Kontinent - Europa

20.04.2023 18:32 (zuletzt bearbeitet: 28.04.2023 19:03)
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20.04.2023 18:35 (zuletzt bearbeitet: 23.04.2023 07:34)
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Shane, Ria - letzter Post

Ort: Willow Creek / Prag
Charakter: Shane / Ria
Geschichtsstrang: Eine Nacht in Prag





Etwas nervös vor der Reise flog Shane zu Rias Anwesen. Er hatte bei sich was er glaubte zu brauchen, obwohl er alles andere als wusste was er brauchen wird. Es ist nicht die erste grössere Reise die er antrat, immerhin hatte er es von England hier er geschafft. Und da wusste er auch nicht genau was auf ihn zu kam. Der Gedanke machte ihm Mut, denn diesmal war er nicht allein. Er mochte Ria. Er mochte dass sie anders war als die anderen. Genau wie er selbst. Das Gebäude liess ihn den magischen Schutzwall durchfliegen und er landete vor der Haustür. Sein Gepäck bestand grösstenteils aus Plasmafrüchten damit sich der Vorfall beim Festivals nicht wiederholte. Einmal tief einatmend, drückte er auf die altmodische Klingel.

Die weitflügelige Eingangstür des Anwesens schnappte leise und glitt dann geräuschlos nach innen auf. Das ihm bereits vertraute Kaminzimmer war zwar beleuchtet aber ansonsten leer. Ohne Eile schloss sich die Tür hinter ihm wieder wie von Geisterhand und Shane ging in den Raum hinein. Sein suchender Blick wurde schnell von etwas eingefangen das zunächst kaum auffiel, weil es die selbe Farbe wie die Raumbeleuchtung selbst hatte. Erst als der fliegende, leuchtende Ball in der Luft auf und ab wippte bemerkte er ihn richtig.

Der Ball schwebte etwa eine Hand breit über seinem Kopf und etwa 3 Meter entfernt am Durchgang zu einem Korridor. Shane dachte zuerst er hätte sich getäuscht, aber dann wippte der kleine Ball wieder auf und ab und begann dann langsam sich in den Korridor zu bewegen, blieb nach einem Meter wieder stehen und wippte erneut auf und ab. Langsam ging der junge Vampir auf den Ball zu der zu warten schien, bis er sich auf etwa einen Meter genähert hatte und dann im gemächlichen Schritttempo den Gang entlag flog. Der Gang selbst war unbeleuchtet aber das Licht des Ball´s reichte vollkommen aus um einwandfrei zu sehen wohin man ging. Sogar die an den Wänden verteilten Bilder konnte er im vorrübergehen betrachten.

Nachdem er an zwei Türen vorbeigekommen war knickte der Gang nach rechts weg und der Ball flog im eleganten Bogen um die Ecke herum in einen weiteren Gang an dessen Ende er Licht sehen konnte. Dieser Durchgang war aber halb von einem Vorhang vom dahinterliegenden Raum getrennt, so dass Shane erst wusste was ihn erwartete als er den Kopf einzog und die hälfte des Vorhangs mit einer Hand etwas weiter aufzog. Der Raum wurde von einem weiteren, brennenden Kamin dominiert, aber an den Wänden reihten sich Bücherschrank an Bücherschrank entlang. Eine Treppe führte in den ersten Stock und auch hier reihten sich weitere Bücherschränke aneinander so das sie alle Wände komplett umschlossen, abgesehen von der Wand an der, der Kamin stand.

Vor dem Kamin standen zwei gemütliche Ohrsessel, flankiert von einem Sofa. Davor ein niedriger Glastisch auf dem eine kunstvoll verzierte Uhr stand.
Shane erkannte, auch wenn er mit dem Rücken zu ihm saß, das Ria´s Großvater in einem der Ohrsessel Platz genommen hatte und ihn jetzt zu sich heran winkte. Der fliegende Leuchtball schwebte träge zur Decke empor wo er immer mehr abdunkelte, je höher er stieg und schließlich verschwand.

Als Shane näher trat sah er das William ein dickes Buch auf die übereinandergeschlagenen Knien aufgeschlagen hatte.
"Guten Abend mein Junge" begrüßte ihn der ältere Mann "ich freue mich das du pünktlich bist" Er lächelte als er den Blick vom Buch hob und Shane mit einem wohlwollenden Blick musterte. "Pünktlichkeit ist eine Tugend, die immer mehr in Vergessenheit zu geraten scheint bei den jungen Leuten." Er seufzte und sah über den Rand seiner aufgesetzten Brille hinweg in Richtung des zweiten Durchgangs der aus dem Raum wieder heraus führte. "Aber junge Damen haben ja das Vorrecht unpünktlich sein zu dürfen." erklärte der Magier säuerlich.
Bevor Shane etwas sagen konnte fuhr William weiter "Für eure Reise ist soweit alles her gerichtet und bereit .. die Transaltion sollte ohne Probleme statt finden können."

Shanes Gedankengang stoppte. Konnte den bei einer magischen Reise irgendwas ... schief gehen ? Aber noch ehe er eine Frage formulieren konnte, sagte William. "Vielleicht ist es das beste, das du meine Enkelin dazu holst. Sie ist in ihrem Zimmer. Einfach die Treppe hoch und geradeaus den Gang hinunter. Zweite Tür rechts."
Irritiert blieb Shane erstmal stehen, so dass William nach einem kurzen Moment den Blick hob und ihn drängte "Na los, die Nacht wird nicht länger"

Aus irgend einem Grund den er sich selbst kaum erklären konnte, nickte Shane einfach und stieg die Treppe hinauf. Auf halben Weg rief ihm William noch nach "Es ist das Pfauenzimmer" und Shane war sich ziemlich sicher noch das gegrummel zu hören "... passenderweise."

Die Türform änderte sich, als er wieder den - diesesmal erhellten - Korridor hinunter ging. Von gewöhnlich kantig zu ..rund. Das gab dem Flügel in dem er sich befand einen fast asiatischen Touch und die entsprechende Türe, die er suchte, war sogar wie japanische Shoji-Türe zur Seite hin aufgezogen.
Der Raum dahinter fiel dermaßen aus dem Rahmen das Shane zuerst verblüfft innehielt.
Zwar gab es auch hier viele Bücher die in Wandnischen platz fanden aber ansonsten wirkte der Raum wesentlich ... moderner.
Das lag zum einen an der Verarbeitung, zum anderen jedoch auch an den Möbeln und der Einrichtung selbst. Ein weiterer Blick verriet ihm wieso das Zimmer auch 'Pfauenzimmer' hieß. Das dominierende, fast von der Decke zum Boden reichende Fenster war aus verschiedenfarbigen Glasstücken zu einem Fensterbild geformte Darstellung eines Pfaus. Nachdem er diesen Umstand festgestellt hatte fiel sein Blick auf die darunter liegende Sitznische und eine schlanke, fast zierliche Gestallt, ganz in schwarz gekleidet die sich darauf fast wie eine Katze eingerollt in eine Ecke gekuschelt hatte.

Nicht sicher was dieser Anblick zu bedeuten hatte, sah Shane sich kurz nochmal in dem faszinierenden Zimmer um. Wollten sie nicht los? Für ihn gab es nur einen Grund sich in eine Decke zu rollen und sich nicht um Termine zu scheren: "Bist du krank?" fragte er mit besorgtem Unterton.

Victoria erwachte blinzelnd und drehte den Kopf zu Shane herum, wischte sich mit einer Hand über ihre Augen und blinzelte wieder. "Was ? " fragte sie schließlich ein wenig verschlafen und richtete sich auf. Sie rieb sich die Augen und rollte mit den Schultern, ehe sie sich ganz aufsetzte und die Arme räkelnd über den Kopf ausstreckte. Dabei bemerkte Shane, das das - was er zuerst als schwarzen Rollkragenpulli identifiziert hatte, sich von seinen Augen auflöste wie Rauch der von ihrer blassen Haut abperlte. Nachdem die Erscheinung verschwunden war, trug sie ein weißes T-Shirt das etwa einen Fingerbreit über ihrem Bauchnabel endete.

"Nein, ich bin nicht krank .. aber ich hab versucht etwas zu dösen, damit ich fit bin .. allerdings scheint mein Wecker verpennt zu haben.." sie sah zu ihrem Schreibtisch hinüber und warf dem darauf liegenden Kastenwecker einen bösen Blick zu. Dann wandte sie sich an Shane und stand auf. " Ich hol nur schnell noch meine Jacke .. ach ja .. eine Frage vielleicht noch .. " Sie ging zu ihrem Schreibtisch hinüber und hob eine Art dreieckig geformtes, an den Kanten abgerundetes Holzplättchen auf.
"Du kannst kein tschechisch, oder ?"

Sie stand neben ihn, ein kaum wahrnehmbarer Hauch eines Geruchs stieg ihm in die Nase, fruchtig aber nicht aufdringlich süß. Vielleicht lag es auch daran das er als Vampir Gerüche anders wahr nahm.

Sie sah zu ihm und hob fragend eine Augenbraue.

Shane folgte ihr mit den Augen und sah schließlich auf das Holzplättchen. Was auch immer das auch war. "Nicht das ich wüsste.." sagt er immernoch ein wenig verloren wirkend in diesem fremden Haus. "Was ist das?" fragte er den Geruch ignorierend. Es erinnerte ihn nur daran wie 'höhlig' er riechen musste und hoffte es fiel nicht auf.

"Naja, es ist ein tempo-lingualis Zauber .. ein Holzstück das man in den Mund schiebt und mit einem Zauberspruch aktiviert wird ... in der Regel hält es ein, bis zwei Tage an ... je nachdem " Sie zuckte mit den schmalen Schultern und verzog dann etwas das Gesicht, fast entschuldigend. "Es fühlt sich auf jedenfall erstmal komisch an." Sie stellte sich vor ihn und hielt das Plättchen in die Höhe. "Es wird dafür Sorgen das du am Zielort mit den Leuten sprechen und ihre Antworten verstehen kannst .. versuch aber nicht einen Brief auf Tschechisch zu schreiben." Ihre Augen lächelten, auch wenn ihre Mundwinkel kaum bewegten. "Du denkst immernoch in deiner Muttersprache.... Darf ich ? " fragte sie dann und hob kurz das Plättchen etwas höher. "Du musst den Mund aufmachen."

Erst hielt Shane verblüfft den Kopf etwas zurück bis ihm klar wurde dass sie es ihm auf die Zunge legen wollte. Er zögerte, dachte dann aber an Viola die ihn ständig schallt er würde zu wenig vertrauen. Also machte er den Mund auf, mit einem etwas mulmigen Gefühl wohlgemerkt.

Es war eigentlich ganz simpel - Ria schob ihm das Plättchen in den Mund, drückte dann überraschend nach oben und sagte - und dabei hörte sich ihre Stimme an als würde sie mehrstimmig zugleich vorwärts und rückwärts sprechen : "Siro Vocis". Einen Herzschlag lang passierte nichts, dann spürte Shane wie das Holz weich wurde und in seinen Gaumen hinein sickerte. Es tat nicht weh, aber war ungemein störend. Allerdings war es auch genauso schnell wieder vorbei.

Shane wartete ab, dann schluckte er und begann schmatzend das Holzstück in seinem Mund zu suchen. Wie weird das war. "Und jetzt kann ich Tschechisch?" fragte etwas ungläubig. An die Tatsache das er dort niemanden verstehen könnte dachte er gar nie. Hatte nicht Blaze ihm vor einiger Zeit am Skateplatz gesagt, das alle Sims simlisch sprechen können? War dem doch nicht so? Es würde ihn allerdings auch nicht wundern wenn er gelogen hätte.

"Kurz gesagt - ja, jedenfalls das "hochtschechisch" wenn du so willst... man wird dich als Ausländer erkennen aber du sprichst flüssig und verständlich" sie zuckte mit den Schultern "jedenfalls für einen Tag .. oder eine Nacht besser gesagt." Sie griff nach ihrer Jacke und steifte sie sich über ".. wenn der Zauber vorbei ist, wirst du das Plättchen wieder im Mund haben .. einfach Ausspucken und wegschmeissen." Sie klopfte ihre Taschen ab, fand was sie suchte und zog ihre Mütze aus einer der Taschen hervor, zog sie sich über die Haare und bis zu den Ohren hinunter. "Gut, ich bin soweit .. wollen wir ?"

Obwohl er ein Vampir war und ihn eigentlich nichts mehr schocken sollte was Magie anging, fand er dieses Holzplättchen doch reichlich merkwürdig. Der Gedanke, dass es sich grade irgendwie noch in seinem Körper befand, hart und hölzern, beunruhigte ihn ein wenig obschon er es nicht mehr spürte. Um von dem Gedanken los zu kommen, nickte er. "Ja." er wollte die Reise nicht länger aufschieben - besser sie brachten es hinter sich.

Ria führte ihn den Korridor den er gekommen war wieder zurück, allerdings in eine andere Richtung. Nach drei, vier Biegungen hatte er aufgegeben sich zurecht finden zu wollen - wieviel Zimmer hatte dieser alte Kasten überhaupt ? Als sie ihn eine Treppe in die tiefe hinunter führte bemerkte er das sie jetzt im zweiten Kellergeschoss sein müssten. Allerdings sah er auch das hier Korridore lagen die so lang waren, das sie in weiter ferne zu dunklen Punkten zusammenschrumpften. Die Flut an Zimmern schien unendlich zu sein bis die junge Frau ihn in einen einfachen Raum führte dessen Boden und Wände aus rauen, dunkelgrauen Steinen bestand. Im Boden waren mehrere, unterschiedlich große Kreise aus Metall eingelassen, die einander vielfach überlappten.

Gegenüber der Tür, auf der Wand war ein ähnliches Muster aus metallenen Reifen angebracht. William stand bereits im Raum und hatte wohl schon mit dem Zauber oder Ritual begonnen. Jedenfalls drehte er sich nicht zu ihnen herum sondern murmelte leise etwas vor sich hin.

Irgendwo aus der tiefe der Wand erhob sich ein knirschendes Knacken als Shane die Türe hinter ihnen zu machte. Aus dem knacken wurde ein Grollen und aus dem Grollen ein Rumpeln als sich die Steine nach und nach zu verflüssigen schienen und zur Seite drifteten bis mitten in der Wand eine Art Tunnel aus Steinen entstanden war. William hob den Kopf und lächelte Shane aufmunternd zu. Nur Mut schien er sagen zu wollen aber statt dessen sagte er "Gut, das Portal steht und ist stabil." Er seufzte leise. "Viel Glück Junge und .... pass mir auf meine Enkelin auf." Er lächelte aufmunternd und blickte kurz zu Ria hinüber "Du weißt noch, wie ihr wieder zurück kommt ?" Sie nickte und er schien zufrieden zu sein.

Ohne Scheu trat Ria in den geöffneten Steinkreis und sah über die Schulter hinweg zu Shane. "Nächster Halt ... Prager Hauptbahnhof."

Mit noch mehr Fragen als bei der Ankunft zwang Shane sich Ria zu folgen. Das ganze fühlte sich suspekt an und er wünschte sich er könnte einfach auf seine Fledermausform ausweichen, aber die Option gab es nicht - nicht mehr. Während er den ersten Fuss durchs Portal setzte fragte er sich Zeitglich wo sie wieder rauskommen würden und seine Fantasie offenbarte ihm bereits eine Menschenmasse die schreiend vor Angst und Überraschung auseinander stob. Unwillkürlich hielt er die Luft an, als der Rest des Körpers ins Portal eintauchte und es dauerte eine eine Sekunde, als er merkte dass nichts von allem auf irgend eine Art Schmerzen verursachte, bis er die Augen wieder öffnete.


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Szenenwechsel
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Alles in allem war an der Wand nichts besonderes.

Rotbraune Ziegel auf denen vor langer Zeit ein pubertierender Revoluzzer eine Parole mit silbergrauer Farbe aufgesprüht hatte.
"Freiheit für Kusbekistan" sollte es wohl heißen, rausgekommen war aufgrund der fahrigen Handschrift des jungen Pikassos etwas das man auch für eine Bestellung im nahen Dönershop hätte halten können.

Alles in allem war auch die Straße in der die Mauer stand nichts besonderes. Rissiger Beton, abgeplatzter Asphalt, Müll am Straßenrand. Heraus stach vielleicht noch das Wrack eines vor Unzeiten hier abgestellten Benzinautos, das inzwischen sämtlich wertvoller Elektronik und Mechanik abhanden gekommen war. Wie die Geier hatten die Schrottsammler alles Wertvolle aus dem einstigen Wunderschlitten herausgepickt und nur das blanke Stahlskelett zurück gelassen.

Und das hatte wiederum irgendwann vor Unzeiten ein wenig begeisterter Rowdy als Mutprobe mit einem Molotov angezündet.

Nein, so gesehen war auch das Viertel in dem die Straße lag, in dem die Mauer stand nichts besonderes. Eines von vielen Industrievierteln die ihre goldenen Tage seit den 1970iger Jahren stetig hinter sich gelassen hatten, bis es hier mehr leerstehende Hallen und heruntergekommene leere Gebäude als in Prypjat gab. Hierhin kamen nur Rowdys die gerne noch mit Steinen nach den wenig heilen Fensterscheiben schmissen, junge Graphitti-Schmieranten wie unser kusbekister Befreiungskämpfer, Grufftis, Punker, Öko-Zombies die hier mal richtig die Sau rauslassen wollten, ohne das gleich der Wachtmeister mit seiner schicken Uniform und dem neuen amerikanischen Betäubungs-Taser angerannt kam, wo die guten Bürger der Stadt sich über jede Minute lauter Musik und alkoholisierten Kindergebrüll mehr aufregten als über die massenhaften Exekutionen der fundamentalistischen Ashibolla-Milliz irgendwo im fernen Hinterasien an irgend einer ethnischen Minderheit.

Nein, besonderes gab es nicht an diesem Viertel, dieser Straße und auch nichts an dieser Wand aus rotbraunen Ziegeln und verschmierter Farbe aus der Sprühdose.

Fast nichts zumindest.

Niemanden wäre es aufgefallen, niemanden war es aufgefallen

An einem der unteren rechten Ziegeln hatte jemand ein Zeichen in den rotbraunen Ziegel geritzt. Schwungvoll, wie ein arabischer Buchstabe und auch wieder abgehakt wie ein japanisches Hiragana Symbol. Mit einem feinen Silbermeißel war die Rune vor ewig langer Zeit, als der Mörtel der Mauer noch nicht trocken war, in den Ziegel geschnitten worden - quasi im vorbeigehen.

Unbemerkt

Jahrelang hatte die Rune niemand bemerkt, selbst dann nicht wenn man direkt draufgesehen hatte.

Und selbst jetzt wäre kaum jemanden aufgefallen, wenn die Rune nicht angefangen hätte zu leuchten. Zuerst nur wie ein Faden einer antiken Glühbirne, dann immer heller und heller, bis ein heller milchiger Schein aus der Rune auf die Straße heraus fiel. Aber das eigentlich bemerkenswerte war nicht das Leuchten, sondern das die Mauer anfing in der Mitte .... weich zu werden.

Sie zerfloss förmlich wie geschmolzenes Kerzenwachs, bog ihre bröckelnden Ziegel durch bis diese fast den Boden erreichten oder drückte sie nach oben, so dass die Mauer einen kantigen Katzenbuckel beschrieb.

Es gab auch keine direkte Öffnung, den dort wo die Ziegel "fehlten" dehnten sich die anderen Ziegel aus, plusterten sich auf oder verzerrten sich ins abstrakte, bis die ganze Mauer wirklich nach der Erfindung eines Picassos aussah.

Dann tauchte ein ausgestreckter Zeigefinger auf, mitten in der Wand die niemand wirklich Beachtung geschenkt hatte seit der Silbermeißel am Werk gewesen war. Schnell wurde erschien auch die dazu gehörige Hand, ein Arm, ein Gesicht, dann eine Gestallt die mit der anderen Hand etwas hinter sich her durch das Ziegelsteinchaos zog und auf die Straße hinaus trat.

Als Ria auf die Straße trat sah sie sich als erstes suchend um, wachsam und vorsichtig sah sie die Straße hinauf und hinunter und wandte sich dann wieder Shane zu.

"Alles okay ?" fragte sie mit ungewohnter Fürsorge in der Stimme. Sie wusste das für jemanden der nicht in der Magie verankert war die Reise durchaus unangenehme Nebeneffekte hervorrufen konnte. Plötzlicher Schwindel, Gefühle der Selbstauflösung aber auch kurzfristige Ohnmachten waren nicht selten vorgekommen.

Fragend sah sie Shane ins Gesicht und wartete das er die Augen wieder öffnete.

Blinzelnd packte sich Shane an die Brust und hielt inne. Die Frage drang an sein Ohr und er nickte vorsorglich. Sein Augen leuchteten hell blau und feine Adern begannen unter seiner Haut sichtbar zu machen. Er sah uns spürte allerdings nur, dass er durstig war, von jetzt auf gleich. Als hätten sie die Reise doch auf herkömmlichem Weg gemacht und nur die Reisezeit schneller durchlaufen. Als ihm auffiel, dass Ria ihn musterte, faste er sich ins Gesicht. Jetzt erst begreift er dass man den Durst wieder sehen konnte. Schnell streifte er den Rucksack ab und griff gierig suchend hinein, bis er eine pinkfarbene Frucht in der Hand hielt. Er biss hinein und verschlang sie. Er versprach sich still, sich später um Blut Nachschub zu kümmern. Er stand wieder auf und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Die Adern waren wieder unsichtbar und die Augen menschlich Grau. Er war froh, hatte er Ria vorgewarnt gehabt, so musste er hierzu jetzt nichts sagen.
Stattdessen trat eine für ihn ungewohnte Entschlossenheit in sein Gesicht. „Lass uns schnell weiter gehen.“ die Gegend war ihm nicht geheuer.

Ria nickte und schob die Hände in die Jackentasche. Sicher - ihr war aufgefallen was mit Shane passierte, erklären konnte sie es sich auch noch in gewisser Weise .. der logische Teil in ihr ... der emotionale hatte kurz wahrgenommen das in Shane ein Raubtier wohnte und die Fassade mit der es sich umhüllt hatte kurz fallen gelassen hatte. Sie hatte die Veränderung in der Aura gesehen, mehr noch aber gespürt - dieses Prickeln im Nacken, das über die Wirbelsäule ausbreitete. Allerdings ... war es den bei ihr so anders?

Shane´s Mutation war dennoch irdischer Natur, bei ihr hingegen ...

"Wir müssen den Bus nehmen." sagte Ria und führte Shane zielsicher aus dem Industriegebiet heraus und in Richtung einer - besser in Schuss gehaltenen -Straße. Da Tschechien der EU angehörte war die Währung kein Problem gewesen aber das öffentliche Verkehrsnetz konnte Nachts vielleicht einige böse Überraschungen für sie Parat halten. Im Vertrauen auf ihren Sprachzauber jedoch, würden sie sich schon irgendwie durchwurschteln. Notfalls mit einem Taxi.

"... der Translationspunkt war am nächsten dran, trotzdem müssen wir noch ein Stück raus aus der Stadt." sagte sie und sah sich suchend nach einem Straßenschild um. Bog dann mit ihrem Begleiter um die Ecke und hielt auf ein einfaches Bushäuschen zu. Dort angekommen studierte sie den Fahrplan, blickte auf ihre Uhr und nickte. "Der nächste geht in 7 Minuten .. laut Plan." Sie sah zu Shane hinüber und musterte ihn.

Shane stellte sich mit Ria an die heruntergekommene Busstation die aus einer Bank mit Dach bestand, die schon sehr oft für Liebesbotschaften und Parolen herhalten musste. Zu ihrem Leiden nicht nur mit Stiften und Sprühdosen, sondern auch mit Messern geschnitzt und zerkratzt. Ein Schild kennzeichnete, dass hier ein Bus hielt und selbst dieses wurde nicht verschont. Waren das... Einschusslöcher? Shane atmete tief ein. In seinem Mund winselten seine Geschmacksnerven nach echtem Blut, doch er hielt sich zurück. Später... "Können wir nochmal den Plan durchgehen?" fragte er vorsichtig.

"Kladrau liegt etwa eine Autostunde entfernt" erwiderte Ria und sah auf ihre Uhr. "Wenn wir dort sind, dürfte es schon geschlossen sein ... wir müssen uns also so Zutritt verschaffen ... Die Bibliothek ist - anders als der Klostergarten und die Brauerei - nicht Teil der Besuchsführung ... sie liegt aber in einem anderen Gebäude als die Schlafzellen und das Dormitorium der Mönche." Sie sah auf die Uhr griff in ihre Jacke und holte zwanzig Euro daraus hervor. "Wir holen uns das Buch, fahren wieder hierher oder zu einem der Ausweichpunkte zurück. Ich öffne das Portal und wir reisen zurück. Alles in allen sind wir spätestens um vier Uhr wieder Zuhause."

Sie hob den Kopf und sah ihm ernst in die Augen.

"Keine Sorge, das wird ein Kinderspiel."

Ein Kinderspiel. Shane hatte Einbruch, Diebstahl und unbefugtes Betretenen geschlossener Bereiche, gehört - ein Kinderspiel.... Der Bus hielt mit einem lauten Quietschen, gefolgt von einem gänsehautbereitenden Zischen. Die Türen gingen auf und klafften wie ein Maul vor Shane. Er nickte vorsichtig wie um sich zu beruhigen. "Ich hoffe, das ist nicht umsonst..." murmelte er.

Im inneren des Fahrzeugs sassen nur wenige eingesunkene Gestalten. Im kalten Licht des Busses wirkten alle wie traurige Schatten. Shane wollte nicht sitzen und stellte sich in den Zwischenraum für die Stehgäste. Damit er nicht fiel, hielt er sich über sich an der Stange fest. Dabei versuchte er nicht darüber nachzudenken wie oft dieses Gefährt wohl schon gereinigt wurde. Er blickte zu Ria deren Gesichtsausdruck er nicht wirklich deuten konnte. Seine Mundwinkel zuckten kurz aufmunternd nach oben. Mehr um sich selbst Mut zu machen.
Eine Autostunde hatte sie gesagt. Shane schluckte und sah sich nochmal im Bus um. Hoffentlich reichte die letzte Plasmafrucht bis dahin…

Gegen Ende der Fahrt, begannen Shanes Augen wieder schwach zu leuchten und versuchte dabei die wenigen Mitfahrer nicht anzusehen. Shane begann unruhig zu werden und es war schwer zu erkennen ob wegen dem bevorstehende Einbruch oder dem Durst. Orientierungslos sah er sich um. „Wo ist… die Bibliothek?“ fragte er mit hektischem Unterton.

Victoria wandte den Blick durch die Seitenscheibe nach draußen und sah das nächtliche Prag vorrüberziehen. Zumindest der Teil den man vom Industriegebiet aus erkennen konnte, da der Bus - sogar ein alter Zil aus Sovietzeiten - die Stadt bald verließ und auch die Vororte hinter sich ließ. Sie hatte ein Knie zwischen sich und dem Vordersitz gezogen und blickte ab und an auch von der Szenerie die vorbeizog weg zu Shane hinüber. Es irritierte sie das der "Junge" so nervös war.

"Etwa noch 15 Minuten" beantwortete Sie seine Frage, ließ ihren Blick aber auf ihn ruhen. "Hast du eigentlich eine Freundin?" fragte sie unvermittelt und legte den Kopf etwas zur Seite. Da der Bus so gut wie leer war inzwischen und Ria leise gesprochen hatte, fiel auch niemanden auf das die Lippenbewegungen nicht zu dem gesagten passten. (selbst wenn die zwei, drei übrigen Mitfahrer aus der leisen Unterhaltung etwas herausgehört hätten)

Shane musste blinzeln bei der Frage. Wie kam sie den auf das? "Warum?" fragte er reflexartig und antworte im selben Zug, "Ähm und nein." Er kam noch nie dazu einen Sim so richtig kennenzulernen, bis sich irgendwas anderes als eine wage Freundschaft entwickelt hatte. Und die meisten die er kannte lebten in Simswelt und gingen mit ihm zur Schule. Früher beschränkten sich seine Sozialkontakte auf seine 'Eltern' und ein paar Internetbekanntschaften. Bis vor ein paar Jahren fand er Mädchen auch noch total uninteressant. "Und du..?" gab er zurück. Wenn sie darf, darf er auch oder?

"Nein" Ria schüttelte leicht den Kopf. Ihre Mundwinkel hoben sich nur einen Millimeter. Er sah schon nicht mehr so nervös aus wie noch vor 10 Sekunden - allerdings schien er in ihrer Frage irgendeine Art Falle zu wittern. "Ich ging davon aus da du ja kein Einzelfall in unserer Schule bist so als ... Nachtschwärmer." Sie zog leicht die Schultern in die Höhe und ließ sie wieder herabfallen. "Und du bist.... " sie stockte zog eine Augenbraue hoch und fragte unsicher "wäre Nett in Ordnung ?" sie legte den Kopf etwas zur Seite sah ihn fragend an. "Ich weiß, das das Wort in Beschreibungen eines anderen immer einen negativen Beiklang hat ... aber ich meine es so wie ich es sage."

Shane wurde rot ohne es zu merken. Verblüfft sah er sie an dann lächelte er. „Ich geb mir mühe..“ sagte er, steckte die freie Hand in die Tasche und schob einen Kiesel auf dem Boden zur Seite. Ihm wurde klar dass sie Viola meinte und er erinnerte sich an die Theorie die er mal hatte - auf dem Festival, nach dem Streit. Er konnte immer noch nicht einordnen wo er bei ihr stand. Da sie ihn jedoch grösstenteils ignorierte und oft mit Blaze abhing… unwahrscheinlich. Nach der Sache mit Vero, konnte er sowieso nicht mehr verstehen. „Viola und ich… sind keine Freunde.“ sagte er wieder aufschauend. Dass sie es in diesem Leben auch nicht mehr werden würden, sagte er nicht laut sondern drückte es mit einem Schulterzucken aus. Dann begann er Ria wieder anzulächeln. „Du bist auch nett.“ gab er das Kompliment zurück und seine Augen schienen nun wegen ihr zu leuchten statt des Durstes.

"Oh?" kommentierte Ria die aussage über Viola und ihr Blick ging etwas in die Ferne. "Entschuldige, ich dachte eure gemeinsamen Interessen würden dazu führen das ihr euch innerhalb der Schule als Gruppe zusammenfindet." Sie zuckte wieder leicht mit den Schultern und nahm sein Kompliment mit einem erneuten, kaum zu erkennenden Lächeln entgegen. "Danke." sagte sie leise und warf wieder einen Blick durch das Fenster nach draußen. "Ich glaube wir sind gleich da, das da oben sollte schon die Klostermauer sein."

Die Abtei lag gut sichtbar auf einem Hügel und ein breitgetretener Schotterweg führte zu dem im dunklen liegenden Gemäuer empor. Lediglich das Bushäuschen, an dem Shane und Sie ausstiegen hatte eine leicht flackernde Beleuchtung. Als der Bus wieder anfuhr - und dabei eine schwarze Dieselwolke hinter sich ausstieß - drehte sich Ria dem Kloster zu. Nachdem sich der beissende Treibstoffdunst gelegt hatte und auch der Motorenlärm verklungen war, hörte man leise den Wind durch das Gras wehen und weiter entfernt einen Nachtvogel rufen.

Shane sparte sich zu sagen, dass sich die Interessen die er mit Viola teilte in Grenzen hielten. Apropos Blutsaugen. Er schob sich mit einer Handbewegung die langsam zu langen Haare aus dem Gesicht über den Kopf und blickte zu den Mauern. An seinem Hals und den Wangen wie den Händen wurden die dunklen Adern sichtbar, die auf seine dunkle Form hinwiesen. Er schmeckte den Durst und wusste, er musste Ria davor bewahren. Er fragte sich, sich umschauend, wie er das bewerkstelligen sollte. Vor der Reise hatte er sie gewarnt. „Bevor wir da rauf gehen…“ begann er, „muss ich noch…“ erneut sah er sich nach einer Person um die nicht Ria war.

"Nur zu ... " Ria sah kurz zu ihm hinüber und wandte sich wieder dem Schotterweg vor ihr zu. "... so ne Plasmafrucht hält aber nicht lange vor, oder ?" fragte sie und ließ ihre grauen Augen langsam über das stockdunkle Gelände wandern. Lediglich das funkeln der Sterne am Himmel über ihnen schien ihren Blick länger gefangen zu halten und fast sehnsüchtig sah sie zum Himmel empor. Träumerisch murmelte sie leise, irgend einen Text rezitierend : "Wisse oh König, dass - bevor der Ozean Atlantis ertrank und die Söhne des Aryas zu Ruhm gelangten - ein unerträumtes Zeitalter dauerte - in dem die schimmernden Reiche der Menschen, wie verstreute Diamanten auf dem Samttuch der Nacht und unter den unermesslichen Schatz der Sterne sich über die Erde erstreckten ..." Sie seufzte leise und ließ den Kopf wieder sinken und sah entschuldigend zu Shane der seine Frucht auspackte. "Meine Familie hatte schon immer eine Schwäche für träumerische Texte und poetische Geschichten. " Ihr Blick glitt wieder nach oben in die unergründliche Schwärze des Alls. "Und ich selbst habe die Sterne immer geliebt."

Mit einem fast traurigen Lächeln schlenderte sie langsam auf den Schotterweg entlang auf das Kloster zu, das sich nun als schwarzer Schatten ind nachtblauer Schwärze vor ihnen drohend auf dem Hügel erhob.

So ne Plasmafrucht hält überhaupt nicht lange vor. Bestätigte Shane in Gedanken. Er folgte ihr kurz, überlegend, wie er das Problem jetzt lösen sollte und blickte nach ihrem verträumten Text eben falls zu den Sternen. Doch er meinte nichts dazu. „Kann ich dich allein hinauf gehen lassen?“ fragte er und warf einen Blick den Weg hinauf und dann über die Schulter zurück.

"Sicher," nickte Ria und ließ den Blick fragend sinken. Musterte Shane einige Augenblicke lang und zog dann die Schultern ansatzweise hoch. "Du kannst ja solange hier bleiben und .... Schmiere stehen ?" Mit seiner Abhängigkeit von den Plasmafrüchten war Shane vielleicht wirklich besser beraten hier draußen zu warten. Anscheinend erhöhte die Nervosität seinen Blutverbrauch immens - was eine interessante, wenn auch ernüchternde Entdeckung war. Sie sah sein Zögern und hielt zwei, drei Sekunden lang seinen Blick stand ehe sie ohne ein weiteres Wort ausschritt und sich daran machte den Weg auf das, nur durch eine uralte Glühbirne beleuchtete, Tor zu machen.

Als sie vor dem Holztor stand, in dessen rechte Flügeltür eine weitaus kleinere eingelassen worden war, hob sie kurz die Hand in einer leicht kreisenden Bewegung und das alte Schloss knackte leise ehe die Tür im Tor Geräuschlos aufglitt und hinter ihr wieder ebenso lautlos sich schloss. Ungehindert durchquerte sie den Hof und hielt sich nach rechts - weg vom Dormitorium des Klosters, hin zum Aedificium, das die Bibliothek beherbergte. Dort gab es eine reich verzierte Holztür, die ebenso wie die am Tor sich ohne Probleme öffnen ließ und sich dahinter in gähnender Schwärze verlor in die, die junge Frau ohne zu zögern eintrat.

Etwa 45 Minuten später hatte Ria was sie suchte Gefunden und mithilfe ihres Smartphones abfotographiert. Als sie das Buch zurück stellte und sich zum gehen wandte - wobei ihre Augen im dunkeln zu glimmen schienen - entdeckte sie eine sehr schmale Tür die wohl zu einem Keller oder eventuell einer Krypta führte.

Heute nicht dachte sie bei sich und verließ die Bibliothek ebenso, wie sie sie betreten hatte. Weitere 20 Minuten später stand sie wieder vor dem Kloster und schlenderte den Schotterweg hinab zurück in Richtung der Hauptstraße und des Bushäuschens.

Gut eine Stunde später - der Bus hatte NATÜRLICH Verspätung hier draußen - standen beide wieder vor der Ziegelmauer im Industriegebiet von Prag. Ria überzeugte sich das die Luft rein war, ehe sie den Rücktransport durch das Portal in die Wege leitete. Gerade als Shane - der die ganze Fahrt über ebenso wie sie selbst geschwiegen hatte - in den sich öffnenden Spalt trat, bemerkte Ria das sie doch nicht ganz alleine waren. Etwa einen Block die Straße runter stand eine Gestallt im Halbschatten und blickte mit gelben Feuer in den Augen zu ihnen hinüber. Sie war mitten in der Bewegung erstarrt und versuchte zu erkennen wer oder was sie da beobachtete - doch das Portal schloss sich bereits wieder und so riss sie sich los und sprang förmlich durch den kollabierenden Durchgang hindurch - direkt in den Keller ihres Zuhauses.

Während Ria in der Bibliothek war, flog Shane mit schlechtem gewissen durch die Stadt. Er musste sich Blut besorgen sonst hätte er die zweite Reise durchs Portal verheerend ausgewirkt. Um alles in der Welt wollte er verhindern dass die Höhlen-Szene sich wiederholte, auch wenn Ria wohl eine andere Liga von Gegner wäre als Viola. Er fand einen Mann. Jung. Schmutzig. Aber Vital genug um einen Biss zu überleben. Danach flog er zurück um weiter Schmiere zu stehen. Kurz darauf kam Ria und sie reisten zurück. Wegen des schlechten Gewissens Ria als auch dem jungen Fremden gegenüber schwieg er die meiste Zeit.

Zurück im Keller, zerrte sich sein Blutvorrat wieder auf, die Augen leuchteten erneut und die Adern wurden sichtbar. Er ass die letzte Plasmafrucht um das schlimmste zu verhindern. Dann blickte er Ria entschuldigend an. Jetzt erst fiel ihm auf, dass sie nicht mehr Gepäck hatte als beim Hinweg. Hatte sie das Buch nicht gefunden? Er war so sehr auf sich selbst konzentriert gewesen um die innere Bestie zu beherrschen, dass er fast vergass was für eine Mission sie gehabt hatten. „H-hast du nichts gefunden?“

Ria hielt zur Antwort ihr Smartphone empor.

"Keine Sorge, die Chronik war nicht sonderlich groß .. was mich gewundert hat aber hier solltest du alles finden was im ersten Teil des Briefes noch gefehlt hat." Sie ließ sich Shanes Nummer geben und übertrug die Daten der abfotographierten Seiten an sein eigenes Smartphone. "War doch gar nicht soooo schwer, oder ?" Kommentierte William den nächtlichen Ausflug. "Ich hatte schon Sorge ihr geratet in Prag´s Unterstadt oder noch schlimmer in die Katakomben tief, tief unter der Stadt." Der Magier zuckte mit den Schultern und sah sich Shane genauer an.
"Wenn du möchtest lasse ich dir ein Zimmer herrichten in dem du dich ausruhen kannst ... Vielleicht würde dir ein Tee gut tun ?" fragte er und meinte damit natürlich einen von der Sorte, die Shane gefahrlos trinken konnte.

Shane starrte auf sein Handy und den Text den Ria ihm geschickt hatte. Er sah erst - etwas verwirrt - wieder auf als ihm ein Zimmer angeboten wurde. Er blickte zurück aufs Telefon und die Uhr. „Danke. Ich-ich glaub ich fliege nach Hause bevor es hell wird.“


-----
Szenenwechsel
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Shane sitzt zu Hause und kann nicht aufhören das Buch anzustarren. Er hat einen Versuch gestartet dem Rezept zu folgen und dem ewigen Leben lebe Wohl zu sagen. Doch er konnte es nicht durch ziehen. Drei Tage lang hat er gelitten und dann hat er es abgebrochen. Er weiss nicht ob das etwas in ihm verändert hat, aber den Durst spürt er immernoch. Jetzt schafft er es niocht mehr alleine den Schritt zu tun um den Versuch erneut zu starten. Und es soll Dauern. Mindestens eine Woche. Und er hat nach drei Tagen bereits den Schwanz eingezogen. Ria und ihr Grossvater haben ihm Angeboten zu Helfen, doch Shane schafft es nicht den Entschluss nochmal zu fassen. Noch nicht. Er weiss nicht was das Problem ist. Hat es mit dem damit verbundenen Schmerz zu tun, oder seinen Eltern die nicht seine Eltern waren? Er muss diesen Adam finden und nochmal mit ihm reden. Auch wenn das vielleicht nur eine Ausrede ist um dieses Ritual hinauszuzögern... Aber am besten findet er ihn wenn er die Fähigkeit Vampirauren aufzuspüren noch behält. Das Buch versteckt er in einem Loch im Fels welches er zuschüttet. Doch vorher - und das ist bestimmt auch keine Ausrede - sollte er sich wieder mal in der Schule blicken lassen...


(In Zusammenarbeit mit LeahCross)

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16.10.2023 00:56 (zuletzt bearbeitet: 11.11.2023 23:33)
#3
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Schicksalslenker

Artjom kommt von Willow Creek Nr. 12 - Familie Komarow
Leon kommt von Oasis Springs Nr. 20 - Oasis Bowling
Nouki kommt von Evergreen Harbor Nr. 4 - Evergreen Werkstatt
Russell, Freya Start


Charaktere: Nouki, Leon, Russell, Freya, Artjom
Geschichtsstrang: Silvesterdesaster

Irgendwo in der Schweiz



Endlich ist es soweit. Endlich rufen die Berge. Besser gesagt die Schweizer Alpen. Auf diesen Winterurlaub hat sich Leon mega gefreut. Was dem Ganzen das besondere Extra verleiht: Nouki ist dabei. In anderen Worten: alle Dinge sind auf Spaß ausgerichtet.
Die Reisenden erreichen ihre Unterkunft. Der Teenager steigt aus dem Fahrzeug und nimmt einen Zug frischer Bergluft in sich auf. Erleichtert atmet er aus. "Einfach hamma." Grinsend sieht er zur Freundin. "Und? Bereit für Action, sobald wir unsere Bude bezogen haben?"



Leons Energie wirkt wie immer ansteckend auf Nouki. Während der Fahrt konnte sie nicht verhindern, dass ihre Gedanken immer wieder zu Artjom und dem Gespräch im KOJ schweiften. Der Abschied von ihrem Freund am Vorabend war von gemischten Gefühlen geprägt. Artjom war liebevoll und aufmerksam, trotzdem gab es diesen winzigen Knoten Anspannung in Noukis Magen, der nicht weichen wollte. Gut, dass Leon schon auf der Fahrt voller Pläne steckte und sie damit erfolgreich ablenken konnte. Jetzt reckt und streckt sie sich genüsslich und blickt bewundernd in die winterliche Umgebung, in die die kleine, urig und gemütlich aussehende Hütte, in der sie die nächsten Tage wohnen werden, eingebettet ist. Gleißende Sonnenstrahlen bringen die Schneeflächen ringsherum zum glitzern, so dass Nouki die Augen zu Schlitzen zusammen kneifen muss. Rechts von ihrer Bleibe ragt beinahe zum Greifen nah ein mächtiger, von zerklüfteten Felswänden geprägter, steinerner Riese empor. Noukis Kletterherz beginnt ehrfurchtsvoll und gleichzeitig begeistert zu pochen. Sie dreht sich zu Leon und strahlt. "Auf jeden Fall!" Dann sieht sie zu seinenm Vater, die ebenfalls die Landschaft bewundern. "Was habt ihr denn gleich vor? Erstmal gemütlich oder auf Erkundungstour gehen?" Sie will nicht unhöflich sein und sofort Solopläne mit Leon schmieden.

Der Angesprochene lacht. "Lass uns erstmal die Sachen reinbringen. Dann könnt ihr eure Pläne schmieden. So wie ich euch kenne, habt ihr schon was vor." Leon schaut erst seinen Vater, dann Nouki an. "Oh ja. Wie heißt es so schön: der Berg ruft!"

Seine Mutter sieht die Teenager an. "Aber seid vorsichtig. Fangt mit einer leichten Route an. Immerhin war es eine lange Reise hier her."



Die Antwort entlockt Nouki ein breites Grinsen. Sie nickt bestätigend und umrundet das Auto damit sie Freya helfen kann, das Gepäck auszuladen. Beladen mit Taschen, Ski-und Kletterausrüstung betreten sie den Vorraum, wo sie einen Teil abstellen. Fragend wendet sich Nouki an Russell: "Wo schlafe ich denn?" Die Hütte ist nicht so groß...hat sie überhaupt ein eigenes Zimmer? "Dann räum ich meinen Kram schon mal weg."

Russell sieht sich um. "Also wir haben ein Schlafzimmer. Weitere Schlafmöglichkeiten gibt es auf der Couch und dort die Sitzmöglichkeit, kann zum Bett umgebaut werden. ... Leg deine Sachen einfach dort vor dem Kamin hin, Anouk. Wir verstauen alles Step by Step."

Freya lacht laut auf. "So wie immer eben. Ein typischer Norman Family Urlaub." Leon kommt mit zwei Rucksäcken in die Unterkunft. "Mega nice. Wird gemütlich mit dem Kaminfeuer."

"Okay." Erleichtert, dass alles genauso unkompliziert verläuft wie immer, lädt Nouki die Taschen ab und kramt nur kurz ein paar Sachen, die sie zum Ski fahren braucht heraus, um gleich startklar zu sein. "Ja, ich freu mich auch schon auf das knistern und knacken." bestätigt sie und geht nochmal mit, um die restlichen Gepäcksstücke aus dem Auto ins Häuschen zu bringen. "Was hältst du von Tiefschneefahren gleich?" fragt sie Leon unternehmungslustig.

"Bin dabei!", grinst er und schnappt sich seine Ski-Ausrüstung. "Euch viel Spaß", wünscht ihnen Russell. Die Erwachsenen kümmern sich derweil weiter um das Gepäck.
Leon schnallt sich die Skier an die Füße und grinst. "Bin ready Nouk."



Mit einem lauten 'Klick' rastet Noukis Bindung ein. "Ich auch." grinst sie zurück und schiebt die getönte Skibrille von der Stirn über die Augen. Vorgebeugt auf ihre Stöcke gestützt fragt sie herausfordernd: " Irgend ne Idee für ne Challenge, bei der ich dich sowieso abziehen werde?"

Leon überlegt. "Lass uns erstmal die Pistenpläne anschauen. Kennen uns mit dem Terrain noch nicht aus. Lieber eine Nummer sichergehen. Dann überlegen wir uns eine Challenge. Oder was meinst du?"

"Na gut." Nouki nickt, rückt ihre Mütze zurecht und stößt sich mit den Stöcken ab in die von Leon gezeigte Richtung. Recht hat er, auch wenn die verschneite Umgebung und die mächtigen Gipfel ringsherum sie in Abenteuerstimmung versetzen. Vor einer großen Tafel, auf der bunte Routen eingezeichnet sind stoppen sie. Die Sportlerin studiert das verworrenen Muster und deutet dann mit eienm Skistock auf eine gelbe Linie. "Ich glaub das ist sowas wie die goldenen Mitte." Die Legende sagt 'mittlerer Schwierigkeitsgrad'. Sie sieht sich kurz um und weist in Richtung einer Gruppe hinter einer Hügelkuppe verschwindender Skifahrer. "Da drüben ist der Einstieg in die Abfahrt und dann könne wir neben die Strecke ausweichen in den Tiefschnee." Es ist nicht ganz ungefährlich abseits der Pisten zu fahren, aber die pulverig leichten Schneefelder sind mehr als einladend um durchzusausen und kalte Staubwolken aufzuwirbeln.

Der Junge sieht sich das Ganze an und nickt schließlich. "Ok. Und als Challenge würde ich vorschlagen ... man muss mindestens drei Sprünge schaffen. Also keine Hopser, sondern richtige Sprünge wie die in James Bond. Wer weniger hat, muss eine Pflichtaufgabe erfüllen. Deal?"

"Deal." Ein High Five besiegelt die Abmachung und los geht's. Genießerisch schlängelnd fährt sich Nouki auf der präparierten Piste warm. Endlich wieder dieses Gefühl von Freiheit und den aufregenden Kick der bevorstehenden Herausforderung zu haben, versetzt sie in Hochstimmung. Jauchzend schlägt sie einen weiten Bogen und saust durch eine Lücke in der seitlichen Absperrung hindurch, zwischen ein paar Bäumen in den Wald, der sich den Hang hinunter ins Tal zieht.



Hier liegt der Schnee locker und weich und reicht ihr bis zur Mitte der Oberschenkel. Zwischen den Tannen verläuft eine Schneise, die sich direkt anbietet für eine Abfahrt. Sie sieht sich kurz um, winkt Leon und hat in kürzester Zeit ihren Rhythmus gefunden. Bei jedem Richtungswechsel dringt ihr 'Hep' durch den tief verschneiten Wald und formt in ihrem Inneren ein motivierendes Mantra. "Hee....eepppp...aaahhh." Mit einem lauten Schrei hebt Nouki ab, macht instinktiv in der Luft eine halbe Drehung und kommt unversehrt, in leichter Rückenlage wieder auf. Blitzschnell setzen die Reflexe ein. Die aufwirbelnde, kalte Schneekristallwolke nimmt ihr die Sicht und sie kann nur hoffen, dass die Richtung stimmt. Sekunden später legt sich der weiße Nebel und gibt den Blick auf die Furt zwischen den Stämmen wieder frei. Erleichtert stoppt sie ein paar Meter weiter und sieht zu Leon, der irgendwo hinter ihr sein muss. Ein eingeschneiter, felsiger Absatz im Hang ist von hier unten gut zu erkennen. Das war also die Schanze von grade eben.

Leon atmet durch. Wenn seine Eltern wüssten, was Nouk und er tun, gäb es Ärger. Sein Vater sagte eins: >Unterschätz niemals die Gefahr der Berge. Fordere das Schicksal nie heraus!<
Der Junge verwirft den Gedanken und folgt der Freundin. Die legt ein ordentliches Tempo vor. Man erkennt eindeutig ihr Talent und die Routine im Skisport. Er hingegen hat Mühe sich in der Spur zu halten. Die aufwirbelnden Schneekristalle vernebeln ihm die Sicht, weshalb er den felsigen Absatz nicht klar erkennen kann.
Leon fährt völlig unvorbereitet darüber und realisiert erst in diesem Augenblick: Oh Fuck ... Mit einem lauten "Aahhwoah" landet er unbeholfen im Tiefschnee. Nur seine Beine mit den Skiern ragen heraus. Für einen Moment ist alles ruhig. Dann zappeln die Füße wild herum und ein "MMMMMM" hallt aus der Schneemasse.

Mit vor Schreck geweiteten Augen beobachtet Nouki den Sprung von Leon. Sch...hoffentlich...Ohne weiter zu zögern trippelt sie auf die Stelle zu , wo nur seine Beine zu sehen sind, stemmt im Wechsel die Stöcke in den Schnee, stößt sich mit aller Kraft seitlich ab und kommt schließlich außer Atem bei ihm an. Raus aus der Bindung und Schnee beiseite schaufeln ist eins. Angestrengt gräbt Nouki, befreit einen Arm, arbeitet sich nach oben vor und atmet erleichtert auf, als ein hustender, sich windender Leon zum Vorschein kommt. Sie lässt sich neben ihm in den jetzt platt gewalzten Schnee fallen und demontiert weiter das weiße Gefängnis, dass immer noch einen Unterschenkel umgibt. "Warte, gleich ist das Bein auch frei. Alles okay soweit bei dir? Hast du Schmerzen?"



Leon sieht zu Nouki, realisiert was gerade passiert ist und fängt an zu lachen.
So herzhaft laut hat er schon lange nicht mehr gelacht.
"Wie der Kojote aus Bugs Bunny ... einfach im Schnee stecken geblieben ... Genial!"

Er dreht sich auf den Bauch und atmet durch. Die Augen betrachten den blauen Himmel. "Es ist einfach cool hier."
Dann fügt er hinzu: "Danke Nouk. Bist einfach die Beste!"

Erleichtert fällt Nouki in sein Lachen ein und rollt sich neben ihn. Sie stützt die Ellbogen auf und legt das Kinn in die Handflächen, während sie ebenfalls den Blick über den verschneiten Wald und den tiefblauen Himmel gleiten lässt. "Das will ich doch hoffen." neckt sie Leon schmunzelnd. "Weißt du was? Wir machen jetzt was super verwegenes." Sie stupst ihn kurz mit einem der aufgestützten Ellbogen an und grinst. "Wir lassen die Challenge mal ausfallen und fahren ganz normal den Rest der Strecke. Ein halber Herzinfarkt reicht mir für heute." Sie lacht leise. "Obwohl ich sagen muss...das war schon filmreif."



Grinsend nickt Leon. "Okay. ... Allerdings hat mein spektakulärer Stunt einige Extrapunkte gebracht. Damit hätte ich eh gewonnen!", dabei streckt er neckend die Zunge heraus. Schließlich erhebt sich der Junge und klopft sich den Schnee von der Kleidung. "Also, let's go!" Er fährt los und ist sehr entspannt. Ihm tut diese Zeit mit Nouki sehr gut.

"Ja, da kann ich nicht mit halten."
lacht seine. Sie zieht die Ski wieder an und folgt Leon gemächlicher als vorher den Hang hinab. Sie wirbeln Wolken von Pulverschnee auf, der in der Sonne glitzert und Nouki verspürt ein solches Gefühl von Freiheit wie schon lange nicht mehr.

An einem schönen Aussichtspunkt bleibt Leon stehen und atmet laut ein und aus. "Herrlich!", ergänzt er. Dann formt er mit den Händen einen Trichter, um die Lautstärke seiner Stimme zu verstärken. "JODELIÖÖH!", erklingt es und der Teenager grinst frech. Sein Echo hallt von den anderen Bergen entgegen. "Versuchs mal Nouk. Es macht Spaß!"

"Ju-chu-chu-chuuuiii!!" jauchzt Nouki mit und muss lachen, als sich ihre Rufe mischen und verstärkt zurückgeworfen werden. "Jetzt bräuchten wir nur noch ein Alphorn, aber dann könnten wir wahrscheinlich auf ner Lawine ins Tal fahren." Sie grinst Leon an. "Komm, einmal noch zusammen..Holla-da-rei- dul-jööö. Eins, zwei, drei." zählt sie ein und nochmal erschallt der doppelte Gruß an die Berge in den höchsten Tönen. Als das letzte Echo verklungen ist, lächelt Nouki zufrieden. "Es ist sooo schön hier...oh, schau mal da oben!" Sie zeigt mit einem Skistock in den Himmel, wo zwei große Vögel über ihnen kreisen. "Geier...oder Adler...Steinadler vielleicht." Fasziniert beobachtet sie die eleganten Flugmuster der Tiere.

Leon sieht zu Nouki, deren Gesicht durch das Licht der Sonne regelrecht von selbst strahlt. Schamröte umspielt seine Wangen und er wendet den Blick zu den Vögeln ab. "Oh ja. Die sieht man öfters. In den Anden waren es die Kondore, die am Himmel gekreist haben. ... Wenn man sieht, wie weit oben die fliegen, kommt man selbst sich so winzig vor." Die Szenerie lenkt ihn gut ab. Beide Teenager beobachten die Tiere eine Weile bis sie sich auf den Rückweg zur Unterkunft machen.



Am Abend

Die vier Alpen-Abenteurer haben bereits ihr Abendmahl beendet, sitzen sie gemeinsam an einem Lagerfeuer.
Über ihnen funkeln die Sterne am dunklem Firmament. Leon holt einen neuen Stapel Feuerholz und legt ihn griffbereit in der Nähe ab.
"Müssen morgen noch welches hacken", erwähnt er. "Ok. Darum können wir uns ja kümmern", antwortet sein Vater. Mit einem Blick auf Nouki ergänzt er lachend: "Es sei denn, ein kraftstrotzende Wirbelwind kommt uns zuvor."

Schmunzelnd blickt Nouki auf. Sie hat die Arme gen Feuer gestreckt, um die Hände zu wärmen. Spaßeshalber winkelt sie jetzt einen an und hält ihn Russell hin, damit er ihren Bizeps fühlen kann. "Da strotzt nicht viel, guck." lacht sie.



Russell lacht nun auch. "Du passt so gut zu uns Anouk, du könntest glatt als unsere Tochter durchgehen. Stimmt doch, oder?" Freya stimmt ihm zu. Leon nickt. Ein Gedanke keimt in ihm auf. Es stimmt schon: Nouki ist wie eine Schwester für ihn. Jedoch ... Der Junge sieht der herumalbernden Freundin zu und seufzt innerlich. Ein Lächeln überspielt seine innere Zerrissenheit.

Die Worte von Leons Eltern wecken die Erinnerung an das Gespräch mit Artjom im KOJ und versetzen Nouki einen Stich in der Magengrube. Sie lächelt tapfer und sieht Leon an. "Ja, Leo ist wie mein Bruder... manchmal nervig, auch mal anstrengend, aber immer da wenn ich ihn brauche und für jeden Spaß zu haben." sagt sie mit neckendem Unterton in seine Richtung. "Ich möchte euch alle niemals missen..ihr gebt mir wirklich das Gefühl ein Familienmitglied zu sein, das ist schön." wendet sie sich lächelnd wieder den Eltern zu.

"Also "Schwesterlein", wenn du zu uns gehörst, dann musst du auch ein Fan von ...", dabei holt Leon eilig was aus der Unterkunft, "... American Smores sein!" In einem Korb, den er rausgebracht hat, befinden sich Marshmallows, Schokolade und Graham Crackers.
"Muss ich das?" Nouki lacht. "Ich kenn das gar nicht, also Prüfung nicht bestanden?" fragt sie gespielt erschrocken und sieht ihn mit großen Augen an.



Leon lacht. "Oh ja, musst du!", sagt er streng, obwohl das eher spaßig gemeint ist. "Das wird dir schmecken", bestätigt Russell ebenfalls. Die beiden Jungs machen es vor. Zuerst wird ein Cracker genommen, dann ein Marshmallow im Feuer angewärmt und auf das Gebäck gelegt. Dann kommt ein Stück Schokolade darauf und ein weiterer Cracker deckelt das Ganze. Schmunzelnd reicht Leon Nouki seine Süßspeise. "Probier."

"Mmmh." Mit sowas kann man sie immer locken. Etwas ungeschickt übernimmt Nouki die Leckerei aus Leons Hand. Die Schokolade läuft erst über seine, dann über ihre Finger und schließlich muss sie das Ganze auf einmal in den Mund schieben, damit nicht alles in die Einzelteile zerfällt. Leon steuert nach Kräften mit und muss lachen. Mit vollem Mund kauend, zeigt sie ihm den erhobenen Daumen und bemüht sich die süße Köstlichkeit nicht allzu unmanierlich vollends zu vertilgen. Schließlich schluckt sie. "Das ist megalecker." Ihr Gesicht zieren noch ein paar Schokospuren, als sie in den Korb greift, um erneut Zutaten zu holen. "Jetzt versuch ich das mal selbst." Sie spießt ein Marshmallow auf und hält es ins Feuer, während sie Leon beobachtet, der gerade ein neues Kunstwerk aufstapelt. "Bei uns gibt's Stockbrot, Gemüsespieße und vegane Würstchen, wenn wir am Feuer sitzen. Sowas würde meine Mutter wohl nicht dulden." lacht Nouki und sieht Leons Mutter an.

Freya und Russell lachen. "Weißt du Anouk, wir gönnen uns sowas gern einmal im Urlaub. Leon hat die Smores schon als Kind geliebt. Wir mussten ihn damals bremsen nicht alles instant wegzufuttern." Die Erzählung seiner Mutter lässt den Jungen erröten. "Und wo wir zusammensitzen ... was sind deine Pläne nach der Highschool, Anouk?", hakt Freya interessiert nach.



Nach einem amüsierten Seitenblick zu Leon, hält Nouki ein neues Marshmallow Richtung Feuer, ehe sie sich Leons Mutter zu wendet. "Eigentlich hat sich da nicht viel geändert dran. Ich würde gerne ins Ausland gehen, um eine Sprache zu erlernen und mich dann in die Ausbildung , stürzen." Ihre Miene wird etwas ernster. "Aber da ich jetzt einen Freund habe, werd ich sehen wie sich das alles verwirklichen lässt." Sie nimmt die Süßigkeit aus dem Feuer und beginnt ein neues, köstliches Kunstwerk aufzustapeln. Den Blickkontakt mit Leon vermeidend fährt sie fort. "Da kann man nicht nur an sich selbst denken, aber der Plan ist Sportwissenschaft zu studieren und mich auf Menschen mit Behinderung zu spezialisieren.“

Leons Blick verhärtet sich. Er schweigt. Russel bemerkt die Mimik, schweigt jedoch dazu. Freya schmunzelt auf und antwortet Nouki: "Das ist ein tolles und ehrgeiziges Ziel. Ich bin mir sicher, du schaffst das. Du hast einen Freund Anouk? Ich freue mich sehr für dich." Nach einer kurzen Pause fügt sie jedoch an: "Es soll nicht belehrend klingen, aber mach deine Zukunft nicht allein von deinem Freund abhängig. Es wäre schade, wenn du Dinge, die du gerne machen möchtest wegen eines Anderen nicht verwirklichst und dich später vielleicht darüber ärgerst." Dieser Ratschlag ist Freya wichtig und gilt ebenso für ihren Sohn.



Nachdenklich nickt Nouki und verzehrt ihr letztes süßes Gebäck, ehe sie sich zurücklehnt und kurz
im Anblick des nächtlichen Firmaments versinkt, an dem unendlich viele Sterne funkeln."Hey Leo, guck mal in den Himmel." Für einen Augenblick wünscht sie sich, Artjom wäre hier und sie würden gemeinsam dieses Bild genießen. Vielleicht würde er ihr Sternbilder erklären oder etwas über die Entstehung des Universums erzählen. Sie schiebt die Sehnsucht zur Seite und sieht wieder zu Leon, der im Feuer stochert. "Hast du Lust auf Nachtrodeln? Die Strecke bis zu dem Aussichtspunkt von heute Nachmittag?" Jetzt blitzen ihre Augen wieder unternehmungslustig. "So hell wie Mond und Sterne heut Nacht leuchten, reicht das um sich zurecht zu finden."
Sie sieht zu Leons Eltern. „Bis zum Fondue und Feuerwerk sind wir natürlich längst wieder da.“ versichert sie lächelnd.



"Klingt nice. Wäre dabei!", antwortet der Gefragte sofort. Doch Russellermahnt sie: "Wenn, dann nur auf der Kinderpiste ... unterschätzt die Berge nicht!"- "Ja, Papa", erwidert Leon demütig.


Etwas später

"Komm wir nehmen den großen Holzrodel!" Vergnügt zieht Nouki das Gefährt aus dem kleinen Holzschuppen neben der Hütte und staubt ihn ab. "Die Kufen wachsen wir nicht, sonst wirds vielleicht wirklich zu schnell." sagt sie, sich an die Mahnung von Russell erinnernd. Sie stapfen die Strecke bis zum Beginn der gewalzten Piste und Nouki platziert den Schlitten Richtung Tal gewandt. "Was willst du übernehmen? Richtung oder Bremse?" fragt sie, um zu bestimmen wer vorne und wer hinten sitzen wird.

Noukis Worte wirken in Leon nach. >mein Freund< >Artjom hier, Artjom da< Der Teenager sieht das Mädchen an und seine Augen leuchten im Schein des Mondlichts. "Bevor wir da runter fahren ... sollten wir was klären!" Seine Stimme hört sich ernst an.

Das Lächeln auf Noukis Gesicht wird schmaler. "Was klären?" wiederholt sie mit einem aufkommenden flauen Gefühl im Magen. Sie setzt sich auf den Schlitten und sieht Leon fragend an. "Dann setz dich doch auch."

"Bist du eigentlich hier wegen uns oder bist du eigentlich nur im Gedanken bei ihm?", sagt er direkt drauf los.



Noukis Herzschlag beschleunigt sich und für ein paar Sekunden schweigt sie, unsicher, was sie darauf antworten soll. "Ich..." Sie räuspert sich und spricht mit belegter Stimme weiter. "Ich bin hier weil ich gerne Zeit mit dir und deinen Eltern verbringe." Sie blickt aus der sitzenden Position heraus zu ihm hoch. "Vor allem mit dir natürlich, ist selten genug dass wir mal mehr als ein paar Stunden haben." Sie drückt mit dem Absatz ihres Stiefels Muster in den Schnee während sie mit gesenktem Kopf weiter spricht. "Und natürlich vermisse ich Artjom manchmal, aber das eine hat nichts mit dem anderen zu tun."

Der Zuhörer mustert sie. Genau so möchte er das Mädchen, welches er so sehr mag, nicht sehen. Am liebsten würde er sich dafür gerne selbst ohrfeigen. "Auch wahr. Was hat das eine mit dem anderen zu tun ... War eine blöde Frage. Tut mir Leid", sagt Leon matt. "Wo möchtest du beim Rodeln sitzen?", versucht er das Thema zu wechseln.

"Leo?" Nouki steht auf und sieht ihn ernst an. "Ich weiß nicht warum du gefragt hast und bin mir auch nicht sicher ob ich es wirklich wissen will, aber.." Sie tritt noch einen Schritt näher zu ihm. " Du bist mein bester Freund und mir sehr wichtig, sonst wär ich jetzt nicht hier...auch wenn du's nicht hören willst, Artjom war nicht begeistert davon und trotzdem bin ich gefahren. Ich will es allen Recht machen und schaff's irgendwie nicht..." Jetzt glänzen ihre Augen verdächtig im Mondschein. "Ich will dich nicht als Freund verlieren, niemals.." Am liebsten würde sie ihn umarmen, aber etwas hält sie zurück. Die Erkenntnis, dass etwas Neues, Fremdes zwischen ihnen steht, lässt endgültig eine kleine Träne aus dem Augenwinkel kullern.

Der Junge sieht sie an, geht einen Schritt näher auf sie zu und wischt mit dem Daumen ihre Träne von der Wange. Seine blauen Augen schauen direkt in ihre smaragd-farbenen. Ohne sich mehr Gedanken darüber zu machen, ergreift Leon Noukis Hand sanft. "Du bist mir sehr wichtig Nouk. ... Ich möchte dich nicht weinen sehen." Es herrscht Stille in der Nacht.



Mit einem leisen Schluchzer lehnt sich Nouki an seine Schulter und legt einen Arm um ihn, ohne ihre Hand aus Seiner zu nehmen. Es ist als fiele eine Zentnerlast von ihr ab. Die ganze Anspannung, die sich in den letzten Tagen in ihr aufgebaut hat, schwindet. Nach einer Weile rückt sie etwas von ihm ab und bringt ein Noukilächeln zustande. "Ich möchte hinten sitzen. Komm, der Mond leuchtet jetzt richtig hell, das ist super."
Leon nickt und kurz darauf hallt ein helles Jauchzen durch die Winternacht, als die zwei Sportskanonen auf dem Schlitten die Bahn hinab brettern.

Kurz vor Mitternacht

Mit gemischten Gefühlen hat sich Nouki von Leon und den Eltern zurückgezogen, um mit Artjom zu telefonieren. Das schlechte Gewissen drückt, auch wenn sie sich darauf freut mit ihrem Freund zu reden. Russell und Freya haben zwar Verständnis gezeigt, dass sie um Mitternacht nicht anwesend sein würde, wirkten aber trotzdem leicht enttäuscht und Leon...daran will sie gar nicht denken. Er hat nichts gesagt, aber Nouki weiß, dass die gleichgültige Miene nur eine Maske ist. Seufzend, aber mit immer mehr aufkeimender Vorfreude, zieht sie einen Sessel heran und macht es sich gemütlich. Die Beine über die Seitenlehne gehängt, tippt sie aufgeregt Artjoms Nummer an. Es läutet einige Male, dann...



Hey Babe!“ hört Nouki es aus dem Hörer begleitet von lauter Hintergrundmusik und lautstarken Sims die wohl feiern. „Warte, ich muss schnell hier raus.“ sagt Artjom und klingt ein wenig beschwipst. Der Raum um in herum wird dumpfer und eine Tür schliesst sich. „Sorry… hörst mich noch…?“

Der Klammergriff um ihr Handy lockert sich, als Nouki endlich Artjoms Stimme vernimmt. "Ja, ich hör dich gut. Wo bist du?"

„Im Flur.“ antwortet es am anderen Ende, „Achso, du meinst...“ Artjom lacht unbefangen und an seiner Atmung kann sie hören, dass er sich hinsetzt. Etwas wie eine Treppe knarrt. „Tartosa. N paar Bekannte feiern über Silvester. Vielleicht hab…“ schluckauf „ich dir schon mal von dem Musikgeschäft erzählt? Wie ists in der Schweiz?“ Die Worte aus Artjoms Mund sind zwar mehr oder weniger klar, aber schnell und sprunghaft.

Musikgeschäft? „Nein, hast glaub ich noch nie was erzählt davon.“ Sie presst das Handy zwischen Ohr und Schulter, schüttelt das große Federkissen im Sessel auf und lässt sich hineinfallen. Mit angezogenen Knien in die weiche Unterlage geschmiegt, sagt sie ein wenig sehnsüchtig: “Ich wär jetzt auch gern in Tartosa.“ Sie zupft an einer Ecke des Kissens herum. „Obwohls hier total schön ist. Wir wohnen in einer kleinen Hütte, ringsrum verschneite Berge..“

"Klingt voll schön..." Artjoms mehr oder weniger überlegte Wortwahl, scheint unter dem Alkoholeinfluss zu leiden. Er spricht schon wie Blaze. Die Musik wird wieder lauter und eine Stimme im Hintergrund sagt, "Tjomiboy, kommst du mit? Is gleich 12 Uhr." - "Alter hör auf mich so zu nennen." Artjom fuchtelt nach der männlichen Stimme, es liegt aber ein Grinsen in seiner Stimme. Lachen, eine Tür, die Umgebung wird dumpf. "Tartosa is klasse. Auch im Winter. Bin total ungern von hier weggezogen."



Nouki beschleicht ein ungutes Gefühl. Jetzt erinnert sie sich wieder. Er hat ihr erzählt von dem Kumpel, der einen Musikladen hat und ihm Tipps fürs Schlagzeug spielen gab. Artjoms Tonfall sagt ihr, dass er es genießt in der alten Heimat zu sein, bei den alten Freunden...Und? Gönn ihm das doch Sie drängt das Gefühl weg und richtet sich im Sessel auf. "Hey Tjomiboy, lass uns Videochatten, ich will dich sehen wenn's zwölf ist." greift sie deshalb den Scherz seines Kumpels auf und lacht.

"Mach das nich zur Gewohnheit, Nouk." grinst Artjom, und eine Sekunde später kann sie ihn auf ihrem Bildschirm sehen. Es ist schummrig im Flur, fast schon Keller oder Abstellkammermässig. Er wirkt ein wenig müde aber glücklich und lächelt in die Kamera. "Na, Schönheit? Macht ihr auch Party, oder wie läuft das bei Leon ab?"

Nouk... Kurz stutzt sie, überlegt, ob sie jetzt endlich was sagen soll deswegen, aber dann wirft sie ihm mit klopfendem Herzen einen Luftkuss zu. "Hi nochmal. Ich weiß gar nicht. Wir haben leckeres Käsefondue gegessen und jetzt mal sehen." Sie zuckt mit den Schultern. "Ich denk nicht dass wir mit seinen Eltern auf dem Tisch tanzen werden." antwortet sie schmunzelnd. "Was geht bei euch noch so?"

"Oh hm. Es sind viele Leute da die ich kenn. Einige besser als andere." er grinst. "Wir trinken n bisschen was und hören Musik, nix besonderes." Die Uhr zeigt 23:49 an und wie aufs Stichwort geht wieder die Tür auf und Artjom wird von hinten, in seiner sitzenden Position angefallen. Arme legen sich um seine Schulter und er beugt sich mit dem Gewicht der anderen Person ein wenig vor. Im Bildschirm erscheint eine Frau. "Artjom! Da steckst du! Jetzt komm! Wir wollen aufs Dach klettern und die riesige Gitarre spielen. Oh! Hallo!" mit breitem Grinsen winkt die junge, mit begeisterter Stimme sprechende Frau ins Handy. Sie wartet nicht auf eine Antwort von Nouki sondern rüttelt an Artjom. "Jetz komm! Das Feuerwerk ruft!" vergnügt lacht sie während sie ihm absichtlich nervig ins Gesicht greift, "Mann, Nenja, lass das doch mal." beschwert Artjom sich unernst. Die Frau verschwindet mit Feierlaune wieder. Artjom reibt sich das Gesicht und sieht zu Nouki. "Hey, ich kletter fix mit rauf, ja? Ich ruf dich dann sofort wieder an."



Das Lächeln auf Noukis Lippen erstarrt. Sie bewahrt die Fassung, aber in ihrer Brust packt eine kalte Hand ihr Herz und drückt zu. Was hast du denn gedacht? Klar feiern da auch Mädels mit. Klar kennt er welche dort und vielleicht sogar..besser. Sie haucht ihren Lippen wieder Leben ein, aber ohne das sonst für sie so typisch warme Glänzen in den Augen. "Klar, ich freu mich auf dich. Bis dann." Das Display wird dunkel. Nouki fühlt sich als wäre damit auch jede Farbe aus diesem Abend gewichen. Das Handy an ihren Körper gepresst, kuschelt sie sich wärmesuchend tiefer in das Kissen und lehnt sich mit der Schläfe gegen die Lehne. Durch das gardinenlose Fenster kann sie die bleiche Sichel des Mondes sehen. Auf der Terrasse hört sie Leon etwas erzählen und gleich darauf Gelächter. 23.56. zeigt der Handybildschirm. Quälend lange Zeit vergeht, bis die Zahlen endlich umspringen auf siebenundfünfzig. Mit unruhig klopfendem Herzen bleibt ihr Blick darauf kleben bis Mitternacht. Draußen knallt es und sie kann Leons Vater hören, wie er ihm ein frohes neues Jahr wünscht. Gleich darauf. "Mama, du erdrückst mich." Leo, leicht genervt, aber mit warmer Stimme.

00.01. Das Display bleibt schwarz. Wieder fröhliches Lachen auf der Terrasse. Der Mond wirft jetzt einen Streifen fahles Licht auf den Holzfußboden, bis zu Noukis Sessel. Sie zieht die Beine noch enger an den Körper. 00.02. Jetzt drückt der Kloß in der Kehle so sehr, dass es Nouki die Tränen in die Augen treibt. Sie will nicht weinen, muss gleich wieder rüber zu Leon und seiner Familie. Da kann sie nicht verheult sein. Sie würgt die Gefühle vom Hals in den Magen und presst den Arm gegen die Körpermitte. Nenja...nicht daran denken.. Nenja.. Während sie noch um Fassung ringt, zuckt sie kurz darauf erschrocken zusammen. Es ist 00.07. Artjom. Mit wild klopfendem Herzen hängt ihr Blick am Display. Der Zeigefinger verharrt zitternd über dem Hörersymbol. Jetzt rinnt doch eine einzelne Träne über ihre Wange und sie ballt die Hand zur Faust. Sie wird nicht ran gehen jetzt. Der Schmerz im Magen wird zu Trotz und einem kleinen Klumpen Wut. Über sich selbst, dass sie nicht mit ihm zusammen feiert..selbst Schuld, wenn er mit anderen Spaß hat, aber auch, weil es einfach scheiße ist, dass er sie ignoriert hat und jetzt wieder aus der Versenkung holt. Ein letzter Klingelton und das Display wird wieder schwarz.



Eine halbe Stunde später trudelt eine Nachricht bei Nouki ein. Eine Videobotshaft die Artjom zeigt. Hinter ihm der Nachthimmel, gefüllt mit platzenden Feuerwerkslichtern. Auf seiner Höhe eine Gruppe Sims die mit einander Sprechen und anstossen. "Nouki, das Netz ist ultra überlastet, ich wünsch dir ein frohes neues Jahr und freu mich dich bald wieder zu sehen. Ich liebe Dich." er winkt lächelnd und die Message ist zu Ende.

(in Zusammenarbeit mit @RacBadger und @Ripzha)

Nouki geht nach Windenburg Nr. 6 - Familie Jaspers
Artjom geht nach Willow Creek Nr. 12 - Familie Komarow

Leon geht nach Mt. Komorebi


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