Moonwood Mill

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21.09.2023 15:26 (zuletzt bearbeitet: 04.11.2023 01:40)
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Drama-Aspirant

<<< Ravik kommt von Henford-on-Bagley <<<

Charaktere: Ravik, Akeeva
Geschichtsstrang: Der mit dem Wolf tanzt I


Mit seiner zu einem U verbogenen Eisenstange, schlägt Ravik auf die Hausmauer ein. Der Backstein bröckelt bereits und die Stange verbiegt sich mit jedem Schlag ein wenig mehr. Er trümmert einfach weiter und wird mit jedem durchdringenden Krachen lauter. Das wutgetränkte Brüllen zieht durch die Gegend im selben Tackt wie das Aufschlagen des Eisens. Ravik ist angespannt. Seine Arm und Bein Muskeln spürt er kaum mehr. Seit einiger Zeit ist er oft so impulsiv und damit er nicht wieder das Versteck in Trümmer legt, muss er diese Anspannung anders los werden. Ein grosser Brocken rötlicher Stein fällt aus der Wand und er ändert seine Haltung. Schlägt mit dem U auf den Stein am Boden als wolle er Ameisen ausrotten oder einem am Boden liegenden Vampir den Schädel einschlagen. Sein Maul ist weit offen und das Gebrüll verlässt immer noch stossweise seine Kehle, bis der Brocken nicht mehr als Kiesel und Staub ist.



Ein kalter Windstoss plustert sein Fell auf, während er schwer atmend das rostrote Chaos vor sich betrachtet, dann schmettert er das U hinterher. Es prallt auf den Boden, springt zurück und landet unweit im Schnee. Der Boden vor ihm sieht widerwärtig aus, wenn man nicht weiss, dass er nur Backsteinstaub verteilt hat. Ein weiterer Windstoss und er richtet sich auf.
Dieser Geruch… Unter seinem Fell beginnt die Haut zu kribbeln und er wird wütend. Wer ist das?! Tief atmet er ein, saugt das fremde Aroma ein und muss spüren wie dieser Geruch ihn von den Krallenspitzen bis in die Leistengegend erregt. Wütend schnaubt er den Geruch wieder aus und schaut sich um. Die Fäuste geballt, während sich gleichmässig aber schnell eine Atemwolke vor seinem Gesicht bildet.



Ravik stapft ein paar Schritte in eine Richtung und seine Augen überfliegen die Gegend die in Dunkelheit getaucht ist. Der Wind stösst ihm ins Gesicht was ihm sagt, dass er in die richtige Richtung blickt. Doch den Geruch hat er auch verweht.
Ravik fällt in die Hocke. Der Schnee kühlt ihn ab doch er kann nicht aufhören den Geruch wieder erschnüffeln zu wollen. Er kann es nicht leiden wenn Fremde in seinem Revier herum laufen. Und er glaubt zu wissen, dass dieser Fremde weiss, dass er sich in seinem Territorium aufhält, welches Ravik intensiv markiert hat. Denn… da ist ein Wolf. Die Erkenntnis macht ihn sauer. Es ist eine Sache, wenn Sims sich hier her verirren, aber fremde Wölfe? Ravik knurrt bedrohlich und springt los.
Er rast durch den Schnee, sucht die Fährte und immer dann wenn er den Geruch wieder wahrnimmt, durchfährt ihn ein gänsehauterregender Schauer von der Nase bis zur Rutenspitze. Speichel sammelt sich in seinem Mund und er hört nicht auf zu laufen, bis er vor der Treppe in den Kanal hart abbremst und kurz vor der obersten Stufe zum stehen kommt.



Auf allen Vieren tappt er die eiskalten Stufen hinab. Hier ist er. Der Geruch ist stark als würde er sich hier unten sammeln. Seine Augen sind wachsam und es brennt ein kampfbereites Feuer darin während sein gieriger Mund immer mehr Flüssigkeit produziert, welche auf den gefrorenen Beton tropft. Der Geruch sagt ihm, dass der Eindringling in der Nähe ist. Raviks Muskeln werden mit jedem Schritt härter, gleichzeitig giert seine Zunge nach Blut. „Ich weiß dass du hier bist.“ knurrt er laut und tief. Seine kehlige Wolfstimme prallt an den kahlen Wänden ab und hinterlässt einen seltsam schillernden Nachhall. „Komm raus…“ er bleckt die Zähne, die Ohren sind gespitzt, bereit sich bedrohlich an den Kopf zu legen. Jedoch zucken sie verwirrt, jedes Mal wenn ein großer Hauch des fremden Geruchs seine Nase füllt. „Das ist MEIN Revier!“ bellt er schnell und laut, ignorierend wie ihn der alles einnehmende Duft hier unten umhüllt und beinahe verführt. Seine Schnauze geht auf und er leckt sich die Lippen, so als könne er den Geruch um ihn herum in den Mund nehmen und fressen. Er wünschte er könnte.



An dem rostigen Rohr, das an der Decke des niedrigen Raumes entlang führt und weiter hinten im brüchigen Mauerwerk verschwindet, beginnt ein Wassertropfen zu zittern, als ein Schrei durch das Kanalsystem schallt und das zerfressene Metall zum vibrieren bringt. Für einen Moment scheint es, als wolle sich die Flüssigkeit gegen die Bewegung und die Schwerkraft zur Wehr setzen, dann fällt der Spritzer geradewegs in die Ohrmuschel der Wölfin, die zusammengekauert, aber mit gespitzten Ohren darunter liegt und leise röchelnd schläft.

>„Komm raus! Das ist MEIN Revier!“ Die Alpha baut sich über ihr auf und fletscht die Zähne..<



Akeevas Hinterläufe beginnen unkontrolliert zu zucken, ihre Zähne schlagen klackend aufeinander und aus ihrer Kehle dringt ein tiefes Grollen. Schützend zieht sie die Vorderläufe in die Körpermitte, als der Kältereiz im Ohr sie mit einem unkontrollierten Laut aus dem Alptraum hochschrecken lässt. Aufspringend wirft sie den Kopf in den Nacken und schüttelt ihn zornig.
Der Brustkorb pumpt, ihr Blick zuckt über die Wände und die niedrige Türöffnung. Nur ein Traum... Dann kommt die Erinnerung zurück.
Sie ist die Nacht durchgewandert, von Deckung zu Deckung, aufmerksam witternd und um die kleinste Duftspur eines Artgenossen einen weiten Bogen schlagend. Die verfluchte Zeit ist wieder angebrochen. Sie spürt es mit jeder Faser ihres Körpers. Sämtliche Zellen scheinen zu vibrieren und die Hitze, ausgehend von den Flanken, ist beinahe nicht zu ertragen. Kühlung und Abgeschiedenheit suchend hat sie sich hier in die Kanalisation verkrochen. Wann sie in diesen wachschlafartigen Zustand gefallen ist, weiß sie nicht mehr.



Plötzlich geht noch ein Ruck durch den eher zierlichen, aber muskulösen Körper der Wölfin. Sie erstarrt mit geblähten Nüstern und wittert. Eine feine Duftnote dringt von irgendwoher bis in ihr Versteck. Herb.. elektrisierend.. bekannt. Noch ein Erinnerungsfragment der letzten Nacht taucht auf. Zu erschöpft um noch weiter zu ziehen, hat sie die Markierungen rund um das Kanalgelände ignoriert und sich ins Dunkel geflüchtet. Jetzt ist der Duft wieder da und wird stärker. Ein feines Zucken fährt durch ihren Oberschenkel. Akeeva zieht erbost die Brauen zusammen. Die Reaktion ihres Körpers ignorierend, schleicht sie in geduckter Haltung zur Wand neben der Eingangsöffnung und verharrt wachsam. Der Schrei hallt noch in ihrem Kopf nach. War das im Traum? Oder..

Vor dem Rohr mit der Gittertür bleibt Ravik stehen. Das Tor ist offen und das Loch dahinter gähnt ihm entgegen. Seine Nase zuckt und seine Geruchssinn verrät ihm, dass die frische Spur aus dem Rohr kommt. Seine Kiefer zittern wütend, weil die Antwort ausbleibt obwohl er ganz genau weiss - und der Wolf da drin auch - dass es kein Entkommen gibt. Ravik atmet ein, schliesst die Augen und setzt sich zeitgleich. Sein Kopf sinkt bis fast zum Boden, während er die funkelnden Augen wieder öffnet, ohne dass er das Loch aus dem Blick lässt. Wie eine Katze, die auf eine Maus wartet, sprungbereit aber seltsam entspannt verharrt er mitten im Kanal. Und ein siegessicheres, erwartungsvolles, mit spitzen Zähnen geziertes Lächeln legt sich auf seine Lippen.



Ein leises, rhythmisches Plätschern sagt Akeeva, dass sich durch das seichte Brackwasser der Kanalisation etwas nähert. Nicht etwas. Die Duftmischung aus Schweiß, Moschus und Steinstaub, wie sie es aus Ruinen kennt, in denen sie oft nächtigt, ist ungewöhnlich, aber gehört eindeutig zu einem männlichen Artgenossen. Der Nerv im Schenkel flattert jetzt unruhig. Akeevas Augen blitzen zornig auf und sie wechselt die Position in dem sie sich ganz aufrichtet. Also kein Traum, sondern eine Herausforderung. Das Plätschern verstummt und Stille senkt sich über das Gängelabyrinth. Eine undurchdringliche Maske legt sich über Akeevas Züge, dann tritt sie einen Schritt zur Seite um den Wolf zu der körperlosen Stimme in Augenschein zu nehmen. Zwei gelbe Augenpaare bohren sich ineinander. "Wer ist MEIN?" fragt sie ohne sich von der Stelle zu rühren. Jede Faser ihres Körpers ist gespanntes Bewusstsein. Die Luft zwischen ihnen flirrt förmlich vor Energie.

Als Ravik den weiblichen Wolf sehen kann, der ihn versucht mit ihrer eigenen Stimme zu dominieren, kann sein Mund sich nicht entscheiden ob er staunen oder weiter grinsen soll. Ihr Fell ist Dunkel mit auffälliger heller Zeichnung, aber dass ist nicht das was ihn aufhorchen lässt. Sein Kopf hebt sich und die Ohren richten sich interessiert auf die Fremde. Gleichzeitig hat sie nicht das Recht hier herumzulaufen. Vor allem nicht so vorherrschend. Noch einmal atmet er tief den Geruch ein den sie verbreitet, prägt ihn sich ein und dann lacht er frivol ohne sie aus den Augen zu lassen. "Du..." knurrt er begierig und seine Haltung lässt zu, dass sie einen Vorsprung haben wird.



Kurz weiten sich Akeevas Pupillen vor Erregung. Im selben Moment als sie wieder zu Schlitzen werden sprintet sie los. Sie hat sich lange genug allein durch die Welt geschlagen, um zu erkennen wann die Zeit zu laufen ist und wann man die Krallen ausfährt. Er ist ein echter Wolf, sie kann die Intensität seiner instinktgesteuerten Reaktion förmlich am ganzen Körper spüren. Den Stromstoß, den das durch ihren Leib schickt, blendet sie aus. Verdammte Hormone. "Vergiss es!" zischt sie. Eine Lache stinkender Kanalbrühe spritzt ihm ins Gesicht, als sie mit den Hinterläufen rotierend ins Dunkel der Kanalisation prescht. Die wölfischen Augen durchdringen die Schwärze, ordnen die Schatten und Schemen zu Fluchtwegen , die Krallen wetzen auf dem rutschigen Boden, finden nur schwer Halt. Sie kann ihn hinter sich keuchen hören. Das Geräusch seiner Pranken auf dem nassen Beton klingt in ihren Ohren wie Musik. Ein tiefes, befriedigtes Knurren entringt sich ihrer Kehle. Das Adrenalin peitscht durch ihre Adern und lässt sie nochmal schneller werden. Sie schießt in einen Seitengang, der schmierige Untergrund katapultiert sie ungebremst in eine Ansammlung umgekippter, leerer Fässer, die sie ohne nachzudenken in seine Richtung tritt. Auf dem Hintern rückwärts weiter robbend, beobachtet sie erregt das polternde, durch den Gang hallende Chaos, bis sie etwas Hartes im Rücken spürt. Mit der Wand hat sie nicht gerechnet.



Ravik steht drauf wenn sie fliehen. Seine Beine und Arme kribbeln, berauscht von wilden Instinkten und der Freude darüber seit langer Zeit einem Gegner in seiner Grösse hinterher jagen zu können. Sein dunkles, irres Lachen hallt durch die Rohre der Kanalisation, während er ihr schnell und gierig folgt, bevor er verstummt und nur noch unersättlich keucht. Sie ist schnell... aber nicht schneller als er. Der Schatten vor ihm, versucht ihn abzuschütteln, aber er bleibt ihr geräuschvoll auf den Fersen, angestachelt durch ein tiefes Knurren ihrerseits. "Ich krieg dich!" schnauft er grinsend und prallt reflexartig mit der Schulter und weggedrehtem Kopf gegen ein Fass, dass ihm entgegen schleudert. Er rutscht mit den Füssen voran ein Stück und verschwindet in einer von Holz und Metallringen verwüsteten Abzweigung. Nur wenige Sekunden Später, erhebt er sich langsam und bedrohlich zwischen den Fässern in den Gang. Das Gegenlicht macht ihn zu einer großen, schwarzen Silhouette, die auf zwei Beinen aus den Trümmern stapft, direkt auf die Wölfin zu. Raviks Schultern heben und senken sich, während er näher kommt und auf die Fremde hinab sieht. Sabber tropft ihm aus dem Maul. Der Gang in dem er sich breit macht, scheint plötzlich sehr viel kleiner. Seine Augen fixieren ihr Gesicht, ihre Körpersprache. Bereit sie aufzuhalten, wenn sie versucht an ihm vorbei zu entwischen. Der Sieg darüber sie in der Falle zu wissen, ist gerade stärker als der Unmut über ihren Aufenthalt in seinem Territorium, doch er ist da. "Was hast du hier zu suchen...?" grollt er mit einem seltsam erfreuten Unterton.



"Sicher nicht deine Eier." faucht Akeeva, während sie sich mit den Beinen an der Wand hoch drückt. Ihre Augen sprühen Funken, aber bei genauem Hinsehen kann man wahr nehmen, dass einer ihrer Mundwinkel zuckt, als müsse sie sich ein Schmunzeln verkneifen. Er stinkt nach dem Schmutzwasser, doch die feine Nase der Wölfin filtert einen Hauch Lagerfeuer und feuchte Erde heraus. Das rauchige Aroma bringt erneut ihren Unterleib zum pochen und lässt sie wieder zornig werden. Sie zieht eine Lefze hoch, während sich ihr Brustkorb im selben Rhythmus hebt und senkt wie seiner. "Du bist nicht älter als ich und willst mir weis machen, du bist Chef hier im Revier?" Langsam nähert sie sich seinem Körper, saugt begehrlich seine Ausdünstung auf. "Sag mir erstmal wer du bist, dann sag ich dir was ich hier mache." Die hochempfindlichen Tasthaare an ihren Beinen berühren sein Fell und jagen ihr heiße Schauer über den Rücken. Sämtliche Nerven scheinen zu glühen.

Obwohl er still steht und Ravik, abgesehen von seinem Atem, äußerlich zur Ruhe zu kommen scheint, durchströmt wildes Blut seinen Körper. Als ob es die feine Botschaft in der Körpersprache seines Gegenübers lesen könnte, verlässt es seine prickelnden Gliedmaßen. Ihre erste Antwort gibt seinem inneren Gefühl einen angenehmen Stoß in die Körpermitte und er kann, da sie Näher steht als je zuvor, zwischen ihrem Aroma aus Abwasser, Wald und wilden Gewürzen, eine berauschende Symphonie aus Verlangen wittern, die ihn mitreißt. Er lässt sie herankommen, duldet dass sie seinen Geruch aufnimmt und genießt es zu spüren, was sie spürt. Seine Zunge wird bei der ersten flüchtigen Berührung taub aber ihre Worte erinnern ihn daran, dass sie ein Eindringling ist. Potentielle Gefahr für sein Rudel.
Direkt nach ihrem letzten Wort, noch während er die raue Sinnlichkeit in ihrer Bewegung um in herum aufnimmt, leuchten seine Augen wie die Glut eines nächtlichen Infernos auf und einen Bruchteil einer Sekunde später, packt seine Klaue ihren Hals und presst sie gegen die Wand. Dicht vor ihr, inspiziert er jedes Haar in ihrem Gesicht. Während er ihrem lauten Schlucken und dem erschrockenen Röcheln lauscht, schnaubt er ihr heißen Atem ins Gesicht. „… so läuft das hier nicht.“ die kehlige Antwort auf ihren Vorschlag. Sie ist kein Simwolf. Sie ist ein echter Werwolf. Er kann es in ihrer Haltung sehen. „Und du weisst das.“ seine Nasenflügel bewegen sich dicht vor ihren und seine Augen folgen ihren. Er presst die Worte bedrohlich zwischen seine Zähne hindurch, „Wenn du leben willst… antworte!“



Todesangst flutet ihren angespannten Körper. Der beinahe glühende Hauch aus seinem Maul, leicht metallisch und durchsetzt mit fremdartigen Aromen, reizt die Rezeptoren in ihrer Nase. In Akeevas eben noch kampflustig blitzenden Pupillen erlischt der Funke und macht angesichts der rohen Kraft und unerbittlichen Härte, mit der er sie gegen die Wand presst, einem unterwürfigen Ausdruck Platz. Sein Schraubstockgriff lässt ihre Augäpfel hervorquellen. Ein gurgelndes Röcheln wird aus ihrer Kehle gequetscht, Speichel den sie nicht mehr schlucken kann rinnt aus dem Maul und eine Pfote fuchtelt hektisch Richtung Hals, um ihm zu bedeuten dass er sie erstickt und nicht erfahren wird, was er zu wissen begehrt.



Die Angst die sich in ihren Geruch mischt, bringt Ravik zum glühen und er leckt sich den Sabber von den eigenen Lippen. Eine laszive Geste, als ob es ihn reizen würde, ihr so genüsslich wie sich selbst, über die Schnauze zu lecken oder sogar sie ganz aufzufressen. Als er nicht lockerlässt, muss ihr klar werden, dass ihn die Antwort nicht wirklich interessiert. Es ist etwas anderes…primitiveres was ihn sie festsetzen lässt. Er hört ihrem Kampf zu, beobachtet die Augen die sie immer wieder schließt und aufreißt, als genieße er, wie sie der Schwelle des Todes näher rückt weil er es in der Hand hat. Er ganz allein ist das Alphamännchen in dieser Situation und es stachelt das Feuer in ihm an. Erst als ihre Kräfte zu schwinden drohen, realisiert er, dass er sie lebend haben will und lässt schlagartig los. Es ist ihr Geruch, der im Moment zu verlockend ist, als dass er ihn für immer wegwehen lassen will. Sie hat ihn bereits in die Abgründe seiner Begierde getrieben in dem sie sich anders bewegt und anders riecht. Manchmal tun die Weibchen in seinem Rudel das auch. Riechen besonders anziehen, aber Ravik bekommt von den meisten, ohne dass er es versteht, das Fell über die Ohren gezogen, wenn er versucht sich zu nähern. Diese Wölfin, die jetzt vor ihm auf dem Boden nach Luft schnappt, ist anders. Ravik weiss noch nicht genau warum und sein Gesicht wird wieder wütend. Weil sie ein Eindringling ist. Denkt er. „Steh auf!“ spuckt er ihr rau entgegen. Er will mehr als ihren einfachen Tod.



Hätte die Wölfin Zeit gehabt, könnte man ihr handeln als Planänderung bezeichnen. Das würde aber aktive Denkprozesse erfordern und Akeeva reagiert aus Urinstinkt, gepaart mit einer glühenden Welle Hass, die wie Lava ihr Inneres überflutet. Die Situation ist ein einziges traumatisches Déjà-vu. Kaum aus dem Würgegriff befreit, entringt sich ihrer Lunge ein gequälter, saugender Laut, aber das bisschen Sauerstoff, das dort ankommt reicht. Ihr stresshormongeflutetes Gehirn mobilisiert in sekundenschnelle jedes verfügbare Atom ihres Körpers. Lautlos, weil ihre geschundene Kehle kein Knurren mehr hervorbringen kann, schnellt ihr Körper nach oben, fletschende Zähne schlagen sich in das weiche Fleisch des Unterleibs direkt vor ihrem Gesicht, verlieren den Halt, weil ihr Peiniger reagiert, schnappen nach. Rot. Alles ist rot glühender Hass. Der Überlebenstrieb macht sie zu einer rasenden Kampfmaschine. Die Reißzähne bohren sich erneut in den Balg. Mit einem wütenden Kopfschütteln reißt sie ein Stück Fleisch aus der weichen Innenseite des Oberschenkels und bringt den Wolf mit einem Kopfstoß in die Weichteile ins taumeln. Sein wütender Schmerzenslaut signalisiert ihr, dass sie rennen muss. Jetzt. Immer noch kurze, abgehackte Laute von sich gebend, weil nicht genug Luft in die Lunge kommt, wälzt sie sich an ihm vorbei, will los sprinten, rutscht im Glibber am Boden aus und überschlägt sich mit ohrenbetäubendem Getöse in die Metallfässer. Ein rostiger, spitz abstehender Metallspan schlitzt ihr die Schulter auf. Sie spürt den Schmerz nicht. Panisch nimmt sie mit rotierenden Vorderläufen wieder Fahrt auf und hetzt mit stechendem, brennendem Brustkorb durch die verlassenen Gänge, bis der erste kühle Hauch Nachtluft ihr Gesicht streift. Leben!



„Das ist nicht das Ende!“ kann sie hinter sich aus dem Tunnel hören. „Ich werd dich finden!“ verspricht die Stimme Raviks wütend. Dann versiegt die Stimme in Husten. Sein Magen zieht sich immer noch stechend zusammen, während er versucht aufzustehen. Der Kopfstoß hat gesessen. Die Stelle die in diesen Tagen noch empfindlicher zu sein scheint, hat ihn fast ausgeknockt. Die Fleischwunde ist nichts dagegen, obschon er humpelt, während er den Tunnel verlässt. Der flüchtigen Duftspur hinterher ins Freie. Raviks Kiefer sind zusammengepresst und Speichel spritzt zwischen den Zähnen hindurch, jedes Mal wenn er auf das verletzte Bein auftritt. Draußen, muss er sich setzen, legt den Kopf in den Nacken und heult durchdringend in die Nacht hinaus. Es ist weder traurig noch geschlagen. Es ist ein Versprechen. Ein Versprechen an ‚sie’. Dann hebt er beinahe anerkennend Grinsend die Faust in Brusthöhe, öffnet sie und saugt den Geruch des Fellbüschels darin ein, welches er ihr entriss als sie in sein Bein biss. Sein Blick wandert durch den Kanal. „Ich werd dich finden.“ wiederholt er leise, steht auf und hinkt mit gequältem aber unerwartet zufriedenem Gesicht nach Hause. Möge die Jagd beginnen.



(in Zusammenarbeit mit @simscat2 )

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24.09.2023 01:43 (zuletzt bearbeitet: 24.11.2023 13:26)
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Charaktere: Ravik, Akeeva
Geschichtsstrang: Der mit dem Wolf tanzt II


Ihr krampfender Magen weckt Akeeva. Unwillig presst sie die Augen zusammen und rührt sich nicht. Sie weiß, dass die kleinste Bewegung quälend sein wird, nach diesem explosiven Zusammenprall im Kanal. Wieder ein bohrender, alles durchdringender Schmerz in der Körpermitte. Es fühlt sich an, als verdaue ihr Magen sich selbst. Wütend schlägt die Wölfin die Augen auf. Sie könnte hier liegen, vollgefressen und glücklich, hätte sie nicht gegen jeden Wolfverstand die Reviermarkierungen ignoriert. Müde und erschöpft sein ist das Eine, aber Dummheit kann man sich in der Wildnis nicht leisten. Sie hat Glück hier noch lebendig zu liegen. Die Augen des Wolfes sprachen eine deutliche Sprache. Es ist mehr eine Ahnung als Wissen, warum er sie fallen ließ. Die Erinnerung daran, wie nahe er ihr war, wie seine Barthaare über ihre Wange strichen als er sie musterte mit diesen intensiven Augen, stellt ihr die Nackenhaare auf und ein leises Knurren....würde ihrer Kehle entfahren, wenn nicht der Hals immer noch zu nichts zu gebrauchen wäre. Ihr Schlund fühlt sich an wie Sandpapier und die Stimmbänder verweigern den Dienst.



Gut dass es keinen Speichel zu schlucken gib, denn ihr Maul gleicht ebenfalls der Wüste in Oasis Springs. Ächzend quält sich Akeeva auf alle Viere. Erfahrungsgemäß werden die Glieder nach ein bisschen Bewegung wieder funktionieren, doch im Augenblick fühlt sich ihr Körper wie der einer Greisin an. Die linke Schulter pocht dumpf. ie Die Wunde ist dabei sich zu entzünden, das ist das Signal zum Aufbruch. Sie hat nicht gestern Nacht ums Überleben gekämpft, um jetzt elendig an Wundbrand ein zu gehen. Auf steifen Beinen richtet Akeeva sich auf und schiebt mit der rechten Pfote den Vorhang aus Efeu zur Seite, der den Felsüberhang unter dem sie geschlafen hat, verdeckt. Es ist kurz vor Sonnenaufgang, sie hat höchstens zwei oder drei Stunden geschlafen und schnuppert jetzt genüsslich die kalte Morgenluft. Das ist der Duft der Freiheit! Mit einer schnellen Bewegung lässt sie sich fallen und nimmt gierig schnappend so viel Schnee wie möglich vom Boden auf, legt den Kopf in den Nacken und lässt das kühlende Nass durch Kehle und Hals rinnen. Die Prozedur wiederholt sich, bis ein deutliches, wohliges Knurren aus ihrem Hals dringt. Befriedigt leckt sie sich die kalten Lippen, fixiert einen unbestimmten Punkt in der Ferne und stößt ein triumphierendes, langgezogenes Heulen aus. Mit neuer Energie trabt sie in Richtung Wasser. Priorität eins: die Schulterwunde. Zwei: JAGEN!



Ohne Zögern gleitet Akeeva in die eisigen Fluten des Sees , paddelt an den umher treibenden Eisschollen vorbei und genießt die betäubende Wirkung, die das kalte Wasser auf ihre immer stärker pochende Schulter hat. Eine milde Strömung hilft ihr schnell vorwärts zu kommen in Richtung eines dichten Schilfgestrüpps. Letzten Sommer hat sie dort eine kleine Lehmgrube entdeckt, die sie nun wieder ansteuert. Bevor sie ans Ufer klettert verweilt sie noch so lang wie möglich im seichten Wasser und schrubbt ihr Fell. Sie hat das tiefe Bedürfnis die letzte Nacht und auch ihren eigenen, verlockenden Duft vollständig abzuwaschen...was natürlich nicht gelingen wird. Es ist so sinnlos. Ihr Körper ist nicht mehr in der Lage Nachwuchs zu produzieren, trotzdem durchläuft er jedes Jahr aufs Neue diesen Prozess und erschwert ihr damit das freie Leben ohne Rudel enorm. Mit steifen Gliedern schiebt sie sich geduckt durch das Gewirr von abgestorbenen, geknickten Schilfhalmen und Gräsern. Mit traumwandlerischer Sicherheit erspürt sie aus den Tiefen ihres Körpergedächtnisses den Ort ihres Begehrens. Eine hauchdünne Eisschicht liegt über dem Sand-Tongemisch, das ihre Wunde desinfizieren soll. Akeeva lässt sich auf den Bauch fallen und verharrt in dieser Stellung, bis ihre wieder einsetzende Körperwärme die oberste Schicht angetaut hat. Den Rest erledigt eine warme Lache Urin, die sie darüber absetzt. Die Flüssigkeit hat ähnlich reinigende Wirkung und ihr praktischer Verstand sagt ihr, dass dies die beste Lösung ist.

Vorsichtig legt sie sich auf den Rücken, platziert ihre Schulter in der feuchten Bodenmischung und wälzt sich solange hin und her, bis ihr Fell völlig zugekleistert ist. Das wird für die nächsten Stunden eine schützende Kruste bilden und wenn alles gut geht kann sie später schon mit Harz weiter machen. Glücklicherweise bildet ihr Körper schnell Heilfleisch, es geht nur darum dass sich die Entzündung nicht weiter ausbreiten wird.
Der Schmerz ist ihr egal. Mit einer eleganten Rolle kommt sie wieder auf dem Bauch zum liegen, legt den Kopf auf den Pfoten ab und wartet geduldig, dass der Lehm die Wundränder spürbar zusammenzieht. Das Eiswasserbad hat das Hungergefühl gleich mit betäubt und so lässt die Wölfin zu, dass die bleierne Müdigkeit, die sie überfällt, von ihren Gliedmaßen Besitz ergreift. Sie hält noch einmal prüfend die Nase in alle Richtungen, legt dann beruhigt den Kopf wieder auf die Vorderläufe und fällt in einen tiefen Heilschlaf.



gegen Abend

Fast vollständig geheilt, gräbt Ravik nahe eines markanten Baumstumpfs neben dem Kanal in der Erde. Sein Bein blutet nicht mehr. Es zieht nur noch ein wenig bei Belastung und er mag den Schmerz. Er steckt die Nase in das Erdloch und schnuppert an dem Fellbüschel. Prägt sich jede Duftnote noch einmal genau ein, dann lässt er es liegen und wendet sich um.



Der kühle Wind fühlt sich trocken an in seiner Nase aber trotzdem kann er schwach herausfiltern wo der Eindringling hingegangen sein muss. Es ist Zeit sein Versprechen einzulösen.
Anfangs braucht er eine Weile bis er herausfindet, dass die Fährte auf Grund des Flusses nicht weiter geht. Statt nachzudenken und sich umzusehen, ist er nur seiner Nase gefolgt, die ihn deprimierender Weise Zeit verlieren lies.



Nachdem er den Fluss durchschwommen und sich auf der anderen Seite lange und ausgiebig das eisig kalte Wasser aus dem Fell geschüttelt hat, beginnt er zu rennen, damit seine Muskeln nicht steif frieren. Er hält die Nase in der Luft, rennt beinahe willkürlich im Zickzack und findet schließlich an einem Baum etwas Atemberaubendes. Ravik bleibt stehen und schnüffelt. Er ist versucht an diesem Fleck zu verharren, die Nase in den gelben Schnee zu stecken und zu genießen was es dabei mit ihm macht. Jedoch ist seine Ungeduld stärker. Er kann mehr haben als das. Elektrisiert stapft er weiter auf allen Vieren durch den Schnee, folgt der immer stärker werdenden Duftspur. Sie kann nicht mehr weit sein.



Erst als er wieder gefrorenes Wasser riecht bleibt er am Rand des Waldes stehen und blickt auf den von Eisschollen bedeckten See. Dann setzt er sich hin. Beobachtet die Umgebung. Ignoriert die Krähen die sich am Ufer um etwas streiten. Registriert das Rauschen des Windes in den Blättern und das Fallen von Schnee der sich nicht mehr in den Bäumen halten kann. Er sitzt da, wie eine Statue und schaut. Wartet auf eine interessante Bewegung. Ein Geräusch oder ein Zeichen. Er macht sich nicht die Mühe sich zu verstecken. Wer einen dunkeln Wolf im Schnee am Waldrand sitzen sehen will, wird dies auf jeden Fall tun.

Erschrocken fährt die Wölfin in die Höhe. Wie lange hat sie geschlafen? Die fahle Wintersonne färbt sich gerade leicht rötlich und taucht den See und das Schilf in rotgoldenes Licht. Sie hat nicht mehr viel Zeit bis zum Einsetzen der Dämmerung, der besten Zeit für Jagd auf Wild. Aufmerksam spürt sie in die Schulter. Kein Pochen mehr, nur noch eine unangenehme Spannung und Stechen wenn sie die Muskeln spielen lässt. Das ist gut. Motiviert erhebt sie sich und läuft eilig los zum Ufer. Ihr suchender Blick erspäht auf der anderen Seite einen kleinen Mischwald. Genau das Richtige für Teil zwei des Planes. Erneut durchquert sie das eisige Gewässer und spült dabei den lehmigen Wundverband wieder ab.



Im Gehölz angekommen, steuert sie zielstrebig eine Fichte an, deren Rinde mit klebrigen, würzig duftenden Harztropfen übersät ist. Gewissenhaft reibt sie die verwundete Stelle daran und will sich gerade wieder auf alle Viere fallen lassen, als eine verwirrende Duftnote sie witternd inne halten lässt. Das speicheltreibende Aroma eines Rehs und ... ER !? Akeevas Körperspannung steigt und eine wilde Mischung aus Jagdtrieb, Hunger und Begierde bemächtigt sich blitzartig ihrer Sinne. Ein leises Rascheln im Gebüsch lässt ihren Kopf herum fahren, gleichzeitig hört sie seine Stimme in ihrem Kopf. "Ich werd dich finden." Ihre Augen werden zu Schlitzen, die Mundwinkel zucken, der Geifer läuft. Eine regelrechte Hormonflut bringt ihr Blut zum brodeln und als das weiße Hinterteil des Rehs im Grün aufleuchtet, wirft sie sich herum und spurtet los. Mit einem Schreckenslaut stiebt das Tier in Richtung Waldrand.



Akeeva in kraftvollen Sätzen hinterher, wild Äste knickend und trockene Blätter vom Boden aufwirbelnd. SEIN Aroma wird stärker und als sie hinter der Beute aus dem Dickicht heraus bricht, sieht sie ihn dort sitzen. Mit freudiger Mordlust blitzen ihre Augen ihn an, ein raues Heulen lädt ihn zur Hetzjagd ein. Lange hat sie mit niemandem mehr gemeinsam gejagt, er ist perfekt dafür. Das Reh schlägt einen panischen Haken und beschleunigt. Sie werden schnell sein müssen.

Raviks Ohren zucken und kurz darauf dreht er den Kopf in die selbe Richtung. Ein Reh mit weit aufgerissenen Augen springt auf ihn zu, bemerkt ihn und biegt scharf in den Wald hinein ab. Hinter dem Reh kann er das sehen, was es aufschreckt und mit panischer Geschwindigkeit fliehen lässt. Kurz ist er versucht, die Verfolgerin anzuspringen, bleibt dann aber doch sitzen. Wartet bis zu dem Moment, der entscheidet ob sie sich auf ihn oder dem Wild hinterher stürzt. Mit funkelnden Augen kommt sie näher und es passiert letzteres. Hätte sie ihn angesprungen, er hätte es zugelassen.



Sie biegt, wie das Reh zuvor scharf ab, wirft ihm dabei einen weiteren wilden Blick zu und Ravik heult in den Nachthimmel wie zur Bestätigung. Kurz darauf ist er direkt hinter ihr und holt schnell auf. Er blendet aus, dass der Eindringling mit ihm jagt und holt energisch immer mehr auf. Bei scharfen Kurven, springt er an Bäume und stösst sich davon wieder ab. Er sieht nur noch das Opfertier, während aus seiner Kehle ein mit Vorfreude begeistertes, knurrendes Keuchen dringt. Ich krieg dich ich krieg dich ich krieg dich ich krieg dich. Macht es in seinem Kopf.



Fast schon kunstvoll, strauchelt das Reh, überschlägt sich und nimmt mit viel Mühe wieder Geschwindigkeit auf. Ravik inhaliert die Angst des Wildtiers, als wäre es die einzige Möglichkeit nicht zu ersticken. Ein kurzer Seitenblick auf seine Mitverfolgerin, dann biegt er unverhofft zur Seite ab. Raus aus ihrem Sichtfeld. Es gibt nichts berauschenderes, als im Rudel zu jagen. Fast nichts...

Ganz kurz rasen sie Seite an Seite, Akeevas Flanke reibt sich für ein paar Sekunden an Seiner, ihr Keuchen verschmilzt mit seinem, dann bricht er zur Seite aus und die Wölfin galoppiert weiter, umrundet die schwächer werdende Beute und treibt das Reh in seine Richtung. Lange kann sie das Tempo nicht mehr halten. Das Tier strauchelt erneut und hat Mühe wieder auf die Beine zu kommen. Das ist ihr Moment. Akeevas Fokus liegt einzig und allein auf den Hinterläufen des Tieres. Mit einem gewaltigen Satz stößt sie nach vorne und vergräbt ihre Zähne darin. Die Knochen bersten mit einem splitternden Krachen. Frischer Blutgeruch hüllt sie ein und vernebelt ihr die Sinne. Einen tiefen, animalischen Laut ausstoßend schleudert sie den zappelnden Körper in Richtung ihres Kompagnons, der ihm eine Sekunde später an der Kehle hängt. Ihr Ziel ist die weiche Körpermitte mit ihrem köstlichen Inhalt.



Kurz darauf vergräbt sie lustvoll schmatzend den Kopf in der warmen, in die Winterluft dampfenden Bauchhöhle des Tieres. Die blutverschmierte Schnauze hebt sich nur, um ein weiteres Stück Fleisch heraus zu reißen und einen kurzen, wachsamen Blick auf den anderen Jäger zu werfen.

Ravik nimmt etwas essentielles aus dieser Jagd mit. Die Fremde ist nicht allein aufgewachsen. Sie weiss wie ein Rudel funktioniert und wie es jagt. Trotzdem verschwendet er keine Gedanken daran, warum er sie einsam in seinem Territorium aufgreifen konnte. Stattdessen bringt er des Wild mit zu fall, knurrt und beisst sich in den Hals des Opfers, bis der Glanz in seinen Augen erlischt und am Boden liegenbleibt.
Kurz darauf nimmt er Abstand, setzt sich in die Hocke wie er es immer tut wenn er beobachtet oder zuhört und sieht zu wie die Wölfin sich am Kadaver labt. Sie hat lange nichts gefressen, stellt er fest. Doch kein Rudel? Anders als sie frisst er nicht, sondern sieht ihr einfach nur unergründlich zu.

Der Tierkörper kühlt langsam ab und ihr größter Hunger ist gestillt. Als sie diesmal bedächtiger den Kopf hebt, das Maul noch voll Fleisch, die Sehnen seitlich am Maul herabbaumelnd, trifft ihr fragender Blick auf seinen Undurchdringlichen. Langsam kaut sie zu Ende und presst die Masse durch ihre, wie sie jetzt erst wieder bemerkt, schmerzende Kehle, ohne den Blickkontakt zu lösen. Hier draußen in der Wildnis, unter freiem Himmel fühlt sich seine Gegenwart völlig anders an, als in den beengenden, von Sims gebauten Betontunneln. Wahrscheinlich liegt das an ihr. Hier liebt sie es zu leben und hier ist sie auch bereit zu sterben. Sie ist ein Teil der Natur...und er auch. Und die Natur ist grausam...manchmal. Und unbarmherzig...manchmal. Ihr Blick lässt ihn los, streift über die Beute und kehrt zu ihm zurück. "Es ist unseres." unterbricht sie schließlich die Stille.

Ravik betrachtet sie unbeweglich. Sein Rudel hat schon gejagt und gefressen. Nach ihren Worten neigt sich sein Kopf nur wenige Millimeter, aber es reicht aus, um ihn skeptisch wirken zu lassen. "Es ist deins." antwortet er schlicht im selben Tonfall.

Akeeva nimmt die Worte zur Kenntnis, senkt erneut den Kopf und beginnt wieder zu fressen. Diesmal allerdings mit geschärften Sinnen nach allen Seiten und in gemäßigtem Tempo. Jede Sekunde der gestrigen Nacht ist in ihrem Bewusstsein präsent. Trotzdem frisst sie weiter, bis sie vollständig gesättigt ist. Sie hebt den Kopf und leckt die letzten Reste von der Schnauze, während sie ihn ansieht. Für einen Augenblick wirkt es, als wolle sie etwas sagen, dann wendet sie sich um und trabt zügig, aber nicht hastig in die Richtung, aus der sie gekommen sind.

Schweigend blickt er sie weiter an, bemerkt ihre umgeschlagene Haltung. Ja, wenn sie fressen, sind sie am verwundbarsten, aber der Betawolf versteht nicht was die veränderte Aura bewirkt hat. Er ist hier. Er passt auf.
Ravik zögert keine Sekunde, als sie geht und folgt ihr in ungleich bleibendem Abstand. Dieser Teil von Moonwood Mill ist nicht sein Reich. Es ist ihres. Er hat es gerochen im gelben Schnee. Er ist der 'Gast' und da sie keine Anstalten macht ihn zu vertreiben, nimmt er es als Einladung an. Es ist reiner Instinkt der ihn, ihr und ihrer verführerischen Note folgen lässt. Ebenso die leise Vermutung, dass sie ein gepeinigter Omega war, der das Rudel verlassen hat um ein eigenes zu gründen. Ravik hat nicht vor Lupus Màna zu verlassen. Nicht jetzt, nachdem Hepzibah einen neuen Alphawolf bestimmen wird, fühlt sich jedoch stolz und angetan von dem vermeintlichen Angebot der Fremden und folgt ihr, als hätte er gar keine andere Wahl.



Die Dunkelheit nimmt zu und die Bäume ragen wie schwarze Riesen in den noch tief tintenblauen Himmel. Gleich wird die Nacht sie mit ihrem samtenen Mantel umhüllen und Akeeva will raus aus dem Wald, irgendwohin, wo sie den Blick in die Ferne richten kann. Wo die Weite ihr Ruhe schenkt und sie Klarheit in ihre Gedanken bringen kann. Sie legt nochmal an Tempo zu. Der fremde Wolf folgt ihr. Mal ist er ihr näher und seine Präsenz und der Geruch, der von der Jagd noch an ihm haftet, erregt und erhitzt sie. Wenn er zurückfällt entspannt sie die zusammengepressten Kiefer wieder ein wenig, wünscht aber zugleich sofort, dass er wieder aufholt und sie mit seiner Ausdünstung zum Glühen bringt. Sie hasst es, wenn sie diesen Gefühlen ausgeliefert ist. Einem Artgenossen zu begegnen und sich auf den Tanz einzulassen ist den Rest des Jahres über etwas, was sie selbst entscheidet. Jetzt macht sie die Lüsternheit, die er bei ihr auslöst ungeduldig. Sie hat in den letzten drei Jahren gelernt sich zu verstecken und einzig ihr Leichtsinn letzte Nacht, hat sie in diese prekäre Lage gebracht. Sein Verhalten heute und am Vortag zeigt ihr, dass er an territoriales Leben gewöhnt ist und das Revier seiner Sippe eisern verteidigt. Heute wandert er mit ihr und scheint zu akzeptieren, dass sie die Führung übernimmt. Die Vorstellung, wie er sich in einem Rudel bewegt ernüchtert sie.Trotzdem saugt sie noch einmal gierig seine Wildheit ein, die eine leichte Brise ihr von hinten zu weht und erklimmt dabei ein paar Felsen, die sich auf einem Hügel am Rande des Sees türmen. Das Gewässer liegt schwarz und glatt unter ihnen.



Eisschollen dümpeln wie ein blasses Mosaik darin und am Horizont schiebt sich langsam die bleiche Sichel des Mondes hinter dem Berg hervor, der diese Landschaft dominiert. 'Chandra' hatte ihre Urgroßmutter das Nachtgestirn immer genannt. Akeeva setzt sich an den Felsrand. Wie immer, wenn die große Mondin am Firmament aufsteigt, überkommt sie eine undefinierbare Sehnsucht.
Ihr Begleiter taucht neben ihr auf und Akeevas feine Nackenhärchen reagieren prompt. "Du hast dich heute weit entfernt von deinem...Rudel." sagt sie, und auf dem letzten Wort liegt ein feiner Hauch von Verachtung.

Entspannt läuft er in gleichmäßigem Rhythmus hinterher ohne darüber nachzudenken wo der Weg hinführt. Stumm setzt er sich neben sie, als sie den richtigen Ort gefunden hat, richtet die Schnauze leicht zum Himmel und sieht sie nicht an als er antwortet. Ihr Geruch lässt ihn alles sehen was er braucht. "Nicht weiter als du..."



Akeevas Kehle entweicht ein knurrender Laut. "Für mich gibt es kein weit, weil mich nichts bindet." Sie wendet ihm den Kopf zu und mustert ihn so intensiv, als wolle sie sich jedes Härchen genau einprägen. "Was gibt dir das Leben in der Herde?"

Als Wolf keiner grossen Worte, verstreichen einige Momente, bevor er langsam den Kopf zu ihr dreht und ihr in die gelben Augen starrt. Der Blickkontakt ist fast so aufregend wie ihr Lockduft. "Die Kraft eines Wolfs liegt in seinem Rudel." zitiert er seinen Bruder und für einen flüchtigen Moment verliert er den Augenkontakt und ein Ohr zuckt, als ob ein Floh ihn gebissen hätte. Die unteren Augenlider zucken ein letztes Mal, dann sieht er sie wieder an und rückt eine winziges bisschen näher als ob sie das nicht merken sollte.



Beinahe hätte die Werwölfin laut aufgelacht bei seinen Worten, aber irgendetwas hält sie zurück. Eine kaum erkennbare Änderung in seiner Mimik, die veränderte Energie? Akeeva kann es nicht definieren. Als seine Tasthaare an den Beinen die Ihren sachte streifen erschaudert sie lustvoll. Bewusst verharrt sie in ihrer Position und atmet flach. Ihr Blick schweift in die Ferne und bleibt wieder an der mächtigen Silhouette des Berges hängen. "Wer sagt das? Deine Alphas?" Erneut nimmt ihre Stimme eine verächtliche Tönung an. Die Frage ist rein rhetorisch, deshalb spricht sie weiter. "Die Kraft eines Wolfes liegt in seiner Entschlossenheit." korrigiert sie. Ein Vorderlauf legt sich bekräftigend auf ihre Herzgegend. Akeeva streckt den Rücken durch und strafft die Schultern. "Ich hab dich schon mal gesehen...dich und deinen Bruder." gibt sie spontan den Erinnerungsfetzen an eine ihrer Visionen preis, der sich beim Fressen in ihr Bewusstsein geschoben hat. "Es war.. hektisch im Kanal gestern...ich hab dich erst im Wald erkannt."



Widererwartend stört er sich nicht an ihren Worten. Ein einsamer Wolf kann so Entschlossen sein wie er will. Er ist und bleibt leichte Beute für ein Rudel. Genau wie wilde Beute.
Was sie von seiner Lebensweise hält ist ihm egal, so lange sie ihr nicht gefährlich wird. Während sie spricht beugt er sich unbekümmert und hoch interessiert zu ihrem Hals. Seine Nase ist sein Instrument und ihr Aroma seine Obsession. In seinen Augen glänzt ein unverhüllter Hunger der ihn quält und nicht mit einem Reh zu stillen ist. Seine Nase berührt sie fast... nur fast und erst als sie Ragnar erwähnt erstarrt sein Schnüffeln. Sein Trieb sagt ihm, das es egal ist was sie grade gesagt hat. Die innere, kreischende, Stimme warnt ihn davor, dass sie schon sehr viel länger um sein jetziges Revier herum schleicht und er... hat es nicht gemerkt!
Seine Ohren legen sich an den Kopf den er anhebt und ihr dicht vor ihrem Gesicht wieder in die Augen blickt. Einen Augenblick später, stösst er sich ab, drückt die Wölfin mit dem Unterarm auf den Rücken und nimmt fast sein ganzes Gewicht zu Hilfe um sie am Boden zu halten. "Wie lange folgst du mir schon!?" knurrt er laut und drohend.

Die Aktion überrumpelt Akeeva völlig. Der felsige Untergrund bohrt sich in ihre Wunde, sein Arm presst ihren Brustkorb zusammen und ihr Herz trommelt dagegen, als wolle es ihn wegsprengen. "Gar nicht." faucht sie zornig, weil sich ihr Körper ohne ihr aktives Zutun an seinen presst. "Es war eine Vision." Sie packt ihn bei den Schultern und schafft so viel Abstand zwischen ihnen, dass es für einen tiefen Atemzug reicht. "Und jetzt lass mich los!" knurrt sie wütend, obwohl sie lieber ihre Beine um ihn schlingen würde. "Kannst du nur gewalttätig sein?"

Raviks Nase zuckt verächtlich. Was er kann und was nicht geht sie nichts an und er denkt gar nicht dran von ihr runter zu gehen. Im Gegenteil, festigt er den Halt seiner Beine zwischen ihren. „Vision?“ wiederholt er zornig und irritiert zugleich. „Was ist das?“

"Bilder." Seine Ausdünstung raubt Akeeva beinahe die Sinne. "In meinem Kopf. Sie kommen einfach." keucht sie. Ihre Augen fixieren seine.

„Und was zeigen sie?!“ unbewusst sammelt sich wieder Speichel in seinem Maul. Ihr Gezappel macht ihn ungeduldig.



"Es sind nur Sekunden." Akeevas Schenkel reiben an seinem rauen Fell, während sie sich unter ihm windet. "Irgendwas." Ihr Fokus wechselt zu einem Tropfen Speichel, der an seinem Maul glitzert. Sie bleckt die Zähne und funkelt ihn erbost an. "Fast nie ergeben sie Sinn. Ich kann das nicht steuern."

Wieder stemmt sie die Pfoten gegen seinen schweren Körper und saugt gierig mehr Sauerstoff in die Lunge. "Da warst du ...es war Nacht." Akeeva bemüht sich, die Details ab zu rufen. Es ist wie bei Träumen, je mehr man versucht sich zu erinnern, desto schneller verflüchtigen sie sich. "Du hast versucht einen riesigen Felsen zu bewegen." Sie hört wieder sein ächzendes Stöhnen, als er sich gegen den Steinbrocken presst. Sieht das Spiel der Muskeln, die zusammengebissenen Zähne. "Irgendwo hoch oben... dein Bruder..er ist unten .. ruft etwas.."

Ravik hält stumm inne, während sein Verstand verzweifelt versucht, das Gehörte zu erfassen. Dann öffnet er seine Schnauze und lässt einen langgezogenen, animalischen Schrei los, der die Dunkelheit durchdringt. Es gibt keinen Ausweg, denn sie spricht etwas aus was ihn an etwas erinnert, und er kann nichts dagegen tun. Urplötzlich suchen ihn eigene Bilder heim.
In einem plötzlichen Anflug von Agonie erhebt er sich und presst seine Pfotenballen gegen seine Schläfen, als ob er so die stechenden Kopfschmerzen, vertreiben könnte. "SEI STILL!" brüllt er mit einer lufterzitternden Intensität, kniend über ihr, und es ist dabei schwer zu sagen ob er sie meint oder seinen Schädel.



Blitzschnell nutzt Akeeva den Moment der Unaufmerksamkeit, stößt ihn vor den Brustkorb, zieht die Beine an und rollt seitlich weg. Endlich frei, rappelt sie sich auf alle Viere und bleibt dann mit schreckgeweiteten Augen in gebührendem Abstand sitzen. Hechelnd versucht sich die Wölfin zu beruhigen. Nicht sein Brüllen, sondern die Qual in seinem Schrei , wühlen sie auf. Ein warmes Rinnsal Blut bahnt sich den Weg aus der Schulterwunde den Rücken hinab. Akeeva spürt es kaum. Ihre Aufmerksamkeit gilt allein dem fremden Wolf.



Ravik schüttelt heftig seinen Kopf und seine Schultern, seine Ohren flattern wild hin und her. Seine Gedanken wirbeln chaotisch, als er seinen Kopf geräuschvoll in ihre Richtung reisst. Seine Augen glühen vor Wildheit, als wolle er etwas Wichtiges mitteilen. Doch jetzt kann er sich nicht um sie kümmern, kann nicht entscheiden, was das alles bedeutet. Sein einfacher Instinkt zwingt ihn dazu: Er muss fliehen.
Ein langes, schmerzvolles, aber warnendes Heulen verlässt seine Kehle, während er seinen Kopf zum Himmel zieht. Dann springt er von Felsen und rennt haltlos in die Dunkelheit des Waldes, als würde er vor einer unsichtbaren Gefahr flüchten.



(In Zusammenarbeit mit @simscat2 )

Akeeva geht nach Glimmerbrook
>>> Ravik geht nach Moonwood Mill - Werwolf-Versteck >>>


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27.10.2023 19:47 (zuletzt bearbeitet: 08.11.2023 17:31)
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<<< Hepzibah kommt aus Moonwood Mill - Werwolf-Versteck <<<
<<< Bjarne kommt aus Moonwood Mill - Werwolf-Versteck <<<

Charaktere: Hepzibah, Bjarne
Titel: Auf der Suche nach dem Ich


Hepzibah streift wachsam durch das Gebiet, in dem ein Teil des Rudels sich versteckt hält. Als Alpha müsste sie nicht unbedingt Wache halten, doch hin und wieder nutzt sie diese Zeit, um den Kopf frei zu bekommen. Unweit des Lagers entdeckt sie den vorübergehenden Gast, der sich selbst Jarvald nennt. Augenblicklich spürt sie wohlige Wärme in sich aufsteigen. Es ist ein Segen, den Verloren geglaubten wieder in den eigenen Reihen zu wissen. Und doch versetzt ein kleiner Teil in ihrem Herzen ihr einen Stich. Dass er sich auch nach Tagen nicht erinnert, verletzt sie - nicht nur aus Eitelkeit, sondern auch das Mitgefühl mit einem ihrer besten und längsten Freunde regt sich in ihr. Mit dem chaotischen Cocktail an Gefühlen geht sie auf ihn zu. "Bjarne. Was tust du?" Lächelnd setzt sie sich neben ihn auf den Boden. Er wirkt nachdenklich und ... ernst. "Ist alles okay?", fragt sie daher weiter.



Der Angesprochene sieht Hepzibah nicht an, als er spricht. "Ich dachte, ich hätte es geschafft. Ich hätte mir nun ein neues Leben in Evergreen Harbor aufgebaut und konnte mich davon ablenken, meine Vergangenheit nicht zu kennen. Und jetzt?" Er hebt einen Kiesel vom Boden auf und wirft ihn frustriert weiter, "sitze ich hier und fühle mich fehl am Platz. In Evergreen musste ich zumindest nichts über Werwölfe kennen, aber hier? Hier fühle ich mich so, als gehöre ich nicht hier hin."



"Du brauchst sicher nur etwas Zeit.
" Die Weiße unterdrückt den Drang, die Pfote auf seine zu legen. "Das hier ist ein völlig anderes Leben."

"Das ist es
.", bestätigt Jarvald. Er schließt die Augen. Erst nach einer Weile öffnet er sie wieder und blickt auf seine Pfoten. Wer ist Bjarne? Wie war er früher? Er hasst es, sich so verloren zu fühlen. "Alle scheinen mich besser zu kennen als ich mich selbst." Frustriert greift er sich an den Kopf. In Evergreen hat er irgendwann akzeptiert, dass er sein Gedächtnis verloren hat und das beste draus gemacht. Doch die Gesellschaft mit Werwölfen erinnert ihn täglich daran, dass er nichts weiß.

"Wie war ich?", brüllt er Hepzibah fast an, "Wer war ich?"

Hepzibah überlegt einen Moment, geht in sich und sucht in ihrer Erinnerung nach einer angemessen Antwort.
"Du warst immer recht zurückgezogen.", beginnt sie. "Außer mit mir und Laila hattest du nur mit wenigen Kontakt. Selbst als wir noch jung waren. Wenn andere die Umgebung erkundeten, hast du oft im Wald gesessen."



Einige Sekunden herrscht Stille. Der Wind treibt eine Böe in ihre Richtung und bringt eine frische Brise des Waldes mit. "Ich weiß nicht, was dich dazu getrieben hat. Du wolltest immer nur deine Ruhe haben. Die anderen fanden dich merkwürdig, nicht gesellschaftsfähig. Mir war das egal. Wir wuchsen zusammen auf und ich habe dich immer so gemocht, wie du warst."

Einen Moment herrscht Schweigen zwischen ihnen, bis sie mit verspieltem Funkeln in ihren eisblauen Augen zu erzählen beginnt:
"Als wir jung waren, wir konnten noch nicht die Gestalt wechseln, wolltest du immer nach Evergreen. Bei den Älteren hattest du diesen Namen aufgeschnappt und wolltest ständig dorthin. Es hieß, dort würden unschätzbare Reichtümer lagern. Wir haben ein paar Mal versucht, zum Hafen zu schleichen, aber einer der Gammas hatte uns jedes Mal erwischt. Die Großen erzählten uns von den prächtigen Schiffen mit riesigen Containern, die von Sims über den Fluss hin und her gefahren wurden. Wir haben uns dann in den Wäldern Höhlen gebaut und uns vorgestellt, das wären die Container. Und wir haben gespielt, dass wir in ihnen auf weite Reisen gingen in ferne Länder, um dort die Sims zu erobern." Ein zaghaftes Lachen mischt sich unter die Erinnerungen. "Wir waren total dumm und ahnungslos, wie die Welt wirklich aussah. Aber wir hatten gute Zeiten ... auf unseren Missionen."



Jarvald mustert Hepzibah. Wie gerne würde er sich an all diese Szenen erinnern können. Angestrengt kratzt er sich am Kopf. Er kannte Evergreen also schon vorher? Aus seiner Jugend? Vielleicht ist es doch kein Zufall gewesen, dass er auch dann dort gelandet ist, nachdem er sein Gedächtnis verloren hatte. Hatte ihn sein Instinkt unbewusst dorthin gelenkt?

"Ich mag den Duft vom Hafen.", sagt er schließlich. "Vielleicht ist es das, was mich dorthin zog. Damals, als auch nachdem ich das Gedächtnis verloren hatte. Wenn die Fischer mit der Beute zurück kommen, mochte ich das besonders gerne." Das zumindest ist etwas, was Jarvald weiß. Auch wenn er keine Ahnung hat, ob das auch in seiner Jugend schon so war. "Hatte ich damals davon auch was erzählt, warum mich der Ort reizte?"



"Ich bin nicht sicher.
", gibt die Andere zu. "Ich glaube, Sims haben dich irgendwie fasziniert. Zumindest hast du sie gern beobachtet. Aber die Gründe dafür hast du mir nie verraten." Der Gedanke an Raviks fragwürdiges Hobby, den Müll der Sterblichen zu untersuchen, schiebt sich in ihr Bewusstsein. Manche Wölfe scheinen von der Lebensart dieser schwachen Spezies angezogen zu werden. Sie selbst hatte nie irgendwelche Interessen in dieser Richtung.

"Hm..." Jarvald kann sich nicht erinnern. Das hat sich in der Zwischenzeit offenbar geändert. Jetzt reizen ihn Sims nicht mehr. Vielleicht weil er sie mittlerweile besser kennengelernt hat und sie das Mystische verloren haben, das sie für ihn in seiner Jugend vielleicht noch hatten. Doch er schweigt zu dem Thema. Bis er plötzlich eine Idee hat: "Kannst du mir ein paar dieser Orte zeigen, die für uns beide damals von Bedeutung waren? Sei es der Platz, wo wir im Wald damals gespielt haben, oder irgendetwas, das uns verbindet? Vielleicht hilft es meinem Gedächtnis, wenn ich visuelle Unterstützung habe. Vielleicht finde ich im Duft etwas, das mir hilft." Im Werwolfversteck hatte er nichts bekanntes gerochen. Aber das heißt nichts. Wie er mittlerweile erfahren hat, existierte es damals ohnehin noch nicht. Er war nie dort.

Doch er war früher an anderen Orten. Gemeinsam mit Hepzibah. Und wenn er dann auch Laila fragt, die ihm ihrerseits die Orte zeigt, die sie selbst mit ihm verbindet, ist es schon mal ein Anfang.

Die Wölfin lächelt warm. "Natürlich. Das mache ich sehr gern. Allerdings hat sich nach all den Jahren Einiges verändert." Voller Tatendrang steht sie auf und schaut ihn abenteuerlustig an. "Vielleicht hilft es trotzdem. Willst du gleich aufbrechen? Oder brauchst du noch Zeit?"

"Nein, brechen wir auf
!" Jarvald erhebt sich. Alles ist besser als frustriert Kieselsteine durch die Gegend zu kicken.

Hepzibah führt den Anderen tief in den Wald. "Unsere Eltern waren schon befreundet.", erklärt sie unterwegs. "Ihr ganzes Leben gehörten sie diesem einen Rudel an. Dein Vater war ein tapferer Kämpfer. Er unterrichtete die Heranwachsenden. Manchmal haben wir dabei zugesehen und konnten es kaum erwarten, selbst das Training zu beginnen. In der Theorie des Kampfes warst du schon immer einer der Besten. Vielleicht gerade, weil du oft zugesehen hast - öfter noch als ich."



Jarvald saugt jede Info über seinen Vater auf, die Hepzibah ihm gibt. Je mehr er weiß, desto besser. Dann ist ihm der Mann vielleicht weniger fremd.

Der Weg gabelt sich - führt in einer Richtung einen seichten Hang hinab, an dem Aufstieg vorbei, auf dem sich der zweite Arm des Weges entlang windet. "Als die Sims sich hier weiter ausbreiteten, hatten sie hier einen kleinen Handelsposten aufgebaut. Es ist nicht mehr viel davon übrig, aber hier stand eine kleine Hütte." Die Wölfin deutet auf den verlassen Platz an der Felswand. Mit guter Beobachtungsgabe sind die verrotteten Holzpfeiler im Boden zu erkennen. Längst sind sie mit Gras, Pilzen und Moos überwuchert, doch belegen sie die Erzählung der Weißen. Ihr Blick wandert herauf, zu dem Gestein, dass sich leicht über die Hütte gestreckt haben muss.



"Da oben haben wir gesessen und sie beobachtet. Manchmal haben wir gewartet, bis sie ihren Handel abgeschlossen haben und sind ihnen dann hinterher gelaufen, haben sie ausgetrickst und bestohlen."

Jarvald folgt Hepzibahs Blick. Dann wendet er diesen wieder den Holzpfeilern zu. Vorsichtig geht er näher, und kniet sich hin. Er legt seine Hand auf den Pfeiler. Er schnuppert. Viele verschiedene Gerüche kommen hoch. Es riecht nach Schnee. Nach altem Holz. Und offenbar ist vor kurzem ein Hase hier lang gelaufen. Aber nichts, was ihm bekannt vorkommt. "Verdammt!", ruft er wütend. "Verdammt! Ich hatte gehofft, das würde mir helfen. Aber es ist einfach zu lange her. Die alten Gerüche sind längst verflogen."



Er sieht zu Hepzibah: "Gibt es auch einen Ort, der nur uns beiden gehörte? Ohne irgendwelchen Menschen, die die Gerüche längst verstreut haben könnten?"



Die Weiße lächelt. "Folge mir." Sie nimmt den unteren Weg bis zum Fluss, hält sich links von ihm und kriecht unter einem umgestürzten Baum in dichtes Buschwerk. "Früher war es hier nicht so bewachsen.", erklärt sie, als sie die dahinter liegende freie Fläche erreicht. Völlig vom Umfeld abgeschottet setzt sie sich auf den Boden. Hinter ihr erstreckt sich eine bewachsene Felswand, vor ihr liegt der plätschernde Fluss. Der Platz reicht höchstens für drei ausgewachsene Wölfe. Dicht neben sich klopft sie mit der flachen Hand auf den Boden. "Setz dich zu mir."



Geduldig wartet sie, bis Bjarne sich eingerichtet hat. "Hier war unser Geheimversteck.", flüstert sie schmunzelnd. "Dieser kleine Ort gehörte nur uns. Wir haben viele intensive Gespräche geführt. Und hier hast du mir deine Liebe gestanden."

Dieser Ort steckt voller Erinnerungen und Hepzibah schließt die Augen, um das Zusammensein mit ihrem ersten Geliebten zu genießen. Plötzlich fühlt sie sich wieder wie damals. Sie war erst fünfzehn, als sie ihm das erste Mal näher kam. Die Wölfin öffnet die Augen und lächelt ihn an. "Nach dreizehn Jahren sind die Düfte natürlich verschwunden. Aber, wenn du die Augen schließt und dem Fluss lauschst..." Vorsichtig kommt sie dem Rüden näher, legt ihren Kopf an seiner Brust ab, so dass er ihrem Duft nicht ausweichen kann. Der Geruch ihres Körpers ist der einzige, der sich über die Jahre gehalten hat. Durch die derzeit gesteigerten Hormone ist sowohl ihr eigener, als auch sein Duft um ein vielfaches stärker. Wenn ihm irgendetwas den Hauch einer Erinnerung bringen kann, dann dieser Moment.



Mit dem Ohr an Bjarnes Brust genießt sie den Klang seines Herzschlags. Es fühlt sich an, als wäre es ein ganzes Leben her, dass sie so mit einem Mann zusammen saß. In ihren Gedanken schwebt das Bild Ragnars vorbei und sie seufzt sehnsüchtig.

Jarvald schließt die Augen. Er versucht sich auf die Geräusche um sich herum zu konzentrieren. Auf den Duft, den Hepzibah ausströhmt. Da ist... nichts. Das darf doch nicht wahr sein! Es muss doch eine Möglichkeit geben, sich wenigstens an etwas zu erinnern! Enttäuscht, und wütend auf sein Versagen öffnet Jarvald die Augen wieder. Er sieht Hepzibah an, die ihren Kopf auf seine Brust gelegt hat. Er will sie nicht stören. Und so schluckt er seinen Frust runter, ohne etwas zu sagen. Er bringt es nicht über das Herz, ihr sein Versagen zu gestehen. Stattdessen schließt er erneut die Augen, nimmt ihren Geruch in sich auf.



"Bjarne!" Der Wolf sieht die Teenagerin an. "Ich muss dir was zeigen! Schau, was ich von den dummen Menschen erbeuten konnte!" Er sieht Hepzibah zu, wie sie etwas aus ihrer Tasche holt um es ihn zu zeigen. Bjarne bestaunt den kleinen Beutel. Er weiß durch seine Beobachtungen, dass Menschen das, was dessen Inhalt ist, Münzen nennen. Sie klimpern immer so schön, auch wenn er als Wolf sich über den wirklichen Verwendungszweck nicht wirklich bewusst ist. Doch Bjarnes Gedanken drehen sich um etwas ganz anderes: "Ich muss dir auch was sagen. Ich hab mich verliebt! In dich!"

Jarvald öffnet die Augen wieder. Dieser Flashback eben ist plötzlich und unerwartet gekommen. Ist das eine echte Erinnerung? An damals? Er denkt angestrengt nach, noch immer ohne etwas zu sagen. Es war nur eine kurze Szene. Er kann sich nicht mehr daran erinnern, was vor dieser Szene passiert ist. Doch eines weiß er: Es war hier. An diesem Ort. Er schließt die Augen erneut, versucht den Flashback erneut aufzurufen. Doch ohne Erfolg. Dennoch ist das ein Anfang. Er erinnert sich nun zumindest an diese eine Szene. Deutlich. Er erinnert sich, wie schwer es ihm fiel, den Satz auszusprechen. Doch er erinnert sich auch daran, dass es sich paradoxerweise auch ganz natürlich anfühlte. Er hatte sich verliebt. Jarvald sieht zur heutigen Hepzibah. Sie sieht noch immer schön aus. Er lächelt. Bjarne lächelt.



(In Zusammenarbeit mit @RivaBabylon )


Hepzibah geht nach >>> Moonwood Mill - Werwolf-Versteck


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07.11.2023 06:26 (zuletzt bearbeitet: 17.02.2024 16:23)
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<<< Laila kommt aus Moonwood Mill - Werwolf-Versteck <<<

Charaktere: Laila, Bjarne
Titel: Auf der Suche nach dem Ich II




Der Schnee knirscht unter ihren Schritten, doch keiner der beiden Wölfe ist gerade auf der Jagd. Es ist im Moment nicht wichtig, vollkommen lautlos zu sein. Laila kniet sich auf den Boden. „Hier ist es gewesen. Hier hat dieser Bastard sein Schicksal besiegelt!



Bjarne betrachtet die Rotschwarze schweigend. Er sieht ihr an, dass es ihr viel Überwindung kostet, den Ort zu zeigen, an dem ihr Bruder ermordet wurde. Wenn er sich nicht sicher wäre, dass sie das überhaupt nicht leiden könnte, hätte er sie am liebsten in den Arm genommen. So wie früher. Doch Laila ist nicht mehr die selbe wie als junger Welpe. So viel hat Bjarne schon verstanden, auch wenn er sich daran nicht erinnern kann. Er sieht, wie Laila sich ihrer Wut hingibt, wie sie ihre Fäuste ballt und wütend auf einen Baum einschlägt. Blind vor Wut. „Laila!“ Bjarne erhöht seine Stimme, bis er schließlich doch noch ihre Aufmerksamkeit erhält. „Wir müssen hier nicht bleiben, wenn die Erinnerungen für dich zu überwältigend sind. Lass uns weiter gehen!



Erinnerungen... welch ein Hohn, dass dieses Wort ausgerechnet aus seinem Mund kommen muss. Genau aus diesem Grund sind sie überhaupt losgezogen. Erinnerungen. Nur, dass es darum geht, Bjarnes Erinnerungen zu triggern.. nicht die von Laila.

Die Rotschwarze reagiert erst nach einer Weile. „Und? Hat es bei dir wenigstens was geweckt?“, fragt sie zynisch, „so wie bei Hepzibah?“ Ist sie etwa eifersüchtig? Doch Bjarne geht nicht darauf ein. „Wir sollten weiter gehen. Vielleicht kannst du mir zeigen, wo du mich damals getroffen hast?“ - „Einen Moment noch...“ Laila hat ihren Wutanfall überwunden. Bjarne glaubt, jetzt einen Anflug von Traurigkeit bei ihr zu erkennen. Aus ihrer Tasche holt sie etwas heraus, geht zu einem kleinen Steinhaufen.



„Hier haben wir ihn begraben.“, erklärt sie trocken. „Wird Zeit, dass sich mal wieder jemand drum kümmert. Hier ist zu lange schon nichts getan worden.“ Sie legt zwei Gegenstände auf einen der Steine. Sind das... Ohren? Bjarne mustert die seltsame Zeremonie. „Die sind für dich, Marrok.“, hört er die Wölfin reden, „Ich werde nicht ruhen, bis ich dich gerächt habe, das verspreche ich dir. Und wenn ich jeden Vampir töten muss, der sich mir in den Weg stellt.



Sie drückt ihre Pfote in den Schnee, was, wie Bjarne vermutet, ebenfalls ein Teil ihres Rituals ist. Nun wirft er einen genaueren Blick auf die Grabgeschenke. Tatsächlich. Es sind spitze Ohren. Vampirohren? Er lässt die Szene unkommentiert, doch ihm wird klar, dass Laila noch einen langen Weg vor sich hat, bevor ihr Herz heilen kann.

Mit kleineren Steinen fixiert Laila ihre Geschenke, so dass sie nicht gleich beim nächsten Windstoß weggeweht werden. Dann erst erhebt sie sich wieder. „Gehen wir weiter.“, sagt sie tonlos. Bjarne folgt ihr schweigend.



„Es war hier, als ich auf dich traf.“, erzählt Laila schließlich. Die Szene zuvor merkt man ihr nun nicht mehr an. „Ich wollte Rache, aber in dem Alter wusste ich noch nichts über das Kämpfen. Bis ich dich traf.“ Sie sieht ihm fest in die Augen. „Jeder hatte mich abgewiesen, mich zu unterrichten. Ich sei noch zu jung, hieß es. Aber du... du warst anders.



Bjarne schließt die Augen. Er versucht, sich eine junge Laila vorzustellen, die verzweifelt nach Rache sinnt. Frustriert muss er feststellen, dass keine Erinnerungen wieder kehren. Dabei muss die Szene doch auch für ihn eine Bedeutung haben!



Laila redet weiter: „Du hast mir geholfen, auf andere Gedanken zu kommen, hast mir über den Verlust hinweg geholfen. Einfach, weil du da warst. Und dafür danke ich dir.“ Überrascht öffnet Bjarne die Augen wieder. Laila zeigt nie ihre Schwäche nach außen. Aber so wie sie hier steht, zeigt ihm, dass ihr seine Hilfe wirklich viel bedeutet hat. „Wäre doch gelacht, wenn wir deinem Gedächtnis nicht irgendwie auf die Sprünge helfen könnten.“, fügt sie hinzu. „Wenn nicht hier, dann bei unseren späteren Stationen.“ Sie will ihm wirklich helfen, das spürt er. Sie will ihm zurück zahlen, was er ihr damals gegeben hat.

Und doch.... da ist nichts. Keine Erinnerung. „Das darf doch nicht wahr sein.“, ärgert Bjarne sich über sich selbst. Gerade hier, wo er auch Lailas weichere Seite erlebt, hätte doch irgendetwas zünden müssen!



Auch Laila ist enttäuscht. Doch sie ist immer noch entschlossen, Bjarne zu helfen. Die beiden Wölfe gehen weiter. Ein Berg breitet sich vor ihnen aus. Der versteckte Aufstieg ist Lailas Ziel.



Oben angekommen lässt sie ihren Blick über die Landschaft schweifen. „Hier war unser Trainingsort, erinnerst du dich? Außer Sichtweite der anderen Wölfe, die nichts davon wissen sollten.“ Der kleine Platz bietet nicht viel Raum zum Kämpfen. Aber wenn Laila sagt, dass sie hier trainiert haben, dann wird das wohl so sein. Bjarne nimmt alles in sich auf. Die Aussicht. Die Gerüche. Sogar die Geräusche. Er schließt erneut die Augen.



Das gehört zum Training! Du musst lernen, auch auf engem Raum zu kämpfen. Und du musst lernen, deine Umgebung immer im Blick zu haben. Wenn du hier einen falschen Tritt setzt, wirst du abstürzen.“ Bjarne hat diesen Ort gewählt, um Laila deutlich zu machen, dass es nicht einfach sein wird, zu kämpfen. Doch sie hat sich davon nicht abhalten lassen. „Ich werde meinen Bruder rächen!“, knurrt der Welpe unbeeindruckt.

Ich... ich erinnere mich!“, sagt Bjarne vorsichtig. „Du warst wirklich nicht zu stoppen. Am Anfang hattest du gar keine Chance. Du hattest noch nicht einmal deine Wolfsgestalt. Aber du warst geduldig und stur. Die Wut verlieh dir Mut und auch ungewöhnliche Kräfte. Und du lerntest schnell. Ich war stolz auf dein Können, stolz darauf, dich im Kampf ausbilden zu können.“



Laila kann es kaum glauben. Das Lächeln kommt von Herzen. „Bruno war anfangs nicht begeistert davon, dass ich kämpfen lernte. Ich war die letzte Person, die er noch hatte, nach Marroks Tod. Er wollte nicht, dass ich im Kampf falle. Mir war das egal. Ich wusste, dass ich den Kampf lernen würde. Und ich bereue auch heute keine Sekunde unseres Unterrichts.“, sagt die Wölfin. Sie grinst. Und rennt auf Bjarne zu um ihn zu umarmen.



Und Bjarne fragt sich, wann Laila wohl das letzte Mal so glücklich gewesen ist wie jetzt. Er will den Moment nicht ruinieren und wagt es nicht, sich zu rühren. Er überlässt es Laila, den Zeitpunkt zu bestimmen, die Umarmung zu lösen.



>>> Laila geht nach Moonwood Mill - Werwolf-Versteck >>>
>>> Bjarne geht nach Moonwood Mill - Werwolf-Versteck (2) >>>


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13.11.2023 13:57 (zuletzt bearbeitet: 01.12.2023 12:03)
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<<< Ellie, Jadyn kommen aus San Myshuno Nr. 7 - Haus der Geschwister Hawk (3) <<<

Charaktere: Ellie, Jadyn
Geschichtsstrang: Monsterjäger


Kurz vor Mitternacht erreicht Jadyn den Treffpunkt am Wald. Der stillgelegte Sägewerk wirkt durch die kahlen Sträucher noch trister als ohnehin schon.
"Hast alles?", fragt er den Anderen.
"Japp."
"Und du weißt, was du zu tun hast
?" Jadyn sieht seinen Freund scharf an.
"Bin doch nicht blöde."
"Versteck dich. Sie müsste gleich da sein.
"
Nickend verschwindet Tilo hinter den Tannen und wartet auf sein Zeichen.

Während Ben schläft, hat Ellie Toby mitgenommen und sich heimlich rausgeschlichen. Sie hat es nicht gewagt, ihrem Bruder Bescheid zu sagen, der ihr das sicherlich nicht erlaubt hätte. Doch ganz so naiv ist selbst Ellie nicht, um nicht zu wissen, dass das eigentlich eine Scheiß Idee ist. Und so hat sie ihm zumindest einen Zettel dagelassen, wenn er aufwachen sollte. Bis dahin hat sie jedoch ein paar Stunden Zeit und ist vielleicht auch längst zurück. Und Toby ist zu ihrer Sicherheit auch dabei. Auch wenn sie Jay traut, will sie den Weg zu ihm auch nicht alleine zurück legen.

Jadyn rollt mit den Augen, als er sieht, dass Ellie den Hund dabei hat. "Was soll der denn hier?", fragt er so wenig genervt wie möglich. "Der ist nur im Weg."



Ellie bemerkt Jadyn. Erleichtert winkt sie ihm zu und rennt in seine Nähe. "Also, was ist dein Plan hier?", fragt sie ihn.

"Lass den Kö- Hund hier. Kannst den an einem Baum binden oder so."

Ellie hebt eine Augenbraue. Ihr ist nicht entgangen, dass Jay Köter hatte sagen wollen. "Er ist kein Köter!", sagt sie ernst. "Und warum soll ich ihn hier anbinden? Er kann doch mitkommen."

"Du machst mich fertig, Blue.
", stöhnt der Ältere. "Der wird uns nur ablenken."

Ellie hat nicht vor, Toby alleine im Wald zurück zu lassen. Sie krault das Tier. "Wieso denn? Er stört doch niemanden." So ganz geheuer ist ihr Jadyns Verhalten nicht. Warum benimmt er sich in letzter Zeit so seltsam? ... Aber bestimmt meint er es wirklich gut und denkt, was er sagt. Dann muss sie ihm wohl einfach beweisen, dass Toby nicht ablenken wird.



"Dafür schuldest du mir was." Er macht eine Kopfbewegung in den Wald hinein. "Komm schon. Die Monster warten nicht." Grinsend nimmt er ihre Hand und zieht sie mit sich, weiter in den Wald hinein. Dicke Wolken hängen über ihnen, doch der Schnee erhellt die Landschaft, so dass sie ohne Lichtquelle einigermaßen sehen können. Dennoch wird es dunkler, je weiter sie gehen. Im Dickicht um sie herum weht der Wind durch die Bäume, hin und wieder knackt irgendwo etwas im Geäst. "Noch ein paar hundert Meter in die Richtung, dann kommt ein alter Bunker."



Ellie überlegt. Sie war tagsüber manchmal im Wald spazieren. Doch das muss eine etwas andere Ecke des Waldes gewesen sein. Denn an einen Bunker kann sie sich nicht erinnern. Doch in Gesellschaft mit Jadyn und Toby fühlt sich Ellie sicher. "Den kenn ich nicht, den Bunker.", sagt sie, "Aber solche Überbleibsel vom Krieg gibt es ja immer mal wieder."

"Vielleicht ist das ja nicht das Einzige, was übrig ist
.", überlegt der Teenager laut. "Dort sollen merkwürdige Dinge passieren."

Die beiden gehen weiter, bis der Bunker tatsächlich ins Blickfeld kommt. Ellie blickt hinein. "Gut, dass ich ne Taschenlampe dabei habe.", sagt sie, "ohne hätten wir da drin nichts erkennen können."

"Immer auf alles vorbereitet, was?
" aber nicht poppen wollen. Vielleicht sollte ich mich als Töle verkleiden.
Unauffällig schaut er noch einmal hinter sich, als sie den Eingang passieren.

Ellie leuchtet mit der Taschenlampe in den Raum. Einige lose Steine liegen auf dem Boden rum. Ellie kickt versehentlich gegen einen. Und Toby bellt dem Steinchen hinterher. Das Echo des Bellen schallt von den Wänden ab. Schon ein wenig gruselig. "Ruhig Toby!", sagt Ellie und das Tier gehorcht schwanzwedelnd. Auch einige Spinnenweben sind zu sehen. Es scheint auf den ersten Blick so, als sei hier schon lange niemand gewesen. Bis Ellie auffällt, dass eines der Netze zerstört wurde. Wahrscheinlich hat sich ein Tier hier rein verirrt. Hoffentlich kein gefährliches.



Jadyn unterdrückt ein genervtes Seufzen, als Toby zu bellen beginnt. Warum kann sie das Vieh nicht einfach zu Hause lassen? Das gefährdet den ganzen Plan. Von wegen mutiger werden ...
"Warte!" Der Siebzehnjärige streckt den Arm vor Ellie aus, damit sie stehen bleibt. Angespannt lauscht er in die Dunkelheit hinein. Vor ihnen liegt ein langer dunkler Raum, dessen Ende nicht einmal zu erahnen ist. Links neben ihnen stehen alte Spinde an der Wand aufgereiht. Langsam dreht er den Kopf halb zu ihr herum und flüstert: "Hast du das gehört?"



Ellie lauscht angestrengt. Sie kann nichts besonderes hören. "Was meinst du?", fragt sie.

"Da war was. Wie ... ein Kratzen oder so." Er richtet sich auf und mit fester Stimme erklärt er: "Habe ich mir bestimmt nur eingebildet."

Erst jetzt kann Ellie tatsächlich ein Kratzen hören. Sie schluckt. "Ich glaube, irgendein Tier ist hier drin. Oben war auch ein Spinnennetz zerrissen.", sagt sie.

"Schon möglich. Ein Waschbär oder so. Oder ein Grizzly. Du ... hast doch keine Angst?"

"Soll das ein Witz sein? Natürlich bin ich nervös. Wäre seltsam wenn nicht!
", sagt Ellie, "Aber Panik? Nein, das habe ich auch nicht."

"Dein Kläffer wird dich schon beschützen. Kann ich ja eigentlich auch nach Hause gehen
.", murmelt Jadyn und geht weiter. Nur ein paar Schritte schafft er, bis irgendwo vor ihm ein lautes Scheppern ertönt - als sei ein blechernder großer Gegenstand auf den Boden gefallen. Gerade als das Geräusch verhallt ist, tappsen kaum hörbare Schritte von vorn näher, halten sich links, tief im Raum und scheinen den Teenagern näher zu kommen.



"Bist du etwa eifersüchtig auf einen Hund?", fragt Ellie ungläubig. Doch kaum hat sie den Satz ausgesprochen, als ein lautes Klappern zu hören ist. Ellie zuckt zusammen. Das kam so unerwartet, dass sie nicht darauf vorbereitet war. "Daa... ist jemand drin!", sagt sie nervös, was jedoch in Tobys Bellen untergeht.

Jadyn gibt sich cool. Er weiß schließlich, dass keine echte Gefahr droht. Argwöhnisch wirft er Toby einen Blick zu. "Wer ist da?", ruft er in den Raum. "Zeig dich, oder meine Freundin lässt ihren Hund los."

Ellie sagt nichts. Sie hält Tobys Leine fest, damit das Tier sich nicht losreißt. Erst nach einer Weile findet sie ihre Sprache wieder. "Wir könnten auch einfach umkehren.", sagt sie.

"Du meinst, wie Feiglinge?", flüstert er zu ihr herüber. "Keine Chance, Blue." Entschlossen nimmt er ihr die Taschenlampe ab und macht einen weiteren Schritt in den Raum hinein, den Lichtkegel auf den Boden gerichtet. "Komm raus, komm raus, wo immer du bist."



Ellie mustert Jadyn. Wie mutig er doch ist.. Aber, sie wollte selber mehr Mut bekommen, nicht Jay dabei beobachten, wie der dumme Sachen tut. "Das reicht jetzt, Jay.", sagt sie, "Lass uns einfach zurück und die Sache gut sein lassen."

In dem Moment hebt der Brunette die Lampe an. Das Licht streift ein Wesen, das den Jungen um mindestens einen ganzen Kopf überragt. Ein glühendes Auge sticht den Teenagern entgegen, bevor das Ding eine hastige Bewegung macht und die Taschenlampe scheppernd zu Boden fällt. Das Licht flackert zwei mal knisternd schwach auf, bevor es ganz erlischt. Jadyn weicht einen Schritt zurück. "Alter ...", entfährt es ihm. Seine Hand schmerzt und angelt nach hinten zu Ellie.



Ellie schreit auf. Was zur Hölle ist das? Und warum muss Jadyn ausgerechnet jetzt ihre Taschenlampe fallen lassen? Doch sie hat jetzt andere Sorgen, als Jadyn daran zu erinnern, dass er sie ihr ersetzen muss. Toby spürt Ellies Angst. Er reißt sich los und rennt bellend auf das Wesen zu. "Toby!", ruft Ellie angstvoll dem Tier hinterher, doch es reagiert nicht sondern läuft weiter.



Ein dumpfes Knurren ertönt, gefolgt von einem lauten Fiepen des Hundes. Jadyn zückt sein Handy und schaltet die Taschenlampe ein. "Alter, das reicht!", ruft er. Er hat keine Ahnung, wo Tilo dieses abgefahrene Kostüm her hat, aber es ist wirklich eindrucksvoll. "Hör auf, man!", fordert er noch einmal. Auch wenn er den Köter nicht leiden kann, muss er nicht verletzt werden.

Ellie mustern Jadyn. So wie Jay redet... kennt er das Wesen? Ist das alles nur Show? Doch die Sorge um Toby lässt nicht lange Zeit in ihrem Gehirn für diesen Gedanken. "Toby!", ruft sie erneut. "Bei Fuß!"

"RAAAAAUUUUUSSS
!" Das laute Kreischen des riesigen Ungetüms bricht sich in den Wänden und scheint von allen Seiten auf sie herein zu brechen. Jadyn stolpert einen Schritt vorwärts, schnappt Tobys Leine, weicht zurück, um mit der anderen Hand Ellie am Arm zu packen, und rennt los. Den Gang entlang, den sie hereinkamen, ohne sich umzusehen. Der Vierbeiner überholt ihn nach wenigen Schritten und weist ihnen sicher den Weg. Hinter ihnen poltert es laut, als das Ding deutlich hörbar die Spinde demoliert und ihnen hinterher brüllt.
Mit klopfendem Herzen und voller Adrenalin erreichen die drei den Ausgang. Jadyn schiebt Ellie durch den Spalt der rostigen Türen und zwängt anschließend sich selbst hindurch. "Weiter.", hetzt er hinter ihr. "Bleib nicht stehen."



Ellie rennt, doch sie stolpert unterwegs. Sie sieht, wie Toby zu ihr zurück rennt und krallt sich an das Tier, um schneller aufstehen zu können. Zum Glück ist sie nicht verletzt.



Nach unzähligen Minuten erreichen sie die kleine Lichtung, an der Jadyns Fahrrad parkt und er wird langsamer, kommt schließlich ganz zum Stehen. Obwohl er sportlich ist, muss er vorn über gebeugt einige Male kräftig nach Luft schnappen. Als sein Atem sich langsam reguliert, dreht er sich zu dem Weg zurück, doch es ist absolut still hinter ihnen. Sein Blick fällt auf das Display und erst jetzt sieht er, dass eine Nachricht von Tilo eingegangen ist. Ungläubig ließt er den Text ein, zwei und ein drittes Mal.
'Alter, seid ihr schon drin?? Musste kacken.'
Jadyn tippt hastig: 'Sind raus. Wo biste?'
"Alles okay, Blue?", fragt er ehrlich besorgt.



Die Blauhaarige antwortet nicht auf die Frage. "Was war denn das?", fragt sie stattdessen, nachdem sie wieder zu Atem gekommen ist. Jadyn wirkt besorgt. Vielleicht hat sie sich vorhin doch getäuscht und das Monster war wirklich echt. Oder Jadyn ist ein besserer Schauspieler als sie dachte. Doch sie will auf keinen Fall zurück. Besser, sie kauft einfach eine neue Taschenlampe und gut ist. Ellie fällt auf, dass Jadyn auf sein Handy schaut. Dass er in dieser Situation die Ruhe zum Chatten hat...

"Keine Ahnung. Aber es fand uns nicht cool." Er geht einige Schritte zu seinem Rad, löst das Schloss und klopft mit der flachen Hand auf den Gepäckträger. "Steig auf, ich fahr dich heim."

Ellie untersucht zuerst Toby auf Verletzungen. Sie entdeckt einen blutigen Striemen an seiner Schulter. Verdammt. Sie würde die Wunde zu Hause genauer anschauen. Wahrscheinlich ist es nur ein Kratzer, aber vielleicht schadet ein Besuch beim Tierarzt dennoch nichts. Jetzt will Ellie aber einfach nur nach Hause.



Toby scheint noch laufen zu können. "Okay, aber achte darauf, dass der Hund hinterher kommt.", sagt Ellie besorgt.

"Jaja.", murmelt Jadyn. Das Handy vibriert und er ließt die Nachricht. 'War gar nicht drin, man. Wollte rein und ihr seid wie die gestörten an mir vorbei. Was war da los, alter? Kann ich jetzt pennen gehen??'
Jadyn stutzt. Er versteht nicht, was gerade passiert ist. Das hat er sich doch nicht eingebildet. Ellie hats gesehen und selbst ihr Hund.
'Ja, hau ab', tippt er und steckt das Handy weg. Nachdenklich steigt er aufs Rad und tritt in die Pedale.

Zu Hause angekommen stellt Ellie fest, dass es bei Toby tatsächlich nur ein Kratzer ist. Wenn der Hund nicht gewesen wäre, wer weiß, was das Monster dann getan hätte. Sie umarmt ihn liebevoll und kümmert sich um die Wunde. Morgen sieht die bestimmt schon besser aus. Sie stellt fest, dass ihr Zettel noch immer auf dem Tisch liegt. Ben hat von all dem gar nichts mitbekommen. Und das würde er auch nie, denn nun entsorgt sie diesen Beweis heimlich.

In Zusammenarbeit mit @RivaBabylon

>>> Ellie geht nach Evergreen Harbor Nr. 14 - Familie Engel (3) >>>


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03.01.2024 02:15 (zuletzt bearbeitet: 08.02.2024 10:02)
#16
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Callisto kommt von >>> Moonwwood Mill
Hepzibah kommt von >>> Moonwood Mill - Werwolf-Versteck


Ort: Irgendwo in den Wäldern
Charaktere: Callisto, Hepzibah
Geschichtsstrang: Die Worte Lucians



Ravik, Bruno, Vendetta ... Einen dieser drei muss die Alphawölfin zum Gefährten wählen. Seit Tagen überlegt sie, wägt ab und verwirft die Gedanken, nur um wieder von vorn zu beginnen. Ravik ist furchtlos und dem Rudel treu ergeben. Aber er ist auch unberechenbar und bei den meisten nicht sehr beliebt - was das empfindliche Sozialgefüge gefährden könnte.
Brunos Stärke ist seine Fürsorge für das Rudel. Sein Sozialverhalten ist beispielhaft. Doch die Wölfin bezweifelt, dass er schwerwiegende Entscheidungen treffen könnte - was wiederum Vendetta des Öfteren schon bewiesen hat. Allerdings wird Gayst ihren Gefährten nicht kampflos freigeben.
Hepzibah sieht sich in einer Falle, der sie nicht entkommen kann. Niemand dieser Männer, trotz unterschiedlichster Qualitäten, wird einen Anführer abgeben, der Ragnars Vorbild entsprechen könnte.



"Du wolltest mich sprechen, Alpha?"
Hinter Hepzibahs Rücken erklingt die tiefe Stimme der Rudelältesten. Die weiße Wölfin erhebt sich aus ihrer halbsitzenden Haltung, hält den Blick über dem Land, das sich unter ihr auftut. Seit einigen Tagen verbringt sie Stunden auf dieser Klippe und betrachtet ihr Revier, das einst um ein Vielfaches größer war. "Ich benötige deine Weisheit."
"Verzeih, Alpha." Die Graue tritt zwei Schritte näher. "Ich bin kein Orakel."
"Nein, Callisto. Das letzte Orakel starb vor vielen Generationen." Seufzend dreht sich Hepzibah nun zu der Älteren herum. "Aber ich lege Wert auf deine Meinung."



Kaum merklich nickend nimmt die alte Wölfin das Kompliment entgegen. Es ist eine Ehre, so etwas von einer Anführerin zu hören.
"Wie konnte all das passieren, Callisto?" Von Ratlosigkeit geschlagen wendet die Weiße sich wieder dem Ausblick zu. "Wie konnte sich unsere Zahl so minimieren? Warum haben wir unser Land verloren? Unser Volk? Unser stolzes Leben?"
"Die Götter der anderen Völker haben sich gegen Lucian vereint. Und ihn geschwächt. Er kann uns nicht länger beistehen."



Einen Moment denkt Hepzibah über die Worte nach. Sie weiß, dass Callisto es genauso glaubt, wie sie es sagt. Sie ist vom alten Volk. Mythen und Geschichten um Lucian und die anderen Mächtigen wurden damals täglich erzählt, in Liedern besungen und an die Jüngeren gelehrt. Selbst diese Traditionen haben nachgelassen. Als hätte das Rudel seinen Glaube verloren.
"Heißt das, wir kämpfen allein?"
"Nein, Alpha. Das heißt, wir müssen stärker sein und härter kämpfen, als je zuvor."



Wieder herrscht einen Moment Schweigen. Der Wind fegt zaghaft durch die Baumwipfel, als wollte er die Stille füllen. Callisto macht weitere Schritte nach vorn, bleibt unmittelbar vor dem Abgrund und neben der Anführerin stehen und schaut mit dem Auge, das ihr blieb, in die Ferne. Nebelschwaden kündigen den baldigen Morgen an.
"Ich muss einen neuen Gefährten wählen." Die Worte gehen Hepzibah schwer von den Lippen. Es ist ihr Herz, das ihr bei dem Satz einen schmerzhaften Stich verleiht.
"Ja, Alpha."
"Callisto ...", zur Seite schauend sucht sie den Blick der Kämpferin, "ich ... will keinen Neuen."
Die Alte wendet ihr das Gesicht nur wenige Zentimeter zu. "Ich weiß, Alpha." Ihr Ausdruck bleibt ungerührt. Es zählt nicht, was eine Alpha will und was sie nicht will. Das ist der Preis für die Führung. Beide Frauen wissen das. Callisto muss diesen Gedanken nicht aussprechen.
Hepzibah senkt den Blick zu Boden. Damit hat ihre Artgenossin alles gesagt, was es zu sagen gibt. Sie kann es nicht weiter hinaus zögern. "Wen ... soll ich wählen?"



"Ich bin nur eine Kriegerin." Callisto kniet sich herunter, eine Vorderpfote auf den Boden, richtet sie das Augenmerk erneut auf den Wald. "Sag mir, wen ich töten soll - ich tu es. Das ist meine Bestimmung. Ich höre auf dein Wort, Alpha. DU bist die Anführerin. Du hörst auf das Wort Lucians."
Hepzibah seufzt. "Was, wenn ich seine Worte nicht verstehe?"
"Wenn jemand leise spricht, muss man schweigen, um ihm zu lauschen."



Hepzibah nickt. Schweigen, um zu lauschen. Weniger nachdenken, mehr laufen lassen. Sie kniet sich neben Callisto. "Würdest du mit mir meditieren?"
"Natürlich." Callisto wendet sich nach links, setzt sich der Weißen gegenüber im Schneidersitz und öffnet ihre Pfoten. Hepzibah lächelt unbemerkt. Zu Schade, dass die Betawölfin nicht Frage kommt. Ihr Stolz, ihre Erfahrenheit und die Verbundenheit zur alten Lebensweise würde einen mächtigen Alphawolf hervorbringen. Sie verwirft auch diese Gedanken und bringt sich in die gleiche Position, wie ihr Gegenüber und schließt die Augen.



Der anwesende Geist der Kriegerin verleiht ihr Konzentration. Es dauert eine Weile, doch schließlich kehrt die Stille in sie ein. Und dann, ganz plötzlich, weiß sie es.


>>> Hepzibah geht nach >>> Moonwood Mill - Geheimversteck der Werwölfe
>>> Callisto geht nach >>> Glimmerbrook


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09.04.2024 14:26 (zuletzt bearbeitet: 17.04.2024 17:03)
#17
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>>> Hepzibah, Ravik kommen von >>> Moonwood Mill - Werwolf-Versteck (2)
<<< Ravik kommt von Moonwood Mill - Werwolf-Versteck <<<



Charaktere: Hepzibah, Ravik
Geschichtsstrang: Im Licht des Mondes II



Missbrauch


Der Vollmond wirft kühle Schatten auf die Landschaft, die sich unter Hepzibahs Füßen ausbreitet. Auf dem höchsten Punkt des Landes stehend, lässt sie den Blick über das Revier schweifen. Das Revier, das einst Ragnar gehörte. Und dass sie ihm heute Nacht entrissen hat. Mit der Übergabe all dessen an Ravik hat sie Ragnar ein weiteres Mal zu Grabe getragen. Die Zeremonie ist vorbei und er ist nicht mehr ihr Gefährte. Nicht in den Köpfen der Rudelmitglieder. Diese Entscheidung hat sie dreizehn Jahre hinaus gezögert und nun zerreißt sie ihr das Herz.
Es kostet sie alle Mühe, kein wehklagendes Geheul anzustimmen. Dieses Recht hat sie mit der Ernennung Raviks verwirkt.
Die Pfote ein letztes Mal auf den kalten Fels gelegt, steht sie auf, nimmt Abschied und will den Rückweg antreten, als sie einige Meter entfernt Ravik stehen sieht. Ihren neuen Gefährten. Der Mann, den sie für unfähig halten. Doch sie weiß, dass sie ihn zähmen kann. Sie schenkt ihm ein flüchtiges Lächeln, doch ihre Augen können die Trauer um die verlorene Liebe nicht verbergen.

Er ist kein Beta mehr. Es gibt niemanden mehr, der ihm etwas befehlen kann. Kein unsichtbares Band, was ihn zurückhält. Ravik hat noch nicht ansatzweise verinnerlicht was das wirklich bedeutet, ist die Zeremonie doch erst ein paar Stunden her. Aber er weiss, dass alte Alphas, Neuen weichen müssen. Und dass ein Alpha nicht allein führt.
Seine gelben Augen blitzen Hepzibah aus der Entfernung an. Es ist noch nicht lange her seit er sie im selben Zustand vorgefunden hat. Trauernd um Ragnar. Raviks Nase zuckt beim Gedanken an diesen Namen, der nur noch Knochen in verschüttetem Stein gehört.
Statt zu sitzen, wie er es immer beobachtend tut, steht er aufrecht, während er Hepzibah zusieht, wie sie ihre Mundwinkel anhebt.
Ein dunkles Knurren dringt aus seiner Kehle, so als warte er auf etwas.

Langsam kommt sie näher, seinem Blick standhaltend. Je mehr Schritte sie macht, umso schwerer wird ihr das Herz. Wäre Ravik ihr nicht hierher gefolgt, würde sie ihrem Körper erlauben, der aufkommenden Schwäche nachzugeben. Aber hier ist er, betrachtet sie unverholen. Und sie hat nicht vor, sich in einem schlechten Licht zu zeigen. Ab heute ist sie für ihn voller Stolz, Kraft und Kampfgeist. Erhaben streckt sie ihren Rücken durch und wirkt noch stattlicher als ohnehin schon - weiß sie schließlich, dass ihre Größe auf viele Artgenossen imponierend wirkt.
Neben Ravik bleibt sie stehen. Ihre blauen Augen leuchten auf, als sie seinen Duft aufnimmt.



Ein letzter Rest Ehrfurcht vor der Wölfin, die ihn viele Jahre angeführt hat, haftet an ihm, verblasst aber mit dem Impuls, vor ihr in die Hocke zu fallen. "Deine Entscheidung." stellt er mit tiefer Stimme fest, als wolle er sicher gehen.
Sie hebt eine Braue. "Was ist damit?"
Er tritt nah vor sie, so das sein heisser Atem ihr Fell am Hals und dem rechten Ohr zum Wiegen bringt. Speichel sammelt sich in seinem Maul. "Das Ritual..." sagt er durch spitze Zähne, jetzt beinahe begierig, "ist noch nicht vollkommen."

Einen Moment schweigt sie. Ihr Ausdruck wird ernst, als sie seine Entschlossenheit spürt. Es ist noch immer Winter. Die Zeit der heißblütigen Triebe neigt sich dem Ende, ist aber noch nicht vorbei. Jahrelang hat sie sich diesem Drang verweigert. Für eine Sekunde spürt sie die Flammen in sich lodern - und denkt ernsthaft darüber nach. Ravik ist ihr neuer Alphawolf. Die Zeremonie beinhaltet die Paarung. Aber wie könnte sie diesen Schritt gehen? Ihr Herz gehört Ragnar. Auf ewig.
"Das muss niemand wissen.", sagt sie leise. Sie will gehen und fügt bestimmt hinzu: "Es ist vollkommen genug."

Sein Kopf sackt herab als sie sich abwendet und wütende Augenpaare starren ihr nach. Durch seinen Körper jagen heisse Funken gemischt mit elektrisierendem Zorn der davon rührt, dass er erwartet hat, dass seine Worte, jetzt da er ein Alpha ist - DER Alpha - mehr Gewicht haben. Aber sie spricht wie zuvor. Unter seinem Fell pocht es und er sinkt jetzt doch zur Erde. Nicht demütig, nicht geschlagen, sondern feindselig. "Du bist jetzt meins." knurrt er und kann nicht verhindern, dass ihm dabei der Geifer aus den Mundwinkeln läuft.

Mit starrem Blick dreht sie sich zurück. "Ich habe mich wohl verhört."
"Nein..." Raviks Stimme klingt sicher, so als gäbe es keine andere plausible Antwort auf diese Aussage.
Den Kiefer zusammen gepresst, stampft sie wütend auf ihn zu. "Ich bin nicht deins. DU bist MEINS. ICH habe DICH erwählt. Vergiss das nicht." Von oben herab fixiert sie ihn aus glühenden Augen.
Ihre Wut läd ihn augenblicklich auf und durchströmt seine Muskeln die sich verhärten. Seine Mundwinkel verziehen sich zu seinem bösartigen, wissenden, aber auch gierigen Grinsen und er raunt ein tiefes, gänsehauterregendes, "Genau."

Hepzibah schluckt. Zum ersten Mal jagt Ravik ihr Angst ein. "Nein." Bemüht, ihre Autorität zu wahren, richtet sie sich auf. Eine Sekunde zu lang hält sie den Blick auf ihm, ehe sie dem Rüden erneut den Rücken zuwendet, um zu gehen, was ein Fehler ist. Angespornt von ihrem spürbaren Zorn und seiner eigenen Gier, springt er sie an, reisst sie zu Boden auf den Bauch und packt ihr Nackenfell mit den Zähnen. Nicht so wie er es mit Beute tut, aber so, dass sie weiss, dass er es ernst meint.



Hepzibah wird von seiner Kraft umgerissen, ohne dass sie ihm viel entgegen setzen kann. "Ravik! Hör a-" Seine Zähne in ihrem Nacken paralysieren sie. Ihr Fell stellt sich auf vor Erregung. Ihr Körper ist voller aufgestauter Hormone. Eine heiße Welle durchströmt sie, vor ihrem geistigen Auge schwebt das Bild Ragnars, der seine Lenden an ihren reibt. Ragnar, den alle für tot halten. Den sie so sehr vermisst, dass es körperlich schmerzt.
Der Atem in ihrem Nacken, die Zähne, die sich lüstern in ihre Haut treiben, sind nicht Ragnars. Die erregende Hitze weicht brennender Wut. Ravik. Er wagt es, sie zu besteigen, wie ein räudiger Straßenköter. Knurrend bäumt sie sich auf. Ihre Arme pressen den Oberkörper mühevoll in die Luft, während ihre Beine gegen den wachsenden Druck seines Unterleibs ankämpfen. Beinahe gelingt es ihr, sich aufzurichten, doch dann greift er unter ihren linken Arm, reisst sie mit sich zur Seite in den Schnee, so dass sie sich über ihn abrollen muss und erst an einem eisbedeckten Baum hart zum liegen kommt. Sofort ist Ravik wieder auf den Beinen und kommt auf sie zu, sein Fell glitzert weiss, vom an ihm haftenden Schnee. Es hat etwas von einer Katze, die mit ihrem Opfer spielt. Aber Ravik spielt nicht. Es war ihre Entscheidung. Sie muss dazu stehen und die Zeremonie beenden. Traditionen sind wichtig. Noch bevor sie sich aufrappeln kann, packt er sie mit der Klaue am Hals und steigt zwischen ihre sich wieder windenden Glieder. Der Speichel tropft ihm aus dem Maul und er fixiert ihre Augen. „Warum wehrst du dich!?“ Die Frage klingt aufrichtig verwundert, wenn auch bösartig. Sie lässt keine Hoffnung zu.

"Hrrrrr..." schwer atmend keucht sie in seinem Griff. Ihre Krallen bohren sich tief in das Fleisch seines Armes, doch er scheint davon nicht einmal Notiz zu nehmen. Ihr Hals lässt kaum Luft zum atmen in ihre Lungen, das Herz schlägt kräftig und jagt Adrenalin durch ihren Körper. Was passiert hier? Warum hört er nicht auf sie? Er hat sich ihr sonst immer gebeugt. Sie hatte ihn stets unter Kontrolle. Doch nun begreift sie, dass sie nicht den Hauch einer Chance gegen ihn hat. "Mein Herz ...", presst sie spuckend hervor "gehört Ragnar. Und so auch ...hust mein Körper." Ihre Augen sprühen Ravik blanken Hass entgegen. "Du kannst ... mich nehmen, aber ...", blutiger Speichel läuft ihr aus dem Mundwinkel, "vor Lucian ist das Ritual ... NICHT gültig!" Voller Verachtung spuckt sie ihm ins Gesicht. Sie weiß, was nun geschehen wird. Sie kann ihn nicht aufhalten.

"Du denkst er ist auf deiner Seite?!" Seine Worte lassen die gesamten letzten dreizehn Jahre Revue passieren. Seine nasse Zunge leckt über den blutige Speichel in seinem Gesicht. Auf Knien weitet er die Beine auf und ihre gleich mit. Er hat die volle Kontrolle. Der Griff um ihren Hals ist fest, aber lässt ihr genug Luft. Sie ist seins - nicht Ragnars, nicht Lucians - und er passt auf 'seins' auf.
"Dann hättest du keinen Alpha gebraucht." Mit der rauen Endsilbe und einem animalischen Knurren, durchdringt er nachdrücklich, ihre letzte Grenze.


(in Zusammenarbeit mit @Ripzha )

>>> Ravik geht nach Henford-on-Bagley >>>


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