Brindleton Bay Nr. 7 - Maryamas Haus

  • Seite 1 von 7
11.04.2023 19:34 (zuletzt bearbeitet: 21.06.2023 23:30)
avatar  Knox
#1
avatar
Hausmeister




Außen:









Eingangsbereich:


Wohnzimmer:



Küchen-/ Essbereich:


Bad:






Galerie


 Antworten

 Beitrag melden
11.04.2023 19:36 (zuletzt bearbeitet: 13.07.2023 20:34)
avatar  Knox
#2
avatar
Hausmeister

Maryama kommt von San Myshuno Nr. A - Central Park

Als Maryama ziemlich außer Atem am Schließfach ankommt, ist sie immer noch so verwirrt, dass ihr erst beim dritten Versuch auffällt, dass sie versucht, den Schlüssel verkehrt herum ins Schloss zu stecken.
Endlich öffnet sich die Türe und sie zerrt ungeduldig ihr Gepäck heraus.Nur die Gitarre nimmt sie behutsam in die Hand und hängt sie über die Schulter.
Während sie sich zum Gleis aufmacht, wird ihr Herzschlag langsam ruhiger , aber das Kopfkarussell dreht sich noch.
„Boah, suuuper geregelt...sehr erwachsene Reaktion...souverän und gelassen, wie immer.“
Maryama schüttelt kurz unwillig den Kopf über ihr Talent, sich von Emotionen überwältigen zu lassen.
„Sascha“...Seit Jahren wünscht sie sich, es gäbe eine Gelegenheit den schlimmen Streit von damals aus der Welt zu schaffen.
Jetzt war die Gelegenheit zum Greifen nahe gewesen und sie war davon gelaufen wie ein kleines Kind, überrollt von ihren Gefühlen. Tja, Chance vertan.

Sie erklimmt die Treppe zum Gleis nach Brindleton Bay und das Kreischen der Bremsen des einfahrenden Zuges reisst sie aus ihren Gedanken.
Seit dem Tag an dem sie von zuhause weggelaufen ist,verbindet sie innerlich dieses Geräusch und den Geruch der warmen Bahnschwellen mit Freiheit .
Maryama hastet zum Einstieg und reiht sich in die Schlange der wartenden Passagiere ein.
Drinnen sichert sie sich einen Fensterplatz , verstaut ihr Gepäck und fällt mit einem erleichterten Seufzer in die Polster.
„Hör auf zu Grübeln und schau nach vorn. “Mit einem Ruck setzt sich der Zug in Bewegung.

Fährt nach Brindleton Bay

Steigt in Brindleton Bay Nr.7 aus dem Taxi.

„Das macht 8 Simoleons.“ Der Taxifahrer drehte sich zu ihr um und sprach plötzlich mit ganz normaler Stimme. Die ganze Fahrt über hatte er keinen Ton von sich gegeben und ihre Versuche ein Gespräch anzufangen mit mürrischen Lauten kommentiert.
Maryama drückte ihm trotzdem 10 in die Hand , stieg aus und schlug die Türe etwas lauter zu als nötig.
Es roch gut nach frischer Frühlingsluft. Von Ferne hörte sie leise das Rauschen des kleinen Wasserfalls in der Nähe.Ein heimatliches Gefühl machte sich in ihr breit.
Gierig saugte sie die frische Luft in ihre Lunge und betrachtete im schwindenden Tageslicht ihren Ankunftsort.
Den Ort ihrer Kindheit und Jugend.
Den Ort, dem sie vor 9 Jahren bei Nacht und Nebel den Rücken gekehrt hatte.Wohlwissend, dass sie ihrer Mutter damit das Herz brechen würde.
Sie drängte energisch alle schweren Gedanken zur Seite und beschloß heute Nacht kein Zelt mehr aufzubauen , sondern unter freiem Himmel im Schlafsack zu übernachten.
Maryama umrundete das Haus. Hineinzugehen hätte bei diesen Lichtverhältnissen wenig Sinn gemacht.
Dahinter befand sich ein großer Garten, ideal als vorübergehende Lagerstatt, bis sie das Häuschen soweit in Stand gesetzt hatte, dass es wieder bewohnbar war.
„Wenn dir trockenes Feuermaterial fehlt, dann brich einfach die untersten kleinen Äste eines Nadelbaumes ab, die sind immer dürr genug zum Anfeuern.“
Diesen Rat ihres Vaters hatte sie nie vergessen. Rasch befolgte sie ihn ,sammelte noch ein paar größere herumliegende Äste auf dem Grundstück auf und trug sie mitsamt ein paar Steinen zum vorgesehenen Lagerplatz.
Aus dem Rucksack zog sie eine leere Kekspackung, riss sie in Streifen, legte die Steine zum Rund,schichtete die kleinen Ästchen mit den Papierstreifen dazwischen auf und entzündete das Ganze mit ihrem Feuerzeug.
Maryama kniete sich hin, legte den Kopf seitlich und pustete eine Weile kräftig um die Flammen zu schüren.
Munter begann es zu knistern und zu knacken.
Schnell kramte sie eine warmen Pulli und eine lange Hose aus ihrem Gepäck, es war mittlerweile doch kühl geworden, streifte beides über und legte noch ein paar größere Stücke Holz nach.
Schon konnte sie die letzten zwei Veggie-Würstchen aus dem Rucksackvorrat im Feuer grillen.



Hier unterm Sternenzelt zu sitzen und den Geräuschen der Nacht zu lauschen, machte sie glücklich.
Dass heute auch noch der Vollmond sein helles Licht über die nächtliche Welt schickte, war das Sahnehäubchen obendrauf.


Eigentlich brauchte sie nur in der kalten Jahreszeit ein festes Dach über dem Kopf. Ansonsten reichte ihr das Zelt für einen Regentag und die warmen Sommernächte würde sie für kein Geld der Welt in geschlossenen Räumen verbringen wollen.
Maryama schluckte den letzten Bissen ihres Mahls hinunter und stocherte etwas im schon kleiner werdenden Feuer, damit es zusammenfiel.
Im Schein der Glut, rollte sie Isomatte und Schlafsack aus, zog Schuhe und Hose aus, tauschte den warmen Pulli gegen ein Shirt und schlüpfte in die kuschelige, wärmende Hülle.
Schnell rückte sie noch ihr kleines Kuschelkätzchen „Pinky“ zurecht, ein Andenken an früher und ihr Talisman.
Der Geruch des noch leicht glimmenden Lagerfeuers stieg ihr in die Nase und katapultierten sie unverhofft noch einmal in die Vergangenheit.

Sie hatte im Nachtwagon gesessen, Kopfhörer im Ohr und einem ihrer Lieblingssongs gelauscht.
„I'm as free as a bird now and this bird you cannot change...“
Genauso fühlte sie sich, wenn sie für eine Weile auf Reisen war und der erstickenden Atmosphäre zuhause für ein paar Tage entfliehen konnte.
Plötzlich hatte sie Brandgeruch wahr genommen...oder war das nur Einbildung?
Nein, der Geruch hatte sich verstärkt und sie war aufgesprungen, hatte die Abteiltür aufgeschoben und dichte Qualmwolken schlugen ihr schon entgegen.
Plötzlich zeichnete sich eine Silhouette in all dem Rauch ab. Ein hochgewachsener junger Mann kam auf sie zu, rief irgendetwas , packte sie am Arm und legte eine reglose junge Frau, die er auf dem Rücken getragen hatte, vor ihr auf den Boden... Sascha...



„Denk heute nicht mehr nach....morgen ist auch noch ein Tag.“ Das ferne Rauschen des Wasserfalls lullte sie ein und Maryama fiel in tiefen Schlaf.


 Antworten

 Beitrag melden
11.04.2023 22:55 (zuletzt bearbeitet: 19.04.2023 20:56)
avatar  Knox
#3
avatar
Hausmeister

Nio: letzter Post
Nwadike: letzter Post


„SSSSsssssSSsssssssSs!!!!“ das Geräusch wurde lauter und leiser und lauter...und endete mit einem schmerzhaften Piks in ihr Ohr.
Maryama fuhr aus tiefem, traumlosen Schlaf auf und versuchte sich zu orientieren. Gras, kalter Lagerfeuergeruch...langsam dämmerte ihr dass die Mücke sie im Garten ihres Elternhauses angefallen hatte.
Sie reckte und streckte sich im Schlafsack und schälte sich aus ihrem Kokon. Die Morgensonne kitzelte sie leicht in der Nase. Es wurde gerade so ein wenig warm.
„Genau richtig für eine kleine Morgenmeditation mit Wasserfalluntermalung.“ Gedacht, getan. Barfuß ging sie durchs taufeuchte Gras, kramte ihr Hockerchen zum Meditieren aus dem Rucksack und setzte sich für eine Viertelstunde neben das rauschende Wasser.


Erfrischt von der mentalen Stärkung, überlegt sie die „To do“- Liste für heute.
Gleich mal das Zelt aufstellen, dann Frühstück und Hausbesichtigung. Evtl. noch einkaufen , mehr stand erstmal nicht auf dem Plan.
Maryma zerrte das zusammengeschnürte Zelt aus der Hülle, breitete es aus und begann damit das Gestänge einzuschieben. Die Handgriffe gingen ihr routiniert von der Hand und schon bald stand das Zelt und sie brauchte nur noch die Schnüre spannen und mit den Heringen im Boden zu verankern.
Jetzt konnte der Regen kommen, sie hatte ein trockenes Plätzchen.
Im Haus, das ein wenig moderig roch, wollte sie ungern nächtigen, bevor es renoviert war.
Die Arbeit hatte sie hungrig gemacht und Maryama entzündete rasch das Feuer für ihr Frühstück.
„Lecker", seufzte sie in Gedanken, “Marshmallows...ich muss unbedingt gleich einkaufen gehen."
Schnell kaute sie ihren letzten Bissen zu Ende und begab sich ins elterliche „Wohnzimmer“.
Die Erinnerungen überfluteten sie, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte.
Ihre Mutter am Herd , wie sie ihr Lieblingsgericht kochte -Samosas, kleine frittierte Teigtäschchen mit Gemüsefüllung.
Die gab es nur zu ganz besonderen Gelegenheiten...
Ihr Vater, handwerklich völlig unbegabt, und trotzdem hatte er ihr kaputtes Bücherregal repariert.
Sie hatte ihm anschließend den Daumen gekühlt und verbunden. Bei diesen inneren Bildern wurde ihr warm ums Herz. Die anderen, Düsteren verdrängte sie für den Moment.
Mit prüfendem Blick sah sie sich um. „Okay...erstmal muss Unkraut gejätet werden, das wuchert schon durch den Boden im Wohnzimmer und dann geht es an die Wände. Verputzen, streichen...vielleicht auch bunt. Ja, bunt, das ist eine gute Idee.“ Es erinnerte sie an ihre Zeit in Indien. Farben über Farben. Es wäre schön diese Atmosphäre hier auch hereinzubringen.


Unterdessen vor der Türe


Nio hatte Papa überzeugt. Als Preis musste er unter anderem heute mit zu dieser neuen Nachbarin und sich vorstellen. Dad war manchmal so spießig. Naja, Hauptsache er durfte zum Wettbewerb. Vor der Tür hielten sie an. Nwadike klopfte an und sagte zu Nio: "Tu wenigstens erfreut!"



Im Haus

Maryama seufzt, doch bevor sie sich in Erinnerungen verlieren kann, klopft es an der Haustüre. Sie erschrickt, weil der dumpfe Ton in den leeren Räumen widerhallt. „Wer kann das denn sein?“
Mit leicht mulmigem Gefühl begibt sie sich zur Türe, öffnet leicht zögerlich und versucht mit ihrem Körper den Blick ins trostlose Innere des Hauses zu verdecken.

Überrascht blickt sie in zwei ihr völlig unbekannte Gesichter.




Ein etwas streng wirkender Erwachsener und ein leicht desinteressiert wirkender Teenager, mit dem unvermeidlichen Smartphone in der Hand.
Maryama ist verblüfft, freut sich aber über die Abwechslung und lächelt die beiden freundlich an.

"Oh...hallo, guten Tag ...mit wem habe ich denn die Ehre?" fragt sie.

Der sympathische Herr lächelt zurück.
"Guten Tag! Meine Name ist Nwadike Okoye und das hier ist mein Sohn Nio. Wir wohnen dort in Nummer 4 und wollten sie ganz herzlich in unserer schönen Nachbarschaft willkommen heißen."
Nio schaut kurz vom Handy auf und murmelt: "Tach.", was sein Vater mit der Spitze seines Ellenbogens in Nios Seite quittiert. "T'schuldigung. Guten Tag, ich bin Nio."

Maryama muss innerlich schmunzeln über diese kleine Szene.
„Typisch Teenager“, sie hätte sich wohl damals auch nicht anders gefühlt bei so einem „Anstandstermin“.
Aber es spricht für die Vater-Sohn-Beziehung, dass sie beide hier stehen.
"Das ist aber lieb von Ihnen". Sie gibt beiden die Hand.
"Leider bin ich noch nicht so ganz eingerichtet. Vielleicht gehen wir in den Garten, dort ist es gemütlicher."




Schon bereut sie die Äußerung...es gibt nur eine Sitzgelegenheit im Garten und sie hat noch nichts eingekauft. Was soll sie anbieten?"Bitte, hier entlang" .
Sie umrunden das Haus und Maryama führt sie in den Garten. „Bitte nehmen sie Platz.“ auffordernd zeigt sie auf den Stein an der Feuerstelle und hofft das Nwadike es einfach akzeptiert.


Nwadike nimmt Platz und mustert den Garten. „Viel gibt’s ja nicht, außer ein Feuer und ein Zelt. Naja, soll ja auch kein Galaempfang werden.“
Er mustert die junge Frau. Ein warmes Gefühl breitet sich in ihm aus. Das Lächeln und die warmen Augen haben ihn sofort gefangen genommen. Hoffentlich vermasselt Nio nicht alles! Der starrt derweilen weiter auf sein Handy.
„Mal sehen wann ich mich hier loseisen kann. Wenigstens ist sie nicht hundert, so wie Dad.“ Nio widmet sich wieder seinen Textnachrichten.

Maryama überlegt fieberhaft, wie sie die Situation retten kann."Liebe Güte, was mach ich denn jetzt....?" Da kommt ihr ein Gedanke.
Sie wirft eine prüfenden Blick auf Nio, der immer noch mit seinem Handy beschäftigt ist.
"Hm, er sieht zwar nicht so aus, aber...."
"Hey, Nio, " Nio blickt überrascht auf. "Du siehst aus, als könntest du anpacken. Hilfst du mir zwei weitere Steine herzutragen, damit wir alle am Feuer sitzen können?" Sie lächelt ihn an und zwinkert Nwadike heimlich zu.

Nio nickt. Er steckt das Handy weg und geht zwei große Steine suchen.
„Du siehst aus als ob du anpacken könntest. Ha, für wie blöd hält die mich eigentlich. Ich seh aus als ob ich noch nie 'nen Stein gehoben hätte, aber der zeig ich's!“
Endlich hat er einen großen Stein gefunden. Er umgreift ihn mit den Armen und ruckt ihn an. "Uff!" Verdammte Sch..., ist der schwer!" Es hilft nichts. "Dad, hilfst du mir mal?"

Nwadike freut sich über das verschmitzte Zwinkern der jungen Frau. Es ist lange her, dass ihm so etwas passiert ist. Das warme Gefühl in seinem Inneren verstärkt sich. Nios' Hilferuf reisst ihn aus seine Gedanken.
Leicht genervt entgegnet er:
"Ach komm, das schaffst du doch allein, oder?" Wie ein Teletubby wankt Nio mit dem Stein immer ein paar Meter vorwärts. "Roll ihn doch! Manchmal frage ich mich, wozu du deinen Kopf hast!"
Er wendet sich an seine Nachbarin.

"Was machen sie beruflich, Frau...?"

Maryama erschrickt.
"Ich hab mich gar nicht vorgestellt...er muss ja denken ich habe überhaupt keine Kinderstube..." Sie spürt, wie sie errötet.
"Entschuldigen sie bitte vielmals...ich hatte einen ziemlich anstrengenden Morgen und hab es ganz versäumt mich vorzustellen. Das tut mir aufrichtig leid....ich heiße Maryama...Äh...Loh-Se...ich meine sie können Maryama zum mir sagen."
„Jetzt verhasple ich mich auch noch....wahrscheinlich hält er mich für völlig unterbelichtet...."

Nwadike registriert die Verlegenheit der jungen Frau.
„Bezaubernd“, denkt er als sie leicht rot wird.

„Im Moment habe ich noch keine Arbeit hier. Ich koche gerne und gut und dachte daran , mich bei einem Cateringservice zu bewerben. Das habe ich schon gemacht und es gefällt mir ganz gut. Eigentlich möchte ich aber meine Leidenschaft zum Beruf machen und selbsständige Gärtnerin werden,“ erzählt Maryama, die sich wieder gefangen hat.

„Schön, dass Sie schon so feste Ziele haben. Das hilft sich in einer neuen Umgebung schneller zurecht zu finden.Es ist wichtig, seine Ziele im Leben nicht aus den Augen zu verlieren,“
antwortet Nwadike mit einem für Maryama schwer zu deutenden Blick. Er lächelt ihr aufmunternd zu.


 Antworten

 Beitrag melden
11.04.2023 22:59 (zuletzt bearbeitet: 13.07.2023 20:36)
avatar  Knox
#4
avatar
Hausmeister

Geschichtsstrang: Neuer Tag, neue Nachbarn

Währenddessen:

„Blödmann! "...“Manchmal frage ich mich, wozu du deinen Kopf hast!" flüstert Nio leise. „Scheinbar zum Steine schleppen“.
„Nio, komm lass mich dir helfen!“ die junge Frau kommt auf ihn zu , streckt hilfsbereit ihre Arme aus und schnappt sich den Stein. Er registriert, dass ihn sein Vater beobachtet.
"Das wär nicht nötig gewesen! So'n paar Steine schlepp ich mit links!" Seine rechte Schulter schmerzt und seine Hände sind ganz schmutzig.

Maryama erlöst Nio von dem großen Stein, mit dem er sich abplagt. „Hat sich wacker geschlagen“ denkt sie anerkennend.
„Ruh dich aus, Nio.“ Maryama zeigt auf den dritten Stein und fragt gleichzeitig die Beiden: „Wollen wir ein Feuer anzünden und Marsmallows grillen?“
Nio setzt sich erleichtert auf den angebotene Sitz und nickt erfreut.
Die Aussicht auf ein Feuer beruhigt Maryamas Nerven. Suchend kramt sie in ihren Hosentaschen nach einem Feuerzeug, findet aber keines.
„Nio, hast du ein Feuerzeug?“



Nio wirft einen misstrauischen Blick auf seinen Dad.
"Nun hol's schon raus, weiß ja das du heimlich rauchst." Nio wird leicht rot und gibt Maryama das Feuerzeug.
„Danke“, sie nimmt es entgegen und entzündet das Holz vor sich.
Sie gibt es Nio zurück und wendet sich an Nwadike.
"Ich freue mich sehr über euren Besuch. Wenn man so neu zugezogen ist, fühlt man sich doch immer ein wenig verloren. Wohnen sie schon lange hier?"

"Wir wohnen hier seit über 20 Jahren. Das Haus haben meine Frau und ich damals gebaut, Nio ist hier zur Welt gekommen. Marshmallows hab ich ewig nicht gegrillt."
Er grinst sie an.

Sie grinst zurück.“Ich auch nicht, das trifft sich gut.“ und fügt in Gedanken hinzu „Nur erst heute Morgen zum Frühstück...“
„Ißt du die auch gerne?“ fragt sie Nio, während sie Marsmallows auf drei Stöcke spießt.
Nio nickt. "Ich mag Marshmallows, aber ich muss streng auf mein Gewicht achten, ich mache Ballett!" fügt er nicht unbescheiden an.
"Ja er lebt nur für sein Ballett und das Tanzen in den Discotheken. Schule hält mein Herr Sohn für ein Folterinstrument der Regierung, nur um ihn persönlich zu quälen."
Nwadike wirft ihr einen vielsagenden Blick zu.
Kurzzeitig grillen alle schweigend ihre Marsmallows.



Maryama kommen diese Prioritäten bekannt vor, wenn auch mit anderen Interessen besetzt.
"Ja, das mit dem Folterinstrument kann ich nachvollziehen...zumindest teilweise. Wenn ich da so an Mathe und Physik denke....“ sie lächelt Nwadike um Verständnis heischend an und wendet sich an Nio: "Wow, da hast du dir aber nichts Einfaches ausgesucht. Wie bist du denn dazu gekommen?"

"Mama hat Ballett gemacht, bevor sie krank wurde. Ich bin als kleiner Junge schon mitgegangen und hab vor dem Spiegel an der Stange versucht mitzumachen. Sie war Festangestellt im Schauspielhaus in Myshuno und..." seine Stimme bricht. Mit einem Ast stochert er im Feuer. Nwadike legt den Arm um ihn.
Maryama hat plötzlich auch einen Kloß im Hals...räuspert sich und sagt: "Das tut mir leid ,Nio...aber
es ist schön, dass du ihre Leidenschaft teilst und dadurch auch ihr Andenken bewahren kannst.

Sie stochert auch mit ihrem , inzwischen leeren Stock, im Feuer.

"Ja, ich mach es gern und irgendwie auch für sie. Es ist jetzt vier Jahre her, aber manchmal ist es wie gestern, dass sie bei mir war. Muss dir nicht leid tun. Ich hab nen tollen Dad und...hey, willst du in 5 Tagen mit in den Jazzclub. Ich tanze da beim großen Wettbewerb!"

"Nio lass Maryama doch erstmal ankommen!" mischt sich sein Vater ein, der dem Gespräch aufmerksam gelauscht hat.
Ohne auf seinen Einwurf einzugehen,schenkt sie beiden noch ein Lächeln und antwortet spontan:
"In 5 Tagen? Da hab ich glaube ich Zeit, das klingt super. Dann sehe ich mal wieder etwas anderes als diesen Garten hier und dazu noch einen coolen Tänzer.“
Maryama strahlt beide an und fragt Nwadike: " Abgemacht? "

"Ich hol sie gerne ab. Dann können wir gemeinsam hinfahren. Nio wird schon früher da sein. Dann sitz ich da auch nicht wie ein Mauerblümchen am Tisch und wirke deplatziert."
Er lächelt sie an.
Nio strahlt glücklich. „Jetzt kann er es mir gar nicht mehr verbieten!“

"Besser geht's gar nicht. Gerade haben Sie mir die Sorge abgenommen, wie ich da hin komme. Ich freue mich sehr über die Einladung . Unverhofft kommt oft, nicht wahr? Heute ist wohl mein Glückstag.“
Sie erhebt sich und lächelt beiden zu.

Nwadike steht auf und meint schelmisch: „Oder unserer“.
Nio sieht ihn leicht befremdet an und steht auch auf.



Maryama begleitet ihre Gäste noch bis zur Straße. Sie schüttelt beiden die Hand und verabschiedet sich mit den Worten.
„Tschüß ihr beiden. Ich freue mich schon sehr auf den großen Abend. Das wird sicher spannend“.

"Maryama, es war mir eine Freude sie kennenzulernen. Danke für den bezaubernden Vormittag. Wenn Sie Hilfe beim Einrichten brauchen, zögern sie nicht bei uns zu klingeln. Ich wünsche einen schönen Tag!"
„Danke für das Angebot. Es ist gut möglich, dass ich einmal darauf zurück komme.“

Nio schaut sie eine Weile still an und sagt dann als sein Dad schon weiter weg ist: "Danke. Ob sie's glauben oder nicht, aber diese Marshmallows waren für meinen alten Herrn ein bisschen wie Medizin. Man sieht sich. Nicht den Wettbewerb vergessen, ja!" Er winkt und läuft seinem Vater nach.

Maryama schaut den beiden noch ein wenig nach und beschließt sich keinen weiteren Stress zu machen, sondern ein paar gemütliche Stunden am Strand zu verbringen und den schönen Tag noch weiter zu genießen.

Maryama geht nach [ALT] Brindleton Bay - Seegrasinsel
Nio & Nwadike: Nächster Post[/b]


 Antworten

 Beitrag melden
12.04.2023 00:07 (zuletzt bearbeitet: 13.07.2023 21:33)
avatar  Knox
#5
avatar
Hausmeister

Maryama kommt von [ALT] Brindleton Bay - Seegrasinsel

Als Maryama zu Hause eintraf, merkte sie erst, wie müde sie war. Ein schöner, ereignisreicher Tag mit vielen neuen Bekanntschaften lag hinter ihr und hatte seine Spuren hinterlassen.
Schnell noch eine spartanische Dusche im Haus (Gott sei Dank gab es funktionierende Sanitäranlagen) und dann sofort in den Schlafsack gekrabbelt.
Eine halbe Stunde später, war sie schon fest eingeschlafen.


Am nächsten Morgen

Sie erwachte relativ spät am nächsten Morgen. "Der Sonne nach sicher schon neun."
Maryama blinzelte ins helle Licht und beschloss sich zu beeilen, denn es musste heute viel erledigt werden.
Schnell den Rest Fisch, den Lotta ihr mitgegeben hatte am Feuer gegrillt, etwas Leitungswasser dazu und dann schwupp - Zähne putzen, duschen anziehen und dann ab ins Taxi nach San Myshuno.
Dort gab es eine große, neue Shoppingmall. in der sie Farben und Renovierungsmaterial zu finden hoffte.

Maryama geht nach Magnolia Promenade Nr. 2 - Shopping Destrict


 Antworten

 Beitrag melden
12.04.2023 00:15 (zuletzt bearbeitet: 13.07.2023 21:39)
avatar  Knox
#6
avatar
Hausmeister

Maryama kommt von Evergreen Harbor Nr. 5 - Bio Gemüseladen

Maryama hatte ihre Einkäufe in einem Behältnis im Fluss zur Kühlung verstaut.
Jetzt erstmal kochen. Sie schnippelte verschiedenes Gemüse, marinierte es in Sojasauce und spießte dann alles auf.
Noch ein paar Kartoffeln in Alufolie gewickelt und in die Glut gelegt...was für ein Festmahl.
Sie war so satt, dass sie schon wieder müde wurde. Also rollte sie den Schlafsack unter den Baum im Garten aus, legte sich darauf und beobachtete das Spiel der Blätter in der lauen Nachmittagsbrise.
Dabei überlegte sie, was sie wohl abends zur Rocknacht anziehen könnte"...hm...auf keinen Fall zu schick....es ist ja ein Rock'n Roll Event....High Heels?...nicht ganz einfach damit zu tanzen....ZZZzzz..."schon war sie eingenickt.

"Tock!" Maryama erwachte mit einem Ruck.Irgendetwas hatte sie an der Stirn getroffen. Eine kleine Eichel kullerte neben ihr im Gras davon. Bestimmt hatte die ein Eichhörnchen verloren.
Ein Blick in den Himmel sagte ihr, dass es später Nachmittag oder schon früher Abend war.
Wenn sie nicht zu spät in den Jazzclub kommen wollte, musste sie sich jetzt in Schale werfen.
Schnell sprang sie auf, kramte im Zelt die passenden Kleider heraus und ging ins Haus um sich frisch zu machen.

1 Stunde später



Maryama geht nach San Myshuno Nr. 12 - Jazz Club


 Antworten

 Beitrag melden
12.04.2023 01:36 (zuletzt bearbeitet: 19.04.2023 20:58)
avatar  Knox
#7
avatar
Hausmeister

Maryama: Vorheriger Post

Zuhause angekommen warsie noch so aufgekratzt von der Musik und all den Eindrücken, dass sie sich noch ein wenig auf die Bank am Wasserfall setzte und dem Rauschen des Wassers lauschte.
Dieses Geräusch und der Anblick des Sternenhimmels über ihr, gaben ihr die innere Ruhe zurück.
Eine halbe Stunde später lag sie schon eingekuschelt im Schlafsack und träumte von Pippilotta, die einen Rock aus Bierdeckeln trug und Sascha , der sie fragte, welcher denn nun für ihn bestimmt sei...der Sänger der Band brüllte derweil ins Mikro, die rothaarige Frau mit den spitzen Ohren entwand es ihm und rief ins Publikum: "Diese Nacht gehört der Musik!" woraufhin Sascha sich ihr zuwandte, ihre Sonnebrille aufsetzte und zu Lotta meinte: "Sieht sie nicht auf meinen spitzen Öhrchen viel besser aus?"
Er drehte sich zuMaryama um und sie erschrak, weil seine roten Augen bis in ihr Innerstes zu blicken schienen...in diesem Moment zog die spitzohrige Frau eine große Glocke von irgendwo auf der Bühne hervor "Hells bells...hört ihr Leute , lass euch sagen, 3 Uhr hat die Uhr geschlagen"...sie lachte und läutete die Glocke wie verrückt "Ding, Dong, Ding, Dong,Ding, Ding!!!!"
Der wilde Klingelton reisst Maryama aus dem Schlaf.
Die Türglocke schallte durch das leerstehende Haus und drang bis zu ihr in den Garten vor. Die Lieferung!
Schnell raus aus dem Schlafsack, in die Hose vom Vorabend, Schlafshirt kann an bleiben und dann flugs zur Haustür. Es muss schon Vormittag sein! kein Wunder, wenn man sich die Nacht um die Ohren schlägt.



Maryama fühlt sich noch leicht schwindelig, als sie dem Lieferanten gegenüber steht."Guten Morgen...oder Mittag? Schön, dass sie schon da sind!"
Der junge Mann grinste und meinte : "Ich bin schon länger da. Na, wo darf ich das Zeug denn hinstellen?"
"Hier entlang, bitte" Maryama hielt ihm die Türe auf und wies auf die hintere Ecke des Wohnraumes.
Der Lieferant platzierte das kostbare Gut am zugewiesenen Platz , Maryama bedachte ihn mit einem großzügigen Trinkgeld und verabschiedete ihn freundlich.
"Jetzt noch eine Dusche, ein Brot und eine Banane zum Frühstück und dann kann es losgehen."


1 Stunde später


"Es ist wohl am besten, wenn ich erstmal weiss grundiere...die Wände sind sehr dunkel geworden...und vergilbt......vergilbt...."

Sie kann den Zigarettenrauch von damals fast riechen...

Es ist mal wieder so ein vermaledeiter Montag...das Wochenende war so trostlos wie seit langem schon fast jeder Tag zuhause. Sie hatte die Flucht ergriffen und war mit einem der Fischer von den Docks rausgefahren , einfach um frische Luft zu bekommen und durchzuatmen....die Atmosphäre zuhause hatte sie fast erstickt.
Und heute dann der Mathetest....für sie völlig überraschend und natürlich war sie null vorbereitet gewesen...wobei auch Vorbereitung nicht viel genützt hätte. Sie seufzte und dachte an den blauen Brief in ihrer Schultasche. Sie soll ihn abgeben zuhause...unterschreiben lassen ...und ihre Mutter möchte doch bitte einmal so freundlich sein und zur Sprechstunde ihres Mathelehrers kommen....mit Maryama.
Sie kramte ihren Haustürschlüssel aus der Tasche , schloss auf und betrat den offenen Wohnraum.
Dicke Schwaden von Zigarettenrauch schlugen ihr entgegen, die Luft war zum Schneiden.
Maryama warf ihre Schultasche in die Ecke und riss das nächstgelegene Fenster auf. "Mama! Das gibt's doch gar nicht..du wirst irgendwann hier drin ersticken !" Ihre Mutter saß mit teilnahmslosem Blick am Esstisch, genau an der Stelle, an der Maryama sie heute morgen verlassen hatte.
In der linken Hand eine Zigarette,mit der Rechten rührte sie im immer gleichbleibenden Rhythmus ihren, inzwischen sicher eiskalten Kaffee, um . Maryamas Schrei brachte sie dazu kurz aufzublicken, der Löffel blieb stehen...um sich dann sofort wieder in Bewegung zu setzen...in die Gegenrichtung, aber das Gleiche monotone Klimpern verursachend.
"Musst du denn heute gar nicht zur Schule, Maryama?" Ihr Blick ging durch sie hindurch, kehrte kurz wieder zurück zu Maryama und richtete sich dann wieder auf die Kaffeetasse. Es stach ihr ins Herz wenn sie ihre Mutter so sah...gleichzeitig machte es sie aber auch wütend.
"Ach Mom...ich..." Nein, sie wird nichts erklären, wird nicht über den blauen Brief sprechen und niemand wird zur Sprechstunde erscheinen...
Stattdessen wird sie die Ärmel hochkrempeln und den Abwasch vom Wochenende erledigen....sehen, dass etwas in den leeren Kühlschrank kommt, die Wäsche zusammensammeln ....
Sie seufzt, umarmt kurz ihre Mutter und geht in den Garten....erstmal raus an die Luft...



Wieder schrillte die Türglocke durch das leere Haus.
Vor Schreck fiel ihr die Rolle in den Farbeimer und bedeckte Maryama, den Boden und die Wand mit expressionistischen Farbspritzern.
"Ach ja, da kommt ja noch die Getränkelieferung."
Schnell wischte sie die Hände an der Hose ab und ging nachsehen, wer da vor der Tür stehen mochte.


 Antworten

 Beitrag melden
12.04.2023 01:52 (zuletzt bearbeitet: 19.04.2023 20:58)
avatar  Knox
#8
avatar
Hausmeister

Alexander: Vorheriger Post

Zögernd drückt Alexander auf die Klingel. Es dauert nicht lange und Maryama öffnet ihm die Tür. Am Leuchten auf ihrem Gesicht kann er ablesen, dass sie sich freut. “ Okay, entspann dich ein wenig...das fängt gar nicht so übel an...”

Dass sie im Gesicht , den Haaren und an den Fingern mit weisser Farbe bekleckert ist, fällt ihm erst gar nicht auf. Er ist irritiert von ihrer positiven Reaktion auf sein Erscheinen, damit hat er so nicht gerechnet.
Sein Gesichtsausdruck bleibt undurchdringlich, während in seinem Inneren verschiedene Gefühle miteinander konkurrieren.

Als Maryama die Türe öffnet und Sascha leibhaftig vor ihr steht, kann sie es kaum fassen.
“Er ist tatsächlich gekommen...!”
Sie spürt, dass sich unwillkürlich ein Strahlen auf ihrem Gesicht ausbreitet.
"Sascha, es ist so schön dich zu sehen!" begrüßt sie ihn froh.




Er wirkt zurückhaltend und reserviert. Unsicher. Ganz anders als Maryama es von ihm gewohnt ist.
Gern würde sie ihn ,nach all der Zeit, endlich umarmen, doch seine Haltung hält sie davon ab.
"Hi..." Alexander reibt sich den Nacken. "Ja... Danke für die Nachricht... Tut mir sehr leid wegen... gestern Abend ich... war... etwas gestresst... schätz ich."
"Es gibt nichts was dir leid tun müsste... du bist hier... das ist wichtig!" Sie lächelt und meint: "Ich würde ja sagen: Komm rein, aber... das Haus ist leer und ich..." sie zeigt auf ihr Erscheinungsbild.
Alexander mustert sie als sie auf sich weist und beginnt zu grinsen. "So kreideweiß hab ich dich nicht mehr gesehen seit diese Truppe von Clowns damals in den Zug gestiegen ist."
Ihre Augen weiten sich.
"Nie wieder wirst du mich DARAN erinnern... wie gut dass die Fluchtwege im Zug so gut beschildert sind !" Maryama muss lachen beim Gedanken an diese Aktion und wie Sascha die Situation gemeistert hatte. Alexander muss selbst lachen.




Mindestens fünfzehn Clowns hatten sich in den Wagon verirrt, in dem auch er und Maryama saßen. Er würde niemals ihren Gesichtsausdruck vergessen als sie sie hereinkommen sah. Er saß ihr zugewandt und wunderte sich noch über den plötzlichen Farbwechsel, in ihrem Gesicht und wollte gerade fragen, ob alles in Ordnung sei, als sie auch schon aufsprang, ihren Rucksack schnappte und panikartig Richtung Zugtoilette rannte.
Er hatte keine Ahnung was in sie gefahren war und erst als er sich in den Gang lehnte, sah er die fröhlich bunte Truppe.
"Clowns! Ausgerechnet!"
Wenn es etwas gab, was Maryama erschrecken konnte, dann waren das Clowns.
Sie hatte ihm einmal erzählt, dass sie schon als kleines Kind diese ,eigentlich harmlosen Erscheinungen ,nicht ertragen konnte.
Nicht mal die starke Hand ihres Vaters konnte sie auf dem Kinderfaschingsball halten,als ein Clown sich zu ihr nieder bückte , um ihr einen Luftballon zu schenken. Er musste seine laut weinende Tochter nach Hause bringen.

“Bestimmt hat sie sich in der Toilette eingeschlossen.”
Alexander hatte schon Bauchweh vor Lachen bevor er aufstand , sich zur nächstgelegenen Toilette aufmachte und an die Tür klopfte.
Grinsend lauschte er aufein Lebenszeichen von drinnen.
“Kommst du da heute noch raus?” feixte er.
”Solange der Wagon von diesen alptraumhaften Gestalten besetzt ist, sicher nicht!” kam es zwar ängstlich aber auch entschieden von drinnen.
“Solange sie den Zug nicht verlassen,setze ich keinen Fuß aus dem Klo hier.”
Alexander überlegte.
Die Tatsache dass sich unter der Verkleidung normale Sims befanden, war keine Hilfe.
“Normale Sims würden NIEMALS so herumlaufen!...und außerdem weiß keiner was sich wirklich hinter diesen gruseligen weißen Masken verbirgt...ich bleib hier!” Diesem Konter konnte Alexander erstmal nichts entgegensetzen.
Allerdings hatte sein Onkel Pjotr ihm als Kind immer Geschichten erzählt.
Ja, er hatte als Kind Angst im Dunkeln gehabt. Die Geschichten hatten ihm zwar auch geholfen, aber noch besser war die Taschenlampe, die er von ihm geschenkt bekommen hatte.
Alexander rutschte an der Toilettentür herunter auf den Boden und überlegte.
Wenn es zu ruhig wurde kam durch die Tür immer wieder “Bist du noch da?” Er lächelte und sah rüber zu den Clowns.
Dann griff er in die Tasche und suchte sein Portemonnaie - einen Versuch war es wert.

Er versicherte Maryama, dass er sofort zurück sei und ging zu den Clowns.
Sie waren alle auf dem Weg zu einem Casting hieß es. Scheinbar wurden eine Menge Clowns für ein Theater... oder einen Film? gebraucht. Da das Casting noch vor ihnen lag, war ihre Laune auch entsprechend gut.
Alexander zückte seine Geldbörse und bot den Clowns seinen größten Schein an, wenn sie ihm und dem Mädchen, dass solche Angst vor ihnen hatte, einen Gefallen täten.
Glücklicherweise hatten die Clowns so gute Laune, dass sie gern mitspielen wollten.
Er reichte ihnen das Geld und verschwand in der Bar, wo er sich ein paar Melissenblätter borgte, die sonst für die Garnitur von Drinks benutzt wurden.

Damit stellte er sich wieder vor Maryamas Tür. "Soll ich dir ein Geheimnis erzählen?" fragte der damals Zwanzigjährige die Sechzehnjährige Maryama.
"Mein Onkel Pjotr hat es mir erzählt. Und er weiss es von seinem Opa. Und der weiss es von seinem Opa..."
"Was denn?" klang es dumpf , aber mit einem leichten Hoffnungsschimmer, durch die Tür.
"Es gibt eine Geheimwaffe gegen Clowns..."
"Erzähl keinen Mist...!"

"Doch, echt wahr! ...Und ich hab sie hier."
"Du willst mich nur rauslocken. Aber ich komm nicht raus zu diesen... diesen..."
"Clowns fürchten sich vor Melisse."

Alexander musste kurz das Lachen unterdrücken, weil es laut ausgesprochen wirklich bescheuert klang.
"Das ist wie mit Vampiren und Knoblauch."
"Das glaubst du doch selbst nicht."
"Wollen wir wetten? Komm raus und versuchs... und wenn es nicht klappt dann... mach ich einen Tag lang alles was du willst. Egal was."
"Alles? ...Und wenn du gewinnst?"
"Dann musst du... dich draußen mit mir zu den Clowns setzen."
"Hä? Aber wenn du gewinnst sind die Clowns doch weg? Oder nicht..?"

"Richtig. Na los. Du bist nicht allein."
Die Tür entriegelte sich zögerlich und Maryama kam vorsichtig heraus.
Alexander drückte ihr den Strauss Melissenblätter in die Hand und wies auf den Wagon mit den Clowns.
Stocksteif, die ollen Blättern an die Brust gedrückt,starrte sie in das Wagoninnere.
"Geh einfach rein."
"Nein, ich will nicht. Du machst dich lustig über mich. Du bist gemein!"
"Nein, ich mein das vollkomen ernst. Na los. Stell dich deiner Angst. Ich bin direkt hinter dir."
...und versperrst mir den Fluchtweg!"

"Denk dran, wenn's schief geht... einen ganzen Tag... alles was du willst...aber nur wenn du's ausprobierst..."
Sie wirft ihm einen unsicheren Blick zu.
"Na gut..." Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den Anderen.
Als die Clowns sie wahrnahmen , streckte Maryama ruckartig mit der einen Hand den Melissenstrauss in deren Richtung und mit der Anderen tastete sie hektisch nach Alexanders Hand. Er ergriff sie und drückte sie fest.
Die Clowns sprangen vor Schreck allesamt auf.
Das erschreckte Maryama zwar auch, so dass sie rückwärts gegen Alexander stieß ,aber die Clowns starrten mindestens so ängstlich wie sie. Sie waren fantastische Schauspieler.
Alexander schob Maryama einen Schritt vor, was die Clowns in helle Panik versetzte.
Sie wirbelten herum, riefen um Hilfe und flohen alle nach hinten in den anderen Wagon. Alexander hielt das Lachen zurück.
Maryama starrte den leeren Wagon ungläubig an.
Bis heute hatte er ihr nie erzählt, dass er die Clowns dafür bezahlt hatte. Sie wusste mittlerweile natürlich dass es sich um einen Trick gehandelt hatte, aber nicht wie viel es ihn wirklich gekostet hatte.


 Antworten

 Beitrag melden
12.04.2023 01:54
avatar  Knox
#9
avatar
Hausmeister

“Aber du siehst ihnen grade schon verflixt ähnlich." ergänzt Alexander und handelt sich ein drohende Bewegung mit dem Farbroller ein.
"Was machst du wirklich da drin?" fragt er immer noch grinsend und blickt hinter sie in den leeren Raum. "Stör ich dich grade?"
"Na ja...ich versuche meinem Leben etwas mehr Farbe zu verleihen...und ganz nebenbei soll das wieder mein Zuhause werden."
Alexander scheint etwas klar zu werden. Er zeigt auf das Haus. "Ist das... das Haus?"
Das Haus der Mutter von der Alexander so viel gehört hatte.
"Willst du einen Blick darauf werfen?"
"Ja natürlich."
"Okay, komm rein in die 'gute Stube'....ich habe mich gerade in Expressionismus geübt und ein paar Farbrollen durch die Gegend geworfen und jetzt wärst du dran."

Sie drückt ihm eine Walze in die Hand und lächelt schelmisch. Alexander sieht sich um und nimmt merklich den Geruch wahr. Um ganz sicher zu gehen, dass es die Farbe ist die so riecht, schnuppert er an der Rolle. Er schaut Maryama gespielt skeptisch an.
"Sicher das du noch nicht high bist?"
"Nein... nicht high... nur ungeschickt, deshalb kann ich eine helfende Hand gut gebrauchen."
"Ja so siehst du aus."
Er zwinkert. "Dawai, ich helf dir."
"Cool, ich fühle mich geehrt..." Sie deutet eine Verbeugung an, "...und das meine ich wirklich so."

Eine Weile hört man nur das Geräusch der Farbrollen, die an der Wand auf und ab gleiten.



"Ich hab dich schon vor der Rocknacht gesehen...." sagt Maryama zögernd und mit einsetzendem Herzklopfen.
"Achso?" Alexander bewegt die Rolle unbeirrt weiter auf und ab.
"...du hast an einer Bar bedient... im Park... in San Myshuno. Irgendein Event mit Filmvorführung oder so..."
Sie bückt sich, taucht die Rolle in den Farbeimer und streift sie ab. So kann sie ihre Verlegenheit besser verbergen.
"Ich hab dich gesehen und bin weggelaufen wie ein kleines Kind... ich habs nicht geschafft dich anzusprechen." Sie tunkt weiter im Farbeimer herum.
Alexander hält nun inne und schaut ihr zu wie sie versucht auszuweichen.
"Wegen... dieser Sache...?"
"Sache?" sie runzelt die Stirn. "Du meinst diesen völlig unnötigen, alles verheerenden Streit... der so viel Energie gekostet hat... und... unsere Freundschaft auch... oder zumindest fast?" Sie wirft ihm einen prüfenden Blick zu.
Alexander schürzt die Lippen und schaut auf seine Schuhe die schon weisse Farbspritzer abbekommen haben. Er nickt vorsichtig. Er holt Luft um etwas zu sagen hält dann aber inne. Die Erinnerung an den Streit ist wieder da, als wäre es erst gestern gewesen...


 Antworten

 Beitrag melden
12.04.2023 01:54
avatar  Knox
#10
avatar
Hausmeister


"Sascha?!! Sascha...ich bin's Maryama...kannst du reden? Ich brauch dich...!"
"Was ist denn los?" fragte Alexander verwirrt.
"Was los ist?! Los ist, dass ich grade irgendwo in der Nacht herumstiefle, mit einem Rucksack voller Habseligkeiten und keinem Platz zum Schlafen habe!" Sie schluchzte ins Telefon.
"W-was? Moment... was ist es diesmal?"
Konzentriert lauschte Alexander am Hörer. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihn mitten in der Nacht anrief.
"Diesmal??? Ist das alles was dir einfällt? Weil ich ja jeden Tag anrufe und irgendwie in den Hörer heule! Was ist es diesmal.... ich glaubs ja nicht!"
Sie atmete schwer in den Hörer.
"Diesmal ist es endgültig! Ich hau ab... ich geh weg von zu Hause und werde auch nicht zurückkommen! Ich hau ab aus diesem Grab.... weg von dieser Mutter, die durch mich hindurch sieht Tag für Tag... die in ihrer Kapsel lebt und nicht mehr weiss dass sie meine Mutter ist...! "
Sie schluchzte wieder in den Hörer.
"Denkst du nicht du übertreibst?" fragte Alexander ruhig. Er war vor kurzem noch im Land der Träume gewesen und empfand es als äusserst schwierig über das Telefon positiv auf die aufgebrachte Maryama zu reagieren.
"Das war klar....ICH übertreibe....ich ruf dich an und sag dir, dass ich dich brauche... dass ich grad alle Brücken hinter mir abreisse... und dir fällt nur ein... ich übertreibe??!! Ist es denn übertrieben, wenn man mit 19 einfach mal leben will.... lachen.... und nicht in diesem Kokon aus Agonie eingesponnen sein möchte? Du weisst doch wie es hier ist seit Vater gestorben ist.... ich habe es dir doch alles schon erzählt... wieso verstehst du mich nicht?"
Langsam wurde ihre Stimme vorwurfsvoller und eine Spur wütend.
"Okay mach mal 'n Punkt ja? Das Leben ist kein Süssigkeitenladen, man kann es sich eben nicht immer aussuchen. Aber einfach alles hinzuschmeissen ist egoistisch. Hast du nicht auch erzählt, dass deine Mutter niemanden sonst hat? Und du lässt sie jetzt im Stich? Wo es ihr so schlecht geht?" Alexander war ziemlich verärgert.
Sie schwieg und schluchzte nochmal auf ehe es kurz still wurde.

"Ich schmeiss nicht einfach alles hin!!" empörte sich Maryama . "Ich kann einfach nicht mehr....ICH KANN NICHT MEHR! Süssigkeitenladen? Was redest du? In meinem Elternhaus gibt es keine Süße mehr... seit Jahren... ich habe mir auch nicht AUSGESUCHT, dass mein Vater einen Unfall haben soll!
JA... ich lasse sie im Stich... genauso wie sie mich! Es ist mir egal, ob sie jemanden hat... ob sich jemand um sie kümmert... wer kümmert sich um mich?! Doch! Man kann es sich aussuchen... Ich kann es mir aussuchen zu leben!!"

Aus ihrer Stimme klangen das verletzte Kind und die Wut gleichzeitig.
"Wow..." kam es von Alexander monoton.
Ein Wort, was Sprachlosigkeit und Enttäuschung in höchstem Maße ausdrückte.
"Ich hätte dich niemals so eingeschätzt. Es ist dir egal? Sie ist deine Mutter! Und verdammt nochmal krank! Denkst du allen Ernstes sie macht das mit Absicht?!"
Er sah ihr Problem nicht. Er hatte einen ständig besoffenen Vater und seine Mutter war zwar liebevoll, dennoch stand sie unter seinem Kommando.
Er hatte die Verantwortung für seine kleine Schwester und ihre Eltern hatten immer zu wenig Geld.
Er wusste genau, was es hieß, sich für die Familie zu opfern.
"Es ist mir egal ob sie krank ist oder irgendetwas mit Absicht macht oder nicht!"
Maryama wurde wieder lauter. "Ich 'lebe' jetzt schon zwei Jahre lang so... Ich hab die Schna uze voll davon!"
Sie wurde noch eine Spur lauter.
"Dann soll sie sich wie eine Mutter benehmen... aber das kann Saschenkalein ja nicht verstehen... Mütterchen ist ja immer für ihn da..! “Geht´s dir gut Saschenka?” “ Brauchst du was Saschenka....?"
Maryamas Stimme äffte die Worte spöttisch und sarkastisch zugleich nach... "Warum hab ich dich bloß angerufen? Ich hätte wissen müssen, dass ein Muttersöhnchen wie du nicht der Richtige..." Sie verstummt plötzlich... kurz herrscht eisiges Schweigen... ihr Ton wechselt... ein um Entschuldigung heischendes: "Sascha.... es tut..."
"N....nenn mich nicht nochmal Sascha!" zischt Alexander dazwischen.
Es folgte ein weiteres Schweigen, in dem er mit zusammengekniffen Augen da sitzt und sich mit Zeigefinger und Daumen die Augen reibt.
Dann: "Du hast recht. Warum rufst du ausgerechnet mich an?" er spricht fast ruhig bevor er seine Worte mit Ironie würzt: "Ich war dir schließlich noch nie eine Hilfe, stimmts...?"
Wütend und resigniert fügte er hinzu: "Warum zum Teufel geb ich mir die Schei sse eigentlich noch? Ich hab keinen Bock mehr mich mit einer Wand zu unterhalten! Mach doch einfach was du verdammt nochmal willst....!"
„Mach ich!“
KLICK. Aufgelegt.


Nach einem nachdenklichen Seitenblick schaut Alexander sie direkt an.
"Ich war dir gegenüber nicht fair." sagt er und hat das schwere Gefühl wieder in der Brust welches er verspürte, nachdem sie aufgelegt hatte.
"Du MIR gegenüber? Wohl eher andersherum..." Maryama seufzt.
"Wenn ich heute daran zurück denke, kann ich es kaum glauben... ich war echt ein... Kind... klein im Kopf " Sie lächelt. Eine Anspielung auf ein Erlebnis, dass sie ihm einmal erzählt hatte.

Maryama war wieder einmal auf einem ihrer Kurztrips im Zug unterwegs gewesen , auf der Flucht vor der Trostlosigkeit zuhause.
An irgendeinem Bahnhof hatte sie eine ziemlich coolen Tramper kennengelernt und war ein paar Tage mit ihm herumgezogen. Er kam irgendwo aus dem Süden und sprach nicht besonders gut simlisch.
Sie hatten jede Menge Spaß zusammen, bis zu dem Abend am Strand, an dem er dachte, Maryama wäre auch noch für eine andere Art von Spaß zu haben.
Sie hatte ihm unmissverständlich, gesten-und wortreich, erklärt, dass er da einem gewaltigen Irrtum aufsaß.
Was er mit den Worten: " Du bist eine große , weiße Vogel....und klein im Kopf !" quittierte.
Maryama war in perlendes Lachen ausgebrochen bei diesen Worten, hatte dann ihr Zeug zusammen gepackt und war ihrer Wege gegangen.


Alexander hebt belustigt beide Augenbrauen und schmunzelt auch.
Er taucht die Rolle in den Eimer und tauscht sie gegen den Pinsel, der daneben liegt.
Dann fragt er Maryama: "Was... ist danach passiert?"


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!