."
"Du hast nen Bruder?"
fragt Stephen und dreht die Kippe zwischen den Fingern. Seinem neuen Freund scheint etwas auf der Seele zu liegen und er versucht es loszuwerden. Es soll Leute geben, die regelrecht das Bedürfnis haben sich mitzuteilen. Steph denkt an Basti. Der war ähnlich drauf.
"Ja, er ist... so alt wie du. Studiert Rechtswissenschaften oder sowas. Hast du Geschwister?" Jan beginnt ein wenig aufzutauen. Das fühlt sich gut an.
Stephen schüttelt den Kopf. "Nö. Einzelkind. Was, glaub mir, besser so ist."
"Wieso?"



"Meine Mutter war kein Fan von Kindern."
Das ist nicht die ganze Wahrheit, aber im Gegensatz zu Jan hat Steph kein Verlangen seine Story breit zu erzählen. Wieso auch. Das letzte mal war Chips Freundin diejenige die zugehört hat und was hat es gebracht? Nichts. Nicht das Steph sich was davon erhofft gehabt hätte... Er raucht die Kippe auf und wirft sie neben sich in den mit Sand gefüllten Aschenbecher. Verschmitzt lächelnd sieht er Jan neben sich an, der sofort die Kappe wieder tiefer zieht. "Sind die Narben von diesem Unfall?" fragt er ungeniert und Jan nickt.
Darüber scheint er doch nicht reden zu wollen. Interessant. Stephen macht sich nichts draus und packt den Tabak wieder aus. Darauf raucht er noch eine.
"... Also... unterstützt deine Mutter dich auch nicht hier?" fragt Jan zögernd, weil ihm nichts anderes einfällt.
"Meine Mutter ist tot." entgegente Steph ohne mit der Wimper zu zucken. "Vor ein paar Monaten. Die haben mir nen Karton mit ihrem Kram geschickt, sonst hät ichs gar nicht mitgekriegt."
"Das tut mir Leid."




"Muss es nicht. Es war ihr Wunsch keinen Kontakt zu haben, so.... jo tja. Is schon lange her." Steph schluckt runter, wie jedes Mal wenn er so tut als hätte seine Mom nicht seine gesamte Welt zum einstürzen gebracht als sie ihn vor die Tür setzte und fährt ohne unterbuch damit fort die Kippe zu rollen.
Um das Thema zu wechseln meint Jan: "Denkst du das hilft mit den anderen über unsere Geschichte zu reden?"
Stephen wirkt belustigt. "Ganz ehrlich? Nö."
Jan muss sich zwingen nicht überrascht aufzuschauen. Der Junge wirkt sehr viel älter als 19. Wenn er sich mit ihm vergleicht, hat er das Gefühl er ist der 19 Jährige und Steph 26. Er überlegt woran das liegt. Wenn sie zu Hause nie über Probleme gesprochen haben, kann das plausibel sein. Das Verhältnis zu Jans Eltern ist sehr gut. Sie sprachen seit dem Unfall oft miteinander und er erfuhr dass diese sich ebenso eine Teilschuld an den Geschehnissen geben. Was in Jans Augen völliger Quatsch ist. Er wünschte sie würden das nicht tun. Und Lukas. Er ist so alt wie Stephen und hat sein Leben im Griff. Weiss was er will. Etwas was Jan nie wusste. "Weil du denkst, dass die anderen dir Lösungsvorschläge aufzwingen wollen?"
Steph zuckt mit den Schultern. Es ist nicht genau zu erkennen ob er zustimmt oder ob er anderer Meinung ist.



"Mir hat es schon geholfen." fährt Jan fort. "Ich weiss nicht genau wie, aber irgendwie macht es was mit einem, die Dinge laut auszusprechen und gehört zu werden." er blickt auf seine Hände die sich ineinander verschränken, "Und es muss nicht mal jemand was dazu sagen."
"Wenn du meinst," antwortet Steph unbeeindruckt. "Ich hab gelernt den Scheiss runterzuschlucken und keinem damit auf die Nerven zu gehen. Geht auch keinen was an, ok? Hat bisher immer geklappt." Stephen raucht entspannt, "Aber wenn du denkst es hilft, dann nur zu. Ich werd hier meine sechs Monate absitzen und hoffen dass es nicht noch mehr werden und dann Adios Amigos."
Jan schweigt. Sechs Monate. Wahrscheinlich hat das etwas mit dem Gefängnis zu tun. Ob er wirklich so lange schweigen wird?


 Antworten

 Beitrag melden
21.05.2023 14:12 (zuletzt bearbeitet: 21.05.2023 14:25)
avatar  Ripzha
#3
avatar
Drama-Aspirant

Charaktere: Steph / Jan / Liyndsey / Tanyl
Geschichtsstrang: Neue Wege II


Es sind ein paar Tage vergangen und die 'Patienten' sind noch immer zu dritt. Stephen hat die anderen zwei beobachtet. während Jan immernoch versucht irgendwie einen Anfang für seine Geschichte zu finden, dabei aber zurückhaltend oder unsicher wirkt, bleibt Lyn weiterhin ein geschlossenes Buch.
In den Gruppentherapien erzählt Stephen immer nur so viel damit Tanyl zufrieden ist und er in seine Notizen hinter dem Wort 'Fortschritt' einen Haken setzen kann.

Als sie wieder zusammen sitzen, erklärt Tanyl, "Ihr seid hier, weil ihr den ersten Schritt bereits gemeistert habt. Der Entzug an sich. Unser Ziel ist es, euch dabei zu unterstützen, eine starke Grundlage für eure Genesung aufzubauen. Das beinhaltet sowohl die Bewältigung der körperlichen Entzugserscheinungen als auch die Arbeit an den emotionalen und psychologischen Aspekten." Freundlich blickt der Betreuer in die Runde. Lyn wirkt immernoch genau so desinteressiert wie am Anfang, Stephen hört wenigstens zu und beobachtet die Reaktionen der anderen, während Jan nicht aufsieht aber zustimmend leicht nickt. Tanyl spricht weiter, "Also wie möchtet ihr in eurer Genesung vorankommen? Habt ihr Ziele oder Bereiche, auf die ihr euch besonders konzentrieren möchtet? Was beschäftigt euch am meisten?" Er sieht Jan an der mit dem Nicken aufhört und bittet ihn anzufangen.



Er überlegt einen Moment, "Also... ich... Bei dem Unfall an dem ich schuld war, ist meine Freundin gestorben." er pausiert und wischt sich unter dem Cap übers Gesicht. "Ich hasse mich dafür. Sie ist tot, wegen mir und ihre Eltern bleiben zurück und ich weiss nicht..."
Tanyl nickt betroffen, "Jan, es tut mir aufrichtig leid zu hören, dass deine Freundin bei dem Unfall ums Leben gekommen ist. Das ist zweifellos eine überwältigende und tragische Erfahrung, mit der du konfrontiert bist. Du bringst deine eigenen Schuldgefühle und den Verlust eines geliebten Menschen mit dir herum, was eine immense emotionale Belastung ist."
Stephen hört zu. Obwohl der Betreuer nur wiederholt was er grade gehört hat, hat es etwas beruhigendes und einlullendes es in dieser Wortfolge und mit der angenehmen Stimme des Mannes zu hören. Steph kennt ein paar Leute die gestorben sind, kann sich aber nicht vorstellen wie es sein muss, daran schuld zu haben.
"Sprechen wir über Selbstliebe." fährt Tanyl fort, "Vergebung ist ein komplexer und individueller Prozess, der Zeit und Arbeit erfordert. Es gibt keinen festgelegten Zeitrahmen und jeder muss seinen eigenen Weg zur Vergebung finden. Aber es gibt verschiedene Wege, um diesen Weg zu finden. Sobald es in euren Köpfen 'klick' macht, werdet ihr das merken. Wir Sims funktionieren nicht wie Maschinen und eine Eingabe bedeutet nicht, dass wir direkt vollends verstehen was wir damit anfangen sollen. Es passiert oft ganz unerwartet, wenn wir wiederholt daran arbeiten und sich plötzlich neue Gedanken dazu öffnen. Und wenn wir das zusammen machen, ihr Input von anderen zu den selben Gedanken hört, kann das den Prozess beschleunigen. Stephen," Tanyl wendet den Kopf zu ihm, "Liebst du dich selbst?"



"Klar, ich bin ein klasse Typ, wieso?" er grinst amüsiert und lehnt sich zurück.
Der Betreuer lächelt, "Gibt es etwas in deinem Leben, was du von ganzem Herzen bereust?"
Steph verzieht den Mund und denkt nach. "Wer tut das nicht." gibt er knapp zurück.
Tanyl wirkt als wäre er bestätigt worden. "Wenn ihr bereut, möchtet ihr meistens etwas in der Vergangenheit ändern. Es ist nichts schlimmes daran, etwas zu bereuen, aber es kann euch je nach dem von innen auffressen. Wir müssen einen Weg finden, uns zu verzeihen, dass etwas so ist wie es ist und lernen das wir nur die Gegenwart und die Zukunft ändern können."
Er schaut zu Lyn die dem Blick ausweicht und entscheidet sich sie nicht zu fragen. "Wir machen jetzt eine Übung. Ihr habt einen Stift und ein Papier bekommen und ich möchte, dass ihr kurz aufschreibt, was ihr bereut. Ihr könnt eine Sache aufschreiben oder mehrere."
Jan greift nach dem Papier und dem Stift der zuvor auf seinem Stuhl gelegen hat und schreibt sofort drauf los. Stephen nimmt die Objekte etwas träger in die Hand und schaut die weisse Fläche an. Was bereut er?
Lyn nimmt widererwartet den Zettel und schreibt etwas. Kurz darauf faltet sie den Zettel und legt ihn wieder weg. Mit verschränkten Armen lehnt sie sich zurück.
Steph ist versucht bei den anderen zu spicken, weil ihm grade nichts nennenswertes einfällt. Ausser vielleicht, dass er nicht hätte versuchen sollen Jinoh über den Tisch zu ziehen. Er schreibt es auf und danach fällt ihm ein, dass er es bereut, seine Mutter mit der Vor-die-Tür-setz-Aktion einfach so hat durchkommen lassen.



Nach einer Weile fragt Tanyl ob sie fertig sind und ob jemand vorlesen möchte was er geschrieben hat. Stephen schüttelt den Kopf, Jan beginnt zu lesen: "Ich bereue es, high gefahren zu sein. Ich bereue es, dem Gruppenzwang nachgegeben zu haben obwohl ich ein schlechtes Gefühl dabei hatte. Ich bereue Paula da mit reingezogen zu haben. Ich bereue es, meine Eltern angelogen zu haben." Er schaut leicht auf und wartet.
Tanyl bedankt sich. "Ich möchte jetzt, dass ihr euch Gedanken macht, wie es zu der Situation gekommen ist. Was ging euch durch den Kopf als ihr die Entscheidung traft die dazu führte. Schreibt es auf."

Stephen schützt die Lippen und schaut auf seine Zeilen. Was seine Mutter betrifft, war er einfach zu perplex. Sie war die Erwachsene und Erwachsene hatten immer Recht. Steph hatte nicht das Gefühl etwas dagegen ausrichten zu können und hat einfach getan was von ihm erwartet wurde. Sie in ruhe gelassen. Was Jinoh betrifft, wen hätte er sonst fragen sollen? Er hat das Geld gebraucht und er war gestresst gewesen und er dachte, wenn er sich ein bisschen von dem Zeug abzwackt, kann er sich eine Auszeit gönnen. Das war um sich was gutes zu tun. Unabhängig davon wie ungesund die Drogen eben sind.



Jan schreibt nicht. Er schaut auf seinen Zettel und denkt. Er dachte es wird schon gut gehen. Das die Schlimmen Dinge immer anderen passieren und nicht ihm selbst oder Leuten die er kennt. In dem Zustand konnte er nicht genau einschätzen wie es wirklich ist. Wäre er nüchtern gewesen, hätte er das bei einem Freund nicht zugelassen, dass er so fährt. Aber an dem Abend waren sie alle drauf. Aber nur er ist gefahren. Es war eine Fehleinschätzung. Eine dumme Fehleinschätzung in nicht zuverlässigem zustand. Es ist schwierig sich gegen eine Gruppe zu stellen von der man akzeptiert werden möchte. Jan fällt nichts ein, was er hätte besser machen können außer nein zu sagen und sich eben dem Gelächter und dem Gefühl ausgeschlossen zu werden zu stellen.



Aber er war zu feige. Und wie seine Freunde auf ihn eingeredet haben, hat er auf Paula eingeredet. Sie war sich unsicher aber er hat den selben 'Trick' angewandt und es wäre alles nicht passiert wenn er die Eier gehabt hätte auf seinen Bauch zu hören und auf ihr Gefühl. Und hätte er seine Eltern nicht ständig belogen, darüber wo er hin geht und mit wem, hätten sie vielleicht früher eingreifen können. Aber hätte er sich helfen lassen? Eher nicht. Er hat so oft mit ihnen gestritten um seine Lügen aufrecht zu halten und warum? Weil er nicht hören wollte, dass er was falsch macht? Er wollte sich nicht damit beschäftigen was er ändern müsste. Er wollte nicht an sich arbeiten. Viel zu anstrengend.
Jan schüttelt den Kopf und setzt den Stift ab. Hilft das wirklich? Er sieht nur noch mehr, was für ein unbelehrbarer Blödmann er war.

Lyn schreibt nichts mehr auf. Der Zettel liegt auf dem Stuhl neben ihr und sie rührt sich nicht weiter.



Tanyl beendet die Schreibrunde. "Ich hoffe ihr konntet euch zurückerinnern. Jetzt geht es darum zu akzeptieren. Vergebt euch selbst. Bedenkt nicht, das was wäre wenn, sondern akzeptiert, dass es ist wie es ist. Unter Umständen kann es eine Zeit dauern, bis ihr das könnt. Stellt euch vor, ein guter Freund erzählt euch genau das, was ihr aufgeschrieben habt. Könntet ihr ihm oder ihr vergeben?"



Tanyl lässt die Gruppe darüber nachdenken und beendet die Sitzung, in dem er den dreien nahe legt, diese Übung zu wiederholen. Egal mit was. Egal wie klein die Situation war die sie Heute noch beschäftigt und erinnert sie daran, dass sie keine Maschinen sind, die die Eingabe sofort restlos und logisch verarbeiten können, sondern das die Zeit ihr Freund ist.


 Antworten

 Beitrag melden
22.05.2023 13:49 (zuletzt bearbeitet: 22.05.2023 13:50)
avatar  Ripzha
#4
avatar
Drama-Aspirant

Charaktere: Jan / Tanyl
Geschichtsstrang: Neue Wege III




Tanyl steht sieht zu wie Lyn sich direkt wieder in ihr Zimmer schliesst und Stephen von dannen trottet. Er steht auf und nimmt den Zettel den Lyndsey liegen gelassen hat, faltet ihn auf und liest was sie geschrieben hat. Auf dem Zettel steht 'Leck mich.' Er atmet kurz durch, faltet das Papier und dreht sich um, um alles Stifte einzusammeln. Dabei entdeckt er Jan der noch immer am selben Platz sitzt und auf seinen Zettel schaut.



"Ist alles in Ordnung, Jan?" fragt er.
Jan schluckt und zuckt mit den Schultern. "Ich kann nicht aufhören an das zu denken was ich hätte anders machen müssen. Ich kann das nicht akzeptieren."



Tanyl setzt sich neben ihn und versteht. "Das ist normal."
"Ich gehe es wieder und wieder durch, und alles was ich sehe ist, dass ich zu beschissen dumm und egoistisch war." Jan sieht auf und ist kurz davor dass ihm die Tränen über die Wangen laufen. "Sie wollte nicht mitkommen. Sie wollte dass ich einen schönen Abend mit den Jungs habe, aber ich wollte sie dabei haben. Wollte dass sie mit uns feiert. Ihr unbedingt zeigen wie toll alles ist."



Tanyl blickt in Jans mit Tränen gefüllten Augen in denen das reflektierte Licht mit hin und her schwappt und legt ihm eine Hand auf die Schulter. "Den Tod eines geliebten Sims zu akzeptieren ist eins der schwierigsten Dinge überhaupt. Sei geduldig mit dir. Du konntest die Zukunft nicht vorhersehen. Wie lange ist das jetzt her?"
Jan sieht Tanyl an, seine Augen voller Schmerz und Verzweiflung. Er nimmt die Worte auf, die Tanyl ihm sagt, und spürt die Hand auf seiner Schulter, die ihm Trost spendet. Ein Moment der Stille liegt zwischen ihnen, in dem Jan versucht, seine aufgewühlten Emotionen zu ordnen.
"8 Monate." sagt Jan und die erste Träne fällt.



Voller Mitgefühl weicht Tanyl seinem Blick nicht aus. Es ist als würde er versuchen gute Energie auf Jan zu übertragen.
"Erlaube dir zu trauern. Lass deine Emotionen zu. Dass du verhandeln willst und über das 'was wäre wenn...' nachdenkst ist ganz normal. Vielen Sims geht es so und es ist Teil der Trauerbewältigung. Gib dir die Zeit die du dafür brauchst."
"Ich verdiene das nicht. Ich hätte sterben müssen. Es ist nicht fair." Jan wischt sich über das vernarbte Gesicht und schluckt die Trauer runter. Seine Stimme zittert.



"Du verdienst das Leben genau so wie jeder andere, Jan. Du bist nicht allein, okay? Wir werden dich auf diesem Weg unterstützen. Was passiert ist, war nicht deine Absicht. Hör zu," Tanyl blickt Jan hoffnungstreibend an, "Es gibt noch mehr Übungen und Therapien die dir helfen können und wir werden die richtigen finden. Bis dahin, versuche nicht dich mit vorwürfen zu strafen und wenn du glaubst es geht nicht mehr, komm zu mir und wir reden. Okay?"
Jan nickt ein paar mal schnell und senkt den Kopf während er die Nase hochzieht und fest schluckt.


 Antworten

 Beitrag melden
23.05.2023 11:31 (zuletzt bearbeitet: 26.05.2023 22:45)
avatar  Ripzha
#5
avatar
Drama-Aspirant

Charaktere: Steph / Lyn
Geschichtsstrang: Alte Wege


Es ist spät Abends und Stephen ist auf dem Weg ins Bett. Grade war er noch draußen und hat rauchend den Schneeflocken zugesehen wie sie sich auf allen möglichen Objekten stapeln. Es ist unaussprechlich langweilig hier. Er fragt sich wie er noch 6 Monate hier aushalten soll. Gleichzeitig weiss er irgendwie gar nicht was er machen würde wenn er wieder in sein normales Leben muss.

Müde schlendert er durch den Empfangsbereich, die Treppe hinauf und an den Zimmertüren vorbei. Als er seine Hand auf die Klinke seiner Tür legt, hört er etwas hinter sich.
Jemand pssst ihn an.
Im schwachen Licht des Flurs erkennt er ihr Gesicht im Spalt ihrer Tür, das von einem Ausdruck der Dringlichkeit geprägt ist. Er dreht sich vollständig zu ihr um und fragt verwundert: "Was willst du?"



Lyn tritt vorsichtig aus dem Zimmer, während sie einen Finger vor die Lippen legt, um Stephen zur Stille zu mahnen. Dann lehnt sie sich in den Rahmen und wirkt plötzlich wieder so desinteressiert wie immer: "Nicht viel, wollte dich nur fragen, ob heute noch was vor hast. Mir ist echt langweilig." sagt sie mit leiser aber hörbar beiläufiger Stimme.
Stephen passt sich ihrer Lautstärke an: "Ja ich geh pennen." Was will die jetzt? Tage lang geht sie allen aus dem Weg und dann...?
Lyn lässt sich nicht so leicht abwimmeln: "Ich suche nach etwas Aufregenderem. Hast du gar keine Ideen?



Skeptisch schaut Stephen sie kurz an, dann sein Zimmer. "Hör zu ich bin müde.... Ich will nicht..."
Lyn schnaubt leicht genervt. Ihre beiläufige Haltung richtet sich auf und sie erinnert eher an ein Kind was nicht bekommt was sie will: "Mimimi, ich bin müüdee... Ich dachte, du wärst interessanter."
Stephen hebt eine Braue und steigt langsam dahinter was sie vor hat. Sie will nicht aufdringlich sein, schafft es aber nicht auf den Punkt zu kommen. Seine Neugier ist erneut geweckt und er kommt näher. Sie ist mindestens einen Kopf kleiner als er und sie schaut fest zu ihm auf, als wolle sie sagen: Ja du hast richtig gehört, Langweiler!
Stephen betrachtet sie mit einer Türrahmenbreite abstand: "Wie meinst'n das?"



"Ach, nichts. Vergiss es einfach. Ich dachte nur, vielleicht könnten wir zusammen etwas Spaß haben und die Langeweile vertreiben." Ihr Tonfall ändert sich zu einem verführerischen. Sie streckt den Finger aus und fährt damit langsam der Naht am Kragen von Stephs Jacke nach. Ihr Kopf neigt sich, so dass sie ihn mit noch größeren Augen anschaut und Stephen fällt drauf rein. Seine letzte Begegnung mit einer 'Frau' war traumatisch gewesen. Nie wieder Internet-Weiber. Lyn ist real und wie könnte er darauf verzichten?
"Etwas Spaß? Was schwebt dir vor?" fragt er und ein zweideutiges Grinsen schleicht sich auf seine Lippen.
Lyns Finger gleitet dem Reißverschluss entlang nach unten, rückt minimal noch etwas näher und haucht, "Wie viel Abenteuer steckt so in dir?" Ihr Gesicht wirkt ernst, aber mit einer Verspieltheit die Steph schon die nächsten Stunden ausmalen lässt.



"Wie viel willst du denn?" fragt Steph und ärgert sich sofort. Hoffentlich nennt sie ihm jetzt nicht irgend eine unrealistische Zahl in cm damit sie ihn danach auslachen kann. Irgendwie traut er ihr nicht, aber der andere Reiz ist stärker.
Lyn hat verstanden wie sie Stephen an die Angel bekommt, berührt jetzt mit der Handfläche seinen Oberschenkel und flüstert in Kuss-Reichweite; "Alles was du hast." Bevor Steph antworten oder irgend etwas anderes in seinem Sinn machen kann, grinst sie und fügt an: "Komm mit." Und dann lässt sie ab und geht leise auf die Treppe zu, wo sie sich noch einmal umdreht und ihn im dunkeln her winkt.
Steph, ärgerlich aber die Hoffnung noch nicht aufgebend, geht mit einem Augenrollen was sie nicht sieht hinter her. Sie legt wieder einen Finger auf die Lippen und geht voran. Sie setzt sich auf die Treppe und rutscht langsam, die Umgebung beobachtend immer eine Stufe weiter nach unten. Durch das Geländer prüft sie ob jemand am Empfang sitzt. Gerade nicht. Schnell wedelt sie mit der Hand um Stephen zu signalisieren, dass er sich beeilen soll.



Sie schleichen in den Empfangsbereich, lauschen nach Geräuschen. Etwas kommt aus dem Keller. Dort unten haben die Betreuer ihren Bereich. "Schnell!" flüstert Lyn und eilt zur Küche. Steph folgt. "Was wird das?" fragt er ebenso flüsternd, doch Lyn offenbar ihm ihren Plan nicht, "Sei still. Los rein." sie schiebt die Schwingtür auf und sie beide treten ein. Mit dem Handylicht beginnt Lyn den Raum abzuleuchten. "Du musst Wache schieben." flüstert sie und zeigt auf das Bullauge in der Tür. "Sag wenn jemand kommt." Und dann fängt sie an in die Schränke zu spähen.
Stephen rafft es nicht. "Kannst du mir mal sagen, was wir hier machen?" fragt er, jetzt nicht mehr ganz so leise, aber hörbar verwirrt und entnervt. "Schht!" zischt Lyn und sucht weiter.
Stephen äfft sie stumm nach und verzieht das Gesicht. "Ich dachte wir treibens..."



"Halt die Klappe, Mann." faucht Lyn und von der verführerischen Version von ihr ist nichts mehr zu sehen.
"Ich hau ab. Das ist mir zu bescheuert." entgegnet Steph und will die Tür aufschieben.
Lyn hält ihn auf, "Jetzt warte!" flüstert sie so laut sie kann, "Es springt auch was für dich raus, versprochen. Halt.... halt einfach Wache, okay?"
Worauf lässt er sich hier ein? Steph seufzt, verschränkt die Arme und wendet sich dem Fenster zu. "Wehe wenn nicht..." murmelt er und beobachtet den Empfangsbereich.



Nach einigen weiteren Minuten, tippt Lyn Steph an die Schulter und er dreht sich zu ihr um. Sie wirkt zufrieden. "Komm. Wir gehen." und will die Tür öffnen. Steph hält sie zurück. "Was..? Warte, draußen ist jemand..." Steph kommt nicht dazu zu erfahren was sie gesucht hat. Eins nach dem anderen....
Ein Betreuer sitzt am Empfang während dem Nachtdienst. Wie sollen sie jetzt zurück nach oben kommen?



"Hast du ein Feuerzeug dabei?" fragt Lyn leise und blickt zur Decke.
Steph folgt ihrem Blick zum Rauchmelder. "Bist du blöd?" Soweit kommts noch, dass sie hier die Bude abfackeln.
"Hast du eine bessere Idee?" zischt Lyn. Steph blickt sich um und nickt.
"Ja, komm." leise schleicht er zurück und bittet sie ihm zu leuchten, während er versucht das Fenster aufzuschieben.
Er muss ein wenig rütteln, und hofft der Betreuer hat es nicht gehört.
Schnell klettern sie in den eisigen Winter nach draußen und Steph schiebt das Fenster von außen wieder zu. Lyn legt sofort die Arme um sich und tippelt von einem Fuss auf den Anderen. "Scheisse ist das kalt!" Im Gegensatz zu ihr, hat Steph noch die Jacke von vorhin an. "Heißt du willst jetzt keine rauchen, was?"
Sie wirft ihm einen bösen Blick zu, "Mach! Ich erfriere."



Der Wind weht ihr das Lange Haar ins Gesicht. Steph streift seine Jacke ab und reicht sie ihr. "Zieh an."
"Wieso? Wir gehen jetzt rein."

Steph schnalzt mit der Zunge, "Wenn er glauben soll, dass wir eine geraucht haben, dann kannst du nicht so rein kommen."
Lyn blickt an sich herab. Kurze Ärmel, Bauchfrei. Sie murrt und greift nach der Jacke die ihr viel zu groß ist. Steph trägt darunter ein T-Shirt, aber es ist dennoch glaubhafter, dass er dieses Wetter eine Kippe lang aushält weder denn sie ohne Jacke.



Sie betreten zitternd, den Empfang und der Betreuer blickt zu ihnen. Es ist nicht Tanyl. Irgendein anderer der sich die Nacht um die Ohren schlagen muss. "So spät noch draußen?" fragt er amüsiert über das Zittern.
"Der innere Wildschweinwolf war stärker als das Sandmännchen." sagt Lyn und eilt die Treppe hinauf. Stephen zuckt gen Mitarbeiter die Schultern und folgt ihr schnell.

>>>Lyn und Steph gehen nach - Krankenhaus>>>


 Antworten

 Beitrag melden
24.05.2023 00:31
avatar  Ripzha
#6
avatar
Drama-Aspirant

>>> Lyn und Stephen kommen von - Krankenhaus >>>

Charaktere: Steph / Lyn / Jan / Tanyl
Geschichtsstrang: Alte Wege III


Tage später, kommen die Bewohner des Neue Wege Rehab-Zentrums zu einer der zahlreichen Gruppentherapiesitzungen zusammen. Sowohl Steph als auch Lyn haben sich erholt, jedoch kamen sie nicht dazu gross miteinander zu sprechen, da Lyn sich wieder in ihrem Zimmer verschanzt hatte. Stephen wird aus ihr nicht schlau.

Im Kreis sitzend warten er, Jan und Lyn auf Tanyl der bereits die Treppe hinauf kommt. Er entschuldigt sich für die Verspätung.
"Guten Morgen, alle zusammen. Heute möchte ich die Gruppensitzung nutzen, um über den Vorfall zu sprechen, der in den letzten Tagen passiert ist." er blickt in die Runde, Stephen und Lyn weichen seinem Blick aus. Steph ärgert sich vor allem darüber dass ihm sein Bewährungshelfer direkt noch zwei Monate aufgedrückt hat. Wegen eines bescheuerten Gewürzes! Einfach unfassbar.
"Stephen, könntest du uns etwas mehr über deine Beweggründe erzählen, an jener Aktion teilzunehmen?"
Steph sieht auf, zuckt die Schultern und schüttelt den Kopf. Seine Hand macht eine Geste die man als 'wen interessierts' deuten könnte.



Tanyl hat es nicht leicht mit diesen zwei Individuen. Er blickt zu Jan: "Jan, du bist Teil dieser Diskussion und kannst deine Gedanken und Erfahrungen einbringen. Wenn du etwas sagen möchtest..."
Jan schweigt kurz und sagt mit wohl überlegten Worten unter seinem Cap hervor: "Also, ich habe die beiden.... euch, gefunden weil ihr so laut wart und... jetzt als jemand der euch nicht unbedingt gut kennt, aber als Mitbewohner, war ich brutal überfordert und ich hatte Angst weil..." Weil ich nicht noch mal eine Leiche sehen will, "weil ich nicht genau wusste was passiert ist und ihr euch übergeben habt und... was ich eigentlich sagen will..." Tanyl hört Jan aufmerksam zu, während Stephen und Lyn das nur beiläufig tun, obwohl sie angesprochen werden. "In dem ihr solche gefährlichen Experimente macht, schadet ihr auch den sims um euch herum. Jetzt nicht körperlich... hoffentlich.. aber das ist echt hart mit anzusehen"
"Danke Jan. Du hast damit absolut recht. Stephen, Lyn, äußert euch bitte dazu." fordert Tanyl auf obwohl er wenig Hoffnung hat. Geduld ist eine Tugend. "Habt ihr an die anderen in eurem Umfeld gedacht?"
Stephen seufzt als er angesehen wird und stöhnt ein motivationsloses "Nein..." aus. Lyn schüttelt lediglich den Kopf.
Steph rümpft die Nase. Wen interessieren die anderen? Die sollen sich um ihren eigenen Scheiss kümmern. Sein Bauchgefühl sagt ihm, dass er bereits wieder in der Stimmung von vor dem Entzug ist. Die Stimmung in der er auf alle einen Dreck gibt und es nur darum geht, dass er sich besser fühlt weil er der Jenige ist der dauernd unter den Scheffel kommt.
Jan verstehts nicht. Wie verzweifelt muss man sein, sich mit einem Kochgewürz abschießen zu wollen? Am liebsten würde er das sagen, aber das käme respektlos rüber.



"In dieser Gruppensitzung möchte ich mit euch zusammenarbeiten, um Strategien zu entwickeln, wie ihr in Zukunft solchen Versuchungen widerstehen könnt. Lasst uns gemeinsam nach Lösungen suchen, die auf euren individuellen Bedürfnissen und Herausforderungen basieren. Wer von euch möchte den Anfang machen?"
Keiner antwortet Tanyl, doch dieser wartet. Es dauert etwas, bis Jan sich vorsichtig meldet, "Also wenn ich plötzlich wieder das Gefühl habe, ich muss den nächsten Dealer anrufen," er lacht verlegen, "dann rufe ich mir in Erinnerung warum ich hier bin. Für wen und was passieren würde wenn ich das Zeug bekomme. Und dann versuch ich mich abzulenken mit etwas worauf ich mich voll konzentrieren muss, wie schnitzen oder so."
Bevor Tanyl Jan für seine Gedanken loben und ihn bestätigen kann, funkt Steph dazwischen, "Ach komm, du warst doch nur auf Gras. Als wüsstest du wie schwer wir es haben."
"Ich war nicht 'nur' auf Gras." gibt Jan sofort zurück. Seine Stimme wird sofort lauter als man es sich von ihm gewohnt ist.



"Pff, nach deiner OP schon." kontert Steph der einfach nur einen Funken Recht für sich braucht.
"Stopp!" Tanyl hebt die Hände, "Sprecht respektvoll miteinander."
Stpeh ignoriert den Betreuer, "Wenn du noch ab und zu Flashbacks hättest, und Schmerzen und Schweißausbrüche, würdest du nicht so eine verdammte Scheisse erzählen. IcH sChNiTzE, dAs lEnKt mIcH aHab.."
"Ruhe!" Tanyl steht auf und stoppt die Streithähne. "Stephen, das reicht jetzt! Jeder ist individuell, jeder findet seinen eigenen, gesunden Weg. Jan hat etwas gefunden, wir sollten stolz auf ihn sein und ihn nicht dafür angreifen."



Der Betreuer sieht Stephen streng an, der sich wieder zurücklehnt aber angepisst schaut. "Hattest du an jenem Abend besagte schmerzen und Schweißausbrüche?" fragt er ihn direkt, da er die Antwort zu kennen glaubt.
"Nein..." murmelt Steph. Die hat er schon länger kaum noch.
"Was hat das Bedürfnis ausgelöst High werden zu wollen?" Ohne ihn aus den Augen zu lassen, wartet Tanyl auf die Antwort.



"Keine Ahnung." meint Stephen. "Gruppenzwang?" unweigerlich schleicht ein Grinsen auf sein Gesicht, aber nur kurz.
"Stephen, du warst auf einem gutem Weg. Was hat sich geändert?" Als Steph nicht antwortet blickt Tanyl zu Lyn.
"Lyn, du warst an dem Vorfall beteiligt, möchtest du etwas zu diesem Thema beitragen?"
Lyn schweigt und blickt auf den Boden. Es scheint, als ob sie mit ihren eigenen Gedanken kämpft. Tanyl ermutigt sie, ihre Gefühle auszudrücken.
"Lyn, du bist in dieser Gruppe sicher und deine Meinung zählt. Bitte teile mit uns, was du denkst und fühlst."
Lyn hebt langsam den Kopf und ihre Augen treffen die von Tanyl. Ihre füllen sich plötzlich mit Tränen. Rotz und Wasser heulend zeigt sie auf Stephen, "Er hat mich gezwungen!"



"WAS!" Stephen springt auf. Spinnt die?! "Hör auf zu lügen!"
Tanyl hebt sofort die Hand gegen stephs Brust um ihn davon abzuhalten auf Lyn los zu gehen. "Beruhigt euch!"
"Ich hab sie nicht gewzungen! Die blöde Bitch hat damit angefangen!"
"Keine Beleidigungen!" Tanyl merkt, dass das hier heute nur mehr eskaliert, statt zu helfen. Er muss es auf andere Weise versuchen. Lyn weint weiter und vergräbt ihr Gesicht.



"Stephen, bitte verlass den Kreis für heute. Wir sprechen später." ordnet Tanyl an, immernoch auf der Hut um ihn sofort zurück zu halten wenn er etwas gegen Lyn versucht. Glücklicherweise zieht er ab mit den Worten, "So ne scheisse muss ich mir nich anhören."



Jan steht vor seinem Stuhl, bereit Tanyl zu helfen, falls es nötig geworden wäre. Auch er wird gebeten auf sein Zimmer zu gehen. Es bleiben nur Tanyl und Lyndsey zurück.
Der Betreuer setzt sich neben sie auf den Stuhl. Sie hat sich soweit beruhigt und wischt sich über das nasse Gesicht.
"Lyn, erzähle deine Version. Das ist wichtig."
Schnieffend, schnabbt sie nach Luft und sagt: "Er sagte das Zeug sei quasi Gesund. Man isst es und man kann eine Weile die Zeit vergessen. Ich hab gesagt, das sei blöd und das klappt nicht aber... Und als wir auf meinem Zimmer waren und ich nicht mehr genau wusste wie mir geschah, hat er..."
"Hat er was?" mit aufkeimendem Schrecken sieht Tanyl die junge Frau an.



"Ich hab ihm gesagt dass ich einen Freund hab und dass ich nicht will, aber..." schluchzend wischt sie erneut über ihr Gesicht. Tanyl reicht ihr eine Packung Taschentücher, "Was hat er getan, Lyn?" fragt er erneut eindringlich.
Sie nimmt ein Taschentuch und trocknet ihr Gesicht.
"Hat er dich angefasst?" hakt er spezifischer nach. Lyn schweigt. Sie scheint darüber nachzudenken. Dann nickt sie stumm.


 Antworten

 Beitrag melden
24.05.2023 11:01
avatar  Ripzha
#7
avatar
Drama-Aspirant

Charaktere: Steph / Tanyl
Geschichtsstrang: Aussage gegen Aussage




Wütend liegt Stephen in seinem Bett. Was fällt der Tussi ein? Warum macht sie das? Was hat sie davon, zum Teufel? Glaubt sie er erinnert sich nicht an die Nacht? Er weiss genau was er gemacht hat und was nicht.
Während seine Gedanken sich in einer Teufelsspirale im Kreis drehen, klopft es an die Tür. Steph dreht sich zur Wand bis die dumpfe Stimme des Betreuers zu ihm dringt.
„Kann ich rein kommen?“
Steph weiss es hat keinen Sinn ihn zu ignorieren. „Mach halt.“ antwortet er und setzt sich auf. Tanyl schliesst die Tür hinter sich, zieht den Stuhl heran und setzt sich an Stephs Bett.
„Ich weiss nicht wieso sie sich so eine Kacke ausdenkt.“ fährt der knapp 20 Jährige hoch. „Ich hab nichts gemacht!“



„Ruhig.“ beschwichtigt der Mann, „Erzähl mir deine Version.“
Zähneknirschend sieht der Jüngere zu ihm. „Ich war auf dem Weg in mein Zimmer. Da hat s i e MICH angegraben und gesagt ich soll mitkommen.“ er erzählt ihm wie er schmiere stand, sie aus dem Fenster kletterten und in ihr Zimmer gingen wo sie sich das Zeug reingeschaufelt haben. „Ich hab wirklich nicht gedacht, dass der Shit so kickt.“ wiederholt er, „Und weil sie anfangs noch geflirtet hat, dacht ich da liegt noch was drin. Aber sie sagte sie habe nen Freund und ich hab nichts mehr gemacht. Ich schwörs!“ Das man ihn als Vergewaltiger wegsperrt, fehlt ihm grade noch.
Tanyl hört geduldig zu. „Du bist dir ganz sicher, dass du dich an alles genau so erinnerst? Stephen, du musst verstehen, dass Myristicin, deine Erinnerungen beeinflusst haben könnte. Es ist wichtig, dass wir alle Fakten kennen, um die Wahrheit herauszufinden. Wenn du irgendetwas hinzuzufügen hast, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, es zu sagen. Das ist eine ernste Sache und ich bin hier um zu helfen.“



Wem helfen? Der kleinen ach so unschuldigen, bösartigen, psycho Bitch von neben an? Stephen beteuert, jedes Wort betonend, „Ich. Habe. Nichts. Gemacht!“ noch eindringlicher kann er Tanyl nicht ansehen, „Warum sollte ich? Ich bin doch nicht bescheuert. Ich will nicht zurück in den Knast.“
Tanyl nickt, „Was denkst du sind Lyndseys Absichten dir das zu unterstellen? Hattet ihr streit?“
„Nein!“ entnervt atmet Stephen aus, „Verdammt ich hab keine Ahnung was die sich dabei denkt. Das ist total abgefuckter scheiss..“
„Wortwahl..“



„Mann ich hab bis dahin nie mit ihr geredet und an dem Abend waren wir locker! … Mehr oder weniger.“
Wie bei Lyn macht Tanyl sich Notizen.
„Könntest du es in betracht ziehen ein klärendes Gespräch mit ihr zu führen? Natürlich mit meiner Anwesenheit.“
„Um mir noch mehr sinnlose Lügen unterstellen zu lassen?“
„Derzeit steht es Aussage gegen Aussage. Wenn sie darauf beharrt und eine Anzeige macht, sieht es bei deiner Akte nicht rosig aus. Tut mir Leid.“




Steph schluckt. Das passiert grade wirklich. Er kann nicht zurück in den Knast. Das überlebt er kein zweites Mal. „Dann red ich halt mit ihr. Fuck…“ er vergräbt sein Gesicht in den Händen und neue Wut steigt in ihm auf. Warum sieht keiner, dass er die Wahrheit sagt?

Mit der Hoffnung, dass alles gut wird, verlässt Tanyl Stephens Zimmer.
Steph hingegen zweifelt. Für ihn ging doch noch nie irgendetwas gut aus.


 Antworten

 Beitrag melden
25.05.2023 11:48 (zuletzt bearbeitet: 25.05.2023 12:36)
avatar  Ripzha
#8
avatar
Drama-Aspirant

Charaktere: Steph / Tanyl / Lyn
Geschichtsstrang: Aussage gegen Aussage II




"So meine Freunde." Tanyl setzt sich an den Tisch im Eingangsbereich mit einem Klemmbrett für seine Notizen und blickt zu Stephen und Lyndsey die sich gegenüber sitzen. Lyn ist zusammengesunken, blickt zur Seite und wirkt frustriert. Stephen, genau so frustriert, verschränkt die Arme und starrt die Frau an. Sie haben während sie gewartet haben kein Wort gesagt, so als würden se jeweils auf ihre Anwälte warten müssen.
"Ich bitte euch um einen respektvollen Ton, ja?" sagt Tanyl und blickt zu Stephen der es scheinbar kaum erwarten kann etwas zu sagen. "Wer möchte anfangen?"
"Warum erfindest du so einen Bullshit?" kommt es von Steph wie aus der Pistole geschossen.



"Ich hab nicht gelogen." gibt Lyn zurück und blickt jetzt auf ohne sich aufzurichten. Ihre desinteressierte Haltung spiegelt sich nur in ihrer Körperhaltung wieder.
"Klar hast du! Sag dass es deine Idee war und dass ich dir nich' zu nahe gekommen bin und dann is gut!"
Der Sozialarbeiter beobachtet schweigend. Er wird erst eingreifen wenn es nötig ist.
Lyn schüttelt energisch den Kopf.
"Unglaublich... einfach unglaublich..." Stephen verwirft die Arme und lässt sich ratlos in den Stuhl zurück fallen.



Die beiden schweigen. Tanyl wartet bevor er das Wort ergreift. "Ich werde euch jetzt ein Paar Fakten vorlegen. Sie basieren auf euren Akten und Vorgeschichten. Es scheint mir sinnvoll für euch, damit ihr eure Aussagen überdenken könnt." Einer von beiden lügt. Die Frage ist wer?
"Du liest jetzt nicht meinen privaten Scheiss vor!" empört Lyn sich und richtet sich auf.
Ruhig sieht der Betreuer auf. "Wir sind hier zu dritt unter uns. Wenn du Stephen anzeigst, werden diese Dinge gegebenenfalls dem Richter und allen Anwesenden offenbart. Oder wirst du davon absehen Anzeige zu erstatten?"



Lyn schweigt. Es wirkt als hätte sie sich noch nicht entschieden das durchzuziehen. Es scheint sie aber zu stören, ihre Vorgeschichte zu teilen.
Da sie nichts weiter sagt, blättert Tanyl in seinen Notizen um und liest.
"Stephen war wegen Körperverletzung im Jugendgefängnis."
"Ha! Das sagt doch alles. Einmal gefährlich immer gefährlich!" unterbricht Lyn mit einer lauten Handfläche auf dem Tisch.



"Ich hab nen Typen verprügelt, na und?" ärgerlich verschränkt Steph wieder die Arme, "Aber ich hab noch NIE ne Frau vergewaltigt!"
"Tja, einmal ist immer das erste Mal, was?" vorgebeugt starrt sie Stephen in die Augen.
"Du bist so eine..."
"Respektvoll, sagte ich", unterbricht Tanyl. "Lyn, das war dein erster Kontakt mit einem Rauschmittel?"
"Wers glaubt!" ruft Stephen aus. "Wieso bist du dann hier?"
Lyn nimmt wieder Abstand und die Haltung wird verschlossen. "Ich habe noch nie Drogen genommen." bestätigt sie trocken.



Fassungslos starrt Stephen sie an und dann Tanyl, "W-wa-was ist das?!" er weist auf sie, "Bist du süchtig danach, Lügen zu erzählen? Das stimmt ganz sicher nicht!"
"Woher willst DU das denn wissen, hm?" keift Lyn zurück.
Stephen öffnet den Mund, um zu antworten, schließt ihn aber direkt wieder. Das kann er nicht. Aber... hää?! "Du willst mir also erzählen, Muskatnuss fressen war dein erstes Mal?"
Lyn nickt.



"Aber es war deine Idee!"
"War. es. nicht." vehement beharrt Lyn auf ihrer Aussage.
"Doch war es!"
"Okay, beruhigen wir uns wieder." Tanyl hat das Gefühl, Stephen springt ihr gleich über den Tisch an die Kehle, wenn das so weitergeht.
"Wieso ist sie hier?!" will er wissen und zeigt wieder auf sie. Dabei schaut er den Betreuer an. "Ich hab gekokst wie blöd, ok? Wissen wir alle. Was ist mit ihr?!"



"Lyn?" Tanyl blickt zu der Frau rechts von ihm, doch sie wirkt nicht, als wolle sie etwas dazu sagen. "Du oder ich."
"Ihr habt gesagt, das bleibt vertraulich." beleidigt sieht sie Tanyl an.
"Wir haben hier einen besonderen Fall... und ich bitte dich, transparent zu sein."
"Ja, weil wenn nicht, is ja wohl klar, dass DU lügst!" Stephens Tonfall ist fast schon triumphierend.
Lyns Bein fängt an zu wippen, und ihr Blick wird nervös. Die beiden Männer sehen sie an und warten.
"Na schön! Ich stehle.."
"Wie jetz? Deswegen bist du hier?" verwundert blinzelt Steph. Tanyl hingegen blickt sie freundlich an. "Sehr gut Lyn. Das ist der richtige Schritt."



"Muss ich jetzt mein Zimmer abschließen oder was?"
"Das ist ja wohl nicht das Thema!" murrt Lyn. "Du bist ein Widerling und hast mich angegrabscht."
"Alter... Wer hatte denn seine Hand auf meinem Schwanz?"
"...auf deinem Bein!"
"Auf Schwanzhöhe!"
"Oh bitte. So lang ist er bestimmt nicht."
"Du kennst dich ja mit Länge aus, mit deinen Langfingern!"



"Hört auf. Bitte. Wenn ihr nicht konstruktiv miteinander sprecht, müssen wir hier abbrechen... erneut." Tanyl geht das Gezanke langsam auf die Nerven. "Lyn, du gibst zu, Stephen Signale gegeben zu haben?"
"Eine andere Sprache versteht er ja nicht!" verteidigt sie sich, "Ich wollte etwas Lustiges machen in diesem Loch, aber er..." Lyn verstummt.
"Es war also doch deine Idee. Sprich nur weiter." Die Waagschale bewegt sich wieder Richtung Stephen, und in der Achterbahnfahrt aus Schuld und Unschuld kommt wieder Spaß auf.
"Das ändert nichts daran, dass du mich belästigt hast. Nur weil du dich nicht daran erinnerst, heißt es nicht, dass es nicht passiert ist!"



"Ich kann mich sehr gut erinnern, klar! Du bist die, die noch nie drauf war, wer sagt, dass du das nicht nur halluziniert hast?" Und die Achterbahn steht wieder kurz vor einer Talfahrt.
Mit zusammengepressten Lippen und wütenden Augen funkelt sie Stephen an. "Sims wie du gehören ins Gefängnis."
Wieder beinahe sprachlos, zischt Stephen verzweifelt. "Du willst mich fi.. in den Ruin treiben! Grundlos!"
"Du hast mich verpetzt, du Arschloch!"
"He he he..." Tanyl hat langsam die Schnauze voll, "Was ist nötig, damit ihr euch normal unterhaltet?" Die Frage ist rhetorisch, aber er will die Sitzung gerade nicht beenden, da sie dennoch irgendwo der Wahrheit näher zu kommen scheinen.
Stephen starrt Lyn an. "Weil ich gesagt habe, es war deine Idee, hängst du mir so ne Scheiße an? Bist du noch ganz dicht?"
Lyn schweigt.
"Tanyl, die hat einfach n Problem!"



"So wie du, .... Schwein..." murmelt Lyn zur Seite.
Tanyl seufzt. "Lasst uns nochmal zurückgehen. Lyn hat dich, Stephen, dazu ermutigt, in die Küche zu gehen und das Gewürz zu stehlen. Soweit so gut. Danach seid ihr in ihr Zimmer gegangen und dann...?"
Stephen will antworten, doch Lyn ist schneller, "Dann hat er mich gezwungen, das Zeug zu löffeln und mich angegraben."
Ihr gegenüber sackt mit einer ungläubigen und entnervten Kopfbewegung zusammen und reibt sich mit den Händen über den Kopf. Steph schweigt, und Tanyl wartet. Er spürt, dass Stephen gleich etwas sagen wird und sieht ihn an.
"Ich schlage einen Kompromiss vor." sagt Steph überraschenderweise, die Hände noch auf dem Kopf und Lyn anschauend. Diese wirkt leicht überrascht. Was kommt jetzt?
"Wir hatten die Idee gleichzeitig. Ok? Ich hab dich nicht gezwungen, das Zeug zu fressen, und du mich nicht. Wir haben's einfach getan. Das ist sowieso Fakt."



Tanyl wendet den Blick zu Lyn, um zu prüfen, was sie von dem Vorschlag hält. Als sie nichts sagt, meint er, "Lyn, Stephen kommt dir gerade entgegen. Stimmst du dieser Beschreibung zu?"
Lyn starrt Stephen an, als könnte sie nicht glauben, was sie hört, und dann füllen sich ihre Augen unwillkürlich mit Tränen. "Wieso bin ich hier die Einzige, die alles akzeptieren muss, wie er es sagt? Wieso bevorzugt man ihn? Ich will, dass er für das, was er getan hat, büßt. Ich will, dass er es bereut! Aber immer sind alle auf seiner Seite, und ich muss damit klarkommen! Ich hab keinen Bock mehr!" Sie steht auf, und dicke Tränen fallen auf den Tisch, als sie sich auf den Tisch stützt und den Finger in seine Richtung hält, "Ich werde dich anzeigen, und du gehst zurück in den Knast, wo du hingehörst. Perverser Wichser!"



"Lyn!" Tanyl ruft ihr nach, als sie davonrauscht. Stephen bleibt sitzen.
"Ganz große Klasse..." kommentiert Steph. "Unschuldig in den Knast. Hat das überhaupt Bestand, wenn sie das behauptet, während wir beide high waren?"
Tanyl macht sich Notizen und sieht auf, "Das weiß ich nicht." Er klingt frustriert, versucht es aber zu verbergen. Stephen bekommt es dennoch mit, "He, ich hab's versucht, okay? Aber mehr als die Wahrheit sagen kann ich nicht..."
Tanyl schreibt wortlos weiter. Als er fertig ist, steht er auf und wechselt das Thema, "Stephen, Herr Prather kommt morgen vorbei, um mit dir zu sprechen."
Stephen schweigt kurz, bevor er antwortet, "Okay, von mir aus."



"Hast du dich eingetragen für die Aufgaben morgen?"
"Ja..."
"Gut. Dann lassen wir das Gesagte von heute jetzt erstmal sacken."


 Antworten

 Beitrag melden
01.06.2023 09:59
avatar  Ripzha
#9
avatar
Drama-Aspirant

Charaktere: Steph / Ramiro
Geschichtsstrang: Gottes Pfade




Stephen hat sich hauptsächlich fürs Schneeschaufeln eingetragen, weil er dabei allein ist und ihm keiner auf die Nerven geht, und weil er keine Lust hat zu kochen oder Wäsche zu waschen. Putzen war auch noch nie sein Ding. Beim Schnee schippen, kann er Pause machen wie er will, eine rauchen, und allgemein, fühlt es sich an als wär er sein eigener Chef hier draußen. Die Kälte ist dafür ein Nachteil.

Als er auf sieht, bemerkt er im Schneegestöber eine Silhouette auf ihn zu kommen. Er setzt die Schaufel ab und blickt in die Richtung, bis er erkennt wer auf ihn zu kommt.
Der Mann, vielleicht fünfzig, fünfundfünfzig Jahre alt, ist ordentlich gekleidet und hat ein gepflegtes Gesicht. Um seinen Hals hängt ein Kreuz und er lächelt als er Stephen sieht.



"Stephen, mein Sohn, ich sehe, dass du hier hart arbeitest. Der Schnee mag zwar kalt sein, aber die Wärme des Glaubens erfüllt unsere Herzen." sagt Prather mit einem vergnügten Grinsen.
Stephen schaut hoch und betrachtet den Pfarrer skeptisch. "Ich schaufle einfach nur Schnee.." kommentiert er. Die Wortwahl des Bewährungshelfers hat schon immer enttarnt dass er ein geistlicher ist.
"Wo ist dein Kreuz, Junge?" fragt Prather während er Stephen mustert. Er hatte ihm damals eins geschenkt, weil er damit Gott immer über dem Herzen tragen kann.
Als mehr oder weniger Atheist, hat Steph das nicht besonders ernst genommen und er weiss, dass Prather ihm das nicht übel nimmt. Dennoch erwartet er eine gewisse Aufgeschlossenheit.
"Ich solls doch nicht verlieren." gibt Steph zurück und grinst. "Es ist in Sicherheit."
Ramiro akzeptiert die Antwort. Er ist nicht hier um über Stephens Anziehgewohnheiten zu sprechen, sondern weil Tanyl ihn über die Vorkommnisse informiert hat.
"Unterbrich deine Arbeit für ein paar Minuten und lass uns drinnen miteinander sprechen."
Stephen nickt, steckt die Schaufel neben der Tür in den Schnee und tritt mit dem Pfarrer ins Haus wo er sich schüttelt und die Schuhe abstampft.
Ramiro weisst auf die Tische und Stühle, des Essbereichs und legt seinen Schal über die Lehne eines Stuhls. Stephen setzt sich und zieht die Handschuhe aus.
"Stephen, mir kam zu Ohren was in den letzten Tagen passiert ist. Nicht umsonst wurde dein Aufenthalt um zwei Monate erhöht. Ich bin sicher du erkennst den Sinn dahinter."



Steph zuckt mit den Schultern. "Eigentlich nich'.... Es war erstens nur ein Gewürz und zweitens wars nicht meine Idee."
"Mein Sohn, es geht nicht darum was oder warum. Gott hat dich vor eine Prüfung gestellt und du hast versagt. Du bist hier um zu lernen 'nein' zu sagen. Nein zu den Versuchungen. Denn davon gibt es draußen in der Welt unendlich viele."
Ein Hauch Enttäuschung liegt in Ramiros Stimme.
Stephen sagt nichts. So betrachtet... Aber zwei Monate länger, sind in seinen Augen nicht Angemessen. Er behält es trotzdem für sich weil er weiss, dass Ramiro auch ganz anders kann. Als er damals auf der Farm die ihm gehört gearbeitet hat, kam der Pfarrer nicht so geistlich rüber wie er immer tut. Er ist ein Verfechter der Harten Arbeit. Weil harte Arbeit die Seele reinigt und ein Zeichen für Gott ist, ihn zu schätzen. Oder so ähnlich.



"Ok gut, ich habs verkackt." murmelt Steph, "Aber ich hab sie nicht belästigt!"
Ramiro hebt prüfend eine Braue und Steph wiederholt vorgelehnt, "Hab ich nicht!"
"Wie lösen wir dieses Problem, Stephen?" fragt der Pfarrer und beäugt seinen Schützling mit leicht geneigtem Kopf.
"Keine Ahnung Mann. Sie muss das zurück nehmen, aber das tut sie nich. Sie hat gedroht mich anzuzeigen... Was wenn sie das macht?" In Stephs Stimme klingt leichte Nervosität durch.
Ramiro wiegt den Kopf, "Ich erzähle dir eine Geschichte, keine Angst, diesmal nicht aus der Bibel." er lacht leise, "Ich kannte einen Mann, er arbeitete im Sicherheitsdienst. Er hatte die Aufgabe Personen auf gefährliche Gegenstände zu überprüfen. Er fand bei einer Frau im Stiefel ein Klappmesser und wie es die Ordnung verlangt, muss er ihre Tasche durchsuchen. Dafür ging er mit ihr in einen Raum. Darin stand ein Tisch. Sein Kollege blieb draußen und machte seine Arbeit weiter. Kurz darauf sprang die Tür auf und die Frau flüchtete rufend und mit zerrissener Bluse aus dem Raum. Der Mann kam hinterher und beteuerte er habe nichts gemacht...."



Stephen hört aufmerksam zu. "Kam er in den Knast?"
"Das wäre er, wäre in dem Raum keine Kamera gewesen. Stephen, was ich sagen willl, es sieht nicht gut aus nur mit deinem Wort gegen ihres."
"Fuck.."
resigniert stützt er sich auf den Tisch und vergräbt das Gesicht in den Händen. "Was mach ich jetz..?"
"Ich schlage vor du findest heraus, warum es ihr so wichtig ist. Das ist eine gute Übung für dich, versetz dich in ihre Lage, frage dich was sie dazu bewegt. Es steht viel auf dem spiel, also wähle deine Worte weise, wenn du mit ihr sprichst."
Ramiro lehnt sich zurück, und macht sich schliesslich bereit um wieder in die kälte zu gehen.
Steph sieht ihn an. Sich in ihre Lage versetzen? Die Antwort macht ihn nicht glücklich.



"Gott sei mit dir, mein Junge. Wenn alles nichts hilft, hast du immernoch ihn." zwinkernd, verlässt der Bewährungshelfer das Gebäude. Durch die offene Tür, wendet er sich nochmal zu Stephen, "Wenn du wieder Arbeit brauchst, du weisst wo du mich findest." Damit verschwindet er.


 Antworten

 Beitrag melden
15.07.2023 12:51 (zuletzt bearbeitet: 06.01.2024 22:57)
avatar  Ripzha
#10
avatar
Drama-Aspirant

Bertl kommt von Oasis Springs Nr.11 - Familie Töpfer
Jim kommt von Evergreen Harbor Nr. 15 - WG Tom, Jim, Valentin, Logan (4)


Charaktere: Stephen / Bertl / Jim / Lyndsey / Tanyl / Jan
Geschichtsstrang: Neu im Kreis


Wieder eine neue Herausforderung. Gestern war Anreisetag für Bertl in der "Neue Wege Klinik" und er hat sich erstmal in seinem Zimmer verkrochen. Er mochte es noch nie, sich an fremde Umgebungen gewöhnen zu müssen und jetzt ist es schon die zweite Einrichtung, die er kennen lernen und in der er sich anpassen muss. Die letzten Jahre folgten einem eintönigen, sinnlosen Muster, das ist ihm wohl bewusst geworden in den letzten Wochen während des Entzugs. Das und so manches andere. Er sitzt auf der Bettkante und stiert auf den Boden. Ein Gesprächskreis steht gleich auf dem Programm. Noch etwas, was ihm wie ein Klumpen im Magen liegt. Was soll er erzählen? Seine inneren Kämpfe gehen niemanden was an. Es war hart genug das Tier nieder zu ringen in den letzten Wochen und er weiß, dass es ihn ein Leben lang begleiten wird.



Lauernd...geduldig auf einen schwachen Moment wartend, der nicht kommen wird. Das ist sicher. Nochmal wird er keinen Entzug durchstehen, dann lieber die Kugel und Ruhe. Seufzend richtet er sich auf. Wenn er wieder in ein Leben mit Marga zurück will, muss er das jetzt durchziehen. An die Probleme mit Adrian will er jetzt nicht denken, das ist noch zu viel. Bertl steht auf, reckt sich und strafft die Schultern. Schlimmer als die letzte Zeit kann es eigentlich nicht mehr werden, also los. Seine Beine fühlen sich an wie Blei, als er den Gang hinunter schlurft. Erleichtert stellt er fest, dass er der Erste ist, der den Raum mit dem großen Stuhlkreis betritt. Wieviel Sims kommen da bloß? Noch schlimmer..nicht nur reden vor anderen, sondern auch noch vor vielen anderen. Unbehaglich setzt er sich irgendwo und harrt der Dinge, die da kommen mögen.

Jim sieht sich um. Er ist immer noch nicht begeistert davon, hier zu sein. Seinen WG-Kameraden hat er was von einem Gelegenheitsjob erzählt. Die Wahrheit sollen sie besser nicht wissen. Aber wenigstens muss er hier nicht auch noch übernachten. Doch er weiß, dass es das wert ist. Wenn er das hier durchsteht, dann steht ihm der neue Job als Hausmeister zu. Dann muss er seinen alten Boss nie wieder sehen und kann einen Neuanfang wagen... ohne Schwarzarbeit sogar.



An einer Tafel wird der Weg zu den Zimmernummern aufgezeigt, so dass es zumindest nicht schwer ist, den richtigen Raum zu finden. Er betritt den Raum. Bisher ist nur eine einzige andere Person anwesend. Zum Glück. Ihm ist nicht so nach Gesprächen. Erleichtert stellt er fest, dass der andere Typ offenbar auch eher seine Ruhe haben will. Jim murmelt ein knappes "Hallo", und setzt sich an einen Platz, etwas entfernt von dem Mann. So wird dem auch hoffentlich klar, dass auch Jim gerade nicht an einem Gespräch interessiert ist.

Tanyl kommt guter Dinge aus dem Aufenthalt für Mitarbeiter im Keller und steigt die Treppen hinauf. Im oberen Stock angekommen begegnet er Stephen der aus seinem Zimmer kommt und grüsst ihn. Dieser sagt nichts. Ihm ist der Tag zu jung und er würde lieber noch drei Stunden ausschlafen. Müde trottet er hinter Tanyl her in den Stuhlkreis und setzt sich ohne die bereits sitzenden wirklich anzusehen. Es interessiert ihn nicht. Kurz darauf kommt Jan durch seine Tür und grüsst leise. Er bemerkt die neuen Gesichter und zieht das Cap tiefer ins Gesicht.
Als Lyn die Runde betritt, kommt ein lautes Stöhnen aus ihrem Mund. Offensichtlich entnervt setzt sie sich und verschränkt die Arme.



Tanyl kommentiert das nicht sondern prüft ob alle da sind und lächelt.
„Ich freue mich heute zwei neue Gesichter in unserer Runde begrüssen zu dürfen. Fühlt euch willkommen.“ er sieht Jim und Bertl an, „Erzählt uns doch etwas über euch.“
Stephen hebt jetzt leicht den Kopf um die Neuen etwas genauer zu betrachten. Der Bleiche sagt ihm nichts. Als er ein Dejavu bei Bertls Gesicht erlebt, steigt ihm siedend heiss, Schock, Verachtung und Adrenalin durch die Brust in den Kopf. Was zum Fick…?! Bitte lass es ein zufällig ähnlich aussehender Typ sein!

Unter gesenkten Lidern mustert Bertl den bärtigen Neuankömmling. Hat wohl schon länger keine Sonne mehr gesehen. Bleich wie ne Wand. Wahrscheinlich frisch aus dem Knast entlassen. Er erwidert dessen knappen Gruß mit einem Kopfnicken und das auch nur, falls die hier Kameras haben. Womöglich drücken sie ihm sonst gleich den Stempel 'verstockt' oder 'abweisend' auf. Dann blickt er demonstrativ in eine andere Richtung und fährt mit den Augen die Maserung im Boden nach.



Dieser Stuhlkreis macht ihm Angst. Es gibt absolut nichts, was er mit Anderen teilen möchte. Gar nichts. So behält er den Blick gesenkt, auch wenn die Geräusche im Raum ihm signalisieren, dass Sims dazu kommen. Erst das laute Stöhnen einer Person lässt ihn aufblicken. Eine junge Frau, die genervt in ihrem Stuhl hängt. Es gibt also noch mehr ähnlich motivierte Anwesende wie ihn. Jetzt macht sein Blick doch die Runde und bleibt an jemandem hängen, der ebenfalls in seine Richtung sieht.
Für einen Moment stockt ihm der Atem, dann beginnt sein Herz zu rasen. Tu sich bitte ein Abgrund auf in den ich mich stürzen kann! Heiß überwältigt ihn die Scham und alle Gefühle, die er erfolgreich verdrängt hat seit der Begegnung mit Stephen im Bowlingcenter. Die Angst wird übermächtig. Am liebsten würde er aufstehen und aus dem Raum rennen, aber er wird aufgefordert etwas zu sagen. Erschrocken löst er seinen Blick und sieht den Mann, der das Wort an die Neuankömmlinge gerichtet hat, an. Er findet keine Worte, nur ein unverständliches Krächzen kommt über seine Lippen. Dann schaltet sich sein Gehirn wieder ein. Er wird das jetzt irgendwie durchstehen und sofort nach dieser Stunde seine Verlegung in eine andere Einrichtung beantragen. Noch einmal huscht sein Blick in Stephens Richtung. Sein entgeisterter Gesichtsausdruck spricht Bände. "I..ich heiße Bertram und habe einen Alkoholentzug hinter mir." sagt er dann mit heiserer Stimme und lehnt sich mit gesenktem Blick wieder im Stuhl zurück. Wenn er viel erwartet hat, aber nicht IHN!



Jim beobachtet die Szene. Er ist nicht gerade ein Menschenkenner, aber selbst ihm fällt auf, dass etwas diesen Bertram geschockt haben muss, so wie er aussieht. Ein bekanntes Gesicht? Jim lässt seinen Blick über die anderen Anwesenden schweifen. Und tatsächlich: Auch ein anderer der Teilnehmer zeigt Erkennen. Aber was mag wohl der Grund für diese Reaktion sein? Glaubten sie voneinander, der jeweils Andere hätte keine Probleme und ist deshalb geschockt über dessen Anwesenheit? Oder steckt da mehr dahinter?

Jim zuckt die Schultern. Er kennt die Vorgeschichte nicht, und so sehr interessiert es ihn dann auch nun wieder nicht, dass er nachfragen würde. Vielleicht kommt es im Laufe der Treffen eh früher oder später noch ans Licht. Solange er nicht in das Drama mit reingezogen wird, das sich hier anbahnt, soll es ihm egal sein. Er will einfach nur den Schein, damit dem neuen Job nichts im Wege steht.

Erst als er den Blick des Leiters auf ihn spürt, erinnert sich Jim daran, dass er ja eben noch aufgefordert wurde, sich vorzustellen. "Jim.", sagt er knapp. Von seiner Vergangenheit erzählt er nichts. Erst mal abwarten.



Tanyl fordert die anderen auf sich den Neuen vorzustellen. Lyn sagt wie immer nur ihren Namen weil sie muss, Jan erzählt etwas mehr und als das Wort zu Stephen fällt, wird es still. Bertram? Urg! Der Mann der Stephen als Angel geläufig ist, fühlt sich sichtlich unwohl aber Steph kann nicht aufhören ihn anzustarren. Wütend anzustarren. Er hatte gehofft ihn nie wieder sehen zu müssen aber die Welt ist ein verdammtes Dorf!
„Stephen?“ fragt Tanyl nach, weil der die Sprechkette unterbrochen hat.
Steph hört ihn nicht, seine Gedanken sind bei einem Notfallplan. Er muss, wenn dieser Betrüger hier eingezogen ist, sofort Ramiro anrufen um…
„Stephen? Hey.“
Steph blickt zu Tanyl und kommt zu sich. Vorstellen… richtig.
„Ich bin hier wegen Koks.“ sagt er trocken und verschränkt die Arme.
Tanyl nickt und richtet das Wort wieder an alle.
Ihr seid alle aus verschiedenen Gründen hier und ihr braucht alle individuelle Ziele und Meilensteine. Ich möchte dass ihr euch kurz überlegt, was euer Hauptziel im Leben ist und wie ihr dieses erreichen möchtet. Also welche Zwischenziele ihr euch setzen wollt um das Hauptziel zu erreichen. Stephen, mach doch den Anfang.“
Steph starrt zu Boden und denkt nach. Er kann sich nicht konzentrieren so lang dieser Bastard dort sitzt. Ihm schwirrt einfach alles was geschehen ist im Kopf herum und es macht ihn von Sekunde zu Sekunde wütender.



Er sieht schliesslich auf und zählt auf, „Mein Ziel ist die Bewährungsstrafe los werden und dafür werd ich mich von Arschlöchern fern halten,“ er betont die Beleidigung expliziert und blickt zu Bertl. Tanyl vermutet indes er meint die Freunde die mit Drogen zu tun hatten und nickt, „und von Bitches,“ Stephs Blick schwenkt zu Lyn die ihn stumm äffend ankeift. „Stephen, bitte.“ wendet Tanyl ein und tadelt seine Wortwahl.
“und ich werd mir gleich nach der Sitzung n Job suchen damit ich hier nur noch pennen muss.“ ergänzt Steph und hofft Ramiros Angebot steht noch, obwohl er gehofft hatte nie wieder auf dem Hof zu arbeiten. Ramiro kennt keine Gnade auf dem Feld.
Tanyl bedankt sich und bittet Bertram fortzufahren.



Innerlich noch an Stephens Wortwahl knabbernd, starrt Bertl vor sich auf den Boden. Arschloch...er sieht es also unverändert, kann er ihm auch nicht verdenken. Hoffentlich macht er wahr, was er eben gesagt hat, dann würden sie sich außer hier im Stuhlkreis nicht begegnen müssen.Er hebt den Kopf und sieht sich im Kreis um. Lauter junge Leute hier mit Problemen. Warum ist das heutzutage so? Früher hat man gearbeitet und gar keine Zeit gehabt ... Er bemerkt, dass Tanyls Blick weiter auf ihm ruht. Etwas sagen...ja. Ziele? Beinahe trotzig sagt er:" Ich will die Ehe mit meiner Frau retten und deshalb mit .." Eine kaum merkliche Pause. Kurzer Blick zu Steph. "..Fehlern in der Vergangenheit aufräumen. Dafür muss ich clean bleiben. Ich brauch nen Tagesrhythmus und Beschäftigung." Er sieht zum Gesprächsleiter. "Kann man die Werkbank immer benutzen?" Vielleicht ist es das Beste seine handwerklichen Fähigkeiten zu reaktivieren, das könnte ihm bei der Jobsuche förderlich sein. Konzentration und längere Zeit über ein Thema nachdenken, geschweige denn ein Buch lesen, fällt ihm immer noch sehr schwer.



"Natürlich, ausserhalb der Sitzungen immer." antwortet Tanyl. "Ich freue mich dass du einen Plan hast Bertram. Ziele sind wichtig. Sie helfen uns bei Erfolgserlebnissen die wir in unseren Kopf einprogrammieren wollen." er Lächelt, "Jan, was ist mit dir?"
Jan druckst eine Weile herum bevor er sagt, "Ich will wieder normal leben, ohne Schuldgefühle. Ich muss mir vergeben und ich muss etwas finden was mir hilft loszulassen. Damit ich diese Gedanekn los werde die mich immer wieder in die selbe Falle tappen lassen..."
Stephen hört Jan nicht zu sondern hängt bei Bertls Worten. Seine Frau? Adis Dad ist immernoch verheiratet und geht online catfishen? Was ein Vollspast. Weiß die davon? Er sollte ihr die Sache stecken um ihm das Leben zur Hölle zu machen. Stephens Stolz ist noch immer so verletzt, dass er nicht aufhören kann darüber nachzudenken wie er sich an Bertram rächen kann.
Tanyl bedankt sich inzwischen bei Jan und richtet das Wort an Jim. "Jim, bitte fahre fort."

Jim fragt sich, wie diese nervigen Gespräche irgendwem helfen sollten. Er hat seine Strafe längst abgesessen und muss trotzdem diesen Mist mitmachen? Doch der Bescheinigung wegen reißt er sich trotzdem zusammen. "Ich hab nen Job in Aussicht, aber dafür brauche ich den Schein, dass ich hier war.", sagt er ohne Begeisterung. "Ich möchte weg von meinem vorherigen Boss, der seine Arbeiter schlecht bezahlt und ungerecht behandelt."



"Sehr gut." lobt Tanyl während von Lyn ein amüsiert-verächtliches Lachen kommt.
"Lyndsey, möchtest du etwas sagen?" fragt Tanyl sie deshalb.
"Hm! Ne." entgegnet sie und zuckt die Schultern grinsend.
Tanyl, der mit Lyn noch auf keinen Grünen Zweig kommt, lässt das so stehen. Er wird sie gleich auffordern etwas zu sagen aber vorher hat er eine Frage an Jim.
"Jim, du möchtest eine Beurteilung für deinen neuen Job. Willst du uns sagen, was das für ein Job ist und wie du diesen positiven Bescheid erhalten kannst?" er breitet die Arme aus um zu sagen, dass die anderen hier sind und mehr wissen möchten um ihm dabei vielleicht zu helfen.

Was die bloß wieder für ein Problem hat? Doch Jim ignoriert Lyndseys Lachen, anstatt einen Kommentar abzugeben. Auch jetzt bevorzugt er es, so wenig zu reden wie möglich. Er verschweigt, dass sein momentaner Job mit Schwarzarbeit zu tun hat und erzählt weiter. "Hausmeisterjob. Im Rainbow Kindergarten. Im Knast hatte ich jedenfalls eine Ausbildung abgeschlossen, die ich in meinem jetzigen Job nicht einmal nutze." Im Lager sortiert er nur Gegenstände ein.. ein Job. der keine besondere Ausbildung erfordert.



Tanyl nickt. "Was möchtest du dafür tun um den "Schein" zu erhalten." fragt er noch einmal. "Hier in der neuen Wege Klinik, arbeiten wir alle selbständig an unseren eigenen Zielen und jeder erarbeitet sie von Grund auf selbst. Egal ob das Ziel psychischer oder physischer Natur ist. Dabei unterstützen wir uns gegenseitig. Wie ich verstanden habe, wirst du nicht hier wohnen, sondern nur die Sitzungen besuchen. Deshalb fehlt uns der objektive Überblick. Um eine positive Beurteilung, nur an Hand der Sitzungen zu schreiben, setzt ein kleines bisschen voraus, dass du uns hier erzählst wie und ob du deine Ziele erreichst. Verstehst du?" so einfühlsam wie möglich erklärt Tanyl die Sachlage. "Wenn dir einzelgespräche lieber sind, finden wir bestimmt eine Lösung." ihm fällt auf das Jim sich offenbar nicht wohl fühlt mit seiner Vergangenheit. Diese zu akzeptieren damit man offen sprechen kann mit dem Grundsatz, dass man sich verändern kann und darf, ist Teil des Konzepts der Neue Wege Klinik. Aber es dauert bei jedem unterschiedlich lang.

"Mein Ziel ist es, ohne kriminelle Aktionen zu leben.", sagt Jim schnell. "Deshalb ist es auch mein Ziel, einen besseren Job zu finden, bei dem ich mich besser fühle und mich nicht ständig über den langweiligen Mist ärgere, den ich vorher machen muss." Seine Stimme wird lauter. "Ich werde mich also von leicht einzubrechenden Häusern zurück halten, um mich nicht in Versuchung zu bringen." Er erinnert sich an den alten Mann, vor dessen Wohnung er stand. Der Mann, der so einsam - und auch naiv - ist, dass er ihn sogar in die Wohnung einladen wollte. Manchmal ist es wirklich nicht schwierig, Raubbeute zu finden. Doch er hatte sich zurück gehalten.



Mit unbewegter Miene hört Bertl den Ausführungen von Jim zu. Leicht einzubrechende Häuser? Lag er wohl nicht so verkehrt mit seiner ersten Einschätzung. Stephens finsterer Blick verursacht ihm Magenschmerzen. Stöhnend wechselt er die Sitzposition. Sachte tastend fährt das Tier im Bauch die Krallen aus und schabt an der Magenwand. Bertl bricht wieder der Schweiß aus. Das darf doch nicht wahr sein. Hier, mitten in der Sitzung! Er darf nicht mehr hinsehen. Schwer genug die Gedanken an Geschriebenes zu unterdrücken, das ihm so viel bedeutet hat. Er kann den Hass regelrecht spüren, der ihm in unsichtbaren Wellen von Stephen entgegen schlägt, das macht ihm ein unsäglich mieses Gefühl. Er wollte ihn nicht kränken, geschweige denn demütigen. Um sich abzulenken sieht er zu der jungen Frau. Sie macht das einzig Richtige, nämlich gar nichts sagen und sich verweigern. Wenn Marga nicht wäre würde er es ihr gleich tun..nein, dann säße er gar nicht hier. Resigniert schließt er für zwei Sekunden die Augen und fragt sich, ob seine Kraft ausreichen wird das hier öfter durchzustehen.

Wieder lacht Lyn. Diesmal hört es sich nicht mehr anti, sonder pro Jim an. Tanyl freut sich dass Jim offener wird und sieht Lyn an, "Lyndsey, du bist dran."
Ihr fröhliches Gesicht verschwindet und sie rollt die Augen dann wirf sie Steph einen bösen Blick zu der sie vorhin beleidigt hat.
"Ich will von allen hier," sie zeigt mit dem Finger im Kreis, "weg kommen. Und dafür werde ich jetzt aufstehen und gehn." sagt sie, geht ein Stück streckt den Anwesenden die Zunge verärgert raus, "Ziel erfüllt," ergänzt sie und verschwindet mit knallender Tür in ihrem Zimmer.



Tanyl verschränkt die Arme und beobachtet die Szene mit neutralem Gesicht ob wohl er innerlich lieber schreien würde. So ein Kindergarten ist ihm noch nie unter die Augen gekommen. Das selbe scheint auch Jan zu denken, der offensichtlicher den Kopf schüttelt.
Als es ruhig wird, spricht Tanyl wieder, "Manchen fällt es schwer sich einzuleben." kommentiert er stumpf als Erklärung und wird wieder fröhlicher als er zum rest blickt. "Möchtet ihr eure Gegenüber etwas zu gesagtem fragen? Ist euch etwas aufgefallen was zum denken anregt? Die Diskussionsrunde ist hiermit eröffnet."

Jim sieht dem jungen Mädchen amüsiert nach. Frech ist sie ja. Und es ist deutlich, dass sie genauso wenig Lust auf den Mist hier hat wie er selbst. Doch für seinen Geschmack hat sie eine etwas zu große Klappe. Weswegen sie wohl hier ist? Er lehnt sich zurück und wartet ab, ob irgendjemand der anderen Leute Fragen stellen würde.

Einleben? Sicher nicht. Nur ist raus rennen auch keine Option. Es gilt den Stier bei den Hörnern zu packen. Bertl würde gern was zu Stephens 'Arschlöchern' fragen, aber das hätte vielleicht eine Kompletteskalation zur Folge, also wendet er sich an Jan, dessen Aussage am Anfang ihn getriggert hat. "Du hast gesagt, du musst dir selbst vergeben? Müssten nicht andere dir vergeben wenn du jemandem was angetan hast?"



Zufrieden nickt Tanyl Bertram zu um ihn zu bestärken, dass dies eine gute Frage ist.
Jan hat nicht unbedingt damit gerechnet und schaut eine Sekunde verblüfft auf, so dass Bertl sein vernarbtes Gesicht ganz sehen kann. Er sieht wieder nach unten damit das Dach des Caps wieder mehr oder weniger sein Gesicht verdeckt. "Das ist schwierig wenn... der andere tot ist..." er kratzt sich nervös am Arm. Es ist immernoch schwer es auszusprechen. "Ich... habe hier gelernt, dass Selbstvergebung uns ermöglicht die Fehler und Schuldgefühle anzunehmen und dabei hilft einen Weg zur Heilung zu finden." sagt er ohne aufzusehen. Jan weiss nicht so recht wie er das sonst erklären soll udn versucht sich vorzustellen warum der ältere Mann ihm diese Frage stellt. Jemandem etwas angetan? "Willst du.. das dir jemand vergibt?" spinnt er die Unterhaltung weiter.



Bertl kneift die Augen leicht zusammen. Der Junge hat einen Unfall verschuldet bei dem jemand gestorben ist? Verdammt..das ist hart. Daher das verunstaltete Gesicht. Bei seiner Frage zuckt Bertram zusammen. Er vermeidet den Blick in Stephens Richtung und schweigt kurz. Aus irgendeinem Grund redet er jetzt doch und kann gleichzeitig nicht benennen was seine Zunge lockert. "Gibt es nicht immer jemanden, von dem man sich wünscht er könnte einem vergeben? Trotzdem halte ich das mit der Selbstvergebung für Humbug." Er verschränkt die Arme und senkt den Kopf. "Einfach sagen...ja, das war nicht richtig, ich mach sowas nie mehr...und dann ist alles in Butter. Blödsinn." Auch wenn er dem jungen Mann die Illusionen nimmt, so einfach funktioniert die Welt nicht.

Jim betrachtet die beiden Männer nachdenklich. Er hat auch viele Dinge getan, die er bereut. Die alte Frau damals, die er ausgeraubt hatte, zum Beispiel. Erst später hatte Jim herausgefunden, dass sie schon genug Sorgen hatte, da ihr Sohn schwer krank im Krankenhaus lag. Da hätte er ihr gerne noch zusätzlichen Stress wegen des Einbruchs erspart. Aber es zu verschulden, dass jemand stirbt, ist dann ein noch größeres Kaliber.
Was er jedoch nicht bereut, ist, seine Schwester beklaut zu haben. Die Ziege hält sich eh für was besseres, weil sie erfolgreicher ist als er und mehr verdient. Und weil die Eltern dieses Denken auch noch unterstützen. Doch Jim schweigt noch immer und hört nur zu.



Jan hebt eine Schulter. "So einfach ist es wohl nicht, schätz ich." antwortet er und in seiner Stimme schwingt eine unterschwellige Resignation mit.

Stephen hat die Nase kraus gezogen und würd am liebsten Kotzen wenn er seine Angel mit dieser Stimme hören muss. All die Texte die sie geschrieben haben kamen von den fetten Wurstfingern dieses widerlichen Typen. Das ist einfach unfassbar. Bertls Worte triggern ihn; Einfach sagen...ja, das war nicht richtig, ich mach sowas nie mehr...und dann ist alles in Butter. "Damit kennst DU dich ja am besten aus, Fettsack."



Der 'Fettsack' hat gesessen. Bertls Kopf ruckt hoch. Hitze steigt in ihm auf. Scham, Verletztheit und Wut vermischen sich zu einer unguten Mixtur, die sich ihren Weg nach draußen bahnen will. Er hört in Gedanken Margas Stimme. 'Du musst lernen dein hitziges Temperament zu zügeln, genau wie Adrian.' Er sollte sich jetzt nicht hin reißen lassen. "Ja!!" gibt er lauter als gewollt zurück. "Ich weiß was es heißt in etwas rein zu schliddern, jemanden dabei zu verletzen und nichts daran ändern zu können. Was es heißt niemals Vergebung oder Verständnis zu erfahren! Ja, verdammt nochmal ich weiß das!" Ihm gegenüber sitzt der Sim, der ihn versteht wie kein Zweiter auf der Welt. Und der ihn vermutlich auch hasst wie kein Zweiter auf der Welt. Adrians Gesicht taucht kurz vor seinem inneren Auge auf. Bertl wird bewusst, dass seine Worte nicht nur auf die Situation mit Stephen passen, sondern auch auf das Verhältnis zu seinem Sohn. Wieviel Züge hat er nur gegen die Wand gefahren in den letzten Jahren? Er sackt etwas in sich zusammen nach diesem Ausbruch.



"Reinschliddern? Alter! Das war volle absicht!" gibt Stephen zurück. Vieles was Bertram als Angel geschrieben hat macht langsam aber sicher Sinn. Seine Familie die ihn nervt, kein Rückhalt, keinen zum reden, viele Fehler gemacht. Adrians Dad ist ein wrack! Was Steph noch anziehend und verbindend fand als Angel noch eine heisse Teenagerin war, wirkt jetzt super abstoßend.
Den Anwesenden wird schnell klar dass Bertl und Stephen sich offenbar kennen und ein Konflikt besteht. Tanyl notiert sich etwas in seinem Notizbuch und versucht die angespannte Stimmung zu beruhigen. Es ist schwieirg mit Erwachsenen die sich wie Kinder verhalten umzugehen. Man kann ihnen nicht einfach sagen, entschuldige dich bitte, oder ähnliches, da man Erwachsene nicht bevormundet und man davon aussehen können sollte, dass sie wissen was Respekt bedeutet. "Damit das hier nicht ausartet, bitte ich Euch Ruhig zu bleiben. Aber ich finde es gut, dass ihr darüber sprecht was euch belastet. Genau dafür sind wir hier."
"Wenn ich was sagen darf?" hebt Jan vorsichtig die Hand. Tanyl übergibt ihm das Wort.
"Ich weiss du findest es dumm... ich weiss ihr beide findet das, aber wenn ihr vom anderen keine Vergebung erwarten könnt, wegen was auch immer, dann bleibt ihr gefangen." er spricht ruhig und immer noch ohne aufzusehen.
Tanyl findet es schön, dass die Diskussion ein Thema gefunden hat in dem sich fast alle einbringen können. "Was schlägst du vor, Jan?" fragt er freundlich.



"Es ist schwierig, Vergebung zu erwarten oder zu geben, insbesondere wenn die Verletzungen tief sind.... Aber manchmal müssen wir uns selbst fragen, ob wir diesen Groll und diese Wut unbedingt festhalten müssen oder ob wir einen Weg finden können, uns davon zu befreien." Jan schaut kurz auf um eine Reaktion zu erhaschen udn sieht wieder nach unten. Er atmet tief ein und aus in der Hoffnung, dass ihn keinen Shitstorm erwartet.
Stephen sieht Bertl an, weiterhin wütend. Der Penner hat nichts davon verdient. Stur schweigt er. Wenn Fake-Angel noch ein Wort dazu sagt verschwindet er auf der Stelle.

Stephens Blicke gehen Bertl bis ins Mark. Da ist nichts zu erwarten, sie werden beide damit weiter leben ...er unglücklich und Stephen wütend und voller Hass. Er sieht zu Jan, der sich unter seiner Kappe versteckt. Wie Adrian oft, ist die reinste Obsession mit dem Ding bei ihm, geht es Bertl wieder durch den Kopf. Wahrscheinlich löst die Tatsache, dass Stephen mit ihm befreundet ist, die dauernden Gedanken an seinen Sohn aus. "Gefangen ist ein gutes Wort." sagt er dann in Richtung Jan. "Wie befreist du dich ohne die Person, die du geschädigt hast?" fragt er etwas ratlos und schaut dann zu Jim, der immer noch nichts gesagt hat. "Oder du? Wenn du nicht reden kannst mit den Leuten die du ausgeraubt hast, hm?"



Jim beobachtet Bertram. Er hatte nicht erwartet, angesprochen zu werden, und wenn es nach ihm ginge, hätte er sich auch den Rest der Sitzung auf's Zuhören beschränken können. Jetzt, wo das Wort an ihn gerichtet wurde, wäre das jedoch etwas seltsam. "Man kann Vergebung nicht erzwingen.", sagt Jim nun und sieht von einem zum anderen. "Man kann es versuchen. Aber, auch wenn es nicht einfach ist, ist es glaube ich immer noch einfacher, einer anderen Person zu vergeben als sich selbst." Hauptsache, Bertram und Stephen werden sich nicht während des gesamten Kurses ständig so benehmen. Das würde auf Dauer dann doch ziemlich auf den Keks gehen. "Also, was auch immer eure Vorgeschichte ist, lasst davon los, damit wir im Kurs hier nicht ständig den Kindergarten erleben müssen." Er sieht erst Bertram, dann Stephen tief an.

Jan hört zu und antwortet dann, "Ich muss akzeptieren, dass das was passiert ist nicht mehr zu ändern ist und das es okay ist, dass der Prozess langsam ist. Und das Dinge aus unterschiedlichen Gründen passieren, auch wenn sie einem nicht in den Kram passen." er hält sich allgemein und sagt dann mehr zu Tanyl als zum Rest, "Ich gehe die Umstände immer wieder durch und vor allem was die anderen und mich dazu bewegt hat zu tun was wir taten. Und ich versuche uns das nicht nachzutragen weil.... ich glaube.... ich hoffe dass Paula das nicht wollen würde..." Jan schaut zu Stephen und Bertl, "Irgendwann kommt der Tag an dem man bereit ist loszulassen. An dem man es Leid ist zu hassen. Daran glaube ich."



Dummes Geschwätz. Denkt Steph. Kindergarten? Die haben keine Ahnung was passiert ist. Steph wird diese Person ihm Gegenüber aus dem Leben verbannen und einfach nie wieder daran zurück denken. Thema erledigt. Das hat funktioniert bis er hier aufgetaucht ist. Das passiert bestimmt kein zweites Mal. Sobald er hier raus ist, wars das.
"Du bist ganz schön dünnheutig für jemanden der in nem Kindergarten arbeiten will, Alter. Dachte du musst hier zeigen, dass du das abkannst." gibt Stephen Jim zurück. Der bleiche Neue hat ihm hier sicher nicht zu sagen was er 'loslassen' soll und was nicht. Soweit kommts noch!

Jans Worte fallen bei Bertl auf fruchtbaren Boden, während er Jim mit hochgezogenen Brauen ansieht und zu einer Erwiderung ansetzt, aber Stephen ist schneller. Wo er Recht hat... Bertl hat einen kleinen Flashback in die Zeiten, als sie sich noch über beinahe alles einig waren und vergisst für einen Moment die Umstände. "Kann ich ihm nur zustimmen. Außerdem können wir ja Tanyl nach Hause schicken. Das Patentrezept heißt : lasst 'einfach' alle eure Erfahrungen und Taten los und fertig. Weiß gar nicht warum wir hier noch rumsitzen. " schließt er sarkastisch mit Blick zu Jim und lehnt sich zurück.



"Jaja, tut mir leid.", grummelt der Bärtige. "Ist mir so rausgerutscht." Er ist nicht die empathischste Person der Welt, und da er nicht gerne mit so vielen Leuten auf einmal rumhängt, war sein Stresslevel zu groß um darüber nachzudenken. "Ihr habt recht, meine Aussage war nicht ganz fair.", fügt er noch hinzu.

„Sehr schön.“ sagt Tanyl, „Das war sehr korrekt von dir Jim. Ihr anderen,“ er sieht Stephen und Bertram an, „solltet euch in respektvollerem Ton üben. Aber wenigstens wart ihr euch einig.“ Der Betreuer schreibt etwas auf und sagt auf die Uhr blickend. „Ich beende damit die heutige Sitzung und wir sehen uns alle bei der Nächsten. Überlegt euch derweil was euch wichtig ist im Leben. Freunde, Familie, der Job. Ohne was möchtet ihr nicht sein. Es können auch mehrere Dinge sein. Ich wünsche euch noch einen schönen Tag.“ Tanyl lächelt.
Stephen sieht Bertl finster an. Es passt ihm nicht dass er ihm zugestimmt hat, und verschwindet sofort. Noch bevor er seine Zimmertür schliesst, hat er bereits sein Handy am Ohr.



Jim geht nach Brindleton Bay Nr.5 - Rainbow Kindergarten


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!