Windenburg - Neue Wege Klinik

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20.08.2023 13:31 (zuletzt bearbeitet: 15.11.2023 21:31)
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Drama-Aspirant

Marga kommt von Brindleton Bay Nr 3. - Haus der Garcias

Charaktere: Stephen / Bertl / Marga
Geschichtsstrang: Besuchszeiten mit Trouble


Immernoch ist kein Brief oder sonst etwas gekommen, was Lyn und ihre Klage betrifft. Geht das wirklich so lange oder hat sie es doch nicht getan? Stephen ist sich nicht sicher, er wurde noch nie verklagt.
Er hat nochmal mit seinem Bewährungshelfer geredet und der meinte, neben seinem Gott-sei-uns-gnädig-Gelaber, dass er nicht darauf warten solle, dass etwas passiert sondern endlich mit ihr sprechen soll. Sie lässt aber nicht mit sich sprechen, wann kapiert der Mann das..? Dafür hat er seinen Job zurück. Obwohl er ihn gehasst hat, ist es besser als hier mit dem schrägen Vater von Adi rumzuhängen. Der Bauer, dem die Farm gehört braucht dringen neue Arbeiter und ist froh, wenn Stephen zurück kommt und wieder den Stalljungen macht. Außerdem kommt Geld rein und vielleicht zählt das als gute Führung und die zwei zusätzlichen Monate fallen wieder weg. Geistesabwesend schlurft Steph auf dem Weg nach draußen um eine zu rauchen die Treppe hinab am Empfang vorbei Richtung Hintertür und bemerkt gar nicht wer dort im Essbereich auf zwei Stühlen sitzt.



Mit einem etwas surrealen Gefühl rührt Marga in ihrer Kaffeetasse. Ihr Mann hat sie wie versprochen eingeladen und das will erst einmal verarbeitet werden, genau wie die ungewohnte Umgebung. Bertl trägt einen ihr unbekannten Pullover und hat sich einen Bart stehen lassen, der offensichtlich frisch geschnitten ist. Das sind alles Zeichen, die Margas Hoffnung Nahrung geben. Er scheint etwas Fuß gefasst zu haben. "Wie fühlst du dich hier? Ist es besser geworden mit deinen Ängsten wegen der Gesprächsrunde?" Sie trinkt einen Schluck des starken Gebräus und sieht ihn aufmerksam an.
Bertl, der gerade versucht sich zu erinnern, wann er mit Marga zuletzt irgendwo gesessen hat um etwas zu trinken, fühlt sich ertappt. Die Hand, die sich auf die seiner Frau legen wollte, zuckt zurück und er beginnt diesen staubtrockenen Keks auszupacken, den er normalerweise nicht anrühren würde. Er stupst das Gebäck in den Kaffee und nickt. "Mmh, es geht schon." Nein, tut es nicht



Er schiebt die Süßigkeit in den Mund und kaut bedächtig um Zeit zu gewinnen. Schließlich würgt er die klebrige Masse mit einem weiteren Schluck hinunter. "Es ist nie angenehm sein Innenleben ausbreiten zu müssen...verdammt, wo ist denn nur wieder der Zuckerstreuer..vergessen." Er macht Anstalten aufzustehen, doch Marga stoppt ihn. "Ich mach das, bleib sitzen. Ich hol mir noch den Kakaopulverstreuer dazu."
Sie erhebt sich und geht Richtung Theke, als ihr Blick auf eine Gestalt fällt, die ihr bekannt vor kommt. Das ist doch..Marga kneift die Augen leicht zusammen..ja, das ist doch Stephen. Adrians Freund. Er hat es also wahr gemacht und ist in eine Klinik gegangen. Vor Freude macht ihr Herz einen Sprung. Sie vergisst ihr eigentliches Vorhaben und läuft schnell zu ihm. "Stephen. Wie schön dich hier zu sehen. Du hast es also geschafft und gehst auch neue Wege." Das Wortspiel geschieht unbewusst. Sie hakt ihn unter. "Komm, ich sitze mit meinem Mann dort drüben. Sicher erinnerst du dich noch an Adrians Vater? Ach, was bin ich dumm...wahrscheinlich habt ihr euch schon längst getroffen."



Vollkommen perplex, wird Stephen mitgezogen und kriegt kein Wort heraus. Moment Mal, was?! Adis Mom? Das heisst... Moment? Was?!! Zu spät. Wenige Sekunden nachdem Marga Steph aufgegabelt hat sitzt er schon mit seinem Erzfeind am Tisch. Stephs erster Impuls ist es aufzuspringen und sich sofort wieder zu verziehen, sein zweiter lässt ihn ruhiger werden. Er sieht Bertl emotionslos an, nimmt die Kippe aus dem Mund und steckt sie hinter sein Ohr. Er blinzelt und unerwartet lächelt Steph. Er sieht zu Marga. "Mrs Töpfer, Sie besuchen ihren... Mann. Das ist ja ne Überraschung...." sagt er angepasst an Margas eigenen Ton und sieht Bertl an, der ein unheilbringendes Funkeln in Stephs Augen blitzen sehen kann.



Katastrophe. Bertl verflucht die Seite an Marga, die er gleichzeitig am meisten liebt. Ihre aufrichtige Simfreundlichkeit und ihr großes Herz. Wie zum Teufel ist das jetzt passiert? Er sitzt auf einem Pulverfass und den Funken, der das Ganze zur Explosion bringen kann, sieht er in Stephens Blick. Ehe er eine Entscheidung treffen kann was zu tun ist, redet Marga schon wieder. Sein Kopf ruckt herum, er öffnet den Mund, aber seine Frau ist nicht zu bremsen.
"Ja, nicht wahr? Es freut mich, dass ihr beide euch wieder trefft hier. Das letzte Mal ist sehr lange her..du warst ja fast noch ein Kind, Stephen." Sie sieht zu Bertl, ohne auf seinen konsternierten Gesichtsausdruck zu achten. "Erkennst du ihn denn nicht? Adrians Freund. Er und Sullivan waren doch oft bei uns früher und Stephen wollte dann immer, dass ich Kirschkuchen backe." Marag schwelgt in Erinnerungen. " Was du nicht wissen kannst, Bertl..Du und dieser junge Mann, ihr habt einen ähnlichen Leidensweg hinter euch." Sie sieht wieder zu Steph. "Nach der Nacht in unserem Wohnzimmer hätte ich nicht gedacht, dass du die Kraft finden würdest, ich hab nur gehofft und gebetet. Du warst so aufgewühlt und zuwendungsbedürftig, ich hatte das Gefühl am besten wäre es, dich im Arm zu behalten."



Vor Margas innerem Auge steigen Bilder auf, wie sie und Adrian sich um Stephen gekümmert hatten, als er völlig am Boden war.
Nacht im Wohnzimmer? Im Arm behalten? Was redet Marga da? Bertl vergisst kurz die drohende Gefahr, die von Stephen ausgeht und blickt sein Gegenüber verwundert an.

Der Abend im Haus der Töpfers ist Stephen nur noch schwammig im Gedächtnis. Aber es war ausschlaggebend um Angel zu packen und abzuhauen. Ihm fällt die Verwirrung in Bertls Gesicht auf und er sieht Marga an. "Da wäre ich am liebsten auch geblieben... nach dieser.. Nacht." sagt er zu Marga mit einem dankbaren Blick und wirft Bertl einen Zweideutigen zu. Zufrieden verschränkt er die Arme und lehnt sich zurück.



Was wird hier gespielt? Unangenehm berührt rutscht Bertl auf seinem Stuhl hin und her. Er versteht nur Bahnhof, aber Stephens Gesichtsausdruck verheißt nichts Gutes. Irgendwas hat sich abgespielt zwischen seiner Frau und ihm. Wenn er irgendein Psychospiel mit Marga angefangen hat...aus Rache für...dann Gnade ihm Gott..nein, das ist an den Haaren herbei gezogen. Er blinzelt nochmal, fasst sich und sagt in möglichst neutralem Ton:" Ich weiß zwar nicht worum es genau geht, aber schön dass du deinen Weg gefunden hast, Stephen." Bertl trinkt vom Kaffee und denkt fieberhaft über einen Fluchtweg nach.



Kauft er ihm wohl nicht ab, dass er seine Frau flachgelegt hat. Naja er hat noch mehr im Petto. Stephen lächelt. „Jo. So wie du, stimmts?“ sagt er, „Hast den Account eigentlich noch?“ er sieht ihn an und hebt erwartungsvoll die Brauen.

Marga hat gerade zu einer Erklärung angesetzt und stutzt gedanklich. Wieso redet Stephen plötzlich so vertraut mit Bertl? Acka was? Sie sieht zwischen den beiden hin und her, immer noch ein Lächeln auf den Lippen. Sicher ist das Klinikjargon und hat mit der Behandlung oder den Sitzungen zu tun. Unbekümmert kratzt sie den Milchschaum vom Tassenrand und hört weiter zu.
Darauf ist er also aus.. Rache. Und Marga mit rein ziehen. Soweit kommt's noch. Bertl wird es heiß und kalt bei der Frage. Ein flüchtiger Blick zu seiner Frau zeigt ihm, dass sie keine Ahnung hat worum es hier geht. Mit zusammengezogenen Brauen sieht er Stephen an. "Nein. ich habe nichts mehr außer dem Willen hier gesund raus zu kommen, genau wie alle anderen hier." Die Luft zwischen ihnen beginnt zu knistern.
Marga bekommt davon nichts mit. Genüsslich leckt sie sich den letzten Rest Schaum von den Lippen.Ah, also tatsächlich Klinikjargon Sie lächelt Bertl an. "Das ist schön, dass du das nicht mehr brauchst." Dann blickt sie Stephen an. "Hast du denn noch ein Ackadingsda? Brauchst du sowas noch?" Vielleicht sagt er ja noch was Erklärendes dazu.



Acka? "Nö das hat mir dein Kerl vermiest." sagt Stephen trotzig. "Wusstest du eigentlich das er knapp volljährige Jungs scharf findet?" ergänzt er, müde von der Ausweicherei und dem nebeneinander her reden. Er nimmt dabei das Handy aus der Tasche und tippt beiläufig darauf herum.



Marga fällt klirrend der Löffel aus der Hand. Mit schreckgeweiteten Augen sieht sie Stephen an. "W..wi...was?! Warum sagst du sowas??!"
"Du Bastard!"
Bertl platzt der Kragen. Er steht auf und packt Margas Hand. "Du bist doch krank. Wenn du was sagen willst, dann sag die Wahrheit!" Er sieht zu Marga. "Wir gehen! Der durchgeknallte Junkie kann mich mal!" schnaubt er laut genug, dass ein paar Köpfe in dem Bereich in dem sie sitzen herum fahren.



Bertls Griff am Handgelenk tut weh. Maraga versteht überhaupt nichts mehr. Die Tränen steigen ihr in die Augen. Einerseits vor Schmerz, andererseits weil gerade die Welt noch in Ordnung war und plötzlich alles eskaliert. Wie oft muss sie das noch erleben? Hilfe- und gleichzeitig Erklärung suchend hängt ihr Blick an Stephen.

Stephen wurde zwar noch nie verklagt, aber beleidigt zu genüge und sein Panzer der Gleichgültigkeit ist dahingehend beinahe undurchdringbar. Er schaut von seinem Handy auf und schiebt es Marga zu. "Bittesehr... die Wahrheit." der Chatverlauf der letzten Monate mit Bertl aka SweetAngel18.
„Sein Doppelleben weil ihm die Familie nicht ausreicht.“
Stephen sieht vom Handy zu Marga zu Bertl und sein Gesichtsausdruck ist alles andere als freundlich. „Du fickst mich, ich fick dich. Arschloch.“



Bertls Herz rast. Das was auf dem Handy sichtbar ist, war nie der Plan gewesen. Als ob er ihn hatte verletzen wollen, geschweige denn verarschen..oder seine eigene Familie in den Schmutz ziehen.. Die Komplexität der ganzen 'Beziehung' und ihr unglückseliger Verlauf wird niemals in Worte gefasst werden können und soll es auch gar nicht, aber sein Leben nochmal ruinieren lassen durch Fremdeinwirken? Niemals. Er greift nach dem Handy, aber seine Frau ist schneller.
Stephens letzte Worte lassen Marga aufkeuchen. Sie kann die Informationen immer noch nicht zusammen setzen, nichts ergibt Sinn. Aber dass die Angelegenheit ernst ist, das muss ihr niemand erklären. Sie befreit energisch ihr Handgelenk aus Bertls Griff und lässt sich mitsamt dem Telefon wieder zurück auf ihren Stuhl fallen. Weil ihm die Familie nicht genug ist hat er was getan? Verständnislos sieht sie auf die Textblasen von Stephen und einem blonden Mädchen, die der Bildschirm zeigt. Sowas kennt sie von Adrian. Sie zieht das Handy näher zu sich. "Wer ist denn das da auf dem Bild? Das hübsche Mädchen?"



Bertl zieht scharf die Luft durch die Zähne. Er explodiert jetzt gleich richtig oder schafft es einen Weg zu finden, das hier zumindest für den Augenblick zu beenden.

"Weiss wahrscheinlich keiner." sagt Stephen und so blöd es auch ist es zuzugeben, für Bertl ist es noch viel beschissener, deshalb sagt er, "Hat er benutzt um mich zu ködern." Ja, Steph hat 'sie' zu erst angeschrieben und nicht anders herum, auf Grund der Beschreibung und ohne Bild aber danach... War einfach ne miese Nummer. So viel verschwendete Zeit, so viel Geheimnisse, alles für die Katz.



Marga sieht wie paralysiert vom Display auf. Langsam sickert die Erkenntnis durch worum es hier geht. Sie schaut ihrem Mann in die Augen und erkennt darin unbändige Wut, aber auch Schmerz. In Stephens Wortwahl und Tonfall hört sie Verletztheit und Zorn. In ihrem eigenen Inneren toben die unterschiedlichsten Gefühle. Langsam, als wolle sie möglichst viel Distanz zwischen sich und den Inhalt des Geräts bringen, schiebt sie das Handy in die Tischmitte. "Ist das wahr Bertram? Hast du mit uns allen gespielt?" fragt sie leise. Gleichzeitig denkt sie an Maryama. Geh deinen Weg, sag was du denkst, du bist stark Marga. An Delsyn. Du kannst das schaffen Marga, weil du nie allein bist. Ihr Blick wandert zwischen den beiden Männern hin und her. Sie erinnert sich an die Nacht, als Stephen von seiner Mutter und dem Leben dass er auf der Straße führen musste erzählt hat. Und an ihr Leben bevor Bertram dem Alkohol verfiel. Sie hat das Gefühl, als ob sich die Tragik des Lebens genau hier am Tisch konzentriert. "Oder wart ihr nur zwei einsame Seelen, die sich an einen Strohhalm geklammert haben?" Müde sieht sie ihren Mann an. "Weil uns die letzten Jahre ausgelaugt haben und weil dich.." Sie blickt Stephen an. "..niemand wertschätzt?"



Geschockt blickt Bertl sie an. Das hat er nicht erwartet. Die Marga, die banale Liebesfilme schaut und nebenbei Pralinen futtert, das ist nicht die Marga, die hier spricht. Ihre unerwartete Reaktion lässt ihn spontan offen werden. Er hatte genug Zeit in den letzten Wochen über sich und sein verkorkstes Leben nach zu denken. Allein die Erlebnisse in der Zukunft würden ausreichen, um einen Toten noch zur Vernunft zu bringen. "Es wäre bequem jetzt 'ja' zu sagen." Er wirft Stephen einen Blick zu. Natürlich trifft sie damit ins Schwarze, das weiß er aus den Gesprächen mit ihm. "Ich war ein versoffenes Wrack und innerlich fast tot. Ich hab dich hintergangen." Jetzt sieht er auf zu Marga. "Und dich.." wieder ein Blick zu Stephen. ".. getäuscht. Es war der zweit größte Fehler meines Lebens und ich kann nichts davon rückgängig machen, auch wenn ich es gerne tun würde." Kurz flammt die Wut wieder auf. "Trotzdem wollte ich Schach spielen verdammt nochmal und wie du dich erinnern wirst auch kein Bild hoch laden. Alles andere kam danach und war keinesfalls der Plan!" Er schiebt das Handy wieder zu Marga. "Wenn du willst lies alles, ich hab keine Lust mehr irgendwen zu belügen."



Stephen rührt sich nicht. Er sieht das Handy an dann Marga. Er hat weder den Drang die Entschuldigung anzunehmen noch Marga am lesen zu hindern. Er kann sagen was er will. Bertl wusste von Anfang an wer er war weil Stephen immer ein Bild drin hatte. Der Junge der mit Adi befreundet ist und ebenfalls sein Sohn sein könnte und er hat es nicht aufgeklärt. Egal was Steph von dieser 'Beziehung' hatte, es ist und war pervers!

Übelkeit steigt in Marga hoch. Das ganze Ausmaß wird ihr klar. Da sitzt der Kindheitsfreund von Adrian und Bertl hat...oh Gott. Sie will das nicht lesen und sich auch gar nicht vorstellen, was geschrieben wurde. Ihr ist, als fiele sie in ein bodenloses Loch.
Mittlerweile ist die Wut in Bertl abgeflaut und hat unendlicher Scham Platz gemacht. Hier in Margas Gegenwart über diese Dinge sprechen zu müssen, bringt ihn fast um. Er hatte sich nach der ersten Sitzung vorgenommen, alles ohne Beschönigung in diesem geschützten Rahmen auszusprechen und aufzuarbeiten. Es gibt keinen Grund sich selbst zu schonen. Er weiß wie grausam und verwerflich alles ist, was er Stephen angetan hat. Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn und er fühlt, wie sich unter den Achseln das Wasser sammelt.



Nicht jetzt, bitte nicht jetzt Er schluckt. Wenn jetzt ein Wodka auf dem Tisch stünde, er würde ihn auf Ex kippen. Die Anonymität hatte ihm Sicherheit gegeben, der Alkoholpegel ihn dazu gebracht die verdammte Flirtnummer anzufangen, aus der Angst heraus, diese Quelle an Zuwendung und Aufmerksamkeit könnte ansonsten versiegen. Und irgendwann war es normal geworden und eben die Basis, auf der die Gespräche, um die es ihm eigentlich ging, funktionieren konnten. Niemals wäre er auf die Idee gekommen, dass das Ganze solche Ausmaße annehmen würde oder Stephen so massiv auf ein Treffen drängen könnte. Es war das einzig Richtige gewesen, das alles durch das Treffen im Bowling Center zu beenden...dort hatte er ja auch erfahren, dass...er sieht Stephen an.
"Ich wusste nicht wer du bist. Wer jahrelang säuft wie ein Loch, hat kein Gedächtnis. Das macht es nicht besser, aber ich will das du das weißt." Der Schweißgeruch unter den Achseln wird beißend, er spürt die größer werdenden Ringe.



Marga macht keine Anstalten das Telefon zu nehmen. Ihrem Gesichtsausdruck nach, scheint sie es auch so zu glauben. Stephen nimmt da Handy und steckt es ein, dann steht er bedächtig vom Stuhl auf. "Jo cool..." sagt er emotionslos zu Bertl, "Hab ich also nich nur dem fetten Vater meines Kumpels all den Scheiss erzählt, statt ner heissen Tusse, sondern auch noch Zeit verschwendet, weil besagter Vater besoffen war und sowieso keinen Dunst hatte was er da eigentlich antwortet." Stephen steckt die Hände in die Taschen und greift mit einer das Handy. Er war echt verknallt gewesen in diese Persönlichkeit und das tut mehr weh als er zugeben will. Er verdrängt dieses Gefühl mit unterdrückter Wut. "Danke für nichts, Mann."



Bertl schweigt. Ihm ist alles recht was Stephen hilft darüber weg zu kommen. Wenn er ihn dafür hassen muss, soll er das tun, auch wenn ihn seine Worte bis ins Mark treffen. Er selbst wird diese Episode seines Lebens im tiefsten Inneren verwahren und keiner erfährt jemals, wieviel diese Gespräche dazu beigetragen haben, dass er die Kraft gefunden hat, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Margas Stimme lässt ihn den Blick von Stephen los reißen.
Müde rückt Marga den Stuhl nach hinten, erhebt sich und stützt sich mit beiden Armen auf der Tischplatte ab. Sie fühlt sich, als wäre sie im Zeitraffer gealtert. Für zwei Sekunden schließt sie die Augen, atmet tief durch, richtet sich gerade auf und schaut zu Stephen. "Ich bitte dich hiermit um Verzeihung für das Unverzeihliche. Behalte deine Kraft und geh deinen Weg, Stephen. Du schaffst das." und der Himmel hilf, dass NIEMALS ein Wort davon zu Adrian über deine Lippen kommt Dann sieht sie beherrscht ihren Mann an. "Der eigentliche Grund für meinen Besuch ist wohl etwas untergegangen. Du wirst Großvater demnächst. Adrian und Denize erwarten ein Kind." Sie nimmt ihre Handtasche vom Stuhl weg und dreht sich um. "Und komm nicht auf die Idee mir nach zu laufen." Damit eilt sie, die aufsteigenden Tränen unterdrückend, aus der Klinik.



So schade Stephen es findet das die beste Kirschtortenbäckerin die er kennt grade die gesamte Fröhlichkeit verloren hat, die sie noch hatte als sie ihn ansprach, so gut verdrängt er auch die Tatsache dass er Schuld daran hat, weil er nur die Rache an Adis Dad im Kopf hatte, dessen Sohn.... Vater wird? Stephen muss verblüfft die Brauen heben und sieht Marga nach. Als er registriert was Bertram für ein Gesicht macht, und wohl komplett ins Loch fällt mit dieser Information, ist das Genugtuung genug für Stephen und seine Stimmung macht einen Satz. Adrian und Vater? Adi? Mit der kleinen verrannten vom Festival? Stephen kann nicht anders und prustet lauthals los. Er sagt nichts, lacht einfach nur, dreht sich um und geht ohne das schallende Gelächter einzustellen, eine Träne wegwischend nach oben in sein Zimmer.







(in Zusammenarbeit mit @simscat2)

Marga geht nach Oasis Springs Nr.11 - Familie Töpfer
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21.08.2023 14:47 (zuletzt bearbeitet: 21.08.2023 14:47)
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Charaktere: Jan / Bertl
Geschichtsstrang: Erste Schritte




Die Werkzeuge hängen fein aufgereiht an der Wand der Werkbank. Schraubenschlüssel, Zangen, Feilen, Bohrer, nach Größe geordnet und in Topzustand. Bertls Blick schweift zur Seite, wo diverse Hobel, Hämmer, Schleifpapier, Nägel und Schrauben aller Art in einem Regal untergebracht sind. Die Beine leicht gespreizt und mit verschränkten Armen steht er vor dem Arbeitstisch und starrt auf die Platte. Seit Marga gestern davongestürmt ist, fühlt sich sein Inneres vollkommen taub an. Nur langsam ist die Information über das Baby, dass Adrian mit einer Denize? erwartet, in sein Bewusstsein gesickert und hat ihn so erschüttert, dass er weder ein Abendessen, noch ein Frühstück zu sich nehmen konnte. Drei Tassen starker Kaffee lassen ihn funktionieren, obwohl er nachts kaum ein Auge zugetan hat. Er hat geträumt das Marga ihn verlässt und Stephens Lachen schallte durch das leere Haus in Oasis Springs, wurde von den Wänden zurückgeworfen und ließ ihn im Traum, schreiend die Hände auf die Ohren gepresst, hinaus in die Wüste fliehen, wo er im Sand über ein verlassenes Baby gestolpert war, dass ihn mit Adrians hasserfülltem Blick anstarrte. Morgens klebten Laken und Bettdecke an seinem mit kaltem Schweiß bedeckten Körper, so dass er sich regelrecht aus dem Bett kämpfen musste. Auch der kalte Wasserstrahl der Dusche, den er über Kopf und Körper prasseln ließ, hat keine Erleichterung gebracht. Bertl weiß, dass er etwas tun muss, etwas Praktisches, etwas mit seinen Händen erschaffen. Nur eine hauchdünne Barriere trennt ihn von einem Rückfall und das wäre .. Ein Geräusch aus Richtung der Türe lässt ihn aufblicken.

Gedankenversunken tritt Jan in den Werkraum. Seiner Meinung nach gibt es nicht viel was er kann aber seinen Job hat er bis zur Depression gut gemacht. Jetzt ist die Arbeit mit Holz nur noch ein verkümmertes Hobby. Überrascht darüber, dass jemand an der Werkbank steht, hebt er den Kopf und grüsst den Mann mit dem er bisher nur einmal ein paar Worte gewechselt hat. Bei der Gesprächsrunde. "Hallo." sagt er deshalb. Enttäuscht das die Bank für heute besetzt ist kommt er näher. "Ich will nur.. was holen." ergänzt er und zeigt auf ein angefangenes längliches Stück Holz mit ein paar groben Mustern, neben der Werkbank. Sein Gesicht behält er wie immer unter der Mütze.



Bertl nickt und tritt einen Schritt zur Seite, um ihn durch zu lassen. Schweigend beobachtet er den jungen Mann. "Wo gibt's denn das Holz, wenn man was arbeiten will?" Er weist mit dem Kinn auf das Stück in Jans Hand.

Jan duckt sich an Bertram vorbei, nimmt das Teil und tritt wieder zurück. Gleichzeitig nimmt er das angefangene Schleifpapier was auf der Ablage liegt. Er sagt: „Es gib draussen ein Stapel, das muss man sich selbst zurecht hacken.“ kurz schaut er zu Boden. „Ist das auch dein Beruf… gewesen? Mit Holz?“

Nachdem Bertls Blick erst dem Fingerzeig von Jan gefolgt war, springt er jetzt zurück und verweilt am Schirm der Mütze, die durch den nach unten gerichteten Blick das Einzige ist, was er im Moment sehen kann. Ihm ist nicht nach Worten, aber etwas an Jans Haltung oder die Tonlage lässt ihn den Mund öffnen. "Nein." Er seufzt. "Ich muss meine Hände beschäftigen, sonst greifen sie nach der Flasche." Es ist ungewohnt diese Dinge auszusprechen, aber auf eine Art befreiend. Bertl ist sich sicher, das wird außerhalb dieser Einrichtungsmauern nie wieder passieren...eventuell Marga gegenüber, aber ob die überhaupt... Er runzelt die Stirn. "Ich bin nicht ungeschickt handwerklich.. warum sagst du 'auch'? Bist du Schreiner? Tischler?"

"Verstehe." Jan reibt sich den Kopf der unter der Mütze steckt und nickt zur Antwort. "Ja, Tischler. Hab den Job gern gemacht."



Nachdenklich sieht Bertl ihn an. Jan wirkte in der Runde ehrlich und war der Einzige, der mit seiner Problematik konstruktiv umgegangen ist. "Wie alt bist du eigentlich?" fragt er ihn direkt. Das wurde im Kreis nicht angesprochen und Bertl hat ihn sehr jung geschätzt. Er hat eine abgeschlossenen Ausbildung und Praxiserfahrung?

"26." antwortet Jan. Er fragt nicht nach dem Alter vom Bertram, weil er sein Vater sein könnte nur schon vom Aussehen. Der Jüngere hebt jetzt leicht den Kopf, so dass er unter der Kappe hervorschauen kann. Er fand die Unterhaltung im Kreis gut. Abgesehen von der Kriselei zwischen dem Mann und Stephen. Jedoch merkt Jan das Bertl sich hier Mühe geben will. Anders als sein Kontrahent.

Überrascht hebt Bertram die Brauen. "Du siehst jünger aus." bemerkt er und will sich zum gehen wenden, als sein Blick wieder auf das Stück Holz in der Hand seines Gesprächspartners fällt. Innehaltend wendet er sich ihm noch einmal zu. "Was hast du vor damit? Ist das nur Spielerei oder ein Teil von etwas?" Vielleicht könnte Jan ihm nützlich sein mit seinem Fachwissen.

Jan lächelt kurz müde. "Fühlen tu ich mich viel älter." Er folgt Bertrams Blick und hebt die Hand mit dem Werkstück leicht an. "Ja naja, ich wurde gebeten ein Geburtstagsgeschenk zu machen. Für meine Grossmutter ein Schaukelstuhl. Und ich soll mir Zeit lassen. Nicht dass ich mich überfordere." jetzt lächelt er echt und die letzte Worte klingen nach gespieltem Sarkasmus. "Aber nicht zu viel, weil Oma ist schon alt." fügt er an. Sein Lächeln verschwindet als er fortfährt:
"Was ist dein Plan?" fragt er anschließend langsam aufgetaut.



Beinahe widerwillig muss Bertl schmunzeln, wird aber sofort wieder ernst. Der Entschluss was es werden soll, ist vor zehn Minuten gefallen, kurz bevor Jan den Raum betreten hat. "Ich stell mir ein Babybett vor, am besten so eins, dass man danach noch ohne die Stangen weiter verwenden kann, wenn das Kind größer wird." Es ist, als spräche er eine Rolle für einen Film. Adrian wird Vater und er Großvater. Es ist einfach unglaublich...und unglaublich beängstigend, wenn er ehrlich zu sich selbst ist. Wird er überhaupt weiter einen Platz in 'seiner' Familie haben können? Er sieht Jan an und hebt einen Mundwinkel. "Also gerade das Gegenteil von deinem Projekt und ich weiß auch gar nicht, ob ich das noch drauf hab, aber ich bin willens es zu versuchen." Er schweigt kurz. "Wir können uns abwechseln an der Werkbank, gibt ja auch Sachen zu tun, die ohne gehen."

"Ja machen wir so." Jan, der die Bank für den nächsten Schritt des Stuhllehnenteils nicht unbedingt braucht, nickt. Während Bertram nach draußen geht, bastelt Jan vor sich hin und hat keinen Zeitdruck, obwohl es unterschwellig von seiner Mutter danach geklungen hat. "Ich weiß eine gute Holzlasur auf Wasserbasis die nicht schädlich ist, dann bleibt das Holz schön, auch wenn die Kleinen dran rumknabbern." fällt Jan ein als Bertl mit Holz zurückkehrt und die Worte machen ihn ein wenig sentimental. Er ist jung und hatte noch nicht mal im Traum an eigene Kinder gedacht aber er hätte irgendwann vielleicht die Chance dazu. Paula nie wieder.. Er muss das Thema wechseln, "Du und ähm Stephen. Kennt euch?" Auch nicht besser. "Sorry, geht mich eigentlich gar nix an."

Bertl liegt eine positive Erwiderung bezüglich der Holzlasur auf der Zunge, als er bei Jans nächstem Satz beinahe die Bretter, die er an der Säge auf die richtige Länge kürzen will, fallen lässt. "Verdammt." Er rafft den Stapel wieder zusammen und knallt ihn auf die Werkbank, dann dreht er sich zu Jan und sticht mit dem Finger in seine Richtung. "Das ist ein Scheiß heikles Thema und.." Er stockt. "..und ...warum interessiert dich das?"
Irgendwas hat dieser junge Mensch an sich, was bewirkt, dass er sich nicht komplett mürrisch verschließt, wie er es jahrelang getan hat, um sein Inneres zu schützen, wie er jetzt durch die Therapie weiß.



Jan hebt die Hände abwehrend und beruhigend als Bertls Stimme sich hebt. "Ja. Tut mir Leid. War reine Neugier." die Hände machen sich wieder an die Arbeit und schleifen die groben Kärben in seinem Stuhlholz aus. Das Dach der Kappe senkt sich in Jans Gesicht. "Stephen war der einzige bisher der ein paar Worte mit mir gewechselt hat bevor du her kamst. Seit der letzten Sitzung aber irgendwie nichts mehr. Dachte das hängt vielleicht zusammen."

Schweigend ordnet Bertl die Bretter nebeneinander an und zieht einen Bleistift hinter dem Ohr hervor, den er gerade gefunden hat. Er legt den Meterstab an und beginnt das Holz zu markieren. Jan hatte darüber geredet, dass er viel darüber nachdenkt, was die an einer Situation oder Aktion Beteiligten dazu gebracht hat zu tun, was sie taten und dass man es irgendwann leid ist zu hassen..und man verzeiht. "Daran glaube ich." das hängt Bertl noch im Ohr. Das nächste Brett greifend antwortet er schließlich:" Das ist gut möglich. Das Thema der letzten Sitzung war weder für mich noch für ihn ein Einfaches und...wir wussten nicht, dass wir uns begegnen würden." Er sucht Jans Blick. " Du hast schon viel nachgedacht und aufgearbeitet." Dann beugt er sich wieder über das Brett und legt erneut den Maßstab an. "Das ist ein langer Weg, ich stehe noch am anfang und ..Stephen wohl auch."



Jan der sich auf den Boden gesetzt hat und vor sich hin schmirgelt, schweigt eine Weile. Er denkt nach wie es ihm vor einem halben Jahr noch ging. „Zu akzeptieren das man am Anfang steht, ist viel wert.“ Jan arbeitet weiter ohne aufzusehen. „Ich dachte damals es gibt weder Ende noch Anfang. Und es war extrem wichtig für mich, dass meine Familie an mich glaubt.“ Wäre seine Mutter oder sein Vater sauer auf ihn und würden ihm alles was er getan hat nachtragen, hätte er keine Chance gehabt. Was wen Stephen Bertls Sohn ist?

Das trifft. Bertl ordnet die Bretter und trägt sie ohne ein Wort zur Säge, um sie auf das richtige Maß zu kürzen. Für eine Weile ist nur das Geräusch der kleinen Kreissäge zu hören, die in der Ecke des Raumes steht. Dann kehrt er zurück zur Werkbank und nimmt sich Schleifpapier, um die Kanten zu glätten. "Und wenn du nicht nur eine andere Person, sondern auch die wichtigsten Sims in deinem Leben, deine Familie, furchtbar verletzt hast? Wenn dir schon mal verziehen wurde und es dann nochmal passiert ist? Da gibt es kein zweites Mal verzeihen." Seine Schleifbewegungen werden energischer.



Das klingt als wären sie wirklich verwand. Denkt Jan. Er hält in der Arbeit inne. „Ich schätze, dann können nur noch Taten sprechen und…“ erneut faltet er das Schleifpapier neu, „naja das geht am Besten wenn man damit beginnt von sich selbst überzeugt zu sein. Aber dafür muss man sich selber verzeihn.“

Taten? Der Junge hat leicht reden. Bertl betrachtet einen Augenblick lang das Brett in seiner Hand und fährt prüfend mit dem Daumen über die zuletzt bearbeitete Ecke, bevor er es sorgfältig auf den Stapel zu den anderen legt. Er sieht Jan an, zieht sich einen Stuhl heran und setzt sich ihm gegenüber hin. Wenn er könnte, würde er sich neben ihm am Boden platzieren, damit er ihn nicht überragt, aber das geben die Knochen nicht mehr her. Er nimmt sich wieder ein Brett und fängt an zu schleifen. "Warum bist du von dir überzeugt? Oder besser, was überzeugt dich an dir? Obwohl all das passiert ist, was du in der Gruppe erzählt hast." Für Bertl klingt das alles nach Lehrbuch, aber nicht nach dem realen Leben. Sollte er spontan etwas benennen, warum er von sich selbst überzeugt sein könnte, müsste er mindestens sechs oder sieben Jahre zurück gehen in der Zeit.



Jan überlegt. Soweit ist er selbst noch nicht. „Sagen wir so…“ er schaut zu Bertl auf, „Ich verstehe, dass ich und kein anderer es ändern kann und das ich fortan damit leben werde.“ Bertl kann jetzt die Narben gut sehen. „Ich hab immer noch Schuldgefühle und es tut scheiss weh daran zu denken…“ Jan spürt wie seine Augen feucht werden und blickt wieder auf sein Holzstück. „Aber ich..“ er schleift weiter daran herum und wartet bis der Klos im Hals und die bröckelnde Stimme verschwindet und schluckt. „Aber ich werde irgendwann hier raus gehen und dazu stehn dass ich Fehler gemacht und daraus gelernt hab.“

Der hörbare Stimmungsumschwung bei seinem Gesprächspartner lässt Bertl auf-und gleich wieder wegschauen. Er sieht die Qual und spürt aufrichtiges Mitgefühl. Das Schwierige daran ist, dass es ihn selbst auch aufwühlt und das kann er gerade nicht zulassen. Er räuspert sich energisch. "Ja, die Schuldgefühle machen einen fertig..ich weiß nicht wie ich die los werden kann..es klingt schön, wenn du das sagst, aber es fühlt sich an, als hätte ich nicht das Recht dazu so zu denken." Er legt das Holz in den Schoß und sieht nun doch wieder zu Jan. "Ich werde Großvater und das macht mir Angst, weil ich schon als Vater versagt habe. Es fühlt sich an, als hätte ich in allen Bereichen versagt...als Ehemann, als Vater, als Arbeitskraft, als ..Freund. Wo soll ich die positiven Gedanken her nehmen? " Er knetet das Schleifpapier in den Händen und überlegt. "Wo nimmst du die Kraft her? Bist du gläubig?"



Jan schüttelt den Kopf ohne aufzusehen, stockt und macht eine wage Bewegung. „Ja naja, nicht im herkömmlichen Sinn denk ich.“ erklärt er, „Ich glaube, dass es etwas gibt was dafür sorgt, dass die Dinge so laufen wie sies tun. Sowas wie ein vorbestimmter Weg… weiss nicht… ist schwer zu erklären… einfach damit nichts sinnlos ist…“ endet Jan. „Jedenfalls heisst das für mich zum Beispiel…“ der Jüngere überlegt, „Wäre Paula nicht gestorben… wäre ich nicht hier. Ich würde wahrscheinlich immer noch mit den gleichen Leuten rumhängen und scheisse bauen… und ich würde nicht hier sitzen und mit dir darüber reden. Wer weiss wann das mal nützlich ist.“ Jan schaut halb auf und versucht ein Lächeln. Er hat sich sehr gesteigert was positive Gedanken angehen und es fällt ihm bei sich selbst langsam etwas leichter, aber bei anderen noch mehr. „Ein Kind ist doch perfekt.“ sagt er, „Es ist ein Neuanfang, eine Chance zu zeigen wie du sein willst, nein… wie du bist. Und das wird auch deiner Familie beweisen das dus ehrlich meinst.“ Wenn du durchhältst. Denkt der negative Teil in Jan, sagt aber, „Wenn du weisst was du alles falsch gemacht und jetzt anders machen willst.“



Wieder ein junger Mensch der weit reflektierter mit ihm spricht, als Bertl es sich selber zutraut. Das erinnert ihn an Stephen und schnürt ihm die Kehle zu. Ein vorbestimmter Weg? Etwas, dass dafür sorgt, dass die Dinge so laufen wie sie es tun? Seit der Reise in die Parallelwelt ist das ein Gedanke, der ihn umtreibt. Es ist sicher nicht ohne Grund passiert und seine Pflicht ist es, daraus zu lernen und dafür zu sorgen, dass das Leben einen anderen Verlauf nimmt. Plötzlich durchfährt es Bertl siedendheiß. Was, wenn Adrian in der Zukunft nicht die ganze Wahrheit gesagt hat, weil er für ihn ein Fremder war. Es ist möglich, dass er irgendwie von der Sache mit Stephen Wind bekommen hat. Gab es Stephen dort? Warum nicht...Zwiesel war ja auch da. Während er denkt, formt sich immer mehr die klare Überzeugung, dass es so gewesen sein muss. 'Für mich ist er gestorben' hatte Adrian über ihn, seinen Vater, gesagt. Natürlich. Das kann nicht nur wegen Alkohol und den Aliens so gekommen sein...er hat irgendwie von der Sache mit seinem Kumpel erfahren. Unwillkürlich ballt sich seine Hand zur Faust und zerknüllt das Schleifpapier. Was bedeutet das? Marga würde ihrem Sohn gegenüber keine Silbe davon erwähnen...also bleibt nur Einer übrig. Stephen. Er hat's ihm erzählt. Das gilt es im Hier und Jetzt also um jeden Preis zu verhindern. Bertl sieht auf. "Vielleicht hast du Recht, Jan. Die Dinge passieren nicht ohne Grund und wir müssen alle Chancen nutzen. Ich weiß was ich falsch gemacht habe, aber ich hab noch einen langen Weg vor mir." Er zeigt auf das Holz. "Das Kinderbett ist der erste praktische Schritt auf diesem steinigen Pfad."



(in Zusammenarbeit mit @simscat2)


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22.12.2023 14:22 (zuletzt bearbeitet: 22.12.2023 14:23)
avatar  Ripzha
#13
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Drama-Aspirant

<<< Stephen Schmitt kommt von Mt. Komorebi <<<

Charaktere: Stephen / Tanyl
Geschichtsstrang: Morgen danach




Mit einem ohrenbetäubenden Quietschen löst sich der Deckel der Mülltonne, während sich zittrige Fingerspitzen an der Kante festkrallen. Aus der Finsternis taucht Stephs abgekämpfter, zerknautschter Kopf auf, von wirrem Haar umrahmt, während er sich mit mühsamer Beharrlichkeit aus der Enge emporhangelt. Sein Gesicht trägt die Spuren endloser, skurriler Eskapaden, während der sanfte Morgentau die Umgebung in eine kühle Stille hüllt. Die nächtlichen Geräusche verblassen langsam, und das leise Zwitschern der Vögel mischt sich mit dem fernen Rauschen des nahenden Verkehrs. Er hangelt sich unbeholfen heraus, fällt auf den harten Beton und rappelt sich wieder auf.



Im Bus, auf dem Weg nach Windenburg, sitzt er allein, mit leerem Gesichtsausdruck und heruntergesackten Schultern, in einer Sitzreihe. Vor und hinter ihm sitzt ebenfalls niemand. Um in herum ist eine Blase leerer Sitze, obwohl der Bus rappelvoll ist. Sie alle halten abstand und drängen sich vor und hinter ihm zurück.
5 Stationen bevor er aussteigen muss, fällt dem Busfahrer auf was da hinten los ist und setzt den, nach Abfall stinkenden Stephen auf die Strasse.
Er wehrt sich nicht, sondern setzt sich einfach Schritt für Schritt in die Richtung in Bewegung, in die der Bus dröhnend weiter rauscht. Die Gesichter die ihn durch die Scheiben anstarren, kümmern ihn nicht.



In der neuen Wege Klinik, trottet er auf die Treppe zu und erkennt Tanyl hinter dem Empfang. Steph versucht ihn nicht zu beachten, da ihm auffällt, das er zwei Meter bevor er Tanyl erreicht, körperlich auf ihn reagiert. Höfflich wie er ist, sagt er nichts, doch er kann sehen dass dem Betreuer Fragen auf der Zunge brennen. Um ihn abzuwimmeln, geht Stephen mit den Worten, „Schon klar... Ich geh duschen“ einfach weiter.






Zwei Tage Später

„Stephen. Hier ist dein Ergebnis.“ Tanyl setzt sich ihm gegenüber und faltet die Hände.
Steph nimmt den Wisch und überfliegt ihn. Dann verengen sich seine Augen. „Das sind nicht meine.“ sagt er und lässt den Zettel fallen.
Tanyl sieht ihn einfach nur musternd an und Stephen reagiert, „Das kann nicht stimmen. Ich hab nichts genommen.“
„Der Test hat eindeutig Methylendioxyamphetamin bei dir nachgewiesen, Stephen.“
„Aber das stimmt nicht! Ich war auf dieser Party, und ich hab nichts geschluckt. Ehrlich!“



„Du hast auch Alkohol getrunken.“
stellt Tanyl fest.
Steph schliesst den Mund. „N-nein, hab ich nicht.“
Tanyl hebt eine Braue.
„Man ich schwörs, ich hab doch diese…“ er tastet in seiner Tasche nach dem 60er Chip, „Mann wo ist das Ding…?“ Stephen hört auf zu wühlen und legt die tätowierten Hände wieder auf den Tisch als ihm etwas einzufallen scheint. „Okay, ich hatte einen Drink. Und nen Shot. Aber das wars! Im ernst Tanyl, ich hab kein…“ er schaut auf den Zettel, „MDMA gefressen.“
„Du hast unterzeichnet, dich auch vom Alkohol fern zu halten.“



„Ja ich weiss…“
Steph lehnt sich wie ein trauriger Kartoffelsack zurück.
„Du hast damit gegen deine Auflagen verstossen. Herr Prather ist schon informiert und wird sich mit dem Richter austauschen.“ Tanyls Stimme ist sachlich.
Besorgt sieht Steph ihn an, „Das mit dem Alk, okay. Aber ich hab nichts eingeworfen,“ er lehnt sich mit zusammen gelegten Händen über den Tisch, „Mann bitte, glaub mir.“
„Das ist bei deiner Vorgeschichte nicht einfach, Stephen.“
„Das muss mir wer in den Drink getan haben oder so, bitte, Tanyl, ich sag die Wahrheit.“




Tanyl schweigt. Er kann erkennen, dass Stephen angst vor den Konsequenzen hat. „Stephen, du hast dich selbst eingewiesen und du hast mit Herr Prather ausgehandelt, dass deine Bewährungsstrafe verkürzt wird, wenn du dich hier anstrengst. Der Richter hat dir unter anderem nur deshalb geglaubt. Weil du diesen Schritt von dir aus gemacht hast. Ich rate dir ehrlich zu sein, wenn sie dich danach fragen.“



„Ich BIN ehrlich, verdammt!“
„Das entscheide nicht ich. Tut mir Leid.“
sagt Tanyl. Er wirkt so enttäuscht, wie damals im Krankenhaus, als er ihn und Lyn wegen der Muskatnussexpedition besucht hat. Dann steht er auf und lässt den Patienten zurück. Stephen atmet schwer aus und stützt die Stirn in die Handfläche. „Scheisse…“ flüstert er, schielt zum Papier und schüttelt den Kopf.


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