Projekt Blaze: Unseen Truths

19.08.2024 20:50 (zuletzt bearbeitet: 19.08.2024 22:23)
avatar  Ripzha
#1
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Textmagier

Ich nehme mir Blaze's Geschichte noch einmal ganz bewusst vor und gehe Schritt für Schritt durch seine Vergangenheit. (Das ist quasi eine Version von Projekt Blaze aber eben anders...) Dabei geht es für mich darum, Dinge wieder ins Gedächtnis zu rufen, die damals vielleicht untergegangen sind. Mit dem Wissen von heute versuche ich, die Szenen neu zu rekonstruieren und die Charaktere um Blaze herum – nur meine – tiefer zu verstehen. Ich will versteckte Gefühle hervorholen, die ich damals nicht ganz erfasst oder aufgeschrieben habe, was mich höchstwahrscheinlich auf Inspiration zu aktuellem bringt. Bspw habe ich Irving nie richtig verstanden, oder Beth oder oder...

Während ich schreibe, habe ich überall Haftnotizen an meinem Bildschirm kleben. Sie erinnern mich ständig daran, auf die kleinen Details zu achten und mich immer wieder zu fragen, „warum“ – warum die Figuren so handeln, fühlen und denken, wie sie es tun. Eine Art selbst Experiment - Das wollte ich immer schon mal machen.

Ich poste es hier im Forum, falls jemand Bock hat, mitzulesen – fühlt euch frei! Kommentare sind erlaubt. Hauptsächlich post ich es hier, weil das Forum so ein großartiges Archiv ist.



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Blaze - Beth // Noch vor Newcrest


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19.08.2024 22:22 (zuletzt bearbeitet: 19.08.2024 23:11)
avatar  Ripzha
#2
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Textmagier

Diese Szene spielt relativ kurz bevor Blaze nach Newcrest gezogen ist . Ich wollte zeigen, wie Blaze Beth zu dieser Zeit gesehen hat. Sie war immer freundlich zu ihm, ganz anders als Audrey, und das irritierte ihn. Er verstand nicht, wie sie es schaffte, mit jemandem wie seinem Vater klarzukommen, während sie ihm gegenüber so ruhig und sanft blieb.


Blaze - Beth // Noch vor Newcrest
Del Sol Valley Nr. 6 - Blaisdell Anwesen (3)



Der Regen prasselte sanft gegen die großen Fenster, während Blaze in seinem Zimmer saß, den Blick starr auf die makellose Welt draußen gerichtet. Drinnen war alles still. Nur das entfernte Summen der Klimaanlage und das gelegentliche Tropfen von Regenwasser durchbrachen die Stille.

Irvings Haus war wie immer makellos. Jeder Winkel perfekt inszeniert, jedes Möbelstück teurer als die Träume der meisten Sims. Blaze spürte nichts davon. Es war alles leer – genauso leer wie er sich fühlte. Die glänzenden Oberflächen, die luxuriösen Teppiche, die kunstvollen Bilder an den Wänden – es war wie ein Museum, und er war bloß ein Besucher.



Er dachte an Audrey, die Frau, die einst in diesem Haus gelebt hatte. Die Frau, die er mit einem simplen Trick und ein paar Liebesbriefen aus dem Leben seines Vaters verdrängt hatte. Es war kein moralisches Bedenken gewesen, das ihn getrieben hatte – er hatte sie schlicht nicht ertragen. Sie war laut, kontrollierend und irgendwie immer präsent, während Blaze sie am liebsten einfach ignoriert hätte. Doch das hatte er nie wirklich gekonnt. Also hatte er die Situation genutzt, manipuliert und schließlich dafür gesorgt, dass sie verschwand.

Jetzt war Beth da. Beth, die so vollkommen anders war. Sie war nicht laut, nicht giftig – eher das Gegenteil. Sie war ruhig, fast zu ruhig. Eine Frau, die sich nie in seine Angelegenheiten einmischte, die höflich und distanziert blieb, selbst wenn sie ihn mit einem Lächeln ansprach. Manchmal wünschte Blaze, sie würde schreien, wütend werden, irgendetwas tun, das ihm erlaubte, sie ebenfalls aus seinem Leben zu vertreiben. Aber sie war wie der Regen draußen – leise und ruhig.



Blaze zog seine Jacke über, stand vom Bett auf und lief zur Tür. Es war noch früh, aber er musste raus. Weg von der erdrückenden Perfektion dieses Hauses, weg von den falschen Fassaden und den Erwartungen, die hier lautlos in der Luft schwebten. Er war schon fast an der Tür, als er Schritte hinter sich hörte. Beth.

„Sullivan?“ Ihre Stimme war ruhig, fast ein Flüstern. Sie nannte ihn nie Blaze. Nie. Und das trieb ihn in den Wahnsinn. Sie war genau so scheinheilig wie alle anderen. Würde sie es ernst meinen, würde sie ihn doch Blaze nennen, oder nicht?

Langsam drehte er sich um, nur um sie dort im Türrahmen stehen zu sehen. Ihre Arme waren locker vor der Brust verschränkt, ihr Gesicht wie immer freundlich und doch distanziert. Keine Vorwürfe, keine Wut – nur diese unerträgliche Sanftheit.



„Ist alles in Ordnung?“ fragte sie leise.

Blaze nickte knapp. „Ja...“ antwortete er kurz angebunden und öffnete die Tür weiter. Keine Lust auf eines dieser bedeutungslosen Gespräche.

„Ich hoffe, du kommst zum Abendessen.“ sagte sie mit einem kleinen Lächeln.



„Sicher.“ erwiderte Blaze ohne eine Spur von Ernsthaftigkeit in der Stimme. Er wusste, dass sie wusste, dass er es nicht ernst meinte. Aber wie immer ging sie nicht darauf ein.

Kaum war er draußen, spürte er die Kühle des Regens auf seiner Haut. Die schweren, glänzenden Autos seines Vaters standen ordentlich in der offenen Garage – eine Parade des Reichtums, auf die Blaze nichts gab. Er ging an ihnen vorbei, die Hände tief in den Taschen vergraben, während die Dunkelheit der Nacht ihn umfing.


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22.08.2024 16:50 (zuletzt bearbeitet: 22.08.2024 18:10)
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#3
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Textmagier

Blaze - Irving // Als er in Del Sol Valley ankommt
Del Sol Valley Nr. 6 - Blaisdell Anwesen


Sully sitzt auf dem Rücksitz eines dunklen Wagens. Die Sitze fühlen sich hart an, der Sicherheitsgurt schneidet ihm in die Schulter. Er drückt seine Stirn gegen das kühle Fenster, beobachtet, wie die Regentropfen in langen Linien die Scheibe hinunterlaufen. Seine Augen brennen, aber er weint nicht mehr. Er hat aufgehört, es zu versuchen. Seine kleinen Beine baumeln, ohne den Boden zu berühren. Er will nicht hier sein. Er will nicht weg. Er will bei Mama sein. Sie würde ihm sagen, dass alles gut wird. Aber sie ist nicht da. Nie wieder. Sein Bauch tut weh, und er schluckt das komische Gefühl hinunter, das in seiner Brust sitzt.



Das Auto ist still. Der Mann am Steuer redet nicht. Sully auch nicht. Er weiß, dass er irgendwohin muss, zu einem Mann namens Irving, aber dieser Name fühlt sich fremd an. Alles ist fremd. Mama ist nicht mehr da, und das macht ihn richtig, richtig traurig. In seinem Kopf tauchen Bilder auf von ihr, wie sie ihn in den Arm nahm, ihm Geschichten erzählte, die Haare aus der Stirn strich, wenn er schlecht geträumt hatte. Jetzt ist alles so leer. Kein Duft von ihrem Parfüm mehr. Keine warme Stimme. Nur der Regen und dieses große, kalte Auto.

Das Auto hält. Der Fahrer öffnet die Tür, aber Sully rührt sich nicht. Er will nicht aussteigen. Wenn er aussteigt, ist es echt. Mama kommt nicht zurück. Er bleibt einfach sitzen und starrt auf seine Hände, die fest um die Gurte seiner Tasche gewickelt sind. Seine Finger tun weh, aber das ist besser als der Schmerz, der in seinem Bauch rumort.



„Komm schon, Junge“, sagt der Fahrer und beugt sich zu ihm. Sully zögert, dann schwingt er langsam seine Beine heraus. Der kalte Regen prasselt auf ihn nieder. Sein T-Shirt klebt sofort an seinem schmalen Oberkörper. Er hebt den Kopf und sieht das Haus vor sich. Groß. Dunkel. Kein bisschen gemütlich. Da vorne steht ein Mann – Irving. Er sieht streng aus, mit einer festen Linie, wo andere Leute ihren Mund haben. Er lächelt nicht. Sully fühlt sich wie ein Fremder vor einer Festung, die ihn nicht will.

Sully versucht, stark zu sein, so wie Mama es ihm immer gesagt hat, aber seine Beine zittern, als er den Weg hinaufgeht. Die Tür schwingt auf. Irving sagt nichts. Kein „Hallo“, kein „Wie geht’s dir, Sully?“. Nur ein knappes Nicken. Sully schluckt schwer und drückt seine Tasche noch fester an sich, als würde sie ihn irgendwie schützen. Er will nicht hier sein. Er will zurück zu Mama. Aber das kann er nicht mehr. Mama ist weg, und das macht ihn noch trauriger.



Das Haus ist groß, still und kühl, nicht wie das Zuhause, das er mit Mama hatte. Alles hier riecht anders – nach alten Möbeln und etwas, das er nicht benennen kann. Sully steht da, die Füße auf dem kalten Boden, und merkt, dass hier niemand ihn in den Arm nehmen wird, wenn er traurig ist. Niemand wird ihm Geschichten vorlesen oder ihm sagen, dass alles gut wird. Er ist allein. Ganz allein. Das ist das schlimmste Gefühl auf der Welt.

Sullys Herz fühlt sich schwer an, fast zu schwer für seine kleine Brust. Er weiß, dass er nicht weinen soll – große Jungs weinen nicht, hat Mamas beste Freundin Trischa immer gesagt. Aber es tut so weh. Er beißt sich auf die Lippe und kämpft gegen die Tränen an. Hier darf er nicht weinen. Bei Mama schon, hier nicht.



Und so steht er da, einsam und klein in einem viel zu großen Haus, und wünscht sich nichts mehr, als dass Mama ihn wieder nach Hause holt. Aber Sully weiß, tief drinnen, dass das nicht passieren wird. Und das tut am meisten weh.


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