Sinneswahrnehmung

15.10.2023 13:49 (zuletzt bearbeitet: 15.10.2023 13:50)
#1
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Die wütende Stimme der Vernunft

Na, ihr kleinen Schreiberlinge,

Hier ist noch eine Schreibübung, die euch die Haare zu Berge stehen lässt! Diesmal geht es darum, eure Sinne zu schärfen und in eurem Schreiben mehr Details und Lebendigkeit zu erzeugen.

Schreibübung: Sinneswahrnehmung

Findet einen ruhigen Ort, an dem ihr ungestört seid. Schließt die Augen und atmet tief durch, um euren Geist zu klären.

Stellt euch nun eine alltägliche Szene oder eine Umgebung vor. Das könnte der Geruch eurer Großmutter's Küche sein, der Klang eines Waldes bei Sonnenuntergang oder das Gefühl von Regentropfen auf der Haut.

Öffnet eure Augen und schreibt einen kurzen Absatz, der diese Szene oder Umgebung beschreibt, wobei ihr so viele Sinneswahrnehmungen wie möglich einbezieht. Beschreibt, was ihr sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen würdet, wenn ihr wirklich dort wärt.

Versucht, so konkret und detailliert wie möglich zu sein. Nutzt lebendige Adjektive und sorgt dafür, dass eure Leser die Szene nahezu miterleben können.

Lest euren Text anschließend durch und überlegt, ob ihr noch weitere Sinneswahrnehmungen oder Details hinzufügen könnt, um die Szene noch lebendiger zu gestalten.


Diese Übung hilft euch, eure schriftstellerischen Fähigkeiten zu verfeinern und euren Lesern ein intensiveres Leseerlebnis zu bieten. Denkt daran, eure Sinne sind mächtige Werkzeuge beim Schreiben, und je besser ihr sie einsetzt, desto lebendiger wird eure Prosa!

Ich schließe die Augen und stelle mir vor, ich befinde mich in einer alten Scheune. Der Boden knarrt unter meinen Schritten, als ich auf das verwitterte Holz zugehe. Der Raum ist erfüllt von einem herben Geruch nach trockenem Stroh und Holz, während die Sonnenstrahlen durch die Ritzen der alten, morschen Bretter dringen. Die leise Melodie des Windes, der durch das Gebälk streicht, ist wie ein sanftes Flüstern aus der Vergangenheit. Als ich meine Hand auf die grobe Wand lege, spüre ich die raue Textur des Holzes, das von der Zeit gezeichnet ist. Ein fernes Pfeifen eines Vogels dringt an mein Ohr, und ich kann den Geschmack von Freiheit und Abenteuer in der Luft fast schmecken. Das Licht, das durch die Ritzen fällt, malt ein Mosaik aus warmen, goldgelben Flecken auf den staubigen Boden. Diese alten Balken erzählen Geschichten von Generationen, die hier gearbeitet, gelacht und geträumt haben, und ich kann die Geschichte in jedem einzelnen Knarren und Quietschen hören.

Text von Jochen


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28.10.2023 10:41 (zuletzt bearbeitet: 28.10.2023 10:43)
avatar  Ripzha
#2
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Drama-Aspirant

Es ist laut und die Luftfeuchtigkeit hoch. Ich stehe mit den Füssen im körpertemperierten Wasser und spüre es kaum. Es fügt sich angenehm an meine Haut und je weiter ich hinein wate desto wohliger und geborgener fühle ich mich. Das warme Wasser umarmt mich, heisst mich willkommen, wie die warmherzige Umarmung einer liebenden Mutter. Es trägt mich, macht mich fast schwerelos. Es riecht süsslich-bitter. Der Geruch von Urin der sich mit Klor mischt. Ein vertrauter Geruch den ich aus meiner Kindheit kenne, seit es Schwimmunterricht gab.

Das Wasser ist sanft und angenehm um meinen noch kühlen Körper herum. Wärmt mich augenblicklich auf. Unter meinen Füssen spüre ich ein gerilltes Gitter. Es fühlt sich anders an als die seidenen Fliesen mit den angerauten Fugen. Eine Luftblase steigt zwischen meinen Zehen auf. Eine zweite. Das Platzen der Blasen an der Oberfläche macht ein gurgelndes, spuckendes Geräusch und je mehr Blasen aufsteigen desto lauter wird es. Zahllose Aneinanderreihungen von erstickten BLURCH-Geräuschen. Ich verstehe kein Wort mehr um mich herum. Nur sprudelndes Wasser das mir bis zum Hals spritzt und mich zwingt meine Augen zu schliessen um mich vor verirrten Tropfen zu schützen. Riesige weiche Luftblasen die meine Haut beim Aufstieg massieren und den leicht schwebenden Körper in entspannte zuckende Bewegungen versetzt. Als die Düsen verstummen, bleibt ein leichtes kribbeln auf der Haut zurück. Wie hunderte stumpfe Spitzen die mich anstupsen, schnell und unregelmässig. Eine Erinnerung an das wilde Wasserspiel. Ein Abkühlen des heissgelaufenen Gemüts der Haut. Der vermissende Schrei nach mehr dieser Wohltat.

Wie ein Astronaut in der Schwerelosigkeit, schreite ich in den Bereich außerhalb des Gebäudes. Die Gerüche aus dem inneren verschwinden und weichen frischer, kalter Luft. Während mein Körper auf perfekten 36.4 Grad bleibt, kühlen meine Ohren und die Nase ab bis ich sie, bis auf ein feines Pochen, nicht mehr spüre. Der Dampf des geheizten Wassers steigt um mich herum auf und vernebelt den normalerweise sichtbaren Atem.

….


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