Strangerville - Labor Dr. Henry McCoy

  • Seite 2 von 2
09.09.2023 00:38 (zuletzt bearbeitet: 09.09.2023 10:44)
#11
avatar
Drama-Aspirant

Hepzibah kommt von >>> Moonwood Mill - Werwolf-Versteck
Henry kommt von >>> Bloodmoon Valley


Charaktere: Hepzibah, Henry
Geschichtsstrang: Familie



Karger Wüstensand breitet sich vor Hepzibahs Füßen aus, als sie das flache Tal von Stranger Ville erreicht. Noch immer ist sie wütend. Sie fühlt sich betrogen von dem Mann, zu dem sie aufschauen sollte - der ihr ein Vorbild sein sollte. Doch was kann man erwarten von einem, der sich seit Jahrzehnten den Kämpfen entzieht und sich stattdessen in seinem Labor einsperrt? Der Gedanke, dass seine Feigheit die Familie zerstört hat, lässt den Zorn in der Wölfin überschäumen. Mit geballten Fäusten und einem dumpfen Grollen in der Kehle setzt sie den Weg fort.



Erst vor dem Zaun des Grundstückes bleibt sie erneut stehen. Der Drang, das Haus zu stürmen und wie ein Fegefeuer alles zu verwüsten, ist stark. Doch als Rudelführerin darf sie sich nicht diesen Intuitionen hingeben. Momente wie diese sind es, die sie Ravik um sein Naturell beneiden lassen. Er hinterfragt nicht. Er lebt einfach alles aus. So wie seine Natur es für ihn vorsieht.
Doch Hepzibah ist eine Alphawölfin. Alles, was sie tut, tut sie für das Rudel. So darf sie auch dieses Mal nicht die Kontrolle verlieren. Für ihr Volk muss sie Stärke beweisen. Für Ragnar. Sein Opfer darf nicht umsonst sein.



Es vergehen einige Minuten, während die Weiße, am Zaun verharrend, ihre innere Mitte sucht. Sie muss ihren Vater überzeugen, ihr die Handhabung des Portals zu erklären. Ohne einen Weg nach Bloodmoon Valley waren all die Mühen völlig sinnlos.
Hepzibah spürt, wie ihr Körper endlich ein wenig loslässt. Die Wut steckt noch immer in ihr, doch mehr als diese oberflächliche Entspannung wird sie für diesen Moment kaum bekommen. Also klettert sie über den Zaun und will gerade an der Tür klingeln, als Henry bereits öffnet.



"Hepzibah, mein Kind.", lächelt er ihr gewohnt freundlich entgegen. "Ich hatte nicht erwartet, dich so bald wieder zu sehen. Bitte, komm herein." Mit einer einladenden Geste tritt er beiseite. "Möchtest du etwas trinken?"
"Nein.", lehnt sie wortkarg ab, als sie den offenen Wohnbereich betritt. "Ich habe mit dir zu reden."
"Natürlich gern." Henry nickt aufgeschlossen und beide setzen sich an den geräumigen Tisch. "Einer würzigen Diskussion stehe ich immer offen gegenüber."
Die Tochter lehnt sich etwas vor, mit den Armen auf dem Tisch gestützt, weicht sie dem Blick ihres Vaters aus. "Ich würde gern wissen, woran du gerade arbeitest.", beginnt sie mit spürbar sachlichem Unterton.
Henry seinerseits lehnt sich im Stuhl zurück. "Ich erforsche den Sinenima, das weißt du doch."



"Ich weiß auch, dass du das Portal in Glimmerbrook benutzt hast." Bedeutungsschwanger sieht Hepzibah auf, doch der Blaue verzieht keine Mine.
"Ja, das ist ist wahr.", nickt er. "Woher weißt du das?"
Einen Moment schweigt die Weiße. Henry ist bekannt, dass sie das kleine Rudel führt. Und er muss auch wissen, dass sie mit den anderen die letzten dreizehn Jahre nicht tatenlos herumsaß. "Ich lasse es beobachten." Die Genugtuung, ihren Vater ertappt zu haben, lässt sie sich nicht anmerken und sie studiert seine Körpersprache aufs Genaueste, während sie ihn die Rückschlüsse ihrer Erklärung selbst ergründen lässt. Sie weiß, dass er mit mindestens einem Vampir gemeinsame Sache macht. Und ihm wird nun klar, dass er entlarvt wurde.
"Ich verstehe." Henrys Blick senkt sich.
Ja, er versteht. Das erkennt die Weiße. Sie spart sich die Vorwürfe, auf die er sicherlich nun wartet. Und auch die Frage, wohin er reiste, unterdrückt sie mit aller Kraft. Sie kann sich die Antwort ohnehin denken.



"Ich will, dass du mir zeigst, wie man es bedient.", fordert sie stattdessen.
Kaum hat sie den Satz ausgesprochen, starrt Henry sie aus großen Augen an. "Es tut mir leid, aber das kann ich nicht tun."
Hepzibahs Gesicht verhärtet sich merklich. "Wieso nicht?", presst sie beherrscht hervor.
"Ich musste es versprechen."
"Einem VAMPIR!" Die Rage überkommt sie. Mit beiden Pranken auf den Tisch schlagend springt sie auf, so dass der Stuhl umkippt.



"Er ist nicht einfach ein Vampir. Ich kenne ihn schon lange und er ist mir ein guter Freund geworden."
"WIE BITTE, WAS??" Fassungslos starrt die Tochter ihren Vater an. Unwirsch macht sie einige Schritte durch den Raum, um etwas der angestauten Energie loszuwerden. "Du KANNST dich nicht mit so einem anfreunden! Das ... das geht nicht!"
"Warum soll das nicht gehen? Er ist charmant und unterhaltsam."
"WEIL ER EIN VAMPIR IST! WIR HASSEN VAMPIRE!"
"Das ist nicht korrekt." Belehrend wedelt Henry mit einem Finger in der Luft. "DU hasst Vampire. Und zu meinem großen Bedauern die Mehrheit unserer Spezies."
"Und die Mehrheit liegt natürlich falsch, ja? Nur Doktor Henry McCoy, der große Wissenschaftler, ist im Recht." Energisch reißt sie die Arme gestikulierend auseinander. "Ich sag' dir was: Der große Wissenschaftler ist ein mieser Feigling! Du hast uns alle im Stich gelassen. Du schuldest mir diese Information."
"JETZT REICHT ES ABER!" Wütend springt nun auch Henry auf. Seit vielen Jahren ist er sich mit seiner Tochter uneinig darüber, wie die Völker zueinander stehen. Doch er sieht nicht ein, sich in seinem eigenen Haus beleidigen zu lassen. "Ich werde dir nicht sagen, wie das Portal funktioniert. Ende der Diskussion."



"Ich begreife dich nicht." Traurig schüttelt Hepzibah den Kopf. Ihre Stimme ist leise und voller Verzweiflung. "Ich bin deine Tochter. Warum willst du mich nicht unterstützen? Warum willst du nicht, dass ich glücklich werde?"
Henry seufzt. Langsam tritt er näher an seine Erstgeborene heran. "Du bist meine Tochter und ich liebe dich. Aber dein Glück ist nicht an das Portal gebunden."
"Wie soll ich glücklich werden, wenn mein geliebter Mann in der Unterwelt begraben liegt?" Dicke Tränen verlieren sich in ihrem weißen Fell. "Wie soll ich Frieden finden, wenn Ragnar es nicht kann?"



Der Vater legt liebevoll seine starken Arme um seine Tochter. "Das Portal nützt dir dafür nichts, mein Kind. Der Zugang zur Unterwelt ist zerstört. Du würdest deinen Ragnar nicht erreichen."
Das weiß die Alphawölfin selbst. Das erste Jahr hat sie beinahe jede wache Stunde damit verbracht, einen Weg zu ihrem Gemahl zu finden.
"Aber ich könnte ihn rächen.", hört sie sich sagen und zuckt innerlich zusammen. Hat sie das laut geäußert? Hat ihr Vater es gehört? In seinem Arm verharrend wartet sie auf eine Reaktion. Stille erfüllt den Raum. Endlose Sekunden stehen sie da, ohne dass jemand sich regt.



"Rache ist ein schlechter Ratgeber.", bricht Henry das Schweigen.
Hepzibah löst sich von ihm und geht erneut einige Schritte in den Raum. "Es ist alles, was ich noch habe.", sagt sie kühl.
"Das ist nicht wahr." Betreten bleibt der Blaue stehen und sieht ihr nach. "Du hast Familie."
"Familie.", lacht sie höhnisch. "Du meinst damit doch wohl nicht dich." Provokativ funkelt sie ihn über die Schulter an.
"Gewiss. Ich bin dein Vater."
Hepzibah dreht sich zu ihm herum und kommt mit erhobenem Haupt auf ihn zu. "Du bist mein Vater. Aber meine Familie bist du nicht. Das ist mein Rudel." Dicht vor ihm bleibt sie stehen und fixiert ihn mit leuchtenden Augen.
"Es ist ... bedauerlich, dass du das so sieht."
"Bedauerlich? Das ist alles? War es auch bedauerlich, als Mama starb?" Etwas bedrohliches mischt sich in ihren Ausdruck. Rasender Irrsinn schlägt Henry entgegen.
Dennoch ist er versucht, sie zu zügeln. "Wage es nicht.", raunt er.



"Sie haben sie aufgeschlitzt und zum verrecken liegen lassen.", zischt die Weiße. "Und DU hast dich einfach abgewendet. Du hast keinem von ihnen die Stirn geboten. Aber ich werde das nicht einfach so hinnehmen. Ich werde diese Monster büßen lassen, für das, was sie getan haben."
Beschwichtigend hebt Henry die Hände. "Hepzibah, bitte. Das führt doch zu nichts."
"SIE HABEN MEINE MUTTER GETÖTET! DEINE FRAU! UND RAGNAR LEBENDIG BEGRABEN!" Ein neuer Schwall von heißen Tränen strömt ihr über das Gesicht. Vor ihrem inneren Auge sieht sie den Körper ihrer Mutter im blutroten Schnee liegen, die Augen weit geöffnet und vor Schmerz den Tod anflehend, er möge sie erlösen.



"UND WIR HABEN IHRE MÜTTER UND KINDER GETÖTET.", brüllt Henry zornig zurück. "WO IST DER UNTERSCHIED? DAS MUSS AUFHÖREN."
"OH, DAS WIRD ES. SOBALD ICH DIESES DÄMLICHE PORTAL DURCHQUEREN KANN. UND DU WIRST MIR SAGEN, WIE!" Mit einem kräftigen Hieb packt sie ihn an der Kehle.



"Nur über meine Leiche.", spuckt er ihr entgegen. Er wusste, dass es irgendwann soweit kommen würde. Zu unterschiedlich sind ihre Ansichten. Seelisch hat er sich seit Jahren darauf vorbereitet, sich nicht gegen sie zu wehren. Sie ist seine Tochter - egal wie mächtig ihr Hass sich ihm gegenüber zeigt.
"DAS KANNST DU HABEN, ELENDER VERRÄTER!" Zähnefletschend geifert sie ihm entgegen. Das Adrenalin jagt durch ihren Körper und sie verliert den letzten Rest der Kontrolle. Ihre Krallen bohren sich in seinen Hals, als sie ihn schwungvoll zu Boden wirft und sich auf ihn stürzt.



>>> Hepzibah geht nach Henford-on-Bagley


 Antworten

 Beitrag melden
24.09.2023 21:44 (zuletzt bearbeitet: 28.01.2024 05:49)
#12
avatar
Drama-Aspirant

Remy kommt von >>> Del Sol Valley - Château LeBeau


Charaktere: Remy, Henry
Geschichtsstrang: einfach weiter machen II




Mühelos überwindet Remy die Zäune und sieht sofort die offen stehende Haustür. Es ist offensichtlich, dass hier etwas nicht stimmt. Der Duft von Blut liegt in der Luft. Viel Blut. Sofort spürt Remy, wie seine Backentaschen beginnen, Speichel zu produzieren, so dass er zwei mal schlucken muss. Es ist unklug, dem Duft entgegen zu gehen, doch der Infizierte hat nicht das Gefühl, eine Wahl zu haben. Natürlich könnte er sich umdrehen und verschwinden. Aber er braucht den Wissenschaftler. Ohne ihn hat der angehende Sinenima keine Chance, seinem Schicksal zu entkommen.
Geräuschlos schleicht der Vampir sich ins Haus und sieht sofort die deutlichen Spuren eines ungleichen Kampfes. Dunkelrotes, bereits getrocknetes Blut zieht sich in einer kräftigen Spur über den Boden, bis hinter den Küchentresen.
"Merde!", entfährt es Remy flüsternd, als er dem Tatort näher tritt. Seine Kehle wird trocken und er befürchtet das Schlimmste.



Angespannt schaut er um die Ecke. Henry liegt auf dem Boden, den Oberkörper an die Küchenschrank gelehnt. Sein nackter Oberkörper ist mit fast geschlossenen Wunden übersäht, um den Hals trägt er einen dicken Wickel aus blutdurchtränktem Stoff.
"Hank." Der Vampir kniet sich neben den geschundenen Körper, sein Blick fest auf den großen roten Fleck am Hals verankert. Das Herz des Wolfes schlägt langsam, aber kräftig. "Mon dieu.", seufzt der Vampir und schlägt sanft mit der flachen Hand gegen die Wangen seines Gegenüber. Schwerfällig öffnet Henry die Augen.
"Hank. Was ist passiert? Wer war das?"
Henry wiegt den Kopf hin und her, wie ein angestrengtes Schütteln.
"Kannst du aufstehen?", fragt Remy weiter. "Ich bringe dich zu einem Arzt."
"Ich ... heile..." Die Worte des Blauen sind schwach, aber in keinster Weise beunruhigt. "Geh ... Labor ..."
Der Vampir erhebt sich und schaut auf den Wissenschaftler herunter. Er hört sein Herz schlagen, begleitet von dem rhythmischen Rauschen des Blutes, das es durch den Körper pumpt. Dem Duft von Werwolfblut hängt eine herbe Note an, die im Normalfall wenig verlockend ist. Dennoch muss der Infizierte sich stark beherrschen, um der Begierde nicht nachzugeben.
"Eine ... kleine Kiste ...", keucht Henry unbeirrt weiter. "Plas-" Sein Atem wird schwerer, die Augen drohen zuzufallen.
"Halt den Mund, Hank." Remy ist noch immer schockiert über den Anblick seines langjährigen Freundes. "Du brauchst deine Kraft. Ich bin gleich zurück."
Zögerlich dreht er ihm den Rücken zu und eilt ins Labor.



Unten angekommen, atmet er tief durch. Sein Inneres schreit nach frischem Blut und es fällt ihm schwer, das Bild des durchtränkten Stoffes aus den Gedanken zu vertreiben. Obwohl es kaltes Blut ist, hält sich das Verlangen hartnäckig. Kalt wie das, eines Vampires. Erfrischend und mit ganz spezieller Lebensenergie angereichert. Eine Kraft, die man nur aus vampirischem Blut erlangt. Es ist nicht nur sättigend, sondern gleichzeitig berauschend. Die junge Blonde kommt ihm in den Sinn. Wie sie wohl schmeckt? Remy bemerkt nicht, dass er mit geschlossenen Augen in tiefe Gelüste abschweift. In seinem Geist formt sich das Bild der jungen Lucia, ihr zartes Gesicht, der schlanke Hals. Unter ihrer straffen Haut schimmern die bläulichen Adern, lieblich duftend und für Sterbliche kaum sichtbar pulsierend. Ob sie ihn kosten ließe?
Schwer atmend, in Gedanken bei der Teenagerin, hebt Remy einen Arm wie in Trance an. Seine Erregung steigert sich jede Sekunde, bis die Begierde beinahe unerträglich ist. Hastig schiebt er seinen Ärmel beiseite und beißt sich ins Handgelenk. Der süße Duft seines eigenen Blutes steigt ihm in die Nase. Ohne Kontrolle über sich zu haben presst er die Lippen auf sein Fleisch und trinkt von sich selbst. Auf die Knie heruntersinkend trinkt er weiter, immer mehr und immer gieriger, bis ihm schummrig wird und er schließlich zusammenbricht.



-----

Remy schlägt die Augen auf. Sein Kopf schmerzt und eine schwere Übelkeit liegt ihm im Magen. Was ist nur passiert? Er sieht sich um und stellt fest, dass er im Labor des Wissenschaftlers liegt. Mühselig rappelt er sich auf - sein Körper fühlt sich ausgelaugt und kraftlos an.
Angestrengt versucht er, sich zu erinnern. Er kam her, um Hank zu kontaktieren. Die Szenerie rieselt langsam in sein Gedächtnis. Henry lag in der Küche, schwer verletzt, und schickte ihn ins Labor herunter. Eine kleine Kiste. Mit dröhnendem Kopf sieht der Vampir sich um. Erste Schritte führen ihn zum Schreibtisch. Neben dem Computer liegen dort jede Menge Papiere - Anträge, Dokumente, Notizen - aber keine Kiste.
Remy geht weiter in den Raum hinein, untersucht einen Tisch nach dem anderen, wird nicht fündig und widmet sich den Regalen. Unzählige Reagenzgläser, kleine Fläschchen, Phiolen und Petrischalen befinden sich in einem gekühlten Schrank unter Verschluss. Viele der Experimente und Proben sind beschriftet, doch nur weniges ist durch die Glastür lesbar. Neugierig betrachtet Remy die Sammlung und erkennt einen der Namen: Nebeljäger. Henry steht in Kontakt zu ihnen?! Mit klarer werdenden Gedanken geht er zurück zum Computer. Henry muss irgendwelche Informationen notiert haben. Auf gut Glück klickt er sich durch die gespeicherten Ordner und stößt nach einigen Versuchen auf die Spenderliste. Es dauert nicht lange, bis er den gesuchten Namen in der Datei findet. Nebeljäger, Lilly - Nebeljäger, Viktor - Nebeljäger, Viola. Der Mundwinkel des Schnüfflers zuckt zufrieden aufwärts. Die Tochter heißt also Viola. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie auf die Brindelton Bay Highschool geht ist recht hoch - ist es doch die einzige Schule der Simswelt, die dafür bekannt ist, auch Okkulte zu unterrichten.
Zwar weiß er noch nicht, was er mit dem neu erlangten Wissen anfangen wird, aber erfahrungsgemäß kann jede noch so kleine Information von Bedeutung sein.
Wissbegierig saugt er die Notizen in der Datei auf. Blutgruppe, Okkulte Reinheit gerade mal 59% - obwohl sie als Vampir geboren wurde. Remy stutzt. Für ihn ergeben diese Daten keinen Sinn. Er zückt sein Handy und fotografiert den Bildschirm ab. Nachdem er auch Viktors und Lillys Daten auf seinem gerät gespeichert hat, schließt er die Dateien und hinterlässt den Rechner so, wie er ihn vorfand. Seufzend widmet er sich wieder der Suche nach der kleinen Kiste.



-----

Als Henry die Augen öffnet, hockt der Vampir neben ihm. In der Hand hält er die kleine Kiste, die der Wissenschaftler für ihn vorbereitet hatte, bevor Hepzibah ihrer Wut freien Lauf ließ.
Müde hebt der Wolf den Arm und deutet Remy, das Gefäß zu öffnen. Seine Wunden sind inzwischen versiegt, doch sein Körper ist nach wie vor schwach. Es wird Tage dauern, bis er den Blutverlust ausgeglichen hat. Tage, die Remy nicht hat.
Der Vampir hebt den Deckel ab und blickt verwirrt auf ... ein Pflaster? Irritiert schaut er den Wissenschaftler an.
"Es ... lindert deinen ... Durst.", erklärt Henry flüsternd.
Noch immer verwundert nimmt Remy das kleine Pflaster zwischen zwei Finger und betrachtet es von allen Seiten. Dabei fällt ihm auf, dass noch ein weiteres in der Schachtel liegt.
"Du musst sie ... in Plasma ... einlegen. Zwölf Stunden."



"D'Accord." Der Brunette nickt, legt das Pflaster zurück und steckt die Schachtel ein. "Merci, Hank." Sorgenvoll beobachtet er seinen Freund. Er kann ihn hier nicht unbeaufsichtigt zurücklassen. "Steh auf.", fordert er, als er sich selbst erhebt. Fragend schaut Henry zu ihm hoch. "Ich nehme dich mit." Remys Tonfall macht deutlich, dass er nicht vor hat, zu diskutieren. Wiederwillig und unter großer Anstrengung beugt sich der Wolf nach vorn, hebt den Arm und lässt sich auf die Füße stellen und schließlich zum Wagen bringen.


Remy und Hank gehen nach >>> Del Sol Valley - Château LeBeau


 Antworten

 Beitrag melden
28.01.2024 00:01 (zuletzt bearbeitet: 06.02.2024 18:44)
avatar  Murloc
#13
avatar
Drama-Aspirant

<<< Henry kommt aus Del Sol Valley Nr. 5 - Château LeBeau (5) <<<
<<< Viola kommt aus Forgotten Hollow (3) <<<
<<< Bea kommt aus Newcrest (2) <<<
<<< Kurt kommt aus Brindleton Bay Nr. 10 - Brindleton High (10) <<<

Charaktere: Hank, Viola, Kurt, Bea
Geschichtsstrang: SoPro-Interview


Viola betrachtet das Labor, das sie nun zum zweiten Mal besucht. Die Gruppe hat sich abends getroffen, so dass sie ihre Tränke für sich behalten kann. Aber auch Kurt ist ja nicht unbedingt sonnenfest. Wenigstens ist es dem Blauen gelungen, tatsächlich einen Termin auszumachen. Bei einem Werwolf in der selben Farbe. Was für ein Paar! Sie klingelt an der Tür.

Bea hält sich vorerst im Hintergrund. Als der Werwolf schließlich öffnet, betrachtet sie ihn. Etwas nervös ist sie ja bei diesem Anblick. Doch ihre beiden Begleiter scheinen da ruhiger zu sein. Und so wird auch Bea schnell ruhiger. Vor allem, da dieser Dr. McCoy sehr freundlich klingt, als er die Gruppe begrüßt.

"Es ist mir eine außerordentliche Ehre, Sie begrüßen zu dürfen." Der Werwolf lächelt einem Teenager nach dem anderen ins Gesicht. "Das junge Fräulein Nebeljäger kenne ich bereits, ebenso wie Kurt." Er kommt einen Schritt auf Bea zu und reicht ihr die Tatze. "Dem Ausschlussverfahren nach, nehme ich an, Sie sind Fräulein Greentail. Es ist mir eine Freude, Sie kennen zu lernen. Dr. McCoy:"



"Ja, ich bin Bea.
", bestätigt diese. "Und ich freue mich auch schon." Sie ergreift die pelzige Tatze. Wenn er wollte, hätte der Werwolf sie mit Leichtigkeit töten können. Doch er ist tatsächlich freundlich - wie Kurt ihr schon versichert hat. Auch war Kurt es, der erzählt hat, woher er den Wolf kennt. Bea mustert Viola. Es stimmt also, dass sie und der Werwolf sich kennen. Doch woher, das hat die Vampirin nicht verraten. Nur Kurt. Vielleicht kann sie Viola ja später mal fragen. Vielleicht gibt es eine patzige Antwort. Doch solange sie das nicht versucht, wird sie das auch nie wissen.

Bea dreht ihren Kopf nun wieder dem Werwolf zu. "Es hieß, Sie arbeiten im Okkulten Bereich. Was heißt das genau?"

Henry lässt die Gäste eintreten und Platz nehmen. Wie es sich für einen anständigen Gastgeber gehört, serviert er Tee und Gebäck an der Sofaecke. "Diese Frage ist nicht mit wenigen Sätzen zu beantworten.", beginnt er. "Da man mir öfter nachsagt, ich sei geschwätzig, versuche ich dennoch, mich kurz zu halten." Er gießt jedem etwas von dem heißen Gebräu ein und setzt sich neben Viola auf die Couch. "Meine Untersuchungen beziehen sich im Allgemeinen auf molekulare Biologie und Genetik. Im Laufe der Jahre erwies sich der Schwerpunkt der okkulten Mutationen als weitaus unerforschtes Feld, also habe ich begonnen, mich mit diesem speziellen Bereich auseinander zu setzen. Im Genaueren habe ich herausgefunden, was es genau ist, das uns voneinander unterscheidet, und worin wir uns gleichen. Aber natürlich ist ein Wissenschaftler niemals fertig mit seinen Untersuchungen. Es tauchen immer wieder neue Fragen auf, die beantwortet werden wollen." Schmunzeln richtet er seine Brille und blinzelt dem Meermädchen entgegen. "Ich hoffe doch, diese Variante war kurz genug.

Bea macht sich einige Notizen. "Ja, das passt." Sie mustert den Wolf. "Darf ich Ihnen auch Fragen stellen, die nicht mit Wissenschaft zu tun haben? Wie lebt es sich als Werwolf? Gibt es da Rituale, die abgehalten werden? Ich kenne nur die Gerüchte, Werwölfe seien aggressiv und gefährlich. Aber das kann ja nicht auf jeden zutreffen, wenn ich mir Sie anschaue."



Viola sieht zu Bea. Sie weiß, dass sich die Meerfrau auch für fremde Kulturen interessiert, und wahrscheinlich kommt ihre Frage daher. Bevor Henry antworten kann, kommt ihm Viola zuvor: "Die meisten Werwölfe sind keine Kuschelhunde, Bea. Es gab eine Zeit, da herrschte Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen. Und hast du nicht gehört, dass auch Vero von einem angegriffen wurde? Dr McCoy ist die einzige Ausnahme von dieser Regel, die ich kenne." Wobei... diese graue Werwölfin am alten Flugzeug schien ebenfalls anders zu sein. "Na gut, vielleicht gibt es noch eine zweite Ausnahme."



Verwundert blickt Bea zu der Vampirin. Warum ist sie plötzlich so gesprächig? Sie dreht sich zu dem Werwolf, um zu schauen, wie er darauf reagieren würde.

"Mit Verlaub, meine Liebe, möchte ich an dieser Stelle berichtigen." Mit spitzen Fingern trinkt er einen Schluck aus seiner Tasse, bevor er weiter spricht. "In jedem Volk und jeder Kultur gibt es Individuen, die sich von der Masse abheben. Gewiss hängt dem Werwolf als Gattung der Ruf nach, er sei eine wilde Bestie. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass diese Beschreibung aus den Feder der Nicht-Okkulten stammt. Aus deren Sicht mag diese Beobachtung nachvollziehbar sein. Aber bedenken Sie bitte, wie die Allgemeinheit über einen Hai denkt. Er mag ein Raubtier sein, aber bedeutet das gleichermaßen, dass er eine Bestie ist? Er folgt nur seiner Natur - so wie alle anderen Lebewesen auch. Aus den Augen vieler Sterblicher Sims sind Vampire grauenhafte Kreaturen, die nur existieren, um ihnen nach dem Blut zu trachten. Würden Sie das bestätigen, Fräulein Nebeljäger?"



"Klar.
", antwortet Viola schmunzelnd. "Auch wenn Mom das anders sehen würde, trachte ich doch eigentlich jedem nach dem Blut. Und meine Aussage ist dennoch nicht falsch, als ich sagte, dass ich nur zwei Werwölfe kenne, die von der aggressiven Norm abweichen." Nun gut. So viele Werwölfe kennt sie dann auch nun wieder nicht. Doch sie erinnert sich auch an eher unerfreuliche Begegnungen. Der bei der Gruselvilla damals war definitiv kein Schoßhündchen. "Und die Aussage über den Krieg stimmt ebenfalls."

Bea kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Es ist offensichtlich, dass Viola ihre Aussage, sie würde jedem nach dem Blut trachten, nicht ganz ernst meint. Blaze ist der beste Beweis dazu, dass auch sie zu Freundschaften fähig ist, wenn sie nur will. Doch ihre eigentliche Frage wurde noch nicht beantwortet. "Um noch mal auf meine eigentliche Frage zurück zu kommen: Wie sieht das Leben als Werwolf denn eigentlich aus? Vielleicht hilft das ja auch, das Missvertrauen zu legen, wenn man sich einfach besser kennen lernen kann."



"Ich schätze Ihre Offenheit, Fräulein Greentail.
", nickt Heny wohlwollend. "Im Allgemeinen lebt der klassische Werwolf in einem Rudel von bis zu mehreren hundert Individuen. Die Geschichte besagt, dass es vor langer Zeit nur ein einziges Rudel gab, eine Gemeinschaft, die durch unglückliche Umstände zerstritten und gespalten wurde, wodurch verschiedene Alpha-Typen eigene Rudel gründeten. Ein solches Leben ähnelt gewisserweise dem der früheren Nomadenstämme. Es gibt eine klare Hierarchie, in der das Individuum auf- oder absteigen kann. Auf jeder Ebene gibt es bestimmte Aufgaben, die für die Gemeinschaft zu erfüllen sind - beispielsweise Nahrungsbeschaffung, Revierabgrenzung und dergleichen. In dieser Gemeinschaft führt man ein gutes und abgesichertes Leben, da für alles gesorgt ist. Dennoch entscheiden sich immer wieder einzelne Wölfe, ihr Leben aßerhalb ihrer Norm zu führen. Und im Allgemeinen wird das gut akzeptiert."



"Als Werwolf hat man nicht zu hinterfragen, sondern zu gehorchen. Das war für mich zu keiner Zeit befriedigend." Viola erinnert sich an Dr. Henry McCoys Worte, als sie mit Lilly und Viktor das erste Mal bei ihm war. Irgendwie klingt es in ihren Ohren nicht so, als sei das im allgemeinen "gut akzeptiert." Sie glaubt nicht, dass der Werwolf hier die volle Wahrheit erzählt, und manche Punkte für sich behält. Doch sie spart sich ihren Kommentar. Von den Mitschülern wird es eh niemand besser wissen, wenn sie das Referat dann halten. Und auch Bea notiert sich diese Antwort gewissenhaft. Sie sieht zu Kurt, der sich bisher zurück gehalten hat und kaum was gesagt hat. So schüchtern, wie er ist, scheint er Zuhören zu bevorzugen. "Hast du denn auch eine Frage?", versucht sie ihn zu ermuntern.



"Nicht zu diesem Thema.", schüttelt der Hybrid den Kopf. Die Frage, warum nicht einfach alle Völker in Frieden miteinander leben können, spart er sich. Das zu beantworten, sollte man Dichtern und Philosophen überlassen.

War ja klar, dass Kurt keine große Hilfe sein würde. Viola funkelt ihn an. Doch solange der Werwolf in Hörreichweite ist, verzichtet Viola darauf, Kurt ihre Meinung mitzuteilen. Nicht, dass er dann nicht mehr zu einem Interview bereit ist. Wie gerne würde sie wissen, ob die Blutabnahme mittlerweile zu irgendwelchen Ergebnissen geführt hat, doch diese Frage passt wohl kaum zu der Schulaufgabe. Sie besinnt sich auf das Thema: Okkulte. "Sie sind doch ein geschätzter Wissenschaftler und anscheinend ein gebildeter Mann. Selbst mein Vater respektiert Sie und das will was heißen." Darauf sollte sich der Werwolf tatsächlich etwas einbilden. "War Ihnen das bei Ihrer Berufswahl wichtig? Respekt zu bekommen, ohne dafür aggressiv sein zu müssen? Oder gibt es einen anderen Ansporn?"

"Eine gute Frage.
", lächelt der Wissenschaftler. "Mein geringes Gewaltpotential war ein Grund, einen anderen Weg zu gehen, als den meiner Artgenossen. Es lag mir nie, einem Anführer blind zu folgen. Tief in mir steckt wohl die Seele eines Pazifisten. Mein Wunsch war es immer, in Frieden zu leben. Wir könnten so vieles von einander lernen, anstatt uns zu bekämpfen. In der Wissenschaft hatte ich gehofft, einen Weg zu einem gemeinsamen Miteinander zu finden. Möglichkeiten, uns zu vereinen. Und wie sich herausstellt, sind wir nicht so verschieden, wie wir glauben." Henry nimmt einen Keks vom Teller und knuspert an einer Ecke herum. "Die nächste Schwierigkeit liegt darin, die Völker davon zu überzeugen."



"Was ... macht uns denn unterschiedlich?
", fragt Kurt nun zaghaft. "Und worin sind wir gleich?"
"Ich kann zwar nicht - noch nicht - für die Rasse der Aliens sprechen, aber es ist erwiesen, dass sowohl Vampire, als auch Werwölfe von den sterblichen Nicht-Okkulten abstammen. Der Aufbau unserer Zellen ist im Kern identisch. Erst durch eine Mutation entwickelt sich das okkulte Gen heraus und formt uns zu dem, was wir sind.
" Ein interessierter Blick trifft auf die Grünhaarige. "Ob das ebenso auf Meereswesen zutrifft, konnte ich aufgrund fehlenden Materials bisher nicht bestätigen, aber ich gehe davon aus, dass Ihre Spezies sich ebenso in die Abstammung einfügen lässt."

Neugierig hört Viola zu. Es macht sie schon ein wenig stolz, dass sie selber von sich aus auch schon darauf kam, den Ursprung in einer Mutation zu suchen. Auch wenn sie zu dem Zeitpunkt keinen Beweis für ihre Theorie hatte. "Ich hatte also Recht.", sagt sie zufrieden und erntet einen Blick von Bea, die jedoch nichts dazu sagt.



Stattdessen antwortet die Meerfrau dem Wissenschaftler: "Ich denke, dass diese Vermutung durchaus ihre Richtigkeit hat. Gibt es denn irgendwas, das ich Ihnen geben kann, das dann Ihre Forschung zu diesem Thema vereinfacht? Und wenn es eine Blutprobe ist oder so etwas?" Dazu würde er wohl auch DNA-Proben von Meersims-Vorfahren haben müssen, um das zu vergleichen. Aber vielleicht wäre ihre trotzdem ein Anfang.

"Blutspenden nehme ich jederzeit herzlich gern entgegen. Allerdings benötige ich in Ihrem Fall die Einwilligung Ihrer Erziehungsberechtigten - sofern sie noch minderjährig sind."

"Das bin ich noch
.", sagt Bea. "Ich werde gerne wieder kommen, wenn ich dann eine schriftliche Einwilligung habe. Ich bin mir sicher, dass Mama nichts dagegen haben wird." Und Bella ist ebenfalls tolerant. Zur Sicherheit nimmt sich Bea dennoch vor, Dr. McCoys Okkult erst mal zu verschweigen. Auch wenn das wahrscheinlich nicht einmal nötig wäre.

Auch Viola greift das Thema Blutproben auf: "Apropos... gibt es denn aus unserem Blut irgendwelche Erkenntnisse?"

"In der Tat haben mich Ihre Proben weiter gebracht. Da Sie und Ihre Mutter weitaus jünger sind, als Ihr Vater, weisen auch Ihre Zellstrukturen markante Unterschiede auf. Diese Entdeckung ließ mich verstehen, dass die Mutation über viele Jahre fortschreitet und erst im Laufe des Lebens ihre volle Wirkung entfaltet. Damit ist erklärbar, warum Werwölfe, wie Vampire, sich erst ab einem bestimmten Alter mit dem Okkult konfrontiert sehen. Je älter die Person ist, umso stärker ist der okkulte Anteil in den Zellen. Das ist höchst interessant."




Dem muss Bea zustimmen. Sie notiert sich auch diese Antwort auf ihren Notizblock, als sie plötzlich inne hält. "Moment... Dr McCoy hat deine Blutprobe? Und die deiner Eltern?" Sie grinst Viola an. "Hätte ich dir nie zugetraut, dass du dich auch für Genetik interessierst und sogar eine Probe hier lässt." Die Vampirin lässt Bea einfach in diesem Glauben, ohne den wahren Grund preiszugeben. Bea ahnt jedoch nichts. Als Viola damit abgelenkt ist, sich eine Frage zu überlegen, flüstert Bea Kurt zu: "Hättest du ihr das zugetraut?" Knapp angedeutet schüttelt Kurt den Kopf. Viola und hilfsbereit... das passt für ihn absolut nicht zusammen.



Viola bekommt von Beas Flüstereien nichts mit. "Wie lange ist es denn her, dass Sie schon Wissenschaftler sind?", fragt sie den Werwolf.

"Dieses Jahr ist es fünfundsechzig Jahre her, dass ich mein Studium abgeschlossen habe. Eine lange Zeit, in der sich viel verändert hat."

Es ist schwer, sich so einen Zeitraum vorzustellen, wenn man selber noch ein Teenager ist, findet Bea.. Für Viola mag das anders sein. Auch in ihrem jungen Alter ist das Konzept der Unsterblichkeit nichts neues für sie. Aber für Meersims sind die Lebensjahre dann doch begrenzt, auch wenn es mehr sind als beim Menschen. "Eine lange Zeit.", murmelt sie vor sich hin. "Was hat sich während dieser Zeit so in Ihrem Beruf verändert? Welche Methoden zur Forschung sind heute ganz normal, von denen sie in der Anfangszeit noch nicht einmal hätten träumen können? Außer die Entdeckung der DNA"

"Oh, da gibt es Einiges.
" Henry leert seine Tasse und schaut überlegend an die Zimmerdecke. "Natürlich sind diverse Geräte deutlich effizienter geworden. Mikroskope, beispielsweise. Heute sind wir in der Lage bis auf den Atomkern zu schauen. Aber auch in den Köpfen hat sich Vieles verändert. Vor sechzig Jahren war beinahe jede veröffentlichte Entdeckung ein Kampf unter Kollegen und Kritikern. Ein Visionär musste mit wesentlich härteren Diskussionen und Rufschändungen zurecht kommen. Heute sind die Horizonte dermaßen erweitert, dass nicht jede wissenschaftliche Entdeckung angezweifelt wird. Natürlich gibt es nach wie vor Skeptiker - was ich durchaus begrüße. Denn objektive Gegenverfahren sind die ehrlichsten Wege, eine These zu bestätigen oder zu widerlegen. Auch die Ethik spielt heute ein größere Rolle. Als die Stammzellenforschung in die Labore einzog, entbrannten hitzige Dis-" Der Werwolf bricht plötzlich ab. Ins Leere starrend, weiten sich seine Augen. "Henry?" Kurt beugt sich sorgenvoll vor, tauscht fragende Blicke mit den Mädchen aus, doch der Wissenschaftler reagiert nicht.



Stattdessen zieht er ein Notizheft aus der Gesäßtasche, blättert wie besessen darin herum und murmelt unverständliche Fragmente vor sich her, die in einem Flüstern münden: "Ja, natürlich. Wie konnte ich das übersehen?!" Aus seiner Hemdtasche zückt er einen Stift und beginnt eifrig Notizen niederzukritzeln. Der Stift flitzt über das Papier, verharrt einige Sekunden, bevor er, mitsamt dem Heft, auf dem Tisch abgeelegt wird und Henry eifrig aufspringt, um zu einem der Regale zu eilen. In Gedanken versunken, blättert er hastig in einem Fachbuch, bis sein Zeigefinger auf eine Seite tippt und der Wolf zu lesen beginnt.



Viola wirft dem Werwolf einen kurzen Blick zu. Sie kann von hier aus nicht erkennen, was das für ein Buch ist, das er gerade liest. Schade eigentlich. Jetzt dort hinzugehen lässt sie dann doch bleiben. Das Notizbuch auf dem Tisch kann sie hingegen gut erkennen. Und sie kann nicht widerstehen. Neugierig schnappt sie sich das Buch, während Dr. McCoy mit seinen eigenen Recherschen beschäftigt ist.

Schnell findet sie den letzten Eintrag. Man, was für eine Sauklaue... Viola kneift ihre Augen zusammen. entyonab?... nein. Das heißt eher entyonal... und dann ... Gtanj Menfominj? Enttäuscht muss die Vampirin feststellen, dass sie die Handschrift des Werwolfs kaum entziffern kann. Typisch Wissenschaftler!



Es dauert einige Minuten, bis er sein Haupt mit einem friedfertigen Ausdruck aufrichtet, das Buch klangvoll zuschlägt und sich an seine Gäste erinnert. "Verzeihen Sie meine Unhöflichkeit. Haben Sie noch weitere Fragen?" Das Buch zurückstellend, wirkt er nun wieder entspannt und aufgeschlossen, kommt zu den Teenagern zurück und setzt sich. "Ich muss doch bitten." Über die runden Brillengläser hinweg lächelnd, zieht er das Heft an sich, an dem Violas neugieriger Blick haftet.



Viola fühlt sich ertappt. "Ähm... aus Neugier entsteht Wissenschaft.. oder so.", murmelt sie. Es ist ihr peinlich, erwischt worden zu sein. Aber so wie Dr McCoy lächelt, scheint er auch nicht wirklich wütend zu sein. "Aber Ihre Geheimnisse sind bei mir sicher, ich schwöre." Sie grinst, ohne zu erwähnen, dass sie bei dieser Sauklaue nicht einmal die geringste Ahnung hat, was diese Geheimnisse sind.

Auch Bea ist neugierig. Doch sie wagt nicht, jetzt auch noch nach dem Notizbuch zu fragen. Stattdessen stellt sie eine andere Frage für das Interview: „Gibt es denn auch etwas, das Sie anfangs nie glauben konnten? Das sich später aber als wahr herausgestellt hat?

Henry überlegt einen kurzen Moment. "Das ist so nicht zu beantworten, fürchte ich. Als Wissenschaftler habe ich es mir abgewöhnt, etwas zu glauben oder nicht zu glauben. Man stößt auf offene Fragen, entwickelt eine Theorie anhand von Erfahrungswerten und beginnt dann, besagte Theorien zu bestätigen oder zu widerlegen. Sobald man in einen Glaubenssatz fällt, verliert man jegliche Objektivität für seine Arbeit."



Viola sieht zu Bea, die hier die meisten Fragen gestellt hat. Sie selbst will sich jedoch auch nicht sagen lassen, sie hätte hier zu wenig getan. Nicht so wie Kurt... also überlegt auch sie sich eine weitere Frage: "Wenn Sie kein Wissenschaftler geworden wären, gäbe es denn einen anderen Beruf, der Sie gereizt hätte?"



Der Werwolf lächelt amüsiert. "Vermutlich hätte ich dann einen sportlichen Weg eingeschlagen. Noch bis in die späte Jugend hinein faszinierte mich das, was die Sims Baseball nannten. Natürlich sah mein Rudel nicht es nicht gern, dass ich mich für die Sterblichen und ihre Bräuche interessierte. Also wurde daraus nichts." Es ist ewig her, dass Henry an dieses Hobby dachte. Ein beinahe nostalgisches Gefühl macht sich in ihm breit.

Baseball war nie Violas Fall. Sie bevorzugt Fußball. Doch dass der Werwolf überhaupt sportliche Interessen hat, findet sie überraschend. Und Bea auch, wenn sie deren Gesichtsausdruck richtig deutet. "Ist das der Grund, der zum Bruch mit dem Rudel geführt hat? Oder sind Sie freiwillig gegangen?"

"Ich hätte meine Angehörigen nicht zurück gelassen. Ich bin der Meinung, dass es immer Mittel und Wege gibt, in beiden Welten Fuß zu fassen. Dazu gehört allerdings auch Toleranz und Verständnis beider Seiten. Bei einem alt eingesessenen Rudel ist es leider nicht verwunderlich, dass die Gemeinschaft es als Verrat empfindet, wenn sich ein Individuum nicht gegen andere Rassen ausspricht. Die Befürchtung, dass jemand zu einem Überläufer wird, war damals sehr verbreitet - sicherlich aus der Sorge heraus, ein weiteres Mal angegriffen zu werden und herbe Niederschläge einstecken zu müssen. Die Feinde lauerten überall."
Der Wissenschaftler richtet seine Brille, wirkt einen Moment nachdenklich und fährt schließlich fort: "Man war sich schlicht und ergreifend meiner Loyalität nicht sicher. Ich kann und möchte niemanden einen Vorwurf machen. Die Anführer taten, was ihnen richtig erschien. So wie ein jeder von uns tagtäglich Entscheidungen treffen muss." Gutmütig schaut er die Teenager nacheinander an.



Bea nickt. "Toleranz ist wirklich wichtig.", meldet sie sich zu Wort. "Und manchmal klappt es damit glücklicherweise auch. Immerhin bin ich eine Meerfrau, Kurt ist ein Alien, Viola Vampirin und Sie sind Werwolf. Und trotzdem unterhalten wir uns ganz friedlich." Unerwartet friedlich, denkt sich die Grüne. Doch auch Viola hat sich diesmal benommen. Mal abgesehen von der Sache mit dem Notizbuch. Aber alles in allem war das harmlose Neugier. Oder hatte Viola gehofft, den Wissenschaftler mit dem Wissen irgendwie erpressen zu können? Aber eigentlich glaubt Bea das nicht wirklich.

"Hast du vielleicht noch eine Frage an Dr McCoy, Kurt?", fragt sie den Mitschüler.

Ernst wendet sich der Junge von dem Meermädchen zum Erwachsenen. "Stimmt es, dass der Schlüssel zum Frieden in den Genen liegt?"



"Du sprichst auf das Aggressionspotential eines Individuums an.
", nickt Henry. "Es gab vor vielen Jahren die Theorie in der Wissenschaft, man müsse nur das Gen aus dem Erbgut entfernen, das über das Ausmaß der Aggressionen bestimmt. Dadurch hoffte man, Kriege und Gewalttaten eindämmen zu können. Leider ist es nicht so einfach. Denn es gibt noch viele qeitere Faktoren, die ein Wesen zur Waffe greifen lassen. Nicht zu vergessen, dass selbst die Aggression ihre evolutionären Gründe und Vorteile hat. Das Entfernen gewisser Aspekte unserer Existenz ist nicht die Lösung des Problems."

Die Frage trifft Viola. Redet Kurt von ihr? Sie hat Vero weh getan, das stimmt. Aber Kurt? So viel hatte sie mit ihm doch nie zu tun gehabt... Das muss nichts heißen. Wie steht Kurt zu Vero? Sie funkelt ihn an. Doch solange Dr McCoy hier ist, benimmt sie sich. Sie schluckt ihren Kommentar runter. Vielleicht meint er auch jemand anderen.



Bea hätte Kurt am liebsten in den Arm genommen. Sie denkt keine Sekunde daran, dass Kurt auf Viola anspielt. Sondern eher auf seinen Vater. "Was man erlebt hat, spielt ja ebenfalls mit rein, wie aggressiv jemand ist.", sagt Bea, "Das Leben ist leider nicht so einfach zu erklären." Sie überlegt und mustert diesmal auch Viola vielsagend: "Aber es gibt Möglichkeiten. Die eigene Energie in etwas kreatives zu stecken anstatt in Gewalt ist zum Beispiel eine Möglichkeit. Aber das ist eine Sache, die jedes Individium mit sich selbst ausmachen muss. Dazu kann man niemanden zwingen."

"Weise Worte, junges Fräulein."
Henry nickt zufrieden. Das Meermädchen ist ihm außerordentlich sympathisch. Sie wirkt interessiert und aufgeschlossen, intelligent und neugierig. Eine wunderbare Mischung - nicht nur für die Wissenschaft.

In Zusammenarbeit mit @RivaBabylon

>>> Bea geht nach Copperdale - Haus Familie Sølberg >>>
>>> Viola geht nach Glimmerbrook - Bogenschützenverein für Vampire >>>
>>> Kurt geht nach Newcrest Nr. 10 - Tropenbad >>>


 Antworten

 Beitrag melden
07.02.2024 19:40 (zuletzt bearbeitet: 12.02.2024 12:05)
avatar  Murloc
#14
avatar
Drama-Aspirant

<<< Jenna kommt aus Moonwood Mill - Werwolf-Versteck <<<

Charaktere: Jenna, Henry
Geschichtsstrang: Beim Blauen


Jenna erreicht Stranger Ville in Rekordzeit. Eines der Vorteile als Werwolf. Noch immer ist sie enttäuscht von Hepzibahs Lügen. Ihr Kampftraining mit Ravik hat mittlerweile Früchte getragen und sie ist besser geworden als am Anfang... die Alpha direkt zu konfrontieren wagt sie dennoch noch nicht. Stattdessen gibt es jemand anderen, mit dem sie reden muss. Der Zaun um das Gelände hält Jenna nicht auf. Geschickt klettert sie rüber. Und klingelt.

Im Haus rührt sich nichts. "Die junge Miss Grey.", ertönt stattdessen hinter der Besucherin. "Ich freue mich, Sie zu sehen. Wie geht es Ihnen?"



Jenna wittert Henrys Anwesenheit noch bevor sie seine Worte hört. Sie zwingt sich zu einem Lächeln. "Es gibt Nachrichten.", sagt sie, "und vermutlich keine guten." Sie sieht den Blauen an. Der wirkt noch so freundlich wie eh und je.

Besorgt betrachtet er die Jüngere, setzt dann aber sein gutherziges Lächeln auf. "Bei Neuigkeiten sollte man ein Getränk zu sich nehmen. Was darf ich Ihnen anbieten, Miss Grey?" Der Wolf schiebt sich vorsichtig an ihr vorbei, um die Tür zu öffnen.

Jenna hockt auf dem Sofa, mit ihrem gewünschtem Kaffee in der Pfote. Das ist etwas, was sie auch in ihrem menschlichen Leben gerne machte, vor der Verwandlung: Kaffee trinken. "Der Sinemina.", beginnt sie. "Hepzibah hatte gesagt, sie wird ihn hierher bringen." Sie mustert den Blauen. "Das ist eine Lüge gewesen, wie ich jetzt weiß. Das Vieh war nie hier. Sie wollte mich zur Mitarbeit manipulieren. Und ich schäme mich dafür, sagen zu müssen, dass ich mich damals auch manipulieren ließ." Nicht nur bei dem Seelenlosen. Sondern auch bei der Entscheidung dem Rudel beizutreten. Das Gemeinschaftskeitsgefühl, das im Rudel aufkam, muss ein Faktor sein, den Hepzibah mit in ihre Rechnung nahm, um ein weiteres Bauernopfer rekrutieren zu können.



"Stattdessen habe ich mitbekommen, dass das Ding immer schwächer wird, was sie zu einer Kurzschlusshandlung verließ. Sie gab den Befehl, das Ding zum Portal zu bringen, und es reinzustoßen, sobald sich da was öffnet..." Jenna fährt fort. Sie erzählt davon, wie sie sich versteckt hat. Wie sie den Sinemina gesehen hat, und wie das Rudel mit dem Ding im Schlepptau sich Richtung Glimmerbrook wandte. Beim Portal selbst war Jenna noch nie, doch sie weiß, dass es dort liegt.
"Bruno hat sich schließlich doch fügen müssen, obwohl er nicht begeistert von dem Befehl wirkte." Den Beta kennt Jenna nur flüchtig, doch seinen Namen hat sie sich merken können. "Selbst die auffällige Rotschwarze wirkte ruhiger als sonst."



Henry lässt die Worte sacken, während er aus seiner Tasse trinkt. In seinem Kopf spielt sich die Szene ab, die sich beim letzten Treffen mit seiner Tochter ereignete. Noch immer schmerzt ihn die Auseinandersetzung, weiß er inzwischen mit Sicherheit, dass er seine Tochter verloren hat.
"Sie brauchen sich wirklich für nichts schämen, Miss Grey." Andächtig setzt er die Tasse ab. "Meine Tochter wusste schon immer, ihren Willen durchzusetzen. Ich wünschte nur, ich hätte ihren Zorn früher bemerkt." Nachdenklich schüttelt er den Kopf. "Wenn sich jemand schämen sollte, bin ich es. Meine Sichtweise war mir damals so wichtig, dass ich die meiner Kinder vernachlässigte." Einige Sekunden, in denen Henry eine bequemere Position sucht, herrscht Schweigen, ehe er Jenna aufmerksam ansieht und erneut das Wort ergreift: "Jedenfalls danke ich Ihnen, dass Sie den Weg hierher gemacht haben, um mir Ihre Beobachtungen zu schildern. Das war eine gute Entscheidung. Ich werde der Sache nachgehen. Und Ihnen möchte ich raten, nicht länger dort zu verweilen. Ich würde mir nicht verzeihen, wenn Ihnen etwas zustöße."



Entschlossen blickt Jenna auf. "Sie weiß nicht, dass ich etwas weiß. Sie hat mich nicht bemerkt. Wenn ich im Rudel bleibe und weiterhin die Unwissende spiele, krieg ich vielleicht raus, was für ein Spiel hier gespielt wird." Sie lächelt schief. "Ich werde nicht länger im Rudel bleiben als nötig. Aber ich bin noch nicht fertig dort." Sollte sie das wirklich tun? Sie könnte stattdessen sich wieder mit vollem Eifer ihrem Studium widmen, und nicht Detektivin spielen. Aber andererseits möchte Jenna auch nicht untätig bleiben.



Seufzend nimmt Henry seine Brille von der Nase, putzt sie und hält sie zwischen den Fingern, anstatt sie, wie üblich, wieder aufzusetzen. Ernst sieht er die junge Artgenossin an. "Miss Grey - Jenna - Sie sind mir eine teure Freundin geworden. Darum muss ich Ihnen sagen, dass Ihr Vorschlag ein uneinschätzbar hohes Risiko beinhaltet. Sind Sie sicher, dass sie das tun wollen?"



Jenna überlegt. Vielleicht hat Henry Recht. Hepzibah würde ihr vermutlich so oder so nichts verraten. "Ich überleg es mir noch mal.", sagt sie, "Was ist denn Ihr Plan, jetzt wo Sie meine Informationen haben?"

Henry setzt die Brille auf und leert seine Tasse. "Ich werde zum Portal reisen und mich dort umsehen."



Jenna möchte sich nützlich machen. "Guter Plan.", sagt sie. "Kann ich dabei von Hilfe sein?"

"Sie können. Vier Augen sehen beksnntlich mehr als zwei.
" Henry lächelt der Jüngeren entgegen. "Ich hole einige Werkzeuge aus dem Labor und bin dann bereit, aufzubrechen." Jenna lächelt. "Gut, ich bin dabei."

In Zusammenarbeit mit @RivaBabylon

>>> Jenna und Henry gehen nach Glimmerbrook >>>


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!