Brindleton Bay Nr. 6 - des Wanderers Lager

12.04.2023 22:38 (zuletzt bearbeitet: 23.04.2023 13:05)
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23.04.2023 13:06 (zuletzt bearbeitet: 30.04.2023 16:18)
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Hausmeister

Jenna - letzter Post
Nael - letzter Post
Julius - letzter Post

Charakter: Ka'Vothee, Jenna, Julius, Nael
Geschichtsstrang: Der Vagabund


Tagelang ist er gewandert - sein vierbeiniger Freund treu an seiner Seite. Er hat kein festes Ziel - außer dem ständigen Drang in Bewegung zu bleiben. So zieht er in aller Ruhe von Land zu Land, von Dorf zu Dorf und erreicht am Nachmittag eine Ortschaft namens 'Brindelton Bay'. Der junge Mann beschließt, hier eine Rast zu machen. Ein Blick in den Himmel verrät ihm, dass es schon bald regnen wird. Also ist es Zeit, einen geeigneten Platz zu finden.
Einige Meter fernab der Straße führt ein kleiner Hügel hinauf. Oben angekommen, entdeckt er eine Lichtung mit einem bezaubernden See. Das ist perfekt. Niemand wird von ihnen gestört und er kann unbehelligt sein Zelt aufschlagen.
Dank der jahrelangen Erfahrung, dauert es nicht lang, bis nicht nur der Unterschlupf steht, sondern auch ein angenehmes Feuer entfacht ist. Während Bast gewissenhaft die umliegenden Meter untersucht, setzt sein Besitzer sich ans Feuer, um sich zu wärmen.

Er ist es gewohnt, draußen zu sein. Die Kälte macht ihm nichts aus. Dennoch tut es Körper, Geist und Seele gut, die Wärme der Flammen zu spüren, das Knistern des Holzes zu hören und den Duft aufzunehmen.



Nach dem Campingtrip haben Nael und Julius heute einen Spaziergang geplant, um Pläne für den nächsten Trip zu machen. "Dann fahren wir auf jeden Fall beim nächsten Mal alleine. Oder wir nehmen Alma mit." Nael verdreht die Augen, als Julius seine Schwester erwähnt. "Nee, du. Ohne Alma." Verwundert wird der ehemalige Staatsanwalt von seinem Cousin gemustert. "Wie ohne Alma? Habt ihr Stress?" - "Frag nicht wie. Die dreht komplett am Rad." Darauf traut sich Julius nichts zu sagen. Er weiß, dass es zwischen den Geschwistern öfters mal kriselt, aber dieser Tonfall hört sich nach einer ordentlichen Krise an. Besser wäre es, wenn sich Julius daraus hält, doch er hat den Drang, Alma in einer ruhigen Minute auszufragen.



"Hey, sie mal da!" Nael zeigt zur Feuerstelle. "Da ist ja auch ein Zelt. Vielleicht ein Camper mit guten Empfehlungen für unseren nächsten Trip?", fragt Julius. Hoffentlich sind keine Frauen dabei, dann krieg ich wieder kein Wort heraus! "Komm, wir gehen mal Hallo sagen." Die beiden Cousins nähern sich der Feuerstelle und erblicken den Vierbeiner. "Na du. Wer bist du denn?", fragt Julius und lächelt den Kleinen an.

Der Pitbull beginnt sofort, die beiden Männer neugierig zu beschnuppern. Aufgeregt und mit wedelndem Schwanz tanzt er um beide herum, inhaliert sie geradezu und gibt hin und wieder fiepsendene Laute von sich. Bis er schließlich von einem Geräusch abgelenkt wird. Das Pfeifen seines Besitzers lässt ihn gehorsam davon laufen.

Nael folgt mit seinem Blick dem Hund und erblickt einen Mann. "Da Julius, komm mit." Sein Cousin folgt Nael, der den Fremden anspricht. "Guten Abend. Ist das ihr Zelt?"

Der Rothaarige steht vorm Lagerfeuer und krault dem Tier das kurze Fell. Als er die Männer kommen sieht, richtet er sich auf und lächelt herzlich. "Hallo." Er dreht den Kopf zum Zelt herum, nur eine Sekunde, dann wieder nach vorn zu den beiden Fremden und nickt.
"Ja, das meine." Sein Gesicht bekommt plötzlich einen unsicheren Ausdruck. "Ist okay?"



Julius nickt daraufhin. "Wir waren erst vor Kurzem zelten und haben zufällig Ihr Feuer gesehen. Campen sie öfters?", fragt er.

Der junge Mann kneift die Augen zusammen und überlegt einen Moment. 'Kurzen' - 'Feuer' - Campen' Er legt den Kopf etwas schief und langsam antwortet er: "Entschuldigung, aber ... ich ... spreche sims ... schlecht." Ein breites Lächeln zieht über sein offenherziges Gesicht. "Was ... sagen Sie?"

Nael springt ein. Sprachbarrieren kennt er von seinem Vater gut genug. "Wir.." Er zeigt auf Julius und sich. "..gezeltet." Nun zeigt er auf das Zelt und hebt einen Daumen hoch. "Toll... Feuer... Toll." Jetzt zeigt er auf das Lagerfeuer und hebt erneut seinen Daumen hoch.
Julius legt eine Hand auf Naels Schulter. "Wie können wir ihn denn jetzt fragen nach Campingorten?" - "Ja, warte.", flüstert Nael und wendet sich wieder dem Fremden zu.



"Ich bin Nael. Das ist Julius." Bei der Vorstellung zeigt er jeweils auf sich und auf seinen Cousin. "Und Du?" Mit seinem rechten Zeigefinger zeigt er auf den Fremden.

Der Camper lacht leise. Er freut sich über die Offenheit der beiden und die einfache Sprache, die der Größere (?) nutzt, belustigt ihn. Er legt eine Hand auf seine Brust: "Ka'Vothee" Doch sofort wird ihm klar, dass dies hierzulande ein exotischer Name sein muss. Er kennt die Blicke und Schwierigkeiten beim Ausprechen seines Namens bereits von anderen Orten.
"Kvothe.", fügt er deshalb hinzu. [Kwouth] Anschließend zeigt er auf den Hund, der die ganze Zeit aufmerksam von Person zu Person schaut. "Bast."



"Woher kommst du? Wir kommen aus Brindleton Bay.
", fragt nun Julius.

"Ich komme von Imre. Sehr weit." Er macht eine winkende Handbewegung. Auf das Lagerfeuer deutend schaut er die Besucher an. "Bitte, sitzen."

Daraufhin setzen sich die Beiden. Plötzlich knurrt Julius' Magen. Nael sieht mit einer hochgezogenen Augenbraue zu seinem Cousin. "Hast du noch nichts gegessen?" Julius schüttelt den Kopf. "Ich hab doch immer Hunger." Seufzend schaut er zu Boden. Indes schaut Nael zu Ka'Vothee. "Bist du alleine mit Bast hier?" Während er spricht, gestikuliert er mit, damit seine Worte besser verstanden werden.

"Ja,", nickt der Rothaarige. Er entfernt sich einige Meter und kommt mit Hocker und einer kleinen Tasche zurück und setzt sich. Aus der Tasche zieht er einige Früchte, ein Stück Brot und eine Glasflasche. Mit flinken Bewegung zieht er das Brot in drei gleich großen Teilen auseinander, setzt es auf einen gespitzten Stock, der neben dem Lagerfeuer liegt, steckt dann eine der Früchte darauf und hält das Ganze einen kurzen Moment über die Glut. Auf die leicht angewärmte Frucht, streut er eine Prise Kräuter die er aus seiner Tasche zieht. Er begutachtet sein Werk und reicht es Julius auffordernd herüber. "Bast und ich ist immer allein.", sagt er dann noch einmal.

"Danke." Julius nimmt den Stock entgegen und pustet kurz. Dann nimmt er einen Bissen. "Lecker!"



Kvothe lächelt ihm fröhlich entgegen. "Sehr gesund ... Macht ... warme Blut." Er zieht einen zweiten Stock aus dem Feuer und wiederholt das Ganze, um es anschließend Nael zu reichen. "Du hat...", er stockt und überlegt, "hast? habt?"

Nael nimmt den Stock ebenfalls dankend entgegen und nimmt einen Happen. "Hast.", sagt er lächelnd.

"du hast..." wiederholt er leise mit geschlossenen Augen. "Ja. Du hast gesagen, ... sarmësc... ich campen oder so, ich weiß nicht, wie sag man." Kvothe fuchtelt unbeholfen mit den Händen in der Luft herum. Bast gesellt sich schließlich zu ihm und er legt seine rechte auf den Kopf des Tieres.



Nael nickt. "Genau. Das heißt campen." Julius versucht indes Bast anzulocken. Seine Tierliebe kommt zum Vorschein.

"Du campen auch, ja?", fragt Ka'Vothee. Bast gibt seiner Neugierde nach und schleicht zu seinem neuen Freund herüber. Nach einem Stups mit der Nase, beginnt er, Julius' Hand abzulecken.

"Wir waren zusammen campen. Wir sind Cousins, Familie.", antwortet Nael, während Julius' seine Aufmerksamkeit dem Hund schenkt.

"Was bedeutet Cousin?", fragt der Fremde neugierig.

"Er ist der Sohn meiner Tante. Meine Tante ist Schwester von meiner Mama." Die Erklärung fällt Nael schwer, hofft dennoch, dass er es einigermaßen verständlich erklären konnte.

Einige Sekunden überlegt der Rothaarige, als würde er eine komplizierte Rechnung durchgehen. Plötzlich lächelt er breit und nickt.
"Ich verstehe. Danke."

Jenna wandert ziellos durch die Gegend. Der nächste Vollmond ist noch etwas entfernt, was sie etwas entspannt. So schnell wird kein Werwolf die Kontrolle übernehmen. Und jetzt, wo sie die Uni erst mal pausiert hat, hat sie Zeit und... Plötzlich weht ein Geruch in ihre Nase, der sie daran erinnert, wie hungrig sie ist: Es riecht nach Brot und Früchten! In der Ferne kann sie ein Lagerfeuer sehen. Jenna sieht an sich zurück. Sie ist in ihrer Menschengestalt.. sie hat sich unter Kontrolle... Vielleicht sollte sie zu den Campern stoßen. Einfach um etwas Gesellschaft zu haben! Sie kommt näher.



Bast reißt die Nase in die Luft und springt auf. Wild mit dem Schwanz wedelnd entfernt er sich einige Schritte vom Lagerfeuer.
"Estasc?", fragt Kvothe und sieht in die selbe Richtung. Da er nichts erkennt, der Hund aber aufmerksam bleibt, steht er auf und folgt dem Blick. Es wird bereits dunkel und Kvothe hat Mühe, die Schatten zu durchdringen. Gespannt sehen auch Nael und Julius in die Richtung, in die der Hund verschwunden ist.



Hundegebell ist zu hören. Ein Pitbull kommt plötzlich aus dem Gebüsch hervor, schwanzwedelnd und eher freundlich wirkend. Die Werwölfin lächelt. Vor dem Hund braucht sie keine Angst zu haben. Sie krault das Tier und kommt nun näher. Schließlich kann sie die Leute erkennen. "Hallo!", sagt Jenna mit freundlichem Ton. Nach all der Zeit, die sie sich aufgrund ihres Fluchs zurückgezogen hat, ist es wirklich eine Erleichterung, wieder auf Gesellschaft zu stoßen.

Kvothe sieht die junge Frau auf sich zukommen. Irgend etwas an ihr ist nicht richtig. Einen Moment mustert er ihr Gesicht, schaut ihr tief in die Augen und dann erkennt er es: Ihre Energie ist im Ungleichgewicht. Ein Teil von ihr kämpft gegen irgendetwas an. Doch er könnte nicht sagen, was diese Unstimmigkeit in ihr auslöst.
"Hallo.", begrüßt er sie schließlich und schenkt ihr ein warmes Lächeln. Das wird sie brauchen können.

Als Julius merkt, dass sich eine Frau zur Gruppe gesellt, verstummt er. Wieso habe ich heute noch kein Alkohol getrunken? "Guten Abend.", grüßt Nael freundlich und Julius nickt daraufhin mit dem Kopf und lächelt verlegen.

Jenna nickt den Männern zu. "Darf ich mich dazu gesellen?", fragt sie höflich.

Der Rothaarige deutet auf den Hocker. Zu gern würde er seinen Gästen Getränke anbieten, aber viel hat er nicht auf Lager. Und schon gar keine 4 Gläser. Doch dann fällt ihm ein, dass er noch einige Tinkturflaschen im Gepäck haben müsste. Er entschuldigt sich mit einer Geste und verschwindet im Zelt. Kurz darauf kehrt er zurück, verteilt die kleinen Flaschen und schenkt jedem etwas Rotwein ein.
"Ich bin Kvothe.", stellt er sich dem Neuzugang vor, weist dann auf die beiden Herren und sagt:
"Nael, Julius, Bast." Als letztes deutet er auf den Pitbull.



"Jenna!", stellt sie sich kurz vor. Sie setzt sich auf den Boden ans Feuer. "Bin in letzter Zeit viel durch die Wildnis gewandert und nun froh, auch mal wieder freundlichen Gesichtern zu begegnen." Sie nimmt einen Schluck. Das tut wirklich gut.

Fragend schaut der Gastgeber zu den beiden Männern und wieder zu Jenna. "Kannst du ... noch mal sagen ... langsam, bitte?"

Offensichtlich hat dieser Mann Probleme mit der Sprache. Er kommt wohl nicht von hier. Sie nimmt ihre Hände zur Hilfe: "Ich wanderte..." mit ihren Fingern tapst sie auf dem Baumstamm herum, um wandern zu symbolisieren... "viel herum und bin froh..." hier lächelt sie, "auf nette Menschen zu treffen." Sie weist mit den Armen auf die Gruppe. Ob das reicht, um sich verständlich zu machen, kann sie jedoch nicht sagen.



"Oh ja, ich verstehe." Er lächelt breit und nickt. "Ich auch wanderen viel. Und Bast. Er muss." Ein leises Lachen gluckst aus seiner Kehle heraus. "Und auch immer nette Leute." Er prostet der Runde zu und lässt seinen Blick von Gesicht zu Gesicht wandern.

"Wir machen Feier für Freunde." Er springt auf und läuft zum Zelt. Als er heraus kommt, hält er eine Violine in der Hand. Vor dem Lagerfeuer setzt er sich auf die Knie, schließt die Augen und beginnt zu spielen. Ein langsames, tragendes Stück. Erst mit den vergehenden Strophen, nimmt die Melodie am Tempo zu und wird fröhlicher und fordernder.



Jenna lächelt. Der Junge spielt wirklich gut. Sie lauscht und hat für diesen Moment ihre Sorgen vergessen... Ihre Angst, jemanden versehentlich zu verletzen.. Ihre Einsamkeit, seit sie es daher bevorzugt, sich von Menschen fernzuhalten... In diesem Moment kann sie nicht anders als einfach zu lauschen.

Die letzten Töne verhallen in der Dunkelheit der Nacht. Kvothe legt die Violine auf seinem Schoß ab - sie ins Gras zu legen wäre unverzeihlich.

"Das klang wunderbar!", lobt Jenna.

Er bedankt sich und schenkt der Runde Wein nach, möchte dann eine lockere Plauderei beginnen, doch das fehlende Vokabular macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Nachdem er einige Versuche abgebrochen hat, lacht er verlegen und deutet den Gästen, sich etwas zu unterhalten.
Hin und wieder wirft er eine Frage ein, um der Konverstation folgen zu können. Er genießt diese kleine spontane Zusammenkunft und saugt gierig die Worte in sich auf, um zu lernen.

Gestärkt durch Brut und Wein fühlt sich Jenna wohl. Sie bringt sich in die Gespräche ein, auch wenn sich diese hauptsächlich um Smalltalk drehen.

Die ganze Zeit über, betrachtet Kvothe die junge Frau immer wieder aus dem Augenwinkel. Er versucht, in sie hinein zu schauen, sie zu studieren und den Grund für das zu finden, das sie so sehr aus ihrer Mitte geworfen hat. Doch ihre geistige Schutzbarriere ist stark. Nur selten kann er eine kleine Welle wahrnehmen - einen Ausschlag ihrer Verwirrung.

Jenna mustert Kvothe. Nicht nur, dass er ein guter Musiker ist, irgendetwas ist an ihm, das sie nicht richtig einordnen kann. Und auch er scheint zu spüren, dass sie anders ist, zumindest mustert er sie genauso intensiv wie sie ihn. Das gefällt ihr nicht. Vielleicht sollte sie besser gehen.

Jenna steht auf und geht ein paar Schritte. "Na dann danke für Speis und Trank.", sagt sie freundlich.



Der Gastgeber schaut ihr nachdenklich hinterher. Will sie die Runde schon verlassen? Fühlt sie sich unwohl - bedrängt er sie womöglich mit seinen Blicken? Er entscheidet, ihr den Raum zu gewähren, den sie braucht. Sie soll sich sicher in seiner Nähe fühlen können.
Doch auch Bast scheint ihr zugetan. Neugierig verfolgt er ihre Schritte, hält aber etwas Abstand zu ihr.

Jenna bleibt stehen. "Na Bast? Auch auf Wanderlust?", fragt sie das Tier lächelnd. Kvothe scheint ihr Raum geben zu wollen, und so entschließt sie sich dazu, doch noch etwas zu bleiben. Hauptsache, er ahnt nicht, was sie wirklich ist...

Einen Moment folgt er dem Gespräch der anderen beiden Gäste, dann entschuldigt er sich und steht auf. Freundlich lächelnd geht er auf Jenna zu, die noch immer mit dem Pitbull beschäftigt ist.
"Alles okay?", fragt der junge Mann, als ihre Blicke sich treffen.

"Irgendetwas an dir macht mich nervös.", sagt Jenna ehrlich. "Versteh mich nciht falsch. Ich glaube nicht, dass du eine Bedrohung für mich bist, aber ... das Gefühl bleibt." Sie kann ihm nicht sagen, dass sie auch Angst hat, dass er den Werwolf in ihr erkennt. Denn dann würde ihm ja bestätigt, dass auch sie anders ist.

Konzentriert lauscht er ihren Worten. "Was bedeutet 'Bedrohung'?" , fragt er.

"Ähm..." Jenna kratzt sich nervös am Kinn. "Gefahr..." Sie hebt ihre Hände bedrohlich. "Aber ich denke nicht, dass du eine Gefahr bist.", fügt sie dann noch hinzu und schüttelt leicht den Kopf.

Der Rrothaarige nickt langsam. "Nein, nicht Gefahr." Er sucht nach den richtigen Worten. Wie kann er ihr vermitteln, was er von ihr wahrnimmt? "Ich weiß,", beginnt er leise, um sicher zu gehen, dass die anderen ihn nicht hören, "du hast Angst. Und du hast ...", er grübelt fieberhaft ... Dieses Wort kennt er nicht. Er schüttelt den Kopf und zeichnet mit seinen Händen in der Luft eine große Kugel. "Das ist Energie. Alle hat das.", versucht er zu erklären. "Normal ist so ..." Er betont die glatte und runde Form des gezeichneten Objektes.
"Aber du hast so..." Seine Finger zeichnen erneut eine Kugel in die Luft, zittern allerdings dabei in alle Richtungen.
"Versteh du?", fragt er dann. "Dein Energie ist ... Ich weiß nicht, wie sag man ... Kaputt?"



Jenna versteht. Sie nickt. Offenbar nimmt er ihre Aura als Energie wahr. Bei ihr selber ist es eher der Geruch, den sie wahrnimmt. Und Kvothe riecht anders als normale Sims... was aber auch kein Wunder ist, wenn er wirklich die Auren spüren kann. "Was bist du?", fragt sie vorsichtig. Ob er ihr vielleicht sogar helfen könnte?

"Ich bin Edemaru.", antwortet er selbstverständlich, als wüsste jeder, was das bedeutet.

Dieses Wort hört Jenna zum ersten Mal. "Ein was?", fragt sie, "Was ist Edemaru?"

"Das ist wie ... Hexe? Ja, Hexe. Ein bisschen.
" Vorerst belässt Kvothe es bei dieser Erklärung. Mit seinen Sprachkenntnissen wird es zu kompliziert, die Feinheiten und Eigenarten der arkanistischen Energielehre zu erläutern. Denn im Grunde, ist das die richtige Umschreibung seiner Art. Er ist ein Arkanist. Was viele Außenstehende für Zauberei halten, ist in Wahrheit nichts weiter als das Verstehen und Beeinflussen der irdischen Energie. Vor Generationen beherrschten viele Edemaru diese Kunst. Doch dieses besondere Volk verlor in den letzten Jahren nicht nur an Ansehen, sondern auch an Mitgliedern. Manche kehrten ihrer Herkunft den Rücken, weil diese Art zu leben immer härter und herausfordernder wurde. Andere ertrugen die missbilligenden Blicke der Fremden nicht mehr. Über die Jahre schrumpfte das wandernde Volk der Edemaru auf eine kleine, zweistellige Anzahl. Und heute ist Ka'Vothee Hjoszea der Letzte von ihnen - so vermutet er zumindest.

Jenna ist sich nicht ganz sicher, ob sie richtig verstanden hat. Hexe? ... Hat er magische Fähigkeiten?

Julius hat sich während der Ankunft von Jenna zurückgehalten und aus Schüchternheit nichts mehr von sich gegeben. Lediglich genickt oder den Kopf geschüttelt. Als nun Kvothe und Jenna abseits stehen, wendet er sich an Nael. "Puh, ich krieg schon wieder kein Wort heraus. Wenn sie jetzt geht, kann ich freier sein. Aber sollte sie doch zurück kommen, können wir dann lieber gehen?" Sein Cousin verdreht daraufhin die Augen. "Ach, Julius. Lass uns doch erstmal abwarten. Du immer mit deinem Fluchtreflex."

Jenna wirft einen Blick zu den anderen Männern und fragt sich, wieviel die von ihrer Unterhaltung mit Kvothe mitbekommen haben.



"Warum du hast Angst?", fragt ihr Gegenüber.

Jenna braucht eine Weile, bis sie antwortet: "Ich weiß nicht... Vielleicht weil ich nicht will, dass du herausfinden musst, was mit mir nicht stimmt?"

Einen Augenblick mustert er sie. Noch immer begreift er nicht, was er an ihr spürt. Es ist nicht wie bei anderen, wenn sie seelisch oder geistig verwirrt sind. Es ist keine Verschiebung im Klassischen Sinne. Eher eine Art... Überlagerung. "Du weißt, was ... stimmt nicht?", fragt er leise und mit ruhigem Ton.

"Ich weiß, was ich bin.", sagt Jenna. Es hat ohnehin keinen Sinn, das zu leugnen, nachdem Kvothe eh schon von Energien geredet hat und es bemerkt hat. Aber sie würde ihn erst besser kennen lernen müssen... nicht dass es so abläuft wie in Glimmerbrook, als der Magier, den sie um Hilfe beten wollte, einfach fortging.

"Du willst nicht sagen?", fragt er vorsichtig. Er möchte sie nicht unter Druck setzen, ihr aber zu verstehen geben, dass er ihr gern hilft - sollte es in seiner Macht liegen. Jenna nickt schweigend.

Er nickt warm lächelnd und hebt zaghaft beide Hände legt sie wenige Zentimeter über ihrem Kopf zusammen."Ich darf?", fragt er.

Skeptisch wirft Jenna einen Blick auf Kvothe. "Was tust du?"

"Ich will helfen."
, antwortet er mit fragendem Blick. "Ich gebe Energie für dich. Wenn du sag ja."



Der Typ ist irgendwie ... weird.Jenna weiß noch immer nicht, ob sie ihm trauen kann. Sie duckt sich, um den Händen auszuweichen und lässt ihren Gegenüber nicht aus den Augen.

Er nimmt die Hände zurück und schaut freundlich, aber auch leicht enttäuscht. Ein Teil von ihm versteht sie. Er ist für sie ein völlig Fremder mit unbekannten Riten und Gebräuchen und Fähigkeiten. Es wäre ihm eine Freude gewesen, ihr zu helfen. Aber er kann und will niemanden zu dessen Glück zwingen. So nickt er ihr zu und lädt sie auf ein weiteres Glas Wein ein.

Jenna bleibt skeptisch, doch sie nimmt das Angebot an. Sie setzt sich neben die anderen Männer als Feuer zurück.

Kvothe nickt und schenkt eine letzte Runde Wein aus. Akzentreich fragt er die Männer nach einer Campinggeschichte und schaut erwartungsvoll von einem zum anderen.

Da Julius den Wein wie ein Verrückter herunter würgt, beginnt Nael von seinem Campingtrip mit seinen Eltern zu berichten. Unter anderem erzählt er, wie Hannah und er, als José bereits im Zelt lag, Tiergeräusche machten und mit Stöcken und Ästen raschelten. Irgendwann sprang Josè aus dem Zelt, knapp bekleidet und schrie in den Wald: "Eine Bär! Retten sich wer kann!" Während der Erzählung muss Nael grinsen. Vielleicht ist es auch etwas gemein gewesen, seinen Vater so zu veräppeln, doch am Ende musste auch er herzhaft über sich selbst lachen.



Der Gastgeber applaudiert lachend. Geschichten dieser Art sind es, von der eine spontane Runde am Feuer lebt. Es erinnert ihn an alte Zeiten, als er mit seiner Truppe durch die Länder zog und abends alle zusammen am großen Feuer saßen, ihre Geschichten erzählten, zusammen aßen und tranken und musizierten, bis sich die Runde langsam zum Schlafen auflöste. Ein warmes Gefühl breitet sich in dem jungen Mann aus, als er daran denkt und ein seliges, dankbares Lächeln liegt auf seinem Gesicht.

"Oder als du die schwarz angemalte Windel mit deiner Unterhose verwechselt hast!", lachend und sichtlich angeheitert kippt Julius zur Seite und landet auf dem Boden. Nael schaut erst etwas beschämt, schließlich lag die Windel mitten in seinem Koffer und es war dunkel. Doch beim Anblick von Julius kann er nur lachen.

Kvothe weiß nicht, was eine Windel sein könnte, aber allein der Anblick des lachenden Gastes erfreut ihn so sehr, dass er einfach mitlachen muss. Endlich ist der Schüchterne aufgetaut. Es empfiehlt sich immer etwas Wein im Gepäck zu tragen.

Selbst Jenna entspannt sich wieder bei den witzigen Geschichten. Auch wenn sie keine Ahnung hat, wie man eine Windel mit einer Unterhose verwechseln kann, selbst wenn es dunkel ist. Doch sie spricht das nicht laut aus und erzählt stattdessen eine eigene Geschichte: "Das war damals, als ich noch Teenagerin war und zur Schule ging. Unser Mathelehrer, das war so ein langweiliger, strenger Typ, erlebte die Überraschung seines Lebens, als ich und mein Freund einen lebendigen Frosch in seine Tasche geschmuggelt habe. Er hat den Lehrer abgelenkt, und ich habe den Frosch währenddessen platziert. Glaubt mir, der Rest des Matheunterrichts fiel anders aus, als Herr Meier geplant hatte!"

Nael grinst. "Das hört sich lustig an. Hat der Lehrer herausbekommen, woher der Frosch kam?" Unterdessen hat Julius bei 'mein Freund' gestockt. Schade, sie scheint vergeben zu sein.

"Er hat mich offenbar nicht gesehen, sonst hätte er 1 + 1 zusammengezählt. Aber er hatte keine Ahnung.", sagt Jenna schmunzelnd.

"Hach. Eins und Eins. Liebe muss schön sein.", jammert Julius nun vor sich hin und schaut bedrückt ins Feuer. Nael hingegen runzelt die Stirn. "Was?" - "Ich bin so allein. Keine Liebe. Keine Frau an meiner Seite.."

Verwundert über den Themenwechsel blickt Jenna Julius an. Denkt er etwa, sie redet von einer romantischen Freundschaft? Eigentlich war Adam nur ein Kumpel zu Schulzeiten, den sie mittlerweile auch längst aus den Augen verloren hat. .. Sie verdreht die Augen: "Was hat Liebe damit zu tun? Er war einfach nur ein Kumpel."

Sofort erhellt sich Julius' Blick. "Wirklich?!"



In diesem Moment bereut Jenna, den Satz ausgesprochen zu haben. Sie ahnt schon, wo das endet. "Warum sollte ich in dem Punkt lügen?", sagt sie sarkastisch.

"Also, bist du frei?" Während Julius immer freudiger wird, schlägt Naels Laune eher ins negative. Darauf hat er gerade wirklich keine Lust.

Jenna seufzt. "Nein, ich bin vergeben. Das war damals zwar nur ein Kumpel, aber ich bin mit einer anderen Person zusammen." Das ist eine Lüge, aber sie hat keine Lust, angeflirtet zu werden.

Jetzt fällt Julius wieder in Traurigkeit. Er hat einfach kein Glück. Im Gegensatz zu seinem Cousin ist Nael erleichtert, denn er kann sich etwas anderes vorstellen, als sich gemütlich am Feuer fremd zu schämen.

"Du sucht ein Frau?", fragt Kvothe den Schüchternen. Er hat nicht alles verstanden, aber er ist ein guter Beobachter und kann sich seinen Teil denken.

Nun sieht Julius zu ihm auf. "Ja, und wie!"

Jenna verdreht die Augen, hört dem Gespräch zwischen Kvothe und Julius aber zu.

Der Wanderer nickt verstehend. "Vielleicht ich kann helfen.", sage er und sucht nach den passenden Worten, bemerkt dann aber, dass sein Vokabular einfach noch nicht ausreicht. "Du und ich. Allein. Andere Tag." Er beginnt über seine eigene Unfähigkeit zu lachen und lächelt entschuldigend. "Ich lerne.", nickt er dann.



Julius denkt indes nach. "Helfen? Wie?" Mit großen Augen sieht er den Camper an.

Kvothe weiß, dass es bei zwischenmenschlichen Interaktionen nur um das Selbstvertrauen geht. Jemand, der sich mit sich selbst wohl fühlt, verspürt keine Schüchternheit. Es bräuchte vermutlich nur wenige Sitzungen, bis Julius' inneres Ungleichgewicht behoben wäre. Auf Dauer würde dieser Effekt zwar nicht anhalten, aber es wäre immerhin ein Anfang.

"Ich weiß nicht, wie sag man.", kratzt er sich am Kopf. "Ich gebe ..." Er seufzt und schenkt seinem Gegenüber schulterzuckend ein verzweifeltes Lächeln.

Er gibt? Nael weiß nicht genau, was Kvothe meinen könnte, doch Julius scheint alles zu verstehen. "Du gibst mir eine Frau?" Ungläubig sieht Nael seinen Cousin an. Er kann sich nicht im geringsten vorstellen, dass er wirklich das gemeint habe.

Jenna kann sich das Grinsen nicht verkneifen. Mit Julius' Antwort hat sie nun wirklich nicht gerechnet.

Der Gastgeber selbst schaut Julius mit großen Augen an - das Feuer leuchtet darin und gibt dem Smaragdgrün eine unwirkliche Farbe.
"Ich habe nicht Frau." Glaubt der Typ etwa, Kvothe könnte eine aus der Kräutertasche ziehen? Er schmunzelt klangvoll bei diesem Gedanken. Damit wäre er wohl ein richtiger Magier, aber von solchen Tricks hat er nie gehört. Obwohl es hin und wieder sicherlich ganz schön wäre.

Wieder sinkt Julius' Laune. Falsche Hoffnungen hat er heute genug gehabt. Traurig sieht er zu Boden und schweigt.

Währenddessen wendet sich Jenna an Nael. Sie hat schon verstanden, dass die beiden verwandt sind. "Ist Julius immer so komisch in Gesellschaft von Frauen?" Sie spricht so leise, dass nur Nael das hört.

Räuspernd nickt der Angesprochene. "Und wie.. Er ist sehr unsicher in Gegenwart von Frauen."

"Ja... das kann man wohl so sagen.", kommentiert Jenna amüsiert.

Die Gruppe plaudert noch eine Weile. Sie quatschen über dieses und jenes. Jenna verabschiedet sich zuerst. Kurz darauf machen sich auch Nael und Julius auf den Rückweg. Nur Kvothe und Bast bleiben zurück.



(In Zusammenarbeit mit @RivaBabylon , @Spatz )

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23.04.2023 14:00 (zuletzt bearbeitet: 27.04.2023 19:38)
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Hannah, José - letzter Post

Charaktere: Kvothe, Bast, Hannah, José
Geschichtsstrang: Der Vagabund 2 - Alltag eines Wanderers



In Brindelton Bay hat der junge Wanderer den Tag schon früh begonnen. Nachdem er frisches Holz gesammelt und das Lagerfeuer entfacht hat, kümmert er sich ums Frühstück.
In dem kleinen Wald hatte er am Abend eine Kleintierfalle ausgelegt, die es zu überprüfen gilt. Auf dem Weg dorthin findet er genug Beeren, um eine Beilage zaubern zu können.
Als er sich vorsichtig der Falle nähert, erkennt er schon einige Meter entfernt, dass dort ein Hase sitzt.
Behutsam beugt sich der Rothaarige herunter und legt seine Hand auf den Rücken des Tieres. Er schließt die Augen und murmelt einige Worte in seiner Sprache und wartet. Nur einen Augenblick später, wirkt das Tier entspannter als noch zuvor. Ein Moment vergeht ohne, dass etwas geschieht, dann legt Ka'Vothee seine Hand auf den Kopf des Hasen und dreht ihn mit einer gekonnten Bewegung herum - es knackt und das Tier sackt in sich zusammen.
Bedächtig befreit der junge Mann den leblosen Körper aus der Schlinge, steckt diese in die Tasche und packt das Tier an den Ohren, um den Rückweg anzutreten.
Bast erwartet seinen zweibeinigen Kumpanen bereits und stürmt freudig auf ihn zu, als Ka'Vothee das Camp erreicht. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es klüger ist, Bast auf das Hab und Gut aufpassen zu lassen. Der Wanderer kann es sich kaum leisten, bestohlen zu werden.



Für seine treuen Dienste wird der Pitbull mit herzhaften Kuscheleien belohnt, bevor Ka'Vothee seine Werkzeugtasche nimmt und seinen Weg zum nahe gelegenen Fluss einschlägt. Dort angekommen, sucht er eine flache Stelle, an der er gut arbeiten kann. Er kniet sich ans Wasser und bereitet seine Materialien vor - ein aus hartem Stein geschliffenes, dünnes Brett, das handliche Jagdmesser und ein glatter, handgroßer, flacher Stein.
Behutsam platziert er den Hasen auf dem Brett, schließt die Augen und ein weiteres Mal murmelt er Worte, die einem Ortsansässigen fremd erscheinen würden, ihm selbst jedoch sehr vertraut sind. Erst dann setzt er zu einem kleinen Schnitt an. Er hält das Tier über dem Wasser in die Luft und mit einem Ruck zieht er ihm im wahrsten Sinne das Fell über die Ohren.
Den nackten Hasen legt er auf dem Brett ab. Das Fell hält er in den Fluss. Das Wasser spült die groben Blutspuren davon. Die hartnäckigeren Reste wischt der junge Mann mit den Fingern ab und schüttelt dann das Fell vorsichtig aus und legt es beiseite.
Nachdem er seine Hände im Wasser abgespült hat, beginnt die eigentliche Arbeit. Der Kadaver des Tieres wird vorsichtig gesäubert, dann erst der Länge nach aufgetrennt. Mit dem Blut füllt Ka'Vothee eine seiner Tinkturflaschen, bevor er die Innereien in eine mitgebrachte Holzschale legt. Sorgsam überprüft er den Zustand von Leber, Niere und anderen Organen.
Erst, als er das Tier für gesund erklärt, mischt er eine kleine Prise eines hellen Gewürzes in die Schale und mengt es mit den Fingern unter. Durch diese Kräuter werden Fliegen und andere Aasnutzer ferngehalten und so reibt er auch den Kadaver damit ein.
Schließlich sammelt der Wanderer seine Utensilien zusammen und geht zurück zum Zelt. Die Schüssel mit den Innereien stellt er für seinen vierbeinigen Freund auf den Boden. Er selbst setzt sich ans Feuer und beginnt, das Fleisch zuzubereiten.
Zusammen mit den gesammelten Beeren und dem Rest Brot kann er ein stattliches Frühstück genießen.
Nachdem alles aufgeräumt ist, beschließt Ka'Vothee, sich dem Sprachstudium zu widmen. Vor einigen Tagen, als er in dieses Land kam, konnte er zwei Bücher ergattern - eines für Sprachschüler, das andere ein Kinderbuch.

Indes hat Hannah heute einen freien Tag und möchte diesen mit Wandern verbringen. Außerdem hat sie einen kleinen Korb dabei um Pilze zu sammeln.
Nach einiger Zeit kommt sie an Ka'Vothees Zelt vorbei. "Guten Morgen!", grüßt sie ihn freundlich.



Der Rothaarige blickt überrascht auf. Eine Frau steht vor ihm - warum hat Bast nichts bemerkt? Irritiert sieht der junge Mann sich um und entdeckt den Hund tiefschlafend im Gebüsch. Leise lacht er und blickt nun zu der Besucherin.
"Hallo.", nickt er freundlich. "Guter Morgen."
Lächelnd schaut sie zum Zelt und zur Feuerstelle. "Sind sie schon länger hier?"
"Ja, einige Tage.", antwortet er und erblickt den Korb in ihrer Hand. "Pilzen?", fragt er.
Hannah nickt. "Ich möchte heute Abend frische Pilzsuppe machen. Mögen Sie Pilze?"
"Ja, ich mag."
Er legt die beiden Bücher auf den Boden neben sich und steht auf, um sich vorzustellen.
"Ich heiße Kvothe.", sagt er mit hörbarem Akzent und verbeugt sich leicht vor ihr.
"Hannah. Freut mich!" Neugierig sieht sie zu Boden und entdeckt das Lernbuch. "Oh, Sie wollen Simlish lernen?"
Er folgt ihrem Blick. "Ja, natürlich.", nickt er. "Ich möchte ... sprechen mit alle." Er lacht leise auf, als ihm klar wird, dass er noch viel Übung braucht.
"Ich bin Simlish Lehrerin. Was ein Zufall." Da kommt ihr ein Gedanke. "Ich habe eine Idee. Ich helfe Ihnen beim Lernen und Sie sammeln mit mir Pilze. Was sagen Sie?"
Strahlend reicht er ihr die Hand. "Das ist ... wunderbaren."
Den Korb auf den Boden stellend, beugt sich Hannah vor und nimmt das Simlish Buch. "Dann legen wir doch direkt los." Sie schlägt die erste Seite auf.
Der Schüler setzt sich und schaut die neue Bekanntschaft aufmerksam an. Wissbegierig saugt er jedes Wort in sich auf. Er ist ein schneller und tüchtiger Lerner. Auf Notizen verzichtet der junge Mann bewusst - er verlässt sich auf sein gutes Gedächtnis. Hin und wieder schließt er konzentriert die Augen und wiederholt Hannahs Erklärungen, selten stellt er zwischendurch Fragen.



Da der Fremde die Begrüßung bereits zu beherrschen scheint, konzentriert sich die Lehrerin vorerst auf die Grammatik - Vokabeln lassen sich auch allein lernen.
Hannah schaut auf die Uhr. "Huch, schon über eine Stunde. Na ich würde vorschlagen, wir machen erstmal Pause. Das Gelernte sacken lassen, also verarbeiten." Dann schaut sie auf ihren Korb. Pilze sammeln kann sie gleich immer noch. Erstmal etwas entspannt sitzen und die Natur genießen. "Woher stammst du ursprünglich?"
"Ich komme von Imre.", antwortet er und reicht ihr eine kleine Glasflasche mit Wasser herüber.
Lächelnd nickt Hannah. Von diesem Ort hörte sie einst, doch es ist weit weg. Kein Wunder, dass er die Sprache erlernen möchte. "Und deine Familie unterstützt dich bei deiner... ich nenne es mal Weltreise?"
Der Blick des Rothaarigen wird traurig, dennoch huscht ein zartes Lächeln über seine Lippen.
"Nein.", sagt er leise und senkt den Kopf. "Alle sind ..." Eine Sekunde überlegt er. Wie heißt dieses Wort? Er schüttelt leicht den Kopf und setzt neu an: "Ich bin allein."
Das beschleichende Gefühl, einen wunden Punkt angesprochen zu haben, legt Hannah eine Hand auf seine Schulter. "Nicht ganz. Du hast ja deinen Hund! Und Brindleton Bay ist ein toller Ort, um seine Zelte aufzuschlagen." Sie schaut zum Zelt und lächelt. "Na dann lass uns doch Pilze sammeln gehen. Wenn Du möchtest, kannst du nachher mitkommen und wir essen gemeinsam mit meiner Familie die Suppe."
Er nickt und steht auf. Mit einem sauberen Pfiff ruft er nach Bast. Einen Augenblick später steht der Pitbull verschlafen an seiner Seite und schaut zu ihm hoch. Zu dritt gehen sie in das Waldstück hinein.



"Du gibst Pilz für Bast", Kvothe hält seine Finger an die Nase und riecht, "er such... t ....sucht."
Gespannt beobachtet Hannah den Hund, der tatsächlich einen Pilz nach dem anderen findet und Hannah so mühelos in kurzer Zeit den Korb voll mit Pilzen hat. "Du bist ein ganz Feiner! Klasse!", lobt sie Bast und streichelt ihn.
Der Vierbeiner freut sich sichtlich über die Zuwendung der neuen Freundin. Schwanzwedelnd tippelt er von einer Pfote auf die andere.
Auch Kvothes Tasche ist gut gefüllt mit Beeren, Gräsern und Kräutern. Sogar etwas Baumrinde hat er mitgenommen.
Als sie wieder am Zelt ankommen, verstaut er die Beute, nimmt seine Violine auf den Rücken und ist bereit für den Besuch bei Hannahs Familie.

- Im Haus der Garcias -

Hannah macht sich mit ihren Gästen auf den Weg nach Hause. "Kommt rein." Sie bittet Kvothe sich an den Tisch zu setzen. "Mein Mann müsste gleich auch nach Hause kommen." Die Pilze bringt sie in die Küche und bereitet schon etwas vor. "Möchtest du etwas trinken?", fragt sie den Besucher. Eine Schüssel mit Wasser stellt sie für Bast hin.
"Wasser.", antwortet der Gast, während er sich mit neugierigen Blicken umsieht. Es ist das erste Wohnhaus dieser Gegend, das er betritt. In einigen Kulturen spiegelt sich der Glaube in der Einrichtung wieder. In anderen der soziale Fortschritt.
Hannah reicht dem Gast das Getränk. Da kommt auch schon ihr Mann José herein. "Gute Tag.", begrüßt er den Fremden und stellt sich vor.
Der Rothaarige steht auf und verbeugt sich halb.
"Guter Tag. Ich bin Kvothe. Das ist Bast."
Nach der Begrüßung kommt Hannah zu den beiden Männern und berichtet José von ihrer Begegnung mit Kvothe und Bast. "Und jetzt bereite ich uns die Pilzsuppe zu. Die Kinder sind leider nicht daheim, sonst hätten sie unseren Gast auch kennen lernen können. Aber dann machen wir uns zu dritt einen schönen Abend." Zu Boden schauend erblickt Hannah Bast. "Entschuldige, natürlich zu viert." Sie streichelt ihn liebevoll und begibt sich danach wieder in die Küche.



Mit gebrochener Sprache, aber großen Bemühungen versucht der Gast ein Gespräch mit José zu beginnen und ist froh, zu erkennen, dass sein Gegenüber offensichtlich sehr offen ist.
Nach einiger Zeit kommt auch Hannah zu den beiden Männern und bringt die Suppe. Gemeinsam wird gespeist, gesprochen und gelacht. Bis spät in den Abend wird gemeinsam geplauscht, bis sich Kvothe mit Bast auf den Heimweg macht. Hannah und José bieten den Campern an, jederzeit vorbeizukommen. "Ihr seid jederzeit herzlich Willkommen!"

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23.04.2023 14:26 (zuletzt bearbeitet: 27.04.2023 19:41)
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Hausmeister

Maryama - letzter Post

Charaktere: Maryama, Kvothe
Geschichtsstrang: Der Vagabund 3- Im Eise des Gefechts

Ka'Vothee betrachtet den wolkenfreien Sternenhimmel. Es ist nun schon eine Weile her, dass er in Brindelton Bay sein Zelt aufgeschlagen hat. Je mehr Tage vergehen, desto wohler fühlt er sich an diesem Ort. Das Volk der Sims scheint ein recht offenes zu sein. Hat man ihn in manchen anderen Ländern vor Skepsis nicht aus den Augen gelassen - oder sogar schon verjagt - ist ihm hier noch niemand unfreundlich begegnet. Ganz im Gegenteil. Neugierde und Gastfreundschaft ist es, was ihm hier entgegen gebracht wird.
Eine Sternschnuppe blitzt auf und erlischt nur eine Sekunde später. Ein liebevolles Schmunzeln gleitet ebenso vergänglich über das Gesicht des Reisenden. Der alte Gymetë konnte Sternschnuppen befehligen - zumindest hatte er das stets behauptet. Und die Kinder glaubten ihm. Es erschien ihnen logisch - immerhin war der alte Mann ein ausgebildeter Arkanist und nach ihrer objektiven Einschätzung musste er mindestens eine Million Jahre alt gewesen sein. Da sollte man inzwischen gelernt haben, die Sterne zu befehligen. An dem Abend, als sie das letzte Mal zusammen saßen, hatte er drei Sterne schnuppen lassen. Für jedes Kind einen.
Ka'Vothee seufzt. Das alles ist so viele Jahre her, dass es sich anfühlt, als sei es ein anderes Leben gewesen. Und gewissermaßen war es das auch. Damals war er ein Kind. Unbeschwert und sorgenfrei. Er wusste nicht, was es bedeutet zu hungern, zu frieren oder vor Schmerz nicht schlafen zu können - sei er nun körperlich oder geistig. All das hatte er selbst lernen müssen. Rückblickend hat er sich ganz gut geschlagen, findet er.
Ein Geräusch hinter ihm reißt ihn aus den Gedanken. Bast steht am Rande des Sees und lässt sich von den Fischen animieren. Aufgeregt tapst er hin und her, gibt kurze, verschluckte Laute von sich und wedelt so heftig mit dem Schwa nz, dass er regelrecht durch die Luft peitscht.
Der Rothaarige steht auf und gesellt sich dazu.
"Parësc miraon, Bast galduvië?"
Sein vierbeiniger Freund reagiert nicht auf die freundlichen Worte.
"Iësc.", nickt der junge Mann und zieht sich die Schuhe aus. Mit dem Zeh stippt er in den See, nur um ihn gleich wieder heraus zu ziehen. Das Jahr geht auf den Winter zu, dementsprechend kalt ist das Wasser. Doch Ka'Vothee hat einen Entschluss gefasst. In aller Ruhe zieht er Stück für Stück jegliche Kleidung aus, legt sie ins Zelt und steht schließlich völlig unbekleidet neben seinem Gefährten. Mit einem tiefen Atemzug und großen Schritten landet er im See.
Nun ist auch der Pitbull nicht mehr zu halten. Mit einem Satz landet er im Wasser.



Es ist eine dieser klaren Nächte, die schon den Winter in sich tragen, aber die Landschaft verströmt noch herbstliche Eindrücke und Gerüche. Maryama hat sich warm eingepackt und macht sich bereit für einen Nachtspaziergang. Browneye kuschelt mit Marga auf dem Sofa und ist nicht zu motivieren, was aber nicht verwundert, er hat sich den ganzen Tag auf dem Gartengrundstück ausgetobt, als sie mit Ben die neuen Beete weiter angelegt hat. Sie verabschiedet sich von den beiden und schlägt den Weg Richtung Wasserfälle ein, als sie durch das dichte Gebüsch Richtung Nachbargrundstück einen hellen Schimmer wahr zu nehmen glaubt. Das war doch die Tage schon mal so... Durch Margas Aufenthalt bei ihr, verbringt sie mehr Abende im Haus bei Tee und Gesprächen, daher ist das wieder in Vergessenheit geraten. Spontan schlägt sie sich durch die Büsche. Ein Zelt? Und eine verlassene Feuerstelle? Neugierig geworden nähert sie sich der Behausung, in Erwartung einen oder eine Seelenverwandte zu entdecken, aber es ist niemand zu sehen. Mit ein klein wenig schlechtem Gewissen spitzelt sie in das Zelt. Leer. Bis auf einen Stapel sorgfältig gefalteter Kleidung. Eine komplette Montur. Sie dreht sich um. Die Feuerstelle ist heruntergebrannt, nur noch ein bisschen Glut übrig. Plätschert da etwas? Maryama geht in Richtung Gewässer. Ja, es ist ein leichtes Plätschern zu vernehmen. Sie glaubt in der Dunkelheit einen Schemen zu erkennen.



Ein Sim? Im Wasser?? Sie fröstelt unter ihrer warmen Kleidung. Da wird doch niemand bad...Moment. Ein Riesenschreck fährt ihr durch die Glieder. Bei diesen eisigen Temperaturen badet niemand einfach so...und die sorgfältig gefaltete Kleidung im Zelt! Sagt man das nicht von lebensmüden Sims? Dass sie das so machen bevor.. Keine Zeit zum überlegen! Maryama reisst sich in Windeseile die meiste Kleidung vom Leib und stürzt sich mit lautem Plätschern ins Nass. Die Kälte raubt ihr für einen Moment den Atem, aber sie ignoriert das. Ihr Schwimmabzeichen macht sich bezahlt, auch nach all den Jahren. Im Eiltempo krault sie auf den Schemen zu und erkennt einen Sim. Der Kopf ist noch über Wasser, also ist sie noch nicht zu spät. Dem Himmel sei Dank. Mit einem letzten energischen Schub erreicht sie den Schwimmer, legt ihm von hinten die Arme um den Körper, bringt die Arme in den Rettungsgriff und keucht: " Keine Angst, ich bin Rettungsschwimmerin. Ich bring dich an Land. Alles ist gut. Keine Angst, alles ist gut, wir schaffen das." Wer weiß wie lang er oder sie schon im Wasser ist. Die Zeit drängt. Neben sich hört sie noch ein anderes unregelmäßiges Plätschern und einen fiependen Laut. Hat er seinen Hund etwa mit in die Kalte Flut genommen?

Kvothe wird von dem festen Griff unter seinem Kinn regelrecht überrascht. 'Was zum ...' Die Rettungsaktion geht so vehement vonstatten, dass er kaum Zeit hat zu reagieren. Mit umherfuchtelnden Armen hat er keine andere Wahl, als sich an Land ziehen zu lassen. In den wenigen Sekunden hetzen verschiedene Szenarien durch seinen Kopf - vielleicht hat doch jemand etwas dagegen, dass er sein Zelt hier aufgeschlagen hat und will ihn jetzt einschüchtern. Oder ... Nein, das ist nicht möglich. Die Chandrian sind vernichtet. Sein Herz beginnt schneller in der Brust zu schlagen. Wenn nun doch einer übrig geblieben ist? Immerhin hat er den Angriff auf die Edemaru ebenfalls überlebt.
Innerlich bereitet er sich auf einen schwierigen Kampf vor. Er muss nur warten, bis er Land unter sich spürt, dann wird er das Blatt überraschend wenden.

Indessen scheint auch der Pitbull verwundert. Schnaufend keucht er den Zweibeinern hinterher und erreicht das Ufer beinahe zeitgleich mit ihnen.
Er schüttelt das Wasser aus dem Fell und beginnt sofort energisch zu bellen. Mit einem Satz steht er plötzlich vor Maryama und knurrt sie kampfbereit an.
Der Rothaarige springt ebenfalls auf - durch die einziehende Kälte ist er allerdings nicht ganz so wendig, wie gewohnt. Dennoch hilft ihm der Überraschungseffekt. Die junge Frau rechnet nicht mit der plötzlichen Gegenwehr und Kvothe gelingt es, sich seitlich vom Boden abzustützen und sich selbst mitsamt der vermeintlichen Retterin herumzudrehen. Nun liegt sie am Boden - leicht bekleidet und durchnässt - während er nackt über ihr kniet und sie, zwar mit etwas Mühe, aber dennoch erfolgreich am Boden hält.
"Wer bist du?", fragt er, ihre großen Augen fixierend.



Mit annähernd letzter Kraft schleppt Maryama den durchnässten Mann an Land. Ihr ist eisig kalt, aus ihrem dichten Haarschopf trieft das Wasser auf ihn herunter und der Hund macht die Lage nicht besser. Ehe sie einschätzen kann, ob sie erste Hilfe leisten muss, wird sie herumgewirbelt und findet sich mit Blick in wütend funkelnde Augen und mit starken Händen an den kalten Boden gepresst wieder, während der Vierbeiner an den wenigen Stofffetzen, die ihr am Körper kleben herumzergelt. Was passiert hier? Bilder von dem Abend an dem Terence in ihr Zelt eingedrungen ist flashen durch ihr Gehirn und pumpen Adrenalin in ihre Adern. Aber je verzweifelter sie versucht los zu kommen, desto fester wird der Schraubstock um ihre Handgelenke. "Ma...Ma...maryama...ich wollte nur hell...ffe..nnnn." bringt sie schließlich heraus, weil ihre Kiefer vor Kälte auf und nieder schlagen. Mit verängstigtem Blick starrt sie zurück.

"Helfen?", fragt der Mann irritiert, lockert weder den Griff, noch den Blick.

"Jaa.aaa..aaa, heeelllffee...nn." Maryama bringt kaum ein zusammenhängendes Wort über die Lippen, so bibbert sie. "Ich daa..aachhtee duerrr..trrrinkst." schnattert sie und schielt kurz zum Hund, der mittlerweile nicht mehr an ihr zerrt, aber nach wie vor ein grollendes Knurren von sich gibt. Langsam dämmert ihr etwas, aber ihr Gehirn arbeitet extrem langsam. Ist das alles ein gewaltiger Irrtum und der Typ war gar nicht am ertrinken? Sie reißt die Augen auf bei der Erkenntnis. "Ennntschuuldige." Hoffentlich lässt der endlich los. Sie will nicht unbedingt dass er gleich Sternchen sieht, weil sie ihm ihr Knie wohin rammen muss, aber wenn es nicht anders geht..



Sein Griff lockert sich. Das Gesicht wird weicher und Kvothe setzt sich neben sie.
Einen kurzen Moment schaut er sie unglücklich an, dann steht er auf, verschwindet im Zelt und kommt mit einer dicken Decke zurück. Noch immer unbekleidet geht er neben ihr in die Hocke, schiebt eine Hand in ihren Rücken und stemmt ihren Oberkörper auf. Die Decke legt er von hinten um sie, geht dann zur Feuerstelle und wirft einen neuen Scheit in die Glut. Mit einem dicken Ast lockert er alles auf und das Feuer schlägt wieder leichte Flammen. Dann geht er zu ihr herüber und reicht ihr eine Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen.
"Mit Feuer sitzen bitte.", sagt er leise und bemerkt nicht, dass er selbst völlig ausgekühlt ist.

Maryama zittert wie Espenlaub, das ist aber die einzige Bewegung die ihr vor Kälte steifer Körper ihr erlaubt, obwohl der Typ sie endlich frei gibt, sich neben sie setzt und dann in seinem Zelt verschwindet. Langsam dringt in ihr Bewusstsein, dass er immer noch vollständig nackt ist und sie selbst beinahe auch. Aber das ist ihr kleinstes Problem. Sie kneift vor Anstrengung die Augen zusammen und kämpft Leben in die steifen Glieder, bewegt Arme und Beine, die sich anfühlen als gehörten sie nicht zu ihr. Plötzlich spürt sie eine Hand in ihrem Rücken, kommt hoch und wird tröstlich von einer Decke umhüllt. Noch nie in ihrem Leben war sie so dankbar für ein Stückchen Stoff. Sie schlingt sie eng um sich und beobachtet, wie der junge Mann das Lagerfeuer wieder entfacht. Gesegnet sei wer auch immer die Entstehung von Funken erschaffen hat und alle daraus resultierenden Wärmewirkungen. Sie versucht hoch zu kommen, aber die Kraft in den Armen reicht noch nicht aus, der Ellbogen knickt weg. Im selben Moment wird ihr eine Hand entgegengestreckt, die sie dankbar ergreift. Wackelig steht sie für einen Augenblick still und geht, immer noch zitternd, mit ihm untergehakt ans Feuer. Die lebensspendende Wärme bringt nicht nur Vitalität in ihre Adern zurück, auch ihr Gehirn kommt wieder in die Gänge. Erschrocken schaut sie ihn an. Er muss doch auch völlig unterkühlt sein, merkt er das gar nicht? Sie streckt einen Arm unter ihrer Decke heraus und zeigt auf ihn. "Ist dir nicht kalt? Zieh dir was an. Du wirst krank sonst." Seine Nacktheit ist nichts weswegen sie peinlich berührt sein müsste. Im Ashram hat sie mit Chris Seminare mitgemacht, bei denen alle Teilnehmer nackt waren, das beunruhigt sie nicht. Es gab diesen kurzen Augenblick vorhin, als er so bedrohlich über ihr kniete, da war Terence und die Gefahr präsent, aber jetzt macht sie sich nur Sorgen um seine Gesundheit.



Als hätte sie ein Signal gegeben, wirft der junge Mann den Kopf hinter sich.
"Bast.", ruft er energisch. Der Vierbeiner war ebenfalls im kalten Wasser. Er trägt zwar ein dichtes Fell, aber wenn die Unterwolle durchtränkt ist, muss auch er dringend aufgewärmt werden. Der Rothaarige läuft zum Tier und prüft dessen Nase. Zu leise, als dass die Retterin Worte erkennen könnte, spricht er mit ihm und führt ihn dann zum Feuer.
Erst danach, kriecht er wieder ins Zelt, bleibt kurz verschwunden und kommt bekleidet wieder heraus. In den Händen hält er Maryamas Kleidung, eine Flasche und eine weitere Decke.
Die Kleidung hält er für einen Moment ausgebreitet in die vom Feuer gewärmte Luft und reicht sie anschließend der Besitzerin.
Die Decke legt er sich so um die Schultern, dass ein Teil auf dem Boden neben seinen Füßen für den Hund frei bleibt. Bast versteht und nimmt die Einladung sogleich an.
Schließlich greift der Rothaarige zur Flasche. Sie ist gefüllt mit klarem Wasser. Aus der Hosentasche zieht der Mann einen kleinen Beutel, öffnet ihn und mit den Fingern entnimmt er eine großzügige Prise roten Gewürzes, das er vorsichtig in die Flasche streut, sie verschließt und schüttelt.
Am Hals festhaltend, dreht und wendet er das Gemisch über dem Feuer. Nachdem das Wasser erwärmt ist, öffnet er die Flasche, schüttet einen Schluck in seine rundgeformte Hand und hält sie Bast zum Trinken vor die Nase. Ohne zu zögern, nimmt der Hund das Gebräu an und schleckt sich das Maul.
Nun hält der Fremde die Flasche zu seinem Gast herüber und fordert mit freundlicher Mine zum Trinken auf.



Erleichtert nimmt Maryama ihre Kleidung entgegen und geht, immer noch in die Decke gehüllt, ein paar Schritte vom Feuer weg um sich anzuziehen. Zuerst entledigt sie sich der klammen, nassen Unterwäsche, dann werkelt sie sich mit ungelenken Fingern in ihre restlichen Kleider. Das Feuer hat sie gewärmt, aber die Finger und Zehen sind noch kalt und unbeweglich. Als sie zum Feuer zurückkehrt, ist ihre neue Bekanntschaft gerade dabei in einer Flasche eine Mixtur herzustellen. Maryama legt die nasse Unterwäsche auf einen der großen Steine am Rand des Feuers, damit sie trocknen kann und setzt sich wieder. Interessiert verfolgt sie die Vorgänge. Ist das Chilliepulver? Zum innerlichen Aufwärmen? Oh...wohl kaum, so wie der Hund sich gelassen die Nase leckt nach dem trinken. Sicher hat es aber mit wärmen zu tun, der Vierbeiner war auch in dem eisigen Gewässer. Es ist wohl nicht nur für Tiere geeignet, denkt sie überrascht, als sie selbst das Getränk angeboten bekommt. Wenn er es seinem treuen Begleiter einflößt, ist es auf keinen Fall giftig, eher im Gegenteil. Lächelnd nimmt sie die dargebotene Flasche und trinkt beherzt. Wie flüssige Lava breitet sich erst glühende Hitze in ihrer Brust aus, verwandelt sich aber dann in eine wohlig warme Welle, die vom Kopf bis in alle Glieder dringt. "Danke, das ist wundervoll." Sie spürt wie ihre Finger ihr wieder gehorchen und reicht die Flasche mit festem Griff zurück. "Ich fühle mich wie neugeboren." Sie lächelt. "Was ist das?"

"Das ist Ysc'Oëld." [Jießoild], antwortet er und spricht den Namen betont deutlich aus. Kurz überlegend schaut er Richtung Himmel, bevor er fortfährt: "Pflanze aus mein Heimat. Medizin."

'Jießoild' wiederholt Maryama fasziniert in Gedanken und will gerade weiter fragen, wo die Heimat denn liegt, als ihr einfällt, dass es wohl an der Zeit ist, sich erstmal vor zu stellen.
Mit einem verlegenen Lächeln sagt sie:" Also..ich bin Maryama. Ich wohne da drüben." Sie dreht sich um und weist Richtung Häuschen, das durch das dichte Gebüsch nicht zu sehen ist. "Wir sind Nachbarn." Sie sieht ihn offen an. "Und wer bist du? " Mit Blick und einem sachten Kopfnicken zum Hund, der jetzt ganz entspannt am Feuer liegt und nur die Ohren spitzt. "Und er?"



Sein Blick folgt ihrer Geste. Dem Reisenden war bisher nicht aufgefallen, dass hinter diesen Büschen ein Haus liegt. Wenn er Kräuter und Beeren sammelt, geht er meist in den kleinen Wald - dort wird er immer fündig. Auch am Fluss war er schon einige Male. Allerdings muss er zugeben, dass er sich in der Umgebung noch nicht viel umgesehen hat. Bisher hat sein Umfeld genügt und nachdem er lange unterwegs war bevor er Brindelton Bay erreichte, genießt er es, nicht jeden Tag wandern zu müssen.
"Ich bin Kvothe." Er legt eine Hand auf sein Herz und beugt sich leicht vor. Dann deutet er auf den Hund. "Das ist Bast."

"Hallo Kvothe...hallo Bast." Maryama wiederholt seine Geste und streckt lächelnd die Beine gen Feuer.

Der Rothaarige sieht nachdenklich ins Feuer, öffnet kurz den Mund, als wolle er etwas sagen, schüttelt dann aber den Kopf und schweigt. Seine Augenbrauen ziehen sich tief ins Gesicht und schließlich beginnt er: "Es tut mir Leid. Sehr. Ich war ...", er sucht nach dem richtigen Wort, "Schrecken?" Fragend sieht er sie nun an.

Als ob er etwas dafür könnte. Maryama schüttelt die nassen Locken, das die Tropfen zischend auf den heißen Steinen rund ums Feuer verdampfen. "Du hast mich erschreckt, aber ICH.." Sie zeigt auf sich selbst. "..hab dich zuerst erschreckt. Mir tut es auch leid." Sie senkt den Kopf ein wenig verlegen. "Ich hab gedacht du willst..du willst dich umbringen." fügt sie etwas kleinlaut an und unterstreicht den Satz mit einer raschen Bewegung ihrer Handkante über den Kehlkopf. Sie ist sich nicht sicher wie gut er sie versteht, will aber auch nicht anfangen in gebrochenem Simlish zu sprechen. Ihre Gedanke und die Rettungsaktion kommen ihr jetzt reichlich überzogen vor.

Kvothe starrt sie überrascht an. Dann schüttelt er lange den Kopf.
"Nein. Das ... nein." Klangvoll atmet er aus und muss ein wenig schmunzeln.
"Danke.", lächelt er warm.

Sein Lächeln beruhigt Maryama. Sie stützt den Kopf in die Hände und muss jetzt doch lachen. "Gerne. Ich hab dich gerne 'gerettet'. Aber im Ernst, warum bist du geschwommen? Sport? Tradition?" Sie unterstreicht ihre Fragen gestenreich.

Belustigt kratzt der junge Mann sich am Kopf.
"Das war nur ... Idee. Kalt Wasser ist gesund. Wenn ich war Kind, ich habe gemacht jede ..." Wieder überlegt er. jedes? Jeder? Jeden? "... alle Jahr."



"Ah, okay." Maryama nickt. Das ist ihr nicht fremd auch wenn sie selbst es nicht ganz so eisig mag. "Jedes Jahr? Jeden Winter? Ich mag auch kaltes Wasser zum schwimmen, aber nicht SO kalt." Sie lacht. "Wo kommst du her Kvothe? Aus welchem Land?"

"Jedes Jahr.", wiederholt er konzentriert. Das Jahr - jedes Jahr.
"Ich komme von Imre.", erzählt er dann. "Das ist sehr weit weg." Mit der Hand macht er eine ausschweifende Geste. Da die junge Frau ihn interessiert ansieht, will er versuchen, mehr zu erzählen. Seine Sprachkenntnisse sind, seiner Meinung nach, noch immer bescheiden, aber dank Hannahs Unterstützung hat er schon Einiges dazu gelernt.
"Imre ist eins Ort in Commonwealth. Das große Stadt heißt Tarbean [Tarbien] und Imre ist sehr nah. Dort ich war ... gelebt mehr Jahre. Darum ich sage, ich komme von Imre. Aber Heimat ist ganzes Commonwealth. Ich bin Edema Ruh. Das ist Familie und Freunde ...", überlegend reibt er sich die Stirn, "... wir wohnen nicht in Haus. Wir gehen in ganzes Land. Immer weiter. Das ist Edema Ruh. Das mache ich."

„Ah, du lebst eine Art Nomadenleben, das gefällt mir.“ Sie schmunzelt. „Die ganze Welt ist dein Zuhause.“ Ihre Füße beginnen zu kribbeln, ein Zeichen dass auch dort wieder Leben einkehrt. „Ich habe ein kleines Häuschen, aber schlafe lieber im Zelt. Es erinnert mich ans Reisen.“ erzählt sie lächelnd. „Du..ihr dürft uns gerne mal besuchen kommen, vielleicht freut sich Bast über Gesellschaft, ich hab auch einen Hund, er heisst Browneye.“ Der Pitbull hebt den Kopf von den Pfoten, als er seinen Namen aus Maryamas Mund vernimmt und legt den Kopf etwas schief. „Siehst du, er versteht.“ lacht sie.

"Ja, er ist sehr schlau." Kvothe schaut zu seinem Begleiter herunter. In seinen Augen funkelt es kurz auf.

Mit nachdenklicher Mine sucht er dann Maryamas Blick. "Was bedeutet ...", wie hatte sie es gesagt? "... Geselbschaf?"



Lächelnd blickt Maryama ihn an. "Das heißt, nicht allein sein, zusammen sein und sich wohl fühlen...zumindest im Idealfall." Sie zeigt zwischen Kvothe und sich hin und her. "Du bist gerade meine Gesellschaft und ich deine..und Browney ist dann Basts Gesellschaft, wenn ihr uns besuchen kommt." Während sie den Ausdruck immer wieder benutzt, beginnt er sich fremd an zu fühlen. Ein Phänomen, dass sie gut kennt. Als Kind hat sie oft solange ein Wort vor sich hin gesprochen, bis es nur noch Laute waren und jegliche Bedeutung verlor. Das hatte sie fasziniert und jetzt überkommt sie ein Hauch dieses Gefühls von damals. Außerdem fällt ihr wieder mal auf, wie trickreich die simlische Sprache ist. Gesellschaft bedeutet ja auch, DIE Gesellschaft, also die Gesamtheit der Sims im Allgemeinen..und das wäre dann'die Gesellschaft'...und die hat nichts zu tun mit 'Gesellschaft leisten oder haben'...'leisten'...oder 'eine Gesellschaft geben'..im Sinne von eine Feier veranstalten...oh je..wie passt das jetzt noch in die Erklärung? Ihr wird klar vor was für komplexen Herausforderungen ein Sim steht, wenn er die hiesige Sprache erlernen will. Das führt trotzdem zu weit und sie belässt es bei der ersten Erklärung. "Manchmal möchte man Gesellschaft, manchmal nicht." schmunzelt sie abschließend.

"Darf ich dich noch etwas fragen zu den Pflanzen?" Sie schaut ihr Gegenüber aufmerksam an. "Ich bin neugierig,wissbegierig wenn man so will."

Mit leuchtenden Augen hört der Rothaarige ihr gebannt zu. Vereinzelt wiederholt er flüsternd Worte, die er sich einprägen will.
"Ich bin auch ... neugierig." wissen - gierig "Wiss..be..gierig." Er schenkt ihr ein offenes, klangvolles Lächeln. "Bitte frag."

„Arbeitest du mit Pflanzen?“ Maryama überlegt. „ Ich meine, ist das dein Beruf mit Pflanzen zu arbeiten? Alles über sie zu wissen..sie zu verwenden und all das?“

Was für eine merkwürdige Frage, findet Kvothe. Sicher gibt es Sims, die mit Pflanzen arbeiten. Aber sollte nicht jeder so viel wie möglich über sie wissen? Immerhin sind sie tägliche Begleiter. Sie können nicht nur ernähren, sondern auch Körper und Geist heilen, wärmen und kühlen, reinigen und desinfizieren oder auch jemanden unschädlich machen, wenn es denn nötig ist. In seinem Volk ist das Wissen um dieses Geschenk der Natur lebensnotwendig. Jemanden aufzusuchen, der mit Pflanzen arbeitet erübrigt sich daher für gewöhnlich. Die Ausbildung beginnt schon im frühen Kindesalter, wenn Eltern ihren Sprösslingen erklären, was sie sammeln sollen, wenn es ihnen schlecht geht oder wovon sie lieber die Finger lassen.
"Nein.", beantwortet er schließlich die Frage und legt den Kopf leicht schief. "Warum du ... 'fragen - ich frage, du fragst' fragst das?" Auch Bast schaut zu der neuen Bekanntschaft - seine Ohren sind halb aufgestellt, nur die Spitzen klappen herunter und sein Kopf nimmt den selben Winkel ein, wie der seines zweibeinigen Freundes.



„Ich bin Botanikerin von Beruf und möchte mich näher mit seltenen, vielleicht auch manchmal gefährlichen Pflanzen beschäftigen. Vielleicht könntest du mir manchmal mit deinem Wissen helfen, wenn ich dir welche zeige. Ich möchte sie züchten und verkaufen, in unserem Geschäft.“

Bast legt den Kopf mit einem zufriedenen Raunen wieder auf seinen Pfoten ab und schließt die Augen.
Kvothe hingegen studiert Maryamas Gesicht. Warum will sie gefährliche Pflanzen verkaufen? Bisher machte sie einen friedfertigen Eindruck. Die Energie, die von ihr ausgeht, ist durchweg freundlich und offen. Oder ist sie in der Lage, ihn zu täuschen? Aber warum würde sie dann gänzlich unverholen erzählen, dass sie anderen schaden möchte? Vielleicht gehen die Sims hierzulande anders mit diesen Dingen um, als er es gewohnt ist. Es gibt Länder und Kulturen, in denen es unter bestimmten Umständen nicht strafbar ist, andere zu schädigen oder gar zu töten. Nur hätte er in einem Land wie diesem nicht damit gerechnet.
Schließlich nickt er freundlich, aber zurückhaltend. "Wenn du hast, du zeigst mir. Ich sage, was ich weiß."

Lächelnd nickt Maryama. „Das ist schön. Es ist mir wichtig, so viel wie möglich über eine Pflanze heraus zu finden, damit ich weiß, ich sie wirklich verkaufen kann, oder ob sie vielleicht besser nur bei mir zuhause im Gewächshaus aufgehoben ist.“ Nachdenklich stochert sie mit einem Stock in der Glut herum. „Vielleicht haben wir auch mal Zeit, uns über Pflanzen deiner Heimat zu unterhalten, die es hier nicht gibt. Ich möchte einfach so viel Wissen sammeln wie möglich.“
Der Rothaarige nickt und lächelt sein Gegenüber an. Er freut sich über das Interesse.

Maryama lächelt zurück. Ihr Gegenüber ist ihr sympathisch und die Zukunft verspricht interessante Gespräche. Sie legt den Stock beiseite und streckt sich. "Kvothe, ich werde mal wieder nach Hause gehen, mein Hund und mein Besuch werden mich schon vermissen." Sie steht auf und hebt ihre mittlerweile getrocknete Kleidung auf. "Ich würde mich sehr freuen, wenn du und Bast uns besuchen kommt. Sind ja nur ein paar Meter bis da rüber." Sie weist in Richtung ihres Häuschens. "Dort gibt es auch ganz interessante Pflanzen." schließt sie lächelnd.



(In Zusammenarbeit mit @RivaBabylon )

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