Britechester - Haus der Kamrads

28.04.2023 18:49 (zuletzt bearbeitet: 07.05.2023 21:25)
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15.05.2023 11:22 (zuletzt bearbeitet: 16.09.2023 21:32)
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Drama-Aspirant

Alex., Eva - letzter Post

Charaktere: Alex und Eva Kamrad
Titel: Kindergartenprobleme


Als Alex Kamrad nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt, sitzt seine Frau Eva noch immer vor dem TV. „Hey, du bist ja immer noch wach...“, fängt er an, um sie zu begrüßen.



„Wird ja auch Zeit, dass du heimkehrst!“, brüllt diese ihn zur Begrüßung an.



Alex zuckt zurück. Natürlich kommt es – wie in jeder Beziehung – immer mal wieder zu einem Streit, aber Evas offensichtliche schlechte Laune kommt dann doch etwas unerwartet. Hat er was verpasst?

„Du weißt doch, dass ich als Arzt nicht immer pünktlich Feierabend habe!“, verteidigt er sich. Eva lässt sich nicht beruhigen: „Du bleibst jeden Tag so lange weg, während ich zu Hause bleiben muss!“



Er hört die Frustration in ihrer Stimme. „Was ist denn los?“, fragt Alex vorsichtig. „Dass ich manchmal lange arbeite, ist doch nichts neues.“

Endlich wird Eva etwas ruhiger. „Tut mir leid... meine Laune ist momentan im Keller...“ Fragend sieht er sie an. „Du weißt ja, dass ich vor kurzem wieder für mehrere Halbtagsjobs beworben habe, jetzt wo ich dachte, es läuft endlich. Vormittags wäre ich dann arbeiten, genau zu der Zeit, wenn Emma im Kindergarten ist. So dass ich sie rechtzeitig wieder abholen kann. Und heute muss ich erfahren, dass der Kindergarten bald für immer schließen wird. Ausgerechnet jetzt, wo die Bewerbungen raus sind!



Alex sieht seine Frau an. „Was? Aber warum das denn? Was ist denn los?“ Eva seufzt. „Also der Kindergarten wird noch nicht sofort schließen. Erst im nächsten Jahr. Aber es lohnt sich einfach nicht mehr. In der Gegend wohnen zu wenig Familien mit Kindern.“



Er setzt sich neben Eva auf das Sofa. „Hey, wir finden bestimmt eine Alternative für das nächste Jahr. Bald habe ich ja auch Weihnachtsurlaub.“ Den zu bekommen war möglich gewesen, weil er eine kleine Tochter hat. Da war es einfacher für ihn, ausgerechnet zu dieser Zeit Urlaub zu bekommen. „Dann habe ich auch mehr Zeit, bei der Suche zu helfen. Du wirst sehen, wir finden schon was.

Eva lächelt nun wieder. „Du hast wohl recht. Ich war heute etwas zu gestresst.“



„Dann leg dich schlafen. Es ist schon spät!
“, schlägt Alex vor. Das macht Eva dann tatsächlich. Er selbst schaut noch einmal zu seiner Tochter. Diese schläft ganz friedlich. Wie schön es doch sein muss, noch einmal so sorglos sein zu können, wie die Vierjährige. Doch sie würden schon was finden. Dann legt auch er sich schlafen.



Eva - nächster Post


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04.10.2023 16:14 (zuletzt bearbeitet: 04.10.2023 16:30)
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#3
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Drama-Aspirant

Eva kommt von <<< Windenburg <<<
Mayve kommt von <<< Windenburg <<<
Arnim Start

Charaktere: Familie Kamrad, Mayve, Arnim
Geschichtsstrang: Neues Jahr - Teil 1




'Denn dies ist unsere Zeit!
Wir sind in dieser Nacht geboren!
Wie die Idioten aus dem Film hab ich mein Herz an Dich verloren...
Und ist dies das neue Jahr?
Du legst Deinen Kopf in meine Arme,
dein Hirn ruht sanft in meinen Händen und ich kann spüren, wie es sich bewegt.
Wir sind jetzt mittendrin -
es wird schwierig jetzt und warm!
Wenn wir hier zu lange stehen, kehren wir nie wieder zurück.
Doch wohin mit all dem Unsinn?
Vielleicht wird es gut wenn es jetzt hier endet.
Doch wir haben keine Wahl.
Wir rutschen tiefer und tiefer und tiefer,
Tiefer und tiefer und tiefer,
Tiefer und tiefer und tiefer ins Glück.'


Arnims Hand liegt ruhig auf Mayves Oberschenkel, während er den Wagen mit der anderen geschmeidig in die Seitenstraße lenkt. Seine Freundin streicht, in die Musik versunken, mit dem Daumen zart über Arnims Handrücken. Leise singt sie die letzten Zeilen mit. Sie fühlt sich eingelullt von dem Text, der ihr so vertraut aus der Seele spricht. Das zufriedene Lächeln auf ihrem Gesicht bemerkt sie nicht - ebensowenig wie die verzückten Blicke, die ihr der Blonde immer wieder zuwirft.
Er liebt es, wenn sie so tief in etwas abtaucht. Er liebt es, wie sie in jedem Moment einfach ganz sie selbst ist, ihren Emotionen nachgeht und sein Herz macht einen freudigen Sprung, bei jedem schiefen Ton, den sie anschlägt. Mayve ist eine leidenschaftliche Musikhörerin, doch ihr eigenes Talent in diesem Bereich ist unterirdisch.

Der Wagen kommt zum Stehen, Arnim zieht den Schlüssel ab und beugt sich zu Mayve herüber, um ihr einen Kuss zu geben. Lächelnd nimmt sie ihn entgegen und streicht liebevoll über seinen Vollbart.
"Wir könnten im Auto bleiben.", feixt er und schiebt zwei Finger ganz beiläufig unter ihren Rock.
"Sei nicht albern.", grinst sie. "Ich glaub, ihr Schlafzimmer ist wesentlich gemütlicher."
Schmunzelnd steigen beide aus - Arnim nimmt die Tasche mit Übernachtungsgepäck, während Mayve die abgesprochenen Zutaten zum Haus trägt und klingelt.



Die vierjährige Emma bemerkt das Auto zuerst. "Maaammaaaaa, Paapppaa!", ruft sie laut, "Besuch ist da!"



Eva sieht aus dem Fenster und lächelt. "Na dann mach mal schnell auf. Du kennst Mayve und Arnin ja!" Die Kleine öffnet schnell die Haustür. "Hallo May und Arni." Bei der Aussprache der Namen hat sie noch etwas Probleme, aber man versteht ja auch so, was sie sagt. Eva schmunzelt. Die beiden wirken wirklich gut gelaunt. Dann kann die Party ja nur super werden. "N'abend, ihr zwei!", lächelt nun auch Eva. Sie verzichtet in diesem Moment noch auf eine Umarmung, damit Mayve und Arnin das Gepäck nicht aus den Händen fällt. Doch sobald sie dieses abgestellt haben, können sie sich dieser nun nicht mehr entziehen.



"Ich bin echt froh, dass das geklappt hat.", freut sich die Fußballtrainerin. In diesem Moment kommt auch Alex hinzu. Mit den Fingern streift er über den Weihnachtsbaum, der immer noch nicht aus der Wohnung entfernt wurde. Doch passend zu Silvester ist dieser nun mit Figürchen von Schornsteinfegern und kleinen Schweinchen geschmückt. "Hallo ihr Zwei!" Man sieht ihm an, dass auch er sich über den Besuch freut.



"Alex, mein Guter." Arnim drückt den Freund fest an sich. In den letzten Wochen hatten beide Seiten kaum Zeit, sich zusammen zu finden und so kommt die Freude aus tiefem Herzen.
"Hey, Emma.", widmet er sich dann der Jüngsten, umschlingt sie vorsichtig und scheitert gespielt bei dem Versuch, sie hoch zu heben. "Man, Emma. Du bist so doll gewachsen, ich kann dich gar nicht mehr hochheben." Mit angehaltener Luft presst er Geräusche der Anstrengung heraus und gibt sich schließlich geschlagen.
Mayve schaut amüsiert zu, entledigt sich ihres Mantels und zum Vorschein kommt ein schwarzer, silber glitzernder Zweiteiler, der im Licht der Lampe kräftig funkelt.

"Doch! Du kannst mich hochheben!", ruft die Kleine, "Nimm mich huckepack!"



Eva muss grinsen. "Emma, willst du den beiden nicht deine Weihnachtsgeschenke zeigen?" - "Jaaa!", antwortet die Kleine und huscht auf ihr Zimmer. "So, damit sollte sie erst mal vergessen haben, dass sie Huckepack wollte.", grinst Eva.

Alex unterdessen macht Mayve Komplimente über ihr Outfit: "Sieht richtig cool aus!" Es stört ihn nicht, dass Eva das hört. Sie weiß genau, dass Alex kein romantisches Interesse an Mayve hat und einfach nur freundlich ist.



"Das will ich doch hoffen.", freut sich Mayve über das Kompliment. "Ich hab das Teil gesehen und dachte sofort, das ist perfekt für Silvester." Ihr munterer Blick wandert durch die Runde. "Auch wenn ich mir ein wenig overdressed vorkomme.", lacht sie unbeschwert.

Schließlich kommt Emma wieder. Sie schleift einen großen Teddy mit. "Das ist Bobby!", stellt sie das Kuscheltier stolz den Erwachsenen vor. "Und ich hab noch andere Spielsachen bekommen!" Die hat sie allerdings nicht alle gleichzeitig tragen können.



"Der ist ja klasse.", bestätigt Arnim dem Mädchen. "Und der hat so große Ohren, der hört bestimmt wahnsinnig gern Geschichten, die du dir ausdenkst." Vom letzten Besuch weiß der Blonde noch sehr gut, wie sehr das Kleinkind Fantasiegeschichten liebt. "Vielleicht können wir ihm später zusammen eine erzählen, was sagst du dazu?"
Mayve legt verliebt lächelnd eine Hand auf seinen Rücken. "Da möchte ich auch zuhören. Eure Geschichten sind immer so schön."

"Jaaaa!", jubelt das kleine Mädchen. "Und ich bin die Prinzessin in der Geschichte!" Auch Eva muss grinsen. "Die Geschichte hör ich mir aber auch gerne an."

"Aber erst wollen wir das Abendessen vorbereiten.", erklärt Mayve. "Magst du uns helfen, Emma? Dann müssen wir uns zuerst die Hände waschen." Dicht gefolgt von dem Mädchen geht Mayve ins Badezimmer, während die anderen die Zutaten an den Arbeitsplätzen verteilen. Es herrscht bereits geschäftiges Treiben, als Mayve mit Emma dazustößt.



Die Zutaten sind griffbereit: Der Käse ist da, auch das Baguette liegt griffbereit, auch wenn es bisher noch nicht zugeschnitten wurde. Die Kamrads haben sogar an Weintrauben als Beilage gedacht, falls jemand zusätzlich zum geplantem Käsefondue auch etwas Süßes haben möchte. "Reich mir doch mal bitte den Gruyère!", bittet Alex gerade seine Frau. Das ist eine der beiden Käsesorten, die verwendet wird. Die andere ist Freiburger Vacherin. Die Schweizer wissen halt, was gut ist.

Mit Hilfe der Gäste geht die Zubereitung schnell voran. Zum Dippen gibt es neben dem Baguette auch Kartoffeln, je nach Vorliebe. Auch kleine Gürkchen und Zwiebeln stehen auf dem Esstisch nun bereit. Den Obstteller, der sonst auf dem Tisch steht, hat Alex zur Seite geräumt, um Platz für die anderen Dinge zu schaffen. Nur die kleine Emma kann Käsefondue noch nichts abgewinnen. Für sie gibt es stattdessen Kräuterquark für ihre Kartoffeln. Und die Kleine liebt die Gewürzgurken, die ebenfalls großzügig auf ihrem Teller verteilt wurden.

Als schließlich alle am Tisch sitzen, ergreift Alex das Wort: "Und jetzt haut rein und guten Hunger!" Auch Emma meldet sich zu Wort: "Bobby hat auch Hunger!" Der Teddy sitzt neben ihr am Tisch.



"Dann solltest du Bobby von der Paprika geben." Mayve reicht dem Kind ein Stück des in Streifen geschnittenen Gemüse. "Bären lieben Paprika.", fügt sie hinzu - wohlwissend, dass diese Mahlzeit dem Stofftier am wenigsten Flecken verleihen wird.
"Was machen die Tigers, Eva? Läuft es gut?", fragt Arnim interessiert.

Eva antwortet: "Oh, es läuft ganz gut. Das letzte Spiel haben die Mädels 3:1 gewonnen. War nur ein Freundschaftsspiel und kein Turnier, aber es hat trotzdem Spaß gemacht, ihnen zuzuschauen." Sie lächelt. "Apropos Tigers: Das Tattoo-Motiv, das ich gerne haben möchte, dreht sich auch darum. Das können wir dann ja in Ruhe nach dem Essen besprechen." Sie sieht Mayve an.



Währenddessen hält Emma dem Bären das Stückchen Paprika vor das Maul. "Er sagt, dass das lecker schmeckt.", erklärt die Kleine zufrieden. Bobby ist nicht der Einzige, dem es schmeckt. Auch Eva und Alex sind begeistert. "Wir sollten öfters mal Fondue essen!", freut sich Alex, während er sein Baguette in den geschmolzenen Käse tunkt. Den Gästen scheint es ebenfalls zu schmecken. Und nachdem Bobby nun satt ist, nascht auch Emma von ihrem Teller.

"Das klingt ja erstmal nach einem guten Weg.", nickt der Blonde anerkennend. Vorsichtig spießt er eine der Kartoffeln auf sein Besteck und hält sie in den heißen Käse. Beim Anheben zieht der Leckerbissen lange Fäden, so dass Arnim den Spieß in den Fingern dreht, bis der Käsefaden aufgerollt ist und er ihn, ohne zu tropfen, auf seinem Teller ablegen kann.
"Konntest du denn das Problem mit diesem verwöhnten Mädchen lösen?", fragt er weiter. "Oder macht sie noch immer Schwierigkeiten?"



"Sie wird sich daran gewöhnen müssen, dass sie manchmal eben auf der Bank sitzen muss. Schließlich kann ich nur 11 Mädels gleichzeitig auf den Platz schicken.
", antwortet Eva. "Ist nicht besser geworden. Ihre Mutter fängt nun auch an, mir Stress zu machen, weil ihre ach so tolle Prinzessin mal ne Weile auf der Bank sitzen muss. Dabei ist das nicht in jedem Spiel so, und wenn, dann in der Regel auch nicht die ganze Zeit über. Aber als ich letztens noch mal mit ihr darüber geredet habe, sagte das Mädchen, sie würde sich bessern. Mal sehen, was draus wird. Diese Chance gebe ich ihr jedenfalls noch."

"Da bist du geduldiger, als unsere Trainerin damals
.", grinst Mayve und beißt genüsslich vom Käsetropfenden Brot ab. "Die hat jede nach Hause geschickt, die gemeckert hat."



Eva muss lachen. "Es ist ihre letzte. Wenn das nichts hilft, wird das auch passieren. Aber kein Wunder, dass man so wird, bei so einer Mutter." Sie schüttelt sich. Emma ist ihr erstes Kind. Aber dennoch ist sich Eva auch jetzt schon sicher, dass sie einen besseren Erziehungsjob macht als diese Frau.

"Manche geben ihr Bestes und wissen nicht, was sie damit anrichten.", wirft Arnim ein. "Jeder kann nur so agieren, wie er es gelernt hat."
Mayve schenkt ihm ein verzücktes Lächeln und streicht ihm über den Oberschenkel. "Ich finde es toll, dass du für alles und jeden Verständnis hast, mein Herz, aber manchmal ist ein Idiot einfach nur ein Idiot."

"Das ist wohl wahr.
", stimmt Eva zu, "Aber jeder verdient eine zweite Chance. Auch nervige Gören, die nicht auf der Ersatzbank sitzen wollen." Sie beißt in ihre Kartoffel. In diesem Moment kommt auch Hündin Lady in den Raum, die vorher etwas gedöst hat und erst jetzt bemerkt, dass es was zu futtern gibt. "Wuff!", begrüßt sie die Gäste. Bei Emma fällt immer mal wieder was runter, was das Tier anlockt. Auch wenn es mittlerweile gelernt hat, dass es nicht betteln darf.



"Hey, Lady.", freut sich Mayve. Sie muss sich sehr zusammenreißen, sich nicht auf die kleine Hündin zu stürzen und sie durchzuschmusen. "Wir kuscheln nach dem Essen, ja, Süße?" Eine kleine Geste auf dem Hinterkopf muss fürs Erste genügen. "Diese Spezies findet sich leider überall.", knüpft sie dann am Gespräch wieder an. "Bei uns kommt es auch immer wieder vor, dass solche Mäuschen ein Tattoo haben wollen, ich erkläre ihnen alles und sie geben sich als coole Socke und wenn dann der erste Pieks kommt, machen sie großes Theater. Das kann wirklich anstrengend sein."

"Das glaub ich.
", lächelt Eva, "Ich weiß auch noch nicht, wie gut ich es aushalten werde. Aber auf dem Fußballplatz gibt es ja immer mal wieder Verletzungen und Schmerzen. Ich denke jedenfalls nicht, dass ich ein Drama aus der Sache machen werde, keine Sorge." Alex mischt sich ein. "So wie ich dich kenne, wirst du es ertragen und dabei einfach nur lächeln."

"Da wäre sie nicht die Erste und mit Sicherheit auch nicht die Letzte."
, entgegnet Mayve freundlich. "Manche Kunden haben so ein festes Grinsen im Gesicht, dass man glauben könnte, sie wären high. Gerade, wenn es das erste Tattoo ist. Ich finde das schön. Man merkt ihnen die Freude richtig an. Und ein bisschen Nervosität gehört natürlich auch dazu." Von den Männern unbemerkt zwinkert sie ihrer Freundin aufmunternd zu und leert Ihren Teller.

Während die Menschen am Futtern sind, hat auch Lady den einen oder anderen Krümel vom Fußboden aufklauben können... Vor allem um Emmas Stuhl herum. "Wie ich ja vorhin schon sagte, geht es in meinem Tattoowunsch um die Tigers.", knüpft Eva an das Gesprächsthema an, "Ich dachte an ein Tigerbild. Symbolisch für die Mädelmannschaft. Und zwar auf dem Bein, wie es sich für eine Fußballerin gehört. Ein Tiger auf dem Bein sorgt für den kräftigen Tritt." Dabei muss sie lachen.

Arnim lacht auf bei Evas Erklärung. "Der Gedanke gefällt mir. Vielleicht lasse ich mir einen Apfel auf die Pobacken stechen.", Mayve gluckst fröhlich und tätschelt ihren Freund am Arm. "Das ist nicht nötig, mein Herz. Ich mag deinen Po so wie er ist.", säuselt sie grinsend.
"Toller Po!", ruft auch Emma aus, die keine Ahnung hat, warum die Erwachsenen so fröhlich sind. Doch die Stimmung scheint ihr zu gefallen.



"Da hörst du es." Die Brunette gibt Arnim einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich dem eigentlichen Thema widmet.
"Ich finde die Idee super. Dann bleibt noch die Frage nach dem Stil. Portraits sind nicht mein Ding, da könnte ich dich aber weiter vermitteln. Oder du entscheidest dich für eine schlichtere Variante." Die Fachfrau zückt ihr Handy und sucht einige Beispielbilder aus ihrer Galerie heraus, schiebt dann ihr Telefon zu Eva herüber und beginnt Unterschiede, Vor- und Nachteile der Stile zu erläutern. "Dabei kommt es natürlich auch immer auf die Größe an. Aber auf dem Bein ist ja recht viel Platz."

Alex lacht über Emmas Kommentar. Er nimmt die Kleine auf den Arm. "Schon so frühreif, dass du mit Männern flirtest, wie?", grinst er, auch wenn Emma auch hier nicht versteht, wovon die Rede ist. "Pass mal auf, Süße. Wollen wir die Wohnung mit ein paar Silvesterluftschlangen dekorieren? Und wenn wir damit fertig sind, ist Arnim bestimmt auch bereit für seine Geschichte." Die Kleine lacht. "Jaa, Luftschlangen!"

Alex reicht die bunten Papierschlangen an seine Tochter, die diese fröhlich nach Lady wirft, die "auch geschmückt werden muss", nach Emmas Worten. Für den Hund ist das Ganze ein Spiel, auf das er sich schwanzwedelnd einlässt.

Während die Kleine damit abgelenkt ist, widmet sich Eva dem Handy, das Mayve ihr hinhällt. Sie schaut sich die Fotos an. "Aber das hier, das gefällt mir.", sagt sie. Das Tattoo zeigt einen Löwen, keinen Tiger, aber es stammt eindeutig aus Mayves Hand. Bestimmt bekommt sie auch einen Tiger in diesem Stil hin. "Die Katze müsste natürlich noch ihre Rasse ändern, aber das kriegst du doch sicher hin, oder?"

"Das wird zwar nicht leicht, aber ich denke, ich schaffe das."
, feixt sie. "Der hier kam auf einen Oberarm, ich würde für dein Bein die Pose leicht abändern. Ich setze mich morgen gleich an die Zeichnung, dann wirst du sehen, was ich meine."
Während die Frauen sich weiter über Größe und Position unterhalten, beginnt Arnim in aller Ruhe den Tisch abzuräumen - nicht ohne hier und dort ein wenig zu naschen. Dabei beobachtet er schmunzelnd das Mädchen, wie es vor Vergnügen quietschend die Papierrollen auseinander zieht und auf die Hündin legt, die wiederum verspielt versucht, die Streifen von sich zu schütteln. Unweigerlich legt sich die Stimme seiner Mutter über das Bild, die zum wiederholten Male fragt, wann er sie denn endlich mit Enkeln beschenkt. Ein warmes Gefühl breitet sich in seiner Brust aus. Es wäre wundervoll, wenn er und Mayve ein Kind bekämen. Für ihn gibt es nicht den geringsten Zweifel, dass er für den Rest seiner Tage mit dieser Frau verbringen wird - ist sie doch das Beste, was ihm je widerfahren ist. Doch ein Kind ist eine nicht zu verachtende Verantwortung, die die Brunette bisher nicht zu tragen bereit war.

Die Spülmaschine ist eingeräumt und Arnim wischt sich die Hände trocken.



Emma steht unweit von ihm entfernt, wirft einen fröhlichen Blick auf ihn und beginnt, schrill zu schreien, als er mit greifenden Händen und Angriffsgeräuschen auf sie zukommt. Über den Boden patschend rennt sie lachend vor ihm weg, merkt, dass er aufholt und wirft die letzte Papierrolle nach ihm - und trifft an der Stirn, die der Heruntergebeugte gerade in ihrer Augenhöhe hält. Abruppt bleibt er stehen, zieht eine Grimasse, schielt auf seine Nasenspitze und lässt sich auf den Rücken fallen. Regungslos wartet er darauf, dass das Mädchen zu ihm kommt, um sich dann mit einer Kitzelattacke auf sie zu stürzen.



"Ich bin schon sehr gespannt, was du zustande bringen wirst.", freut sich Eva, "Oh, und auf das Tattoo freue ich mich auch jetzt schon." Es gibt Tattoostudios, die näher liegen als das in Windenburg, aber die Autofahrt nimmt sie gerne in Kauf, wenn dann ihre Freundin diejenige ist, die das Kunstwerk stechen kann. Sie wirft einen Blick auf Arnim. "Er kann wirklich gut mit Kindern umgehen.", stellt sie lächelnd fest. "Emma mag ihn wirklich sehr." Das Mädchen quietscht vor Vergnügen, als es gerade durchgekitzelt wird. "Kinder sind schon was tolles. Ich bin froh, dass es im neuen Jahr dann auch endlich mit dem Kindergartenplatz klappt. Die Studenten nebenan helfen manchmal mit Babysitten aus, wenn wir beide arbeiten müssen, aber ein Kindergarten macht das Ganze dann noch einfacher."

Mayve wirft einen verliebten Blick auf das Spektakel und nickt zur Bestätigung. "Ja, das kann er. Ich weiß, dass er sich selbst Kinder wünscht." Sie dreht sich wieder zu ihrer Freundin zurück und wird ernst. "Ich weiß nicht, ob ich das will. Ich meine, ich liebe Kinder. Aber wenn du erstmal eins hast, verändert sich alles. Du weißt, was ich meine. Ich bin eben gern spontan und ich ... " Sie seufzt verhalten, bevor sie den Gedanken äußert, der sie seit langer Zeit beschäftigt: "Ich weiß nicht, ob ich das schaffe, verstehst du? Ich bin manchmal selbst wie ein Kleinkind."



Eva nickt verstehend. "Emma war ein Wunschkind. Es hatte sich grad angeboten, da ich ohnehin grad arbeitslos war zu dem Zeitpunkt während Alex seine Karriere als Arzt weiter ausbaute. Ich war frustriet darüber, nichts zu tun zu haben und dachte mir, ein Kind würde mich auf andere Gedanken bringen. Und so war ich diejenige, die den Stein ins Rollen brachte und schließlich auch Alex überzeugen konnte. Ach, wie naiv ich damals doch war." Sie lächelt Mayve an. "Mach nicht den selben Fehler wie ich und gehe so unüberlegt an die Sache ran. Kinder bedeuten Veränderung. Kinder schränken ein. Sie kosten Mühe und Geld. Ohne meine Eltern, die mich unterstützten, hätte ich es nie geschafft. Alex half, wo er konnte, aber seine Arbeitszeiten waren auch damals schon so lange." Sie sieht zu Emma. "Aber, und das solltest du nicht vergessen, sie geben auch so viel zurück. Alles in allem bin ich froh, dass ich Emma habe. Ich wünschte nur, ich wäre vorher etwas vorbereiteter darauf gewesen."



Mayve nimmt einen Schluck Wein und schwenkt nachdenklich ihr Glas. Sie hat sich schon einige Male mit ihrer Schwägerin über das Thema unterhalten und dabei oft den Eindruck gehabt, Charmayne würde am liebsten sofort mit ihr Babykleidung einkaufen gehen. 'Du wirst bald dreißig.', sagt sie dann und 'Die Bedenken hat jeder.' Und 'Mutter sein wird dir einen ganz neuen Lebenssinn geben.' Mayve mag ihre Schwägerin, doch fühlt sie sich oft nicht verstanden von ihr. Dass Eva nun ihre Gedanken ernst nimmt, gibt ihr ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit. Lächelnd stellt sie das Glas ab und legt ihre Hand auf Evas. "Danke für deine Worte. Das bedeutet mir viel."

Arnim wird derweil als Trampolin zweckentfremdet. Dass sie von seinem Bauch nicht so hoch springen kann, scheint die johlende Emma nicht zu stören. Auf dem Rücken liegend hält der Erwachsene sie an beiden Händen fest und ist lachend damit beschäftigt, den Körper anzuspannen, um das Gewicht des Mädchens abzufangen.

Eva legt freundschaftlich ihren Arm um Mayve. "Kinder kriegen ist eine Entscheidung, die man sich gut überlegen muss. Es bringt niemanden etwas, wenn man sich dazu gezwungen fühlt, Nachwuchs in die Welt zu setzen. Am wenigsten den Kindern selbst." Sie befreit Arnim von Emma und nimmt die Kleine auf den Arm. Das Mädchen ist müde geworden. "Wenn du Arnim lieb fragst, erzählt er dir vielleicht eine Geschichte!", schlägt Eva ihrer Tochter vor, die sofort darauf anspringt: "Bitte erzähle eine Geschichte!" Bitte und danke zu sagen hat die Kleine bereits gelernt, auch wenn sie dies manchmal vergisst.



Am Boden liegend reibt der Gast sich den Bauch zur Entspannung, bevor er aufsteht und zum Tisch zurück kehrt. Alex verteilt frische Getränke und der Blonde nimmt sich ein alkoholfreies Bier, während er an Emma gerichtet fragt: "Was für eine Geschichte möchtest du denn hören? Du kannst dir drei Tiere aussuchen."

"Tiger
!", ist das erste, das Emma ausruft. Ihre Mama erzählt oft genug von ihren Tigern, so dass sich das Tier auch bei Emma eingebrannt hat. "Und ein Meerschweinchen." Eine Kindergartenfreundin von ihr hat diese Tiere zu Hause. Beim dritten Tier muss sie überlegen, und sagt dann schließlich: "Das dritte darfst du dir ausdenken."



"Dann fragen wir Mayve, was meinst du
?", lächelt er warm und schenkt seiner Freundin einen auffordernden Blick. Diese macht große Augen, überlegt hastig und schließlich platzt ein "Einhorn" aus ihr heraus.
Arnim schmunzelt. Was hätte sie auch sonst sagen sollen? "Gut,", nickt er, "Tiger, Meerschweinchen und Einhorn." Einige Sekunden schaut er ins Leere, bevor er mit ruhiger Märchenerzählerstimme beginnt:
"Es war einmal ein kleines Mädchen. Das hieß ..." Mit einem Finger deutet er auf Emma, als Zeichen, dass sie einen Namen nennen soll.

"Jubjab!", ruft die Kleine aus und erfindet dabei einfach einen Namen. Sie freut sich über ihren eigenen Spaßnamen und lacht dabei. Alex und Eva hören ebenfalls der Geschichte zu. Arnim macht das wirklich gut.

"... das hieß Jubjab.", wiederholt er breit grinsend. "Der beste Freund von Jubjab war ein großes Zebra. Das hatte natürlich auch einen Namen. Und zwar..." Wieder gibt er Emma das Signal.

"Wiehie!" Auch jetzt lacht Emma laut auf. "Das ist ein lila Zebra." Eva grinst. "Ein lila Zebra mit schwarzen Streifen? Oder haben die auch eine andere Farbe?" Emma sieht kurz zu ihrer Mama und verkündet dann strahlend: "Nein mit weißen Streifen!"

"Das Zebra Wiehie war ein ganz besonders hübsches, und dazu noch außergewöhnliches Zebra.
", fährt Arnim fort. "Es war nämlich lila und hatte weiße Streifen. Doch trotz all seiner Besonderheit schien es manchmal traurig zu sein. 'Was hast du denn, Wiehie?', fragte Jubjab dann. 'Warum bist du traurig?'



'Ach, ich weiß auch nicht.', seufzte Wiehie. 'Manchmal sehe ich in den Spiegel und wundere mich über das Bild, das ich dort sehe. Und das macht mich dann traurig.'" Der Erzähler macht ein unglückliches Gesicht und lässt den Kopf schwer hängen.
"Das konnte Jubjab nicht verstehen und sie kratzte sich am Kopf. 'Wie meinst du das - du wunderst dich?'
'Ich habe eben oft das Gefühl, dass ich ganz anders aussehen müsste.' Wiehie gab sein Bestes, sich zu erklären. Aber Gefühle erklären ist manchmal ganz schön schwierig, fand er.
'Aber sieh dich doch mal an.', tröstete Jubjab. 'Du bist soooooooooo hübsch. Grade weil du anders aussiehst, als die anderen Zebras.'
Wiehie dachte nach. Natürlich war es toll, dass Jubjab ihn soooooooooo hübsch fand. Aber darum ging es gar nicht. 'Aber ... ich fühle mich nicht, wie ein Zebra.' Noch trauriger als gerade eben schaute Wiehie seiner besten Freundin in die Augen und sagte: 'Ich wäre viel lieber ein Einhorn.'
Jubjab verstand das Problem noch immer nicht. Wenn Wiehie so gern aussehen wollte wie ein Einhorn, warum verkleidete er sich nicht einfach? Das hatte sie selbst schon im Kindergarten gemacht und das war unheimlich lustig.
Aber Wiehie wollte sich nicht verkleiden wie ein Einhorn. Er wollte ein Einhorn sein. Und er wusste nicht, wie er das anstellen sollte. Und ein bisschen schämte er sich auch für sein Gefühl. Er hatte doch sonst alles - viele Freunde und ein schönes zu Hause, lustige Spiele und gesund war er auch. Eigentlich müsste er doch glücklich sein. Aber die Wahrheit war, dass er all das nicht genießen konnte. Weil er kein Einhorn war.



'Weißt du was?', sagte da Jubjab. 'Ich helfe dir. Du bist mein bester Freund und ich will, dass du glücklich bist.'
Wiehie wusste nicht so recht, was er dazu sagen sollte und sagte lieber gar nichts.
Am nächsten Tag gingen Jubjab und Wiehie auf eine lange Reise. Das Mädchen war fest entschlossen, aus dem Zebra ein Einhorn zu machen, denn das war das Einzige, was ihn glücklich machen konnte.
Gemeinsam ritten sie durch das Land und suchten nach Hilfe. Wiehie schämte sich nicht mehr, denn er hatte verstanden, dass man mit richtig guten Freunden richtig schwierige Probleme besprechen kann. "


Die beiden erwachsenen Kamrads hören schweigend zu. Sie wagen es nicht, etwas zu sagen und Arnim zu unterbrechen. Alex bewundert Arnims Fähigkeit zu improvisieren. Als Arzt hat er eher die Fähigkeit, logisch zu denken und zu handeln. Aber Kreativität wird in seinem Beruf eher weniger verlangt. Und seine Eva ist auch eher Taktikerin, wenn sie ihre Fußballmannschaft trainiert. Obwohl auch das etwas Kreativität erfordert. Geschichten erzählen gehört jedoch nicht zu ihren Talenten. Arnim hingegen hätte wirklich die Qualitäten, die ein Kinderbuchautor benötigt, findet Alex.

Nicht nur die Erwachsenen schweigen sondern auch Emma. Sie hängt an Arnims Lippen und lauscht der schönen Geschichte.

"Nachdem sie ganz schön lange unterwegs waren und schon Hunger bekamen, machten sie Pause in einem kleinen Dorf. Dort gab es ein altes Wirtshaus und sie beschlossen, genau da etwas Leckeres zu essen und sich zu stärken. Jubjab bestellte ..."
Für einen Moment herrscht Schweigen, bevor Emma registriert, dass sie wieder an der Reihe ist, sich etwas auszudenken.

"Pommes!". ruft die Kleine. "Und Wiehie möchte auch Pommes haben." Eva lacht laut auf. "Die haben dann wohl den selben Geschmack wie du, stimmt's?" Emma lacht. "Ich mag Pommes."



"Ich mag Pommes auch.
", flüstert der Blonde dem Mädchen zwinkernd zu.
"Jubjab und Wiehie bekamen also beide eine riesige Portion Pommes. Und als Jubjab sich beim Kellner bedankte, weil sie wusste, dass das freundlich war, bemerkte sie, dass es ein Nashorn war, das sie bediente. Es hatte einen gigantischen Horn auf der Nase und einen etwas kleineren weiter oben an der Stirn. Jubjab staunte darüber und sie fragte, wo er die beiden Hörner her hatte. 'Die sind uns angeboren. Wir Nashörner haben alle so etwas.', erklärte der Kellner freundlich.
'Oh, wie schade.', antwortete Jubjab betrübt. 'Wir bräuchten ganz dringend so ein Horn. Es muss auch gar nicht groß sein. Sagen Sie, Herr Nashorn und Stirnhorn, wissen Sie, wo wir so etwas bekommen können?'
Der Kellner überlegte einen Moment. Dann entschuldigte er sich und ging davon. Als er wieder zurückkehrte, sah er anders aus. Jubjab erkannte es nicht sofort, aber dann sah sie es
."
Der Erzähler macht eine geheimnisvolle Pause und schaut in die Runde. "Was glaubst du, Emma, was war anders an dem Kellner?"

"Der hatte Flügel wie ein Schmetterling."
Emma macht es richtig Spaß, bei der Geschichte mitzuwirken. Und Eva findet die Ideen ihrer Tochter auch süß. Vielleicht wird Emma bei so viel Übung später ja selber mal eigene Geschichten erzählen. Zuzutrauen würde sie es der Kleinen mit ihrer bunten Fantasie.

Arnim nickt erstaunt. Damit hatte er nicht gerechnet, aber er würde es nicht wagen, seiner Co-Autorin zu widersprechen.
"Jubjab stellte fest, dass der Kellner plötzlich wunderschöne Flügel hatte, wie ein Schmetterling. Neugierig, wie sie nun mal war, fragte sie ihn: 'Warum haben Sie denn die Flügel bekommen?'
Und der Kellner antwortete: 'Die habe ich eingetauscht.' Er öffnete die Faust und zeigte, was er in der Hand hielt.
'Ein Horn!', rief Jubjab aufgeregt. Und auch Wiehie war ganz erstaunt. Er betrachtete den Kellner genauer und sah, dass das Horn auf der Stirn fehlte.
'Aber warum?', fragte Wiehie verblüfft. Er begriff nicht, warum das Nashorn so gehandelt hatte. Sie waren doch nicht einmal Freunde.
'Ich weiß, wie es ist, traurig zu sein.', erklärte das Nashorn. 'Ich wollte schon immer eine Waldfee sein. Darum brauche ich das Horn nicht mehr. Ich schenke es dir. Und wenn du mal jemandem helfen kannst, denke an mich und hilf.' Der Kellner begann wild mit seinen neuen Flügeln zu schlagen, bis ein feiner Staub herunter rieselte. Er fing etwas davon auf und rieb es auf das Horn. Dann setzte er das Horn auf die Stirn von Wiehie und drückte es ganz fest an. Durch den Feenstaub klebte das Horn nun für immer an Wiehies Kopf. Er war sehr sehr dankbar in dem Moment.



Am nächsten Tag reisten Jubjab und Wiehie weiter. Auch wenn er jetzt ein Horn hatte, war er noch immer nicht an seinem Ziel angelangt. Lange zogen sie zusammen durch das Land. Erst, als es schon fast dunkel war, kamen sie an einen Hof. Dort hörten sie merkwürdige Gesänge. Es quietschte und pfiff im Chor. Vorsichtig kamen sie näher und sahen in einem offen stehenden Schuppen eine Gruppe von Meerschweinchen. Mit hochgestreckten Nasen sangen sie, einer lauter als der andere. Jubjab wurde wieder einmal von ihrer Neugier gepackt und ging zu der Gruppe.
'Was macht ihr denn hier.', fragte sie.
Die Meerschweinchen hörten auf zu singen und machten alle zusammen 'psssssssssssssst.'
'Sei doch leise.', sagte das größte Meerschweinchen. 'Sie ist gerade eingeschlafen.'
'Aber wer denn?', wollte Jubjab wissen und streckte sich in die Länge, um zu sehen, was dort zwischen den Meerschweinchen lag. Und sie entdeckte eine große Katze.
'Ist das etwa ein Löwe?', fragte sie aufgeregt. Noch nie hatte sie einen echten Löwen so nah gesehen.
'Psssssst. Nein. Das ist ein Tiger.', flüsterte das Meerschweinchen. 'Aber sie hat den ganzen Tag und die ganze Nacht geweint. Darum ist sie so erschöpft.'"

"Warum weint denn der Tiger?
", fragt Emma den Geschichtenerzähler. So weit ist sie noch nicht in ihrer Entwicklung, dass ihr selber ein Geschichtsstrang zu diesem Thema einfallen würde. Trotzdem wirft sie eine Vermutung in den Raum: "Hat der Tiger Aua?"

"Diese Frage stellte Jubjab auch."
, erzählt Arnim weiter. "Sie hat alle ihre Streifen verloren.', erklärte das Meerschweinchen. 'Sie ist in einen Fluss gefallen und als sie wieder an Land kam, waren die Streifen abgewaschen. Sie versteckt sich hier, weil die anderen Tiger gemein zu ihr sind, weil sie keine Streifen mehr hat.'
'Darum ist sie traurig? Das ist so gemein. Die Arme.' Jubjab hatte großes Mitgefühl für das Tigermädchen. Jemanden zu ärgern, nur weil er anders war, das war Unrecht, fand Jubjab.
Doch Wiehie hatte eine Idee.
'Also, wenn ich ein Einhorn bin, dann brauche ich meine Streifen nicht mehr. Ich könnte sie ihr schenken.'


Alex schmunzelt bei der Vorstellung. Er mag erwachsen sein und nicht die Hauptzielgruppe von Arnims Geschichte, und trotzdem kann er einfach nicht anders als sich ebenfalls von ihr leiten zu lassen und zuzuhören. Ein Tiger, der von einem lila Zebra weiße Streifen geschenkt bekommt, wäre jedenfalls nichts, auf das er selber gekommen wäre. Wiehie hat ein großes Herz. Auch die beiden weiblichen Familienmitglieder sind genauso begeistert.

"Wiehie ist nett.", stellt auch Emma fest.

"Das ist er wirklich.", nickt Arnim. "Weil das Tigermädchen gerade eingeschlafen war, übernachteten auch Jubjab und Wiehie in dem Stall, gemeinsam mit all den Meerschweinchen. Am nächsten Morgen saßen alle zusammen bei einem Frühstücks-Picknick und lernten sich besser kennen. Das Tigermädchen hieß ..."

"Rita!"
, ruft Emma aus. Diesmal nutzt sie einen richtigen Namen. Das Mädchen mit den Meerschweinchen heißt so.

"Rita erzählte davon, wie sie ihre Streifen verlor, und dass die anderen Tiger sie deshalb hänselten und sie begann wieder zu weinen. Sie wollte so gern zurück nach Hause, doch so konnte sie keinesfalls gehen.
'Ich schenke dir meine Streifen.', sagte Wiehie entschlossen und legte einen Arm um das Mädchen.
'Das würdest du tun?', staunte Rita gerührt. 'Du brauchst die doch selbst.'
'Nein, du kannst sie haben. Ich werde nämlich ein Einhorn.' Inzwischen war Wiehie sehr stolz darauf, anders zu sein und freute sich auf sein Ziel.
Glücklich über das unerwartete Geschenk umarmte Rita Wiehie so fest sie konnte. So etwas Tolles hatte noch nie jemand für sie getan. 'Aber wie stellen wir das an?', fragte sie, als sie Wiehie wieder losgelassen hatte.
Alle schwiegen und schauten sich gegenseitig an. Wie sollten sie die Streifen von Wiehie ab und auf Rita drauf bekommen? Doch plötzlich hatte eins der Meerschweinchen eine Idee. 'Ich habe eine Idee!', rief es laut und alle hörten gespannt zu.
"
Arnim gönnt sich einen Schluck aus seiner Flasche. Sein Mund ist von dem ganzen Erzählen trocken geworden.



Eva überlegt, wie sie dieses Plothole lösen würde. Aber was anderes als dass sie den Tiger mit Farbe bemalen würde ihr nicht einfallen. Vielleicht Feemagie? Emma kuschelt sich an ihren Teddy. Sie wird langsam müde. Doch sie ist noch immer wach genug, der Geschichte zuzuhören.

Der Erzähler stellt das Getränk ab und streicht sich über den Bart.
"Nachdem das Meerschweinchen seinen Plan erzählt hatte, liefen seine Artgenossen eilig los und holten das benötigte Material. Es dauerte nicht lange, bis sie zurück kamen. Und sie hatten einige Stifte dabei, eine Schere, Kleber und ein Werkzeug, das wie ein stumpfes Messer aussah. Während manche Meerschweinchen anfingen, mit den Stiften auf Ritas Fell vorzuzeichnen, setzten sich andere auf Wiehies Bauch, nachdem er sich auf den Boden gelegt hatte. Mit dem stumpfen Gegenstand, den sie Scharber nannten, putzen sie vorsichtig den ersten Streifen ab. Wiehie musste dabei herzlich lachend, weil er am Bauch so schrecklich kitzelig war. Darum fiel es ihm auch furchtbar schwer, still zu halten. Aber die Meerschweinchen waren flink und zogen einen Streifen nach dem anderen von seinem Fell.
Direkt neben Wiehie hatte Rita schon viele Striche aufgemalt bekommen. Aber so sollte sie natürlich nicht bleiben. Die Streifen von Wiehie wurden von den kleinen Helfern mit dem Kleber bestrichen und auf Ritas Fell geklebt.
Es dauerte fast den ganzen Tag, bis Wiehie keinen einzigen Streifen mehr hatte. Aber die Arbeit lohnte sich, denn am Ende war aus ihm ein wunderschönes lilafarbenes Einhorn geworden. Und Rita ... hatte am ganzen Körper hübsche weiße Streifen. Glücklich lagen sie sich in den Armen. Sie bedankten sich oft und herzlich bei den Meerschweinchen, die ebenso glücklich waren, dass ihre Freunde sich endlich wohl fühlten und vergnügt quietschten sie ein fröhliches Lied. Diesen Abend verbrachten Jubjab, Wiehie, Rita und die Meerschweinchen zusammen. Sie feierten und tanzten, sangen und erzählten sich schöne Geschichten. Erst am nächsten Morgen machte sich jeder auf den Weg in seine Heimat. Und obwohl sie dann weit weg von einander waren, wussten sie ganz sicher, dass sie immer Freunde sein würden.
Ende."

Arnim faltet die Hände auf dem Tisch und blickt in die Runde. Er ist ganz zufrieden mit dieser spontanen Erzählung und lächelt nun das Mädchen an. "Jetzt ist aber jemand müde.", schmunzelt er und streicht sanft mit dem Daumen über Emmas Wange.

"Noch ne Geschichte!", ruft die Kleine, gähnt dann aber laut. Eva lacht. "Morgen vielleicht. Jetzt gehst du erst mal schlafen. Vielleicht träumst du ja von Jubjab, Wiehie und Rita." An Arnim gerichtet sagt sie noch: "Ich bring deine Co-Autorin mal schnell in ihr Bettchen." - "Mama, ich bin doch kein Auto!" Eva grinst, erklärt der Kleinen jedoch nicht, dass sie Co-Autor sagte und nicht Auto. Sie nimmt die Kleine und deren Teddy auf den Arm und trägt sie hoch in ihr Kinderbettchen.



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05.10.2023 09:23 (zuletzt bearbeitet: 07.12.2023 01:30)
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Drama-Aspirant

Charaktere: Familie Kamrad, Mayve, Arnim
Geschichtsstrang: Neues Jahr - Teil 2


Während Eva sich um Emma kümmert, klopft Alex seinem Freund anerkennend auf die Schulter. "Ich habe dein Talent schon immer bewundert. Manchmal frage ich mich, warum du Altenpfleger geworden bist und kein Autor." Er lächelt. "Ich meine das nicht negativ. Altenpflege ist ein wirklich wichtiger Bereich, der nicht die Anerkennung bekommt, die er verdient. Aber diese Kreativität, die mag ich ja an dir."

"Gute Nacht, Emma.
", winkt Arnim dem Mädchen hinterher und Mayve stimmt mit ein. "Schlaf gut, Süße.", ruft sie.
"Danke dir.", freut der Blonde sich über das Kompliment, doch eine leichte peinliche Berührtheit kann er nicht verbergen. "Ich liebe meine Arbeit. Ich will, dass die Sims um mich herum glücklich und zufrieden sind. Und ich freue mich, wenn ich meinen Teil dazu beitragen kann."
"Du könntest trotzdem deine Geschichten aufschreiben und veröffentlichen."
, wirft seine Freundin ein. "Alex hat schon Recht. Du bist so begabt."
Arnim lacht verlegen. "Ich glaube nicht, dass ich dafür gut genug bin."
"Du bist zu bescheiden."
Verliebt tätschelt sie ihm die Hand.



"Das finde ich aber auch eine gute Idee mit dem Aufschreiben.", sagt Alex, "Und wenn Mayve mit ihrem Talent dann die Texte illustriert, könntet ihr sie glatt veröffentlichen."

Sie Erwähnte reißt die Augen auf. "Das ist so eine tolle Idee! Komm schon, Hämmerchen, überlege es dir. Wir wären ein Team."
Arnim lacht erneut, dieses Mal lauter und kräftiger. Seine Mayve ist so einfach zu begeistern. Er liebt diese kindliche Freunde an ihr, doch verführt sie genau das auch immer wieder zu überstürzten Handlungen. "Ich überlege es mir.", nickt er schließlich.
Mayve strahlt von einem Ohr zum anderen und ihr Blick wechselt zwischen Arnim und Alex hin und her.

"Mindestens eines der Bücher werdet ihr dann los.", lacht Alex, "Das kauf ich höchstpersönlich."



In diesem Moment kommt auch Eva wieder runter zu den Erwachsenen. Emma schläft nun tief und fest. Sie bekommt Alex' letzten Satz noch mit. "Was kaufst du?" Er lächelt, legt seinen Arm um sie und zeigt auf die beiden Gäste. "Ich hab den beiden hier vorgeschlagen, gemeinsam Bücher zu veröffentlichen. Arnim schreibt die Geschichten und Mayve illustriert das Ganze." Mit einem Grinsen fügt er hinzu: "Ich mag erwachsen sein, aber ich fand die Geschichte auch toll, die du Emma erzählt hast."

Die Lobhudelei wird dem Erzähler unangenehm und er winkt bescheiden ab. "Was habt ihr für heute noch geplant?", versucht er das Thema zu wechseln.
"Wir hatten über Bleigießen nachgedacht.", schlägt Mayve vor. "Oder dieses Spiel, von euch,", mit dem Finger zeigt sie auf Alex, "wo man raten muss, was nicht stimmt."
Arnim schaut sie mit zerknitterter Stirn an. "Was heißt das?"
"Da muss man drei Dinge behaupten, die man gemacht oder erlebt hat, und die anderen müssen sagen, welche davon stimmt."
"Und die anderen zwei müssen ausgedacht sein?
", hakt er nach.
"Genau.", nickt die Brunette. "Hättet ihr Lust darauf?"

"Klar, warum nicht!"
, grinst Eva. "Da hatten wir an meinem Geburtstag ja auch schon viel Spaß mit."

Mit einer Flasche Wein machen die Freunde es sich im Wohnzimmer bequem. Mayve schaut überlegend an die Zimmerdecke. "Okay,", murmelt sie, "drei Dinge ... also, erstens - mit fünfzehn habe ich das Auto von meinem Papa zu Schrott gefahren.
Zweitens war ich mal über Nacht in einem Kaufhaus eingeschlossen und drittens habe ich einen Überfall im Supermarkt erlebt
." Grinsend führt sie ihr Glas zum Mund und nimmt einen genüsslichen Schluck, während ihr Blick die Runde streift.



"Also..." Eva überlegt. Nichts davon klingt völlig abwegig. Sie überlegt, ob Mayve vielleicht eine der Geschichten früher mal erzählt hat, doch ihr fällt nichts ein. Also heißt es raten. "Ich sag, du wurdest im Kaufhaus mal eingeschlossen.", sagt sie schließlich.

Die Freundin schüttelt frech grinsend den Kopf. "Falsch. Alex?"

"Du hast das Auto zu Schrott gefahren
.", vermutet dieser.

"Es war der Überfall.", klärt sie auf. "Ich war sechzehn und als Au pair bei einer Familie mit zwei Kindern. Die Große war etwa neun. Wir waren in so einem kleinen Supermarkt an der Ecke und da kamen plötzlich zwei Maskierte herein und brüllten wild durcheinander. Ich bin mit der Kleinen auf dem Arm und der Großen an der Hand ganz langsam rückwärts geschlichen und dann aus dem Laden raus. Die Täter haben uns nicht bemerkt und als wir draußen waren, habe ich die Polizei gerufen."

"Richtig so!"
, lobt Eva. "Die Polizei konnte hoffentlich helfen. Das muss ziemlich aufregend gewesen sein. Vor allem mit Kindern und in dem Alter."

"Erst im Nachhinein, ehrlich gesagt.
", erklärt die junge Frau. "Während der Situation hatte ich keine Zeit zum aufgeregt sein. Ich habe nicht mal darüber nachgedacht." Der nächste Schluck verschwindet hinter ihren Lippen. "Wer jetzt?", fragt sie dann.

Alex macht als nächstes weiter. "Ich wollte als Kind nie Arzt werden. Stattdessen wollte ich Fußballstar werden. Ich hab als kleiner Bub da auch drauf hingearbeitet. War in nem Verein. Hab trainiert. Mit dem Plan, später Profikicker zu werden." Er lächelt. "Dass daraus doch nichts geworden ist, seht ihr ja." Er stellt nun die zweite Variante vor: "Aber eigentlich gibt es um mich eine andere Geschichte. Ich habe einmal jemandem in meiner Jugend das Leben gerettet. Also nicht in meiner Position als Arzt, sondern als ich erst 14 war. Ein Kleinkind ist in einen Fluss gefallen und ich hab es gerettet, bevor es ertrank." Er sieht in die Runde. "Und die dritte Geschichte ist, dass ich mal den ersten Platz in einem Schachwettbewerb für Kinder gewonnen habe. Da war ich 12."



"Profifußballer.
", entscheidet Mayve selbstsicher. "Welcher Junge wünscht sich das nicht?"
"Ich bin für den vierzehnjährigen Lebensretter
.", hält Arnim dagegen. Beide sehen den Gastgeber erwartungsvoll an.

"Mayve hat gewonnen!", lacht Alex, "Auf Dauer hatte ich dann aber doch nicht die Ausdauer dafür."

Die Siegerin reißt triumphierend die Arme in die Luft. "Muss ich jetzt schon wieder?", fragt sie als ihr klar wird, was der Sieg bedeutet. "Ich lasse Arnim den Vortritt - ich war ja gerade erst."
Die Runde ist einverstanden und ohne zu überlegen beginnt er zu erzählen:
"Einen Sommer, als ich Teenager war, war es richtig heißes Wetter. Wir haben natürlich viel Zeit am Meer verbracht. Eine größere Gruppe Bekannter und Freunde aus der Schule hatte sich zusammengefunden und wir tollten im Wasser herum. Ich machte einen Sprung in die windigen Wellen und ... verlor meine Badehose. Das allein war schon peinlich genug. Aber dann stürmten zwei Kumpels auf mich zu, schnappten die Hose und liefen davon. Und ich saß im Wasser fest, umringt von Mädels, die wild herumgackerten und den Spaß ihres Lebens hatten. Zusätzlich natürlich diverse Urlauber, Familien und auch Senioren. Ich musste dann wirklich ohne Hose zu unserem Platz und mir ein Handtuch umwickeln.

Und als ich elf oder zwölf war, habe ich meiner Lehrerin einen Heiratsantrag gemacht. Ich hatte sogar einen Ring besorgt. Aber sie hat mir das Herz gebrochen und nein gesagt.

Vor Jahren war ich mit meiner Freundin bei einem Konzert und wir hatten das Glück, die Musiker nach dem Auftritt am Merch-Stand zu treffen. Wir haben ein Foto mit den Jungs gemacht - zwischen mir und meiner Freundin stand der Bassist und ich wollte - warum auch immer - über ihn hinweg, meine Hand auf ihren Bauch legen. Ich habe sie gestreichelt, das Foto wurde geschossen und die Band war dann recht schnell verschwunden. Ich dachte mir nichts dabei, denn als Musiker hat man an so einem Abend viel um die Ohren. Auf dem Foto sah ich dann, dass ich nicht den Bauch meiner Freundin getätschelt hatte, sondern den des Gitarristen."



"Ich tippe auf die Szene mit der Badehose
.", lacht Eva. "Jedenfalls gefällt die mir am besten!" Alex hingegen stimmt für die Szene mit der Musikband.

Arnim nimmt grinsend einen Schluck von seinem Eistee und zieht die Auflösung gekonnt in die Länge.
"Es gab einen Jungen, der seiner Lehrerin einen Antrag machte. Mit Kniefall und Ring und allem drum und dran... Aber das war nicht ich."
Mayve schmunzelt. Sie kennt die Geschichte und weiß, dass es Richard, Arnims jüngerer Bruder war, dessen Herz gebrochen wurde.
"Die Badehosengeschichte ist echt. Ich war der Typ, der sie geklaut hat. Sicherlich nicht meine netteste Aktion.", lacht er.
"Die Wahrheit ist, dass ich den Bassisten belästigt habe. Ich wollte ihn später aufsuchen und die Situation erklären. Aber er floh vor mir. Er glaubt vermutlich bis heute, dass ich ihn anbaggern wollte."

Alex muss lachen. „Jetzt kommt deine dunkle Seite zum Vorschein. Ich wusste schon immer, dass du die hast. Erst klaust du ne Badehose, und dann baggerst du auch noch Bassisten an.“ Auch Eva fällt in das Lachen mit ein. „Dabei tut er immer so nett und harmlos.“ Sie zwinkert Arnim zu. Er wird schon wissen, dass das alles nur Spaß ist.

Da Eva bisher noch keine Geschichten erzählt hat, wird entschieden, dass sie jetzt an der Reihe ist. Sie überlegt. Schließlich fängt sie an zu erzählen: „Ich hatte früher riesige Angst vor Hunden. Das kommt daher, dass ich als kleines Mädchen mit 5 oder 6 Jahren beinahe mal von einem gebissen wurde. Und zwar ist das so passiert: Ich war im Park unterwegs und habe einen Mann mit seinem Hund spielen sehen. Der Mann warf immer einen Ball und der Hund rannte hinterher. Ich fand das lustig und wollte mitspielen. Also rannte ich plötzlich mit dem Hund los und schnappte den Ball vor dem Hund weg. Der fand das nicht so lustig. Zum Glück konnte der Besitzer rechtzeitig eingreifen, bevor etwas geschehen ist. Er brachte mich dann auch zu meinen Eltern auf der Parkbank zurück, denen ich entwischt war.“ Evas Gesichtsausdruck bleibt neutral, um nicht zu erkennen zu geben, ob diese Geschichte nun wahr ist oder nicht. „Erst als Alex mich dazu überredete, Lady anzuschaffen, besiegte ich dadurch mein Trauma nach und nach.“



Nach einer kurzen Pause fängt sie gleich mit ihrer zweiten Geschichte an: "Vielleicht ist aber auch diese Geschichte hier wahr: Ich habe als Teenager, 14 oder 15, mal in einem Werbespot mitgespielt. Ich war zu dem Zeitpunkt in der Theater-AG der Schule und hatte da Spaß. Als dann Kids für den Spot gesucht wurden, war ich sofort interessiert. Und so hatte ich meine Eltern so lange angebettelt, bis sie mich dann beim Casting angemeldet haben. Und ich war eine der Glücklichen. Mit anderen Kindern habe ich dann für irgendwelche tollen Teenieklamotten geworben, die ich damals so cool fand. Damals gab es ja noch nicht so viele so genannter Influencer im Internet. Ich fühlte mich also wie etwas besonderes.

Sie räuspert sich. „Außerdem bin ich eine kriminelle Person. Das muss auch so im Teenageralter gewesen sein. Mit ein paar Freunden haben wir Mutproben gemacht. Dieses Mal war die Mutprobe, Bierdosen aus dem Supermarkt zu klauen. Wie das so ist in dem Alter will man die Grenzen austesten und schauen, wie Alkohol so schmeckt. Und natürlich wurde ich prompt erwischt. Nicht von einem Ladendetektiv sondern von einer Kundin, aber das half auch nichts. Die petzte das natürlich einem der Mitarbeiter, der es an den Manager weiter erzählte. Meine Freundin und ich mussten als Strafe dann unsere Eltern selbst anrufen und die Sache erzählen. Das reichte als Abschreckung.“

Arnim streicht sich nachdenklich über den Bart. Die Auswahl ist nicht einfach, aber er entscheidet sich für den Ladendiebstahl. "Ich glaube, ich bin nicht der Einzige mit kleinkrimineller Vergangenheit.", lacht er fröhlich.
"Ich bin für die Hundegeschichte." Mayve mustert ihre Freundin mit halb zusammengekniffenen Augen.

Eva grinst. "Arnim hat Recht. Ich war früher tatsächlich in der Theater-AG. Aber es kam nie zu einem Casting." Sie krault Lady hinter den Ohren. "Und mit Hunden hatte ich auch nie Probleme. Aber wie viele andere Teenager reizten mich Mutproben und das Verbotene. Zum Glück wurde mir das früh genug ausgetrieben." Sie grinst. "Aufgrund unseres jungen Alters kamen wir damit aber davon. Es gab nie eine Anzeige. Der Anruf bei den Eltern hat schon ausgereicht."

"Mein Vati hätte mir den Hosenboden versohlt
.", lacht Mayve angeschwippst. Nach kurzem Überlegen beginnt sie mit den nächsten Geschichten, die, dank des Weines, nicht so ausgefeilt werden, wie in der ersten Runde. Auch die Gastgeber haben inzwischen einen leichten Glimmer, was zur Folge hat, dass die Erzählungen schwächer und das Gelächter lauter wird.
Schließlich erhebt sich Mayve, ergreift die Hand ihres Freundes und zieht ihn lasziv lächelnd zu sich herauf, um sich an ihn zu schmiegen. "Ich möchte mit dir tanzen.", säuselt sie verspielt.



Arnim lässt sich lachend von ihr in die Mitte des Raumes ziehen, während Alex die Musik etwas lauter dreht und Eva ebenfalls auffordert.



Arnim lässt sich von Mayve umwerben und genießt diesen Moment. Seine Mayve - sie ist so voller Leidenschaft und es gelingt ihr oft, ihn ganz nebenbei und mühelos mitzureißen. Sie lebt den Moment und tut, was sie fühlt. Das faszinierte ihn von Anfang an.

Eva genießt den Tanz mit Alex. Er ist so schön. Und er ist immer für sie da. Ein Mann, mit dem sie alt werden möchte. Dass es auch den Gästen Spaß macht, ist nicht zu übersehen. Dem einen Lied folgen viele weitere und viele weitere Tänze. Auch dem Glas Wein folgen noch weitere. Der einzige, der auf Alkohol verzichtet, ist Arnim. Der hatte von sich aus angeboten, für alle Fälle nüchtern zu bleiben, falls etwas mit Emma sein sollte. Und auch wenn Alex ihm versichert hatte, dass er nicht erwartet, dass Arnim die Verantwortung übernehmen muss, die eigentlich den Eltern gilt, hatte der Gast darauf bestanden. Bis Alex schließlich nachgegeben hatte. Und wenn Arnim nüchtern bleibt.. gibt es keinen Grund, warum er selber nicht ein paar Gläser trinken sollte.



Auch wenn es nicht so viel Alkohol ist, dass Alex nun völlig dicht wäre, ist er mittlerweile etwas angeschwipst, genauso wie auch Eva. Das sorgt jedoch nicht für einen Stimmungsdämpfer, eher im Gegenteil.

Mayve tanzt an Arnims Hand, wirbelt lachend herum und landet direkt vor Eva. Kurzentschlossen schubst ie Alex mit uneleganten Hüftstoß, dafür aber zuckersüßem Blick beiseite und klammert sich an ihre Freundin, um sich mit ihr knapp neben dem Takt zu wiegen. Arnim beobachtet belustigt das Schauspiel, verneigt sich vor dem Beraubten und hält ihm galant die Hand entgegen. Beinahe anmutig dreht sich Alex grinsend in Arnims Arme und lässt sich auf diesen Tanz ein.

Gekonnt wirbelt Eva mit ihrer Freundin durch den Raum, während die Männer das selbe tun. Trotz ihrer angeheiterten Stimmung - Alkohol sei Dank - ist sie noch sicher genug auf den Beinen, eine Drehung zu vollführen, um sich dann wieder in Mayves Arme fallen zu lassen.



Draußen in der Stadt steigt die Aufregung, der Himmel wird häufiger und intensiver von bunten Gebilden eingefärbt, die auch im Wohnzimmer die Stimmung beflügeln. Das krachende Freudenkonzert steigert sich weiter und leutet das neue Jahr ein. Mayve drückt Eva fest an sich, nuschelt irgendwelche lieb gemeinten Worte dicht an ihrem Ohr und stürmt dann in die Arme ihres Freundes. Mit ihrem kräftigen Schwung bringt sie ihn ins Stolpern, doch er kann sich halten und nimmt ihren innigen Kuss entgegen.

"Los, lasst uns nach draußen, das Feuerwerk ansehen!", ruft Alex laut.

Drei Erwachsene verlassen die Wohnung, während Arnim einen prüfenden Blick ins Kinderzimmer wirft. Die kleine Emma schläft selig mit einer Hand unter der Hündin, die sich unter der Kinderdecke versteckt hat. Nur die besorgte Schnute lugt heraus. Mitgefühl breitet sich in dem Blonden aus - für die Tierwelt ist der Jahreswechsel immer wieder eine Tortur. Er beschließt, die Hündin dort verweilen zu lassen. Wenn dieser Platz ihr am sichersten scheint, möchte er sie keinesfalls verjagen.

Die Tür lässt Arnim einen Hundespalt offen, nimmt das Babyfon mit und folgt den anderen nach draußen, wo er seinen Arm liebevoll um Mayve legt und sie sanft auf die Stirn küsst. Ihre braunen Augen reflektieren das Farbenspiel und wieder einmal fühlt Arnim nichts als ehrliche Liebe zu dieser Frau. Glücklich lächelnd beobachtet er sie, wie sie in kindlicher Freude den Himmel betrachtet und über jedes neue Muster staunt, als wäre sie gerade erst auf diesem Planeten angekommen.



Eva sieht mit einem kurzem Blick zum Nachbargebäude. Komisch, dass es bei den Studenten drüben so ruhig verläuft. Wahrscheinlich feiern sie woanders. Sie wendet ihren Blick nun auf Alex. Zeitgleich fragt sich dieser, warum Arnim und Mayve keine Kinder haben. Sein Freund würde einen tollen Papa abgeben, so wie er mit Emma umgeht. Und er traut auch Mayve zu, dass sie mit dieser Verantwortung umgehen könnte. Aber das ist eine Entscheidung, die die beiden selber treffen müssen. Er legt seinen Arm um Eva und beobachtet das Farbspiel der Raketen.



Arnim geht nach: Brindleton Bay Nr 1 - Altersheim Shady Pines
Mayve geht nach >>> Henford-on-Bagley


In Zusammenarbeit mit @RivaBabylon


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