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Forgotten Hollow Nr. 4 - Villa Blutrose

<<< Drake kommt von Ravenwood - Das Institut der Geheimnisse <<<
Charaktere: Viktor, Lilly, Drake
Geschichtsstrang: Stille Kämpfe
Viktor liegt kraftlos auf dem Sofa. Er kann kaum die Motivation aufbringen, seine Augen zu öffnen. Er fühlt sich müde, erschöpft. Dabei lief es doch ganz gut während Lillys Video... Er hatte gedacht, es würde langsam aufwärts gehen... Doch jetzt fühlt sich jede Bewegung an wie ein Kraftakt. „Hrmpf!“ Er zwingt sich dazu sich aufzusetzen.

Hast du etwa gedacht, es wäre so einfach, Viktor? Ein guter Tag, und dann bist du uns los? Ha!
„Lasst mich in Ruhe!“ entgegnet er, als ob er die inneren Stimmen mit bloßen Worten vertreiben könnte. Mit der Hand presst er die Stirn, als könnte er so die Last seiner Gedanken abwenden. Doch die Kraft fehlt, und die Zweifel nagen weiter an ihm. . „Lasst mich einfach in Ruhe.“ Wo ist nur Lilly? Viktor hat längst eingesehen, dass er ohne sie nicht aus seinem Loch raus kommt.. Wäre es anders gewesen, wenn er die Zeit anstatt in die Jagd in Heilung gesteckt hätte?

Lilly wird nicht für immer da sein. Du bist eine Last für sie, Viktor. Irgendwann wird auch sie aufgeben. Und dann? Dann bist du leichte Beute.
NEIN! Dabei hat er doch genau deshalb beim Video mitgemacht. Um ihr etwas zurückzugeben für ihre Hilfe. Ist das nicht genug gewesen? Hätte er mehr tun müssen? „Ich will nicht, dass sie den selben Fehler macht wie ich! Ich will nicht, dass sie sich selbst vergisst!“
Dann geh und kämpfe alleine, ohne sie mit reinzuziehen. Oder traust du dich das nicht, Viktor?
„Lasst mich in Ruhe!“, ruft er erneut. Viktor ist zu sehr in seinem inneren Kampf gefangen. Er hört nicht, wie sich die Zimmertür öffnet. Er hört nicht, wie die Schritte zu ihm eilen. Erst als Lilly seine Hand umfasst, blickt er auf. „Weißt du eigentlich, wie stolz ich auf dich bin, Viktor?“ Ihre Anwesenheit gibt ihm etwas Ruhe, auch wenn sie die Dämonen noch nicht ganz vertreiben kann. „Stolz? Worauf?“ fragt er und fühlt sich nicht im Geringsten wie jemand, der diesen Stolz verdient hätte.

Das ist Mitleid, Viktor. Du weißt es. Sie würde ohne dich besser dran sein.
„Du bist willensstark, Viktor. Wir hätten das Video auch verschieben können. Aber du hast gekämpft, und du bist aktiv geworden. Und ich danke dir für deinen Mut.“
Viktor schweigt. Er würde Lilly gerne glauben. Hat sie Recht? Er hat diese Stärke wirklich, oder? Wie sonst hätte er Rasputin all die Jahre verfolgen können, wenn nicht mit purer Willensstärke? Sein Verstand sucht nach Argumenten, will ihn aufrichten, doch die Zweifel kommen wieder.
Mach dir doch nichts vor, Viktor. Fühlst du dich wirklich stark? Du bist ein Versager!
„Das heißt nicht, dass es jeden Tag so gut laufen muss. Es ist normal, dass es auch mal Rückschläge gibt.“ Sie legt ihren Arm um seine Schulter. „Aber ich habe dir doch versprochen, dir zu helfen.“

Nur wie lange noch? Du bist schwach ohne sie, Viktor!
Viktor atmet tief ein. Er ignoriert die Dämonen. Wenn, dann vertraut er lieber Lilly selbst. „Vielleicht... wollte ich zu viel zu schnell.“, seufzt er, „aber heute...“ Er spricht den Satz nicht zu Ende. Sie lächelt sanft: „Ich kann mich auch einfach nur neben dich setzen, wenn dir das hilft. Ohne Druck. Ohne, dass du irgendetwas machen oder sagen musst.“ Sie streicht ihm über den Rücken. Nun kriegt auch Viktor ein leichtes Lächeln zustande, fast unbemerkt.
Ein Lächeln, das jedoch nicht lange anhält, als die Türklingel schrillt. Er schiebt den Vorhang zur Seite und blickt aus dem Fenster. Kein Besuch, mit dem er gerechnet hätte. „Das ist Drake. Was will er denn hier?“

„Er kann später wieder kommen. Wir lassen ihn klingeln, bis er von selbst geht.“, schlägt Lilly vor. „Ja, ist wohl besser. Ach verdammt!“ Viktor erblickt Drakes Grinsen. „Er hat mich gesehen.“
Viktor horcht in sich hinein. Im Moment schweigen die Dämonen wieder, Lilly sei Dank. Vielleicht kriegt er es ja doch irgendwie hin, ohne die Depression durchscheinen zu lassen. Er ist doch sonst auch gut darin, seine Gefühle hinter einer Fassade zu verstecken. Er seufzt noch einmal. „Er käme eh irgendwann wieder. Bringen wir es einfach hinter uns.“ Lilly sieht ihm zu, wie er sich mühsam erhebt. „Siehst du? Genau das meinte ich mit Willensstärke.“ Viktor sieht sie lange an, nachdenklich. Sie bemerkt es, und für einen kurzen Moment huscht ein sanftes Schmunzeln über ihre Lippen. Sie weiß, dass ihre Worte in ihm nachhallen, auch wenn er nichts darauf erwidert.
Schweigend und mit neutralem Gesichtsausdruck schlurft Viktor weiter zur Tür und öffnet.. „Was willst du, Drake?“

Der Schwarzhaarige grinst. „Na, ich will doch wissen, wie es dem Herrn Nebel geht. Ich mein, Nebeljäger kann ich dich jetzt ja nicht mehr nennen, seit du Rasputin erwischt hast.“ Viktor verdreht die Augen. „Ha ha, sehr witzig.“, sagt er zynisch, „Komm zur Sache, Drake.“
„Man, jetzt mach doch nicht so ein Gesicht! Wo bleibt dein Humor? Dein trockener Sarkasmus?“ Drake schiebt sich an Viktor vorbei, und bemerkt schließlich Lilly. „Und du musst Lilly sein.“ Er verbeugt sich charmant. „Schön, dich endlich mal kennen zu lernen.“
„Hi Drake.“, grüßt sie ihn mit einem Lächeln. Doch bevor dieser noch weiter seinen Charme einsetzen kann, stellt sich Viktor dazwischen. „Versuch es gar nicht erst, sie zu manipulieren, Drake. Ich durchschaue das.“

„Du bist mir vielleicht ne Spaßbremse heute.“, seufzt Drake. „Mehr als sonst. Was ist nur los mit dir? Ich war nur freundlich! Keine Manipulation dahinter.“ Sein Gegenüber schweigt. Möglich, dass Drake hier recht hat, doch Viktor ist nicht in der Stimmung, lange zu diskutieren.
Drake spürt die Anspannung. Er zuckt die Schultern. „Aber gut, ich soll Grüße bestellen. Von Balthasar Velten.“ Er drückt Viktor die Forschungsunterlagen in die Hand. „Hättest du nicht einfach sagen können, dass du den Sud aus dem Institut der Geheimnisse hast? Wenn du eh genug Spuren hinterlässt, dass ich das auch so herausfinden kann? Du hättest mir viel Zeit erspart!“
Viktor ist zu überrascht zu einer spitzen Antwort. „Arbeitet er etwa noch immer dort? Lass mich raten.. noch immer als Archivar. Er ist ein gutmütiger Mann, doch er hatte nie die Ambitionen zu eigener Forschung. Er gab sich immer lieber mit altem Wissen zufrieden.“ Drake klopft Viktor auf die Schulter. „Erraten!“ Er grinst. „Aber der Grund für meinen Besuch ist nicht das. Sondern, dass ich endlich Aufklärung verlange. Ich habe es so weit geschafft. Du schuldest mir einfach den Rest der Geschichte.“
Lilly wird nicht schlau aus dieser Begegnung. Sie zieht es vor, erst mal nur zu beobachten. Doch eines ist klar: Drake ist nicht dumm. Sie bezweifelt, dass es Viktor wirklich auf Dauer gelingt, seine Depression geheim zu halten.

Viktor faltet die Papiere auseinander. Es ist ein seltsames Gefühl, seine alten Forschungsergebnisse wiederzusehen. Er streicht mit den Fingern über die Kopien, erkennt seine alte Handschrift wieder, erinnert sich an die schlaflosen Nächte, die er mit Forschung verbracht hat. Und an das Gefühl, endlich die Phiole in seinen Händen zu halten. Ein paar Tage danach hatte er Lilly kennen gelernt. Einen Moment schweigt er, in Erinnerungen versunken.
„Du bist weiter gekommen, als ich dachte..“, sagt Viktor anerkennend, „Respekt!“ Drake lächelt. Die gegenseitige Wertschätzung für die Intelligenz des Anderen ist nach wie vor ungebrochen. Er weiß, dass Viktor seine Worte ernst meint.
„Du hast also wirklich geforscht.“ Das ist eher eine Feststellung als eine Frage. Viktor nickt. „Natürlich. Wäre doch zu auffällig, wenn ich sage, ich untersuche den Sud, ohne am Ende Ergebnisse vorweisen zu können. Und selbst damals war mein Plan schon, mir eine Phiole mitzunehmen – aber die Neugier war trotzdem da.“.“

Nun mischt sich Lilly doch noch ein. „Ist das denn niemandem aufgefallen?“ An dem Tag, als Viktor ihr vom Anma-Sud erzählt hat, hat sie nicht lange darüber nachgedacht … da hatte sie ganz andere Sorgen.
„Eine gute Frage.“, stimmt auch Drake zu, „nun erzähl schon! Ich hab es eh aufgegeben, den Sud zu bekommen.“ Er ahmt Balthasars Stimme nach. „Ohne Genehmigung und Papiere ist das nicht möglich, bla bla bla!“

Viktor lacht kurz auf. Ein bitteres Lachen. „Ich habe jahrelang geplant. Habe bewusst den Krieg als Thema gewählt, in der Hoffnung, Strategien gegen Rasputin zu finden. Und Bingo, der Sud klang vielversprechend. Ich habe die Projekte danach gezielt gewählt, jahrelang, bis ich am Ziel war und das Zeug tatsächlich untersuchen durfte.“ Er klopft auf die Papiere vor ihm. „Sind echte Ergebnisse, ganz akribisch notiert.“ Drake verdreht die Augen, doch er schweigt. Er weiß genau, dass Viktor auch von sich aus weiter erzählen wird: „Und mit ein paar gefälschten Zahlen ließ sich auch der Diebstahl verschleiern. Vielleicht habe ich ja behauptet, eine der Phiolen sei bereits angebrochen, bevor ich mit der Arbeit begann. Obwohl das nicht der Fall war. Oder ich habe einen größeren Verschleiß angegeben als ich wirklich hatte. Und so ist es nicht aufgefallen. Nichts, was du mit deiner mangelnden Geduld hinbekommen hättest, Drake.“ Er zuckt mit den Schultern. „Und selbst wenn’s jetzt noch auffliegt, was soll's? Der Sud hat seinen Zweck erfüllt. Es war es wert.“
Drake grinst. „Das klingt so nach dir!“ Doch ein gewisser Respekt lässt sich aus seiner Stimme heraus hören. „Müssen wirklich mal wieder Schach spielen.“
Doch Viktors Blick bleibt stur. „Jetzt hast du was du wolltest. Kannst du wieder gehen? Ist heute wirklich etwas schlecht!“ Drake seufzt. Er sieht ein, dass es heute nicht zu einem Duell kommen wird. Viktor ist nicht in der richtigen Stimmung. Ist das Traurigkeit hinter Viktors Fassade? Doch er nickt nur. „Ich seh schon, der alte Herr ist beschäftigt, Dann eben ein anderes Mal. Ich komme schon noch zu meiner Revanche!“ Er winkt Lilly zum Abschied, bevor er die Tür hinter sich schließt. Wenigstens wurde seine Neugier befriedigt.
Viktor lässt sich wieder auf das Sofa fallen. Die Unterhaltung hat ihn mehr Kraft gekostet als er erwartet hätte. War es gut, dass er es trotzdem gewagt hat?

Ohne dass er sie darum bitten muss, setzt sich Lilly neben ihn.
>>> Drake geht nach Glimmerbrook (3) >>>

<<< Viola kommt von Brindleton Bay (5) <<<
Charaktere: Lilly, Viktor, Viola
Geschichtsstrang: Post-Boss-Depression
Schon etwas her, dass Viola zuletzt hier war. Doch Lucía hatte sie um einen Gefallen gebeten: Sie sei krank und brauche einige Schulunterlagen. Viola verdreht die Augen. Lucía war schon immer fleißiger als sie selbst. Aber gut. Die kleine Bitte kann sie ihrer Freundin schon erfüllen. Es ist nur ein kurzer Besuch.
Genervt schaut Viola zur Treppe zurück. Das Geschrei der Zwillinge dringt sogar bis hier unten. Nicht gerade die Art von „Musik“, die die Teenagerin mag. „Also, sieh zu, dass du bald zu mir ziehen kannst!“, grinst Viola noch zum Abschied, „damit du das Duett nicht länger ertragen musst!“ Lucías Antwort bekommt die Vampirin nicht einmal mehr mit. Zu schnell zieht sie die Tür zu, mit einem erleichterten Seufzen. Endlich Stille. Sie und Babys werden wohl nie Freunde werden. „Hoffentlich muss ich mein Geschwisterchen dann nicht auch noch babysitten, wenn das erst mal da ist!“
Viola sieht sich um. Die vertraute Statue von Vlad steht immer noch im der Mitte des Platzes. So wie immer. Ihr Blick fällt auf die Villa Blutrose in der Nähe. Eigentlich könnte sie auch bei ihren Eltern mal vorbei schauen, wenn sie eh gerade hier in der Gegend ist... Wollte sie nicht eh nach Viktor sehen?

Lilly lässt sich schwer auf das Sofa fallen. Sie atmet aus, langsamer als nötig. Viktor hat sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen. Ihm scheint es heute gut genug zu gehen, seine Arbeit fortzusetzen.. Lilly seufzt leise und massiert sich die Schläfen. Wenigstens etwas Ruhe.
Kaum hat sie sich hingesetzt, klingelt die Tür. Lillys Augenlider zucken leicht, als sie den Kopf hebt. Natürlich... „Hoffentlich ist es wenigstens wichtig!“ Sie erhebt sich erst nach ein paar Sekunden. Als sie den Besucher erblickt, huscht doch noch ein echtes Lächeln über Lillys Gesicht. „Viola, hi! Was für eine Überraschung! Komm rein!“ - „Hi Mom!“, grinst die Teenagerin, „Wenn ich doch schon mal in der Nähe bin!“ Viola betritt die Villa, wo sie gleich mit einem vertrauten Miau begrüßt wird. „Na Moritz!“ Sie kniet sich zum Kater runter, krault ihn hinter den Ohren und wird mit einem lauten Schnurren belohnt. „Wo ist Dad?“ Lilly lächelt. „Im Arbeitszimmer. Da wo früher dein Turmzimmer war.“ - „Pff, ihr seid ja schnell mit meinem Auszug klar gekommen!“, antwortet Viola gespielt beleidigt. Lilly lacht. Es tut ihr gut, mehr als sie zugeben würde.

Viola klettert die Luke hoch und sieht sich um. Mustert die neuen Bilder an den Wänden, das Teleskop am Fenster. Ihr gefällt die neue Einrichtung. Viktor hockt am Schreibtisch über irgendein Pergament gebeugt. „Nett, was du hier raus gemacht hast...“, sagt sie lächelnd.

Keine Reaktion. Viola hebt eine Augenbraue. „He, Erde an Viktor! Bist du anwesend?“ Sie tippt ihm auf die Schulter. Erst jetzt bemerkt der Historiker den Besuch. „Oh, Viola. Hi!“, murmelt er müde. „So vertieft in deine Arbeit?“ Viktor grummelt nur ein leises „Hm..“ als Bestätigung hervor. Doch Viola weiß es besser. Sie kennt ihren Vater. Es kam schon mal vor, dass er zu fokussiert war, um die Welt um ihn herum zu bemerken.. doch jetzt ist er das nicht. Sein Blick ist leer.
Viola seufzt. Viktors „Bosskampf“ scheint wirklich nicht so glücklich verlaufen zu sein. „Also...“ Sie lehnt sich an den Schreibtisch, grinst Viktor an, „Sieht nicht so aus als seist du bisher weit gekommen mit deiner Arbeit.“ Sein Notizbuch zeigt nur wenig neuen Text vor dem letzten Datum.

Viktor zuckt die Schultern. Er macht sich nicht einmal die Mühe, sich eine Ausrede einfallen zu lassen. „Dabei hattest du doch vor paar Tagen selbst deinen epischen Endbosskampf!“ Sie merkt, wie Viktor sie anstarrt. Aufmerksam. Wachsam sogar. Sie grinst. „Und? Wie hat es sich angefühlt, als du Rasputin die ultimative Niederlage serviert hast? Erzähl doch mal. Wie war es denn, als du endlich dein Ziel erreicht hast?“
Die Spitze sitzt. Nur für einen kurzen Moment blitzt die Traurigkeit in seinen Augen auf, bis die Fassade wieder steht. Doch Viola hat es bemerkt.

„Gut!“, murmelt Viktor abweisend, als sei damit alles gesagt.
Viola hakt nicht weiter nach. Sie weiß genug. War wohl doch ein Scheiß-Ziel... Laut sagt sie: „Na dann will ich dich mal nicht weiter stören.“ Sie dreht sich um. Einer Eingebung folgend bleibt sie auf der Leiter noch stehen. Sie ruft ihm zu: „...Und wer weiß? Vielleicht ist das hier nur der Plot-Twist vorm Happy End.“
Violas Worte treffen ihn mehr, als er zugeben will. Viktor hebt kurz den Kopf. „Plot-Twists... waren noch nie meine Stärke“, murmelt er, bevor er wieder auf seine Papiere starrt.
Nachdenklich geht Viola nach unten. „Pass auf ihn auf!“, ruft sie ihrer Mutter noch zu, bevor sie die Villa wieder verlässt. Sie schnaubt. Vielleicht hat sie doch mehr Empathie als sie dachte.
>>> Viola geht nach Britechester Nr. 7 - Violas kleine Hütte >>>

Charaktere: Lilly, Viktor
Geschichtsstrang: Bis einer fällt
Lilly sackt tiefer in den Sessel. Die Müdigkeit drückt schwer auf ihre Schultern. Endlich schläft Viktor. Ein kurzer Moment der Ruhe — für ihn. Sie hofft, er findet darin wenigstens einen Hauch von Frieden. Es schmerzt, wenn sie sieht, wie sehr er leidet. Was könnte sie noch tun um ihm zu helfen?
Er bräuchte mal eine geistige Herausforderung. Aber ihre eigenen Schachkenntnisse reichen dafür nicht aus... auch wenn ihr Viktor den einen oder anderen Trick beigebracht hat. Zu schade, dass er sich nicht auf Drakes Angebot eingelassen hat. Hätte ihm vielleicht helfen können. Lilly seufzt. An dem Tag wäre es ihm wahrscheinlich zu viel geworden. Vielleicht kommt Drake ja wieder. Irgendwann. Wenn Viktor einen besseren Tag erwischt.

Ich will ihn nicht verlieren… Nicht an diese Dunkelheit! Er braucht sie. Und sie ihn. .. Gedanken an ihre Vergangenheit blitzen auf, an ihre Unruhe. Viktor gab ihr Stabilität, als er in ihr Leben trat. Sie darf ihn nicht verlieren! Dann flackert eine andere Stimme auf, leise, eindringlich: „Achte auf dich selbst, Lilly. Mach eine Pause statt dich in Sorgen zu wälzen.“
Lilly winkt ab. Viktor hat Priorität. Sie nimmt ihr Handy zur Hand. Ob sie Hank anrufen soll? Sie tippt die Nummer ein... doch klickt nicht auf das Telefon-Symbol, um den Anruf zu starten. Noch nicht. Viktor würde es bestimmt nicht gefallen, wenn Hank von seiner Depression erfährt..

Sie ist die Einzige, von der er momentan Hilfe akzeptiert. Und das ist doch etwas, auf das sie stolz sein sollte. Er vertraut ihr! Das ist ein gutes Zeichen! Sie macht vieles bereits richtig. Lilly erhebt sich, schaltet den Rechner ein. Bestimmt findet sie im Internet einige Tipps, wie man so verkopften Leuten wie Viktor aus einer Depression helfen könnte...
Die Stunden vergehen. Die Notizen sammeln sich. Viele der Tipps machen Sinn. Vieles hat sie instinktiv längst erkannt, ohne dass sie recherchieren müsste.
Mit einem Seufzer streckt sie sich, spürt die Spannung in ihren Schultern. Der Bildschirm blendet ihr müde entgegen: „Achten Sie auf Ihre eigene mentale Gesundheit.“
Lilly presst ihre Finger auf die Stirn. Urgh... vielleicht sollte sie wirklich darauf hören und sich eine Pause gönnen. Nur eine kleine Pause... An Schlaf ist nicht zu denken - ihre Gedanken kreisen zu hektisch, zu laut. Immer wieder landet sie bei Viktor, bei der Frage, ob sie genug tut. Es zermürbt. Aber vielleicht gibt es Ablenkung! Sie öffnet ihr Schreibprogramm, um am Krimi weiter zu schreiben. Bestimmt hilft es, mal an etwas anderes zu denken... Wenigstens hier hat sie die Kontrolle.

Viktor erhebt sich. Der Schlaf war nur unruhig gewesen, und weniger erholsam als er gehofft hatte. Seufzend schlüpft er in seinen Morgenmantel. Wie lange noch? Wie lange soll es dauern, bis er wieder normal funktioniert? Bis er sich nicht mehr durch jeden verdammten Tag kämpfen muss?

Viktor schlurft nach oben. Lilly war nicht in der Schlafgruft. Bestimmt wird er sie im Musikzimmer finden. Er lächelt leicht bei dem Gedanken an sie. Eigentlich hat er verdammt Glück. Dass sich jemand wie sie in sein einsames Leben gewagt hat. Dass sie auch jetzt, wo er sich kaum noch selbst erkennt, an seiner Seite geblieben ist. Sie hat diese innere Stärke, die er nur bewundern kann.

Viktor öffnet die Tür und blickt in das leere Zimmer. Keine Lilly zu sehen. Auch das Klavier schweigt. Lilly hatte immer mal wieder versucht, ihm das Spielen beizubringen. Mit eher geringem Erfolg. Lieber lauscht er ihr. Ihre Musik vertreibt seine inneren Dämonen.
In der oberen Etage sieht er den Rotschopf schließlich am PC sitzen. „Hey!“ Er lächelt, „was für einen Fall muss Jan Berger denn als nächstes lösen?“ Lilly reagiert nicht. Viktor blickt auf ihr Schreibprogramm. Nur ein paar Zeilen des neuen Kapitels sind zu sehen. Viktor macht sich nicht die Mühe, alles durchzulesen. Stattdessen dreht er sich zu ihr.
„Lilly?“ Sie öffnet ein Auge. „Oh hey.“, murmelt sie müde. „Muss wohl eingepennt sein.“ Er mustert sie. Sieht ihre Augenringe, ihre zerzausten Haare. Und ein Gedanke lässt ihn nicht mehr los: Sie sieht noch kaputter aus als er selbst… Ein Kloß setzt sich in seine Kehle. Die Dämonen warten nicht lange.
Glaubst du uns jetzt, Viktor?
Sein Nacken verkrampft sich.
Sie gibt sich für dich auf. Sie opfert sich für dich. Sieh sie dir doch an!

Nein… das kann nicht sein. Das DARF nicht sein! Seine Hand ballt sich zur Faust. Sie ist doch stärker als das! Stärker als er…
Du weißt doch, wie das läuft, Viktor. Je schneller du dich von ihr fernhältst, desto eher kann sie sich erholen.
Viktor presst die Zähne zusammen, zwingt die Gedanken in den Hintergrund. Sein Blick fällt auf ihren Notizblock, der beim Schreiben immer neben ihr liegt.. Auch der ist leer. Sonst ist der doch immer voll mit irgendwelchen Notizen über ihre Story. „Alles in Ordnung?“, fragt er sie. Seine Stimme ist ruhiger als er sich eigentlich fühlt.
Oder ist es nicht so schlimm wie er denkt? Sie ist diejenige mit der emotionalen Intelligenz. Ist es nicht anmaßend, wenn ausgerechnet er meint, nun genug Empathie zu haben, ihr Verhalten richtig zu interpretieren?
„Klar. Ich bin nur eingepennt, nicht krank.“, schnaubt sie – zu schnell, zu laut. Sofort kommt das schlechte Gewissen.. Sie muss doch stark für ihn sein! Zu spät: Der genervte Unterton verstärkt Viktors Angst. Nein, er hat die Situation genau richtig interpretiert. Er kennt das Gefühl, sich selbst zu verlieren.
Die Dämonen lachen.
Du bist eine Last für sie, Viktor! Du ziehst sie mit rein in deine Dunkelheit!

Wann konnte sie das letzte Mal ausschlafen? Viktor schließt die Augen. Er hatte es ignoriert. Wochenlang. Sich eingeredet, dass Lilly stark genug ist. Dass er sich auf sie stützen darf. Aber jetzt? Jetzt sieht er die Wahrheit. Sie kann ihn nicht auffangen, ohne selbst zu fallen. Und er wird nicht zulassen, dass sie fällt.
Viktor fasst sich an die Stirn, verzweifelt bemüht, sich seinen inneren Kampf nicht anmerken zu lassen. „Ruh dich aus, Lilly. Wirklich.“, sagt er leise, aber bestimmt. „Geh schlafen. Muss eh an der Übersetzung weiter arbeiten. Ich… ich werde schon klar kommen.. Er presst die Lippen aufeinander, sieht zur Seite.
Wirst du das wirklich, Viktor?
Er muss. Und er wird. Selbst wenn es ein einsamer Weg ist. Hat Lilly nicht selbst gesagt, dass er willensstark ist?

Charaktere: Lilly, Viktor
Geschichtsstrang: Weil du es wert bist
Tag Vier in Einsamkeit. Viktor blickt auf das Pergament auf dem Schreibtisch vor ihm, ohne dieses wirklich zu sehen. Er vermisst Lilly jetzt schon. Natürlich tut er das. Aber … es ist das Richtige. Sie ist viel zu wertvoll. Er muss sie schützen.. notfalls gegen ihren Willen. Er wird die Dunkelheit alleine tragen.

Er muss sich ablenken. Sich in Arbeit stürzen, um seinem Kopf etwas zu tun zu geben. Egal was. Hauptsache, er kann die Dämonen für einen Moment vergessen. Hauptsache, er zieht Lilly nicht noch weiter nach unten.
„Viktor? Ich hab dir was zu trinken gebracht!“ Er hört, wie sie das Tablett auf der Truhe abstellt. Natürlich ist sie in seiner Nähe, auch jetzt noch. Sie war nie fort. Er nickt nur, ohne aufzusehen. Er kann ihr nicht in die Augen sehen. Nicht jetzt. Das würde es ihm nur umso schwerer machen, das zu tun, was er tun muss. Sie loszulassen.

„Lass uns reden, Viktor!“, lässt sie nicht locker. Doch der winkt ab. „Hab zu tun.“, murmelt er abweisend. So leicht wird er Lilly nicht los. „Glaubst du, ich merke nicht, was hier läuft? Seit Tagen isolierst du dich vor mir! Willst mich mit Ausreden und kurzen Antworten abspeisen.“ Viktor dreht sich nun doch um. „Ich hab zu tun!“, wiederholt er, schärfer als zuvor. Schärfer, als er es geplant hatte. „Geh und genieße dein Leben. Das ist besser für dich!“

Er sieht den Schmerz in Lillys Augen, als er die Worte ausgesprochen hat, sieht, wie sich Tränen bei ihr bilden. Doch das ist nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den er ihr ersparen will. Den Schmerz, sich in ihm zu verlieren. Er senkt den Blick. Es tut weh, sie so hilflos zu sehen. „Mir geht es gut, du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen!“, fügt er hastig hinzu. Als würde es das besser machen. Als hätte sie ihn nicht eh längst durchschaut, so wie immer. Er hatte doch nicht einmal Viola etwas vormachen können.. „Viktor!“, ruft sie erneut, der Schmerz in ihrer Stimme entgeht nicht einmal ihm.
„Bitte geh.“ Die Worte schmecken bitter auf seiner Zunge. Es ist das Richtige. Es muss das Richtige sein. Er muss hartnäckig bleiben. Darf nicht nachgeben. Auch wenn jeder Teil von ihm sich dagegen sträubt.
Lilly bleibt. Natürlich. „Nein.“ Ihre Stimme ist ruhig, aber ihr Blick brennt. „Ich werde nicht kampflos zusehen, wie du dich selbst zerstörst.“

Viktor hält einen Moment inne. Sie hat Recht.. Die Einsamkeit tut ihm nicht gut. Er weiß das. Doch es ist der Preis, den er zahlt, um sie zu schützen. „Ich verdiene dein Mitleid nicht. Ich bin es nicht wert.“
„Das hast nicht du zu entscheiden.“ Lillys Hände ballen sich zu Fäusten. Wut flackert in ihren Augen, ein Feuer, das stärker ist als der Schmerz. „Verdammt, Viktor! Du bist doch ein brillanter Kopf. Wie kommt es, dass ausgerechnet du so etwas Simples nicht verstehst? Du machst es mir nicht einfacher, wenn du dich mir entziehst. Im Gegenteil! Du machst es schlimmer!“

Die Worte treffen ihn wie ein Schlag. War all das wirklich ein Irrtum?
„Vik, bitte.“ Ihre Stimme zittert, noch immer angespannt. „Ich kämpfe nicht aus Mitleid um dich. Ich kämpfe, weil du es sehr wohl wert bist, auch wenn du das in deiner verzerrten Wahrnehmung vielleicht nicht glaubst. Es ist keine Schande, auch mal Hilfe anzunehmen. Auch für dich nicht.“
„Es ist auch keine Schande, andere zu schützen! Ich sehe doch, wie du dich selbst aufgibst für mich. Ich will das nicht. Ich will dir all das…“ Er fasst sich an den Kopf, „ersparen! Ich will nicht, dass ich dich mit reinziehe in…“ Viktor pausiert. Er hasst es, der Sache einen Namen zu geben. „in diesen… diesen ganzen Mist.“

Lillys Blick ist fest, trotz des Schmerzes. „Ich möchte das selbst entscheiden, für wen ich kämpfe und für wen nicht. Ich verstehe, dass du auch mal Raum für dich brauchst. Aber doch nicht über eine so lange Zeit! Das tut dir nicht gut! Ich habe doch Augen im Kopf. Oder glaubst du, ich seh‘ nicht wie du leidest?“
Viktor schüttelt den Kopf, als könnte er Lilly damit loswerden. Sie darf hier nicht bleiben... Er greift sich in die langen Haare. „Du verstehst es nicht, Lilly. Ich... ich bin nicht gut für dich. Es geht hier nicht um mich oder ob ich leide oder nicht. Ich bin...“ Lilly unterbricht ihn, ihre Stimme zeugt von Wut und Schmerz „Nicht gut genug? Nicht wichtig? Hast du es immer noch nicht kapiert?“ Sie umfasst Viktors Gesicht, zwingt ihn dazu, sie anzusehen. „Du verdienst es, Heilung zu finden, Viktor. Auch wenn du mir das nicht glaubst. Und ich werde dich nicht aufgeben.“
Er sieht sie an, seufzt. So viel Hartnäckigkeit. So viel Geduld. Warum bleibt sie? Warum kämpft sie so verbissen um jemanden, der sich selbst kaum noch verteidigen kann? „Und ich dachte, ich sei der Dickkopf in der Familie.“ Er lässt ein leises Schnauben ertönen. Ein Versuch, die Schwere der Situation aufzulockern, auch wenn es ihm kaum gelingt. „Ich … versuch’s, okay? Ich werde mich nicht mehr weiter so isolieren.“ Er hebt die Hand. „Unter einer Bedingung.“ Seine Stimme wird wieder fester. „Wenn ich das Gefühl habe, dass du dich zu sehr aufgibst, dann sage ich dir das, aber dann hörst du auch darauf. Dann werde ich erst, wenn du dich wieder erholt hast, deine Hilfe akzeptieren.“
Lilly hält seinem Blick stand. Dann, nach einer endlosen Sekunde, lächelt sie schwach. „Deal.“ Und bevor er noch etwas sagen kann, zieht sie ihn in eine Umarmung. „Ich wusste doch, dass du es wert bist.“


Charaktere: Lilly, Viktor, Gary
Geschichtsstrang: Die Fäden in der Hand
Lilly streicht über Viktors Haare. Er lehnt sich an sie an, schweigend und in Gedanken versunken. Was wohl in seinem Kopf vorgeht? Wenigstens hat er Wort gehalten und die Selbstisolation verlassen. Aber was denkt er darüber?
Sie versucht, eine Reaktion zu provozieren: „Ich könnte dir ja auch mal die Haare flechten. Steht dir bestimmt gut!“ Viktors Antwort überrascht sie. Es scheint ihm völlig egal zu sein. Er zuckt nur die Schultern, murmelt „Wenn du willst!“ und hüllt sich dann erneut in tiefes Schweigen. Sie mustert ihn skeptisch. Doch er zeigt tatsächlich nicht den geringsten Widerstand.

„Na dann bis gleich.“ Aus dem Badezimmer holt sie seine Haarbürste. Damit kehrt sie zurück und macht sich ans Werk. Dann eben eine direkte Frage: „Woran denkst du?“ Viktor antwortet erst nach einer längeren Pause. „An… nichts bestimmtes.“ Lilly schmunzelt. „Das glaube ich dir nicht.“ Sie legt sich drei Haarsträhnen zurecht. Ihre eigenen Haare sind noch nicht in der richtigen Länge, aber die von Viktor passen perfekt.
„Hm.“, murmelt Viktor nur, ohne auf ihre Zweifel einzugehen. Er schließt die Augen, legt seine Hand auf ihre Knie. Er zeigt seine Zuneigung eher durch Taten als durch Worte. Sie lächelt und setzt die Arbeit am Zopf fort, der so langsam Gestalt annimmt.
„Ich bin fertig! Na, was sagst du?“ Sie legt ihm den Zopf über die Schulter. Als Vampir hat Viktor kein Spiegelbild, doch Lilly macht ein Handyfoto und zeigt ihm dieses. Er umfasst den Zopf. „Ein interessantes Experiment.“ Er streicht mit den Fingern über die Haare. „Nichts, was ich jeden Tag haben müsste aber vielleicht gibt es ja mal einen Anlass.“

Viktor lässt sich tiefer ins Sofa fallen, versinkt wieder in Melancholie. Die neue Frisur scheint ihn nicht weiter zu interessieren, seine Gedanken schweifen längst woanders hin. Er öffnet den Mund, schließt ihn wieder. Seine Finger spielen nervös mit dem Saum seines Ärmels. Lilly merkt, dass ihm etwas auf dem Herzen liegt. Es dauert jedoch eine Weile, bevor er die Frage dann auch ausspricht. „Ich... ich verstehe das einfach nicht.“ Es fällt ihm sichtlich schwer, darüber zu sprechen. Die Worte wirken schwer. „Warum bleibst du bei mir? Ich bin… ich bin nicht leicht. Und voller Narben. Nicht so wie du, mit deiner Musik, deinem Leben.“ Er blickt sie an. „Was siehst du eigentlich in mir?“
Lilly mustert ihn. Die Depression sitzt noch immer tief. Es muss ihm viel Mut gekostet haben, den Satz auch auszusprechen. „Das ist ganz einfach.“, sagt sie, während sie ihren Arm um seine Schulter legt. „Du bist…“ Sie unterbricht sich. „Weißt du was? Lass uns das doch gemeinsam herausfinden. Was denkst du denn von dir? Was für positive Eigenschaften hast du?“ Viktor senkt den Kopf, als würden ihn die Bodendielen interessieren. „Wenn du es auch nicht weißt, ist es vielleicht besser, wenn…“

Sie unterbricht ihn scharf. „ICH weiß ganz genau, was ich an dir finde. Aber ich möchte, dass du es auch verstehst.“ Sie lässt nicht locker. „Also: Was für positive Eigenschaften hast du, die ich an der mögen könnte?“ Er fasst sich an die Stirn, als wollte er die Antwort aus seinen Gedanken ziehen. „Ich… ich weiß es nicht! Da ist nichts!“ Lilly legt ihm beruhigend die Hand auf den Arm. „Unsinn!“ Sie streicht ihm mit den Fingern über die Wange, als könnte sie damit seine Selbstzweifel vertreiben. „Oder glaubst du, ich kämpfe grundlos für dich?“

Viktor seufzt, doch zumindest wagt er einen weiteren Versuch. „Ich… bin willensstark. Das sagtest du mir ja auch schon mal.“ Er sieht, wie sie lächelt. „Und…“ Eine erneute Pause, während er nach Worten ringt. Lilly bedrängt ihn nicht, lässt ihm die Zeit die er braucht. „Und ich dachte immer, ich sei klug. Aber in letzter Zeit kommt dann doch nur Grütze raus!"
Lilly verschränkt die Arme. „Nur Grütze? Wirklich? Und was ist mit dem Kompromiss, den du gemacht hast? Dass du meine Hilfe nur dann akzeptierst, wenn ich auf mich selber achte? Für mich klingt das nicht nach Grütze!“ Sie schmunzelt verschmitzt. „Sondern nach einem Masterplan. Nach außen hin hast du vielleicht nachgegeben. Aber in Wirklichkeit hast du die Fäden in der Hand! Und die Kontrolle.“

„Masterplan, hm? Jetzt übertreibst du aber.“ Seine Mundwinkel zucken leicht. Lilly entgeht dies nicht. Treffer. Davon ermutigt fährt sie fort: „Vielleicht kein Masterplan, aber es war klug. Du hast einen Weg gefunden, uns beide zu schützen. Es zeigt auch eine andere positive Eigenschaft von dir: Dein Beschützerinstinkt. Und ich danke dir dafür.“ Sie weiß, dass seine Sorge nicht unbegründet ist... dass sie dazu neigt, sich selbst zu vergessen, wenn sie sich für Andere einsetzt.
Viktor sieht sie an, scheint über ihre Worte nachzudenken. „Und auch das ist nicht alles, was ich an dir mag, Viktor. Bestimmt fällt dir der Rest auch noch ein!“ Doch bevor er dazu etwas sagen kann, klingelt es an der Haustür.

Seltsamerweise hat Lilly immer noch nichts davon erzählt, wie die Reaktionen auf ihre Einsendungen ausgefallen sind. Gab es Absagen? Wurde sie angenommen irgendwo? Schließlich hat Gary beschlossen der Spannung ein Ende zu machen und steht jetzt vor der Villa Blutrose. Er hat kaum den Finger vom Klingelknopf genommen, da schwingt schon die Tür auf und er sieht sich Viktor gegenüber. „Oh, hallo Vik..ähm..“ Er schmunzelt und weist kurz auf den Kopf des Vampirs. „Interessante Frisur hast du heute.“, sagt er im Eintreten. „Gibt es einen besonderen Anlass dafür?“ Vielleicht ist das so eine Art Festtagsmode bei Vampiren und Lilly wurde wirklich angenommen? Viktors Mimik deutet aber eher auf das Gegenteil hin.

Viktor umfasst den Zopf, den er in der Zwischenzeit wieder ganz vergessen hatte. „Lillys Experimentierfreude ist der Anlass.“, sagt er neutral. Er seufzt und versucht nicht einmal, seine Fassade aufrecht zu halten. Stattdessen tritt er nur zur Seite, lässt Gary eintreten. Auch Lilly bemerkt den Besucher nun. „Ja, ich dachte, es sieht vielleicht ganz niedlich aus.“, sagt sie schmunzelnd, „Was sagst du, Gary?“
Viktor lässt sich diesmal nicht aus der Reserve locken. Sein Blick bleibt neutral, als er über die Haare streicht. „Wenn wir schon mal beim Thema 'Anlass' ist, was ist denn deiner? Gibt es einen Grund für deinen Besuch?“, fragt er nur.
Herzlich willkommen hört sich anders an, denkt Gary amüsiert, aber er kennt Viktor mittlerweile gut genug, um nicht beleidigt zu sein. Niedlich? Beinahe hätte Gary laut los gelacht. Die Kombi Vik und niedlich ist zu köstlich, aber er beherrscht sich. Womöglich würde er das in den falschen Hals bekommen. „Ich fang schon fast an Nägel zu kauen, weil ich nichts von Lilly höre.“, wendet er sich stattdessen seiner Frau zu. „Gibt es was Neues? Reaktionen auf unser Stück?“

„Oh.“ Lilly hält einen Moment inne. „Da habe ich heute noch nicht nachgeschaut. Ich mach es gleich mal.“ Eigentlich ist es schon länger her, dass sie das letzte Mal ihre Mails gecheckt hat. Viktors Depression ließ keinen Platz in ihren Gedanken für ihre eigene Karriere... Er hat schon irgendwie Recht mit seinen Sorgen, ich würde mich selbst vergessen... „Schauen wir mal.“ Sie öffnet am Handy ihr E-Mail-Programm, scrollt durch die Nachrichten. Es sind sogar einige von verschiedenen Akademien.
Noch ne Absage, noch eine... Doch plötzlich erhellt sich Lillys Gesicht. „Oh wow super!“ Sie strahlt. „Hier hat es wirklich geklappt!“ Stolz dreht sie ihr Handy um, lässt Gary und Viktor einen Blick auf die Zusage. Sie lacht. „Sie sind begeistert und wollen ein persönliches Treffen! Um die Details besprechen zu können.“ Hoffentlich hat sie ihre E-Mails nicht zu lange ignoriert und... Erleichtert stellt sie fest, dass diese erst am Vortag angekommen ist. Alles im grünen Bereich.
Sie umfasst die Hände der Männer. „Ohne euch hätte es nie geklappt!“ Dabei sieht sie vor allem Viktor eindringlich ein, ganz so als wollte sie ihm sagen: „Siehst du? Ich brauche dich!“ Er braucht wirklich wieder etwas mehr Selbstvertrauen...

"Das ist die beste Nachricht seit langem!", freut sich Gary und erwidert den Händedruck. "Wir sind ein gutes Team." Er bemerkt Lillys Blick zu ihrem Mann, lässt sich aber nichts anmerken. Irgendwie scheint der Haussegen schief zu hängen. Viktor redet nie viel, aber heute umgibt ihn eine Aura, die einen nicht ermutigt, eine Unterhaltung mit ihm anzufangen. Seltsam. "Wollen wir uns nicht mal setzen? Für eine Stehparty ist es noch zu früh, das machen wir erst, wenn die Premiere vorbei ist." Sie gehen ins Wohnzimmer und Gary sinkt dankbar in die weichen Polster des Sofas. Die Schuhe, die er auf dem Flohmarkt ergattert hat, sehen zwar gut aus, aber leider hat der Herweg gezeigt, dass sie bei längerem tragen nicht so gut passen, wie gedacht. "Aaahh, was zum Geier?!" Mit einem erschrockenen Schmerzensschrei fährt er wieder in die Höhe und zieht eine Stricknadel aus dem Spalt zwischen den Polstern. "Viktor! Mein Allerwertester hält viel aus, aber keine solchen Attacken." Breit grinsend streckt er dem Vampir die Nadel hin. "Sicher brauchst du die noch für dein neuestes Werk." Er sieht sich um. "Woran arbeitest du denn grade?"
Lilly muss lachen. "Ach da ist sie also gelandet." Sie streckt die Hand aus, als ihr etwas auffällt. Gary hat Viktor gezielt angesprochen, nicht sie. Er weiß von Viktors Hobby? Wann ist denn das passiert? Die gestrickte Katze fällt ihr wieder ein. Dann vielleicht? Aber warum hat Viktor nicht einfach irgendeine Ausrede genutzt? Neugierig, wie ihr Gefährte darauf reagieren würde, blickt sie ihn an.
Viktor nimmt die Stricknadel entgegen. Er dreht sie in seinen Händen. Ein Teil von ihm wünschte sich, das Hobby wäre immer noch ein Geheimnis, von dem Gary nichts wusste. Aber jetzt kann er das nicht rückgängig machen. Er mustert zuerst Lilly - ihre gute Laune tut auch ihm gut, hilft ihm, Garys Anwesenheit durchzustehen. Lilly hat alles Glück der Welt verdient. Dann erst dreht er seinen Blick zu Gary. "An nichts im Moment. Die muss schon länger dort stecken. Noch von der Katze, oder so." Er braucht einen freien Kopf für solch ein Hobby. Es kommt ihm vor wie aus einer anderen Zeit, als das das letzte Mal der Fall war.

Lilly mustert die Szene. "Schade eigentlich. Ich mag deine Werke.", meint sie nur. Sie behält einen neutralen Gesichtsausdruck bei. Doch Viktor realisiert auch so, dass sie ihren Satz ernst meint. Aber wie soll es klappen, wenn die Konzentration einfach fehlt?
"Ich auch." Gary beschließt sich von der merkwürdigen Stimmung, die im Raum liegt nicht beeinflussen zu lassen. "Weißt du, vor ein paar Tagen dachte ich, ob du mir das vielleicht sogar lernen könntest." Er hebt die Hände in einer fragenden Geste. "Ich würde mir gerne eine Decke stricken, für die kühleren Sommernächte. Lydia hat zuhause einiges herum stehen an Wollresten, da kam mir die Idee."

Viktor sieht Gary an. "Ich ... ich weiß nicht.", sagt er unentschlossen. Am liebsten hätte er gesagt, es sei nicht sein Problem, es gibt doch bestimmt Lehrer, die besser geeignet sind als er. Doch etwas hält ihn davon ab. Hat Lilly Recht? Er blickt sie an, als hoffte er, die Antwort bei ihr zu finden. Doch sie lächelt nur und überlässt die Entscheidung ihm selbst. Ihre Worte schwirren in seinem Kopf, erinnern ihn an etwas. „Und auch das ist nicht alles, was ich an dir mag, Viktor. Bestimmt fällt dir der Rest auch noch ein!“ Er seufzt noch einmal. "Ich musste überlegen, ob ich arbeitstechnisch Zeit habe.", versucht er die Verzögerung zu erklären, "Ob ich dich bei den Aufträgen zwischen schieben kann." Das ist eine Lüge. Während seiner Depression hat er keine Aufträge angenommen, hat sich lieber in private Projekte gestürzt. Aber vielleicht reicht es für Gary als Erklärung, warum er so lange nichts sagte.
"Aber es sollte gehen. Komm mit, Gary, ich zeig dir wie das geht mit dem Stricken." Mit neuer Entschlossenheit erhebt er sich. Er vertraut Lillys Einschätzung. Vielleicht... kann er es wenigstens versuchen, Gary etwas beizubringen. Vielleicht ist er tatsächlich nicht völlig unfähig
Lillys Erleichterung ist nicht zu übersehen. Damit hätte sie nicht gerechnet, aber es freut sie umso mehr. Und jetzt, wo sie Viktor in guten Händen weiß, kann sie sich um Anderes kümmern. "Ich werd dann mal der Mail antworten, und danach hau ich mich auf's Ohr. Ihr kommt ja ohne mich klar.", sagt sie, bevor sie sich erhebt um genau das zu tun. Die letzten Tage waren anstrengend.

Nachdem Viktor in einem Zimmer im Keller seinen Strickkorb mit allerhand Utensilien geholt hat, folgt ihm Gary in den Nebenraum. Die Möbel lassen auf ein nicht mehr genutztes Kinderzimmer schließen. Während Viktor sich auf dem Bett nieder lässt und beginnt Wolle zu sortieren, mustert Gary die bunten Teppiche mit Fantasiewesen und die Katzendeko an der Wand. Die ganze Familie ist vernarrt in die Kuscheltiger. Sympathisch. "Das war Violas Zimmer?" Er sieht zu Vik und lächelt.

Viktor wird aus seinen Gedanken gerissen. "Ganz früher ja. Später zog sie ins Turmzimmer um. Naja und jetzt wohnt sie auch dort nicht mehr." Er antwortet, ohne Gary anzuschauen. Stattdessen lässt er seinen Blick nicht von der Wolle und sortiert diese weiter nach Farben.
Ein Anflug von Melancholie ist heraus zu hören, als Viktor von Viola erzählt. Gary fragt sich, warum sie ausgezogen ist. Vielleicht wegen des Babys? "Meine Kinder sind noch klein, zumindest Maren..aber wenn ich sehe, in welchem Tempo Manuel sich entwickelt.." Der Gedanke irgendwann in den Zimmern der beiden zu stehen und dasselbe zu sagen, wie Viktor gerade, versetzt ihm einen schmerzhaften Stich in der Brust. "Die Zeit verfliegt und man merkt es kaum." Seufzend setzt er sich neben den Vampir aufs Bett und beobachtet sein Tun. "Bald wird euer Baby zur Welt kommen. Wie findet Viola das? Manuel war begeistert damals, als er hörte dass er eine Schwester bekommt. Aber er war erst drei und hatte keine Ahnung, was auf ihn zu kommt." Gary muss schmunzeln. "Maren ist ein ziemlicher Wildfang und heute wär 's ihm glaub ich manchmal ganz recht, wenn niemand in sein Zimmer fegen würde um seine Bücher und Actionfiguren zu mopsen."
Viktor hebt nun doch den Kopf. "Tja, und Viola ist fast 18. Da kann sie schon besser verstehen, was da auf sie zukäme als große Schwester und das Weite suchen." Seine Mundwinkel zucken leicht. Ja, Viola ist nun ausgezogen. Aber dass Lilly keine Anzeichen zeigt, ihn ebenfalls verlassen zu wollen, gibt ihm den Halt. "Vermutlich ist es aber nicht nur das, sondern auch ihre Unabhängigkeit. Irgendwann ziehen die Kinder eben immer aus. Ich für meinen Teil freue mich aber auf den Nachwuchs." Sein Blick wird nun doch etwas wärmer, nur für einen kurzen Augenblick. Bis ihn die Melancholie wieder einholt.

Nickend nimmt Gary ein rotes Wollknäuel und zwei Stricknadeln von Viktor entgegen. „Bald kannst du Babysachen stricken.“ Gary schwenkt lächelnd die Nadeln in einer Hand. „Und ich vielleicht auch, wenn ich das heute wirklich lerne. Im Moment fühlt sich das noch ziemlich abstrakt an.“
Mein ganzes Leben fühlt sich grad abstrakt an., denkt sich Viktor, ohne die Worte laut auszusprechen. Laut sagt er: "Am Anfang brauchst du den Anschlag." Dabei nimmt er die Nadeln, macht es einmal vor, "Der Anfang von allem, der erste Schritt. Das heißt also, dass du die ersten Maschen auf die Nadel bringen musst." Viktor sieht zu, wie die rote Wolle sich langsam formt, nur um dann kurz darauf alles aufzuribbeln. Weit war das Strickprojekt ohnehin noch nicht, und Gary muss das selber lernen. Er gibt ihm Nadeln und Faden zurück. "Jetzt du!"
Doch ein Gedanke bleibt hängen. Babysachen. Vielleicht ist das wirklich eine Idee. Wenn er ruhig genug dazu ist... Viktor atmet tief durch. Jetzt, wo Lilly nicht in der Nähe ist, kommt die Unsicherheit zurück. Unbewusst zerrt er an den Ärmeln, so als suche er etwas um sich festzuhalten. Aber er bleibt. Es ist nur Stricken, Viktor. Das kriegst du doch hin, ihm das beizubringen!

Konzentriert verfolgt Gary die Technik des Maschenanschlags und ergreift dann selbst das Handwerkszeug. Die Nadeln liegen wie Fremdkörper in seinen Händen. Lang, spitz und starr. Plötzlich schiebt sich die Erinnerung an seine erste Geigenstunde in sein Bewusstsein. Der Bogen lag wie ein Stück Totholz in seinen Fingern und heute lässt er ihn nach Belieben auf den Saiten tanzen. Na dann. Viktor demonstriert noch einmal, wie er den Faden anlegen muss, dann geht es los. Für eine Weile ist Gary unter den aufmerksamen Blicken seines Lehrers still damit beschäftigt maschenähnliche Strukturen auf beiden Nadeln zu produzieren. Nach ein paar Minuten verkrampfter Arbeit, reicht er Viktor alles zurück. Unterschiedlich große Schlingen purzeln unordentlich durcheinander und sehen nicht aus, als könnten sie die Grundlage für mehr bilden. „Was meinst du?“, fragt er zweifelnd und beobachtet Viktors abwägende Kopfbewegungen. „Kann’ s damit weiter gehen?“

Der Vampir wirft ihm einen amüsierten Seitenblick zu und zieht dann eine der Nadeln heraus. „Ja, jetzt machst du mit zwei Nadeln weiter. Randmasche und dann rechte Maschen.“ Kurz darauf werkelt Gary mit schwitzigen Händen und flacher Atmung selbstständig weiter. „Selten so angespannt gewesen.“, stellt er Luft holend fest und senkt kurz das Gestrick. „Du wirkst heute auch nicht wirklich entspannt, Viktor.“, sagt er leicht besorgt. „Macht dir etwas Sorgen?“ Vielleicht doch das Baby?

Viktor verzieht leicht den Mundwinkel. „Du solltest dich lieber auf deine Maschen konzentrieren“, weicht er aus. „Es ist... nichts. Hab nur schlecht geschlafen, das ist alles.“ Es ist ihm durchaus bewusst, dass es vergebens ist... dass Gary nicht dumm genug ist, um sich so einfach abwimmeln zu lassen. Doch die Vorstellung, sich zu öffnen, macht ihm Angst. Wenn, dann nur bei Lilly. „Es ist alles unter Kontrolle.“, fügt er dann noch hinzu. Was für eine erbärmliche Ausrede... Nichts ist unter Kontrolle, gar nichts. Viktor ballt seine Hand zur Faust. Und doch... sollte er weiter kämpfen. Solange Lilly bei ihm bleibt, gibt es noch Hoffnung.
Mit einem Seitenblick registriert Gary die geballte Faust. Er lässt sich nichts anmerken und bemüht sich die feuchten Maschen auf der Metallnadel weiter zu schieben. Widerstrebend quietschend weichen ein paar der Schlingen vorwärts, so dass er weiter stricken kann. Ehrlicherweise muss er sich eingestehen, dass handarbeiten schwieriger ist, als er sich das vorgestellt hat.
Wenn Lydia früher Socken gestrickt hat, gab sie nebenbei Anekdoten aus ihrem Leben zum besten, ohne auf die Arbeit in ihrem Schoß zu blicken. Wie geht sowas?
"Unter Kontrolle?" Fragend blickt Gary auf, froh für ein paar Sekunden seine Finger entspannen zu können. "Gibt es denn etwas, was es unbedingt zu kontrollieren gilt?"

Viktor schweigt. Minutenlang. Mit dieser Frage hat er nicht gerechnet. Die Fassade wieder aufrecht zu halten.. das wäre die Art von Kontrolle, die er jetzt gerne hätte. Doch die Depression zehrt an seinen Kräften. Er atmet tief ein, dann wieder aus. "Ist es denn falsch?", fragt er schließlich, "Dass man etwas Sicherheit braucht?" Er versucht das Thema auf das Strickprojekt zu lenken: "Zum Beispiel beim Stricken. Ja, das kann entspannend sein, aber auch da sollte man nicht planlos drauflos arbeiten. Man braucht eine gewisse Kontrolle, sonst endet man mit Fehlern." Er mustert Garys Werk. "Wie hier!" Er zeigt auf eine Lücke zwischen Garys Maschen.
Überrascht versteht Gary, dass dieses Thema Viktor tiefer gehend beschäftigt. Nachdenklich zieht er die Wolle auseinander und schiebt eine Finger durch das Loch im Maschengewebe. "Ja, es ist gut einen Plan zu haben und zielgerichtet vor zu gehen. Das bewahrt uns aber nicht vor Fehlern. Wir sind keine Roboter. Niemand ist perfekt."
Er legt die Handarbeit zur Seite und massiert seine Finger. "In meinem Beruf früher, ging es oft darum den vermeintlich perfekten Weg zur Zukunftsabsicherung und finanziellen Sicherheit für die Kunden zu finden." Er sieht Viktor an und zeigt auf sich selbst, beim weiter sprechen. "Ich hab das für mich und meine Familie auch so gemacht. Bin regelrecht darin aufgegangen uns nach allen Seiten abzusichern und das bestmögliche heraus zu holen, bis mir das irgendwann die Luft zum atmen abgeschnürt hat." Er verstummt und greift wieder nach dem Strickzeug.

Viktor verzieht den Mund zu einem schiefen Lächeln. „Sich vorzubereiten bedeutet, Risiken zu minimieren. Wenn das einem die Luft abschnürt, war der Plan wohl nicht so perfekt.“ Er mustert Gary. „Ich habe das früh genug lernen müssen, Pläne zu schmieden. Macht mich das zu einem Feigling? Wohl kaum.“ Nachdenklich fährt er mit den Fingern über die Narben auf seinem Gesicht. Der Kampf gegen Rasputin kommt ihm wieder in den Sinn. Es war gut gewesen, auch einen Plan B zu haben.

Die Nadeln erzeugen scharrende Quietschgeräusche als Gary wieder beginnt Maschen zu produzieren. "Von Feigling war nie die Rede.", sagt Gary etwas verwundert. "Ich meine nur, dass das Leben so nicht funktioniert. Jedenfalls für mich nicht." Er beendet die Nadel mit einer halbwegs gelungenen Randmasche und begutachtet, was sich an wolligem Anhängsel daran gebildet hat. Das Gestrick gleicht einem wind-und wellengepeitschten Fischernetz. Löchrig mit diversen, lose heraushängenden Fadenschlaufen. "Ich habe es mir abgewöhnt, an ein Auffangnetz zu glauben. Ich vertraue dem Leben und nutze meine Fähigkeiten jetzt anders." Gary blickt auf. "Aber du hast einige Jahre mehr Lebenszeit hinter dir und noch unendlich viel vor dir. Ich verstehe, dass du anders denkst."

Viktor nickt. "Strategie liegt mir wenigstens." Er hält einen Moment inne. Ungewöhnlich, zumindest in letzter Zeit, dass seine Gedanken ihm sagen, dass ihm etwas liegt. Er ist sich nicht ganz sicher, ob er dem trauen kann. Doch er lässt den Satz so stehen und sich nichts anmerken. Er schiebt das Thema gedanklich in den Hintergrund. Stattdessen betrachtet Viktor nun Garys Werk skeptisch. "Na zum Fische fangen wird es wohl reichen.", murmelt er schließlich, "Und mit mehr Übung wirst du auch die Löcher los." Garys Worte fallen ihm wieder ein: Ich vertraue dem Leben und nutze meine Fähigkeiten jetzt anders. Er wünschte sich, es wäre so einfach.
Schmunzelnd nickt Gary. „Vielleicht ist es auch ein Traumfänger. Ich hänge es an die Zeltdecke.“ Sorgfältig faltet er alles zusammen und sieht Viktor fragend an. „Kannst du das Nadelpaar für eine Weile entbehren? Ich möchte ungern auftrennen, und lieber an diesem Stück weiter arbeiten.“
"Klar. Ich hab noch mehr. Da kann ich die zwei Nadeln schon entbehren." Viktor sieht Gary zu, wie er sich erhebt. "Und wenn du die normale Stricktechnik beherrscht, gibt es noch viel mehr, was du lernen kannst. Strukturmuster zum Beispiel." Irgendwie ist er erleichtert, dass Gary nun offenbar wieder los muss und er nicht weiter nachbohren kann. Doch ein kleiner Teil fragt sich, ob das Gespräch nicht vielleicht auch ihm geholfen hat.
„Sehr schön. Danke dir.“ Gary steht auf und streckt sich. „Es gibt noch linke Maschen, weiß ich von Lydia. Sicher sind die dann mit Grundlage für solche Muster.“ Er bückt sich zum Bett und nimmt das Strickzeug an sich. „Ich würde mich freuen, wenn du mir noch mehr bei bringen würdest. Lydia hat so starke Arthrose, die kann das nicht mehr.“ Und dir schadet ein bisschen Umgang mit Sims auch nichts. Lächelnd hält er die Utensilien auf Augenhöhe. „Aber erstmal übe ich den Stoff von heute weiter. Damit ich vorbereitet bin zwecks Risikominimierung und so.“, sagt er verschmitzt und klopft Viktor dankend und anerkennend zugleich auf die Schulter.
In Zusammenarbeit mit @simscat2
>>> Gary geht zu San Myshuno Nr. 12 - Jazz Club (9) >>>

Charaktere: Lilly, Viktor
Geschichtsstrang: Verborgene Stärke
Viktor sitzt in seinem Sessel, sinniert über den vorherigen Tag. Er starrt auf seine Hände. Lillys Worte kommen ihm wieder in den Sinn. „Und auch das ist nicht alles, was ich an dir mag, Viktor. Bestimmt fällt dir der Rest auch noch ein!“ Aber was? Er würde sie gerne überraschen und Fortschritte zeigen können. Er weiß, dass es sie freuen würde, wenn er ihr eine Antwort geben könnte. „So schwer kann das doch nicht sein, verdammt! Das ist doch eine simple Aufgabe! Was mag Lilly an dir?“

Viktor fasst sich an die Stirn. „Du bist willensstark, Viktor. Aber was noch?“ Der Gedanke kommt ihm wieder in den Sinn, den er nach Garys Besuch hatte: Als er gedacht hatte, Strategie liegt ihm.. Viktor atmet tief ein. Er hatte den Gedanken schnell zur Seite geschoben, hat nicht gewagt, sich länger mit ihm zu beschäftigen. Aus Angst, dass die Selbstzweifel diese seltene Positivität doch noch einholen. Aber er muss sich seiner Angst stellen. Lilly kämpft für ihn, versucht ihr Bestes, ihn aus seiner Dunkelheit zu ziehen. „Sie verdient es, dass du mit ihr kämpfst, Viktor!“ Er schließt kurz die Augen, zwingt sich, sie wieder zu öffnen. „Sie verdient es, dass sie nicht alleine damit ist!“ Die Worte verlassen Viktors Lippen, helfen ihm, seine Entschlossenheit zu bündeln. „Und DU verdienst es!“ Der letzte Satz fällt ihm besonders schwer. Doch es hilft.

So viel Drama, nur damit du dich traust, über einen Satz nachzudenken, Viktor? Um dir am Ende noch mehr einzureden? Pah! Erbärmlich!
Viktors Herz setzt einen Moment aus. Warum kommen sie ausgerechnet jetzt? „NEIN!“ Viktor spürt, wie er wieder zu zittern anfängt. Er muss sich zusammenreißen, muss kämpfen... „Nein!“
Nein? Hahaha, ist das alles, das du uns entgegenzuwerfen hast, Viktor? Und das nennst du kämpfen? Du bist schwach, sieh es doch ein!
„Das ist nicht wahr!“, sagt Viktor unsicher. Oder doch? Macht er sich nur selbst was vor? „Lilly ist noch immer da! Sie geht nicht fort!“ Die Dämonen wittern diesen schwachen Moment:

Lilly hat doch nur Mitleid mit dir. Sie bleibt nur, weil sie weiß, dass du alleine nichts auf die Reihe bekommst, Viktor. Und wo ist sie jetzt, hm??
Er keucht. Er wünschte, sie wäre jetzt hier. Aber er ist willensstark. Die Entschlossenheit erwacht. „Lasst Lilly aus dem Spiel!“ Seine Stimme ist fest, wird lauter. „Glaubt ihr wirklich, ich erwarte von ihr, dass sie mich 24 Stunden am Tag umgibt? Sie ist nicht fort, nur schlafen. Ihr seid diejenigen, die Angst vor ihr haben.“ Viktor ballt seine Hand zur Faust. „Und ich habe News für euch! Ich kämpfe an ihrer Seite!“

Du bist schwach, Viktor. Dein Kampf macht uns keine Angst. Du...
Dieses Mal lässt Viktor seine inneren Dämonen nicht ausreden. „Ich bin nicht schwach! Ich bin willensstark! Ich bin Stratege! Und ich habe auch gegen Rasputin gesiegt!“ Er keucht. Doch er bleibt standhaft. Und die Dämonen schweigen.
Viktors Finger graben sich verkrampft in die Lehne. Die Erschöpfung ist stark. Das... ist nur ein Trick, oder? Die Dämonen wollen mich in Sicherheit wiegen, aber sie kommen gleich wieder! Ich muss aufmerksam bleiben...
Die Freude bleibt aus, die Anspannung wächst. Viktor zuckt zusammen, als er hinter sich Schritte vernimmt. „Alles in Ordnung?“ Er dreht sich um, blickt in Lillys Augen, die noch immer in ihrer Schlafgarnitur steckt. „Ich hab' dich schreien gehört.“

Viktor fehlt noch immer die Kraft, sich zu erheben. „Manchmal wünschte ich, ich hätte ihn nie erwischt. Dann hätte ich wenigstens noch die Illusion, in Kontrolle zu sein.“
Der versteckte Hilferuf entgeht Lilly nicht. Sie setzt sich zu ihm. „Schlechter Tag heute?“

„Sie sind weg, im Moment.“, keucht er. Überrascht, aber erfreut lächelt Lilly. „Du hast gesiegt? Das ist großartig! Es zeigt, dass es aufwärts geht.“ Viktor starrt auf den Boden. „Ich fühle mich nicht wie ein Sieger. Sie werden wieder kommen, das weiß ich. Irgendwann.“ Seine Stimme ist unruhig, gehetzt. „Und davor habe ich Angst, Lilly. Es zehrt an meinen Kräften. Was, wenn ich dann nicht mehr kämpfen kann? Was, wenn es doch wieder einen Rückschlag gibt? Wäre ja nicht der erste.“
Lillys Blick bleibt sanft. Sie rutscht näher, zieht ihn in eine Umarmung. „Wenn es wirklich zu einem Rückschlag kommt, werde ich da sein. Dann werde ich dich auffangen, falls du es nicht selber kannst.“ Sie beobachtet, wie sich seine Schultern etwas straffen. „Das heißt nicht, dass du schwach bist. Im Gegenteil: Du bist stärker als du denkst, Viktor.“ Sie sieht, wie sich ein leichtes Lächeln bildet. „Und ich bin so stolz auf dich.“, fährt Lilly fort, drückt ihn fester.
Viktor hebt seine Hand, streicht sanft über Lillys Wange. „Du bist... so wunderschön.“ Er schweigt eine Weile. „Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde.“ Seine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern.

Lilly sieht ihn lange an. Er öffnet sich vor ihr. Er vertraut ihr. „Ich bin seit 20 Jahren bei dir, Viktor.“ Sie lächelt. „Da werde ich auch jetzt nicht einfach abhauen.“
Nun zeigt sich doch noch ein Lächeln auf seinen Lippen. „Ich weiß.“, sagt er. Lilly strahlt, als sie diese Worte hört.

Das Lächeln bleibt jedoch nicht lange. „Trotzdem hasse ich das Gefühl, dir eine Last zu sein.“ Er seufzt. „Du siehst das vielleicht anders. Aber das Gefühl bleibt.“
Lilly streichelt ihn. „Ich will, dass es dir besser geht. Auch, wenn es ein weiter Weg ist, gehe ich diesen Weg mit dir.“ Einen Moment zögert sie, bevor sie weiter spricht: „Aber wenn du mich entlasten willst, gibt es immer noch professionelle Hilfe, die du dir holen kannst...“
Er spürt, wie die Nervosität in ihm aufflammt. „Therapie?“ Nein.. das geht nicht... Viktor senkt den Kopf. „Ich .. ich kann mich vor dir öffnen, Lilly! Ich schaffe es aber nicht vor irgend einem Seelenklempner!“ Was, wenn der zu tief gräbt? Und Dinge hervor holt, die besser verborgen bleiben?
Lilly streicht ihm über die Haare. „Niemand kann dich dazu zwingen, Viktor. Du bist längst volljährig. Meinst du, du kannst trotzdem darüber nachdenken? Ich denke, dass es dir helfen könnte, auch eine andere Perspektive zu hören als die von mir.“ Viktor schweigt eine Weile. „Ich... kann das nicht!“, antwortet er leise. Lilly lässt sich ihre Enttäuschung nicht anmerken. Mit dieser Antwort hat sie gerechnet. Aber sie weiß, dass sie Viktor Raum lassen muss. „Ich verstehe.“ Sie nimmt seine Hand in die ihre. „Therapie oder nicht – du bleibst mein Lieblings-Stratege!“ Sie streicht ihm eine Strähne aus dem Gesicht.

<<< Drake kommt von Glimmerbrook (3) <<<
Charaktere: Lilly, Drake, Viktor
Geschichtsstrang: Andenken an Rasputin
Die Musik erfüllt den Raum, während Lillys Finger sicher über die vertrauten Klaviertasten gleiten. Viktor liegt auf dem Sofa und lauscht ihr. Er musste sie nicht einmal bitten – sie hatte von selbst zu spielen begonnen. Er lächelt leicht. Wenigstens hier braucht er kein schlechtes Gewissen haben, dass er sie zu sehr runter zieht. Die Musik hilft nicht nur ihm, sondern ihr genauso. Viktor schließt die Augen, lässt sich von den Tönen tragen.
Lilly beendet ihr Stück, setzt sich zu ihm. „Wie geht es dir heute?“ Er sieht sie an, zögert. Es dauert eine Weile, bis er spricht. „Erschöpft.“, murmelt er leise, „Aber ich hatte schon schlimmere Tage.“ Lilly nickt, versteht, dass er mehr nicht sagen möchte. „Wenn ich dir …“, beginnt sie, doch sie wird von der Türklingel unterbrochen. Viktor starrt aus dem Fenster. „Drake? Schon wieder?“ Er seufzt und erhebt sich. Diesmal hat Drake ihn nicht bereits am Fenster gesehen und es wäre einfach, so zu tun als sei er nicht da. Doch es geht ihm diesmal besser als bei Drakes letztem Besuch.
„Schon wieder du? Kannst wohl nicht ohne meine Gesellschaft, was?“, fragt Viktor sarkastisch. Drake grinst. Wie immer. „Unsinn, Nebelhirn, du wirst sehen dass es genau anders rum verläuft. Ohne mich…“ mit diesen Worten drückt er Viktor zwei Bücher in die Hand, „hättest du nie Andenken an Rasputin aus dessen Versteck erhalten.“ Viktor starrt ihn weiterhin irritiert an. Sein Blick ist unsicher, als er sich das Buch in den Händen dreht, als wolle er etwas darin suchen, das ihm hilft, die Situation zu entschlüsseln. „Andenken?“
„Genau, Andenken.“ Drake verbeugt sich mit einem schiefen Grinsen vor Lilly, als sie sich ebenfalls zur Tür begibt. „Guten Abend, Lilly. Das Nebelhirn hier braucht anscheinend etwas länger, um in Schwung zu kommen.“ Er dreht sich wieder zu Viktor, während er einen dramatischen Schritt zurück macht, die Arme weit ausbreitet. „Also, Viktor, noch mal langsam für dich: Ich war in Rasputins Versteck. Und das sind Andenken daraus. Dachte, es könnte dich interessieren.“ Dann lehnt er sich mit einem spöttischen Lächeln zurück. „Aber offenbar ist es in deinem Hirn noch immer zu neblig!“

Nun endlich starrt Viktor die Bücher an. Eines hat eine krakelige Handschrift, scheint Notizen zu beinhalten. Verschiedene Zahlen und Daten stehen dort, aus denen sich Viktor noch keinen Reim machen kann. Das zweite Buch jedoch… Er hält inne, als er den handgeschriebenen Namen Amanda bemerkt. Schmerz durchzuckt ihn. Lilly sieht, wie er mit den Fingern über ihre Handschrift streicht.. fast zärtlich. Doch er sagt kein Wort. Drake mustert Viktor. Treffer. Es ist tatsächlich das Tagebuch seiner verstorbenen Mutter.
„He Nebelhirn! Wie wäre es mit einem ‚Danke Drake. Du bist klasse, Drake?‘“, fragt er sarkastisch. Nun endlich hebt Viktor den Kopf wieder. „Ja, du Genie. Danke. Dafür verzeihe ich dir sogar das ‚Nebelhirn‘. Aber wie hast du das geschafft?“ Seine Stimme zittert leicht, er kämpft mit der Trauer, die plötzlich wieder hochkommt.
Drake tut so als würde er nichts merken, klopft ihm auf die Schulter. „Weißt du was? Ich kriege endlich meine Revanche beim Schach, und dafür erzähle ich die Geschichte? Klingt das wie ein Deal für dich?“ Viktor sieht ihn an. Er fühlt sich nicht bereit dazu. Noch immer fällt es ihm schwer, sich darauf zu konzentrieren. „Ich finde, das ist eine gute Idee.“, sagt Lilly fröhlich. Das beseitigt nun auch Viktors letzte Zweifel. „Also gut, du Angeber.“, sagt er in Drakes Richtung, „Dann hol ich dich mal auf den Boden der Tatsachen zurück.“ Lilly grinst und folgt den beiden, als sie sich ins Arbeitszimmer verziehen. Sie sieht ihnen zu, wie das Schachbrett aufgebaut wird.

Viktor betrachtet die weißen und schwarzen Figuren vor ihm. Es ist ein Spiel der Kontrolle, ein strategischer Tanz. Drake ist ein fähiger Gegner, das weiß er. Aber nichts, mit dem ein Stratege wie Viktor nicht klarkommen würde. Normalerweise zumindest. Die Dunkelheit macht Konzentration schwer.
Das Spiel plätschert vor sich hin, bis die ersten Fehler gemacht werden. „Schach!“ Viktor sieht in Drakes selbstgefälliges Grinsen, als der seinen Springer vor bringt. – direkt vor Viktors König. Schach. Viktor runzelt die Stirn. Er sieht sofort das Problem: Er kann den Springer nicht schlagen. Keine seiner Figuren reicht an ihn heran. Bleibt nur der Rückzug – den König aus dem Schach ziehen. Aber dann… Sein Turm steht frei.
Drake hat das gesehen. Natürlich hat er das gesehen. Ein raffinierter Zug. Zwei Drohungen, ein Opfer. Und Viktor kann nur reagieren.. Das fällt auch Drake auf: „He, bist wohl nicht ganz bei der Sache, wie, Nebelhirn?“ Viktor ärgert sich. Drake hat Recht, das war ein Fehler. Er hätte es nie so weit kommen lassen dürfen. So etwas passiert ihm sonst doch nicht! „Hrmpf, das war nur Glück, Drake!“ Nein... das war es nicht. Es war Unkonzentriertheit.

„Was ist, Vik? Gibst du schon auf?“ Viktor antwortet nicht sofort auf die Provokation. In seinem Gehirn bilden sich Pläne, Strategien... Nein, so kann er das nicht stehen lassen... Er atmet tief durch, spürt die Herausforderung wieder in sich, fühlt sich für einen Moment wieder lebendig. Langsam, fast mechanisch zieht Viktor seine Dame vor, schlägt einen gegnerischen Turm. Angestrengt blickt er auf das Brett. Drake wird übermütig. „Man, so macht das doch keinen Spaß!“ Mit dem selben Springer, der auch Viktors Turm schlug, springt Drake nun auf das Feld von Viktors Dame, nimmt die Figur an sich. „Dass du deine Dame verlierst ist echt schon ein schlechtes Zeichen für dich.“

Doch diesmal ist es Viktor, der grinst. „Nein...“, sagt er, „das war kein schlechtes Zeichen. Das war ein Köder!“ Dadurch, dass Drake den Springer von der ursprünglichen Position bewegt hat, wurde für Viktor der Weg frei für seinen übrigen Turm. „Schach!“ Viktor mustert das Brett, rechnet Drakes Möglichkeiten aus. „Und Matt! Das war's!“ Mit einem schnellen Blick auf Drakes Gesicht sieht er, wie sich der Stolz der Verwirrung weicht. Drake erstarrt. Der triumphale Funke fehlt.
Drake starrt auf das Brett. Das Ende kam so schnell, so unerwartet... „Respekt, Viktor!“, grinst er, „Du bist ja doch noch du selbst!“ Er lehnt sich zurück. „Also gut, die versprochene Geschichte: Hör zu...“
Und so erzählt Drake Viktor und Lilly von seinem Abenteuer: Wie er den Geheimgang gefunden hat, wie er die Phiolen bemerkte, wie die Bücher versteckt waren... Er endet mit den Worten: „Rasputin war also nicht so schlau wie er glaubte!“ Er klopft Viktor noch einmal auf die Schulter. „Aber ich muss dann mal wieder. Irgendwann werde ich dich doch noch schlagen, glaub mir!“ Viktor hört die Tür hinter ihm ins Schloss fallen.
Kaum ist Drake wieder fort, starrt Viktor wieder melancholisch auf die Bücher. Lange Zeit, ohne sich zu rühren. Es tut weh. Die Schwere der Vergangenheit lastet auf ihm, und die Angst, sich ihr zu stellen, schnürt ihm die Brust zu. Lilly setzt sich neben ihn, spürt den Moment, ohne dass er ein Wort sagt. Sie legt ihren Arm um seine Schulter, ohne ihn zu drängen. „Wenn es noch zu viel für dich ist, musst du sie noch nicht jetzt lesen“, sagt sie leise. Viktor nickt. Lilly hat er erneut geschafft, in ihm zu lesen. Sie hat Recht. Es ist zu früh. Zu schwer. Zu viel...

Viktor seufzt tief. Ohne ein weiteres Wort lässt er die Bücher in der Schublade verschwinden, in der auch immer noch sein Foto liegt. Auch das beachtet Viktor nicht weiter. „Vielleicht.... irgendwann.“
>>> Viktor geht nach San Myshuno Nr. 12 - Jazz Club (9) >>>
>>> Lilly geht nach San Myshuno Nr. 12 - Jazz Club (9) >>>

<<< Lilly kommt von San Myshuno Nr. 12 - Jazz Club (9) <<<
<<< Viktor kommt von San Myshuno Nr. 12 - Jazz Club (9) <<<
Charaktere: Viktor, Lilly
Geschichtsstrang: Wenn es still wird
Viktors Blick fällt auf die Schublade. Er hatte die ganze Zeit keinen Schlaf finden können. Kann es helfen? Diese Unwissenheit lastet schwer auf ihm. Das Motiv für den Mord an seinen Eltern. Das Tagebuch könnte Hinweise liefern, das weiß er. Und doch… ist es schwer. Kann ich wirklich besser damit abschließen?
Es wendet den Blick ab, setzt sich in den Stuhl. Er atmet tief durch. Er… hat Fortschritte gemacht. Lilly erinnert ihn täglich daran, hilft ihm, wieder etwas positiver zu denken. Auch wenn es ihm immer noch schwer fällt. Aber dass es langsam aufwärts geht – Schritt für Schritt - das kann selbst er nicht leugnen. Selbst zu Gary baut er so langsam Vertrauen auf.
Vielleicht… ist er wirklich langsam stabil genug, es zu wagen. Viktor schluckt, doch schließlich öffnet er doch die Schublade, holt Amandas Tagebuch hervor. Das andere Buch ignoriert er vorerst. Drake hatte es mitgenommen, weil es einfach im selben Versteck lag wie das Tagebuch. Aber ob es überhaupt einen Zusammenhang gibt, ist weder ihm noch Viktor bekannt. Er würde schon noch heraus finden, ob es überhaupt relevant ist.

Viktor legt das Tagebuch ehrfürchtig auf den Schreibtisch, fährt mit den Fingern über den Einband. Wie ist Rasputin überhaupt an diesen Besitz gekommen? Eine Frage, die er nicht beantworten kann, die er erst mal nach hinten schiebt. Die Fragen nach dem WIE kann er sich auch später stellen. Jetzt geht es erst mal um das WARUM.
Und das… macht ihm Angst. Aber er ist nicht alleine. Lilly ist in der Nähe. Ihre Anwesenheit ist nie zu viel, ist immer genau richtig. Nach der stressigen Bar-Nacht gibt sie ihm den Raum, auch mal alleine zu sein. Und doch ist sie da, wenn er sie braucht. Sie tut so viel für ihn. „Wenn ich Unterstützung brauche, kann ich sie immer noch holen. Bis dahin kann ich ja schon mal anfangen!“

Mit der gewohnten Willensstärke, die er mittlerweile nicht mehr anzweifelt, schlägt er die erste Seite auf, betrachtet die gewohnte Handschrift seiner Mutter. Die kleinen I-Punkte, die sie wie eine Blüte gezeichnet hat, zeigen einen Kontrast zu ihrem sonstigen Schriftbild: immer kursiv, aber immer kraftvoll. Amanda war eine strenge Frau, doch trotz allem mit einer gewissen Wärme. Er beginnt zu lesen.
Zitat
Ich habe heute von ihm geträumt. Seine kleinen Hände, die nach meinen Haaren griffen. Ich weiß noch immer, wie seine Stimme klang.
Ich wollte stark sein. Ich habe ihn angesehen, ihn geküsst – und ihn dann der Frau mit dem grauen Schal übergeben. Ich sagte, ich käme zurück. Ich habe gelogen.
Viktors Finger streicht über die verwischte Tinte in diesem letzten Satz. Vielleicht eine Träne. Meint sie Remy? Er liest weiter:
Zitat
Ich hätte es ihm erklären wollen. Irgendwann. Dass ich ihn nicht verlassen habe, weil ich ihn nicht liebte. Sondern gerade weil ich es tat. Ich konnte ihn nicht mitnehmen in das Leben, das ich damals führte. Nächte in schmutzigen Zimmern, mit Händen, die zahlten, um zu vergessen – nicht um zu lieben... Ich wollte, dass er eine Chance hat – irgendwo, irgendwie.
Viktor hält einen Moment inne. Amandas früheres Leben? Er erinnert sich daran, dass sie einmal betont hat, Silas hätte sie gerettet, ohne in Details zu gehen. Was für ein Leben war das, von dem sie gerettet werden musste? Suggeriert das Tagebuch wirklich das, was er denkt?
Viktor packt das Buch mit beiden Händen. „Warum hast du nie davon erzählt?“ Seine Hände zittern. Krallen sich in die vergilbten Seiten. Wut. Trauer. Enttäuschung. Er weiß nicht, welches Gefühl dominiert – nur, dass sie alle zu viel sind. Eigentlich... weiß er die Antwort auf die Frage. Sie hatte als Ratsmitglied eine Rolle zu spielen. Eine Fassade. Wie seine eigene. Und je weniger davon wissen, desto geringer ist die Gefahr, dass es nach draußen dringt...

Viktor schiebt den Gedanken in den Hintergrund. „Fokus, Viktor… das hier hat nichts mit der Kette zu tun. Nichts mit Rasputins verdammtem Objekt der Begierde.“ Der Mord geschah viel später. Er muss die Emotionen wieder unter Kontrolle bringen, so wie er es gewohnt ist. Die laufen jetzt lange genug Amok.
Er überfliegt die nächsten Beiträge. Themen wie Silas, der Rat der Vampire, aber auch kleine Probleme und Anekdoten... Und glückliche Momente. Viktor zwingt sich, sich nicht lange mit damit aufzuhalten. Er ist auf der Suche nach Hinweisen.
Zitat
Ich mag meinen Posten am Rat der Vampire. Man lernt immer neue Leute kennen. Wie Rasputin. Ein Magier. Charmant, wohl mit Worten. Sagte, er sei hier wegen Wissen. Und vielleicht ein wenig Wahrheit. Und dieses Lächeln... wäre nicht schon lange Silas an meiner Seite, hätte ich schwach werden können.
Viktor dreht sich der Magen um, als er diesen Namen liest.
Zitat
Vor allem meine Kette scheint es ihm angetan zu haben. Ich habe ihm nicht die ganze Wahrheit erzählt, woher ich sie habe. Doch ich habe ihm von dem Fremden erzählt. Aber nicht, für welche Dienste er sie mir gab.
Viktors Hände krallen sich in die Tischkante. Sein Gesicht verfinstert sich. Es dauert eine Weile, bis er die Seite umblättert. Nur noch ein Beitrag? Der letzte... Er schluckt. Spürt, wie er blass wird. Und liest trotzdem weiter:

Zitat
Er kam heute wieder vorbei. Sagte, er wolle noch einmal über die Kette sprechen. Dieses Mal brachte er Blumen mit. Ich hätte lachen sollen – aber irgendwie wirkte er… ungeduldig.
Ich weiß nicht, was er glaubt, in diesem Stück Metall zu sehen. Für mich ist es ein Erinnerungsstück. Mehr nicht. Vielleicht bilde ich mir das ein, aber ich glaube, er… beneidet mich dafür. Nicht wegen der Kette. Sondern weil ich nichts mehr will. Ich jage nichts. Ich habe genug.
Er wirkt nicht wie jemand, der viel Frieden kennt.
Ich frage mich manchmal, wie gefährlich Menschen werden können, wenn sie glauben, dass ihnen etwas fehlt.
Vielleicht bilde ich mir das ein. Silas sagt, ich mache mir zu viele Gedanken. Vielleicht hat er recht. Ich will diesem Mann jedenfalls nichts geben, egal wie viel er mir geboten hat. Er wird damit leben müssen, dass er es nicht bekommt.
Viktors Blick bleibt auf diesem letzten Satz hängen... Er wird damit leben müssen, dass er es nicht bekommt... Nur, dass er nicht damit leben musste... Rasputin hat gemordet, um zu bekommen, was er verlangte.
Bilder flammen in seinem Kopf auf... Seine Eltern, festgehalten mit magischen Ranken.. Er, wie er einzugreifen versucht... die Schmerzen im Gesicht, als Rasputin Zauber wirkt, um ihn anzugreifen..
Und es war alles umsonst... Rasputin hat die Kette nie erhalten.
Viktor spürt, wie sich sein Herz verkrampft, seine Augen feucht werden. Er kann es nicht verhindern. Die Kontrolle entgleitet ihm. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten weint Viktor Nebeljäger.

- - -
Oh, das passt gut! Und dann könnte Berger den Hinweis finden... Lilly lächelt. Die Ideen für ihren neuen Krimi sprudeln nur und ihr Notizblock füllt sich. Das weinende Mädchen... Geheimnis..
Lilly erstarrt, als sie aus dem Arbeitszimmer plötzlich tatsächliches Schluchzen hört. Sie lässt alles stehen und liegen, eilt ins Zimmer. „Oh, Vik...“ Sie legt ihre Hand warm auf seine Schulter. Er reagiert sofort auf die Berührung, dreht sich um, wirft sich in ihre Arme. Und schluchzt weiter.

Sie spürt die Verzweiflung, spürt wie er sich an ihr festkrallt wie ein Ertrinkender. Sie streicht ihm schweigend über den Rücken – gibt ihm Raum, zu sprechen, wenn er bereit ist.
„Mach... *schnief* … mach dass es aufhört...“, bricht er mit zitternder Stimme hervor, „Bitte...“ So viel schwingt in diesem Satz mit: Angst. Kontrollverlust. Ungewissheit. Lilly sieht ihn traurig an, fragt auch jetzt nicht nach, was los ist. „Ich... weiß nicht wie.“ Vielleicht das Ehrlichste, das sie je gesagt hat. Sie drückt ihn fester, gibt ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Sie hat in den Jahren viele Facetten von ihm erlebt. Wut. Frustration. Stolz. Schweigen. Sarkasmus. Sogar Freude. Aber nie so etwas.

Er zittert. „Er hat nicht mal bekommen, was er wollte... Sie sind gestorben – für nichts.“ Seine Stimme bricht. „Er hat mir den Boden entrissen, Narben hinterlassen... Hat ihnen das Leben gestohlen - umsonst.“ Der Tränenfluss lässt sich nicht mehr stoppen.
Lilly bleibt. Sie lässt ihn nicht los. Sie ignoriert die Tränen, die auch ihr über die Wangen laufen. Mit leiser Stimme fängt sie an zu singen:
Zitat
Evanescence - My Immortal
I'm so tired of being here
Suppressed by all my childish fears
And if you have to leave
I wish that you would just leave
'Cause your presence still lingers here
And it won't leave me alone
These wounds won't seem to heal
This pain is just too real
And there's just too much that time cannot erase
Sie streichelt ihn tröstend, spürt die feuchten Tränen.

Zitat
When you cried, I'd wipe away all of your tears
When you'd scream, I'd fight away all of your fears
And I held your hand through all of these years
But you still have all of me
You used to captivate me by your resonating light
And now I'm bound by the life you left behind
Your face, it haunts my once pleasant dreams
Your voice, it chased away all the sanity in me
Sie spürt, wie sein Zittern nachlässt...
Zitat
And these wounds won't seem to heal
And this pain is just too real
And there's just too much that time cannot erase
When you cried, I'd wipe away all of your tears
When you'd scream, I'd fight away all of your fears
And I held your hand through all of these years
But you still have
… bis auch sein Atem etwas ruhiger wird.

Zitat
I've tried so hard to tell myself that you're gone
But though you're still with me
I've been alone all along
When you cried, I'd wipe away all of your tears
When you'd scream, I'd fight away all of your fears
And I held your hand through all of these years
But you still have all of me, ah
Viktor schnieft noch einmal, wischt sich über die nassen Augen – seine Schultern sacken erschöpft nach unten. „Danke...“ Er drückt sie fester an sich. Seine Stimme ist leise, erschöpft. Aber wieder etwas ruhiger. „Für alles. Dafür, dass du da bist. Dafür, dass deine Musik meine Stille füllt. Dass du an mich glaubst... auch wenn ich das nicht immer kann. Dass ich bei dir meine Fassade fallen lassen kann, ohne dass du mich verurteilst.“ Nun endlich hebt er seinen Kopf. „Dafür, dass du mich siehst.“
Lilly versteht, dass er schon lange über diese Sätze nachdenkt. „Jederzeit.“, antwortet sie mit einem Lächeln.
„So müde. So ausgelaugt.“ Die Erschöpfung ist präsent. In seiner Stimme. Seiner Körperhaltung. Und doch richtet er sich mühsam auf. „Ich werd versuchen zu schlafen...“ Bevor sie etwas erwidern kann, dreht sich Viktor doch noch einmal um. „Und du solltest dasselbe tun...“

Überrascht hält sie inne. Dann spürt sie es selbst. Dass auch ihre Wangen nass sind, und ihre Augen geweint haben. Wann hatte das angefangen? Es war ihr gar nicht aufgefallen. Sofort erinnert sie sich an den Kompromiss, den Viktor vorher mit ihr ausgehandelt hat: „Wenn ich das Gefühl habe, dass du dich zu sehr aufgibst, dann sage ich dir das, aber dann hörst du auch darauf. Dann werde ich erst, wenn du dich wieder erholt hast, deine Hilfe akzeptieren.“
Ein warmes Lächeln huscht über ihre Lippen. Viktor nimmt seine Beschützerrolle sehr ernst, selbst jetzt noch. „Du hast Recht.“, sagt sie und hakt sich bei ihm unter, „Wir gehen gemeinsam.“

Charakter: Viktor
Geschichtsstrang: Ein Schritt mit pelziger Begleitung
Das weiche Fell des Katers unter seinen Fingern spendet nur wenig Trost. „Verdammte Scheiße!“ Viktor flucht eher selten, aber in diesem Moment, in dieser hilflosen Verzweiflung, fallen auch ihm keine anderen Worte ein. Er hatte gedacht, er macht Fortschritte... kann vielleicht bald wieder funktionieren.. nur um dann mit dem schlimmsten Heulkrampf getroffen zu werden, den er je erlebt hat. Nicht einmal am Tag des Mordes hat er so weinen müssen.
„Mrau?“ Moritz hebt den Kopf, fast so als wollte er sagen: „Weniger fluchen! Mehr kraulen!“ Viktor tut es, lauscht dem zufriedenen Schnurren, das darauf folgt. Balsam für die Seele. Wie einfach das Leben doch sein kann, wenn man vier Pfoten und ein Fell hat. Beneidenswert...
Rational gesehen macht es Sinn, was am Vortag geschehen ist. Der Druck, der sich aufgebaut hat, weil er die Gefühle so lange unterdrückt hat, wurde irgendwann zu groß. Das Prinzip ist ganz einfach, wie bei einem Vulkan. Vielleicht sollte er sich mit dieser Erklärung zufrieden geben. Und es stimmt: Jetzt, nach dem Ausbruch, fühlt er sich erschöpft.. Aber auch erleichtert. Der Druck ist nicht fort, aber auch nicht mehr so extrem. Nur für wie lange? Wann wird es wieder zu viel?

Sein ganzes Leben wurde ihm beigebracht, wie man logisch denkt. Amanda und Silas wollten, dass er in ihre Fußstapfen tritt und haben ihn dementsprechend vorbereitet. Was waren sie doch enttäuscht, als er lieber einen anderen Weg einschlug. Abseits von politischen Intrigen und Machtspielen. Wissen um des Wissens willen. Aber Gefühle? Die waren nie sein Thema. Weder vor der Berufswahl zum Historiker noch danach. Wie soll er mit all dem umgehen, was er nicht mehr unterdrücken kann?
Er ist nicht wie Lilly. Manchmal beneidet er sie. Wie sie fühlt. Wie sie lebt... Woher sie ihre unglaubliche Stärke nimmt, trotz allem auch für ihn da zu sein, wird er wohl nie verstehen. Er erinnert sich an ihre Worte, nachdem er sich für ihre Hilfe bedankt hat: „Jederzeit.“ Und er glaubt ihr das sogar.
Ein Gedanke streift ihn.. vorsichtig. Was, wenn sie Recht hat? Kann eine Therapie wirklich helfen? „Es muss doch auch andere Wege geben...“, murmelt er, fast trotzig. Sein Widerstand hält jedoch nicht lange. „Ich... muss das tun, oder?“ Fragend blickt er Moritz an, doch das Tier schweigt. „Mit Logik und Strategie komm ich hier nicht mehr weiter...“ Er schluckt. „Und ich kann auch nicht von Lilly verlangen, dass sie meine Heilung alleine trägt. Auch wenn sie sich dazu bereit erklären würde.“
Viktor pausiert einen Moment, auch wenn er bereits weiß, dass er sich eigentlich schon längst entschieden hat. „Also gut. Es kann zumindest nicht schaden, etwas zu recherchieren.“ Er trägt Moritz zum Tisch, öffnet den Laptop und beginnt...

Die Tabs sammeln sich an, so wie die Namen. Ich schau ja nur.. Viktor seufzt. Fährt mit dem Mauszeiger immer wieder über einen Namen, umkreist diesen. Gregor Kovac. Der Mann wirkt kompetent auf der Homepage... Viktor blickt zu Moritz auf dem Tisch, dann wieder auf den Bildschirm. Er kann es sich leisten, die Therapie privat zu zahlen. Wenn er sich also wirklich dafür entscheidet, sollte es schneller mit einem freien Platz klappen. Eigentlich ist Viktor kein Fan von Prokrastination. Doch die Angst sorgt dennoch dazu, dass er zögert. „Jetzt sei kein Feigling, Vik.“
Er krault Moritz noch einmal, dann öffnet er das Mailprogramm.
Zitat
Sehr geehrter Herr Kovac,
Ich brauche Hilfe. Und...
Nein, so klingt das doch lächerlich. Er löscht alles, bis auf die Begrüßung. Und fängt noch einmal von vorne an...
Zitat
Meine Gefährtin ist der Meinung, dass mir eine Therapie helfen könnte und deshalb...
„Hrmpf, das ist auch nicht besser!“ Auch dieser Text wird gelöscht. „Warum ist das so schwer?“

Er starrt auf das leere Textfeld. Ob er Lilly holen soll? Sie wird ihm definitiv dabei helfen, die richtige Formulierung zu finden. Und das Wichtigste ist ja, dass die Mail raus geht, nicht wer den Text formuliert hat.
Viktor schließt die Augen. Und öffnet sie mit neuer Entschlossenheit. Nein. Ohne Lilly. Er muss das selber schaffen. Sich auf diese Weise wenigstens einen Teil der verlorenen Kontrolle zurück holen. Er reißt sich zusammen. Und schreibt.
Zitat
Sehr geehrter Herr Kovac,
Seit einiger Zeit leide ich unter einer starken Depression. Ich bekomme Hilfe von meiner Lebensgefährtin, und kleine Fortschritte kann ich nicht leugnen. Aber auf lange Sicht wird sie das nicht alleine tragen können. Ich würde mich daher auf ein Gespräch mit Ihnen freuen. Vielleicht sind Sie der Therapeut, den ich brauche, um wieder freier atmen zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Viktor Nebeljäger
Er liest die Mail durch. Noch ein weiteres Mal. Ohne sie abzuschicken. Aber besser bekommt er es nicht hin. Das muss reichen. Er überwindet sich endlich, auch auf „Senden“ zu klicken.
Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

<<< Gary kommt von San Myshuno Nr. 12 - Jazz Club (9) <<<
<<< Phil kommt von Brindleton Bay (5) <<<
Charaktere: Viktor, Lilly, Gary, Phil
Geschichtsstrang: Alte Wunden
„Hm...“ Skeptisch betrachtet Viktor Garys Strickwerk, das er als Beweis seiner Übung mitgebracht hat. „Ja, ich glaube, du bist bereit für den nächsten Schritt.“ Er holt sein eigenes Nadelpaar hervor, macht es ihm vor. „Die linken Maschen sind quasi das Gegenteil zu den Rechten. Diesmal musst du den Faden vor die Masche legen um sie abzustricken. Du musst somit umdenken.“ Der Vampir strickt ein paar Reihen, während er seine Erklärung fortsetzt: „Sieht einfach aus, aber für jemanden, der das noch nie gemacht hat, ist das trotzdem eine Hürde.“
Seine Gedanken schweifen ab, unwillkürlich. Genau wie die E-Mail an den Therapeuten… Viktor seufzt leise. Als er Lilly davon erzählt hat, war sie überrascht. Aber auch glücklich und erleichtert, das hat man ihr angesehen. Viktor fühlt sich jedoch noch immer unsicher. Vielleicht, weil der erste Termin noch bevorsteht, und ich noch nicht weiß, was ich davon halten soll? Er schüttelt fast unmerklich den Kopf, zwingt die Gedanken in den Hintergrund, fokussiert sich wieder auf die Maschen. „Du siehst ja, dass auch die Nadelbewegung ganz anders ist als vorher.“

Mit unbeweglicher Miene, eine Braue leicht angehoben beobachtet Gary die kompliziert anmutenden Fadenverschlingungen, die unter Viktors geübten Fingern ein gleichmäiges Maschenbild ergeben. "Faden vor die Nadel und von oben statt von unten einstechen? Wild." Das kann ja heiter werden. Gary übernimmt die Handarbeit und strickt eine Randmasche. Stolz zeigt er Viktor das Ergebnis. "Schau mal, die Schlaufe hat mittlerweile die ideale Größe." Zufrieden wagt er sich an seine erste linke Masche. Das erfordert einiges an Umdenken, gelingt aber recht rasch. Bemüht nicht zu verkrampft zu arbeiten, lenkt Gary einen Teil seiner Aufmerksamkeit auf Viktor. "Wie geht es dir? Was macht deine Forschung? Warst du nicht mit rätselhaft magischen Schriften beschäftigt vor kurzem?"
Der Vampir beobachtet Gary bei seinen ersten Versuchen. „Gleich drei Fragen auf einmal also?“ Er lehnt sich zurück. „Ja, die Übersetzung schreitet voran. Es gab.. Verzögerungen. Aber ich bin mittlerweile fast durch. Es fehlt nur noch ein winziger Abschnitt.“ Er schafft es, ein wenig zu lächeln. „Der Text ist komplexer als ich ursprünglich dachte. Randnotizen von alten Magiern, darunter Namen wie Alvan Theros. Dass seine Handschrift hier auftaucht, ist bemerkenswert – viele hielten ihn für eine Legende. Und der Text beschreibt eine Vorform heutiger, moderner Magie.“ Er verfällt ins Fachsimpeln, fast so, als wollte er der Frage, wie es ihm geht, aus dem Weg gehen.

Interessiert hört Gary zu und unterlässt es nochmal nach dem Befinden des Vampirs zu fragen. Gut, dass er so locker von seiner Arbeit erzählt und ein wenig aus der Reserve kommt. "Du bist fast durch? Worum geht es denn inhaltlich, dass sich schon so viele Magier dafür interessiert haben? Faszinierend diese alten Schriften und mystischen Texte. Erinnert mich an einen Philologen, den ich auf einer Reise nach Ägypten kennen gelernt habe. Er beschäftigte sich mit Hyroglyphen. Auch spannend." Eine Fadenschlinge macht sich selbstständig und fällt zwei Reihen tiefer. "Also, worum geht's da?", presst Gary angestrengt heraus, während er versucht, die Masche wieder nach oben zu heben, ohne dass ein Loch entsteht. In der Theorie ist das alles immer ganz schön, aber praktisch reine Puzzlearbeit.
Viktor mustert Gary. Er weiß genau, dass der Musiker mehr versteht als er sagt.. zumindest was sein Befinden betrifft. Er rechnet es ihm hoch an, dass er ihm den Raum gibt. „Es scheint, als hätte Theros einen Weg gefunden, Magie zu speichern. Und in Runen zu bannen.“ Er erklärt: „Magie zu wirken verbraucht Energie. Einfache Zauber weniger als komplexe. Doch diese frühe Form ging anders vor – sie zog ihre Kraft nicht direkt aus der Umwelt, sondern aus gespeicherter Magie. Eingebettet in Runen, konserviert wie in einem Behälter. Die musste natürlich vorbereitet werden. Aus heutiger Sicht ist das vielleicht etwas umständlich. Aber für Historiker ist der Text eine Goldgrube an Informationen und spannenden Geschichten.“
Verblüfft senkt Gary die Strickarbeit in den Schoß, streckt die Finger und knackt kurz die Knöchel durch. Gut dass Lydia nicht anwesend ist. 'Gift für deine Geigenkünste ist das!' Wie oft hatte er diese Mahnung zu hören bekommen, wenn er als Kind einfach nur heraus finden wollte, warum manche Gelenke knacksen und andere nicht.
"Hm..und du möchtest heraus finden wie man solche Magie wieder aus ihrer gebundenen Form lösen kann? Oder ist das einfach eine spannende, theoretische Arbeit für dich, ohne dass du die Erkenntnisse praktisch nutzen willst, wenn du damit fertig bist?" Er runzelt die Stirn und schüttelt sanft den Kopf. "Die Strickerei macht mich ganz wirr. Was ich meine ist, wirst du irgendwann versuchen solche Art Magie zu lösen um damit etwas zu bewirken?" Jetzt muss er schmunzeln. "Zig Fragen auf einmal."

Viktor zuckt die Schultern. „Schadet nichts, wenn ich für eine Zeit aus meinem Gedankenkarussell raus kann.“, gibt er zu, für ihn ungewöhnlich offen, „Das Pergament ist wenigstens eine Ablenkung.“ Er überlegt einen Moment, bevor er fortfährt: „Erst mal muss ich den Rest noch entziffern, bevor ich diese Entscheidung treffe. Du weißt ja: Risikominimierung und so.“ Er schmunzelt. „Als Vampir nutze ich eine andere Art von Magie als Magier. Es ist ohnehin zweifelhaft, dass ich sie nutzen kann, selbst wenn ich die Magie extrahieren könnte.“ Er kratzt sich am Kinn. „Es gibt Möglichkeiten aus heutiger Sicht. Mit magischer Essenz lässt sich auch als Vampir Zauber wirken wie ein Magier. Aber das kann zu Nebenwirkungen führen. Wer weiß, ob es bei der alten Magie anders wäre.“
Im Stillen immer nachdenklicher werdend, lauscht Gary Viktors Ausführungen und nimmt nebenbei das stricken wieder auf. Ein Wort hat sich eingebrannt. Eins, das immer wieder fällt in letzter Zeit. "Hm..Gedankenkarussell. Davon kenn ich auch was.", sagt er in neutralem Ton. "Ich hab nächtelang gegrübelt, nachdem ich meine Familie verlassen habe, um mein Leben zu leben, wie ich es jetzt tue." Tief durchatmend sieht er auf und blickt Viktor an. "Ich hatte Gewissensbisse und zweifelte an meiner Entscheidung, obwohl ich alles gründlich überdacht hatte im Vorfeld und mir sicher war, das Richtige zu tun." Für einen Moment lastet beredtes Schweigen in der Luft. "Ich hab das noch niemandem erzählt bisher." Gary senkt den Blick auf das ruhende Wollgebilde in seinem Schoß und sticht mit der freien Nadel der Reihe nach durch die kleinen Löcher des Gestricks, um sich von wieder aufsteigenden Gefühlen abzulenken. "Worum dreht sich dein Karussell? Magst du drüber reden?", fragt er dann innehaltend und sieht Viktor wieder an.
Viktor atmet tief ein. Dann wieder tief aus. Der Heulkrampf steckt ihm noch immer in den Knochen, und er möchte unbedingt verhindern, dass es erneut so weit kommt. Andererseits verdient Gary zumindest eine Antwort. "Ich...", beginnt er zögerlich, "Ich hab das nie gelernt. Gefühle zu zeigen. Meine Eltern brachten mir bei, dass ich so was für mich behalten sollte. Nach dem Mord setzte ich das um, was ich kannte... und unterdrückte die Trauer, um nicht zu zerbrechen. Dieser ganze Mist holt mich jetzt, viel zu spät, letztendlich doch noch ein."

Mord. Wie ein Gongschlag hängt das Wort im Raum und hallt in Garys Kopf unheilvoll nach. Was meint Vik? Nach deren Mord..deren Ermordung oder haben seine Eltern womöglich wen ermordet? Eine Beziehungstat? Nein, dann würde er nicht in dieser Form von Trauer sprechen. Die Wucht, mit der ihn die Aussage trifft, lähmt ihn in der Reaktion. Räuspernd fängt er sich, aber die Betroffenheit spiegelt sich in seinen Augen, als er Viktor ansieht. "Sie wurden ermordet? Das ist entsetzlich. Wie alt warst du zu dem Zeitpunkt?" Ihm wird bewusst, dass die Frage bei einem Vampir vielleicht nicht zu der Antwort führt, die ihn interessiert. "Ich meine, warst du noch Kind?"
"Nein, kein Kind. Macht es aber auch nicht viel besser, das als Erwachsener zu erleben.", murmelt Vik leise. Er spürt, dass er die Tränen nicht mehr lange zurückhalten kann. Nicht schon wieder heulen... Er schüttelt den Kopf, als wollte er andeuten, dass er das Thema hier und jetzt nicht weiter vertiefen will. Noch nicht... Ihm wird bewusst, dass es nicht nur die Identitätskrise ist, die ihn belastet... sondern auch die jahrzehntelange unterdrückte Wut und Trauer. "Hab' nen Therapietermin ausgemacht, vielleicht hilft mir das.", bringt er noch hervor. Besser, Gary fokussiert sich auf dieses Thema als auf den Mord.
Unbeachtet ruht die Handarbeit in Garys Schoß. "Ja, das ist sinnvoll." Kaum vorstellbar, wie lange Vik dieses Ereignis weggeschlossen hat. "Klingt vielleicht ein wenig simpel, aber mir hilft Tagebuch schreiben. Nicht regelmäßig, aber es ist ein Ventil und vor allem urteilt es nicht. Es fängt alles auf und dann schließe ich es und habe wieder Raum in meinem Inneren." Abwesend betrachtet er das Strickzeug. Die Beschäftigung damit erscheint ihm plötzlich banal, andererseits spürt er, dass dieses Thema Viktor enorm aufwühlt. Schweigend hebt er das Gestrick auf und beginnt ungelenk wieder linke Maschen zu arbeiten.

Viktor sagt nichts. Er presst die Hände auf die Stirn, versucht, die Kontrolle über seine Emotionen zurück zu erlangen. "Vielleicht...", fängt er an, wird aber durch das Türklingeln unterbrochen. Er atmet tief durch um sich zu sammeln, dann eilt er zur Tür, bevor Gary noch auf die Idee kommt, weitere Fragen zu stellen. Die Maske sitzt wieder. Doch Lilly kommt ihm zuvor. Viktor sieht, wie sie die Tür öffnet und ihren Bruder herein lässt. "Phil? Was machst du denn hier?"

Phil begrüßt die beiden Nebeljäger knapp. "Ich hätte das sicher auch telefonisch klären können, aber ich dachte, persönlich ist besser." Er tritt ein, eilt zielstrebig zum Musikzimmer.. und hält inne, als bereits Besuch dort sitzt. "Phil, das ist Gary. Gary, das ist mein Bruder Phil.", stellt Lilly kurz klar, während Viktor auch weiterhin nur schweigt und den Blick auf das Strickzeug wirft. Hoffentlich fällt Phil nicht auf, dass hier zwei Nadelpaare im Raum sind und Gary nicht als einziger am Stricken war.
Wie selbstverständlich legt Gary die Handarbeit zur Seite, erhebt sich und begrüßt Lillys Bruder. "Angenehm." Er weist mit einer ausholenden Bewegung auf den Flügel und sieht dann lächelnd zu Lilly. "Lilly und ich haben uns über die Musik kennen gelernt. Ich profitiere von ihren Klavierkünsten und sie lernt Geige von mir." Sein Blick wandert wischen den drei Familienmitgliedern umher. Die Ansage von Phil klang dringend und Gary ist sich nicht sicher, ob das auch für seine Ohren bestimmt ist. "Ich werd dann mal aufbrechen." Geschäftig beginnt er sämtliche Strickutensilien einzusammeln.

"Musik ist immer ein großes Thema für Lilly.", lächelt Phil, "Sie hat auch bei der Einweihungsfeier meines Restaurants musiziert für die Gäste." Er sieht zu, dass Gary die Sachen zusammen packt. "Aber wegen mir musst du nicht gleich abhauen, ich kann mit Lilly auch in anderen Räumen reden." Doch Gary ist bereits dabei, den Raum zu verlassen. Viktor folgt ihm, und legt ihm seine Hand auf die Schulter, als Zeichen seines Respekts.
Nachdem er sich von Lilly und Phil verabschiedet hat, steht Gary noch mit Viktor an der Haustüre. Der Hausherr hält sie ihm auf und eine angenehm kühle Brise dringt von draußen ins Haus. "Die Nacht ist nicht nur für Vampire schön.", sagt er lächelnd. "Hast du Lust mich noch ein Stück zu begleiten? Die Luft ist ganz wunderbar." Ein blitzschneller Schemen verdunkelt für einen Moment die Außenbeleuchtung und verschwindet wieder geräuschlos in der Dunkelheit. Vermutlich eine Fledermaus.

Viktor spürt die Nachtluft auf seiner Haut. Vielleicht... sollte er wirklich mal wieder mehr raus. Könnte helfen... "He.", antwortet Viktor und es bildet sich sogar ein kleines Lächeln. "Lilly ist bestimmt stolz auf mich, wenn sie davon erfährt. Aber gut. Ich komme mit. Mit Phil kann ich eh nicht viel anfangen." Er verlässt mit Gary die Villa.
Währenddessen unterhalten sich die beiden Geschwister im Musikzimmer. Phil atmet tief ein. „Unser Erzeuger hat sich bei mir gemeldet.“ Lilly hebt eine Augenbraue, sagt aber nichts. Phil fährt fort, die Stimme leiser: „Er meinte, er weiß nicht, wie er dich erreichen soll, aber mich hat er über die Nummer vom Restaurant gefunden. Es ist...“ Er stockt, atmet tief durch. „Er ist krank. Sagt, er stirbt bald.“

Lilly weiß nicht, was sie darauf antworten soll. Ihr Vater war ein Mistkerl. Hat die Familie sich selbst überlassen und ihre Mutter in die Depression gestürzt. „Und was will er von uns?“, fragt sie schließlich doch.
„Das ist es ja.“ Phil sieht seine Schwester an, „er sagt, er will uns vor dem Tod noch mal sehen. Will um Vergebung bitten.“ Ein resigniertes Seufzen folgt. „Ich weiß nicht, ob ich das kann. Ob ich ihn überhaupt wiedersehen will. Aber du sollst es wissen. Es ist deine Entscheidung. Willst du ihn treffen?“
Lilly überlegt. Damit hätte sie nicht gerechnet. „Ich... ich weiß nicht. Ich dachte, das Kapitel ist abgeschlossen. Und ehrlich, ich bezweifle, dass er meinen Weg als Vampirin sonderlich gutheißen würde.“ Sie schüttelt den Kopf. „Ich werde drüber nachdenken.“
Phil nickt. „Mach das. Ich werde dir die Kontaktdaten hier lassen, falls du dich bei ihm melden willst.“
In Zusammenarbeit mit @simscat2
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